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Erwachen

Nichts ist, wie es scheint
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Weiter gehts. ^^
Viel Spaß und liebe Grüße,
BloodyRubin Komplett anzeigen

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Rückkehr zur Schule

Kenjiro verbrachte die meiste Zeit des nächsten Tages damit, sich draußen aufzuhalten. Ihm war überhaupt nicht danach, zu Hause zu sein. Nach dem, was er im Traum gesehen hatte, schien eine seltsame, unerklärliche Furcht vor seinen Eltern ihn fest umklammert zu haben. Es war lächerlich, dumm und völlig unerklärlich, das wusste er selber. Aber er konnte den beiden Menschen, die er am meisten liebte und denen er blind vertraute, momentan nicht in die Augen sehen. Rastlos lief er durch das plappernde Gedränge der Stadt und kam nur gegen Mittag kurz zur Ruhe, um etwas zu essen. Danach lief er durch die belebten Einkaufsstraßen und blickte ab und an in eines der Schaufenster. Irgendwann hatte er auch davon genug und beschloss, ein wenig in den Park zu gehen.

Kaum war er im Park angelangt, verebbte der Lärm der Stadt und des Verkehrs. Der Braunhaarige genoss die Stille, dennoch beschloss er, sich nicht zu lange hier aufzuhalten. Mit der Ruhe kehrte auch die tiefsitzende Müdigkeit in ihm zurück und er konnte es sich nicht erlauben, einzuschlafen. Viel zu sehr lagen ihm die Träume der vergangenen Nächte im Magen. Es schien, als wäre mit dem Traum über Kenjiros Eltern eine unsichtbare Grenze überschritten worden. Die Panik, die er momentan hatte, wenn er nur ans Einschlafen dachte, ließ ihn selbst gegen Abend, als er endlich in seinem Zimmer saß, nicht zur Ruhe kommen. Daher verbrachte er die Nacht damit, vor seinem Computer zu sitzen, um sich abzulenken. Erst als sich das dunkle Blau der Nacht langsam erhellte, schaltete er das Gerät ab und machte sich für die Schule fertig.

Vor der Schule wartete Izuya auf ihn, der angesichts von Kenjiros Anblick zusammenzuckte. „Jetzt machst du mir langsam Angst.“ sagte er, sobald der Braunhaarige an ihn herangetreten war. „ Du siehst schlimmer aus als je zuvor. Haben die Beruhigungsmittel nicht geholfen?“ „Nein, haben sie nicht. Hätte mir auch gewünscht, dass es funktioniert.“ „Meinst du nicht, du solltest noch einmal bei meiner Mutter vorbeischauen?“ „Das werde ich noch machen. Aber wenn das auch nichts bringt, habe ich wieder das Nachsehen.“ Izuya machte ein ernstes Gesicht, sagte aber nichts, da in diesem Moment Sayuri und Taku dazukamen. „Hallo, ihr beiden.“ begrüßte Sayuri sie fröhlich, wurde aber blass, als sie den Braunhaarigen genauer musterte. „Was ist denn mit dir passiert? Du siehst ja echt krank aus.“ „Ich freue mich auch, dich zu sehen.“ gab Kenjiro mit einem leicht bissigen Unterton zurück. „Mal ehrlich: Wann hast du das letzte Mal ordentlich geschlafen?“ „Du meinst, ohne Unterbrechungen? Schon viel zu lange nicht mehr.“ „Ja, das dachte ich mir schon.“ „Das genügt, Sayuri.“ mischte sich Taku mit seiner ruhigen Stimme ein. „Es freut mich, dich wiederzusehen, Kenjiro.“ „Mich auch.“ erwiderte dieser und die beiden gaben sich die Hand.

Kurz herrschte Schweigen, ehe Izuya sich an Sayuri wandte. „Hast du schon...“ „...einmal daran gedacht, mal mit mir auszugehen?“ unterbrach das Mädchen und zwinkerte ihm zu. „Vielleicht.“ Darüber lachten alle, selbst Taku und Kenjiro. „Nein.“ fing Izuya von neuem an. „Würdest du...“ „...Taku verlassen und mit mir eine Beziehung anfangen? Ja, aber warte mit solchen Fragen, bis wir alleine sind. Er hat auch Gefühle, weißt du?“ Wieder lachten sie los. „Ich wollte nur wissen, ob du dir die Aufgaben für den Test morgen schon angesehen hast und mir bei Nummer zwölf helfen könntest.“ sagte Izuya, als er sich beruhigt hatte. „Sicher doch. Machen wir nach dem Unterricht einen Termin aus?“ „Super, vielen Dank. Ich warte dann vor dem Tor auf dich.“ Das Klingeln der Schulglocke unterbrach ihr Gespräch und Sayuri hastete in Richtung Schuleingang. „Wir sehen uns später. Wir haben in der ersten Stunde Chemie und Herr Hasaka grillt uns, wenn wir zu spät sind.“ Sie rannte davon, hinter ihr Taku, der ihr mit langsameren Schritten folgte. Auch Kenjiro und sein bester Freund machten sich auf den Weg zu ihrem Klassenzimmer.

Dort wurden sie von den dort Anwesenden begrüßt und setzten sich an ihre Plätze. Als ihr Klassenlehrer hereinkam, wurde dem Braunhaarigen schwer ums Herz. Er hatte nicht daran gedacht, dass zuerst Geschichte dran war. Er war sowieso schon so müde...Hoffentlich hielt ihr Lehrer ihnen nicht wieder einen ellenlangen Sermon. „Guten Morgen.“ sagte der Lehrer und die Klasse antwortete wie aus einem Mund. „Guten Morgen.“ tönte es durch den Raum. „Ich werde zunächst überprüfen, ob alle anwesend sind.“ Nachdem das erledigt war, trat der Lehrer an die Klasse und stellte sich vor seinen Schülern auf. „Wir werden heute ein neues Thema beginnen. Kennt jemand von euch den wahren Namen des sogenannten >Sonnenkönigs?<“ Ein Mädchen in der vorderen Reihe meldete sich schüchtern. „Ich...ich glaube, das war Ludwig der 14., oder?“

„Sehr gut. Also, das wird unser neues Thema. Fangen wir an: Ludwig der 14. war der Sohn von Ludwig dem 13. und Anna von Österreich...“ Wie auf Kommando schweifte Kenjiro ab und sah aus dem Fenster. Leichter Regen fiel wie in Schleiern und Nebel verbarg den größten Teil des Schulhofes. Erschöpfung stieg in ihm auf und fiel wieder ab wie Wellen von Wasser. Er würde so gerne schlafen...Sein ganzer Körper flehte nach Erholung. Bestimmt drängte er die Müdigkeit zurück und versuchte dem Thema zu folgen. Das war allerdings schwerer als gedacht, denn der Lehrer war in einen scheinbar endlosen Redefluss geraten und leierte seine Geschichte hinunter, wobei er teilweise wichtige Daten an die Tafel schrieb. Kenjiro bemühte sich, mitzuschreiben, doch die Tafel verschwamm ständig vor seinen Augen. Er fragte sich, ob er Izuya bitten könnte, ihm seine Notizen zu geben.

Wieder schweifte er ab und musste unwillkürlich an Shin denken. Er hatte noch immer keine Ahnung, warum der seltsame Junge ständig in seinen Träumen auftauchte oder was er wollte. Genauso unerklärlich war der dunkle, fensterlose Raum, in dem er sich immer wiederfand. Weder das Zimmer noch Shin hatte er irgendwo schon gesehen. Und nach allem, was er wusste, waren Träume nichts anderes als die Art des Gehirns, Erlebtes zu verarbeiten. Aber sowohl Sayuri wie Izuya wirkten völlig gesund und glücklich. Auch konnte er sich nicht erklären, wovor Shin ihn genau warnen wollte. Aber das, dachte der Braunhaarige wütend, lag wahrscheinlich eher an Shins Art und seiner undeutbaren Ausdrucksweise. Wenn der Schwarzhaarige nur einmal ordentlich erklären würde, was er für Probleme hatte, wäre bestimmt einiges leichter. Momentan kam er Kenjiro eher wie ein Unglücksbote vor. Vielleicht war er auch schuld an dem, was passierte. Bei diesem Gedanken fühlte sich der Braunhaarige seltsamerweise verraten. Aber hatte Shin nicht gesagt, er wollte ihm helfen?

Erschrocken fuhr Kenjiro hoch. Fast wäre er eingeschlafen, umhüllt von der sonoren Stimme seines Lehrers und dem Geräusch von Stiften, die über Papier kritzelten. Mit aller Kraft riss er sich zusammen und hörte zu. „Seit Ludwigs Kindheit führte Kardinal Mazarin die Geschäfte für den König...“ Die Müdigkeit kehrte zurück, stärker als zuvor. Erneut verschwamm die Tafel vor seinen Augen und er stütze eine Hand an seiner Wange ab. Immer wieder nickte er ein und erwachte wieder. Er fühlte sich schwach und krank. Das tagelange Wachbleiben forderte nun seinen Preis. Kenjiro versuchte, sich gegen den Schlaf zu wehren, doch ohne Erfolg. Wenn er sich nur fünf Minuten ausruhte...Nur fünf Minuten...das würde schon nicht schaden...Und wenn er bemerkte, dass er schlief, würde er sich einfach zwingen, wieder aufzuwachen... Er tat so, als würde er halb zur Tafel und halb aus dem Fenster sehen, legte den Kopf auf seinen Arm und schon trieb er durch die bekannte Dunkelheit, weiter und immer weiter...



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