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Bananeneis

von

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Unverbesserlich

Gut gelaunt drehe Mara das Autoradio lauter. Sie klopfte mit den Fingern im Takt auf das Lenkrad und summte fröhlich mit.

Heute war ein besonderer Tag, für sie zumindest. Es der dritte Jahrestag für Erwins und ihre Beziehung. Er hatte ihr zwar ausdrücklich verboten ein Geschenk für ihn zu kaufen, aber Mara wäre nicht Mara, wenn sie gehorchen würde.
 

Ein Schmunzeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie einen Teil des Geschenkes im Rückspiegel erblickte. Sie hatte ein ganz besonderes Bild auf Leinwand drucken lassen und wollte es Erwin heute überreichen.

Letztes Weihnachten hatte Erwin eine Feier für seine Mitarbeiter organisiert. Der Fotograf, der an diesem Abend anwesend war, hatte ein wunderbares Bild von Erwin und Mara geschossen. Später hatte Mara sich mit dem Fotografen unterhalten. Er hatte ihr das Bild gezeugt und die war sofort verliebt darin gewesen.

Zu sehen waren Erwin und sie, wie sie tanzten. Ihre Hände lagen in seinem Nacken und er war leicht zu ihr gebeugt. An ihren Augen erkannte man, wie verliebt sie ineinander waren.

„Ich kotz gleich einen Regenbogen", hatte sie zu dem Fotograf gesagt. Es war einfach nur perfekt. Ihr Haar, ihr Make-up, ihr Kleid. Erwin.
 

Sie hatte alle Überredungskunst aufbringen müssen, dass er das Bild nicht Erwin zeigte. Er hatte gebockt, doch hatte sie tatsächlich einige Tage nach der Feier einen USB-Stick per Post erhalten, auf dem sie das Bild fand. Und Erwin hatte es bis heute nicht gesehen.
 

Nun hatte sie es beim Fotofachgeschäft abgeholt. Dafür musste sie sogar Erwins Volvo leihen, so groß war die Leinwand. Natürlich war Erwin skeptisch deswegen, aber sie hatte dicht gehalten. Vorfreude ließ sie breit grinsen. Jetzt hoffte sie, dass er sich genauso darüber freuen würde, wie sie.
 

Gleichzeitig fragte sie sich, was sie von ihm erhalten würde. Ob sie ein Geschenk bekam stand außer Frage. Natürlich hatte er eines für sie. Es war keine Seltenheit, dass er nach der Arbeit nach Hause kam und eine Aufmerksamkeit für sie dabei hatte. Blumen, Schmuck, Karten für irgendwelche Veranstaltungen. Ein Becher Bananeneis. Sie freute sich über jedes einzelne Geschenk, allerdings war er selbst das Größte, das sie je erhalten hatte.
 

Mara steuerte den Wagen von der Straße in die Zufahrt des kleinen Strandhauses. In letzter Zeit waren sie so oft wie möglich dort. Erwin hatte sogar einmal den Gedanken geäußert, dorthin zu ziehen. Als sie ausstieg atmete sie die frische Seeluft und schloss genießerisch die Augen. Es wäre wunderbar an diesem Ort zu wohnen.

Sie ging um den Wagen und holte die Leinwand aus dem Kofferraum. Danach kramte sie ihren Schlüssel -ihren eigenen Schlüssel - für das Haus aus der Jackentasche. Noch immer freute sie sich ungemein über diesen simplen Schlüssel, der ihr so viel bedeutete. Auch dieses Haus war ihr dermaßen ans Herz gewachsen, es war beinahe schon krankhaft. Doch verband sie so viel schönes mit diesem Haus.
 

„Nicht gucken", rief sie hinein, als sie die Tür aufstieß. Sie hörte Erwin seufzen, was ihr erneut ein Grinsen bescherte. Als sie sich in das Haus geschoben und zu ihm umgewandt hatte, sah sie, wie er mit geschlossenen Augen den Kopf schüttelte.
 

„Du bist unverbesserlich", sagte er. Jedoch war ihm anzuhören, dass er sich freute.
 

„Du auch", antwortete sie, als sie ihn an der Kochinsel stehen sah. Es war wirklich kein Geheimnis, dass Erwin absolut nicht kochen könnte und trotzdem versuchte er es immer wieder.
 

Mara positionierte sich und hielt die Leinwand empor. „Augen auf!"
 

Vorsichtig öffnete Erwin erst das eine, dann das andere Auge. Eine Weile starrte er auf das Bild, ohne etwas zu sagen. Schließlich ging er um die Kochinsel, nahm ihr die Leinwand aus den Händen und musterte das Bild eingängig. „Wo hast du das denn her?"
 

„Gefällt es dir?", wollte sie wissen, ohne auf seine Frage einzugehen.
 

„Es ist wunderbar." Er küsste sie. „Das kommt ins Schlafzimmer."

Er stellte die Leinwand beiseite, um sie zu einem anderen Zeitpunkt aufzuhängen.
 

„Und du kochst?" Mara deutete auf die Töpfe, wobei sie beinahe angeekelt den Mund verzog.

Unschuldig zuckte Erwin mit den Schultern. Er meinte es ja nur gut und wollte ihr eine Freude bereiten, obwohl seine zubereiteten Speisen keineswegs freudig stimmten.
 

„Soll ich eine Pizza bestellen?", fragte Mara lachend.
 

„Gib mir doch mal eine Chance", sagte er gespielte beleidigt. Dabei hob er den Deckel eines Topfes an und rührte in dessen Inhalt. Mara roch sofort, dass dieser angebrannt war.
 

„Du bist unverbesserlich", wiederholte sie seine Worte.
 

Ihr Handy klingelte. Sie kramte es aus ihrer Tasche und erkannte die Nummer ihres Bruders auf dem Display.

„Hallo Levi", nahm sie das Gespräch an und wandte sich dabei von Erwin ab.
 

„Ich habe gebucht." Wie immer kam er direkt auf den Punkt und hörte sich dabei sehr begeistert an.... Nämlich gar nicht.
 

„Was hast du gebucht?" Irritiert zog Mara die Mundwinkel nach unten.
 

„Unseren Urlaub, Dummkopf." Sie hatten ihre Tradition gewahrt und fuhren weiterhin einmal im Jahr gemeinsam in den Urlaub. „Am 27.Mai um 9 Uhr geht der Flieger."
 

„Mal eine angenehme Zeit, huh?" Das letzte Mal waren sie irgendwann Mitten in der Nacht geflogen.
 

„Schreib es dir auf, bevor du es vergisst", mahnte Levi.
 

„Jaja." Mara dackelte in die Küche und legte einen Zettel vor sich ab.

„Wir gehen Dienstag ins Kino. Kommst du mit?", fragte sie, während sie einen Stift suchte.
 

„Ich weiß nicht."
 

„Komm schon, das wird bestimmt ein schöner Abend." Sie öffnete eine Schublade und kramte darin herum.
 

„Unsere Auffassung, was ein schöner Abend ist, geht weit auseinander", knurrte Levi am anderen Ende der Leitung. Er war mal wieder bester Laune.

Mara seufzte. Sie zog die nächste Schublade auf, da sie in der ersten keinen Stift gefunden hatte.

„Bring doch deine Freundin mit", schlug sie vor.
 

Auch Levi hatte endlich sein Glück in einer jungen Dame gefunden. Ihre Geschichte war äußerst witzig, so fand Mara und sie freute sich für ihren Bruder. Er hatte es verdient.

„Ich weiß nicht", murrte er abermals.
 

„Hast du es dir endlich aufgeschrieben?", wechselte er das Thema.
 

„Ich finde keinen beschissenen Kuli, Herrgott nochmal", fluchte sie und riss die nächste Schublade auf. Erwin gab ein ersticktes Geräusch von sich und Mara hielt augenblicklich inne.

Langsam streckte sie die Hand nach der kleinen dunkelfarbigen Schatulle aus. Ihr Herz schlug höher, als ihre Finger sie zu fassen bekamen.

„L-Levi", stottere sie ins Telefon, „ich ruf dich gleich nochmal an." Ohne auf eine Antwort zu warten beendete sie das Gespräch.
 

Zögernd klappte sie den Deckel auf und schnappte nach Luft, als sie den Inhalt erkannte. Sprachlos wandte sie sich zu Erwin um, der verunsichert dreinschaute.

„Ist der für mich?", fragte sie.
 

„Ja", antwortete er, was ihre Kinnlade hinunter klappen ließ.
 

Erst starrte sie ihn ungläubig an, dann den feinen goldenen Ring in der Schatulle. Für einen Moment hatte sie das Gefühl keine Luft zu bekommen. Ihr Herz schlug so wild, dass sie befürchtete, es würde alles in ihrem Brustkorb zertrümmern. Ihre Knie zitterten und sie glaubte, ihre Beine könnten jeden Augenblick unter ihr wegklappen. Und endlich realisiere sie, was das zu bedeuten hatte.
 

Lächelnd sah Mara zu Erwin auf. Tränen der Freude brannten in ihren Augenwinkeln. „Ja", brachte sie schließlich hervor und legte, von ihrer eigenen Antwort überrascht, die freie Hand vor den Mund.
 

Erleichtert atmete Erwin auf. Er überbrückte die Distanz zwischen ihnen und nahm Mara die Schatulle aus der Hand. Bedächtig sank er auf die Knie und nahm ihre linke Hand in die seine. Zärtlich streifte er den Ring über ihren Ringfinger, wobei er ihr unentwegt in die Augen sah.

Noch immer fassungslos beobachtete Mara ihn dabei, musterte anschließend ihre Hand. Dann gab es kein Halten mehr. Sie warf sich um seinen Hals und riss sie damit beide zu Boden.
 


 

Später saßen sie draußen am Strand, lauschten den rauschenden Wellen und blickten in den sternenklaren Himmel. Mara lag an Erwins Brust gelehnt und gönnte sich einen Schluck Champagner. Nachdem sie sich endlich wieder eingekriegt hatte, hatten sie eine Flasche geöffnet und waren nach dem Essen nach draußen gegangen. Nun kuschelten sie und erfreuten sich einfach nur an der Nähe des jeweils anderen.
 

Zärtlich strich Erwin ihre Haare beiseite und hauchte ihr einen Kuss in den Nacken. Ihre Haut kribbelte wohlig, wo seine Lippen sie berührten.

Schmunzelnd hob sie ihre Linke in ihr Blickfeld und betrachtete zum wiederholten Male den feinen Ring an ihrem Finger. Noch immer schlug ihr Herz Purzelbäume. Da kam ihr ein Gedanke. Sie richtete sich auf und wandte sich um, so dass sie vor Erwin kniete.
 

„Ich bin froh, dass ich damals in dich hinein gerannt bin", sagte sie und ein Lächeln bildete sich auf seinen Zügen.
 

„Das bin ich auch", schmunzelte Erwin. Er beugte sich zu ihr und küsste sie hingebungsvoll.
 

✿ єη∂є ✿
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und wenn die Flut sie nicht weggespült hat, dann knutschen sie noch heute...

Ja ihr Lieben, das war's. Bananeneis ist hiermit beendet!
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Lesern bedanken, die bei all dem Feenstaub und Einhornfürzen nicht völlig durchgedreht sind. Besonders bei denjenigen, die von Anfang an dabei waren. Ihr habt immer so schöne Reviews hinterlassen und mich mit euren lieben Worten motiviert, noch mehr Kitsch zu schreiben.

Dann möchte ich euch noch einen kleinen Lesetipp geben:
Die gute Vii schreibt gerade an Himbeerpudding, was sich mit Levis Geschichte nach seinem Erwachen aus dem Koma befasst. Schaut dort unbedingt mal rein.
http://www.fanfiktion.de/s/56e5d41c0002a4662e87c6c0/1/Himbeerpudding

Die Fortsetzung zu Baneneis findet ihr unter meinen Geschichten oder unter folgendem Link:
http://www.fanfiktion.de/s/570fdd4e000390d02f191fe4/1/-TO-T-
(Wird bei Interesse auch hier auf Animexx hochgeladen)

Ich hoffe, einige von euch bei anderen Geschichten wieder zu treffen!

Liebe Grüße und alles Gute,
Raija <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  opa_regenhosenteddy
2016-05-08T20:03:45+00:00 08.05.2016 22:03
Ohhhh, das verdeinte happy End!!!
Schön. Man gönnt es den beiden sehr!
....Schade nur, dass es auch das Ende von der Geschichte ist. D:
Danke für das schöne, abschließende Bild der zwei... Das ist was für schlechte Tage. ;)
Antwort von:  Raija
11.05.2016 10:09
Dankeschön! Schön, wenn dir das Ende gefällt :)
Auch ein Danke an dich, dass du immer so fleißig reingeschaut und kommentiert hast. Habe ich immer darüber gefreut!

Vielleicht, wenn du magst, kannst du auch in die Fortsetzung reinschaun. Die lade ich allerdings nur auf FF.de hoch, weil es hier zu wenige Leser gibt. Da ist mir die Arbeit zu schade für... Naja, ich würde mich freuen.
Antwort von:  opa_regenhosenteddy
11.05.2016 12:09
Oh gerne!!!
Klar, sehr, sehr gerne. Darüber würde ich mich sehr freuen. :3


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