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Eine Hand wäscht die andere...

von

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Narutos Geheimnis

Die darauffolgenden Tage waren ein Albtraum. Von ihrem Liebhaber betrogen, von ihrem Feind entblößt gesehen, von ihrem Mann gönnerhaft behandelt, von allen Hochschulen außer ihrer Traumuniversität abgelehnt und gerade letztere konnte sie trotzdem nicht annehmen. All das ließ sie in einem schrecklich leeren Zustand zurück. Temari war leider gerade auf einer Auslandsmission für ihren Vater, den Diplomaten, doch jede Minute, die sie erübrigen konnte, verbrachte sie mit Tenten am Telefon.

“Und er ... er hat einfach geschwiegen”, schluchzte Tenten.

Temari war ungewöhnlich still; sie fühlte, dass es ausnahmsweise an Tenten war ununterbrochen zu reden.

“Wie konnte er nur? Das ist nicht nett. Das sind Almosen. Wie unglaublich demütigend...” Ein Schluckauf gesellte sich zu ihren Schluchzern. “Das ist noch schlimmer als mich nackt zu sehen!”

Sie drehte sich auf eine komfortablere Seite ihrer Futonmatratze.

Nachdem Tenten so das ganze Wochenende vollbracht hatte, entschied Temari es sei an der Zeit ihr Schweigen zu brechen.

“Meinst du nicht, es wäre gut mal raus zu gehen?”

Tenten schüttelte den Kopf, was die andere natürlich nicht sehen konnte. Daher musste Temari zu ernsteren Maßnahmen greifen. Sie hatte einige Telefonnummern von Tentens Arbeitsfreunden. Nachdem sie und Tenten aufgehangen hatten, wählte sie eine davon.

Das nächste was Tenten in ihrem Dämmerzustand mitbekam war ein vehementes Klopfen an ihrer Haustür.

“Geh weg!”, rief sie. “Ich will keinen von euch jemals wiedersehen!”

“Ich weiß nicht ob ich einer derjenigen bin, aber für den Fall, dass ich keiner von denjenigen bin … Hier ist Naruto!”, rief der Blondschopf. Tenten schlurfte zur Tür und öffnete ihm.

“Du siehst nicht gut aus”, begrüßte er sie. Sie lächelte schwach.

“Wem sagst du das?”, erwiderte sie.

“Komm, wir gehen einen Happen essen”, schlug er vor. Endlich duschte Tenten und zog sich frische Kleider an. Danach sah sie eigentlich schon wieder recht präsentabel aus.

“Willst du mir jetzt erzählen woher du den Verband hast?”

Tenten winkte ab.

“Ach, das ist noch nicht mal das Schlimmste.”

Naruto machte einen besorgten Gesichtsausdruck als sie zu seinem Auto schritten. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen nahm Tenten zur Kenntnis, dass Neji ihren Wagen unbemerkt in ihrer Straße geparkt hatte. Einer Eingebung folgend warf sie einen Blick in ihren Briefkasten und fand dort ihre Autoschlüssel. Wie er wohl wieder nach Hause gekommen war…?

“Was ist denn das Schlimmste?”, riss Naruto sie aus ihren Gedanken. Tenten wandte sich vom Briefkasten ab und zuckte mit den Schultern. Sie mochte Naruto. Er war einer ihrer engsten Freunde, aber sie sprachen nicht so oft über persönliche Dinge.

“Es ist kompliziert”, gestand sie ihm während sie auf der Beifahrerseite einstieg.

“Ok.” Naruto gab ihr sein größtes Grinsen. “Dann lass uns dich erstmal füttern. Danach können wir immer noch über komplizierte Dinge reden.”

Tenten lachte herzhaft auf.

Naruto führte sie ins feinste Restaurant weit und breit: Burger King. Sie bestellten jede zwei Burger mit sämtlichen Pommes Frites und großen Getränken. Zusammen alberten sie herum, steckten sich Strohhalme in die Nasenlöcher und schmierten einander Ketchup ins Gesicht. Es tat gut unbeschwert ein bisschen kindliches Verhalten an den Tag zu legen.

Als sie schließlich auch noch Dessert bestellt hatten und vor ihrer Eiscreme saßen, begann Tenten mit stiller Stimme zu erzählen.

“Letztes Jahr ist etwas geschehen. Du hast selbst bemerkt, dass ich nicht so viel Zeit wie früher hatte.”

Er nickte bedächtig. Er konnte sich noch gut an die Zeit erinnern. Tenten hatte sich sehr verdächtig verhalten. Ihm war bewusst gewesen, dass sie ein Geheimnis gehabt hatte. Doch obwohl er so ein Lästermaul sein konnte, wusste er nur zu gut, dass es einige Geheimnisse gab, die niemanden etwas angingen.

“Hieran kannst du dich wahrscheinlich nicht mehr erinnern, doch ich habe dich auch mal nach einem Kollegen von uns ausgefragt-”

“Neji Hyuga”, hauchte Naruto und ahnte Schlimmes. Sie nickte, die Lippen schmerzlich verzogen.

“Oh mein Gott...” Er ergriff eine ihrer Hände, eiskalt vom Dessertbecher. “Hat er dir weh getan?” Natürlich machte die Stadt nicht gern einen Wirbel darum, doch dergleichen geschah auch unter Polizisten. Tenten allerdings schreckte alarmiert zurück und begann sofort den Kopf zu schütteln.

Sie seufzte.

“Nein, ganz und gar nicht”, versicherte sie. “Ich hab ihn geheiratet”, gestand sie ihm. Das hatte Naruto nicht erwartet. Diese Möglichkeit wäre ihm sogar in den wildesten Träumen nicht eingefallen. Sie sah wie überrascht er war und so holte sie den Ring an der Kette aus ihrem Hemdausschnitt. Der Blondschopf starrte das Kleinod dümmlich an.

“Nicht zu fassen”, murmelte er endlich, sodass Tenten ihn wieder einstecken konnte. Er sah seiner Freundin ins Gesicht. “Warum?”, wollte er verdattert wissen. Er sah Neji vor dem inneren Auge. Großer stiller Typ mit nichtssagender Visage, keinem Sinn für Humor, ein pures Monstrum der Effizienz. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die extrovertierte und charismatische Tenten sich zu so einem Mann hingezogen fühlen konnte.

“Ich habe mich für einen Studienplatz beworben”, eröffnete sie ihm als nächstes und gab ihm somit das zweite Puzzlestück.

“Wow”, machte Naruto. “Also hast du’s tatsächlich geschafft mit dem Nebenjob genug...” Seine Stimme wurde immer stiller als die Realisation ihn traf.

“Es gab gar keinen Nebenjob, oder?” Sie schüttelte den Kopf.

“Und warum hast du Neji dann ge- … Ach so...” Naruto ging ein Licht auf. Jetzt war es an ihm den Kopf zu schütteln. Er war fassungslos.

“Das hätte ich mir niemals ausmalen können”, gestand er. Er gab ihr einen mitleidigen Blick.

“Das tut mir so leid für dich. Das muss hart gewesen sein.” Er rieb ihr ermutigend die Schulter, doch Tenten verdrehte nur die Augen. Sie wusste was in Narutos Kopf vorging.

“So war es gar nicht”, erklärte sie ihm. Sie erzählte ihm, dass Neji sie nie auch nur unangebracht angefasst hatte. Es gab keine Avancen.

“So ein Typ ist er einfach nicht. Er...” Das konnte sie eigentlich nicht erzählen. Wie es um ihn und seine Familie stand war seine Privatangelegeheit, doch Naruto war ungewöhnlich erahnend: “Seine Familie wollte, dass er endlich heiratet, was? Und er wollte bloß in Ruhe gelassen werden?”

Sie nickte. “Woher weißt du das, Naruto?”

“Ach”, machte er ausweichend. “Ich habe einen Freund, der so eine ähnliche Familie hat.”

“Jedenfalls war es gar nicht so übel. Wir hatten sogar so was ähnliches wie Spaß zusammen.” Tenten war selbst überrascht über die Worte, die ihren Mund verließen. Sie dachte an die Tanzstunden.

“Und was ist dann passiert? Ich meine, irgendwas Schlimmes muss doch vorgefallen sein … ” Er deutete vage in ihre Richtung und seine Geste schloss ihren schlabberigen Pullover und die abgerissene Jeans mit ein. Da stützte Tenten das Kinn in die Hände und dachte nach.

“Tja”, stieß sie aus. “So genau ist das schwierig zu sagen. Hm. Ich schätze es fing an als ich eine Affäre begonnen hab.” Von der Nacht in der sie Neji betrunken gemacht hatte erzählte sie Naruto lieber nichts.

Er war schockiert. “Eine Affäre? Du böses Mädchen!”

Sie kicherte. “Ok, halt dich fest. Das kommt vielleicht etwas überraschend, aber Ich habe eine Zeit lang mit Kakashi geschlafen.”

Narutos Kinnlade fiel herab. “Ich kenne unseren Arbeitsplatz viel weniger gut als ich vermutet hätte”, musste er erkennen.

Und dann erzählte sie ihm alles. Sie erzählte ihm von ihren enttäuschenden Erfahrungen mit all den Bewerbungen, wie demotiviert sie sich gefühlt hatte im ersten Jahr. Und wie viel schrecklicher es im zweiten Jahr gewesen war. Als sei sie zu nichts zu gebrauchen. Sie beschrieb auch wie Kakashi ihr erst sehr nett und simpel erschienen war.

“Ich glaube, erst wollte ich einfach Spaß haben. All meine Zeit war aufgeteilt zwischen Arbeit und einem falschen Ehemann, mit dem ich nicht schlafen konnte - Ich mein, nicht schlafen wollte. Und dann beim zweiten Mal…” Tenten überlegte angestrengt. “Da hab ich Trost gesucht, glaube ich.” Ihr Freund nickte verständnisvoll.

“Und dann … dann wird alles einfach mega kompliziert. Ich weiß gar nicht wie ich das beschreiben soll. Plötzlich waren Neji und ich keine Freunde mehr, und dann war da ein Kuss. Dann kam plötzlich eine Zusage, die unmöglich echt gewesen sein konnte, und auch noch Fotos und ... ” Tenten fasste sich an den Kopf als habe sie Migräne. Liebevoll half er ihr sich die Schläfen zu massieren. Mit Hilflosigkeit im Blick sah sie zu ihm auf. “Dann hab ich ihn weggeschickt und… Jetzt bin ich hier.”

“Dir ist schon klar, dass die letzten paar Sätze absolut zusammenhangslos waren, richtig?”, fragte er sanft. Tenten lachte leise ob seiner Frage und nickte resigniert. Dann schüttelte sie ihre Hilflosigkeit ab und versuchte es erneut. Diesmal schien es mehr Sinn zu ergeben. Naruto sah nachdenklich aus. Er starrte lange ins Nichts bevor er sich wieder an sie wandte.

“Tenten”, sagte er bestimmt. “Ich glaube, ich sollte dir jemanden vorstellen.”
 

***
 

Es stellte sich heraus, dass Naruto auch ein paar Geheimnisse hatte. Im Auto erklärte er ihr, dass er einen Freund hatte. Jemanden mit dem er ab und zu gern abhing. Naruto kannte ihn über seine Frau, die eine Freundin aus Kindheitstagen war. Offenbar war das derselbe Mann, der eine ähnliche Familie wie Nejis hatte.

“Ich kann mich sehr wohl daran erinnern, dass du mich mal nach dem Hyuga ausgefragt hast”, eröffnete Naruto ihr als er in Richtung Stadtzentrum abbog. “Und zwar weil ich da lügen musste. Ich meinte ich wüsste das alles von Jiraya, doch das stimmte nicht. Mein Kumpel ist in denselben Kreisen wie dein-” Naruto unterbrach sich kurz, weil ihm die nächsten Worte, die er aussprach, so falsch und ungewöhnlich vorkamen. “...Mann zu Hause.”

“Warum hast du denn über so etwas gelogen?”, wollte sie wissen.

“Warum hast du darüber gelogen Neji zu kennen.”

“Na ja, technisch gesehen habe ich nicht darüber gelogen ihn zu kennen, sondern darüber ihn geheiratet zu haben.”

Naruto verdrehte die Augen.

“Du wolltest nicht, dass jeder auf der Arbeit die Tratschmühle über dich in Gang setzt”, beantwortete er seine eigene Frage und sie bestätigte das.

“Jetzt stell dir vor es ist nicht nur die Tratschmühle auf der Arbeit. Sondern die der ganzen Stadt. Alle Frauenmagazine spekulieren darüber ob du ein enger Freund bist oder nur der Hausjunge, fragen dich ob du nicht ein exklusives Interview geben könntest...”

Tenten war erstaunt. “So berühmt ist dein Freund?”

Naruto nickte. Nun war Tenten gespannt wer dies sein mochte.

Sie parkten in dem Parkhaus einer unglaublich schicken Appartementanlage. Offenbar hatte Naruto einen Besuchspass.

“Er wohnt hier?”, wollte Tenten mit Ehrfurcht in der Stimme wissen. Naruto bestätigte. Der Lift war sehr schnell, brauchte aber trotzdem eine ganze Weile bis er die gewünschte Etage erreichte. Als sie endlich ankamen, wurden sie von einem paar überraschter Gesicht in Empfang genommen.

“Also wer ist jetzt deine Freundin, die Hilfe brau-”, begann der Mann mit dem rabenschwarzen Schopf griesgrämig bevor er verdutzt innehielt. Sakura neben ihm ging rasch von Überraschung zu Sorge über.

“Ist alles ok?”, fragte sie Tenten. Die elegante Frau Uchiha hatte Tenten noch nicht oft gesehen, doch sie hatte ein starkes Band zwischen ihnen gespürt. Sie identifizierte sich sehr mit dieser Frau und hatte sie als Inspiration gefunden, um ihre eigene Ehe wieder aufleben zu lassen. Jetzt fürchtete sie sich doppelt. Sie fürchtete um ihre neue Freundin und um ihren frisch wiedergefundenen Glauben an die Ehe.

Tenten begriff die Situation nicht wirklich. “Was geht hier vor sich, Naruto?”, verlangte sie zu wissen. Sasuke wurde es zu viel. Also ging er ins Wohnzimmer und schüttete sich einen Scotch ein.

“Will sonst noch jemand was?”, fragte er in die Runde.

“Also wenn du schon anbietest, ich könnte auch einen vertragen”, stimmte Tenten an und schob sich an Naruto vorbei zu Sakura, die sie zur Couch führte. Mit einem Glas in der Hand fühlte die Welt sich schon ganz anders an.

“Also… Dein Freund ist Sasuke Uchiha. Und deine Busenfreundin aus Kindertagen ist Sakura?”, versuchte Tenten die Fakten aufzuzählen. Alle im Kreis nickten. Naruto hatte sich mittlerweile auch zu ihnen gesellt.

“Und du kennst die beiden von all den Events, die Nejis Onkel organisiert?”, wollte Naruto sich diesmal bestätigen lassen. Wieder dreimal Nicken.

“Jetzt da das geklärt ist...”, begann Naruto. “Tenten und Neji haben Stress. Und da ist mir etwas eingefallen was du letztens gesagt hast, Sasuke. Du hast irgendwas darüber erzählt, dass einer deiner Gastgeber ein richtig übles blaues Auge hatte?”

Tenten wurde hellhörig.

“Ja”, bestätigte Sasuke. “Aber eigentlich weiß Sakura da mehr drüber. Ich fand es einfach nur amüsant, dass jemand dem aufgeblasenen Sack endlich mal eine verpasst hat.”

Sakura wandte sich aufgeregt an Tenten. “Neji war’s!”, platzte es aus ihr hervor. “Hiaschis Sekretärin hat es mir erzählt. Er ist diese Woche ganz früh morgens bei seinem Onkel ins Büro geplatzt - er hat sich vorher noch nicht mal bei Asuza gemeldet! Ist einfach an ihr vorbei! - und dann war er da eine Weile lang drin und dann ist er da wieder raus und Hiaschi war übel zugerichtet.” Sakura fuchtelte mit den Händen an ihrer Augenbraue herum. “Hier war die Haut aufgeplatzt und er hat geblutet.” Tenten lauschte fasziniert. Das hatte er ihr nie erzählt. Zögerlich wagte sie es eine Frage zu stellen.

“Hiaschi ist ein sehr einflussreicher Mann, oder?”

Sasuke warf ihr einen Blick zu als zweifle er an ihrem Intellekt.

“Natürlich”, antwortete er mit Nachdruck als sei es die offensichtlichste Sache der Welt.

“Hat er auch viel Einfluss mit Universitäten?”

Sakura nickte ausgiebig. “Ja, er hat Abschlüsse von vielen sehr angesehenen Hochschulen. Darüber hinaus stiftet er ihnen oft neue Gebäude oder Bücher, was auch immer.”

Langsam schlich sich ein wenig Zweifel in Tentens Gedanken.
 

***
 

Tenten schien sehr überfordert. Daher nahm es ihr niemand übel als sie sich kurze Zeit nach Sakuras Offenbahrung entschuldigte.

“Soll ich dich nach Hause fahren?”, fragte Naruto, doch sie verneinte wie in Trance.

“Ich werde die U-Bahn nehmen. Ich brauche etwas Zeit zum Nachdenken”, gestand sie.

“Das ist zu viel Drama für mich”, erklärte Sasuke. “Ich geh mal sicher, dass sie aus dem Apartmentkomplex herausfindet und schnappe dabei ein wenig Luft.”

Sakura wusste, dass dies sein Codewort für eine Zigarre rauchen gehen war. Doch sie sagte nichts. Stattdessen begleitete sie Sasuke und Tenten nur zur Tür, umarmte Erstere zum Abschied, und wandte sich dann an Naruto.

“Was für ein Fiasko”, entwich es ihr. Er nickte nur zustimmend. Ihm war klar, dass Sakura gerade sehr verstört war.

“Es schien ihnen so gut zu gehen.” Sakura seufzte und strich mit ihren Händen rastlos über den Bauch. Eine Geste die sie oft machte, wenn sie verstört war. Mit ein paar großen Schritten war er bei ihr und schloss sie fest in die Arme. Seine Lippen fuhren über ihre Stirn, doch er versuchte nicht sie zu küssen. Sie ließ es geschehen solang er nichts Drastischeres tat.

“Ist es mit ihm besser geworden?”, wollte Naruto wissen, seine Nase in ihrem duftenden Haar vergraben. Sie schüttelte den Kopf und hob dann die Schultern. Sie war eindeutig unschlüssig.

“Ach, ich weiß es nicht Naruto.”

Sie und Sasuke hatten ein schweres Jahr gehabt. Es war schwer weil sie es dieses Jahr wirklich versucht hatten. Die Jahre davor hatten sie einfach in uninteressierter Neutralität gelebt. Das war viel einfacher zu ertragen als mitanzusehen wie die Versuche die Vergangenheit wieder einzufangen scheiterten.

Sie bemerkte, dass Sasuke versuchte freundlicher zu sein. Er fragte sie nach ihrem Tag, merkte sich kleine Details die sie ihm erzählt hatte, und brachte ihr manchmal kleine Mitbringsel von der Arbeit zurück. Sie unternahmen auch mehr zusammen. Sie gingen ins Kino, versuchten zumindest einmal im Monat einen schweigsamen Spaziergang zusammen zu machen, und gingen ins Restaurant. Sie beide versuchten auch weniger zu trinken, obwohl Sakura in dem Departement definitiv die Nase vorn hatte. Im Gegenzug lehnte Sakura sich an ihn an, wenn sie zusammen saßen, hatte ihre Affäre mit ihrem gemeinsamen langjährigen Freund Naruto abgebrochen, und versuchte im Allgemeinen die Bewunderung, die sie damals für ihn gehegt hatte, wieder zum Vorschein zu bringen. Es war schön. Es war schön einfach nur Zeit mit jemandem zu verbringen, mit dem man sein Leben teilte, aber sie waren noch immer losgelöst voneinander. Sie sprachen nie über ihre Gefühle. Im Bett lagen sie Rücken an Rücken. Wenn sie einander küssten waren es nur steife Wangenküsse. Sie waren freundlich miteinander, aber nicht zärtlich.

Sie bemerkte wie sehr sie Zärtlichkeit vermisste als sie in Narutos Armen lag. Sie presste sich enger an sich. Ihm entging diese Geste natürlich nicht, doch er enthielt sich jeden Kommentars und jedes Annäherungsversuches. Er hielt sich davon zurück, weil sie versuchten nur Freunde zu sein. Manchmal war es schwer, doch es sie war es ihm definitiv wert.

Als sie allerdings begann am ganzen Leib zu zittern, ertrug er es nicht mehr. Entschlossen machte er sich von ihr los. Der verletzte Ausdruck in ihren überwältigenden grünen Augen brachte ihn beinah um.

“Sakura...”, begann er, räusperte sich weil seine Stimme drohte zu kippen, und fuhr dann fort. “Du musst mit ihm reden. Ich weiß, das ist nicht eure Art. Aber so kann es nicht weiter gehen. Du sagst du willst euch eine Chance geben? Dann musst du etwas Drastisches tun. Rüttel euch wach!” Er schüttelte sie sanft bei den Schultern um sein Argument zu untermalen. Ihr Blick wurde ängstlich.

“Ich weiß nicht, ob das so gut laufen wird”, gestand sie.

“Ich auch nicht.” Er musste ehrlich sein. “Das könnte euer Ende genauso gut wie euer Neuanfang sein. Aber versuchen musst du es trotzdem. Er wird es ganz bestimmt nicht tun und ihr siecht einfach nur vor euch hin!”

Manchmal machte es ihn krank wie sehr seine beiden besten Freunde ihr Glück einfach so dahin verwesen ließen. Er wusste Sasuke konnte ein klasse Typ sein, wenn man ihn erst aus der Reserve gelockt hatte und dass Sakura eine Traumfrau war stand außer Zweifel. Aber die Zwei hatten vor ein paar Jahren ein traumatisches Erlebnis durchgemacht und seitdem waren sie einfach nicht mehr dieselben.

Langsam erkannte Sakura, dass er Recht hatte und nickte mit dem Kopf.

Als Sasuke nach Hause kam, konnte seine Frau den Zigarrenqualm an ihm riechen. Er sah sie verwundert an als er den gepackten Koffer neben ihr bemerkte. Dazu trug sie Schuhe und ihren Mantel.

“Geht’s irgendwohin?”, wollte er wissen. Er durchkämmte sein Gedächtnis nach irgendwelchen Memos, die sie ihm an den Kühlschrank geheftet hatte. Er fragte sich ob sie ihm erzählt hatte sie wollte irgendwohin fahren. Vielleicht ihre Mutter besuchen?

Er war jedenfalls nicht vorbereitet für das folgende Gespräch.

“Ich weiß es noch nicht”, antwortete sie ihm. “Das hängt eher von dir ab.”

Nicht dass Sasuke es nicht gewohnt war die Kontrolle in ihrer Beziehung zu haben, doch dies fühlte sich nicht ganz wie Kontrolle an. Eher wie ein Ultimatum. Ihn überkam ein ungewohntes Gefühl, das sich zu Sasukes alarmierter Überraschung als Schwindel entpuppte.

Ungewöhnlich bestimmt bedeutete sie ihm sich zu setzen. So hatte er sie seit Jahren nicht mehr erlebt.

Matt ließ er sich nieder; sie nahm neben ihm Platz. Es schien als wollte sie seine Hand ergreifen, entschied sich dann aber anders.

“Die Fehlgeburt war nicht meine Schuld”, eröffnete sie das Gespräch. Zu seinem Schwindel gesellte sich Übelkeit.

“Und ich kann das einfach nicht mehr, Sasuke. Ich fühl mich auch schlecht. Ich denke jeden Tag daran.” Sie machte wieder ihre typische Geste der Nervosität, indem sie über ihren Bauch fuhr. “Und ich kann es nicht länger.”

Sie schniefte kurz, bevor sie fortfuhr. “Ich weiß, dass du und deine Eltern mich hassen, weil das Wichtigste für euch ist die Familie fortzuführen. Und es tut mir auch wirklich leid, aber...” Sie nahm einen tiefen Atemzug. “Entweder wir versuchen darüber hinwegzukommen oder wir lassen uns scheiden.”

Er zuckte heftig zusammen beim Klang dieses Wortes. Sie hatte noch nie von Scheidung gesprochen. Er konnte nicht fassen, dass er sie vielleicht verlieren würde. Aber er war zu schockiert zum Sprechen. Sie hatten schon seit Jahren nicht mehr an dieses Thema gerührt.

“Ich muss dir auch etwas anderes beichten”, verkündete sie. Sasuke schluckte heiße Galle hinunter. Er war nicht sicher wie viel hiervon er noch ertragen konnte. Wenn ihm das Drama mit Tenten vorhin schon nicht zugesagt hatte, so war dies regelrechte Folter für ihn.

“Ich hab eine Affäre gehabt. Drei Jahre lang. Es ist jetzt schon eine Weile vorbei. Wenn du wissen möchtest wie sein Name war, dann werde ich es dir sagen.” Wohingegen ihre Stimme vorher von vielen Pausen übersät gewesen war, so war dieser letzte Informationsschwall schnell hervorgestoßen. Sie hatte noch nicht einmal Luft geholt bis ganz zum Ende. Es war offensichtlich, dass sie auf irgendeine Reaktion wartete. Doch sein kühles Äußeres gab nichts preis. Er schien so unnahbar wie immer. Als ließe ihn das alles kalt. Als ließe Sakura ihn kalt. So verharrte er ganze fünf Minuten lang, ohne ein Wort. Sie verstand.

“Naruto wartet unten im Wagen auf mich”, erklärte sie und ging. Er konnte sich noch nicht einmal aus seiner Starre lösen als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel.



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