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Lilith & Lucifer

Teil 1
von

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„Wo sind meine Schlüssel?“

„Da wo du sie hingelegt hast.“, antworte ich meinem Dad und beiße in eine trockene Toastscheibe hinein.

„Nein, da sind sie nicht. Hast du sie irgendwo hingelegt?“

„Nein, habe ich nicht.Warte.“

Ich stehe auf und beiße nochmal vom Toast ab. Im Flur öffne ich die Kommode, neben der Garderobe, nehme die Schlüssel und drücke sie ihm skeptisch in die Hand.

„Die waren da vor fünf Minuten nicht drin.“, murmelt er und zieht sich seine Jacke an. Ich grinse und verkneife mir ein Kommentar dazu.

„Vielleicht solltest du zum Augenarzt? Ist schon wieder sehr lang her, als du das letzte mal warst.“, schlage ich vor. Natürlich schüttelt er sofort den Kopf. Was für ein Sturkopf. Er will einfach nicht einsehen, dass seine Augen schlechter geworden sind und er eine neue Brille braucht. Wenn er meinen Rat nicht in den nächsten Wochen nachgeht, zerre ich ihn persönlich zum Augenarzt. Ob er will oder nicht.

„Bis später. Wie lange hast du Urlaub?“

„Vergesslich bist du also auch schon?“, necke ich ihn und gebe ihn einen Kuss auf seine glattrasierte Wange. „Bis Freitag, dann noch das Wochenende und am Montag ist Baldwin wieder zurück. Das habe ich dir gestern Abend schon erzählt.“, erinnere ich ihn.

Ich weiß schon seit einigen Wochen dass Jones nach Seattle muss. Eigentlich müsste ich ihn dort hin begleiten, aber er wollte lieber Beth dabei haben, was mich nicht wundert. Sie ist sicherlich bereit dafür, ihm die Beine breit zu machen.

O Gott, was ich denke ich bitte? Ich kenne Beth nicht und so was auch nur zu denken, ist ganz untypisch für mich.

Ich brauche andere Gedanken.

Als Dad weg ist, bin ich allein mit Mum im Haus. Sie müsste jede Sekunde runter kommen und ebenfalls zur Arbeit fahren. Dann habe ich das Haus für mich allein bis um acht, kann Dads Alkoholvorrat unter die Lupe nehmen und gönne mir ein sehr langes, heißes Bad, während ich auf meinen Laptop eine Serie schaue. Ich seufze beim Gedanken daran, endlich wieder zu entspannen und lasse mich in der Küche auf meinen Platz nieder.

Mum kommt die Treppe runter, dann in die Küche und strahlt mich an. Sie trägt eine knielange Hose und eine dunkelblaue Bluse. Ihre dunkelblonden Haare sind nach oben gesteckt und ihre Wangen werden durch etwas Rouge betont. Sie sieht toll aus.

„Guten morgen“, wünsche ich ihr, während ich mir mein Toast schmiere. Erst mit etwas Butter, dann mit Konfitüre. Als ich fertig bin, beiße ich etwas davon ab und frage Mum ungehalten, mit vollen Mund, wann sie heute wieder nach Hause kommt. Daraufhin gibt sie mir einen leichten Klaps auf den Hinterkopf.

„Hör auf mit vollem Mund zu sprechen. Ungefähr um sechs müsste ich wieder hier sein.“

„Tut mir leid“, murmle ich, nachdem ich heruntergeschluckt habe und einen Schluck Orangensaft trinke.

„Um sechs, wie immer. Dein Vater hat sein Handy vergessen.“ Sie seufzt und es klingelt an der Tür. Dad hat anscheinend auch bemerkt, dass er sein Handy liegen lassen hat.

Ich stehe auf, um zur Tür zu gehen, aber Mum schnappt sich bereits das Handy und eilt zur Tür. Also setze ich mich wieder hin und esse weiter. Bis Mum mich ruft und ich aufstehen muss. Zum Glück habe ich frei und bin nicht in eile.

„Wie war nochmal Ihr Name?“

Ich wische mir meinen Mund ab und stelle mich zu Mum. Die Tür versperrt mir die Sicht, also öffne ich sie weit.

„Louis“

Lucifers grinsen ist breit und meine Mum ist völlig verwirrt und zugleich sieht sie sehr beeindruckt aus. Er nimmt ihre Hand und haucht ihr einen Kuss auf den Handrücken.

Dann sieht sie mich an und verabschiedet sich schnell. Als Lucifer und ich allein sind, macht er einen Schritt vorwärts, als würde er ins Haus kommen wollen. Aber ehe er einen Schritt hier rein tut, gehe ich nach draußen und ziehe die Tür so weit zu, bis sie nur noch einen kleinen Spalt offen steht.

„Willst du mich nicht ins Haus lassen?“

„Nein.“, erwidere ich fast ausdruckslos. „Wieso bist du hier?“

„Ich wollte dich sehen.“

Ich lache auf und halte mir eine Hand vor dem Mund. Er sagt nicht nichts. Also versuche ich wieder ernst zu wirken.

„Gut, du hast mich gesehen. Dann kannst du ja wieder gehen. So wie letzte Woche.“, erwidere ich zuckersüß und lege den Kopf ein wenig schief. Erst vögelt er mich, verschwindet kurz darauf und meldet sich eine Woche nicht bei mir. Ich hatte mich damit abgefunden, ausgenutzt worden zu sein. Und nun steht er vor meine Tür. So gutaussehend wie immer. In einem schwarzen Anzug und einer dazu passenden Krawatte. Denkt wahrscheinlich, ich würde ihn ins Haus lassen und gemütlich einen Kaffee mit ihm trinken.

„Komm schon, Baby. Du bist wirklich wütend, weil ich nicht geblieben bin, um mit dir zu kuscheln?“ Er zieht einen Schmollmund und kommt einen Schritt auf mich zu. Wenn er es wagt, mich anzufassen, trete ich ihn dort hin, wo es weh tut.

„Ich bin nicht wütend.“, antworte ich ihn und öffne wieder die Tür hinter mir. Ich gehe zurück ins Haus, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Anscheinend denkt er ich würde wollen, dass er rein kommt, denn er setzt einen Schritt nach vorn, aber ich halte ihn ab, indem ich eine Hand gegen seine Brust drücke.

Er breitet die Arme aus. „Nun komm schon. Lass mich rein“, jammert er gekünstelt, also nehme ich meine Hand weg.

„Wir hatten einen Deal, falls du dich daran zurück erinnerst.“

„Der Deal ist nichtig. Den hab ich gemacht, als ich noch dachte, mir würde eine Nacht mit dir genügen.“

„Das was wir hatten, war ein Fehler. Ich bereue es mehr als alles andere. Jetzt geh weg, bevor ich die Polizei rufe!“, zische ich und werfe die Tür zu. Aber sie bleibt einen Spalt offen, weil sein Fuß dazwischen ist.

„Und was glaubst du, wird die Polizei tun? Mich festnehmen? Hast du vergessen, wer ich bin? Sieh mich an. Denk noch einmal ganz scharf nach, Süße.“

Er knallt die Tür auf und der laute Knall lässt mich vor Schreck nach hinten taumeln. „Wenn ich etwas will, kriege ich das auch und im Moment will ich dich gegen die Wand drücken und vögeln, bis du nicht mehr stehen kannst.“

Als er noch einen Schritt auf mich zu kommt und versuchen will, mich zu berühren, schlage ich seine Hand weg und blicke ihn ebenso bedrohlich an, wie er mich im Moment.

„Ein Anruf an Mike und ich kann den Ruf deines Clubs ruinieren, also denk besser nach, was du als nächstes tust!“

Er zieht sich langsam zurück, zu meiner Überraschung. Grinsend hebt er die Hände vor seiner Brust und geht einige Schritte rückwärts. „Ich stehe drauf, wenn du einen auf böse machst. Vor allem weil deine Nase dann immer so niedlich zuckt.“, zieht er mich auf und ich würde ihn am liebsten eine reinhauen. „Du wirst mir nicht mehr lange böse auf mich sein. Da bin ich mir sicher.“, sagt er und ich knalle ihm die Tür vor die Nase zu.

Er flucht und ich bin mir sicher, dass die Tür gegen seinen Fuß geknallt ist.

Ich hoffe dadurch versteht er endlich, dass er mich in Ruhe lassen soll.

„Mach die Tür auf!“, sagt er nach einer Weile. Es klingt wie eine Drohung. Ich bleibe hartnäckig und verriegele das Schloss. Nur um auf Nummer sicher zu gehen.

Zum Glück ist das kleine Fenster an der Tür verdeckt. Aber ich kann trotzdem seine Silhouette erkennen. So erkenne ich auch, dass er näher an die Tür kommt.

„Mach die Tür auf, Lilith, oder ich verschaffe mir einen anderen Weg hier rein.“, meint er leise, aber bedrohlich.

Ich denke kurz über seine Worte nach. Ich sollte die Polizei rufen. Mein Handy liegt im Wohnzimmer, also ist es relativ schnell zu erreichen. Mir ist natürlich klar, dass Lucifer die Polizei irgendwie um seinen kleinen Finger wickeln wird, vielleicht hat er das auch schon, aber ich kann hier nicht tatenlos rumstehen und darauf hoffen, dass er einfach von allein geht. Denn wenn er das nicht tut, habe ich ein Problem.

Ich warte ein paar Sekunden, bis ich Schritte höre, die sich vom Haus entfernen.

Misstrauisch öffne ich die Vorhänge vom kleinen Fenster, aber er ist nicht zu sehen. Doch sein Auto erkenne ich.

Scheiße! Die Terrassentür im Wohnzimmer steht offen. Ich renne ins Wohnzimmer und behalte recht. Ich versuche sie zu schließen, aber gerade jetzt klemmt diese verdammte Tür. Im Augenwinkel kann ich bereits Lucifer um die Ecke kommen sehen.

„Komm nicht näher, Lucifer!“, verlange ich von ihm.

Er grinst und sagt nichts. Bleibt einfach nur neben der klemmenden Tür stehen und beobachtet jeder meiner Bewegungen ganz genau, als ich zurück ins Wohnzimmer gehe, um so weit Abstand wie nur möglich von ihm zu halten.

Er bemerkt, dass ich mein Handy anstarre und schüttelt warnend mit dem Kopf.

„Das würde ich nicht tun.“

„Lass mich einfach in Ruhe und geh! Du hattest doch, was du wolltest. Ich hab mit dir geschlafen, du warst zufrieden und bist abgehauen. Was willst du denn noch von mir?“

Es ist unheimlich, ihn so da stehen zu sehen. Fast so wie in einem Thriller, wo der Mörder einen auf ruhig macht und meint, er würde einen nichts tun und wenn man dann eine falsche Bewegung macht, hat man ein Messer oder eine Kugel im Bauch.

Die Schritte, die er macht, hören sich laut an, obwohl sie ganz leise sind. Er sieht sich im Wohnzimmer um und versucht mir immer näher zu kommen. Ich will weg rennen, am besten zu den Nachbarn und dabei will ich mein Handy schnappen. Er wird mir nichts tun! Er hat mal gesagt, ich brauche keine Angst vor ihn zu haben. Er tut mir nichts. Und das habe ich ihn geglaubt. Auf gewisse Art und Weise vertraue ich ihn in dieser Hinsicht.

„Bitte geh“, sage ich nach langer Stille, die drohte mich zu ersticken und drehe mich um, um auf den Tisch nach meinem Handy zu greifen. Ich höre Schritte und plötzlich steht er neben mir.

„Ich sagte, dass würde ich nicht tun!“ Er schnappt sich mein Handy und steckt es sich in seine Hosentasche. Er dreht mich zu sich. Sein Griff ist grob und tut beinahe weh.

„Lass mich los!“, schreie ich. Er lässt mich los und ich gebe ihm einen Stoß gegen die Brust. Er bewegt sich keinen Zentimeter, durchbohrt mich mit einem Blick, der mir Angst macht. Dann packt er mich. Ich schreie und frage mich, wieso die Nachbarn mich nicht hören. Dann hebt er mich hoch und wirft mich auf die Couch. Das alles passiert so schnell, dass ich keinen Zeitpunkt finde, aufzustehen und wegzurennen. Und als er über mir ist, presst er bereits seine Lippen auf meine. Grob und schmerzhaft. Ich schlage wie wild auf seine Brust ein und versuche ihn von mir wegzustoßen. Sein Versuch zärtlich zu sein, zieht nicht bei mir. Er küsst meinen Hals, bahnt sich den Weg weiter nach unten zu meinen Dekolletee. Ich wehre mich weiter, doch er hält meine Handgelenke fest.

„Hör auf!“, kreische ich und in dem Moment sieht er mich an und ich stoße ihn von mir runter.

Schnell springe ich von der Couch auf und sehe ihn wütend an.

„Du... du wolltest...?“ Mir fehlen die Worte. „Hast du sie noch alle?“

Seine Haare sind zerzaust, sein Blick wild und als er einen Schritt auf mich zukommt, gehe ich einen Rückwärts.

„Du bist doch krank!“

Er blickt zu Boden, als würde er sich schämen. „Es tut mir leid... Ich... irgendwas stimmt nicht mit mir.“

„Da sind wir einer Meinung.“, erwidere ich wütend.

Seine Miene ist ernst, in seinem Blick liegt so etwas wie Reue. Aber ich bin mir nicht sicher. Ich kenne ihn nicht gut genug, um seine Blicke richtig deuten zu können.

„Nein, das meine ich nicht. Ich... Schlaf mit mir.“

Meine Kinnlade fällt herunter. „Wie bitte? Nein! Vergiss es!“

Wie zur Hölle kommt er auf Idee, dass ich jetzt mit ihm schlafen würde? Ist er völlig verrückt geworden? Natürlich ist er das! Er ist gerade ohne deinen Willen über dich hergefallen, wie ein Löwe auf ein Reh!

„Lass mich nicht betteln“, sagt er leise und klingt unfassbar erbärmlich dabei.

„Ich werde nicht mit dir schlafen! Das letzte Woche war einer der größten Fehler, die ich je gemacht habe. Ein anderer Fehler war, nicht nur ein dreckiges Arschloch und einen Mörder in dir zu sehen! Jetzt hau endlich ab!“

„Das es ein Fehler war zu glauben dass ich anders sei, stimmt, aber das du es als Fehler ansiehst, mit mir geschlafen zu haben, glaube ich dir nicht.“, widerspricht er meinen Worten. Er liegt völlig falsch. Ich bereue es wirklich.

„Weißt du eigentlich, wie ich mich gefühlt habe, nachdem ich mit dir geschlafen habe?“ Ich sehe ihn abwartend an. Da er nichts sagt, fahre ich fort. „Ich habe mich dreckig gefühlt.“ Sogar unfassbar doll. Ausgenutzt und dreckig. So habe ich mich noch nie gefühlt und so will ich mich nicht mehr fühlen.

Und meine Worte treffen ihn. Glaube ich. Aber versucht einen auf cool zu machen und lässt es sich nicht anmerken.

„Ich bitte dich nur um ein einziges, letztes mal, danach bist du mich los. Danach ist alles wieder...gut.“

„Nein, vergiss es! Jetzt verschwinde!“

„Bitte“ Er kommt näher.

„Wann verstehst du endlich, dass ich das nicht will?“, frage ich.

Er öffnet seinen Mund um etwas zu sagen. Dann schließt er ihn wieder.

„Gehst du jetzt bitte?“, frage ich ruhiger. Er nickt. Bevor er endlich geht, holt er mein Handy aus seiner Hosentasche und legt es zurück auf den Tisch. Ich gehe zur Tür und höre wie er mir folgt.

„Tut mir leid“, meint er. Zum Abschied will er mir einen Kuss auf die Wange geben, jedoch weiche ich einen Schritt zurück und blicke zur Seite. Meine Abweisung überrascht ihn nicht.

„Es nicht nicht meine Schuld, dass du dachtest ich wäre anders.“, sagt er.

„Ich habe kein Interesse daran, weiter mit dir zu diskutieren.“, sage ich. Ich will einfach nur dass er geht und mich in Ruhe lässt, damit ich wieder eine Woche damit verbringen kann, ihn aus meinen Gedanken auszusortieren.

„Ich will dich wieder sehen.“, meint er. Die Worte klingen ehrlich und ich vergesse für einen kleinen Moment meine Wut. Aber als ich ihn ansehe, sehe ich einen Mann, der mit solch Worten jede Frau um den Finger wickeln kann. Das ist der Mann, der mich ausgenutzt und allein gelassen hat.

„Ich will dich aber nicht wieder sehen.“ Er hat mich bereits genug ausgenutzt und seinen Spaß mit mir gehabt.

„Das glaub ich dir nicht.“

„Mir egal, ob du mir nicht glaubst.“ Ich packe ihn an der Hand und zerre ihn nach draußen. Ich kann nur hoffen, dass meine Nachbarn nichts davon mitkriegen.

Ich versuche etwas zu sagen, aber er hält mich davon ab, indem er seinen Mund wieder öffnet und redet.

„Du bist wütend, weil ich nicht bei dir geblieben bin und weil ich mich nicht bei dir gemeldet habe. Das verstehe ich. Aber was dachtest du, wird danach passieren? Das wir eine Beziehung haben mit kuscheln und all den scheiß?“

Ich verdrehe die Augen. Dass muss ich mir nicht anhören und will es auch nicht. Ich wende mich von ihm ab und marschiere wieder Richtung Haus zurück.

„Du dachtest das wirklich, oder?“, ruft er mir hinterher, und ich ignoriere es einfach, obwohl sich die Wut immer weiter in mir ausbreitet und ich mir wünsche, ihn noch einen heißen Kaffee ins Gesicht zu schütten. „Was erwartest du von mir, Lilith? Blümchen? Vielleicht Rosen? Das ich vor dir auf die Knie gehe, und um Verzeihung bitten, nur weil wir beide andere Dinge im Kopf haben?“

Ich wirbele herum. „Ich erwarte von dir, dass du mich gefälligst in Ruhe lässt!“, zische ich lauter als beabsichtigt und starre ihn wütend ihn. „Du hattest bereits was du wolltest! Es gibt sicherlich genügend andere Frauen, die sich gern von dir ausnutzen lassen, aber zu denen gehöre ich nicht, falls du es immer noch nicht kapiert hast!“

Weil mir was ins Auge fliegt und mein Auge beginnt zu tränen, drehe ich mich weg. Hoffentlich denkt er nicht, ich heule wegen ihm.

„Weinst du jetzt?“, will er verwirrt wissen.

„Nein!“, blaffe ich.

Er macht drei Schritte auf mich zu und ich weiche einen zurück. „Lass mich in Ruhe!“, warne ich ihn und versuche den Schmerz wegzublinzeln.

Er entfernt die Distanz zwischen uns. Dann nimmt er mein Kinn zwischen seine Finger und hebt meinen Kopf an. Als ich mich wehre, sieht er mich tadelnd an. „Ich will nur sehen, was du im Auge hast.“, erklärt er.Widerwillig halte ich still. Er sieht sich mein Auge an und runzelt die Stirn.

„Was?“, will ich wissen.

„Nichts, du hast eine Wimper im Auge. Halt still.“, erwidert er konzentriert und entfernt sie mir vorsichtig. Ich blinzele ein paar mal und es fühlt sich schon viel besser an als vorher. Da er mich nicht loslässt, mich einfach nur anblickt, werde ich unsicher. Wenn er mir so nahe ist, bin ich nicht mehr so mutig, fällt mir auf.

Lass mich los! Die Wimper ist weg, meinem Auge geht es gut. Warum sieht er mich so an?

Er versucht mich zu küssen. Ich drehe meinen Kopf zur Seite und er lässt mein Kinn los.

„Ist das dein ernst?“, frage ich verärgert. Er muss wirklich glauben, ich lasse mich wieder so schnell um den Finger wickeln. Mache ich wirklich diesen Anschein?

„Ich will mehr als eine Nacht mit dir.“, behauptet er ernst.

„Du willst also eine lockere Affäre mit mir?“, erkundige ich mich. Seine Antwort interessiert mich.

Er zuckt mit den Schultern. „Ich will dich öfter in meiner Nähe haben.“

„Das beantwortet nicht meine Frage.“ Ich gehe einen Schritt zurück, um Abstand zu gewinnen.

„Wenn du es so siehst... ja. Solange ich dich öfter sehen kann.“

„Dafür musst du dir jemand anderes suchen. Dafür bin ich nicht die richtige.“ Ich verschränke die Arme. Solange er mich öfter sehen kann...

„Ich will keine andere. Ich will dich, das habe ich dir schon mal gesagt.“

Auch wenn seine Worte mir gefallen, lautet meine Antwort nach wie vor die gleiche.

„Wie würde das aussehen? Wir treffen uns zum Sex, sehen uns eine Woche nicht, in welcher du mit anderen Frauen ins Bett gehst, bist du wieder Lust auf...“ Er unterbricht mich.

„Darum geht es ja. Ich will keine andere Frau. Ich... das ist mein verdammtes Problem...“

„Was meinst du damit?“

Er presst die Lippen zusammen. Unbehaglich tritt er ebenfalls einen Schritt zurück und kratzt sich am Kopf.

„Ich hab Probleme... mit anderen Frauen. Seit letzter Woche.“

Ich sehe ihn verständnislos an. Was meint er damit, er hat ein Problem mit anderen Frauen?

Etwa das, was ich denke?

„Was meinst du damit?“, hake ich nach, auch wenn ich glaube, die Antwort zu wissen.

„Ich komme nicht in Stimmung.“, sagt er schnell, presst die Lippen fest aufeinander und versucht mich nicht anzusehen. Ist ihm das etwas peinlich?

„Und was hat das mit mir zu tun?“

Er hält kurz inne und atmet einmal tief durch. „Seit ich mit dir gevögelt habe, bekomme ich bei keiner Frau einen hoch.“

Nun halte ich kurz inne. Eigentlich finde ich das ja echt zum lachen, aber dann fühle ich mich beleidigt. „Was soll da denn jetzt heißen? Das ich so schlecht war, dass du...“

Lucifer verdreht die Augen und unterbricht mich.

„Nein, so meine ich das definitiv nicht. Bei dir ist das einfach... anders. So ein Problem hatte ich noch nie.“

Gott, ich sehe ihm an, wie unangenehm das für ihn ist, deshalb verkneife ich mir mein grinsen.

„Tut mir leid für dich, ehrlich, aber das ändert nichts. Ich will nicht nochmal ausgenutzt und weggeworfen werfen. Dafür besitze ich noch genügend Selbstachtung. Unsere Beziehung würde nur aus Sex bestehen und für so etwas, bin ich wirklich nicht die richtige, Lucifer.“

„Was ist an Sex so schlimm? Wir beide hätten unseren Spaß und es muss ja niemand wissen, dass wir nichts ernstes haben. Wir sehen uns so oft wir wollen, können von mir aus diesen ganzen anderen Kram machen, was Paare eben so tun, wie essen gehen. Nur eben bleiben meine Regeln erhalten. Denk wenigstens darüber nach“

„Wirst du gehen, wenn ich dir sage, dass ich darüber nachdenke?“

Er nickt und ich spüre Erleichterung.

„Ich denke darüber nach. Und jetzt geh, bitte.“, sage ich. Natürlich denke ich nicht darüber nach. Meine Entscheidung steht bereits jetzt fest. Ich will nicht zu seinem Spielzeug werden. Aber ich will dass er geht und mich in Ruhe lässt. Das tut er dann auch und ich verschwinde zurück ins Haus. Ich gehe ins Wohnzimmer und versuche auf andere Gedanken zu kommen. Aber jetzt erinnert mich alles an das, was gerade passiert ist und an daran, was er gesagt hat.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sundy
2017-05-26T12:00:09+00:00 26.05.2017 14:00
Der Teufel ist verliebt 🙄


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