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Waldleben

DoflamingoXCrocodile (AU)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo Leute! :)
Was hat es mit dem fremden Wolf auf sich? Und wie wird Crocodile sich mit vier mies gelaunten Kindern schlagen? ;)
Mehr erfahrt ihr in diesem Kapitel ;)

Viel Spaß beim Lesen! Über Kommis würde ich mich sehr freuen :)

bye
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Part II: Flucht

Doflamingo durchstreifte sein Revier und reckte immer mal wieder seine Nase in die Luft, in der Hoffnung den Geruch des fremden Gestaltenwandlers aufzuschnappen. Da sich dieser seit dem gestrigen Tag nicht mehr in der Nähe der Höhle aufgehalten hatte, hatte sich auch seine Fährte inzwischen wieder verflüchtigt. Faktisch hatte Doflamingo also keinen vernünftigen Anhaltspunkt, um zur Verfolgung des anderen Gestaltenwandlers anzusetzen.

Er versuchte diesen Umstand als gutes Zeichen zu deuten: Womöglich handelte es sich bei dem Fremdling tatsächlich bloß um einen Einzelgänger aus dem Norden, der bald wieder verschwinden würde.

Doflamingo war kein Feigling: Er war ein starker Gestaltenwandler und ein erfahrener Kämpfer; trotzdem wollte er es auf eine Auseinandersetzung mit dem fremden Wolf nicht anlegen. Solange dieser keine direkte Gefahr für seine Familie darstellte, sah er keinen Sinn darin ihn anzugreifen.

Inzwischen hatte sich Doflamingo zwanzig Kilometer in östliche Richtung von seinem Zuhause entfernt; er folgte gerade dem Lauf des Flusses, als ihm plötzlich der Geruch eines Gestaltenwandlers mit dem Tiergeist eines Wolfes in die Nase stieg.

Bei dem Fremdling handelte es sich definitiv um denselben, den er auch gestern schon ausgemacht hatte. (Doflamingo besaß ein sehr gutes Gedächtnis; es kam so gut wie nie vor, dass er einen Geruch verwechselte oder sich nicht mehr an ihn erinnern konnte.) Für eine Weile zögerte Doflamingo: Sollte er zur Verfolgung der Fährte ansetzen? Oder heimkehren und seinem Partner erklären, dass der fremde Gestaltenwandler sich weit genug entfernt aufhielt?

Obwohl Doflamingo inzwischen sehr stark davon ausgehen, dass es sich bei dem anderen Wolf um einen Einzelgänger auf Durchreise handelte, entschied er sich dazu kein Risiko einzugehen. Er könnte es sich niemals verzeihen, wenn er sich irrte und der fremde Gestaltenwandler seinen unbeschwert auf der Wiese spielenden Kindern doch noch gefährlich werden würde. (Oder seinem Partner; denn der Kater käme aufgrund seines nachteiligen Tiergeistes gegen einen ausgewachsenen Wolf nie und nimmer an.)

Am Ende beschloss Doflamingo die Verfolgung aufzunehmen. Er wollte sichergehen, dass der fremde Gestaltenwandler weiter in Richtung Osten wanderte. Etwa zehn Kilometer in nord-östliche Richtung gab es eine von Menschenhand erbaute, inzwischen jedoch verlassene Brücke, die über den Fluss führte. Wenn der Wolf sie überquerte, sagte Doflamingo sich, dann würde er diese Sache auf sich beruhen lassen. Sollte dieser jedoch wider Erwarten umkehren, würde er sich etwas Anderes einfallen lassen müssen.
 

Eigentlich verbrachte Crocodile sehr gerne Zeit mit seinen Kindern; sie waren allesamt recht unproblematisch und hatten meistens gute Laune. Nur heute war das Gegenteil der Fall: Weil Corazon, Zoro, Mihawk und Monet den ganzen Tag lang drinnen bleiben mussten, waren sie ungemein verärgert und niedergeschlagen.

Aus ihrem Frust machten die vier Welpen keinen Hehl: Mit enttäuschten Gesichtern ließen sie sich auf dem Boden nieder und sprachen kein Wort, weder untereinander noch mit ihm. Die fröhliche und entspannte Atmosphäre, die normalerweise herrschte, war vollständig dahin.

Crocodile rollte mit den Augen. Er konnte verstehen, dass seine Kinder lieber draußen auf der Wiese oder am See gespielt hätten, doch trotzdem empfand er diese trotzige Reaktion als ein wenig übertrieben. Immerhin war ihre Höhle sehr groß; sie konnten auch drinnen herumtoben und Verstecken oder Fangen spielen.

Wahrscheinlich, dachte Crocodile sich, war das verhängte Verbot gar nicht der Hauptgrund für die Enttäuschung der Welpen. Viel eher lag es an der fehlender Rechtfertigung. Natürlich war es nicht das erste Mal, dass Doflamingo oder er ihren Kindern irgendetwas nicht erlaubten: Doch sie bemühten sich stets um eine vernünftige Begründung. Corazon, Zoro, Mihawk und Monet sollten verstehen, dass die Verbote einem Zweck dienten und nicht einfach willkürlich ausgesprochen wurden.

In diesem Fall hatte Crocodile jedoch auf eine Rechtfertigung verzichtet. Er wollte vermeiden, dass die Welpen Angst bekamen. Vor allem Corazon würde vermutlich in absolute Panik ausbrechen, wenn er davon hörte, dass im Wald tatsächlich ein fremder, potenziell gefährlicher Wolf umherschlich. Crocodile wollte seinem ältesten Sohn nicht das Gefühl vermitteln, dessen Alptraum wäre zur Realität geworden.

Schlussendlich entschied Crocodile, dass er versuchen würde seine Kinder ein wenig aufzumuntern.

„Wollen wir Verstecken spielen?“, fragte er sie und bemühte sich um einen möglichst unbefangen klingenden Tonfall.

„Hm-m“, machte Zoro und schüttelte den Kopf.

„Ich möchte nach draußen“, sagte Mihawk und sah ihn aus flehenden Augen heraus an. „Ich möchte auch für Daddy eine Blumenkette machen.“

„Wo ist Daddy?“, fragte Corazon und streichelte das Kaninchenfell, das in seinem Schoß lag.

„Doflamingo ist jagen“, antwortete Crocodile.

„Aber er war doch gestern schon jagen“, wendete Monet ein.

„Gestern hatte er einen schlechten Tag“, erklärte Crocodile. „Er konnte nichts erbeuten. Deswegen ist er noch einmal losgezogen.“

„Müssen wir verhungern, wenn Daddy heute auch wieder einen schlechten Tag hat?“, fragte Zoro.

Sofort wurde Crocodile an das Gespräch zurückerinnert, das er vor einigen Tagen mit seinem Partner geführt hatte: Doflamingo behauptete, die Kinder würden sich Sorgen machen, weil es ihnen beiden immer schwerer fiel genug Fleisch für die ganze Familie zu erbeuten. Aus diesem Grund hatte sich Zoro davongemacht gehabt: Um zusätzliche Nahrung herbeizuschaffen.

„Unsinn“, versuchte Crocodile die Sorgen seiner Kinder zu zerstreuen. „Wir verfügen über einen großen Vorrat. Selbst wenn Doflamingo sehr viele schlechte Tage hintereinander hat, muss keiner von uns hungern.“

„Aber die Speisekammer ist fast leer“, meinte Mihawk. „Daddy hat gestern doch zu dir gesagt, dass nur noch ein paar Rebhühner da sind.“

„Doflamingo war in der Stadt“, erwiderte Crocodile, „und hat dort sehr viel Nahrung besorgt. Unser Vorrat ist also groß genug.“ Es war ihm schrecklich unangenehm, dass Mihawk sein Gespräch mit Doflamingo mitbekommen hatte. Der Wolf war sich unsicher gewesen, ob er nicht noch einen Jagdzug starten sollte, ehe er zur Verfolgung des fremden Gestaltenwandlers ansetzte. Am Ende beschlossen sie beide, dass Letzteres im Augenblick die höhere Priorität hatte. Vor allen Dingen angesichts der Tatsache, dass sie über mehr als genug Hundefutter verfügten. Um das Thema zu wechseln, fügte Crocodile hinzu: „Zerbrecht euch über diese Dinge nicht den Kopf. Lasst uns lieber spielen. Ihr versteckt euch und ich komme euch suchen, ja?“

Leider ließen sich seine Kinder nicht so leicht wie erhofft ablenken. „In den Dosen, die in der Speisekammer stehen, ist Fleisch drin?“, hakte Mihawk mit verwundert klingender Stimme nach.

Crocodile nickte. „Genau. Es ist als Reserve für den Notfall gedacht. Darauf können wir zurückgreifen, wenn Doflamingo und ich beim Jagen nicht so viel Glück haben sollten.“

„Aber wird das Fleisch denn nicht schlecht?“, wollte Corazon wissen. „Es ist doch schon ganz schön lange in diesen Dosen drin.“

„Ihhhh!“, machte Monet und verzog das Gesicht. „Verdorbenes Fleisch ist widerlich!“

„Es ist nicht verdorben“, versuchte Crocodile die Welpen zu beruhigen. Um ehrlich zu sein, wusste er selbst nicht so recht, warum das Dosenfutter nicht schlecht wurde. Zwar hatte er sich die ersten beiden Jahrzehnte seines Lebens fast ausschließlich von in dieser Weise verpacktem Fleisch ernährt, doch die Frage, wie es haltbar gemacht wurde, war ihm nie in den Sinn gekommen. Er hatte es nicht anders gekannt: Im Gegensatz zu seinen Kindern war es für ihn völlig normal, wenn Nahrung aus der Dose oder Tüte kam. „Die Dose, in der das Fleisch drin ist, verhindert, dass es verfault. Wenn man sie nicht öffnet, bleibt der Inhalt viele Monate lang haltbar.“

Mit dieser Erklärung schienen sich die Welpen zum Glück zufrieden zu geben. (Worüber Crocodile sehr erleichtert war: Er hätte nicht erklären können, wie genau dieser Vorgang der Konservierung vonstatten ging.)

„Schmeckt das Fleisch aus der Dose denn auch?“, fragte Zoro mit skeptisch klingender Stimme.

„Mir zumindest schmeckt es sehr gut“, antwortete Crocodile.

„Du hast es also schon probiert?“, hakte Mihawk nach.

„Ich habe früher selbst in der Stadt gelebt“, erwiderte Crocodile, „und mich lange Zeit nur von Fleisch aus Dosen und Tüten ernährt. Ich finde es lecker.“

„Wirklich?“ Seine Kinder machten große Augen. „Du kommst gar nicht aus dem Wald?“

Crocodile nickte. „Doflamingo lebt seit seiner Geburt hier“, erklärte er. „Aber ich stamme ursprünglich aus der Stadt.“

Plötzlich erweckten alle vier Welpen einen überaus neugierigen Eindruck. Die schlechte Stimmung, die bis vor ein paar Minuten noch geherrscht hatte, schien verflogen zu sein. Crocodile musste ein erleichtertes Seufzen unterdrücken. Er kam mit seinen Kindern deutlich besser zurecht, wenn diese gute Laune hatten.

„Warum hast du dein altes Zuhause verlassen?“, wollte Mihawk wissen.

„Und wie lange ist das her?“, fragte Corazon mit sehr neugierig klingender Stimme.

„Wie ist die Stadt? Welche Tiere gibt es dort? Und wie wohnen die Menschen?“ Zoros sprach so unfassbar schnell, dass Crocodile Schwierigkeiten hatte ihn überhaupt zu verstehen.

„Wie hast du Daddy kennengelernt?“, fragte Monet und warf ihm einen gespannten Blick zu.
 

Wie Doflamingo es vorausgesagt hatte, näherte sich der fremde Wolf der Brücke.

Es handelte sich um ein sehr altes, von Menschenhand geschaffenes Bauwerk aus Stein. Die Brücke stand schon dort, solange Doflamingo sich erinnern konnte. Und den Gesprächen, die er früher mit seinen Eltern und anderen älteren Rudelmitgliedern geführt hatte, war zu entnehmen, dass sie schon lange vor seiner Geburt erbaut worden war. Da Menschen nie hierherkamen, ging Doflamingo davon aus, dass sie ihre Existenz längst schon vergessen hatten. Stattdessen wurde die alte Brücke von vielen Tieren und Gestaltenwandlern genutzt, welche auf sicherem Wege den reißenden Fluss überqueren wollten.

Die Vorstellung, dass der andere Gestaltenwandler freiwillig über die Brücke ging und hoffentlich für immer verschwinden würde, erleichterte Doflamingo. Eine gewaltsame Lösung hatte er von Beginn an vermeiden wollen. Es wäre nicht der erste Wolf in seinem Leben gewesen, den er getötet hätte; doch Doflamingo scheute sich davor, andere Gestaltenwandler umzubringen, wenn diese keine direkte Gefahr darstellten. Außerdem sah er keinen Sinn darin unnötiges Risiko einzugehen.

Doflamingo ging in der Nähe der Brücke hinter einem Johannisbeerstrauch in Deckung. Er hatte den fremden Gestaltenwandler eingeholt und wollte hier auf diesen warten. Wenn er sicher war, dass dieser die Brücke überquert hatte, würde er sich auf den Weg zurück nach Hause machen. Unterwegs würde er ein paar Marder oder Rebhühner erbeuten, um seiner Familie mit dem delikaten Fleisch eine Freude zu machen. Ihre Speisekammer war fast leer.

Es dauerte nicht lange, bis der andere Wolf auftauchte. Doflamingo saugte scharf die Luft zwischen den Zähnen ein: Der Gestaltenwandler war in der Gestalt seines Tiergeistes fast ebenso groß wie er. Auch in anderer Hinsicht sah dieser ihm ähnlich: Sein Fell hatte eine helle Farbe und seine Augen waren blau. Es handelte sich mit hoher Wahrscheinlichkeit also wirklich um einen Wolf, der aus dem Norden stammte. Doflamingo sah sich in seiner Theorie immer weiter bestätigt.

Doch bei der Augen- oder Fellfarbe handelte es sich nicht um die Merkmale, die Doflamingo als allererstes auffielen: Viel markanter und aufsehenerregender waren die vielen Narben, die den Körper des anderen Gestaltenwandlers bedeckten. Die meisten schienen von Bisswunden und Prankenhieben zu stammen. Viele waren noch nicht vollständig verheilt.

Doflamingo wusste nicht so recht, was er von dem Erscheinungsbild des anderen Gestaltenwandlers halten sollte. Auf der einen Seite empfand er Anerkennung; offensichtlich hatte es dieser Wolf erst vor kurzem mit zahlreichen Gegnern aufgenommen und war als Sieger aus dem Kampf hervorgegangen. Auf der anderen Seite war Doflamingo eine sehr misstrauische Person. Dieser Gestaltenwandler hätte Crocodile und den Kindern definitiv gefährlich werden können. Es erleichterte ihn, dass sich dieses Problem von selbst löste, indem der andere Wolf die Brücke überquerte und hoffentlich niemals wiederkehrte.

Leider kam es dann allerdings doch ganz anders: Tatsächlich näherte sich der fremde Wolf der steinernen Brücke. Doch anstatt sie zu überqueren, blieb er vor ihr stehen und nahm seine menschliche Gestalt an. Furchtlos ließ er seinen Blick über die Umgebung schweifen. Einen Moment später sagte er mit ruhiger, doch durchdringender Stimme: „Komm heraus, Doflamingo. Ich weiß, dass du hier irgendwo bist. Du brauchst dich nicht zu fürchten: Ich habe nicht vor dich in eine Falle zu locken. Ich möchte einfach nur mit dir reden. Wenn unser Gespräch beendet ist, das verspreche ich dir, werde ich diese Brücke überqueren und für immer verschwinden.“

Damit hatte Doflamingo nicht gerechnet; die Ansage des fremden Gestaltenwandlers nahm ihn den Wind aus den Segeln. Woher wusste dieser überhaupt wie er hieß? Doflamingo zögerte. Sollte er auf die Forderung des Wolfes eingehen? Oder würde ihn Tsurus rachsüchtiges Rudel kampfbereit erwarten, sobald er aus seinem Versteck hervorkam? Verunsichert reckte Doflamingo die Nase in die Höhe: Er konnte den Geruch keines weiteren Gestaltenwandlers wahrnehmen. Offensichtlich waren sie beide allein.

Am Ende beschloss Doflamingo das Risiko in Kauf zu nehmen. Er nahm seine menschliche Gestalt an und näherte sich langsamen Schrittes dem fremden Wolf. Jederzeit war er bereit sich wieder zu verwandeln und die Flucht zu ergreifen. Doflamingo war sich dessen bewusst, dass er sich auf dünnem Eis bewegte. Doch die Neugierde siegte: Er wollte unbedingt herausfinden, woher der andere Gestaltenwandler seinen Namen kannte. Wer war er und was wollte er von ihm?
 

„Bis vor etwa fünf Jahren habe ich gemeinsam mit meinen beiden Brüdern drüben in der Stadt gelebt“, erzählte Crocodile seinen Kindern. „Lange Zeit ging es uns Dreien sehr gut, doch irgendwann gerieten wir in einen Konflikt mit einem Menschen namens Smoker.“ Crocodile hielt für einen kurzen Moment inne. Auf der einen Seite belog er seine Kindern nur ungern, doch auf der anderen Seite wollte er diese mit der grausamen Geschichte über seine Vergangenheit nicht schockieren. Er bemühte sich darum möglichst nah an der Wahrheit zu bleiben, doch sparte das eine oder andere zu brutale Detail wohlweislich lieber aus. „Er konnte Gestaltenwandler nicht ausstehen und es entbrannte ein heftiger Kampf zwischen uns. Leider war Smoker im Vorteil, da er im Gegensatz zu meinen Brüdern und mir über eine Waffe verfügte: Eine schwere Axt.“

„Was ist eine Axt?“, fragte Mihawk mit leiser Stimme.

Die vier Welpen hatten sich auf den Boden gelegt und lauschten gespannt seinen Worten.

„Eine Axt ist ein Werkzeug aus Metall“, erklärte Crocodile. „ Sie verfügt über ein sehr scharfes Ende. Die Menschen benutzen es, um Holz zu hacken.“

Manchmal vergaß er, dass seinen Kindern die Welt der Menschen praktisch völlig fremd war. Sie wussten zwar darüber Bescheid, dass Menschen in Häusern aus Stein wohnten, neben Fleisch auch andere Nahrungsmittel zu sich nahmen und über keinen Tiergeist verfügten, doch eine wirkliche Vorstellung davon, wie die Menschen lebten, hatten sie nicht. Keiner von ihnen war jemals in der Stadt gewesen; sie kannten diesen dubiosen Ort nur aus den Erzählungen ihrer Eltern. Obwohl es Crocodile manchmal seltsam vorkam, dass seine Kinder nur so wenig von der Gesellschaft wussten, in der er selbst zwei Jahrzehnte lang gelebt hatte, war ihm dies im Grunde doch recht: Corazon, Zoro, Mihawk und Monet sollten in Freiheit aufwachsen. Sie gehörten in den Wald und nicht in die Stadt.

„Schlussendlich gelang es meinen beiden Brüdern und mir Smoker zu überwältigen, doch der Preis für unseren Sieg war hoch: Mit seiner Axt hatte er sowohl Mihawk als auch Zoro schlimm erwischt. Leider überlebten sie beide nicht. Nach dem Tod meiner Brüder verließ ich die Stadt und machte mich stattdessen auf den Weg in den Wald.“

„Und im Wald hast du dann Daddy getroffen?“, fragte Monet in einem sehr bedächtig klingenden Tonfall.

Crocodile nickte. „Als ich ihm das allererste Mal begegnet bin, war Doflamingo in der Gestalt seines Tiergeistes unterwegs“, meinte er. „Ich habe mich furchtbar erschrocken. Sein Maul war ganz blutverschmiert, weil er gerade erst ein Reh gerissen hatte.“ Sehr lebhaft konnte Crocodile sich noch an die erste Begegnung mit seinem Partner zurückerinnern. Er hatte sofort panisch die Flucht ergriffen. „Hinterher hat er sich allerdings als ein sehr freundlicher und fürsorglicher Gestaltenwandler herausgestellt. Er nahm mich bei sich Zuhause auf, versorgte meine Wunden und gab mir von seiner Beute ab. Mit der Zeit kamen wir uns immer näher.“

„Und seitdem lebt ihr hier in unserer Höhle“, beendete Corazon die Geschichte.

„Richtig“, sagte Crocodile und nickte.

„Daddy ist ein echter Held!“, meinte Monet mit enthusiastisch klingender Stimme und klatschte in die Hände.

„Das stimmt“, pflichtete Zoro seiner Schwester bei. „Er hat Papa gerettet.“ Dann wendete er sich direkt an ihn: „Wärst du gestorben, wenn Daddy dir nicht geholfen hätte, Papa?“

„Vielleicht“, erwiderte Crocodile zögerlich. „Zu der Zeit, als Doflamingo mich aufnahm, tobte ein schlimmer Sturm. Und ihr wisst ja, dass schlechtes Wetter sehr gefährlich werden kann. Hagelkörner, Blitze und herabfallende Äste können schwere Verletzungen verursachen oder sogar zum Tod führen.“

„Dürfen wir deswegen nicht nach draußen?“, fragte Monet. „Wird heute wieder ein Unwetter aufziehen?“

„Das ist nicht unmöglich“, antwortete Crocodile und wich dem Blick seiner kleinen Tochter aus. Bei einem gefährlichen Sturm handelte es sich um die ideale Ausrede, dachte er sich, und beschloss kurzerhand auf den fahrenden Zug aufzuspringen. „Doflamingo und sind uns nicht ganz sicher, was das Wetter angeht. Doch für den Fall der Fälle sollten wir heute lieber drinnen bleiben. Schließlich möchten wir nicht, dass euch irgendetwas zustößt.“

„Daddy ist draußen“, wendete Zoro mit besorgt klingender Stimme ein.

„Hoffentlich zieht der Sturm nicht auf, bevor Daddy wieder da ist“, meinte Corazon und klammerte sich an das Kaninchenfell, das er in seinen Händen hielt. „Ich möchte nicht, dass ihm etwas Schlimmes passiert. Ich habe Daddy lieb. Er sollte heute lieber Zuhause bleiben.“

An Doflamingo hatte er gar nicht gedacht gehabt, verdammt! „Macht euch keine Sorgen“, sagte Crocodile und bemühte sich um einen zuversichtlich klingenden Tonfall. „Doflamingo ist ein großer und starker Wolf. Bestimmt kommt er schon bald mit ein paar leckeren Rebhühnern nach Hause.“

„Ich möchte lieber, dass Daddy in Sicherheit ist“, erwiderte Zoro.

„Das verstehe ich“, lenkte Crocodile ein. „Mir wäre es auch lieber, wenn er heute Zuhause geblieben wäre. Aber er muss nun einmal jagen.“

„Wir können auch einen Tag nichts essen“, meinte Monet.

„Und wir haben ja auch noch das Fleisch aus den Dosen“, warf Mihawk ein.

„Ganz ruhig“, sagte Crocodile und bereute es bereits seine Kinder bezüglich des Sturms angelogen zu haben. Er hatte nicht beabsichtigt diese in Sorge zu versetzen. Ganz im Gegenteil: Eigentlich wollte er sie ja beruhigen. „Nun brecht mal nicht in Panik aus. Das Unwetter ist ja noch gar nicht da. Wer weiß auch, ob es heute überhaupt aufziehen wird. Und außerdem ist Doflamingo sehr, sehr stark. Ich verspreche euch, dass er unversehrt wieder nach Hause kommt.“

„Bist du dir sicher?“, hakte Monet nach.

„Ganz sicher“, antwortete Crocodile. „Es besteht kein Grund zur Sorge. Bei der Regel, die Höhle heute nicht zu verlassen, handelt es sich lediglich um eine Vorsichtsmaßnahme. Niemand ist in Gefahr. Auch Doflamingo nicht.“
 

~
 

Als er diese Namen hörte, spannte sich sofort Doflamingos gesamter Körper an. „Was hast du mit ihnen zu schaffen gehabt?“, fragte er und saugte scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. „Bist du ihr Verbündeter?“

Sollte der andere Wolf tatsächlich zu Tsurus Rudel gehören, dann sah Doflamingo keinen Grund mehr, wieso er sich noch zurückhalten sollte. Diese furchtbaren Gestaltenwandler hatten geplant seinen Partner zu entführen und die Drillinge zu töten! Und außerdem hatten sie seinen ältesten Sohn völlig skrupellos zurückgelassen! Keiner, der ihrem Rudel angehörte, verdiente etwas besseres als den Tod!

(Auszug aus Kapitel 7)
 

bye

sb



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  StripX
2015-09-21T19:05:01+00:00 21.09.2015 21:05
Ahhh, toll toll TOLL! :D
So spannend, wieso machst du es nur so spannend? XD So gemein! Will mehr! SOFORT! XD
Crocodild ist einfach so süß zu seinen Kindern! Und die "Geschichtsrunde" hat mir sehr gut gefallen, wie alles :D
Und ich will endlich wissen was der andere Gestaltenwandler will xD Gott, einfach fantastisch :D
#deinSonderbaresBonbon<3
Antwort von:  kleines-sama
21.09.2015 22:19
Danke für deinen Kommi :)
Wie es weitergeht, erfährst du im nächsten Kappi ;) Es ist ja schon online ;)

bye
sb
Von: abgemeldet
2015-09-19T17:16:41+00:00 19.09.2015 19:16
Mensch du machst das auch immer spannend
ich freue mich schon auf das nächste Kapitel
Antwort von:  kleines-sama
21.09.2015 15:19
Danke für deinen Kommentar :D
Wie es mit dem fremden Wolf weitergeht, erfährst du im nächsten Kappi ;)

bye
sb


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