Gedanken an die vergangene Zeit
Der Erste Schritt
Zwei Monate waren seit dem Kampf gegen das Chaos vergangen und das Sailor Team hatte in ihren Alltag zurückgefunden. Nur eine unter ihnen, die sonst so quirlige, immer fröhliche Anführerin war sehr still und nachdenklich geworden. Ihre Freundinnen wollten ihr Zeit geben, schließlich hatte sie ja ein weiteres Mal das Universum und die Zukunft aller gerettet. Doch Bunny konnte nicht vergessen. Nach dem letzten Kampf, dem erneuten Tod ihrer Freunde und ihres eigenen, hatte sie begonnen sich viele Fragen zu stellen. Fragen über die Zukunft, ihre Verantwortung als Sailor Moon, Prinzessin und zukünftige Königin. Dabei fielen ihr die vielen *Kleinigkeiten* wieder ein, wie unter anderem einem Versprechen, das sie einem Sterbenden gegeben hatte. Jede Nacht seit dem Kampf gegen Galaxia quälten sie Träume über die Zukunft und Menschen die sie brauchten. Regelmäßig wachte sie Schweißgebadet auf und sah immer wieder die Bilder der vergangenen Jahre vor sich und damit wuchs ihr schlechtes Gewissen, ihr Versprechen bis jetzt noch nicht eingelöst zu haben und die Gewissheit, wenn sie nicht handelte das diese Zukunft trotz alledem geschehen könnte.
An einem schönen Frühsommermorgen stand ihr Entschluss fest und am Frühstückstisch, mit ihren Eltern und Bruder, ließ sie eine kleine Bombe platzen. „Mama, Papa … ich will eine 1 Jährige Bildungsreise nach Europa machen.“ Kenji ließ vor Schreck die Kaffeetasse fallen und Ikuko atmete einige male tief ein und aus.
„Verdammt …“ Fluchte der Herr des Hauses, als das heiße Getränk ihm über die Hose schwappte. Seine türkishaarige Frau sprang auf um einen Lappen zu holen, nachdem die gröbsten Spuren beseitigt waren, setzte sie sich äußerlich wieder ruhig hin und musterte ihre blonde Tochter kritisch.
„Wie stellst du dir das vor? Wie willst du das bezahlen und vor allem wohin willst du genau?“ Hakte sie nach, ehe ihr Ehemann zur Besinnung kam und seiner Tochter das Nein entgegen schreien konnte.
Bunnys ernster Gesichtsausdruck und die unbeugsamen Augen waren Neuland für ihre Familie und die ruhigen Worte trafen sie wie ein Schlag. „Ich will nach Deutschland, Italien und Norwegen, Finnland und Griechenland. Meine Sprachkenntnisse in Englisch und Deutsch sind bisher noch nicht allzu gut, aber das wird sich in der Praxis schnell ändern. Das erste Geld werde ich von meinem Konto nehmen. Von Oma und meinen Tanten und Onkeln habe ich das Geburtsgeld und das Geld von der *kan* (Jugendweihe). Wenn ich dort bin, werde ich mich mit kleineren Jobs über Wasser halten. Ich habe schon oft bei Ray im Tempel ausgeholfen und bei Motoki mehrere Praktika gemacht, sodass ich Kellnern könnte. Ich will so wenig Geld wie möglich von meinen derzeitigen Konto nehmen, aber es würde auch ausreichen mich einige Zeit über Wasser zu halten.“
„Das Geld war eigentlich für deine Schulische Weiterbildung gedacht.“ Entgegnete Kenji und eine Ader an seiner Schläfe pulsierte heftig.
„Ja, nur das ist auch Bildung. Andere Kulturen und Sprachen. So habe ich auch Zeit mir Gedanken zu machen, was ich aus meinem Leben machen will. Außerdem würde ich so lernen allein auf meinen Füßen zu stehen und zurecht zu kommen und ich denke, das das für mich eine wichtige Erfahrung ist, die mir für meine Zukunft in den verschiedensten Weisen nützlich sein wird.“
„Und du doofe Nuss glaubst, das du das allein schaffst?“ Flötete Shingo lachend.
Bunny ließ sich diesmal nicht aus der Ruhe bringen, sie brauchte die Zustimmung ihrer Eltern um ihren Plan umsetzen zu können. „Ihr seid vielleicht nicht direkt bei mir, aber ich werde mich oft melden und sagen wie es mir geht. Ich weiß, dass ich es schaffe. Ich bitte euch um eure Zustimmung, das ist ein Projekt, indem ich mich selbst beweisen kann.“ Ikuko sah ihren Mann verzagt an, während Kenji mit jedem ihrer Worte immer ruhiger geworden war.
„Ich würde mich besser fühlen, wenn ich wüsste, dass du nicht ganz allein unterwegs bist. Willst du das wirklich ganz allein machen oder würde vielleicht doch eine deiner Freundinnen dich begleiten? Und wo willst du eigentlich wohnen?“ Fragte Kenji mit zusammen gebissenen Zähnen.
„Nun meine Freundinnen, haben schon ihre eigenen Pläne und im Moment muss ich davon ausgehen, dass ich es allein mache. Das mit dem wohnen … da habe ich mich bereits im Internet erkundigt, ich könnte in Wohnungen leben, die voll möbliert sind und immer nur für eine bestimmte Zeit zu mieten sind. Da ich nicht vorhabe all zulange an einem Ort zu bleiben, käme mir das gerade Recht.“ Meinte sie leicht ausweichend.
„Und was ist mit Mamoru? Ihr wart so lange getrennt, als er in Amerika war, willst du das wirklich?“ Versuchte Ikuko sie doch noch umzustimmen.
Ein trauriger Glanz trat für einen kurzen Augenblick in Bunnys Kristallblaue Augen. „Mamoru ist bis über beide Ohren mit seinem Studium beschäftigt und wird wahrscheinlich bald wieder nach Amerika müssen. Natürlich hab ich mir auch das als Option durch den Kopf gehen lassen, aber ich muss gestehen, dass mich Europa wahrhaft mehr interessiert.“
„Mich würde es trotzdem mehr beruhigen, wenn ich wüsste, dass du nicht allein durch die Weltgeschichte reist.“ Knurrte ihr Vater hilflos.
„Papa, nicht nur das die Anderen andere Pläne haben, würden sie mich auch an einen Ort möglicherweise binden oder mich weiter treiben. Ich will selbst entscheiden können, wann ich die Koffer packe und weiter ziehe.“
Ikuko lenkte mit schweren Herzen ein. „Wann genau willst du dann los?“
„In zwei Wochen.“ Ihre Eltern rissen geschockt die Augen auf. Schnell sprach Bunny weiter: „Ich habe Übermorgen die feierliche Zeugnisausgabe meines Abschlusses und kann mich über den Flug, die erste Wohnung und Arbeit im Internet umsehen. Das müsste ausreichen. Bitte versteht mich, ich will so schnell wie möglich die Reise antreten.“
„Ja, aber warum das alles so schnell? Du bist doch unser kleines Mädchen.“ Begann ihr Vater schon beinahe zu schluchzen.
„Weil ich jetzt die Möglichkeit habe. Die Schule ist vorbei und einen Entschluss über meinen weiteren Werdegang habe ich noch nicht treffen können. Wenn nicht jetzt, wann wäre dann der richtige Moment?“
„Ja aber … aber … aber …“ Stotterte Kenji haltlos.
Und Shingo, eine der wenigen Male in seinem Leben, schlug sich auf die Seite seiner Schwester. „Ich finde Bunny hat Recht. Vielleicht ist das jetzt die einzige Möglichkeit so eine Reise zu machen. Ich meine, irgendwann studiert sie oder hat eine andere Ausbildung und dann einen Job und irgendwann eine eigene Familie, wer weiß ob sie jemals noch mal so eine Chance bekommt.“ Bunny, zuerst überrascht von seinen Worten, sah ihn liebevoll an und formte tonlos, nur für ihn sichtbar mit den Lippen das Wort *Danke*. Er nickte und zwinkerte ihr schellmisch zu. Er würde es niemals zugeben, aber er liebte seine Schwester aus vollem Herzen und er wird sie und die ständigen Streitereien vermissen.
Ikuko nickte und fasste nach der Hand ihres Mannes und drückte sie aufmunternd. „Du hast deine Entscheidung getroffen und offensichtlich sehr gut durchdacht. Und auch wenn es uns schwer fällt dich gehen zu lassen, werden wir dir nicht im Weg stehen. Nur versprich uns, oft anzurufen und wenn du Geld brauchst kannst du dich jederzeit melden.“
Erleichtert sprang Bunny auf und rannte in die Arme ihrer Mutter. „Danke Mama. Ich melde mich sooft ich kann, das verspreche ich euch.“ Hauchte sie gefühlvoll. Der erste Schritt war getan, schon am Nachmittag würde der nächste, vielleicht sogar viel schwerere Schritt ihres Plans folgen.