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Nummer Neun

von

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Prolog

Den Kopf auf ihrer klauenbewehrten Hand abstützend, blickte Naoko die Treppe herab und beobachtete schweigend, wie sich ihr Besucher samt seinem Gefolge entfernte. Ein Stück weit erleichterte es die Silberhaarige, dass das Menschenkind nicht länger mit ihrem Sohn reiste. Es war zwar nie zu befürchten gewesen, dass Sesshomaru gefallen an ihr fand, sollte sie älter werden – dennoch, sie war ein Schwachpunkt gewesen.

Nun waren es lediglich der Kappa und der Drache, die ihrem Herrn folgten. Abermals blieb ihr Blick auf dem Rücken ihres Fleisch und Blutes hängen. Ihr einziges Kind – und sie hatte bei seiner Erziehung ganze Arbeit geleistet. Wenn er nur aufhören würde ständig durch Japan zu ziehen und sich lieber seinen Pflichten als Fürst widmen würde! So lag dies aber an ihr. Ob es anders wäre, wenn er nicht als ihr einziges Kind aufgewachsen wäre?

Auf diese Frage würde sie nie eine Antwort erhalten.
 

Sesshomaru selbst stieß sich vom Boden ab und verließ das Schloss zwischen den Wolken. Er nahm sehr wohl wahr, dass Jaken länger brauchte, um aufzusteigen und Ah-Uhn in die Luft zu bekommen, kümmerte sich aber nicht weiter darum. Sein Diener würde schon hinterher kommen.

Ihr nächstes Ziel war nicht schwer zu erraten für den kleinen Youkai. In einer der Satteltaschen befand sich jener Kimono, den er beim Schneider des Schlosses abgeholt hatte. Eindeutig ein weiteres Geschenk für die kleine Rin, die seit vier Jahren bei der Miko Kaede lebte.

Die Reise verlief überwiegend schweigend und nach mehreren Tagen waren sie in der Nähe des Dorfes angelangt. Etwas lag in der Luft und veranlasste Sesshonaru dazu, kaum merklich Witterung aufzunehmen. Hier stimmte etwas nicht… Er sog die Luft abermals tief ein, roch Spuren von Rauch, verbranntem Fleisch und Blut, menschliches Blut. An sich interessierte ihn dies nicht weiter, doch an diesem Ort lebte Rin und sollte dieser etwas zugestoßen sein…

Jaken blinzelte perplex, als sein Meister mit einem Satz davon war und rief ihm hinterher er solle warten, doch er bekam wie gewohnt keine Antwort. Eilig machte sich auch der kleine Kappa daran, das Dorf schnellstmöglich zu erreichen.
 

Sesshomaru indes brach aus dem Schatten der Bäume hervor und hielt kurz inne, um sich einen Überblick zu verschaffen. Die Felder waren größtenteils zerstört, gut die Hälfte der Hütten komplett nieder gebrannt und die restlichen nur notdürftig repariert. Seine Füße trugen ihn hin zu jenem Ort, an dem die Menschen eigentlich nichts zu befürchten hatten, da sie unter dem Schutz seines Halbbruders und dessen Gruppe standen. Angespannt lauschte der Inuyoukai.

Hier waren eindeutig zu wenig Ningen!

Seiner Nase folgend stand er schlussendlich vor jener Behausung, aus der einer der Gerüche kam, nach denen er suchte. Ohne um Erlaubnis zu bitten, schlug er den Vorhang zur Seite, der notgedrungen als Tür diente, und fand sich bereits in dem winzigen Raum wieder. Ein Feuer brannte in der Feuerstelle, die dürftige Einrichtung war größtenteils beschädigt, wenn nicht gar zerstört.

Doch all das war ihm gleichgültig. Sein eisiger Blick zuckte zu dem Futon, auf dem die alte Miko lag und bereits sein Yoki wahrgenommen hatte. Mühsam drehte sie ihren Kopf und kniff ihr gesundes Auge zusammen, um ihn besser sehen zu können.

Ein Seufzen erklang, wusste sie doch genau, was er wissen wollte. „Kagome und die anderen sind unterwegs…“, die Stimme Kaedes klang ebenso schwach, wie sie sich fühlte. Es kostete sie sehr viel Energie, überhaupt zu sprechen. Zumindest musste sie nicht sonderlich laut sein. „Wir wurden überfallen…“, angestrengt holte sie Luft und schloss einen Moment ihr Auge, vor dem bereits schwarze Punkte tanzten. „Sklavenhändler, Youkai“, brachte die Liegende noch hervor, ehe sie ihre wenigen Kräfte verließen.

Der Silberhaarige atmete ein und roch frisches Blut. Die Alte schien es in der Tat schwer erwischt zu haben – und sie war die einzige Heilkundige hier. Eine gewisse Ironie hatte die Situation durchaus.

Etwas musste er aber noch wissen, auch wenn der fehlende Geruch Antwort genug war. „Rin.“

Kaum merklich nickte die Frau. Dass ihn etwas anderes interessieren würde, hatte sie nicht erwartet – und wenn ihre Annahme richtig war, würde er so oder so auch die restlichen Verschleppten befreien. Ein vollkommen logischer Nebeneffekt davon, wenn er die Bande auslöschte.

Nach außen hin nach wie vor die Ruhe in Person, wandte sich der Youkai zum Gehen, auch wenn auch wenn sein Blut innerlich kochte. Er würde die Übeltäter finden und sie lehren, was es bedeutete, ihn zu verärgern! Am Ausgang hielt er noch einmal inne. „Die Richtung.“

„Osten“, wisperte Kaede und war längst dabei, in einen hoffentlich heilsamen Schlaf abzudriften, während sich Sesshomaru auf den Weg machte.

Mittlerweile war auch Jaken eingetroffen und heftete sich an seinen Meister, der die mehrere Tage alte Fährte aufnahm. Er musste sich beeilen, Wolken zogen auf und wenn es erst zu regnen begann, hätte selbst er kaum eine Möglichkeit, der Spur zu folgen.
 

~~~
 

Schon viel hatte sie in ihrem jungen Leben erlebt und gesehen – dennoch hatte Rin Mühe, sich ihren Optimismus zu bewahren. Ihr Meister würde kommen und sie retten. Ihr Meister würde kommen und sie retten. Ihr Meister…

Immer und immer wieder sagte sie sich diesen einen Satz, ihr persönliches Mantra.

Die anderen Kinder des Dorfes saßen bei ihr in der Zelle und sahen ebenso wie sie mitgenommen aus. Junge Männer und Frauen waren ebenfalls mitgenommen worden, befanden sich aber in einem anderen Zellentrakt.

Seit sie verschleppt wurden, waren vier Tage vergangen. Einmal am Tag hatten sie eine geschmacklose Pampe aus Reis und Wasser bekommen, sonst nichts. Immer nur laufen.

Wer nicht gehorchte, dem wurde der Gehorsam eingeprügelt. Heute hatten sie das augenscheinliche Ziel erreicht und waren in die kalten Zellen gesteckt worden.

Ihre braunen Irden wanderten durch den dunklen, langgezogenen Raum. Es gab einen Mittelgang und zu beiden Seiten nichts als Gitterstäbe, die kleine Verliese schufen. Auch innerhalb der Verliese war, bis auf die massive Rückwand aus grauem Gestein, alles vergittert und nahm damit jegliche Möglichkeit, sich in einer dunklen Ecke zu verstecken. Dort befanden sich noch andere Menschen. Manche von ihnen hatten seltsam helles Haar und fremd anmutende Gesichtszüge, waren aber eindeutig keine Youkai. Sie mussten aus anderen Ländern stammen.

Rin rutschte etwas auf dem Boden herum, in dem Versuch, eine bessere Position zu finden. Sie hatten ein wenig Stroh auf dem Boden liegen, aber das war feucht und stank wie alles hier.

Youkai gab es auch. Als sie hergebracht wurden, hatte sie die Halsketten gesehen, die diese trugen und das Metall erkannt. Kagome hatte es ihr einmal gezeigt und erklärt, dass es die Kräfte der Youkai blockierte.

Sie hörte, wie die Tür geöffnet wurde und wegen des Lichtes, das herein fiel, hob sie eine Hand vors Gesicht, um nicht zu sehr geblendet zu werden. Als sie sich endlich an die Helligkeit gewöhnt hatte, weiteten sich ihre Augen.

Nicht wegen jenem rothaarigen Youkai, der den Überfall auf ihr Dorf angeführt hatte.

Auch nicht wegen dem schwarzhaarigen Menschenmann, der sich die neuste Beute ansah und zufrieden nickte.

Es war wegen der Youkai, die hinter den beiden demütig dastand und auf weitere Anweisungen des Menschen wartete.

Das, was die Frau trug, erinnerte sie an einen rotbraunen Yukata, nur das er ärmellos war und ihr gerade so bis an die Knie ging. Außerdem zeigte er mehr Dekolleté als gut war – aber dadurch auch etwas anderes. Im Gegensatz zu den anderen geknechteten Youkai, war die Kette um ihren Hals golden und eindeutig eine Zierde, keine Fessel.

Das war es aber auch nicht, was Rins Aufmerksamkeit erregte.

Die Fremde hatte ihre silberfarbene Haarpracht zu einem hohen Zopf zurück gebunden, der von einer roten Schleife zusammen gehalten wurde und ihr knapp bis zu den Schultern reichte. Die gleiche Farbe wie das Haar InuYashas, ihres Meisters und seiner Mutter.

Derweil drehte sich der Mensch zu ihnen und sein Gesicht hellte sich auf, als er sah, wie viele Kinder sie erwischt hatten. „Neun! Du weißt, was du zu tun hast.“

Fügsam verbeugte sich die Silberhaarige vor ihrem und dieser verließ, gefolgt von dem anderen Mann, den düsteren Zellentrakt. ‚Neun‘ derweil verschaffte sich selbst einen Überblick über die Neuzugänge.

Zuletzt wandte sie sich den Kindern zu und runzelte die Stirn – eines der älteren Mädchen war bei dieser Handlung zusammen gezuckt, aber nicht aus Angst, wie ihr der Geruch verriet.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Sundy
2017-02-08T06:11:06+00:00 08.02.2017 07:11
Ich bin sowas von gespannt wer die Frau ist und was sie für Aufgaben hat . Natürlich bin ich auch gespannt ob und wie Ein gerettet wird.
Von:  Rinnava
2015-08-26T20:48:02+00:00 26.08.2015 22:48
ein intressantes kapi
ich bin gespannt wie es weiter geht
Lg Rin
Antwort von:  Avialle
02.09.2015 20:51
Danke für dein Kommi
Ich hoffe, die FF findet auch weiterhin Anklang


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