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Wo dich dein Leben hinführt

von

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Wer sich traut

 

Die Sonne stand hoch am Himmel. Es war spät am Morgen eines wolkenfreien Maitages, welcher versprach ein unvergesslicher zu werden.

 

Domino City stand Kopf für eines der Ereignisse, auf das die Stadt seit langem gewartet hatte; einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des Landes würde an diesem Tag heiraten.

 

Tea Gardner stand vor dem Spiegel mit einem Traumkleid in Weiß.  Sie hatte nicht erwartet, dass für sie dieser Tag so bedeutsam werden würde, dass sie so strahlen würde. Es war ihr Hochzeitstag. Ein Tag, der viel zu schnell kam und in Wahrheit einen weniger romantischen Hintergrund hatte. Aber sie strahlte, strahlte mit ihren leuchtenden Augen, mit ihrem atemberaubenden Lächeln und ihrem hinreißenden Aussehen.

 

Das elfenbeinfarbige Kleid, das sie anhatte, war stilvoll und elegant. Die feingestrickte Spitze zog sich von einer Schulter zur anderen und umrundete ihre samtweichen freien Schulterspitzen, sie hinterließ ein entblößtes Schlüsselbein und einen langen bezaubernden Hals. Die Spitze setzte sich dann an den Oberarmen fort und reichte knapp unter den Ellenbogen. An der Brust wurde sie zum undurchsichtigen Stoff, der dann die Taille umrahmte und wie ein Korsett eng am Körper saß. Ab der Taille nach unten wurde das Kleid breit, der geschwungene Rock bis zu den Knöcheln reichend, endete in einem spitzen Saumen, der den Boden streifte. Auf der Rückseite breitete sich eine königliche Schleppe aus, die mindestens zwei Meter Länge hatte und die dem gesamten Brautkleid etwas außergewöhnlich Royales einhauchte.

Tea schien an diesem Tag und in diesem Kleid nicht real, sondern einem Märchenbuch entsprungen zu sein, um dann kurz nach Mitternacht wieder in ihre Welt zu verschwinden.

 

Sie schaute sich im Spiegel an und beobachtete ihre beiden Freundlinnen, Mai und Serenity, wie sie hektisch aber enthusiastisch noch einmal das Kleid kontrollierten. Die beiden würden Tea an diesem Tag nicht von der Seite weichen und ihren Brautjungfern-Job prunkvoll meistern. Es müsste alles perfekt sein, wenn der Chauffeur bald klopfte und sie zur Kirche fuhr. Dort wartete alles auf sie, auf die, neben dem Bräutigam wichtigste Person des ganzen Tages.

 

Die letzten Monate waren wie im Flug vergangen. Die Ereignisse überschlugen sich so schnell, dass sie keine Zeit hatte sie Revue passieren zu lassen. Sie erinnert sich, als sie ihren Freunden erzählt hatte, dass sie sich schon lange mit jemand treffe und dieser jemand Seto Kaiba war. Yugis Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er ihr nicht glaubte. Auch die anderen Jungs, Joey und Tristan, waren skeptisch. Aber jede Skepsis verschwand, als in den Nachrichten die Verlobung offiziell bekanntgegeben wurde. Keiner ihrer Freunde verstand es wirklich, warum gerade Kaiba der Auserwählte sein sollte, warum sie so plötzlich heiraten wollten und warum sie erst so spät davon erfahren mussten, aber sie fanden sich  bald damit ab.

 

Am glücklichsten von Allen war Mokuba. Seinen Gesichtsausdruck, als Tea ihn nach einigen Besuchen bei ihm zu Hause über ihre Zukunftspläne erzählte, würde sie nie mehr vergessen. Er konnte vor Fassungslosigkeit erst mal gar nicht reagieren, dann fing er hysterisch an zu lachen und glaubte ihr kein Wort, später konnte er seine Tränen nicht halten und stürzte sich in die Arme von Tea. Sie verspürte in diesem Moment wie unglücklich Mokuba in den ganzen Jahren wohl gewesen sein musste und wie sehr er hoffte mit ihr diese schwere Zeit überwinden zu können. Allein schon für diese hoffnungsvollen Augen lohnte sich alles.

 

Seto Kaiba war mit ihr in den letzten Monaten sehr galant gewesen. Das hatte sie von ihm nicht erwartet. Statt wie gewöhnlich in haufenweise Arbeit vergraben und Gleichgültig gegenüber alles andere zu sein, führte er sie einige Male aus, fuhr sie nach Hause und holte sie von ihrem Tanzstudio ab. Er war bei jedem ihrer Aufführungen dabei und wich ihr nicht von der Seite. Alles für die Presse, meinte er. Aber sie wusste, dass er im tiefsten Inneren seinen eigenen Grund, seinen eigenen Gefallen dazu hatte.

 

Sie genoss in dieser Zeit die Aufmerksamkeit, die sie von ihm bekam, lernte aber auch die Welt der Kaibas besser kennen. Den Leistungsdruck, die mediale Aufmerksamkeit und den strickten Alltag kannte sie auch von ihrer Welt, aber niemals hat sie all dies so intensiv und so erdrosselnd empfunden, wie es bei Kaiba war. Er könnte nicht anders, als sich aus der Gesellschaft, aus der Öffentlichkeit zu distanzieren und sich in Arbeit zu stürzen, um dem Ganzen gewachsen zu sein. Und darunter litt nicht nur Mokubas, sondern bestimmt auch seine eigene Seele.

 

Er konnte auch anders sein, das hat sie gespürt, als sie sich unterhalten haben, als sie von ihrer Zeit nach den Battle City Tournieren erzählt hatte, ihre Zeit mit der Gang und ihren weiteren Abenteuern, die zwar nicht mehr so groß und gefährlich waren, aber trotzdem für immer in ihrer Erinnerung bleiben würden. Und obwohl er nichts von seiner eigenen Geschichte preisgab, wusste Tea, dass er sich, damals wie jetzt, nach ein wenig Unbeschwertheit und Sorglosigkeit gesehnt hatte. Sie wusste das, wann immer  sie ihn in die Augen schaute. Diese tiefblauen Augen, die so viel verraten konnten, aber nicht wollten! Ihr war aufgefallen, dass seine Augen sie beobachteten, jede Bewegung einfingen, die sie machte. Sie hatten etwas Weiches, Zärtliches als sie sie anschauten, aber nur für einen ganz kleinen Augenblick, um sich im nächsten wieder hinter der kalten und distanzierten Fassade zu verstecken.

 

Der Chauffeur klopfte an der Tür und trat ein, als er die Erlaubnis bekam.

 

„Miss Gardner, die Limousine wartet unten auf Sie.“

 

„Vielen Dank, ich komme sofort.“

 

                                                                                 *   *   *

 

Ungeduldig schaute er auf die Uhr. War das normal, dass sie zu spät dran war, oder sollte er sich langsam Sorgen machen?

 

„Beruhige dich Seto, sie kommt gleich“, sagte Mokuba, der neben ihm stand, und versuchte vergeblich ein Lachen zu unterdrücken. So nervös hatte er Seto nicht mehr in Erinnerung.

 

Seto Kaiba stand vor dem Altar, klassisch in einem schwarzen Hochzeitsanzug, sein Blick immer Richtung Kircheneingang, wo im nächsten Augenblick seine Braut erscheinen würde. Wie sehr er auf diesen Tag gewartet und sich nach ihm gesehnt hatte, war ihm erst jetzt klar.

 

Wie sehr hatte er die letzten Monate mit ihr genossen. Sich selbst belügen konnte er nicht. Sie war wie ein Balsam für seine verwundete Seele. Sie riss ihn einfach so, nur durch ihre Präsenz und ihre Ausstrahlung, aus seinem grauen Alltag und ließ ihn alle Sorgen vergessen. Er konnte sich kaum noch zügeln sie anzufassen, einige Male hatte er ihre Hand gehalten, um sie in den Wagen zu helfen oder er hatte versehentlich ihre Finger gestrichen, als er beim Abendessen im Restaurant seinen Glas nehmen wollte. All diese Male wurde er von der Berührung, von der Wärme überwältigt, all diese Male wollte er sie näher zu sich führen, sie in seine Arme drücken, ihr Aroma spüren. Manchmal konnte er nichts anderes tun, als auf ihre zarten Lippen starren, als ihm ein Verlangen heimsuchte sie zu küssen, welches er sehr bald nicht mehr kontrollieren konnte. Er hatte sich die ganze Zeit zurückalten müssen, um sie durch seinen plötzlichen Gefühlsausbruch nicht zu erschrecken. Aber all dies hätte bald sein Ende, sie würde bald ihm gehören, sobald sie hier in der Kirche erschien und nunmehr mit der kirchlichen Segnung seine Frau wurde.

 

Ein leises Durcheinander brachte ihn zurück in die Realität. Die Kirchentore öffneten sich und die Orchestra fing an Wagners Hochzeitsmarsch aufzuführen. Die Gäste erhoben sich und drehten sich zur Tür. Seto Kaiba spürte die Anspannung steigen und sein Herz klopfen. Am Ende des Ganges erschien Tea an der Seite von Yugi Muto, der sie zum Altar begleitete. Kaiba stand wie paralysiert da, fasziniert von der bezaubernden Göttin in Weiß, die in seine Richtung glitt und die für ihn bestimmt war. Er schluckte und schloss für einen Augenblick seine Augen, um im nächsten sie sofort wieder aufzureißen. Er durfte keine Sekunde von diesem magischen Moment verpassen.  

 

Endlich erreichte sie ihn. Yugi übergab ihre Hand an sie. Einen kurzen Augenblick schauten sich die beiden in die Augen. In diesem Moment verschwanden die Kirche, die Gäste, alles drum herum.

 

Der Pfarrer räusperte sich und riss sie aus ihrer Trance.

 

„Liebe Brüder und Schwestern, wir haben uns heute versammelt …“

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Tea_Kaiba
2016-06-22T22:02:04+00:00 23.06.2016 00:02
Mhm, ich wollte kritisieren, dass weder Tea noch Seto mir der Typ für eine elaborierte Hochzeit mit Riesenkleid etc. erscheinen, aber. Wofür Seto sehr wohl der Typ ist, ist, seinen Reichtum extravagant zur Schau zu stellen (hellooooo, BEWD jet!), und in diesem Fall geht es ja hauptsächlich darum, eine Show zu bieten. Also, auch wenn mir das Szenario etwas seltsam vorkommt, ich schätze, es passt. :-)

Es tut ein bisschen weh, dass Tea ihren Freunden nicht die Wahrheit sagt - die haben so viel zusammen durchgemacht, und jetzt kann sie ihnen nicht einmal so ein Geheimnis anvertrauen? Sicher lässt sich argumentieren, dass Seto das nicht wollen würde, aber der muss davon ja auch nicht unbedingt etwas wissen... ich bin gespannt, wie du in den kommenden Kapiteln damit umgehst und ob/wie die fünf das herausfinden.

"Aber sie wusste, dass er im tiefsten Inneren seinen eigenen Grund, seinen eigenen Gefallen dazu hatte." Das, und der gesamte Absatz danach... hm. Woher weiß sie das? Sicher, sie kennt ihn ein bisschen von früher, aber kennt sie ihn so gut, dass sie sich sicher sein kann, seine Gefühle zu durchschauen, wenn sie sich erst vor so kurzer Zeit wieder getroffen haben? Dass er ihr sympathisch ist, sie glaubt, zu erkennen, dass er nicht alles von sich Preis gibt, und all das, ist ja schön und gut. Mir ist ihr Kennenlernen trotzdem etwas zu überstürzt und kitschig. Sätze wie der über seine ausdrucksvollen Augen würden für mich mehr Sinn machen, wenn sich diese Einschätzung auf ihrer Seite langsam aufbaut. Wenn sie entweder schon jahrelang befreundet/ein Paar wären, oder du vielleicht noch mehr Beispiele bringen könntest, durch die sich seine gefühlvollere Seite in den paar Monaten des Kennenlernens verraten hat. So ist es mir ein bisschen zu sehr... Romantik ohne Beziehung.
Auch, dass Seto Tea als 'Göttin' bezeichnet... das scheint mir alles etwas dick aufgetragen, vor allem für die kurze Dauer ihrer Beziehung. Oft wirken Gefühlsäußerungen meiner Ansicht nach mehr, wenn nicht so schnell so viel auf einmal kommt, sondern man sich mehr auf kleine Details konzentriert. (Z.B. Wie Seto auf einmal auffällt, wie alles an Tea strahlt, und wie damit auch eine emotionale Wärme auf ihn abstrahlt.)

Was ich auch etwas verwirrend finde, ist, warum Yugi Tea zum Altar führt. Die 'klassische' Variante wäre ja, dass ihr Vater das tut. Jetzt, wo ich das schreibe, fällt mir auf, dass du schon mal etwas von ihrem Vater erwähnt hattest, der die Familie verlassen hat. Aber da das kein aus dem canon bekanntes Detail ist, und auch in der FF bisher nur einmal erwähnt wurde, war es mir jetzt wieder entfallen. Den Gedanken an sich finde ich sehr schön, und sehr Tea! Aber an dieser Stelle würde es helfen, deine Lesenden noch mal daran zu erinnern, warum ihr Vater nicht dabei ist, und vielleicht zu erwähnen, dass sie sich deshalb entschieden hat, die Tradition abzuwandeln.
Von:  Miena
2015-11-20T14:06:18+00:00 20.11.2015 15:06
Huhu,

wieder ein tolles Kapitel! :)
Ich hoffe, du gehst in den nächsten Kapiteln etwas mehr auf einzelne Szenen ein. Würde ich mich total darüber freuen.

Mach weiter so!

Liebe Grüße,
Miena
Antwort von:  tatosensei
20.11.2015 22:53
Hi Miena,

gefällt dir der neue Kapitel. Sind genug Szenen dabei, die das lesen angenehmer machen ? Bin gespant auf deine Meinung

LG tatosensei
PS: Danke dass du so fleißig kommentierst, das bedeutet mir viel :)))


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