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Die Nacht

von

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Der zweite gefallene Engel

Am Freitag stand Zazu pünktlich morgens früh auf. Auf dem Esstisch befanden sich schon zwei belegte Toasts, die Tante Anna jeden morgen für ihn machte. Er war dankbar dafür. Sowie für die Tatsache, dass seine liebe Tante ihn bei sich wohnen ließ, und sich so fürsorglich um ihn kümmerte. Anna war jetzt wohl schon auf Arbeit.

Er lief zur Bushaltestelle. Der große gelbe Schulbus kam, und er stieg ein. Er grüßte ein paar Mitschüler, mit denen er gut auskam, setzte sich aber dann in die allerletzte Reihe, wo außer ihm niemand saß, und dachte über die Ereignisse der vergangenen Tage nach. Adan und Loanna stiegen eine Haltestelle später ein, sahen Zazu hinten, umarmten ihn und setzten sich zu ihm. Nun konnte Zazu mit ihnen gemeinsam nachdenken, statt nur alleine. Sie fühlten sich alle drei bereit für den nächsten verdammten Dämonen bzw. Engel.

Der Schulhof war rappelvoll, wie immer vor der ersten Stunde. Sie begrüßten ihre Klassenkameraden, als auch schon die Glocke läutete. Sie begaben sich in ihr Klassenzimmer im ersten Stock und warteten vor der Tür auf ihre Mathelehrerin, Frau Gerlach. Auch die anderen Klassenkameraden tuschelten über den gestrigen Tag, über Luan und darüber, wie er zu einem Dämon wurde. Luan unterdessen konnte sich an nichts erinnern als an ein schrecklich kaltes, leeres Gefühl. Seine Tyrannosaurus-Figur hatte er sich ins Regal geschoben. Er mochte sie und fühlte sich – seltsamerweise – mit ihr irgendwie verbunden.

In Mathe ging es heute um Wahrscheinlichkeitsrechnung. Die meisten hassten es, andere blühten dabei richtig auf. Milan zum Beispiel, der ja zusammen mit Zazu und seinen Freunden am Tisch saß, meldete sich ständig. „Sehr gut, Milan!“, lobte ihn die Lehrerin, „ dafür gibt’s ordentlich Pluspunkte! Ich freue mich, dass du dich so rege beteiligst. Wenn sich nur die anderen mal eine Scheibe von dir abschneiden würden!“

Zazu machte ein Würgegeräusch und griff sich an die Gurgel. Adan und Loanna mussten anfangen, zu lachen, und Milan funkelte die drei böse an. Als er Loanna ins Auge schaute, erschrak sie kurz. Für einen ganz kurzen Augenblick hätte sie meinen können, eine ähnliche Grimasse zu sehen, wie die gestern von Luan. „Zazu!“, flüsterte sie ihrem Tischnachbarn zu. „Milan ist es! Er wird sich verwandeln!“ Und genau in diesem Moment sahen die drei „Auserwählten“, wie sich das Fenster verdunkelte. Ein schwarzer Engel stand davor. Die anderen Klassenkameraden inklusive Lehrerin, schienen davon keine Notiz zu nehmen. „Vorsicht, Milan!“, rief Loanna. Alle in der Klasse drehten sich zu ihr um. Sie wollte Milan warnen, doch es war schon zu spät. Der Engel schwebte in einer Kurve schnell hinter Milan und ergriff Besitz von ihm. Milan verwandelte sich.

Sein Körper wurde schwarz und aus dem, was eben noch sein Kopf war, traten drei lange, dicke, grässliche Schlangenköpfe heraus, die sofort begannen, nach Schülern zu beißen. Die Schüler schrien und schrien. Einen Schüler, Noah, fraß ein Schlangenkopf mit Haut und Haaren.

„Oh nein!“, schrie Loanna durch die Menge hindurch. „Er darf nicht sterben! Wir müssen was unternehmen!“ Sie ließ ihr Musikinstrument aus ihrem Inneren, aus ihrem Herzen in ihre Hände gleiten und begann, eine wunderschöne Melodie zu spielen. Sie hatte ja schon in ihrer Freizeit einige Monate Harfe gespielt, schon bevor sie die Harfe mit den besonderen Fähigkeiten vom Engel überreicht bekommen hatte. Es gelang ihr, dem Dämon zu schaden. Ein Kopf des Dämons wurde beschädigt und war geschrumpft. Er spuckte Noah wieder aus. Nun gelang es auch Adan, sein Instrument herauszuholen. Der Dämon versuchte, mit seinem rechten Kopf nach Loanna zu schnappen, die aber ganz knapp darüber springen konnte. In dem Moment begann Adan, zu spielen. Weiße Lichtstrahlen flogen von Adans Tasten auf den Dämon zu, der jaulte und sich kräuselte, und schließlich in sich zusammenfiel und den bewusstlos auf dem Boden liegenden Milan zurückließ, eine Plastikfigur in der Hand. Auch der Engel, der von Dunkelheit umgeben war, schrie nun und wurde im Innersten von Adans sichtbaren Klängen getroffen und starb schließlich unter Schmerzensschreien. Adan und Loanna umarmten sich. Loanna weinte und schluchzte. Zazu kam hinzu, umarmte sie zärtlich und küsste sie dann auf den Mund. Noah gesellte sich wieder zu seinen Klassenkameraden. Und langsam erwachte nun auch Milan, einen Plastik-Tiger in der Hand.
 

Milan wurde von Zazu und Adan wieder auf seinen Platz an ihrem Tisch getragen. Frau Gerlach ging völlig verwirrt und durch den Wind aus dem Klassenzimmer und konnte immernoch nicht glauben, was sie gerade gesehen hatte. Von dem Englischlehrer, Herrn Wolf, an dem sie vorüberlief und der sie freundlich grüßte, nahm sie gar keine Notiz, rempelte ihn an und dessen Papiere flogen durch das Zimmer. Ein paar der Schüler halfen ihm, das ganze wieder aufzusammeln.

„So, meine Lieben!“, begann der Englischlehrer, „It's time for your English lessons. Did all of you do your homework?“



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