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Too Strong To Fall

Levi x Sakura
von

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the way she looks at him.

Die hiesigen Eichenbäume waren die letzten, die ihre Blätter verloren. Ihre Stämme waren massiv und ihre Baumkronen ragten weit über die der umstehenden Bäume und Fichten hinaus, weit über die Köpfe und Arme der Titanen.

Bisher hatten sie keine abnormen Titanen entdeckt, die oftmals muskulöser, schneller oder größer waren. Selbst wenn sie dort draußen im Dickicht lauerten, mussten sie dieses Risiko eingehen, denn ein hoher Ast auf einem der Eichenbäume war im Moment noch der sicherste Platz hier draußen.

Ihre Pferde grasten auf der kleinen Lichtung und rupften das Unkraut aus dem Boden, der von den ständigen Regenfällen weich und feucht war. Dass die Titanen aus unbekanntem Grund alles, was nicht menschlich war, in Ruhe ließen und scheinbar nicht einmal wahrzunehmen schienen, stellte sich als ein Vorteil heraus. Ein merkwürdiger Zufall, denn—

Levis Gedanke kam zu einem abrupten Ende, als Eld mit Sakura neben sich bei ihm auf den Ast landete. Surrend fuhren sich die Stahlseile ein. Er half Sakura beim Hinsetzen, damit sie sich an dem Baumstamm anlehnen konnte.

„Ich werde mich ein bisschen höher begeben und mal umschauen, ob ich irgendwo ein Zeichen von den anderen ausmachen kann“, verkündete Eld.

„Entferne dich nicht zu weit“, sagte Levi und Eld salutierte, bevor er ein Stahlseil aus seiner Ausrüstung hervorschnellen ließ. Er verankerte es in einem anderen Baum und schwang davon, bis er von sich verfärbenden Blättern, die sich wacker an den Zweigen hielten, verschluckt wurde.

Levi sah ihm nach, bevor sein Blick zu Sakura wanderte. Sie hob mit grimmiger Miene, die von einem Ziehen in ihrer Seite sprach, die Arme, um sich ihre Haare mit einem Zopfband zusammenzubinden. Ihre Beine waren ausgestreckt und auf ihrem Schoß lag die Tasche, die ihre Vorräte enthielt. In ihr herumkramend zog sie ein kleines Fläschchen mit Desinfektionsmittel und ein Tuch hervor. Levi brauchte ihr nur ins Gesicht zu sehen, um zu wissen, was sie damit anstellen wollte. Kratzer und tiefe Schrammen zeichneten sich auf ihrer hellen Haut ab. Ihr Umhang und ihre Uniform hatten sie vor weiteren an Armen und Beinen bewahrt, obwohl der Stoff hier und da Schnitte aufwies. Sie hatte Glück gehabt, denn es hätte auch anders ausgehen können.

„So wie deine Hände zittern, wirst du morgen noch nicht fertig sein“, murmelte Levi abwertend und zog ihr die Flasche und das Tuch aus der Hand. Er hockte sich neben ihr, da der Ast breit genug war. Levi mimte den Moment vor ein paar Stunden nach, als die Sonne wenigstes gelegentlich noch durch die Wolkendecke erkennbar gewesen war. Nun neigte es sich jedoch dem Abend entgegen und die Dunkelheit im dichten Wald würde nur mehr werden. Trotzdem wollte Levi vermeiden, die Nacht hier draußen zu verbringen. Bis zu ihrem Unterschlupf, dem Ziel ihrer Route, war es nicht mehr weit – und obwohl es anders geplant gewesen war, würden sie diesen Ort zu dritt erreichen. Ihr Zeitplan war aufgrund des Kampfes mit den Titanen und dem verloren Teil ihrer Truppe ohnehin außer Kontrolle geraten. Sie mussten ihren Reittieren nur etwas Ruhe und Erholung gönnen und eventuell die Geschwindigkeit ein wenig drosseln, aber das sah Levi im Moment als das kleinste Problem an. Viel wichtiger war es herauszufinden, was mit den anderen passiert war. Levi wollte nicht zu viele Gedanken an Petra, Oluo und Gunther verschwenden, denn am Ende änderten diese rein gar nichts an der Realität. Außerdem hatte er sein Team wohlüberlegt ausgesucht und wusste, dass jedes einzelne Mitglied dieses Squads auf sich allein aufpassen konnte und dass sie nun mal ebenfalls zu dritt und nicht allein waren.

„Machst du dir Sorgen?“, erklang Sakuras Stimme. Ein Zögern unterlag ihr, doch Levi konnte nicht sagen, ob es Unsicherheit oder ob es allgemeine Müdigkeit war. Ihre grünen Augen suchten nach seinen und hielten an ihm fest, während er etwas von dem Desinfektionsmittel auf das Tuch träufelte.

„Um was sollte ich mir Sorgen machen?“

Sakura lächelte schwach. „Um die anderen? Um Oluo und Gunther. Um Petra.“

Kurz betrachtete Levi sie, ehe er das Tuch gegen ihre Wange presste, auf der ein hässlicher Kratzer prangte. Sie zuckte zusammen und die spröden Lippen formten eine schmale Linie.

Seine Augen wanderten von seinen Fingern über ihr Gesicht. „Nein“, antwortete er dann und Verwirrung huschte über ihre Züge. „Im Endeffekt bringt es rein gar nichts, wenn man sich Sorgen macht. Es ändert nichts an dem, was passiert oder eben nicht passiert. Man kann nur auf das Können seiner Teammitglieder vertrauen und sehen, was draus wird.“ Er tupfte dem Kratzer entlang, bevor er etwas mehr von dem Desinfektionsmittel auf das Tuch goss und ihrem Kinn entlang tupfte, an dem sich ein zweiter tiefer Kratzer befand.

„Das ist eine sehr praktische Einstellung“, entrann es ihr und er konnte ihre Mundbewegung unter seinen Fingern wahrnehmen. „Praktisch für einen Soldaten, aber ziemlich kalt für einen Menschen.“

Levi hob die Augenbrauen und ließ seine Hand sinken. „Ist das ein Kompliment oder eine Beleidigung?“, erkundigte er sich, obwohl sie beide die Antwort bereits kannten und es ihm im Grunde egal war, was Sakura über ihn dachte. „Du bist zu unerfahren hier draußen, um Ahnung von diesen Dingen zu haben.“

Sie schnaufte und Wut funkelte in den Augen, die bis vor ein paar Minuten noch erschöpft ausgesehen hatten. „Und vielleicht bist du schon zu erfahren hier draußen und solltest mal wieder von deinem hohen Ross herunterkommen, Captain.“ Sich strammer aufsetzend nahm sie ihm das Desinfektionsmittel und das Tuch ab. Beides verstaute sie in ihrer Tasche. „Nur weil das meine erste Expedition ist, bedeutete das nicht, dass meine Meinung weniger wiegt. Oder dass ich keine Ahnung von der Welt habe. Leb du für eine Weile in Trost, wo die Kanonen jede noch so friedliche Nacht zerstören und die Menschen in ständiger Angst leben, dass die Titanen doch irgendwann durch die Mauer brechen. Das ist alles leicht zu vergessen, wenn man hinter Wall Sina lebt. Oder im Hauptstützpunkt der Scouts. Man muss nicht hinter die Mauern, um tagein und tagaus mit dem Tod konfrontiert zu sein. Und wenn du da anders denkst, Levi, dann bist du hier der Unerfahrene von uns beiden.“ Ein Beben unterlag den letzten Worten, welches ihm verriet, dass sie ganz genau wusste, dass sie sich zu weit aus dem Fenster lehnte und dass ihre Anmaßung an Respektlosigkeit grenzte. Selbst sein Namen lag bitter auf ihrer Zunge.

Es gab nicht viele Menschen, die es sich wagten in diesem Ton mit ihm zu sprechen. Doch wenn er an die letzten Wochen zurückdachte, musste er zugeben, dass Sakura schon vorher so mit ihm geredet hatte. Die Erinnerung an ihren Weg nach Trost und ihre Unterhaltung hoch oben auf den Mauern wiesen Ähnlichkeiten auf. Sie ließ sich nichts von ihm gefallen, obwohl sie zu ihm aufsah, obwohl sie ihn beobachtete. Er konnte ihre Blicke zu genau im Rücken spüren, ganz egal, ob sie sich im Schloss oder auf dem Pferderücken befanden. Ihre Augen folgten ihm, ein wenig wie Petras, bei der er jedoch Bewunderung und Faszination sah, von dem war bei Sakura aber nichts zu entdecken. Die Emotion hinter ihren Blicken konnte er nicht definieren, aber er konnte sie auch jetzt wieder sehen.

Levi schwieg und erhob sich. Er betrachtete sie einen Moment länger und die Entschlossenheit auf ihrem Gesicht flackerte, ohne unsicher zu wirken. Sie war fehlende Antworten und Erwiderungen in ihrem Leben gewöhnt. Es ärgerte sie, aber es konnte sie nicht mehr überraschen. Sie setzte sich nur trotz schmerzender Rippen aufrechter hin und zog einen Müsliriegel und eine Wasserflasche aus der Tasche.

Levi wandte sich ab und brachte Abstand zwischen sie, so viel wie der Ast ihnen erlaubte. Ihr Blick folgte ihm nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: Swanlady
2016-09-18T14:09:16+00:00 18.09.2016 16:09
Der Titel war wirklich fies, ich habe mich auch auf eine romantische Szene eingestellt! :D Im Endeffekt war das hier aber genauso toll, weil ich es mag, wie Sakura mit ihm umgeht. Es traut sich wirklich nicht jeder, Levi einfach anzublaffen und kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Ich glaube, ihn stört das gar nicht mal so wirklich - auf gewisse Weise findet er das sicher faszinierend, weil es ungewohnt ist. :'D
Ich finde es wichtig, was sie ihm zu vermitteln versucht. Nur, weil er viel gesehen und erlebt hat, heißt das nicht, dass sie komplett unerfahren ist - man sollte nicht so schnell über Menschen urteilen. Levi mag zwar ihre Fähigkeiten als Soldatin einschätzen können, aber den gesamten Rest kennt er nicht. Nicht auf emotionaler Ebene und diese macht meistens so viel mehr aus, als trockene Fakten, die man in einer Akte lesen kann.
Ich hoffe trotzdem, dass sie sich wieder vertragen! XD Und das hoffentlich, bevor irgendetwas Schlimmes passiert...
Von: abgemeldet
2016-09-16T13:07:43+00:00 16.09.2016 15:07
Aloha :)

Wie schön, aus der Schule zu kommen und ein neues Kapitel ist da :)
Allerdings hast du mich mit dem Titel ja schön hinter's Licht geführt...
Jetzt dachte ich, besonders als Eld sich verzogen hat, dass ein kleiner
Hauch Romantik kommt, aber nope, Sakura geigt Levi so richtig ihre
Meinung! Schade finde ich das natürlich schon, in Bezug auf die erhoffte
Romantik, aber natürlich ist das Ganze extrem nachvollziehbar & darüber
hinaus finde ich es sogar ziemlich genial! Sakura wird von dir als starke
Frau charakterisiert & das gefällt mir verdammt gut! Es ist schön, dass
sie sich nicht "unterordnet", wie es die anderen tun, sondern dass sie
auch einmal Contra gibt, wenn sie das für notwendig hält. Vor allem passt
es einfach perfekt zu ihrer Situation, immerhin hatte sie als Ärztin in Trost
oft mit Angst und Tod zu tun :) Ein wundervoll verfasstes Kapitel mit zwei
sehr realistisch dargestellten Charakteren in einer sehr tollen Szene!
Mach weiter so, ich kann kaum abwarten, bis es weiter geht & vor allem WIE
es jetzt weiter geht mit den beiden! :D

Viele liebe Grüße von deinem Riesenfan!
Yuki :3


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