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West Coast

von

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Linkskurven & Macht

Ryou’s Sicht:

Seto hielt mich an der Hand und ließ erst wieder los, als wir die paar Schritte zum Motorrad gegangen sind. Gerade wollte er aufsteigen, als sein Handy läutete. Mit einer schnellen Bewegung zog er das Gerät heraus, drückte währenddessen auf ‘Anruf annehmen’ und hielt es sich zum Schluss ans Ohr. “Ja?”, kam es erwartend von ihm. Man hörte, dass eine weibliche Person am anderen Ende sprach. “Ich werde Ryou fragen und Ihnen Bescheid geben”, seine Stimme klang nun wesentlich freundlicher. Er legte kurz daraufhin auf und so schnell, wie er das Handy herausgeholt hatte, verschwand es auch wieder in seiner Manteltasche.
 

“Heute Abend um acht an der Küste”, kam es mehr aussagend als fragend von ihm. Etwas missverstanden blickte ich zu Seto und wollte ihn daran erinnern, dass das vielleicht nicht einfach für mich werden würde. “Natürlich nur, wenn du möchtest”, fügte er hinzu, worauf ich mit den Schultern zuckte. Ich wusste wirklich nicht, welche Gefühle in mir aufsteigen würden, sobald ich im Dunkeln wieder in der Nähe des Wassers war.
 

Wir beide stiegen auf das Motorrad. Seto überreichte mir den Helm und ich musste schwach lächeln, da er an meinem Ankunftstag ebenfalls keinen trug, als er davonfuhr. Es schien ihm wirklich vollkommen egal zu sein, nicht gut geschützt zu sein.
 

Fast fiel ich von der Maschine, als Seto unerwartet Gas gab und bereits eine scharfe Kurve machte. Der Wind ließ meine Jacke flattern und roch etwas nach Sommerluft. Meine Haare wurden nach hinten geweht und die Welt raste nur so an uns beiden vorbei. “Warnen ist für dich auch ein Fremdwort”, scherzte ich, während ich stets gerade aus sah. Ich genoss die Fahrt und das Gefühl, mich an Seto festhalten zu dürfen. Meine Arme waren um seinen Bauch geklammert und mein Körper war gegen seinen Rücken gepresst.
 

Es würde das erste Mal werden, dass ich in der Stadt mit Seto gesehen werden würde. Wir beide zusammen, vielleicht Hand in Hand. Das erste Mal, dass er mich vielleicht stolz herzeigen würde. Das erste Mal, dass ich vielleicht wen hatte, der mich als Bereicherung sieht.
 

“Beim Fahren nimmst du keine Rücksicht auf die Wunschgeschwindigkeit des Beifahrers, wie ich sehe”, rief ich, um den Lärm der Maschine zu übertönen. “Es ist noch nie etwas passiert - dafür habe ich zu gute Reflexe”, Setos Grinsen war deutlich herauszuhören. Manchmal konnte man gar nicht sagen, ob er ein großes Ego oder einfach nur Selbstbewusstsein hatte. Wenn er das - was immer es auch von den beiden war - nicht hätte, würde er nicht so dominant wirken, wie er es tat. Es passte schon, ich hätte Nichts an ihm ändern wollen.
 

Die Fahrt war schnell und rasant, weshalb wir schon bald das Schrillen einer Sirene hinter uns hörten. “Kaum ist man in der Nähe des Zentrums, wird kontrolliert!”, jammerte er und drehte uns um ganze 180 Grad. Die Drehung schmiss mich fast vom Sattel und versetzte mich in einen total wirren Moment. Wir standen nun auf der linken Spur vor einem Auto, dessen Fahrer uns hysterisch anhupte. Das Polizeiauto fuhr schnurstracks weiter, ehe es Setos Eingriff bemerkte und prompt die Bremse zog. So plötzlich, dass den Polizisten das Auto dahinter direkt hineinfuhr.
 

“Es wird Zeit”, Seto grinste und bevor man ihn fragen konnte, was er sich dabei dachte, drückte er bereits aufs Gas und fokussierte sich wieder auf seine Destination. “Machst du das öfter?”, fragte ich völlig entsetzt und emotional erschöpft. “Ich lasse mir von niemandem vorschreiben, wie ich fahren soll”, gab er als Antwort und fuhr weiter, als wäre Nichts passiert. Ich musste mich erst einmal versichern, dass mein Herz noch schlug, bevor ich mich wieder auf die Fahrt konzentrieren konnte.
 

Seto scheute sich nicht, erneut über dem Speedlimit zu fahren. Fest klammerte ich mich an ihn und versuchte mir zu merken, dass man bei Setos Fahrten mit allem Rechnen musste. Besser, dass man sich einen Ganzkörperschutz zulegt.
 

Mit Lichtgeschwindigkeit erreichten wir das Stadtzentrum, in dem viele Bewohner bereits für Weihnachtsgeschenke shoppten. Die meisten liefen mit vollen Taschen und verzierten Verpackungen herum, die Hektik stand ihnen ins Gesicht geschrieben - dabei war es noch nicht einmal Dezember.
 

Seto parkte sein Motorrad und plötzlich brach eine ungeheure Stille herein. Alle Augen waren auf uns gerichtet, die Münder blieben geschlossen. “Steig’ ab”, sagte er mir, nachdem er selber schon auf den Füßen stand. Vorsichtig ging ich von der Maschine runter und stellte mich schüchtern neben Seto, welcher mit einem kühlen Blick in die Augen unserer Mitmenschen starrte. Er musste seine Dominanz zum Vorschein bringen, da er nun mit mir gesehen wurde. Er musste die Leute daran erinnern, wer er war.
 

Dann nahm er mich an die Hand und führte mich mit sich mit. Als wären wir ein höherer Rang, gingen uns die Menschen aus dem Weg und ließen uns Vortritt. Seto grinste frech und zog mich mit sich hinterher. Niemand sagte etwas - niemand traute sich, ein Wort darüber zu verlieren, dass der Küstenanführer einen Mann an der Hand hatte. Dass er sich schwul verhielt.
 

Seto hatte sich wirklich einen Namen hier gemacht. Er durfte es sich leisten, so gesehen zu werden, ohne seinen Ruf zu verlieren. Es war genau so, wie ich es mir gedacht hatte. Seine Anerkennung war schon zu hoch dafür, dass er an Macht verlieren könnte.
 

Wir betraten das Einkaufszentrum, in welchem ich mit meinem Vater war. Die Geschäfte waren alle sehr voll und es herrschte Gedrängel. Ich fragte mich, ob es ein langwieriger Prozess werden würde, neue Klamotten und ein neues Handy zu bekommen. Wenn ich aber auf eines verzichten hätte müssen, wären es die Klamotten gewesen, immerhin musste ich meinen Vater ja noch erreichen können.
 

Seto blieb stehen, drehte sich zu mir und fragte mich mit funkelnden Augen; “Wo magst du zuerst hin, Kleiner?”. Ich musste mich kurz sammeln, da diese liebliche, zarte Reaktion total unerwartet war. Den anderen gegenüber verhielt er sich hochnäsig, mich aber behandelte er vorsichtig.
 

“Ich will dir keine kostenspieligen Umstände machen. Wo dürfen wir hin?”, meine Stimme war etwas lauter, damit er mich gut verstand. In unserem Umkreis starrten die Leute stumm, etwas weiter weg aber war üblicher Einkaufszentrumlärm. Irgendwie hatten die Küstler Recht - die Leute vom Stadtzentrum waren anders als die von der Küste. Sie waren von innen heraus gestresster und nervöser.
 

“Für dich ist mir Nichts zu teuer”, verriet mir der Braunhaarige und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. Man hörte einige erschrockene Laute, ehe sich Seto von mir abwandte; “WAS GIBT’S HIER SO BLÖD ZU GLOTZEN?!”. Augenblicklich löste sich die Ansammlung von Schaulustigen auf. Sie hatten solche Angst. Manche schubsten sich sogar, um schneller weg zu kommen. Es war für mich ziemlich faszinierend, wie sich Setos Ausstrahlung durchsetzen konnte. Seine strenge Stimme und der eisige Blick verscheuchte Menschen in Sekundenschnelle. Er hatte Macht.
 

Ich fühlte mich sehr geborgen und gut beschützt, dadurch, dass ich bei jemandem war, der nicht zuließ, dass mich jemand Schaden zufügt. Ich fühlte mich sicher und geliebt. Seto hätte es nie so weit kommen lassen, dass mich jemand auch nur blöd ansprach oder mich leicht rempelte. Alle, die näher als fünf Meter waren, fühlten sich bereits in Gefahr und suchten den kürzesten Weg weg. Ich war in guten Händen.
 

“Ich brauche auf jeden Fall ein neues Handy”, meine Augen sahen tief in seine. “Kein Problem”, er nahm mich wieder an die Hand und führte mich in ein Handygeschäft. Ich hatte keine hohen Ansprüche; ich brauchte nur eine Anruf- und Nachrichtenfunktion. Vom Design her war ich auch nicht wählerisch, weshalb ich mir das Nächstbeste aussuchte. Auf den zweiten Blick erkannte ich, dass dieses Sechsundzwanzigtausend Yen kostete, doch ohne mit der Wimper zu zucken, nahm Seto das Modell und verlangte ein neu eingepacktes Produkt, welches er sofort entgegennahm und an der Kassa bezahlte. Gleich darauf wurde es vom Kassierer in ein Sackerl getan und Seto überreicht. Wir verließen den Laden.
 

Die Abwicklung ging so schnell, dass ich noch einmal ins Sackerl blickte, um zu sehen, ob wir das Modell tatsächlich schon gekauft hatten. Es war ein dunkelgraues Smartphone.
 

“Vierzigtausend Yen Guthaben müssten für deinen Aufenthalt reichen, oder?”, wollte er wissen und reichte mir mein Geschenk. “D-das ist mehr, als genug! Danke!”, ich fiel ihm um den Hals und drückte ihn fest an mich. Ich roch sein Parfum und verfiel für einen Moment in eine Art Trance. Seto roch wieder einmal sehr verfüherisch und anziehend. Ich kuschelte mich in seinen glatten Ledermantel, der glatt und etwas kühler war. Gleich darauf spürte ich, wie mein Kopf gestreichelt wurde, ehe man die Stille um uns herum wieder bemerken konnte. Ja, es ist außergewöhnlich, nicht wahr, ihr Menschen? Es ist außergewöhnlich, den großen Küstenanführer im Einkaufszentrum mit seinem neuen Freund zu sehen. Mit dem Freund, dem ihr kein einziges Haar krümmen dürft.
 

Da stand ich mit dem gutaussehenden Typen von der Küste, der mich Anfangs mit einem mörderischen Blick ansah. Mit dem Mann, der mich vom ersten Augenblick an faszinierte. Der im Laternenlicht wie Kunst aussah und eine unglaubliche Ausstrahlung hatte. Mit demjenigen, der mir von Beginn an den Atem raubte.
 

Und er beschützte mich.
 

Seto’s Sicht:

Ich hielt Ryou an der Hand und ließ erst wieder los, als wir die paar Schritte zum Motorrad gegangen sind. Gerade wollte ich aufsteigen, als mein Handy begann, zu klingeln. Mit einer schnellen Bewegung zog ich das Gerät heraus, drückte währenddessen auf ‘Anruf annehmen’ und hielt es mir schließlich ans Ohr. “Ja?”, kam es erwartend von mir. Mai war dran. Sie erzählte mir, dass wir uns heute wieder alle an der Küste treffen würden und dass ich diesmal den Alk besorgen sollte. “Ich werde Ryou fragen und euch Bescheid geben”, antwortete ich mit einer freundlichen Stimme. Kurz darauf legten wir auf und ich steckte das Handy so schnell, wie es gekommen war, wieder zurück in meine Manteltasche.
 

“Heute Abend um acht an der Küste”, kam es mehr aussagend als fragend von mir. Etwas missverstanden blickte Ryou mich an und wirkte nervös. “Natürlich nur, wenn du möchtest”, fügte ich hinzu, worauf Ryou mit den Schultern zuckte. Er war immer noch skeptisch gegenüber der Hoffnung, sich vom Trauma zu erholen. Eines aber war mir klar: Ich würde alles dafür tun, um ihm das bestmögliche Gefühl von Geborgenheit zu geben.
 

Wir beide stiegen auf das Motorrad und ich übergab Ryou den Helm. Mir persönlich war es egal, ob ich nun einen Schutz trug oder nicht, da ich noch nie einen Unfall gebaut hatte. Ryou jedoch konnte ich nicht ohne Helm mitfahren lassen.
 

Gleich die erste Sekunde, nachdem ich Gas gab, machte ich eine scharfe Linkskurve. Der Wind ließ unsere Jacken flattern und es roch etwas nach Sommerluft. Die Welt raste nur so an uns vorbei, in mir stieg ein Gefühl von Euphorie auf. Ich liebte es, schnell mit meiner Maschine unterwegs zu sein und die Umgebung auszublenden. “Warnen ist für dich auch ein Fremdwort”, scherzte Ryou, der sich fest an mich geklammert hatte. Sein zierlicher Körper war gegen meinen Rücken gepresst, er fand Komfort darin.
 

Noch während der Fahrt war mir klar, dass ich Ryous Hand auf jeden Fall halten wollte. In der Öffentlichkeit, vor allen Leuten. Er war mir nicht peinlich, er ruinierte keineswegs meinen hart erarbeiteten Ruf, ganz im Gegenteil; ich war stolz darauf, ihn mein nennen zu dürfen.
 

“Beim Fahren nimmst du keine Rücksicht auf die Wunschgeschwindigkeit des Beifahrers, wie ich sehe”, rief Ryou, um den Lärm der Maschine zu übertönen. “Es ist noch nie etwas passiert - dafür habe ich zu gute Reflexe”, mein Grinsen war deutlich herauszuhören. Mag schon sein, dass es arroganter klang, als ich es eigentlich meinte, doch meiner Meinung nach hätte es niemand abstreiten können. Ich war zwar für mein schnelles Fahren bekannt, aber niemand fühlte sich am Rücksitz unwohl, da alle wussten, dass ich wusste, was ich tue. Um keinen Preis der Welt würde ich meinen Freunden Schaden zufügen.
 

Schon bald hörten wir, wie ich es bei Fahrten ins Zentrum öfters gewohnt war, das Schrillen einer Sirene. “Kaum ist man in der Nähe des Stadtzentrums, wird kontrolliert!”, jammerte ich und drehte uns um 180 Grad. Die Drehung schmiss Ryou beinahe aus dem Sattel, doch auch hier war ich mir zu hundert Prozent sicher, dass er sich fest genug halten würde, um nicht wegzukippen. Wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre, hätte ich es nie riskiert. Ryous Wohlergehen hatte Vorrang. Immer.
 

Wir standen nun auf der linken Spur vor einem Auto, das uns hysterisch anupte. Das Polizeiauto fuhr schnurstracks weiter, ehe es meinen Eingriff bemerkte und prompt die Bremse zog. So plötzlich, dass den Polizisten das Auto dahinter direkt hineinfuhr.
 

“Es wird Zeit”, ich grinste und bevor mich mein Schützling fragen konnte, was ich mir dabei dachte, drückte ich bereits aufs Gas und fokussierte mich auf meine Destination. “Machst du das öfter?”, fragte der Kleine völlig entsetzt und emotional erschöpft. “Ich lasse mir von niemandem vorschreiben, wie ich fahren soll”, gab ich als Antwort und fuhr weiter, als wäre Nichts passiert. Kurz lachte ich schadenfreudig auf, als ich mir das Bild des kaputten Polizeiautos in Erinnerung rief.
 

Ich scheute mich nicht davor, erneut über dem Speedlimit zu fahren. Ryou kapierte, dass er nun bei jeder Fahrt mit mir damit rechnen musste, dass solche Spontaneingriffe passieren könnten; er drückte sich fester an mich. Es tat gut, ihn so nah an mir zu haben.
 

In innerhalb von einigen Minuten erreichten wir das Stadtzentrum, in dem viele Bewohner bereits für Weihnachtsgeschenke shoppten. Die meisten liefen mit vollen Taschen und verzierten Verpackungen herum, die Hektik stand ihnen ins Gesicht geschrieben - dabei war es noch nicht einmal Dezember.
 

Ich parkte das Motorrad, worauf die gewohnte Stille eintrat. Alle Augen waren auf uns gerichtet, die Münder blieben geschlossen. “Steig’ ab”, sagte ich meinem Freund, nachdem ich selber schon auf den Füßen stand. Vorsichtig ging er von der Maschine runter und stellte sich schüchtern neben mich, während ich mit einem kühlen Blick in die Augen unserer Mitmenschen starrte. Ich musste mein Erscheinungsbild und meinen Rang aufrechterhalten. Nur so konnte ich Ryou vor schlechten Einflüssen beschützen. Ich durfte es mir auf keinen Fall leisten, vor den Stadtzentris weich zu werden; ich musste die Leute daran erinnern, wer ich war.
 

Sofort nahm ich Ryou an die Hand und führte ihn mit mir mit. Wie üblich gingen uns die Menschen aus dem Weg und ließen uns Vortritt. Frech grinste ich und zog Ryou mit mir her. Niemand sagte etwas - niemand traute sich, ein Wort darüber zu verlieren, dass der Küstenanführer einen Mann an der Hand hatte. Dass er sich schwul verhielt. Keiner benutzte seine Stimmbänder auch nur fürs Flüstern - diese Macht hatte ich mir erkämpft. Meine Anerkennung war schon viel zu hoch dafür, dass sich durch die Beziehung mit Ryou was daran ändern würde. Und das war gut so.
 

Wir betraten das Einkaufszentrum, in welchem ich eher selten war. Die Geschäfte waren alle sehr voll und es herrschte Gedrängel. Die Leute waren durch den vorzeitigen Weihnachtsstress schon alle komplett wirre im Kopf geworden. Das war eine der Dinge, die ich an den Stadtzentris nicht leiden konnte: diese Hektik, dieser Stress, der anscheinend biologisch bei denen bedingt war. Als hätten sie zu viele Tassen Kaffee auf einmal getrunken, rannten sie alle ineinander rein. Wie jämmerlich.
 

Ich drehte mich zu Ryou, sah in sein schönes Gesicht und fragte ihn mit funkelnden Augen; “Wo magst du zuerst hin, Kleiner?”. Er musste sich kurz sammeln, da meine liebliche, zarte Reaktion total unerwartet für ihn war - immerhin sah er bei unserer Ankunft den kühlen, gleichgültigen Seto und nun aufeinmal zeigte ich ihm wieder, dass ich sehr wohl ein Herz besaß. Es war verständlich, dass er für einen Moment überfordert war.
 

“Ich will dir keine kostenspieligen Umstände machen. Wo dürfen wir hin?”, seine Stimme war etwas lauter, damit ich ihn gut verstand. In unserem Umkreis starrten die Leute stumm, etwas weiter weg aber war üblicher Einkaufszentrumlärm. Amüsiert und schadenfreudig machte ich mich innerlich über die nervösen Gesichter hier lustig. Ihr macht euch den Stress nur selber, ihr Witzfiguren.
 

“Für dich ist mir Nichts zu teuer”, kam ich wieder auf Ryou zurück und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Man hörte einige erschrockene Laute, ehe ich mich zu ihnen wandte; “WAS GIBT ES HIER SO BLÖD ZU GLOTZEN?!”. Augenblicklich löste sich die Ansammlung von Schaulustigen auf. Sie hatten Angst und schubsten sich, um schneller weg zu kommen. Sie kannten meinen kühlen Ton bereits, doch wenn ich anfing, zu schreien, wussten alle, wie gefährlich das für sie enden hätte können. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals miterlebt zu haben, wie sich jemand traute, zurückzureden. Nach meinen Warnungen herrschte immer Totenstille unter Fremden.
 

An diesem Tag war ich besonders leicht zu reizen, da es schon zu viel gewesen wäre, wenn man Ryou ein einziges seiner schönen Haare gekrümmt hätte. Keiner von diesen Idioten hätte es wagen sollen, meinen Liebling auch nur blöd anzureden oder ihm komische Blicke zuzuwerfen. Ich habe ihm Schutz und Geborgenheit versprochen, die ich ihm auch um jeden Preis geben wollte. Er war bei mir in guten Händen.
 

“Ich brauche auf jeden Fall ein neues Handy”, seine braunen Augen blickten tief in meine. “Kein Problem”, ich nahm ihn wieder an die Hand und führte ihn in ein Handygeschäft, das ich bereits kannte. Es war mit Weihnachtsschmuck dekoriert, sauber und übersichtlich. Die Handymodelle hingen geordnet an der Wand, welche Ryou genau erkundete. Er suchte sich spontan eines aus, schien dann jedoch etwas blass zu geworden zu sein, nachdem er auf den Preis von Sechsundzwanzigtausend Yen blickte. Ohne mit der Wimper zu zucken, nahm ich das Modell und verlangte ein neu eingepacktes Produkt, welches ich sofort entgegennahm und an der Kassa bezahlte. Gleich darauf wurde es vom Kassierer in ein Sackerl getan und mir überreicht. Wir verließen den Laden.
 

Das alles ging Ryou wahrscheinlich viel zu schnell, weshalb er noch einmal ins Sackerl blickte, um zu sehen, ob sein neues Handy tatsächlich schon gekauft wurde. Es war ein dunkelgraues Smartphone.
 

“Vierzigtausend Yen Guthaben müssten für deinen Aufenthalt reichen, oder?”, wollte ich wissen und reichte ihm sein Geschenk. “D-das ist mehr, als genug! Danke!”, er fiel mir um den Hals und drückte sich fest an mich. Ich roch sein Parfum und verfiel einen Moment in eine Art Trance. Ryou roch wieder einmal sehr verführerisch und anziehend. Er kuschelte sich in meinen glatten Ledermantel, der von der Fahrt etwas kühler geworden war. Sanft streichelte ich über den Kopf des Weißhaarigen, ehe man die Stille um uns herum wieder bemerken konnte. Ja, es ist außergewöhnlich, ihr angespannten Hohlköpfe, nicht wahr? Es ist außergewöhnlich, den großen Küstenanführer im Einkaufszentrum mit seinem neuen Freund zu sehen. Mit dem Freund, dem ihr gefälligst kein einziges Haar krümmen dürft.
 

Da stand ich mit dem engelsgleichen Geschöpf, das mir Anfangs die Faszination und gleichzeitig die Wut in meinen Adern spüren ließ. Der Kleine, der mich von Anfang an anzog. Der schüchterne Sohn eines Kollegen, der mit von Beginn an den Atem raubte.
 

Und ich liebte ihn.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Na, was haltet ihr davon, dass Seto fährt, wie ein Wahnsinniger? Würdet ihr mitfahren? :D Komplett anzeigen

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