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Lilith & Lucifer

Teil 1
von

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„Melanie", begrüßt sie, natürlich keine anderer als Lucifer und stellt sich dorthin, wo Mike noch bis vor wenigen Augenblicken stand.

Ich sehe ihn kurz an, wende meinen Blick aber wieder schnell ab, da mir die Röte in meine Wangen steigt. Und auch wenn ich ihn nicht ansehe, weiß ich, dass er selbstgefällig grinst. Alice kommt zu uns zurück.

„Die Drinks sind für die Ladys umsonst, Alice.", verkündet er stolz, weil er nun mal der Inhaber der Bar ist und beugt sich zu mir rüber. Ein unwiderstehlicher Geruch steigt mir in die Nase. Er riecht nach teuren Duschgel und Schnee, der in der Sonne knistert. Seine Augen mustern mich unverhohlen, studieren mich ein, so wie es wirkt, bis er mir wieder in die Augen blickt.

„Hätte nicht gedacht, dich hier zu sehen. Hattest du etwa Sehnsucht?", neckt er mich und sein Arm, legt sich um meine Hüfte. Ich halte ihn nicht einmal auf. Sehe ihn einfach nur an und dann blicke ich hilfesuchend zu Melanie, aber sie ist verschwunden, zu Molly gegangen, hat mich in Stich gelassen. Ich kann es nicht fassen. Das tut sie doch mit Absicht!
 

Natürlich tut sie das!
 

„Was willst du trinken?"

Ich sehe mir die verschiedenen Flaschen, an dem riesigen, grellleuchtenden Glasregal an und entscheide mich doch lieber wieder für Wodka, weil ich weiß, dass der scheiß dort noch scheußlicher schmeckt.

Alice bedient uns natürlich wieder als Erste, obwohl viele andere Menschen noch dort stehen und die andere Barkeeperin kommt nicht wirklich klar. Einmal lässt sie sogar eine Flasche fallen. Lucifer schüttelt nur den Kopf.

„Was hast du dir dabei gedacht, sie hier einzustellen?", fragt Alice und Lucifer zuckt mit den Schultern, weil es ihn nicht interessiert.

Ich sehe mir die Blonde an und kann mir sofort denken, wieso sie hier ist. Sie hat eine große Oberweite, ist hübsch und schlank, mit langen Beinen. Es ist einfach offensichtlich. Selbst für mich, obwohl ich hetero bin. Wäre ich ein Mann, hätte ich sie vermutlich auch eingestellt.

„Du hast meine Frage nicht beantwortet."

„Ich bin nicht deinetwegen hier!" Mein Ton ist barsch, und er hebt erstaunt eine Augenbraue, aber das ist mir egal. Ich kippe mir den zweiten Shot hinter und schüttele mich vor ekel. Lucifer lacht auf, lässt seine Hand auf Wandertour gehen und bevor er meinen Hintern berührt, schlage ich auf seinen Arm und er nimmt seine Hand weg.

„War dir gestern auch so kalt?" Damit spiele ich darauf hin, dass er keine Sachen zur Verfügung hatte und ich erwarte, dass er wütend sein könnte, aber er grinst nur anzüglich, berührt wieder meinen Rücken, und weil das so unerwartet kommt, bekomme ich Gänsehaut. Nur hoffentlich bekommt er davon nichts mit. Ich seufze.

„Es war einfach, an neue Sachen zu kommen. Aber mich würde interessieren, was aus meinem Anzug geworden ist?"

„Den habe ich in den Müll geworfen.", lüge ich. Der Haufen Sachen liegt noch immer bei mir zu Hause. Er schüttelt darüber nur den Kopf und bestellt mir erneut einen Shot, welchen ich sofort trinke. Wie erwartet, schenkt sie mir neu ein und Lucifer wartet nur darauf, mich abfüllen zu können.

„Danke für die Drinks" Ich lächele, drehe mich selbstbewusst um, um mit dem Shot Glas zielsicher zu Molly und Mell zu gehen. Ohne die Rechnung mit Lucifer zu machen. Dieser hält mich fest, zieht mich zurück. Ich bin so erschrocken, dass der Shot überschwappt und ein bisschen davon auf den Boden landet.

„Ich habe gehört, ich fahre euch heute nach Hause?"

Ich blicke ihn unsicher an. Wie konnte er das hören? Oder kann er etwa Lippen lesen?

„Das habe ich nur gesagt, weil ich wütend auf einen Freund war."

„Mike", stellt er bitter fest und drückt mir die Wodka Flasche in die Hand. Also kennen die beiden sich. Aber woher?

„Du kennst ihn?"

Er geht ignoriert meine Frage.

„Amüsiert euch noch schön." Dann verschwindet er und ich gehe zu den anderen, die sich schrecklich darüber freuen, dass ich gleich eine ganze Flasche Wodka mitgebracht habe.

„Wie läuft's?", fragt Mell, dabei nimmt sie einen großzügigen Schluck aus der Wodka Flasche. Ich weiß genau, auf was sie hinauswill, aber dieses Mal Spiele ich mit.

„Gut. Wir trinken nachher noch etwas zusammen."

Eine Stunde später, ist der Club noch voller, noch stickiger, die Musik lauter und ich bin betrunken. Total voll, rede irgendein Blödsinn über Bücher, aber keiner hört mir so wirklich zu. Selbst wenn ich betrunken bin, bin ich langweilig und das kriege ich jetzt erst richtig zu spüren. Der Alkohol benebelt meinen Kopf und bringt meine langweilige Seite noch mehr zum Vorschein, als im nüchternen Zustand, dabei sollte es doch eigentlich das Gegenteil bewirken? Oder nicht?

Ich will nicht langweilig sein. Jeder findet mich langweilig. Sogar Mike, auch wenn er es anders formuliert hat und seine Worte verletzen mich insgeheim. Ich wäre wirklich gern wie Mell. Wenn ich zu ihr sagen würde, küsse den Typen, der dort drüben an der Bar sitzt und mich die ganze Zeit anstarrt, würde sie es tun.
 

„Fährst du etwas zweigleisig?", neckt Molly mich und ich sehe sie verwirrt an, weiß nicht so wirklich, auf was sie hinaus will, bis sie in Richtung dieses Typen nickt, der mich anstarrt.

„Was? Nein. Der ist gar nicht mein Typ!"

Ist er wirklich nicht. Der Typ ist blond, ziemlich schlank, mit ein wenig Muskeln und sein Gesicht ist mir eindeutig zu... jung. Ich stand schon immer eher auf ältere Männer, zwischen 25 und 35.

Daran ändert auch sein süßes Lächeln nichts.

„Also ich finde ihn süß."

„Dann geh doch zu ihm.", schlage ich vor, aber sie schüttelt den Kopf.

„Ich will nicht die zweite Wahl sein. Geh du lieber zu Lucifer. Der starrt dich nämlich ebenfalls an."

Ich halte Ausschau nach ihn und sehe, dass er nicht weit weg steht und sein Blick öfters in unsere Richtung gleiten lässt, bis sie auf meine treffen un mich fixieren.

„Nun geh schon!" Mell schubst mich und ich stehe unfreiwillig auf. Ein amüsierter Ausdruck, bildet sich in seinen Gesichtszügen und er schüttelt wieder nur den Kopf, genau wie vorhin.

„Nein, ich kann das nicht.", jammere ich, will mich wieder auf meinen Platz niederlassen und mehr trinken, aber Mell hindert mich daran.

„Jetzt sei keine Langweilerin! Riskier doch mal was! Es ist offensichtlich, dass Lucifer verrückt nach dir ist. Genauso offensichtlich ist es, dass du noch keinen Sex mit ihm hattest."

Ich werfe ihr einen empörten Seitenblick zu und beschließe im selben Moment, zu ihn zu gehen, bleibe aber beim halben Weg stehen und halte inne. Eigentlich will ich das doch gar nicht. Ich darf nicht vergessen, wer er ist und was er schon alles für schlimme Dinge getan hat.

Ich blicke noch einmal hilfesuchend zu Mell. Sie lächelt aufmunternd, dann setzt sich der Typ, der mich vorhin angestarrt hat, zu ihr, und ich grinse über beide Ohren, weil sie ebenfalls strahlt und ich werde mutig. Wenn der Typ das schafft, bei einer so schönen Frau wie Mell, schaffe ich das auch. Scheiß egal, wer er ist. Ich will ihn schließlich nicht heiraten, sondern mich nur unterhalten.

Der Mann, der sich gerade mit ihm unterhält, verschwindet, als er mich sieht und Lucifer, sieht mich nicht an. Lieber lässt er seinen Blick durch die volle Bar gleiten, als ich neben ihn stehe, gegen die Wand gelehnt.

Aber er ignoriert mich, will mich ärgern und es funktioniert. Er sieht mich erst an, als ein Typ mich versehentlich anrempelt und „Sorry Süße", murmelt. Jetzt habe nicht nur ich seine Aufmerksamkeit, sondern auch der Typ, der es wirklich wagt, mir an die Hüfte zu fassen, um mich mit zur Tanzfläche zu nehmen. Bevor das aber passiert, packt Lucifer seine Hand, drückt sie und der Typ schreit erschrocken, schmerzerfüllt auf und seine Knie sacken ein.

„Und jetzt entschuldige dich vernünftig, bei der Lady!", knurrt er, und der Typ fleht, dass er ihn losließe. Wie festgewurzelt sehe ich zu, wie er ihm beinahe die Hand bricht und es macht mir nichts aus, weil der Typ aussieht wie einer, der Frauen wie mich gern gegen ihren Willen betatscht.

„Es tut mir leid!", schreit er. Augenblicklich zieht Lucifer ihn auf die Beine. Ein Türsteher taucht in der Menge wie aus dem nichts auf, packt ihn und schleift ihn durch die gesammte Bar, zur Treppe und dann kann ich nichts mehr sehen.

„Alles ok?" Jetzt, wo ich seine Aufmerksamkeit habe, habe ich keine Lust mehr, mich mit ihm zu unterhalten. Das was er kann, kann ich schon lange, selbst wenn es kindisch ist, so zu handeln, es interessiert mich nicht.

Bevor ich gehe, hält er mich wieder fest, seine Hand passt genau um meinen Oberarm und ich sehe ihn an, unschuldig wie ein Engel, obwohl ich das genaue Gegenteil davon bin, wie ich mittlerweile weiß.

„Ich hätte deine Hilfe nicht gebraucht.", sage ich. Es ist undankbar, obwohl ich sogar sehr dankbar bin, denn dank ihn, musste ich mir nicht die Mühe machen, dem Typen einen tritt oder eine Ohrfeige zu verpassen. Ich versuche mich trotzdem von ihm loszureißen.

„Komm schon. Bleib hier." Seine Stimme ist honigweich, wenn auch etwas leise, durch die Musik, und ich bleibe stehen, drehe mich zu ihn um.

„Und was soll ich hier?"

Er zuckt mit den Achseln. „Sag du es mir. Schließlich bist du zu mir gekommen."

„Ja, weil du ständig zu mir rüber gesehen hast."

Er grinst, zieht mich zurück neben sich und sieht mich an. „Ich war nur Neugierig, wie weit du mit der Flasche warst. Und?"

„Leer.", antworte ich, aber mehr als die Hälfte hat Mell und Molly getrunken. Ich vertrage aber so oder so nicht sehr viel Alkohol und nüchtern, bin ich kein bisschen mehr. Aber im Gegensatz zu Molly und Mell, versuche ich mir den Alkohol nicht anmerken zu lassen, nur ab einen bestimmten Punkt, klappt das nicht mehr so, wie ich es gern hätte.

„Und wie fühlst du dich?"

„Hervorragend", erwidere ich.

„Wir können auch gern unsere Abmachung einlösen, wenn du willst.", schlägt er vor, streicht mir eine Locke hinters Ohr und ich erschaudere. Das ist also sein Plan: Mich abfüllen und ins Bett kriegen.

„Was würdest du denn gern mit mir tun?", frage ich zuckersüß und er kommt mir näher. So nahe, war ich ihn noch nie, abgesehen von gestern, als er hinter mir stand. Nackt. Ich denke an seine Bauch- und Armmuskeln zurück und frage mich, ob er trainiert. So ein durchtrainierter Körper kommt doch nicht von allein? Nicht mal, bei dem Teufel höchstpersönlich. Das erscheint mir für unmöglich.

„Wir können es herausfinden, du musst nur ja sagen." Er kommt noch näher. Erst glaube ich, er will mich küssen, tut es aber nicht. Mir wird ganz heiß am Körper, bei der Vorstellung, wo er mich überall mit diesen hinreißenden Lippen küssen könnte, dann schüttle ich innerlich den Kopf, gebe mir selbst eine Ohrfeige.

„Du willst mich wirklich?", hauche ich, stelle mich auf die Zehenspitzen und lege eine Hand auf seine stahlharte Brust und schlucke. Sein Atem geht heftiger, seine Augen werden dunkel und er nickt, zaghaft und bedächtig, ohne mich aus den Augen zu lassen.  

„Sag es, bitte."

„Ich will dich." Seine Stimme ist tief und rau, jagt mir einen angenehmen Schauer über den Rücken und ich nähere mich seinem Gesicht, halte kurz davor inne und lächele. „Tja, Lucifer, ich dich aber nicht.", flüstere ich, grinsend stelle ich mich wieder hin. Er steht einfach nur da. Ich sehe mich nach Mell und Molly um. Beide tanzen mit irgendwelchen Typen. Dann macht Lucifer plötzlich einen Schritt auf mich zu, packt mit einer Hand meinen Kopf und zieht meine Haare nach hinten, drückt mich gegen die Wand und presst seine Lippen auf meine. Ich wehre mich, versuche ihn wegzuschieben, dann packt er auch meine andere Hand und hält sie mir, zusammen mit der anderen, hinter meinen Rücken fest. Er lässt mir keinen Ausweg, schiebt seine Zunge zwischen meinen Lippen und ich erwidere den Kuss tatsächlich. Finde gefallen an den Pfefferminz und Whiskey Geschmack seiner Lippen. Mein Verstand schaltet auf Standby. Es interessiert mich nicht, dass andere uns sehen können. Es gibt gerade nur noch den Teufel, mich und der köstliche Geschmack, seiner unfassbar weichen Lippen. Dann wird die Musik gewechselt und ich werde zurück in die Realität befördert. Prompt schubse ich ihn von mir weg und gehe einfach. Ich muss dringend auf die Toilette.



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