Zum Inhalt der Seite

Ein Jahr

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Januar - zweite Woche (Teil 2)

Um den Überraschungseffekt zu erhöhen, hatte das Kino keinerlei Spielpläne für dieses Wochenende herausgegeben. Somit saßen die völlig ahnungslosen Zuschauer bei jedem neuen Film wie auf glühenden Kohlen, und die ersten paar Sekunden bis der Titel zu lesen war, wurden leise tuschelnde Vermutungen ausgetauscht. Es war der dritte Film des Abends, der Neji nachdenklich machte. Von den vorangegangenen hatte Tenten jeden schon einmal gesehen, und bei allen den Titel richtig geraten, bevor er sich überhaupt sicher gewesen war, dass es Horrorfilme waren. Doch bei diesem hatte sie nur grinsend mit den Schultern gezuckt. Endlich mal was neues. Neji allerdings war der Titel bekannt vorgekommen. 'Final Destination'. Wo hatte er den schon mal gelesen? Er bekam nicht furchtbar viel vom Anfang mit, sondern schweifte in Gedanken ab, betrachtete Tentens gespanntes Gesicht von der Seite, und erinnerte sich plötzlich, dass er den Film bei Naruto mal in der Hand gehabt hatte. Und, warum er ihn nicht ausgeliehen hatte um ihn mit Tenten zu sehen.

Neji fluchte unterdrückt, und Tenten wandte überrascht den Kopf, sah ihn fragend an. Er packte ohne ein weiteres Wort ihre Hand, und stand auf, so weit gebückt, dass er niemanden störte. Ihren fast stummen Protest ignorierte er und zerrte sie aus dem Kinosaal. Erst als sie draußen waren, fragte Tenten laut:

»Was soll das, Neji?«

»Den Film guckst du dir nicht an. Zumindest nicht den Anfang.«

»Warum nicht?«, maulte sie gekränkt, aber auch verunsichert. Neji schwieg. Sie warf einen Blick zurück in den Kinosaal, dann sah sie auf ihre Hand, die er immer noch fest hielt. »Neji, komm schon, was ist los?«, fragte sie, diesmal einfühlsamer, und drückte seine Hand fragend, weil er jetzt an ihr vorbei mit grimmigem Blick in den Kinosaal spähte.

»In dem Film…«, setzte er zögernd an und beobachtete sie aus den Augenwinkeln, »geht es um einen Flugzeugabsturz…« Alle Farbe wich aus Tentens Gesicht, und ihr Mund öffnete sich zu einem stummen 'O'. »Lass uns so lange was Essen gehen«, fügte Neji rasch hinzu und zog Tenten weiter weg von dem Kinosaal, in dem die Lautstärke jetzt deutlich höher wurde.

»Ja«, hauchte sie leise, und ließ sich jetzt willig von ihm mitziehen, die Hand immer noch mit seiner verschränkt.

Neji gab sein Bestes, sie beim Essen abzulenken, kommentierte das aufgestellte Buffet durchgehend und schaffte es tatsächlich, Tenten zum kichern zu bringen, wobei ihm ein Stein vom Herzen fiel. Hoffentlich würde sie heute Nacht keinen Alptraum haben.

Nachdem die beiden etwa anderthalb Stunden vertrödelt hatten, in denen sie über alles mögliche von Schule über Kyudo und ihre Freunde redeten - das Thema Naruto und Hinata wurde wohlweislich außen vor gelassen -, beschlossen sie, schon mal die Schlafplätze auszukundschaften, und ließen sich von einem Angestellten einen zweiten Kinosaal zeigen, dessen Türen noch geschlossen waren.

»Und keine Schweinereien«, murmelte der junge Mann Neji mit einem schmalen Grinsen zu, welches nur mit einem bösen Blick quittiert wurde. Als ob er seine Hormone nicht unter Kontrolle halten konnte! Naja, zumindest auswärts… zu Hause war da eine ganz andere Sache…

Kaum hatten die beiden ihre Schlafsäcke im Bereich vor der Leinwand ausgerollt, entwischte Tenten ein Gähnen, mit dem sie Neji ansteckte.

»Bist du müde?«, fragte sanft, und mit einem beschämten Lächeln nickte sie.

»Soviel zu 'Moutain Dew' und 'Cola'…«

»Wir können ja eine Runde schlafen, und dann einfach beim nächsten oder übernächsten Film wieder mit einsteigen. Die zeigen hier ja die ganze Nacht durch welche.«
 

Nicht nur Neji und Tenten schienen auf die Idee gekommen zu sein, dass Pyjamas die bequemere Alternative waren, und außerdem war wohl auch der Film zwischenzeitlich geendet, denn als die beiden wieder in das Foyer traten, und dabei die Türen für ein paar Mit-Gäste offen hielten, konnten sie schon die Schlangen für die beiden Toiletten sehen.

Da weit mehr als die Hälfte der Besucher männlich waren, dauerte es bei Neji bedeutend länger, bis er die recht vollen Sanitäranlagen betreten und sich rasch umziehen konnte. Die Gesichter der anderen waren ihm völlig fremd, und so versuchte er sein möglichstes, sich aus den Gesprächen herauszuhalten. Nicht alle jedoch ließen sich so einfach ausblenden, und so kam er nicht umhin, zwei geschniegelten Burschen bei ihrem Macho-Talk zuzuhören.

»Hast du die kleine Brünette gesehen?«, fragte der eine in schleimigem Tonfall, und machte eine Show daraus, seine doch einigermaßen ausgefüllte Boxershorts und einen durchtrainierten Bauch zu präsentieren, obwohl kein weibliches Wesen in Sicht- und Bewunderungsweite war.

»Nicht grade 'ne Superschönheit, aber wenn die nicht noch Jungfrau ist, dann fress' ich 'nen Besen!«, lachte der andere dreckig. »Frag' mich nur, was so ein Naivchen hier will…«

»Ach, du kennst das doch. Die Schüchternen sind die, die im Bett voll abgehen – wetten, die hat es faustdick hinter den Ohren?«

Neji hatte das Gefühl, dass ihm die Galle die Kehle hoch stieg. Solche Typen konnte und wollte er einfach nicht respektieren. Es ekelte ihn an, wie sie über Mädchen sprachen, und er dankte dem Schicksal dafür, ihn mit Freunden gesegnet zu haben, die genau so dachten wie er, und niemals so abgebrüht reden würden. Wenn er es genau betrachtete, hätte Hinata wirklich jemand schlimmeren wie Naruto auswählen können.

Die beiden Machos waren jetzt dazu übergegangen, auch über die anwesenden Kerle abzulästern, und Neji drehte ihnen den Rücken zu, um möglichst noch weniger davon hören zu müssen. Er schnappte ein paar Wortfetzen über seine eigenen langen Haare auf, aber das juckte ihn wenig. Schon immer war er damit auffällig gewesen, und bisher hatte das seiner Beliebtheit bei den Mädchen keinen Abbruch getan. Im Stillen fragte er sich, ob Tenten wohl auf lange, oder auf kurze Haare bei Männern stand, verdrängte den Gedanken aber schnell. Äußerlichkeiten waren ihr mit ziemlicher Sicherheit nicht so wichtig, wenn er sie richtig einschätzte.

Er verließ die Toilette nur wenige Augenblicke nach den beiden Machos - von denen der eine noch damit geprahlt hatte, dass er sich das 'Naivchen' heute noch aufreißen würde, und ihm ging der Gedanke durch den Kopf, dass jedes Mädchen, was auf so einen Kerl hereinfiel, nur zu bemitleiden wäre – als er mit Entsetzen und kalter Wut feststellte, dass dieser Schleimer sich der Stelle näherte, an welcher Tenten etwas abseits des größten Trubels wartete.
 

»Hallo Schönheit.«

Tenten starrte den jungen Mann an, der sich vor ihr aufgebaut hatte, und wurde knallrot im Gesicht. »Uhm-«

»Bist du alleine hier, oder mit deinen Freundinnen?« Tokageru Hadame, seines Zeichens Abschleppkünstler und Playboy, witterte schon den Sieg. Oh, die Kleine war eine von den ganz Schüchternen und Aufmerksamkeit gar nicht gewohnt. Ein paar Komplimente hier, ein paar Schmeicheleien da, und er würde heute Nacht noch ein ziemlich glücklicher Mann werden. Solche unerfahrenen Dinger waren doch immer am gelehrigsten.

»I-Ich bin nicht alleine hier«, piepste Tenten schließlich, die sich unwillkürlich zurück gelehnt hatte, um aus dem Wirkungskreis dieses abartig starken Rasierwassers zu entfliehen. Also, es gab solche Flirtereien, und solche… aber solche hatte sie noch nicht erlebt – und hatte sie auch nie erleben wollen. Umso größer wurde ihre Freude und Erleichterung, als sie Neji erblickte, der mit versteinerter Mimik auf sie zuhielt. »Sorry!«, sagte sie hastig, und drückte sich an dem eklig riechenden Kerl vorbei, um Neji entgegen zu hasten. Bei ihm angekommen nahm sie erst mal einen tiefen Luftzug. Er roch gut, wie immer. Und es verdrängte sofort den viel zu süßlichen Gestank aus ihrer Nase.

»Alles in Ordnung?«, fragte er leise, und mit mühsam kontrollierter Stimme. Tenten bemerkte, dass er nicht sie ansah, sondern etwas hinter ihr fixierte. Seinen üblichen Beschützerinstinkt nur zu gut kennend, nickte sie rasch.

»Ja, alles gut. Lass uns zu unseren Schlafsäcken gehen, ich bin müde.«

Neji fixierte den Möchtegern-Macho weiter mit eiskaltem Blick, ließ sich aber von Tenten in Richtung des zweiten Kinosaals bugsieren. Macho 1 und Macho 2 standen jetzt beisammen, und der zweite schien sich über den ersten lustig zu machen, welcher seinerseits missmutig zu Neji sah.

Die beiden setzten sich dann ebenfalls in Bewegung, und Neji, der sich abgewandt hatte, um nach vorne zu sehen, hatte das unangenehme Gefühl, dass er heute nicht das letzte Mal von ihnen gehört hatte.

Leider betrog ihn sein Gefühl selten, und es verwunderte ihn nicht – verärgerte ihn allerdings deutlich -, dass die beiden ihre Schlafsäcke ganz in der Nähe von seinem und Tentens aufschlugen. Seine beste Freundin schien davon nichts mitzubekommen, sondern kuschelte sich müde in den dunklengrünen Daunenschlafsack. Neji legte sich daneben, und nach nur wenigen Minuten, in denen sie sich flüsternd unterhalten hatten, rückte Tenten näher an ihn heran, was er mit ungemeiner Befriedigung wahrnahm. Sie hatte ihre Augen schon geschlossen, und ihre Zunge wurde immer schwerer, als sie sagte: »Danke für das Geschenk, Neji.«

»Da nicht für«, murmelte er, und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

»Weißt du, Neji«, murmelte Tenten schläfrig, und kuschelte sich noch enger an ihn, »du bist wie der große Bruder, den ich niemals hatte.«

Neji widerstand dem Drang, laut aufzustöhnen und sich die Haare zu raufen. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein! Vor allem, weil seine Gefühle ihr gegenüber so ganz und gar nicht brüderlich waren. Er sagte nichts, legte nur den Arm um sie, und versuchte, ruhig zu bleiben. Wenigstens war er die so ziemlich wichtigste Person in ihrem Leben. Damit würde er sich wohl erstmal zufrieden geben müssen. Alles andere würde die Zeit schon zeigen…

»Und ich dachte, nur die hässlichen Jungs landen in der Friend-Zone, lachte einer der Macho-Kerle so leise, dass Neji es nur gerade eben so verstand, und Tenten es hoffentlich gar nicht erst gehört hatte. Der andere erwiderte: »Hey, du hast sie doch gehört – er ist sogar in der Bro-Zone

»Bestimmt wegen den langen Haare. Oder er ist schwul.«

Neji beschloss die beiden zähneknirschend zu ignorieren. Immerhin lag Tenten in seinen Armen. Das war mehr, als irgend ein anderer Junge bei ihr verzeichnen konnte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ten-nii-san
2016-09-10T09:39:48+00:00 10.09.2016 11:39
Mal wieder ein super Kapitel, ja etwas kurz aber dafür irgendwie süß.
Das Neji diesmal nicht wie so eine Dampfwalze aufgetreten ist wie auf dem Ball fand ich super =P ja er war sauer und er hätte den beiden in die Fresse schlagen können, aber er war diesmal nicht so extrem, fand ich besser =)
Obwohl diese Machsos es verdient hätten hehe
ich bin gespannt, du hast ja geschrieben das Neji noch sein fett weg bekommt ... *Angst bekomm* ich finde ja, dass Ten ihn in die Bro-Zone geschoben hat schon richtig heftig. Ich hab den satz bestimmt drei mal gelesen ... also eigentlich sind es ja immer die Mädels, die so dermaßen vernarrt in die Jungs sind und sich das zuerst eingestehen, aber es ist auch mal eine Abwechslung das Neji es definitiv weiß, dass er sich volle Kanne in Ten verknallt hat =)
freue mich auf das nächste Kapitel :*
schönes Wochenende noch
Ten-nii-san
Von:  Majaaaa
2016-09-09T13:36:00+00:00 09.09.2016 15:36
Nein😂. Das kann doch nicht wahr sein. Tenten ist sich ihrer Gefühle gegenüber Neji also gar nicht bewusst. Oder vllt hat sie das auch einfach nur gesagt.
Ich verabscheue solche Machos einfach so mega. Die sollen mal die Finger von Tenten lassen. Hoffentlich geht alles gut.
Super Kapitel. Mach weiter so
Von:  Thrawn
2016-09-09T10:57:42+00:00 09.09.2016 12:57
Super Kapi

Warum habe ich das Gefühl, dass Neji den beiden Macho gehörig noch die Meinung geigen wird? sein Gedächtnis. Er wird wohl den Jahrestag der Beziehung oder irgendwelche Geburtstage nie vergessen, wie man es uns Männer immer wieder vorwirft.

MfG Thrawn
Von:  Stef_Luthien
2016-09-09T07:44:50+00:00 09.09.2016 09:44
Kannst du nicht dafür sorgen, dass die beiden aus dem Kino geworfen werden? Ich hasse solche Typen oder allgemein Menschen die sich für was besserer halten. -.-
Und ich hoffe Tenten staucht die vllt doch iwie zsm oder Neji tut es. Aber die dürfen so auf keinen Fall weiter machen. :(

Sonst fand ich das Kapitel super. Vorallem das überfüllte "Jungenbadezimmer". Das fand ich lustig, schließlich kommt das nicht oft vor. XD

LG,
Asuna
Von:  Kaninchensklave
2016-09-09T05:41:39+00:00 09.09.2016 07:41
Ein Tolles Kap

Oh die Beiden Idioten spielen sich gerade mit Ihrer Gesundheit
doch durch sie hat Neji eine Erkenntniss bekommen
denn Hinata hätte auch die Arschkarte ziehen können
jedoch hat sie lieber die Chaotische Ramen Karte gezogen
welche sie auf Händen trägt

doch das einzige zu was Naruto Hinata drängen wird
ist ihre Schüchternheit abzulegen, wobei da wohl auch Kushina
etwas Einfluss auf sie haben wird xD

irgendwann wird Kushina Naruto auf ihre sanfte und liebevolle Art
Naruto mitteilen das sie in Hinata ihre Schwiegertochter sieht
und wenn nicht kann er sich schonmal darauf freuen geplättet zu werden

GVLG
Antwort von:  Kaninchensklave
09.09.2016 08:07
ach bevor ich es vergesse habe auch das passende _Bild dazu ;)

https://pbs.twimg.com/media/BZDpeNhCIAAE9Rh.jpg
Antwort von:  szymzickeonee-sama
09.09.2016 08:50
=D Sehr schön^^
Aber die beiden sind ja grade mal volljährig - ein bisschen Zeit dürfen sie sich doch noch lassen, oder? =)
Antwort von:  Kaninchensklave
09.09.2016 09:09
klar doch nur ob Kushina so Geduldig ist das ist die Frage aber Minato wird sie schon zurück halten ^^


Zurück