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Einem fernen Tage

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Was bisher geschah...
Ryouichi findet sich nach dem Kampf gegen die Drachen auf Akios Anwesen in Gesellschaft seines Fürsten wieder, der Erklärungen für sein Handeln verlangt. Nach ausreichender Genesung soll er umgehend zum Hof zurückkehren (s. Kapitel 29).
Kaito gerät in Musashi mit den Zwillingen aneinander und wird von seinen Eltern durch die Gebetsperlen unterworfen, die einst sein Vater trug (s. Kapitel 30). Komplett anzeigen

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die Lüge zu leben

Die Bestimmtheit, mit der die Schläge an der Tür das Holz erbeben ließen, überschritten eindeutig die empfindliche Grenze von Höflichkeit. Ryouichi, der sich mit Mühe auf die Beine brachte und den Weg zur Tür trotz geringer Distanz mit einigen Schwierigkeiten bestritt, zog den losen Obi noch einmal enger um die Hüfte und fluchte leise in sich hinein. Gnade diesem Wicht, der der Meinung schien, aufgrund seiner derzeitigen Einschränkungen Höhenluft schnuppern zu dürfen.

Ungehalten riss er die Tür auf, die gelben Augen glimmend vor Wut. „Was?!“

Er erstarrte zur Salzsäule, noch während der Fürst ungerührt eine Augenbraue um wenige Grad anhob – und nichts erwiderte. Ryouichi wurde leichenblass, hielt sich sichtlich unsicher mit einer Hand am Türrahmen und starrte seinen Herrn für einen Moment vollkommen perplex an, bevor er seine Sprache wiederfand. „Verzeiht, Taishō.“ Er senkte den Blick zu Boden und neigte den Kopf, während der Fürst ihn knapp musterte und wortlos in den Raum hinein schritt. Ryouichi schloss für einen Moment die Augen und versuchte den Schwindel zu verdrängen, der ihn zwar seit Tagen quälte, nun aber schier aberwitzige Ausmaße annahm – außerdem konnte er wenigstens so einen Moment ausblenden, was für ein erbarmungswürdiges Bild er in seinem einfachen, hellen Yukata auf bloßen Füßen abgab. Möglichst lautlos schob er die schwere Holztür zu und blieb mit durchgedrücktem Rücken und zurückgezogenen Schultern wie angewurzelt stehen.

Sesshōmaru durchmaß das geräumige Erdgeschoss des zweistöckigen Hauses mit wenigen Schritten, inspizierte scheinbar belanglos die Inneneinrichtung und schenkte seinem Untergebenen so viel Aufmerksamkeit wie klarer, kalter Morgenluft.

Der wäre nur allzu gern an Ort und Stelle im Boden versunken. Seit er aus dem Osten zurückgekehrt war, hatten die Heeresangehörigen ihm kaum eine ruhige Minute gelassen. Beinahe stündlich waren sie erschienen und hatten um Besprechung und Rat gebeten. Wegen der Fürstinmutter, den neuen Wacheinteilungen, die sich durch ihre Truppen ergaben, den Verlauf der Ostfrontkämpfe, dem Verbleib des Fürsten. Ryouichi hatte die Festung in Abwesenheit Sesshōmarus über Jahrhunderte verwaltet und verteidigt. Dass man ihn aus Gewohnheit um Rat ersuchte, wunderte ihn daher wenig. Dennoch hätte er es in den vergangenen Tagen vorgezogen, die Tür endgültig am Rahmen festzunageln – insbesondere dann, wenn die Sonne sich gerade erst scheu am Horizont angedeutet hatte. Wie hätte er ahnen können, dass der Fürst nach all den Jahren genau in dieser Zeit auf die Idee kam, ihn in seinen eigenen vier Wänden aufzusuchen?! Es fühlte sich nicht real an – und es war kein gutes Zeichen. Alles andere als das.

„Wie kann ich Euch behilflich sein?“, erkundigte er sich schließlich förmlich und mit einer deutlich gefestigteren Stimme. Doch sein Gast schien damit beschäftigt, die Gegebenheiten seines Wohnraumes zu prüfen, statt sich mit den aufkeimenden Höflichkeiten des Hausherren abzugeben.

Seine goldfarbenen Augen ruhten auf einem Ikebana aus blühenden Magnolienzweigen und Narzissen, das den langen Holztisch in der Mitte des Wohnbereichs zierte. Das Gesteck war äußerst sorgsam arrangiert worden, was es jedoch nicht vor dem allmählichen Welken bewahren konnte. Einige Blüten hatten sich bereits bräunlich und gewellt auf dem Tisch angesammelt, den eine hauchdünne Staubschicht bedeckte.

Sesshōmaru ließ sich in einer eleganten Selbstverständlichkeit an besagtem Tisch nieder, dass man meinen konnte, er wohne seit einem guten Jahrtausend selbst in diesem Gebäude. Die Beine im lockeren Schneidersitz überschlagen, legte er eine Hand auf den Lacküberzug des alten Möbelstückes und tippte auffordernd mit der Klaue auf das in der Morgensonne schimmernde Holz. Ryouichi gehorchte, hielt trotz einiger Schmerzen mühevoll den Körper gerade und sank ihm gegenüber auf ein Kissen; kniend, die Hände ordentlich auf den hellen Stoff seines Yukatas abgelegt.

„Darf ich Euch etwas anbieten?“

Die Miene seines Gegenübers verblieb steinern. „Neuigkeiten.“

„Die Kämpfe an der Ostfront sind zum Erliegen gekommen. Akio hat drei weitere seiner Leute an ihre Verletzungen verloren. Darunter den Sohn seiner Schwester. Tenseiga konnte die Zahl der Drachen wie erwartet eindämmen. Bisher liegen keine weiteren Sichtungen vor. Einen ausführlichen Bericht habe ich auf Euer Arbeitszimmer bringen lassen.“

„Darüber bin ich mir im Klaren. Wir wissen jedoch beide um Lücken in Berichten.“

Ein wenig beklemmt glitten Ryouichis dunkle Klauen über die Fasern seines Yukata. „Ihr wünscht?“

„Eure Meinung.“ Er strich beiläufig lose Haare aus seinem Schulterfell. „Deine Meinung.“

Ryouichis Kehle wurde mit einem Mal trocken wie Reispapier, während seine Adern auch die wiedergewonnene Farbe seiner Haut versacken ließen. Nervös strich er einige Strähnen seines schwarzen Haares zurück über die Schulter. Das waren keine Anweisungen, die man alltäglich bekam. Im Grunde war er seit Antritt dieses Postens nie um seine persönliche Meinung gebeten worden. Sichtlich unbehaglich hielt er sich mühevoll aufrecht und gehorchte.

„Ich werde aus den Panthern in den vergangenen Monaten nicht schlau. Euch zum Kriegseintritt im Kampf gegen den Norden zu bewegen, hätte nur Sinn ergeben, wenn ein Handeln Eurerseits andere Völker dazu getrieben hätte, sich mit ihnen zu verbünden. Niemand muss Drachen darum bitten, Inu zu schlachten. Ich bin mir sicher, die Panther haben diese siechenden Biester wiedererweckt, wie sie es damals mit Tadahisa vorhatten, als Ihr sie gestört habt. Aber untote Drachen gegen den Westen, wenn sie doch wissen, was Tenseiga vermag? Sicher, wir haben sie vor einigen Jahren mit der Übernahme von Echigo und Uzen in die Enge gedrängt. Es ist nur logisch, dass sie sich wehren. Aber alles was nach ihrer Niederlage im Norden passiert ist, scheint mir von Übersprungshandlungen durchzogen. Verletzte Katzen sind unberechenbar. Karans Tod und Shunrans Entstellung werden sie nicht schnell vergeben – und dennoch glaube ich, etwas an ihrer neuerlichen Rache lief nicht nach Plan, weshalb sie auf die Drachen zurückgegriffen haben. Das ist selten dämlich, selbst für sie, aber eine andere Erklärung habe ich nicht.“

„Ihre Beweggründe sind mir gleichgültig“, erwiderte der Fürst ungerührt. Ryouichi musterte ihn einen Moment forschend, dann nickte er einsichtig, auch wenn es eigenartig war, dass Sesshōmaru ihn hatte aussprechen lassen, auch wenn ihn all das nicht interessierte. Für gewöhnlich tendierte er in solchen Momenten zu harschen Unterbrechungen, um sich uninteressantes Geschwätz zu ersparen.

„Ich verstehe“, erwiderte der Generalleutnant. „Nun, wenn es um diese Belange geht: Ihre Schlagkraft ist bestenfalls mittelmäßig. Ihre Bedrohung liegt allein in der Tücke. Sobald sie sich uns im offenen Kampf stellten, bin ich sicher, dass ich sie mit den Truppen allein zerschlagen könnte. Nur diese Drachen.. sie sind dutzende Male wiedererstanden. Gleich, wie oft wir sie vernichtet hatten. Ohne Tenseiga ist jeder Feldzug gegen diese Bestien chancenlos. Wenn sie unsere Patrouillen dort draußen abpassen, verlieren wir jeden ausgesandten Mann.“ Er seufzte leise, spannte die schmerzenden Muskeln an und atmete gedehnt aus. „Ihr könnt mit Tenseiga nicht überall sein. Das werden sie ausnutzen, wie sie es bisher auch getan haben, aber nun sind wir darauf vorbereitet. Solange tote Echsen und biestige Katzen unsere einzige Sorge darstellen, dürfte das Problem effizient und zeitnah aus der Welt zu schaffen sein.“

Stille kehrte ein, als Ryouichi geendet hatte und nachdem er einige Minuten vergeblich darauf gewartet hatte, dass sein Fürst sich zu einer Erwiderung herabließ, schaute er auf und sah in Sesshōmarus ausdrucksloses Gesicht. Der kalte Goldton in den Augen des Taishōs wirkte bei näherer Betrachtung sonderbar matt, so als habe er seit Monaten nicht mehr geschlafen. Allmählich beschlich Ryouichi eine finstere Vorahnung.

„Sie sind doch unsere einzigen Sorgen?“

Sesshōmaru entgegnete darauf nichts und ließ die Fingerkuppen gemächlich über die dünne Staubschicht wandern, die sich auf dem Tisch abgelagert hatte.

„Wo ist deine Frau?“, erkundigte er sich schließlich tonlos und ohne von den feinen, grauen Partikeln aufzublicken.

Ryouichis Innereien vollzogen einen spontanen Knoten. Womit hatte auch gerechnet? Dass ihm je ein Detail wirklich entgehen würde? Eines ignorierte er jedoch offensichtlich mit Absicht.

„Sie ist nicht meine Frau“, hielt er sehr verhalten gegen, versuchte dabei möglichst nicht belehrend zu klingen und die eigentliche Frage dennoch zu umschiffen. Er war niemandem Rechenschaft schuldig – außer ihm. Dummerweise. Die plötzlich wieder eiskalten Augen des Inu no Taishōs trafen seine wie ein Wintersturm und erübrigten jede Wiederholung der Frage.

„Sie fühlt sich in meiner Nähe zurzeit nicht wohl.“

Die emotionslose Miene des Fürsten entglitt mit einem Mal in einen absonderlich finsteren Ausdruck. „Lächerlich“, erwiderter er in einer Monotonie, die seiner Erscheinung vollkommen widersprach.

„Ich kann es ihr nicht verdenken, immerhin-“

„Es ihr nicht verdenken?“ Ein Knurren schüttelte zwei wehrlose Magnolienblüten, die sich gerade noch eisern an dem schrumpeligen Ast gekrallt hatten, kläglich zu ihren Brüdern in den Staub. „Bist du noch bei Sinnen?“

„Sie versucht nur ihr Kind zu beschützen.“

„Vor dir? Unfug.“ Sesshōmaru lehnte sich zurück und betrachtete Ryouichi beinahe abschätzig. „Dann lässt sie das Mädchen nicht zu dir?“

„Ich bin nicht ihr Vater. Ich habe kein Recht-“

Ein abwertendes Schnauben unterbrach ihn mitten im Satz: „Du hältst diese Gossenhündin und ihren Welpen seit zwölf Jahren auf deine Kosten aus ohne etwas zu fordern.“

„Ihr habt nicht gesehen, was auf dem Schlachtfeld passiert ist. Ihr würdet anders denken, wenn es so wäre.“ Ryouichi erinnerte sich nur noch dunkel und mit Grauen an den Augenblick, an dem alles an Bedeutung verloren hatte, das nicht mit dem Untergang seines Gegners in Verbindung stand. Er wusste nicht, was er genau getan hatte – das wusste er nach derartigen Zuständen nie –, doch seither kamen nur noch Personen zu ihm, die selbst am Kampf nicht beteiligt gewesen waren. Er spürte, wie die Übrigen im Innern vor ihm zurückwichen, wenn er sie ansah, und das letzte freundliche Lächeln in ihrem Angesicht schmolz wie dünnes Eis in der Sommerhitze. Setsuko war während des Kampfes in seiner Nähe gewesen – und hatte noch vor seiner Rückkehr von Akios Anwesen, in dem er sich zumindest bis zur Reisefähigkeit auskuriert hatte, mit Kanae das Haus verlassen.

Sesshōmaru musterte ihn bereits eine Weile still, dann schüttelte er eigenartig deutlich den Kopf: „Narr. Hat Shisuna dein Selbstwertgefühl mit dir gehäutet?“

Ryouichi wurde auf einen Schlag aschfahl und starrte Sesshōmaru an, als habe der ihn gerade über den Tisch hinweg mitten ins Gesicht geschlagen. „Bevor diese Drachen Hand an dich gelegt haben, hättest du das Frauenzimmer nicht kampflos auswandern lassen, sondern an den Haaren zurückgeschleift - und wenn es nur wegen des Mädchens gewesen wäre. Du hattest zwar schon immer einen Hang dazu, dich niedriger darzustellen als nötig, aber deine submissive Art gegenüber jedweder Schmähung ist lachhaft. Auf dir liegt weder ein Fluch noch stellst du ein Risiko dar.“

Ryouichi lächelte plötzlich schief. „Tatsächlich nicht? Ich habe über zwei Jahrhunderte gebraucht, um mich wieder einigermaßen sicher unter Leuten zu bewegen und nochmal ein halbes mehr, um die Aussetzer auszumerzen – und all das an einem Tag fortgeworfen. Ich kann mich nicht einmal selbst kalkulieren. Ihr tätet wohl daran, mich meinen Ämtern zu entheben und fortzujagen, statt eine Bestie mit Eurem Sohn arbeiten zu lassen.“

Sesshōmaru schien seine Antwort abzuwägen, aber allein dass der Fürst ihm nicht direkt für diesen belehrenden Vorschlag zurechtgewiesen hatte, hinterließ bei Ryouichi einen sonderbaren Beigeschmack.

„Warum seid Ihr wirklich hier?“, fragte er schließlich und ließ nun auch die Schultern sinken. „Ihr ersucht mich sonst weder um Gesellschaft noch um Meinungen. Diese Zeiten sind lange vorbei.“

Der Friede war so weit entfernt wie an jedem anderen Punkt in ihrem Leben. Die derzeitige Situation bedurfte keiner außergewöhnlichen Regelung, selbst wenn Untote involviert waren. Gleichgültig welche Völker sich ihnen entgegenzustellen suchten, sie würden sie zerschlagen. So war es seit den Anfängen, als Akaya die Inu noch selbst in die Schlacht geführt hatte, und so würde es bleiben, bis sie mit gebleckten Fängen untergingen oder den entgültigen Sieg davontrugen. Sein Fürst konnte ihn unmöglich wegen einer solch belanglosen Besprechung aufgesucht haben – dafür hätte er ihn im Normalfall nicht einmal in den Palast kommen lassen.

Sesshōmarus Blick ruhte auf ihm, doch Ryouichi bemerkte mit einem Anflug von Unruhe, dass der Taishō viel eher damit beschäftigt schien, die Umgebung zu prüfen. Er tat es ihm gleich, doch bis auf den Schmied, der in einiger Entfernung den Stahl bearbeitete und entfernte Gespräche war in dem Haus am Ende der Straße nichts zu vernehmen. Sesshōmaru schien derselben Meinung zu sein. Er betrachtete den Chūyō mit einem abwägenden Ausdruck, erst dann erhob er erneut ruhig das Wort: „Auf dem Weg von der Ostfront nach Musashi bin ich Jikan begegnet und habe sein Angebot angenommen.“

„Minoru hat dem tatsächlich zugestimmt?“ Der Generalleutnant schaute ein wenig ungläubig drein. Er konnte sich nicht vorstellen, warum ein misstrauisches Kind wie er sich in die Hände eines völlig Fremden begeben sollte.

„Ich habe ihn darum gebeten“, sagte Sesshōmaru ernst, wenig begeistert davon, dass Ryouichi seinen Sohn so treffsicher einzuschätzen vermochte, obwohl er lediglich Trainingsstunden mit ihm absolviert hatte. „Er wird den Westen führen. Er wird gegen sie ins Feld ziehen.“

„Gegen Jikan?“, die schwefelgelben Augen des Generalleutnants waren von Zweifeln durchzogen. „Sie haben keinen Landbesitz und tun niemandem etwas zuleide. Warum sollte jemand Groll gegen sie hegen?“

„Er wird seine Gründe haben, wenn es soweit ist“, entgegnete Sesshōmaru. „Wenn es soweit kommt.“

„Die Zukunft, die sie zeigen, ist endgültig. Es wird dazu kommen.“

„Ist dem so?“

„Die Berichte sind in dem Punkt unstrittig.“ Ryouichi strich beiläufig eine Falte aus seinem Yukata, dessen loser Stoff drohte, von seiner Schulter zu gleiten, seitdem er die Spannung aus den Muskeln genommen hatte. Verfluchter, kratzender Fetzen! Yūseis Arbeit würde nie auch nur einen Fingerbreit von ihrer angedachten Stelle weichen. Aber er hatte seine Kleidung im Kampf derart zerfetzt, dass auch der Schneider sie nicht mehr retten konnte – und dafür gleich eine gehörige Ohrfeige kassiert, die ihn in seinem wenig strapazierfähigen Zustand ohne Umschweife zu Boden gebracht hatte. Generalleutnant hin oder her, dem einstigen Lehrmeister beichtete man besser etwas vorsichtiger, wenn man seine aufwendigen Stücke vernichtete. Nun musste er warten, bis Yūsei sich seiner erbarmte und ihm einen neuen Kimono anpasste.

„Wir wissen beide um die Lücken in Berichten“, wiederholte Sesshōmaru seine Worte steif. „Sie jedenfalls halten es für sehr wohl möglich, die Zukunft zu ändern und machen davon Gebrauch. Ich sollte ihn töten.“

Ryouichi hob den Blick von seinem Yukata und starrte den Taishō ungläubig an, als habe der den Verstand verloren. „Du solltest ihn... er hat das verlangt? Aber der Junge lebt. Er ist hier. Warum – oh bitte, sag nicht, du hast sie umgebracht!“

„Einen von ihnen.“

Ryouichi trieb die Klauen in seinen Yukata, bis sie sich schmerzhaft in seine Oberschenkel gruben. Er machte den Mund auf, schloss ihn wieder und schüttelte verzweifelt den Kopf, ehe er die Finger beim Geruch seines eigenen Blutes entspannte und die Klauen aus dem Fleisch zog. „Das ist Wahnsinn! Selbst für dich! Niemand hat bisher gewagt einen von ihnen – wer weiß davon?“

„Du.“

Ryouichi bettete den Kopf in den Händen, von denen in dünnen Fäden das Blut wie roter Lack hinabrann, und brauchte eine Weile, um sich zu beruhigen. Er war Einiges gewohnt, aber das war eine vollkommen unbekannte Größenordnung: Niemand wusste, wie alt Jikan wirklich waren und wie weit sich ihr Einfluss erstreckte. Es war kein Gegner, den er je hätte abschätzen können, keiner, mit dem er sich überhaupt jemals eingelassen hätte. Aber wenn sie von ihm verlangt hatten, Minoru zu töten... wenn man verlangt hätte, Kanae umzubringen... . Er ließ die Hände sinken, kämmte sein rabenschwarzes Haar mit den Klauen über die Stirn zurück und musterte seinen Fürsten ernst.

„Wenn sie ihn ohnehin schon tot sehen wollten, werden sie nun nicht die Hände in den Schoß legen. Wenn sie nicht selbst agieren, werden sie andere anstiften, aber dann sind wir genau da wo wir vorher immer waren – jeder will den Erben des Westens tot sehen. Nun, in dem Spiel hatten wir bisher immer den längeren Atem, nicht wahr?“ Er lächelte mild, doch seinem Gegenüber fiel es bei den Worten sichtlich schwer, eine ungerührte Miene zur Schau zu tragen. Er strich mit einiger Mühe das Schulterfell glatt, dass sich in feinsten Härchen aufgerichtet hatte.

„Den längeren Atem“, wiederholte er leise, dann ließ auch er die Schultern sinken und lehnte sich ein wenig zurück. Sein Blick schweifte erneut durch den Raum und blieb schließlich doch wieder auf Ryouichi ruhen. „Ich schulde dir mein Leben.“

„Du schuldest mir rein gar nichts“, erwiderte der schroff. Sein Lächeln verflog so schnell, als habe es von vorne herein nie existiert. Etwas im Ausdruck des Fürsten verfinsterte sich, doch bevor Sesshōmaru Widerspruch erheben konnte, schnaubte sein einstiger Freund leise. „Sag das nie wieder. Das ist, als wolltest du mich für etwas bezahlen, das keine Währung kennt.“

Beklemmende Stille. Das fortwährende Hämmern aus der nahegelegenen Schmiede drang plötzlich unversöhnlich und eigentümlich laut zu ihnen hinein. Ein dröhnendes Crescendo von Metall auf Metall, das allmählich unerträglich wurde. Sie betrachteten sich stumm, bis schließlich Ryouichi den Blick abwandte. Er stützte die Ellen auf den Tisch und legte den Kopf unter einem leisen Seufzen schwerfällig in die Handflächen. Sein dunkles Haar schimmerte rötlich, wo seine Hände zuvor feine Blutspuren an den Strähnen hinterlassen hatten, die allmählich trockneten. „Warum sprechen wir jetzt darüber?“, flüsterte er gequält. „Es ist vorbei. Lange vorbei.“ Als er die Hände sinken ließ, wirkte er so müde und kraftlos, wie die Schlacht ihn zurückgelassen hatte. Sorgsam faltete er sie auf dem Tisch, um zumindest das unkontrollierte Zittern seiner Glieder zu unterdrücken. „Sobald ich einigermaßen genesen bin, setze ich Minorus Stunden fort“, hob er mit fester Stimme an. „Allerdings bitte ich um Erlaubnis, die Grundlagen erweitern zu dürfen.“

Der Westen hielt spätestens seit der Rückkehr Sesshōmarus die Oberhand. Niemand, abgesehen von diesen grenzdebilen Katzen, wagte es, gegen den jungen Inu no Taishō ins Feld zu ziehen oder ihn auch nur zu kränken. Über die Jahre seiner Abwesenheit, in denen er allein durch die Lande gestreift war, hatte vermutlich auch der letzte Narr begriffen, dass es keine besonders zuträgliche Idee war, diesem Mann in irgendeiner Weise aufzufallen – und erst recht nicht in negativer. Jedem war bewusst gewesen, dass dieser Zustand mit der Geburt eines Erben ins Wanken geraten und eine Neupositionierung erfolgen würde. In dem Zusammenhang war es bei aller Schmach sogar zuträglich, dass Minoru nun erst in Erscheinung trat. Er war kein wehrloser Säugling, das musste sich auch Ryouichi immer wieder bewusst machen. Man vergaß zu schnell, dass er vier Jahre ohne jegliche Hilfe allein überlebt hatte, was in diesen Wäldern zugegebenerweise eine Leistung war; auch dann, wenn er Kämpfe dabei gemieden haben mochte. Da er von Grund auf misstrauisch war, würde man ihn vermutlich nicht gesondert darauf hinweisen müssen, dass sein Kopf eine gern gesehene Trophäe darstellte.

„Zu viel Macht in zu jungen Jahren -“

„- verdirbt das Gemüt“, endete Ryouichi für ihn und zwang sich ein schiefes Lächeln ab. „Dieser Satz aus deinem Mund. Sag Bescheid, wenn du daran zu ersticken drohst.“

„Mein Vater hatte recht“, erwiderte der Fürst ernst.

„Wann hatte er das mal nicht? Aber Minoru ist nicht für Stahl gemacht. Er wird mit der Zeit lernen, eine Waffe nicht mehr als Fremdkörper zu betrachten, doch bis dahin halte ich es für effizienter und sicherer, wenn wir seine Stärken ausbauen statt ihm zusätzlich neue Wege aufzubürden. Ich werde darüber hinaus die Wachen neu instruieren. Keiner nähert sich der Festung unbemerkt. Eine Verstärkung der Patrouillen halte ich jedoch erst nach Beseitigung der Drachen für sinnvoll. Wir sind zu wenige, um uns sehenden Auges ausbluten zu lassen.“

Es war ein nachdenklicher Blick, den der Fürst ihm schenkte, dann nickte er schließlich und erhob sich. „Ich verlasse mich auf dich.“

Ryouichi stand ebenfalls auf und verneigte sich umgehend tief, doch er bemerkte zu spät, dass sein Körper diese automatischen Bewegungsabläufe verweigerte. Er schwankte leicht und trat zwei Schritte zurück, um den Rücken an die Wand lehnen zu können.

„Narr. Du gehörst ins Bett“, schalt Sesshōmaru ihn scharf, während Ryouichi sich bemühte, mehr als ein Gewirr tanzender, dunkler Flecken wahrzunehmen. Als der Schwindel wenige Augenblicke später verflogen war, war der Fürst bis auf wenige Schritte herangetreten, zog sich nun jedoch wieder zurück. „Du kommst zurecht, nehme ich an?“

„Ja, Herr.“

„Gut. Rin wird später nach dir sehen.“ Damit war er bereits zur Tür hinaus. Der Holzrahmen gab nicht einen Ton von sich, als das Schiebeelement auf ihn traf. Ryouichi ließ sich an der Wand hinuntersinken und schloss erschöpft die Augen. Er hatte ihm nichts mitteilen können, das seinem Fürsten nicht ohnehin schon ersichtlich schien, dessen war Ryouichi sicher. Und auch wenn es ein verstörender Gedanke war, so wurde er doch das Gefühl nicht los, dass Sesshōmaru dies von Anfang an bewusst gewesen war.
 

Prüfend ließ Kaito die Handfläche abermals über den Griff seines neuen Schwertes gleiten. Sein Vater hatte vor wenigen Tagen beschlossen, dass ein Wakizashi mit kaum mehr als einer Elle Länge keine geeignete Waffe für einen Heranwachsenden sei und das Katana prompt auf einen Markt erstanden. Es war angenehm schwer und nach allem, was Kaito von Tōtōsais Kurzeinführung der Schmiedekunst behalten hatte, nicht einfach aus einem Stück gegossen, sondern zumindest einige Male gefaltet worden. Der Klingenrücken war mit einigen tiefen Kerben versehen, was darauf schließen ließ, dass die Waffe an dieser Stelle nicht gehärtet worden war und nur die Seitenflächen durch das Hauteisen geschützt wurden. Was zunächst wie ein Nachteil klang, war eine spitzfindige Konstruktion, die die Klinge flexibler machte und so unter anderem erlaubte, dass ihr Anwender den Klingenrücken ohne Furcht vor einem Bruch des Schwertes zur Parade führen konnte.

Kaito hätte seinen Vater nicht um ein neues Schwert gebeten – schon gar nicht um ein solches. Er wusste, wie teuer guter Stahl in Kriegszeiten war, und selbst wenn die Menschen allmählich einen dünnen Frieden untereinander aufbauten, so hatten sich die Preise von den vergangenen Jahrzehnten noch nicht erholt - und seine Familie war alles andere als reich: Zwar besaß seine Mutter das Wissen und die läuternden Fähigkeiten einer Priesterin, doch durch ihren Mann und ihre Kinder, sowie einen Mangel an tiefgründiger Spiritualität, übernahm sie im Dorf eher die Aufgaben einer Heilerin als die einer Miko. Ein Unterschied im öffentlichen Ansehen, denn finanziell war es um beide Tätigkeiten nicht besonders gut bestellt. So sorgte sein Vater für den Lebensunterhalt der gesamten Familie, was dieser als „altbewährt und gut“, seine Mutter jedoch als „vollkommen rückständig“ bezeichnete - manchmal war es doch sehr deutlich, dass sie aus zwei vollkommen unterschiedlichen Epochen stammten.

Während nun Honoka an der Seite ihrer Mutter in den Genuss botanischer Grundkenntnisse und neuartiger Prinzipien wie Emanzipation kam, hatte Kaito bereits in jungen Jahren begonnen, seinen Vater auf dessen Jagden zu begleiten; zunächst nur als unbeteiligter Zuschauer, später dann mit eigenen Aufgaben. Zu Beginn hatten seine Eltern des Öfteren noch über die Notwendigkeit gestritten, ein Kind in solche Unternehmungen einzubeziehen, sein Vater war jedoch in dieser Angelegenheit unerbittlich gewesen.

„Ich habe als Kind genug unter meiner Hilflosigkeit gelitten. Wenn er kämpfen will, wird er es verdammt nochmal lernen! Irgendwann muss er auf eigenen Beinen stehen und sich selbst helfen, Kagome. Wir leben auch nicht ewig! Außerdem ist es mir lieber, wenn er von mir lernt, bevor er irgendeinen Unsinn treibt.“ Kaito legten sich bei der Erinnerung an diese Worte die Ohren an. Seine Eltern waren stets bemüht gewesen, ihn von ihren Disputen möglichst wenig spüren zu lassen, aber an dem Abend war die gepresste Wut seines Vaters unüberhörbar gewesen.

So gab Inuyasha sich jedes Mal, wenn er an seine Kindheit zurückdachte und nicht gerade dazu tendierte, in Schweigen zu verfallen. Kaito hatte aus eben diesem Grund nie genauer nach dieser Zeit gefragt. Vermutlich hätte er sogar eine ausweichende Antwort, an guten Tagen sicherlich sogar einige erklärende Sätze zu hören bekommen, doch er wollte keine alten Wunden aufreißen. Ihm reichte, was seine Mutter ihm erzählt hatte: Dass die Mutter seines Vaters früh verstorben und er nach ihrem Tod ganz auf sich allein gestellt gewesen war. Das zu begreifen war Kaito bereits vor Jahren erschreckend leicht gefallen. Die meisten Mütter waren dazu bereit, ihr Kind ungeachtet seiner Eigenarten zu lieben; bei einer Dorfgemeinschaft musste man von Glück sprechen, wenn sie den Han'yō nicht schnellstmöglich nach dem Verscheiden seiner Mutter ertränkten. Schleierhaft blieb jedoch, wie sein Vater dennoch allen Widrigkeiten zum Trotze zum Erwachsenenalter gelangt war. Seine Mutter hatte auch dafür eine formschöne Erklärung parat gehalten: „Weißt du, Liebling, es gibt sture Persönlichkeiten und es gibt deinen Vater. Mit dem Tod verfährt er ebenso stiefmütterlich wie mit Hausarbeit: Wenn er nicht will, will er nicht.“

Das mochte stimmen oder auch nicht, in jedem Falle hatte sein Vater dennoch das Entscheidende bereits zuvor erkannt: Er mochte mittlerweile selbst hochrangigen Dämonen ohne Weiteres das Fürchten lehren, weshalb es für ihn auch überhaupt nicht zur Debatte stand, ob er seinen Sohn während der Arbeit beschützen konnte, aber auch er würde nicht ewig leben. Keiner seiner Eltern – und das war eine Nachricht, die Kaito noch immer Schauer über den Rücken trieb. Als kleiner Junge hatte er nicht wahrhaben wollen, dass seine Eltern eines Tages einfach so fort sein könnten. Doch mit den Jahren hatte er verstanden, dass es auch seinem Vater nicht möglich war, jeden Feind zu bezwingen: Gegen das Alter waren sie machtlos und mit der Zeit würde es sich vor allem bei seiner Mutter bemerkbar machen. Für seine Geschwister, seinen Vater und ihn waren einhundert Jahre eine überschaubare Spanne, auch wenn er sich das bisweilen noch nicht vorzustellen vermochte. Seine Mutter hingegen würde dieses Alter sehr wahrscheinlich nicht einmal erreichen.

Vielleicht hatte sie auch unter diesem Aspekt im Streit um seine Erziehung Einsicht gezeigt. Es hatte zwar noch eine Weile gedauert, bis sie bereit gewesen war, dem stählernen Klirren der Übungskämpfe oder ausschweifenden Erzählungen über erlegte Dämonenratten mit Nachfragen und lächelnd zu begegnen, doch schlussendlich schien auch sie froh darüber, nicht jedes Mal in Sorge verfallen zu müssen, wenn sich ihr Ältester aus ihrem Blickfeld entfernte. So froh, dass sie sogar begonnen hatte, Honoka und ihm den Umgang mit dem Bogen näher zu bringen.

Doch Kaito wusste, dass sie sich für ihn kein Leben inmitten von Schlachten und Tod wünschte. Für sie würde er vermutlich stets ihr kleiner Junge bleiben, der unter ihren zum Nichtstun verdammten Augen zusehends ungefragt älter geworden war – dafür war sie nun einmal seine Mutter. Im Gegensatz zu vielen Gleichaltrigen war er ihr dankbar für die ehrliche Sorge und den Zwiespalt zwischen Friedenswünschen und Kampfessinn, zeigten sie doch nur überdeutlich, dass er ihr nicht gleichgültig war.

Ebenso hätte er gern seinem Vater von Herzen für die neue Klinge gedankt, doch war diese wahrscheinlich wohlgemeinte Geste von Beginn an von derzeitigen Ereignissen überschattet worden. Kaito sträubte sich gegen den undankbaren Gedanken, kam jedoch nicht umhin, zu glauben, sein Vater habe ihm diese Aufmerksamkeit zu großen Teilen auch als Beschwichtigung zukommen lassen. Nach dem blutigen Zwischenfall mit Saki waren seine Eltern mit den anderen übereingekommen, dass es sinnvoll sei, Abstand zwischen die Fronten zu bringen. Was bedeutete, dass Kaito zum ersten Mal allein mit seinem Vater durch die Lande zog, während Miroku bei seiner Familie geblieben war. Nun war Kaito weder besonders erpicht darauf, die Zwillinge täglich wittern oder gar sehen zu müssen noch trauerte er Mirokus Gesellschaft tatsächlich hinterher, aber er konnte dennoch das Gefühl nicht überwinden, sehenden Auges ins Exil gestoßen worden zu sein – für diese verdammten Weiber! Und er wollte auch noch den Rest seines nun schändlich kurzen Haares dafür geben, wenn diese Zicken nicht längst einen ihrer Erzeuger dazu überredet hatten, mit ihnen ebenfalls loszuziehen. Allein. Ohne geschäftsschädigende Halbblut-Mischlinge. Hoffentlich erwiesen sie sich mit ihrer Überheblichkeit und ihren viel zu zögerlichen Reaktionen als herbe Enttäuschung und blamierten ihre Zunft bis auf die Knochen.

„Sag schon, was du denkst.“

Bitte was? Kaito starrte seinem Vater einen Moment fassungslos ins das markante Gesicht. Dann begriff er allmählich, dass dieser nicht wirklich wissen wollte, was er den Zwillingen Diverses an den Hals wünschte, sondern lediglich wegen der Schilderungen der Dorfbewohner nach seiner Meinung fragte.

„Er muss verflucht groß sein“, antwortete Kaito schließlich und ließ die Hand endlich vom Griff seines Schwertes rutschen. „Ich meine, den Beschreibungen zufolge muss es den Bauern beinahe zermalmt und seiner Frau den Kopf am Stück abgebissen haben. Dafür muss man schon eine gewisse Größe und zumindest Masse mitbringen. Es wäre sicher einfacher gewesen, wenn jemand den Dämon gesehen hätte. Aber so... schwierig. Immerhin stinkt es nirgendwo nach halbverwestem Drachen.“

Inuyasha verschränkte die Arme hinter dem Kopf und reckte sich ausgiebig, ohne dabei seinen Schritt entlang der Terrassen zu verlangsamen.

Der Reis war noch nicht auf den Feldern. Obgleich es in Wasserbetten wuchs, weigerte sich das weiße Korn vehement auf allzu nassem Untergrund zu keimen, ganz zu schweigen davon, dass es im Moment noch deutlich zu kalt für die Pflanze war. Dennoch trieben sich auch in dieser Jahreszeit normalerweise Menschen auf den Feldern herum und gingen die Vorbereitungen für die Saat an. Nun waren jedoch sowohl die Terrassen, als auch das weite Tal, das sich vor ihnen eingerahmt von Bergketten erstreckte, wie ausgestorben. Und wer wollte es ihnen verdenken? Niemand wollte sich am späten Nachmittag in eine Gegend vorwagen, in der erst vor zwei Tagen Menschen auf bestialische Weise getötet worden waren; nicht, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ.

„Keine Drachen“, bestätigte Inuyasha. „Die haben die Schnauze voll. Ich möchte trotzdem wetten, dass unser Freund nicht viel lebendiger ist.“

Kaito beschleunigte seinen Schritt bergab und schloss zu seinem Vater auf. Mit fragender Miene schaute er zu ihm auf, was jedoch mit einem höchst unerfreuten Ausdruck quittiert wurde.

„Du hast Miroku doch sonst immer aufmerksam zugehört, oder etwa nicht? Ich dachte, du wärest längst selbst darauf gekommen.“

Kaito, der sich seit ihrem Aufbruch aus dem betroffenen Dorf vor gut einer halben Stunde tatsächlich herzlich wenig mit dem eigentlichen Problem befasst hatte, wich dem harten Blick seines Vaters aus – der bitteren Stimme entging er dennoch nicht: „Hast du eigentlich in letzter Zeit nur Stroh im Hirn? Konzentrier' dich auf das Wesentliche, solange es nötig ist. Danach kannst du von mir aus wieder Trübsal blasen, bis es dir selbst zum Hals 'raushängt. Aber solange wir einen Dämon jagen, der einen Mann zu Mus verarbeitet und seiner Ehefrau ungeniert den Kopf abkaut, wirst du gefälligst bei der Sache bleiben!“

Kaito ging eine sehr bissige Erwiderung durch den Sinn, dann jedoch trat er lediglich einen Stein wütend von sich, der ein wenig unrund hinab ins Tal stolperte und sich schließlich doch nur in einigen Sträuchern am Wegesrand verfing.

Inuyasha stöhnte entnervt und arbeitete insgeheim an einer Methode, diese Launen für die nächsten paar Jahre auszuhalten, ohne sich dabei irgendwann die Haare strähnenweise auszuraufen. Kagome nannte es „Pubertät“, aber was half es, für diesen Fluch einen Namen zu finden? Wenn er sie richtig verstanden hatte, wurden alle Kinder in Kaitos Alter davon befallen – und er hatte drei! Ein leises Knurren entrang sich seiner Kehle und verpuffte in einem Seufzen. Vielleicht war es mit Mädchen anders; vielleicht würde Honoka einfach seine gutmütige, anständige Tochter bleiben und Yayoi sich zu einem fröhlichen Kind entwickeln – während sein Sohn ihm vorab den letzten Nerv in Fetzen riss. Er war unerträglich launisch, reagierte auf jedes erdenklich falsche Wort mit bissigen Antworten und hatte an allem etwas auszusetzen. Dazu sein leicht reizbares Gemüt und diese verdammte Streitlust gegenüber jedem, der sich ihm auch nur im Ansatz entgegenstellte. Es war nicht auszuhalten!

Wütend betrachtete er seinen Sohn aus den Augenwinkeln, der schweigend neben ihm innegehalten hatte und endlich die Talsenke unterhalb der Terrassenanlagen in Augenschein nahm, in der ein breiter Fluss, gespeist vom letzten Schmelzwasser aus den Hochlagen, schnell und dunkelbraun dahinströmte. Die tiefgoldenen Augen des Jungen arbeiteten sich von einem Hang zum nächsten, taxierten gewissenhaft das Flussufer und einige einsam stehende Bäume. Inuyashas Ärger löste sich bei dem Anblick allmählich in einem erstickendem Gefühl von Schwere auf.

Kagome hatte auf seine Klagen, die er über Kaitos neue Verhaltensweisen geäußert hatte, mit verhaltenem Gelächter reagiert und ohne Umschweife geantwortet, dass der Sohn nun einmal nach seinem Vater schlage. Diese Tatsache hätte Inuyasha niemals abgewiesen. Kaito war von Kindesbeinen an in vielerlei Hinsicht sein Abbild gewesen, doch was Kagome an diesem Umstand in dem Moment nicht begriffen hatte, war, dass all die harten und launischen Reaktionen, die Inuyasha selbst oft an den Tag legte, daher rührten, dass ihm als Kind keine andere Möglichkeit geblieben war. Keine, die er gekannt hätte. Als Kagome ihm vor vielen Jahren offenbart hatte, dass sie ein Kind von ihm erwarte, hatte er ihr und seinem ungeborenen Sohn versichert, alles in seiner Macht stehende zu tun, um für seine Familie zu sorgen, sie zu beschützen und ihnen ein Leben zu ermöglichen, wie er es sich so oft gewünscht hatte. Er hätte gern alles Übel der Welt von seinen Kindern ferngehalten, ihnen die Dinge im Guten vermittelt, die er so hart hatte lernen müssen – doch mit welchem Erfolg?

Kaito hatte sich verändert. Kaito, der einst jedem frohsinnig und aufgeschlossen begegnet war, Leben in alle Häuser des Dorfes gebracht hatte und regelmäßig in seinem Schoß eingeschlafen war, obwohl er felsenfest vorgab, überhaupt noch nicht müde zu sein, distanzierte sich von allem. Er fiel in Muster, die Inuyasha von sich nur allzu gut kannte. Streitlust, Zynismus, Abneigung; der Wunsch anders sein zu können, das Leben in seinen Grundzügen zu ändern. Nun war sogar Honoka davongelaufen. Sein besonnenes Mädchen hatte die Fassung verloren und war ohne ein Wort verschwunden. Ausgerechnet zu seinem Halbbruder, der sich nie um ihn geschert hatte. Dafür brauchte es mehr als eine einmalige, unbesonnene Aussage der Zwillinge.

Kein Erfolg. Nein. Er hatte sie enttäuscht. Sie alle. Statt ihnen ein sicheres, schönes Leben zu ermöglichen, hatten er und Kagome Schandensbegrenzung betrieben. Hatten ihrem Sohn die Gebetsperlen umgelegt, um ihn zumindest davon abhalten zu können, sich in einem Zustand der Rage zu etwas hinreißen zu lassen, das er sich selbst nie vergeben würde. Wie konnte er sich erlauben, wütend auf den Jungen zu sein, wenn er doch selbst versagt hatte, derartig schmerzhafte Erfahrungen von ihm abzuwenden oder ihm zumindest zu vermitteln, dass die Welt nicht nur schwarz war? Warum hatte er das nicht früher bemerkt? Warum hatte ausgerechnet dieser lächerliche Wicht von einem Welpen -

„Vater.“

Inuyasha knirrschte ungehalten mit den Zähnen und sah seinen Sohn gereizter an, als er es beabsichtigt hatte. „Was?“

„Du bist nicht bei der Sache.“

„Woher willst du das denn schon wieder wissen?“

„Na ja... ist so eine Eingebungssache“, hob Kaito unschuldig an, dann zuckte er beiläufig mit den Schultern als bedeute die gezogene Waffe in seinen Händen rein gar nichts. „Ich dachte lediglich, dir wäre sonst sicher aufgefallen, wenn ein meterhohes Skelett auf uns zuhält. Und bevor du fragst: Es ist auch reine Eingebung, dass es nicht nur nett plaudern möchte.“

Inuyasha starrte ihn für einen Moment verdutzt an. Dann fühlte er sich unmittelbar ertappt. „Klugscheißer“, schnarrte er seinem Sohn zu und zog Tessaiga mit einem energischen Ruck aus der Magnolienholzscheide, während sich zu seiner Rechten bereits ein knöcherner Fuß von den Ausmaßen eines Holzkarrens in den feuchten Boden der Reisterrasse hievte.

Höhnisch rasselten die Knochen lose aneinander entlang und verbreiteten mit einem Mal einen Lärm, den sicherlich noch der taube Großvater drei Dörfer weiter hätte wahrnehmen müssen. Hier hielt sich jemand für besonders witzig!

Inuyasha schnaubte wütend und schwor diesem Dämon insgeheim, ihm für diese Unterbrechung jeden seiner gigantischen Knochen einzeln zu zerschlagen – indes Kaito hinter ihm ein amüsiertes Glucksen entglitt, bevor er an seinem Vater vorbeizog, um den Kampf zu eröffnen. Inuyasha starrte ihm einen Augenblick mit offenem Mund nach. Wie konnte dieses Kind bei so etwas ruhig bleiben, während er bei einfachen Unterhaltungen schneller aus der Haut fuhr als eine Natter? Das hatte er eindeutig nicht von ihm!


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tatsächlich nicht? In jedem Fall solltet ihr höflicher sein: Da wird so ein Skelett schon extra mehrere Meter groß und findet dennoch kaum Beachtung. Tzz. Unverschämtheit! Immer diese egozentrische Weltsicht! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kerstin-san
2017-01-14T12:31:01+00:00 14.01.2017 13:31
Hallo,
 
so, nachdem mich das erste Kapitel so überzeugt hatte, konnte ich nicht widerstehen noch etwas weiter zu lesen und ehe ich mich versah, war ich schon am Ende von diesem Kapitel angekommen. Ich muss wirklich sagen, dass mir deine FF wirklich sehr gut gefällt und ich kaum Punkte finde, an denen ich mich irgendwie störe.
 
Die bekannten Charaktere sind sehr IC. Insbesondere bei Sesshoumaru in seiner ungewohnten Vaterrolle hatte ich Probleme erwartet, aber du hast den Spagat zwischen seinem gewohnten, unterkühlten Erscheinungsbild und dem eines Vaters, der sich an seinen neuen Sohn erst gewöhnen muss und sich doch mehr um ihn sorgt, als er sich eingestehen will, sehr gekonnt hinbekommen. Gerade dadurch, dass du viel aus seiner Perspektive schreibst, kann man seinen Handlungen super folgen und die Emotionen nachvollziehen.
 
Minorus Wandlung von dem anfänglich so schwachen Youkai, zu seinen jetzigen Kräften fand ich geschickt eingefädelt, (Ich meine, wer kommt darauf, dass seine Kräfte durch sein Armband unterdrückt werden) allerdings hab ich mich schon gefragt, wie er so lange alleine im Wald überlebt hat, ohne ernsthaft mit anderen Dämonen aneinanderzugeraten, wenn ihn schon Jakens Kappaarmee so gut im Griff hatte. Dachte am Anfang allerdings, dass Minoru wesentlich älter als sein Wolfsfreund sei und war dann ganz erstaunt, dass er sich als solch ein Jungspund entpuppt. Er freundet sich ja recht schnell mit seiner neuen Rolle als Erbe von Sesshoumaru an, aber mir gefiel generell diese sehr langsame und behutsame Annäherung zwischen Vater und Sohn. Die müssen sich natürlich erstmal beschnuppern und lernen den anderen einzuschätzen. Kein Wunder, dass Minoru nach all den Jahren eine gesunde Portion Misstrauen und Wachsamkeit mitbringt und sich mit dem neuen Leben bei Hofe eher schwer tut.
 
Sehr herzig fand ich den Auftritt der Inu no Kimi. Erst so aalglatt und herablassend und dann am Ende so überraschend herzlich (jedenfalls für Dämonenverhältnisse). Ich hoffe sie beehrt den Hof noch etwas länger mit ihrer Anwesenheit.
 
Generell strotzen die OCs nur so vor Originalität und eigenen Persönlichkeiten. Nobu, der als einer der ersten diesen Panzer aus Ablehnung und Misstrauen durchbricht und mich an einen brummigen Großvater erinnert hat. Ryouichi , den seine eigene Vergangenheit so quält und bei dem ich darauf brenne, zu erfahren, was es in seiner Vergangenheit für Konflikte mit den Drachen gab und was damals zu dieser Verstimmung zwischen ihm und Sesshoumaru geführt hat, die jetzt wieder neu aufgerissen ist. Da ist, Kohei, der mein Herz im Sturm erobert hat und bei dem ich noch so grübele, was ihn und Reika erst zueinander geführt hat. Aber auch Honoka, die man einfach ins Herz schließen muss und der aufbrausende Kaito, der einfach eine perfekte Miniversion von Inu Yasha ist. Fand es wirklich witzig, dass sich ausgerechnet Inu Yasha so über die Sturheit und Gereiztheit seines Sohnes beschwert. Von wem er das wohl hat? xD
 
Auch die Konflikte (sowohl von Minoru, aber auch von Kagomes Kindern, die neben der allgemeinen Ablehnung vor allem damit leben müssen, jetzt auch von Sangos und Mirokus Zwillingen geschnitten zu werden), sind nachvollziehbar und gehen einem gerade deshalb sehr nahe. Ich stelle es mir auch besonders hart für die Erwachsenen vor, die sich jetzt fragen müssen, woher dieser Sinneswandel auf einmal kommt und wie (und ob) sie da überhaupt gegensteuern können. Wunderbar fand ich da übrigens Gespräch in Musashi, weil du Inu Yashas offene Abneigung und seine Haltung gegenüber Sesshoumaru so punktgenau getroffen hast.
 
Erschreckt hat mich bei dem Konflikt zwischen Kaito und den Zwillingen vor allem Minorus harsche Reaktion. Wenn sein Temperament so mit ihm durchgeht, ist das echt beängstigend. Generell tut es mir leid, dass er Familien und Freundschaften so ablehnend gegenüber steht, was zum Großteil ja wohl mit seinen eigenen Erfahrungen zusammenhängt, aber er hat eben auch so einen eigensinnigen Charakterzug an sich. Das gepaart mit seinem Stolz, ist eine gefährliche Mischung.
 
Der Plot um die Irrungen und Wirrungen mit den Pantherdämonen ist auch toll. Hab gleich bei der ersten Erwähnung an die Panthergruppe aus dem Anime denken müssen und war sehr erfreut, dass ich damit richtig lag, auch wenn ich mich natürlich frage, woher der plötzliche Sinneswandel kam, nachdem Toran ja eigentlich Frieden mit Sesshoumaru geschlossen hatte. Auch, dass sie jetzt offenbar einen Verbündeten gefunden haben, der die Macht besitzt tote Drachendämonen wiederauferstehen zu lassen, macht das gnaze sehr interessant.
 
Das größte Geheimnis dürfte aber wohl Minorus Mutter umgeben, aus deren Taten ich kein bisschen schlau werde. Was hat sie dazu bewogen Sesshoumaru diese Lüge mit dem Verlust des Kindes aufzutischen? Welche Verbindung hat sie generell zu den Kitsune? Und warum die Ermordung des Erben des Kitsunefürsten? Gerade ihre Erscheinung, die wir in Sesshoumarus Vision gesehen haben, deckt sich so überhaupt nicht mit Minorus Erinnerungen. Ich überlege ernsthaft, ob es sich bei ihr um die wahre Reika gehandelt hat oder ob es da nicht auch eine größere Verschwörung gibt. Bin jedenfalls sehr gespannt, was sich da noch entwickelt und vor allem was sich bei Kohei und Shippo noch so tut. Der neue Erbe des Südens ist mir jedenfalls gleich unsympathisch. Durchtrieben, manipulativ und an Macht interessiert. Der dürfte vor allem eigenen Interessen in den Mittelpunkt stellen.
 
Rin hat sicherlich die ungewöhnlichste (soll heißen, die für mich am überraschenste) Wandlung durchgemacht. Klar, da ist immer noch die Rin, die ihren Sesshoumaru verehrt und immer fröhlich alle vollplappert, ohne sich darum zu scheren, was der Rest denkt, aber sie ist auch merklich erwachsener geworden und hat einen großen Teil ihrer kindlichen Naivität und Unschuld abgelehnt. Das bleibt wohl nicht aus, wenn man mit dem Taishou unterwegs ist. Man könnte sie so ein bisschen als sein Gewissen bezeichnen, als seine Vertraute, die Dinge offen anspricht, die niemand sonst wagen würde. Stellenweise ist das sehr irritierend, insbesondere wenn sie so Kagomemäßig aus der Haut fährt, aber insgesamt recht stimmig. Auch scheint sie die einzige zu sein, die erkennt, wie wichtig es ist, die Gräben innerhalb der Familie zu schließen, um sich der Bedrohung von außen gemeinsam entgegen zu stellen, anstatt Energie und Zeit zu verschwenden sich gegenseitig an den Hals zu springen. Da hat sie echt den richtigen Riecher, auch wenn sie mit ihrer Meinung (noch) ziemlich alleine dasteht.
 
Die Visionen mit dem Zeitdämon fand ich sehr interessant, auch wenn sein Vorschlag Minoru umzubringen, damit seine Zukunft nicht Realität wird, doch sehr unorthodox und willkürlich daherkam. Gerade als so zeitloses Wesen hätte ich mir da eine eher neutralere Haltung gewünscht. Trotzdem, dass Sesshoumaru ihn dafür gleich den gar ausmacht, hätte ich nicht erwartet. Ohweia, wenn er damit mal nicht selbst den Grundstein für den offensichtlichen Zwist in Minorus Zukunft gelegt hat...
 
Ich fiebere jetzt auf jeden Fall schon den kommenden Kapiteln entgegen :)
 
Liebe Grüße
Kerstin
 
PS: Oh Gott, ich stelle gerade fest, was das für ein Roman geworden ist xD
Antwort von:  Silberfrost
14.01.2017 22:00
Liebe Kerstin-san,
nachdem ich heute morgen noch ein schlechtes Gewissen hatte, weil ich bisher noch nicht dazu gekommen bin, auf deinen ersten Kommentar zu antworten - nun, kam dieser formidable "Roman", wie du es nennst. Wahnsinn, dass du es so schnell gelesen hast und umso schöner, dass es dir gefallen hat!
Ich finde es immer sehr beruhigend, wenn man die Rückmeldung bekommt, dass die Charaktere IC sind. Da fällt einem gleich mal ein tonnenschwerer Stein vom Herzen. Gerade in den ersten Kapiteln, in denen der FF-Plot noch keinen Einfluss auf ihn haben konnte..
Warum Minoru vorher 4 Jahre im Wald überlebt hat - davon etwa 3 allein - ist eine gute Frage. Das fragt sich vermutlich jeder um ihn herum. Wenn er nicht gerade einem Wolf möglichst schnell von A nach B folgen muss, ist er sicherlich zu vorsichtig, um durch eine schnellfließende Brühe zu paddeln, in der er weder sieht noch wittert, was unter der Oberfläche herumlungert. Da hätte er den Fluss in monatelanger Arbeit umrundet. Er ist also hauptsächlich vorsichtig und misstrauisch gewesen, um Problemen aus dem Weg zu gehen und hat sich sicher nur in Takerus Beisein mit anderen angelegt (Takeru hat sicher von Papa beigebracht bekommen, dass Zuschlagen vor dem Nachdenken kommt. Koga eben.. vielleicht kann man deswegen nur älter als Takeru wirken.. ).
Andererseits wäre da noch folgende Überlegung: Es war einfach in den vergangenen Jahren schlicht friedlicher. Ich hab schon immer im Anime/Manga mit drei Fragezeichen dagesessen und mich gefragt, wie in Dreiteufelsnamen es Menschen schaffen, da zu überleben. Irgendwelche Leute, die einsam in ihrer Berghütte rumhocken und Dörfer ohne jedwede Verteidigungsanlage.. bei dem Aufkommen von Dämonen, das Kagome, Inyuasha & Co. begegnet, sollte man meinen, die Menschen hätten in den vergangenen Jahrtausenden meterhohe Mauern errichtet und 50% der Bevölkerung sakrale Ausbildungen verpasst, um eine Chance zu haben. Aber Pustekuchen! Es schien immer so, als sei das wirkliche Chaos erst mit den Juwelensplittern aufgetaucht und habe sich vorher seit Midoriko in gewissen Grenzen gehalten. Wären Scharen von herumstreifenden Dämonen in den Wäldern unterwegs gewesen und hätten sich gegenseitig wegen solcher Splitter bekriegt, gebe ich Brief und Siegel darauf, dass Sesshômaru seinen Sohn als Fell um den Hals irgendeines Warlords hätte finden können.. aber vielleicht sollte ich das nochmal genauer ausarbeiten. Es wirkt rückblickend wirklich etwas zufällig, dass er über 4 Jahre seinen Kopf auf den Schultern behalten hat.. zu seiner "neuen Rolle" als Erbe habe ich extra noch was im nächsten oder übernächsten Kapitel ;). Ich glaube von den Palastbewohnern teilt keiner deinen Wunsch, dass sie länger bleibt, aber das liegt glücklicherweise nicht in ihren Händen und "Oma" wird sich sicherlich nicht so schnell nach Hause schicken lassen, wenn sie schon ihre Fähnchen hisst =D. Die armen Männer. Müssen sie durch. Ebenso wie Inuyasha. Wirklich, ich gönne ihm einen Sohn, der seinen Dickschädel hat. Dann merkt er mal wenigstens, was Kagome so durchmachen muss mit ihm. Es tat wirklich gut, Kaito und Inuyasha zusammen zu schreiben. Auf eine verquere Art harmonieren sie doch.
In dem gesamten Familienzwist wollte ich aber persönlich keine fünf Minuten existieren. Du hast schon ganz recht, bis auf Rin sind die Fronten wirklich extrem verhärtet. Das ist vermutlich nicht das, was der Inu no Taisho sich für seine Nachkommen gewünscht hat. Alles nicht. Aus seiner Sicht muss das alles ein absolutes Trauerspiel sein..
Oh, ich freue mich ganz diebisch, dir und allen anderen demnächst in den neuen Kapiteln weitere Bröckchen zum Puzzeln hinwerfen zu können. Ich strahle gerade wie der grellste Sonnenschein persönlich vor mich hin und bin ganz gespannt, was du dann daraus baust!
Es wird noch eine Weile dauern, bis ich mit dem nächsten Kapitel fertig und dann auch wirklich zufrieden bin (ist man das je, wenn man etwas hochläd?).
Bis dahin lasse ich mich durch das Fiebern motivieren =)
Vielen herzlichen Dank für deinen "Roman". Das war wirklich schön und ich freue mich, dass die Fanfiction dich einige Stunden gut unterhalten konnte! =)

Liebe Grüße,
Silberfrost
Von:  Saynaya
2016-12-08T13:31:15+00:00 08.12.2016 14:31
"Wenn er nicht will, dann will er nicht!" XDD ach herzlich gelacht!! Und jetzt auch der Schluss!
Dieses Kapi hatte so viele Facetten und hat einen richtig in die Inuyasha Saga zurück getragen. Die Gefühlswelten der Charas waren dieses Mal einfach nur genial beschrieben und ich habe noch mehr mitgefiebert, wie ich es normal eh schon tue. Und noch kurz ein Lob für die immer gut langen Kapitel, da man so richtig beim Lesen abtauchen kann. Da machen auch längere Pausen dazwischen nix! Aso und die Spannungskurve hat sich jetzt so richtig ausgebaut, langsam spührt man so richtig dieses *ich möchte mehr wissen* Gefühl. Wie immer danke für die Mühe!!!
Saynaya
Antwort von:  Silberfrost
08.12.2016 20:24
Hallo Saynaya!
Dann will ich doch mal sehen, dass ich dein wissbegieriges Gefühl in den kommenden Kapiteln ein wenig anfüttern kann. Aber auch wirklich nur ein wenig. Es wäre doch auch zu einfach, wenn ich gleich alles aus dem Sack lassen würde, nicht wahr? :)
Inuyasha und Kaito zusammen zu schreiben hat wirklich Spaß gemacht. Die gehen ganz anders von der Hand, weil sie wunderbar entspannt interagieren - direkter und offener. Vielleicht ist Minoru doch nicht der mit den wenigsten Manieren? =D
Vielen Dank für deinen Kommentar! Ich bin froh, dass es dir den Nachmittag ein wenig versüßen konnte.
Ich werde jetzt erst einmal versuchen das Projekt "Kapitelüberschriften" in den Griff zu bekommen, damit nicht immer alles nur durchnummeriert ist und man gesuchte Stellen nur schwerlich wiederfindet. Danach geht natürlich frisch und munter weiter!
Bis hoffentlich bald!
Silberfrost


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