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Ein Jahr

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August - erste Woche (Teil 1)

Pitsch, patsch.

Eine Pfütze.

Pitsch, patsch.

Noch eine.

Ihre Füße machten leise schmatzende Geräusche auf dem geteerten Weg, die Tenten sogar durch die Kopfhörer vernahm.

Schöne Umgebung hier. Sie hatte den Park erst an diesem Morgen entdeckt, als sie zum Joggen einfach in eine Richtung aufgebrochen war.

Pitsch, patsch.

Gut, dass sie ihre guten Laufschuhe ganz oben in eine der zahlreichen Umzugskisten gepackt hatte. Die Hose und ihre Jacke waren allerdings etwas älter und nicht mehr ganz so wasserdicht. Wenigstens regnete es gerade nicht.

Trotzdem zog sie sich die Kapuze etwas tiefer ins Gesicht, als sie einer älteren Frau mit Hund über den Weg lief. Verdammte Schüchternheit! Sie war schon wieder rot geworden.

Links von ihr öffnete sich der schmale Waldstreifen und ließ einen Blick auf den See zu, den sie umrundete. Scheinbar mündete das ganze in einen Wasserfall, denn am Ende des Sees war eine große Brücke aufgebaut.

Pitsch, patsch.

Ihre Schritte trugen sie im Rhythmus der Musik gleichmäßig weiter. Eine schöne Strecke, wirklich. Die würde sie bestimmt öfter laufen.

Sie kam der Brücke immer näher und betrachtete sie neugierig. Dann fiel ihr eine Gestalt am anderen Ende auf. Etwas größer als sie, mit langen Haaren. Über das Geländer gebeugt, starrte sie den tosenden Wasserfall unter sich an.

Meine Güte, schoss es Tenten durch den Kopf. Da ging es aber ganz schön weit runter. Bestimmt dreißig Meter.

Die Gestalt - für ein Mädchen sah sie, trotz der langen Haare zu kräftig aus - bewegte sich jetzt, hob einen Fuss-

Nein! Adrenalin pumpte plötzlich durch Tentens Adern. Der wollte doch jetzt nicht springen?! Sie beschleunigte ihre Schritte, achtete nicht mehr auf ihren Takt, sondern sah entsetzt, wie der Junge auch das zweite Bein übers Geländer hob.

»NEIN!«, brüllte sie entsetzt, achtete nicht mehr auf Pfützen, oder darauf, dass ihr die Kapuze vom Kopf rutschte, die Kopfhörer aus den Ohren fielen.

Sie hechtete auf den Jungen zu – vierzig Meter, dreißig – er hatte den Arm nach oben gestreckt, hielt sich mit der anderen Hand am Geländer fest. Er versuchte etwas zu packen – einen Schal?

Tenten hielt nicht inne, sondern rannte weiter auf ihn zu – zu seinem Glück. Denn mit einer Bewegung seiner Hand hatte sein Körper zu viel Schwung gehabt und einer seiner Füße rutschte auf dem glitschigen Vorsprung der Brücke aus.

Sie hörte ihn fluchen, den Schal jetzt lose um den Arm gewickelt, wie er mit einer Hand am Geländer weiter abrutschte. Er packte die senkrechten, metallenen Streben – seine Beine hingen in der Luft.

Keuchend, schlitternd kam Tenten bei ihm an, langte mit den Armen über das Geländer.

Sie konnte seinen panischen Gesichtsausdruck sehen, die Realisation, dass, wenn er jetzt stürzen würde, es das wahrscheinlich war.

»NIMM MEINE HAND!«, brüllte sie ihn an und instinktiv griff er zu.

Scheiße, war er schwer! Nicht loslassen – auf gar keinen Fall loslassen!

Er versuchte sich hochzuziehen, bekam einen Metallstreben unter seine Füße, rutschte aber wieder ab.

Ein Ruck ging durch Tenten, als er ein paar Zentimeter absackte.

»HÖR AUF ZU ZAPPELN!«

Sie musste ihn nur noch ein bisschen festhalten! Hinter sich, von der nahen Seite des Ufers, vernahm sie Schritte und Rufe. Jemand kam. Jemand würde ihr helfen, den Jungen wieder auf die Brücke zu ziehen.

In ihrem Blick keimte Hoffnung auf, und der Junge sah es. Seine Hände packten fester zu und Tenten gab alles, um ihre protestierenden Muskeln am loslassen zu hindern. In ihrer beider Gesichter war die Anstrengung zu sehen, als endlich ein starker Arm seitlich von Tenten vorschnellte.

Die große Hand packte den Arm des Jungen, eine zweite griff ebenfalls zu und gemeinsam mit Tenten zog ein langhaariger Mann den Jungen übers Geländer.

Aus der Ferne drang ein ängstlicher Schrei. »Neji-nii-san!« Ein Mädchen, etwa in Tentens Alter, kam auf sie zugerannt.

»Was hast du dir dabei gedacht, Neji?!«, herrschte der Mann – verblüffende Ähnlichkeit alle Achtung! - den Jungen an.

Neji kniete auf allen Vieren, Hände und Knie nass von den überall verteilten Pfützen, und atmete schwer.

Schließlich hielt er dem Mädchen den Schal entgegen. Ein roter, augenscheinlich selbst gestrickter.

Das Mädchen war den Tränen nah und fiel ihrem Bruder in die Arme.

Tenten bekam nicht ganz mit, was sie ihm unter Schluchzen sagte, denn der Mann hatte sich jetzt ihr zugewandt.

Sie war an dem Geländer auf den Boden herunter gerutscht, erschöpft von der Anstrengung. Ihr Hintern war nass. Super eklig…

»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte der Mann fürsorglich.

»J-ja, danke…« Wieso wurde sie jetzt schon wieder rot?

»Ich habe zu danken! Wenn du nicht gewesen wärst, wäre Neji vielleicht-«

»K-keine Ursache.« Sie zitterte.

Er streckte die Hand aus und half ihr hoch. Ihre Arme schmerzten, ihre Beine, ihre Bauchmuskeln ebenfalls.

Tentens Blick suchte den des Jungen, der sich mithilfe seiner Schwester jetzt auch aufgerichtet hatte.

»Danke«, sagte er mit rauer Stimme. Sein Blick war ernst aus diesen hellen Augen, die definitiv erblich waren, denn sein Vater und seine Schwester hatten sie ebenfalls.

Faszinierend, wie hell sie waren. Fast schon weiß. Und Tenten hatte nie gedacht, dass es noch Jungen gab, denen lange Haare standen. Auch wenn diesem hier die nassen Strähnen am Gesicht klebten, konnte sie erkennen, wie attraktiv er war.

Überhaupt nicht ihre Liga, schoss es ihr durch den Kopf.

Und sie hatte ihn schon mal irgendwo gesehen. Ganz sicher. Aber wo?

Neji… Nein, das war ein ungewöhnlicher Name, an den würde sie sich doch erinnern.

Der ältere Mann hatte sich jetzt wieder Neji zugewandt, schalt den Jungen dafür, so unvorsichtig gewesen zu sein.

Neji blickte zu Boden und sagte nur: »Es tut mir Leid, Onkel.«

Oh. Doch nicht sein Vater.

Das Mädchen, immer noch mit Tränen in den Augen kam auf Tenten zu. »Ich danke dir«, flüsterte sie und umarmte Tenten linkisch.

»Du bist komplett nass, am Besten ist es, wir bringen dich nach Hause, wo wohnst du?«, schaltete sich der Onkel ein.

»I-ich, uhm…« Unsicher kramte Tenten eine Visitenkarte heraus, die sie mit sich herumtrug. Sie wusste die Adresse noch nicht auswendig.

'Konoha Mädchenwohnheim' stand auf der Vorderseite. Auf der Rückseite war eine Adresse und daneben, handschriftlich, die Telefonnummer der Hausleiterin verzeichnet.

Stotternd las sie die Adresse vor, wagte nicht, den Blick noch mal zu heben.

»Das ist ganz in der Nähe«, stellte der Mann fest. »Komm mit, wir bringen dich hin.«

Plitsch, platsch.

Tenten ging langsam neben dem Jungen hinter seinem Onkel her. Das Mädchen war ein paar Schritte vor ihr.

Seit wann vertraute sie eigentlich Fremden? Sie warf einen scheuen Blick zu Neji und war direkt in seinem hellen Blick gefangen.

Er musterte sie. Distanziert, aber doch immer noch dankbar.

»Ich kenne dich«, murmelte er dann.

»M-mir kommt es auch vor, als… hätte ich dich schon mal gesehen«, sagte sie leise.

Er drehte den Kopf, sah wieder nach vorne und schien zu überlegen.

Sein Onkel hatte sie zu einem Parkplatz geführt, auf dem ein teurer Wagen mit Fahrer auf sie wartete.

So reich sahen die drei eigentlich gar nicht aus. Gut, auch nicht arm, aber… ein Fahrer?

Tenten wurde neben Neji und seiner Schwester auf die Rückbank verfrachtet, die Heizung wurde aufgedreht und schon fuhr der Wagen an.

In weniger als fünfzehn Minuten hatten sie das Gebäude erreicht, in dem Tenten seit wenigen Tagen wohnte.

Schlichte, braune Fassade unterstrich die Tatsache, dass es seine Glanzzeit schon hinter sich hatte.

Es war vor langer Zeit ein Hotel gewesen, hatte dann aber Insolvenz anmelden müssen. Erst vor vier Jahren hatte eine wohlhabende Frau es gekauft und herrichten lassen. Es diente jetzt als Auffangstation für weibliche Teenager, die sonst kein Heim hatten.

Während die beiden anderen Jugendlichen nach einer höflichen, aber auch leisen Verabschiedung im Auto sitzen blieben, brachte der langhaarige Mann Tenten ins Gebäudeinnere.

Shizune, die Empfangsdame schreckte aus ihrer Lektüre einer Frauenzeitschrift auf.

»Oh, Tenten, was ist denn passiert?«, fragte sie entsetzt, als sie die derangierte Erscheinung des Mädchens wahrnahm.

Triefend nass, die Haare völlig zerzaust stand sie in der Eingangshalle und fühlte sich zunehmend unwohl.

»Diese junge Dame hat meinen Neffen aus einer sehr misslichen Lage befreit. Ich fürchte jedoch, dass sie selbst etwas unter Schock steht, vielleicht-«

»Aber sicher, Hyuuga-sama!« Shizune, die den Mann anscheinend kannte, wählte rasch eine Durchwahl auf ihrem Telefon und beorderte die Heimleiterin zu sich. Danach schnappte sie sich eine Decke und wickelte Tenten fürsorglich darin ein.

'Hyuuga-sama' legte Tenten eine Hand auf die Schulter und sah sie nocheinmal dankbar an.

»Wenn es irgendwas gibt, was ich für dich tun kann, zögere nicht, es mir zu sagen.«

Tenten nickte schwach. Ihre Lippen hatten einen leichten Blauton angenommen und Shizune führte sie jetzt in das Erste-Hilfe-Zimmer im Erdgeschoss.

Sie hörte nur noch die klappernden, herrischen Schritte von Tsunade, der Heimleiterin, die den Mann am Empfang begrüßte.

»Hiashi-san, was verschafft mir die Ehre?«

Seine Erwiderung ging unter in dem quietschenden Geräusch, dass das Zuschlagen der Zimmertür verursachte.

»Zieh dir schnell die nassen Sachen aus, ich setze dir einen Tee auf, in Ordnung?«, machte Shizune und wuselte davon.

Benommen nickte Tenten und kam den Anweisungen nach.

So hatte sie sich ihren Tag eigentlich nicht vorgestellt.

Neji Hyuuga… Woher kannte sie den Jungen bloß?
 

Zwei Tage später hatte sich Tenten soweit erholt, dass sie ihre neue Heimat weiter entdecken konnte.

In wenigen Wochen würde das neue – ihr letztes High School Schuljahr beginnen.

Die Konoha Academy war eine gute Schule. Zusammen mit dem Sportstipendium, dass sie hatte, konnte sich Tenten den Besuch sogar leisten. Sie hatte sich extra informiert, und herausgefunden, dass Kyudo hier eine sehr angesehen Sportart war. Die Stadt Konoha hatte sogar einen eigenen Dojo und die Schule eine zusätzliche Bahn für das Schießen auf 60-Meter Distanz.

Shizune hatte Tenten eine knappe Wegbeschreibung gegeben, und so hatte sich das schüchterne Mädchen schon frühmorgens auf den Weg gemacht, ihre neue Wirkungsstätte zu begutachten.

Das Schultor war, trotz der Ferien und der noch nicht ganz aufgegangenen Sonne, geöffnet.

Neugier hatte sie gepackt und vorsichtig trat sie ein, betrachtete das Gebäude, umsäumt von einem großen Pausenhof. Shizune hatte gesagt, hinter der Schule würden sich die Sportplätze befinden.

Nach ein paar Metern erkannte Tenten einen Wegweiser. Rechts ging es zu den Hallen, in denen Judo und Kendo trainiert wurde, neben neumodischen Sportarten wie Basketball und Fußball.

Auf dem nach links weisenden Schild stand ganz deutlich 'Kyudo'.

Ein traditionelles Gebäude kam in Sicht, ein kleiner Dojo. Das Licht war an und sie konnte das leise Geräusch eines durch die Luft zischenden Pfeiles ausmachen.

Da trainierte wohl jemand genauso gerne früh wie sie.

»Hallo?«, fragte sie leise, schob die Tür beiseite.

Keine Antwort. Vielleicht war der Schütze zu sehr in sich versunken und nahm sie gar nicht wahr. Das kannte sie von sich selbst auch.

Zögernd streifte sie ihre Schuhe ab und ging auf Socken weiter. Tatsächlich, da stand ein hochgewachsener Junge.

Er sah fantastisch aus in dem traditionellen Hakama und Gi. Der Boden in seiner Hand, das obere Ende länger als das untere, war gespannt. Sein Arm war auf die perfekte Höhe gehoben, die Hand mit dem Ende des Pfeils fast an seiner Wange.

Er hatte lange, dunkle Haare, die er zu seinem lockeren, tiefen Zopf zusammengebunden hatte.

Jetzt wusste sie, wo sie ihn schon einmal gesehen hatte.

Neji Hyuuga und sie waren sich auf einem Turnier begegnet.

Er hatte Tenten noch nicht bemerkt und sie wollte seine Konzentration nicht stören.

Sekundenlang bewunderte sie seine Gestalt, die unzweifelhaft attraktiv und männlich war. Fast hätte sie die minimale Regung verpasst, die es dem Pfeil erlaubte von der Sehne zu schnellen.

Tschock!

Der Pfeil landete im Ziel. Nicht ganz in der Mitte, sondern etwas darüber.

Ganz mit sich im Einklang ließ Neji den Bogen sinken, um einen neuen Pfeil aus dem Köcher zu seinen Füßen zu ziehen. Dabei bemerkte er das Mädchen, dass ihn mit roten Wangen beobachtete.

»Fremde haben hier keinen- Oh.« Ein Schatten der Erkenntnis huschte über sein Gesicht.

»G-guten Morgen – Ich wollte nicht stören, ich-«

»Du störst nicht.«

Nervös blickte Tenten zu Boden.

»Was machst du hier?«, fragte er schließlich, als sie nichts sagte.

»Ich… wollte mir den Kyudo-Dojo meiner neuen Schule ansehen«, flüsterte sie.

Er zog die Augenbrauen zusammen. Sein Gesicht wirkte hart, abweisend, dann wurde sein Blick sanfter.

»Du warst schon mal auf einer Meisterschaft, oder?«

»J-ja. Regionale Ausscheidungen, letztes Jahr.«

»Willst du trainieren? Die anderen kommen erst viel später«, erklärte er ihr.

»Oh, uhm, ich habe keine passende Kleidung dabei…« Sie sah an sich herunter. Jogginghose und Pullover. Sie sah ja aus, als wäre sie aus dem Bett gefallen! Ah – Kleidung war noch nie ihr Metier gewesen. Außer den traditionellen Gewändern, Kimonos, Hakamas… Sie wurde rot vor Scham, weil der attraktive Junge sie so sah, wie sie herumlief. So würde sie nie Freunde finden!

»Wir haben immer Leih-Hakamas. In der Damenumkleide.«

Sein Ton war spröde, gelangweilt, als er ihr den Weg wies, aber offensichtlich hatte er nichts dagegen, wenn sie ihm Gesellschaft leistete. Und sie hatte schon so lange keinen Yumi-Bogen mehr in der Hand gehalten.

Hastig folgte sie seinen Aufforderungen.

Schließlich trat sie, nervös wie immer, wieder aus der Umkleide heraus. Der Hakama war etwas zu groß, aber der Brustschild – extra für Frauen – passte wie angegossen. Nichts jedoch im Vergleich zu ihrer eigenen Ausrüstung.

Neji, der einen weiteren Schuss abgefeuert hatte, diesmal etwas rechts von der Mitte, reichte ihr seinen Bogen.

»Probier mal.«

Tenten atmete tief durch, als ihre Finger das warme Holz berührten. Seine Wärme.

Mit der behandschuhten Hand nahm sie einen Pfeil von ihm entgegen – Haya, kein Otoya - schob die Füße in Position und hob die Arme.

Sie legte den Pfeil an die Sehne, testete die Spannung und zog ihn dann langsam zurück, den Ellenbogen fast auf Schulterhöhe, das Gefieder des Pfeils neben ihrer Nasenspitze.

Endlose Ruhe erfüllte sie. Fast meditativ fiel ihre Atmung in den langsamen Rhythmus, den sie so liebte. Die Welt um sie herum war vergessen, verdrängt.

Nur der Bogen, der Pfeil und sie. Versunken betrachtete sie das Ziel, wartete darauf, dass der Pfeil wie von selbst vorschnellen würde, so wie sie es gelernt hatte.

Der Pfeil würde wissen, wann er geschossen werden wollte. Nicht sie hatte die Kontrolle darüber. Wichtig war nur ihr innerer Frieden.

Die Sehne schnellte mit einem Mal vor, ließ den Bogen in ihrer Hand vibrieren, während sie lächelnd beobachtete, wie der Pfeil tief, und links von der Mitte in der Zielscheibe versank.

Neji musterte sie von der Seite.

»Wenn du den Arm noch weiter hebst, hast du noch mehr Kontrolle«, sagte er.

Er reichte ihr einen weiteren Pfeil. Diesmal Otoya.
 

»Es ist komisch. Du hast mir das Leben gerettet und ich weiß noch nicht mal deinen Namen...«

Huh. Der längste Satz seines Lebens, was?

»T-tenten. Tenten Ama«, murmelte sie, ohne ihn anzusehen.

»Also... Tenten. Wie kann ich mich bei dir bedanken?«

Oh, diese Stimme. Er klang so nett, obwohl er abweisend wirkte. Für einen Augenblick dachte Tenten an das, was sie sich am Meisten wünschte.

»Könntest du mein Freund sein?«, fragte sie und sah schüchtern auf.

Er hatte überrascht die Augenbrauen hochgezogen und starrte sie an. Dann räusperte er sich.

»Uhm… was, wenn ich schon eine Freundin habe?«

Tenten erstarrte und wurde krebsrot. »N-nein! Das meinte ich nicht so! Ich-ich… Ich meinte Freunde. Nicht-«

»Hn. Verstehe…« Sie war offensichtlich neu in der Stadt und kannte noch niemanden.

»Ich… bin nicht gut darin, Leute kennen zu lernen.«

Er erkannte die Unsicherheit in ihrer Stimme, ihrem Auftreten. Ganz anders, als wenn sie mit gespanntem Bogen auf die Zielscheiben zielte.

»Entschuldige, ich hätte nicht fragen sollen«, murmelte sie bedrückt und sah ihn wieder nicht an.

Irgendwie tat sie ihm Leid. Aber so, wie sie normalerweise rumlief, konnte er sich nicht mit ihr sehen lassen. Außerdem musste er sich ab dem nächsten Schuljahr auch um Hinata kümmern… Wobei- vielleicht könnten die beiden Mädchen sich gegenseitig unterstützen. Und im Kyudo war sie ziemlich gut. Eine ideale Verstärkung für die Mädchenmannschaft.

»Wenn du willst, kann ich dir morgen die Stadt zeigen. Meine Cousine will sowieso einkaufen«, schaffte er kühl zu sagen.

Hoffnung breitete sich in Tenten aus. Sie lächelte ihn zurückhaltend an.

Wow. Sie hatte wunderschöne Augen.

Mit einem lauten 'Tschak' ging die Tür zur Damenumkleide hinter ihnen auf und ein Mädchen mit kurzen, rosanen Haaren kam heraus.

»Guten Morgen, Captain!«, grüßte sie Neji, bevor ihr Blick auf das braunhaarige Mädchen fiel.

Wer war denn das? Und warum stand Neji so nah bei ihr, hatte ihr augenscheinlich seinen Bogen gegeben und- Oh, ihre Manieren!

»Hallo!«, lächelte sie dem Mädchen entgegen.

»Guten Morgen Sakura«, sagte Neji monoton. »Das hier ist Tenten, eine… Freundin.« Das Zögern war so unbedeutend kurz, dass Sakura, die die Neue immer noch musterte, es gar nicht bemerkt hatte. Eine Freundin von Neji? Seit wann hatte er Freundinnen, die sie nicht kannte?

»Sie wechselt zum nächsten Schuljahr an die Konoha Academy und wird unserem Kyudo-Club beitreten. Kannst du ihr gleich einen der Frauen-Trainingspläne geben?«

Noch zwei lange Sätze, alle Achtung. Also konnte er doch reden, wenn er wollte. Allerdings klang es eher geschäftsmäßig.

»Sicher, Neji«, lächelte Sakura und Tenten murmelte jetzt leise: »Freut mich dich kennen zu lernen.« Sie reichte Neji seinen Bogen zurück und Sakura schüttelte die ihr angebotene Hand.

»Magst du kurz mitkommen?«

Tenten blickte unsicher zu Neji, der ihr unmerklich zunickte. Gut, das schien dann möglicherweise seine 'Freundin' zu sein. Bestimmt ein nettes Mädchen. Sie folgte ihr zurück in die Damenumkleide.

»Kennst du Neji schon lange? Er hat nie von dir erzählt«, sagte Sakura neugierig.

»Er redet ja auch nicht besonders viel«, murmelte Tenten. Genauso wie sie, fiel ihr auf.

Sakura kicherte. »Da hast du allerdings recht.« Sie reichte Tenten einen Bogen Papier. »Da stehen unsere Trainingszeiten drauf, und die Turniere des kommenden Schuljahres. Du wirst dich allerdings erst hocharbeiten müssen, wenn du in der Mannschaft mitschießen willst«, erklärte sie.

»Danke, ich werde mein Bestes geben…«

Als sie den Trainingsplatz erneut betraten, war Neji schon nicht mehr alleine. Ein Junge von ähnlicher Statur, mit kurzen, braunen Haaren stand neben ihm und beobachtete seine Position.

»Guten Morgen, Kankuro«, grüßte Sakura und Tenten murmelte schnell ebenfalls einen Gruß.

Der Junge nickte ihnen zu und sein Blick blieb an Tenten hängen. Er zog fragend eine Augenbraue hoch, aber bevor Sakura antworten konnte, hatte Neji den Bogen gesenkt, ohne den Pfeil abzuschießen und sah verärgert zu Sakura hinüber.

»'Tschulige!«, murmelte sie. Tenten sah beschämt zu Boden. Jetzt war Neji bestimmt auch auf sie wütend.

Neji wunderte sich, dass sie so schüchtern war. Fast so schlimm wie Hinata.
 

»Tenten!«

Neji war aus dem Dojo getreten, in normaler Straßenkleidung – einer dunklen Hose und einem beigem Shirt – und kam auf sie zu.

Sakura, mit der sie den Dojo verlassen hatte, stand noch neben ihr.

»Ich hole dich morgen zusammen mit Hinata bei dir ab. Gegen zehn?«

Unsicher nickte sie, fühlte die Blicke des Mädchens neben sich.

Mit einem knappen Nicken verabschiedete sich Neji von den beiden und ging davon.

Sakura sah Tenten fragend an.

»Er will mir die Stadt zeigen.«

»Aha. Und wer ist Hinata?«

»S-seine Cousine.« Zumindest, wenn sie das richtig verstanden hatte. Und warum wusste Sakura das nicht? War wohl doch nicht die Freundin, von der er gesprochen hatte…

»Aha. Na, dann wünsche ich dir auf jeden Fall einen schönen Tag morgen.« Sie lächelte freundlich. »Wir sehen uns bestimmt wieder beim nächsten Training. Bis dann!« Winkend verabschiedete sie sich. Tenten seufzte erleichtert auf.

Sakura war genau die Art von Mädchen, die sie immer hatte sein wollen. Aufgeweckt, das genaue Gegenteil von schüchtern. Und gutaussehend war sie auch noch.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Runaan
2022-09-18T11:01:47+00:00 18.09.2022 13:01
Ich bin der Meinung, diese Fanfic vor Jahren mit einem alten Account mal gelesen zu haben - dein Stil ist schön und ich mag den Ansatz, dass Tenten schüchtern ist und, dass Sport sie und Neji verbindet :) Und was für ein krasser Anfang mit dem Wasserfall! Ich hab ja jetzt noch einige Kapitel vor mir und ich weiß gar nicht, ob du hier überhaupt noch reinschaust - aber ich hab vor sie alle auch zu kommentieren :)
Von:  yugi-san
2019-04-01T05:27:22+00:00 01.04.2019 07:27
Cooler Einstieg, bin gespannt wie es weiter geht.

LG
yugi-san
Von:  TentenxNeji
2015-12-03T21:30:48+00:00 03.12.2015 22:30
Hallo :)

Die FF ist wirklich super. Schreib bitte schnell weiter!!! :)
Antwort von:  szymzickeonee-sama
13.12.2015 08:19
Freut mich, dass es dir gefällt! =) Ich bin ganz fleißig, ehrlich - hoffentlich kann ich bis Ende des Jahres jede Woche (mindestens) ein Kapitel hochladen, für 2016 wage ich aber noch keine Versprechungen ;)
Von:  Zyklon64
2015-12-03T11:51:16+00:00 03.12.2015 12:51
Mir gefällt der Schreibstil, weiter so :)
Antwort von:  szymzickeonee-sama
13.12.2015 08:17
Auch wenn es etwas spät ist - vielen Dank für das Kompliment =)


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