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Mia und Kai-Alexander - das wandernde Rätsel

Band I
von

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Kapitel 46 Atributt

Kapitel 46 Atributt

Vor gut zwölf Jahren, um Mitternacht verschaffte sich ein kleiner Junge Zutritt in den Vatikan. Oder besser gesagt er war von seinem Vater dort hin gebracht worden. Der kleine hielt eine Kugel in Händen welche gerade so hinein passte. Selbst ohne das graue Ding mit seinem eisblauem Licht, war es für die Hauspolizei des Vatikans sehr merkwürdig ein Kind in diesem abgeschlossenem Bereich des Vatikans anzutreffen. Die Uhr schlug bereits halb Eins. Normal schliefen Kinder in diesem Alter und konzentrierten sich nicht auf ein unheimliches Spielzeug.

Einer der Gardisten wollte auf den Jungen zu sich holen, doch genau diese Geste war das Startsignal für den Kleinen und sein Präsent

„AS“, ertönte es von dem Kleinen. Mit diesen einem Wort ließ der er die Kugel aus den Händen gleiten und das Innere der Kugel flutete den Marmorboden.

„Spielen!“, rief Kai ihnen mit einem Mal fröhlich entgegen und rannte los.
 

„MANIS CONCERSCERE.“ Mit den letzten Worten ergoss sich klares Wasser wie ein Wildbach über den Gang und als die Füße der total perplexen Gardisten im Wasser standen, zerschellte der Rest der Kugel und ein Fortkommen war nicht mehr möglich. Das Wasser hielt sie fest.

Fluchend und keuchend, versuchten sie sich zu befreien. Ohne Erfolg. Es nützte nichts. Dieser Eindringling war alles, aber mit Sicherheit kein gewöhnliches Kind.

Ein furioses Fangspiel begann, welches der Vatikan in seinem gesamten bestehen noch nie erfahren hatte. Im Nu rannte die restliche Schweizer Garde einem Fünfjährigen hinterher. Die Schnelligkeit und Beweglichkeit des Jungen waren unglaublich. Für ihn war es ein phantastisches Spiel, welches er in vollen Zügen genoss.

Er nutze Sprünge über die Geländer, rutschte an ihnen herunter, schlug Hacken, hechtete Treppen hinauf und sauste zwischen den Beinen von Gardisten hin durch. Und immer und immer wieder bildete er kleine Kugeln, deren Wasser oder was auch immer es war einen Gardisten zum Verharren brachte.

Nur ein Mann war schneller auf den Beinen, was daran lag, dass er Nichten und Neffen in diesem Alter hatte. Natürlich bemerkte der Kleine diese Geschicklichkeit und bekam Angst, denn das Spiel wurde von aufgeholtem Meter zu Meter ernster. Zu dem sah sein Verfolger mit seiner Bärenvisage nicht sehr sympathisch aus.

Als er eine Blumenvase sah, schmiss er sie runter und schrie: „ELEMENTUM GLACIES!“ Ein Spruch, den er mal gehört hatte, aber die Wirkung blieb, bis auf, dass der Gardist fast auf den Blumen ausrutschte, aus. Der so entstandene Vorsprung reichte also gerade für das Verschwinden hinter eine unbekannte Tür.

„Viel zu schnell für einen Bär“, keuchte der Klein und hockte sich auf den Boden. Was sollte er jetzt machen? Vater und Onkel waren unten in einer der Bibliotheken des Vatikans. Er sollte nur vom eigentlichen Einbruch ablenken. Was ihm auch mehr als gelungen war. Doch durch den Bärentyp, hatte er sich völlig verlaufen. Und dieser würde ihn bestimmt bald finden.

„Dämliches Gebäude, dämlicher Gardist, dämlicher Kai“, maulte er, während er seinen Kopf auf die Knie legte. Im Raum war es absolut dunkel, ein Grund, warum das Kind seine Augen zusammen kniff. Er hatte Angst im Dunkeln. Außerdem war es ganz still, nur auf dem Flur hörte er, wie der Gardist eine Tür nach der anderen aufmachte.
 

Die Wolkendecke am Nachthimmel begann sich aufzulösen und Gevatter Mond ließ etwas von seinem Licht in den Raum fallen. Er sah auf den Jungen herab, als wollte er ihm Mut machen. Sein Licht wurde nach und nach ganz langsam heller. So hell, wie es das Kind eigentlich nicht kannte. Neugierig erhob sich der Kopf und die grünen Knopfaugen suchten nach der ungewöhnlichen Lichtquelle. Ein Spiegel, mindestens doppelt so groß wie der Kleine, im alten viktorianischen Stil, prangte vor ihm. Der Mond zeigte ihm dunkle Umrisse, welche sich in der Nacht verzerrten. Erschrocken quietschte das Kind auf.

Zitternd hockte es sich mit dem Rücken vor den Spiegel und mit den Armen vorm Gesicht, wollte er seine Angst verbergen. Doch das wollte nicht recht funktionieren, denn ein eisiges Licht ließ ihn nicht in Ruhe, bis er erneut aufblickte. Da war er. Im Spiegel stand er vor sich, lächelte sich seltsam an. Der Knopf verdrückte eine dicke Träne und legte den Kopf schief: „Was bist du?“

Er erkannte den Attributen zuerst nicht, da dieser als Spiegelbild und nicht als geisterhafter Umriss, wie bei den Erwachsenen, erschien. Neugierig streckten sich die kleinen Fingerchen aus. Den Spiegel traute sich das Kind allerdings nicht zu berühren. Zu groß war die Angst vor dem Unbekannten. Für einen Moment lang siegte die kindliche Neugier. Erstaunlich, sich so zu sehen, zu wissen, dass man sich bewegte und dann doch nicht, vor einem Teil zu stehen, das zu einem gehörte und dann jemand anderem unterworfen war, einen der großen fünf Elementargeistern.
 

Leider endete die kurze Begeisterung abrupt mit einem donnernden Tür krachen, des Schweizer Gardisten. Wutentbrannt, von Rückenschmerzen geplagt, stampfte er auf den Jungen zu, dieser zuckte zusammen und wollte noch flüchten, aber die riesige Hand des Mannes, hatte ihn schon erwischt. Mit einer tiefen sonoren Stimme, schrie er Kai an, er machte ihn runter, ließ seinen ganzen Zorn an ihm aus, dass dem Kleinen ganz anders wurde. Er zappelte, trat um sich und wimmerte herzerweichend. Im Spiegel stand still das Spiegelbild, machtlos ohne Handlungsmöglichkeit, als Abbild, als etwas Irreales.

„ATTRIBUTT APPARERE“, bat der Kleine winselnd. Unverständlich sah der Erwachsene das Kind an.
 

„ATTRIBUTT APPARERE!“, schrie er weiter. Es war die Bitte um den Attributen vom Spiegel zu lösen, damit er eingreifen konnte. Wie zuvor bei der Wasserkugel floss etwas blau-graues aus dem antiken, viktorianischen Stück. Zuerst bemerkte der Mann nicht, was geschah. Erst in dem Moment, in dem sich die entstandene schillernde Pfütze erhob und nach und nach eine Kindergestalt entwickelte. Registrierte er, was der wild zappelnde Junge mit seinem Geschrei bezwecken wollte. Starr vor Schreck, vor dem, was ihm sich auftat, ließ der Gardist das Kind los, jedoch fing er sich schnell wieder. Zu schnell, als dass der Kleinere hätte abhauen können. Erneut wurde nach ihm gegriffen. Zum Zugriff kam es aber nicht, weil dem Attribut seinen kleinen Meister beschützte.

„ELEMENTUM AQUA ICTUS.“Nicht nur die Berührung auf der Brust des Schweizer Gardisten, fühlte sich an, wie blaues Eis, welches sich langsam durch Kleidung und Haut fraß, sondern auch die Stimme, welche an sein Ohr drang. Lange dauerte dieser unbehagliche Zustand nicht, denn der Zauber begann sofort zu wirken, aus Eis wurde Wasser das den nun hilflosen Gardisten wegdrückte und somit durch die Tür beförderte. Hart kam er auf den Boden auf. Sein Rücken schmerzte, der Atem fehlte und Kälte brach über ihm ein, dass es ihn schüttelte.
 

Stumm, ohne Laut, schritt das Wesen auf den Mann zu. Seine Augen waren leer und genauso stumm wie der Rest von ihm. In der Gewissheit, dass es nicht gut enden würde, stellte sich der Mann seinem Schicksal jetzt und hier zu sterben. Mühsam beruhigte er seinen Atem und schloss zum Herren betend die Augen. Ihm taten die Glieder weh, dieser Stoß hatte ihn vollkommen aus der Bahn geworfen. Dieser Angriff war heftiger gewesen, als alles was er bisher in seiner Laufbahn hatte ertragen müssen. Er konnte nicht mehr.

"Hallo?"

Kein Schlag, keine Vernichtung. War der Herr ihm gnädig gewesen. Oder weswegen ertönte eine Knabenstimme. Nur mit großer Abstreuung schaffte es der angeschlagene Gardist seine Augen zu öffnen. Es war der kleine Junge, welcher über ihm stand und ihn mit großen, neugierigen Augen betrachtete.

„Hallo, he, sag mir jetzt nicht, du bist tot. Du bist doch nicht tot?“, beide sahen sich an. Zwar hatte der Gardist nur schwer verstanden, was der Kleine gesagt hatte, doch weil er Besorgnis in seinen dunkelgrünen Augen sah, versuchte der Mann seinen Kopf zu schütteln.

„Dann ist gut!“, quietschte das Kind vergnügt und wandte sich ab.
 

„AMNIS CONCERSCERE.“
 

Da war sie wieder, die kalte Stimme des Attributes. War der Finale Schlag nur verzögert worden?

Plötzlich spürte er einen dumpfem Schlag auf seinem Oberkörper. Luft entwich ihm, jedoch nicht in der Menge, die ein Todesstoß verursacht haben könnte. Unter dem Mann gefror der Boden zur Eisfläche. Der menschliche Körper verwandelte sich nicht in eine kalte Statue.

„Nein, der Bär tut mir doch nichts mehr!“ Das Kind hatte sich auf ihn geworfen, denn das Wesen schütze den Jungen. Woher kam dieser Bengel nur?

Dem Attribut ging es nicht um den Gardisten, auch wenn dieser mit vereist wurde. Diesem Wesen ging es um einen Mann gehobenen Alters, der vollkommen verwirrt das Szenario verfolgt hatte. Seine Augen lagen auf dem Attribut mit der Kindergestalt, welche seinen Leibwächter bedroht hatte und dem Kind, das den Soldaten schütze.

Der Mann steckte im Eiszauber fest, er war keine wirkliche Bedrohung und dennoch war der Schutzgeist des Kindes immer noch in Alarmbereitschaft.

Der Gardist war sich nicht sicher, was für ihn unangenehmer war, dass ein Kind sich vor ihn geworfen hatte oder das der Heilige Vater alles mit ansah.

Zum wiederholten Mal erschien Gevatter Mond im Fenster. Silbrig hüllte er die Personen im Gang ein und legte eine magische Stimmung über sie. Der Attribut schillerte neben seinem kleinen Meister zur Gegenwehr bereit, der Papst stand da in seiner einfachen Kleidung und andächtigen Haltung und Kind setzte sich in Bewegung. Erst langsam, dann zügig, direkt auf den Mann Gottes zu. Kurz bevor er am heiligen Vater vorbeilief, machte er einen Diener und tapste an ihm vorbei, sodass bald seine Nasenspitze den Boden berührte.

„Nicht böse sein. Ja? Könnten Sie das dem Herrn Jesus Christus ausrichten? ... Danke.“

Kaum hatte der Knirps den Raum verlassen, nahm er seine Beine in die Hand und rannte wie von der Tarantel gestochen davon. Noch ehe seine Schritte in den Fluren verhalt waren richtete sich wieder der Blick des heiligen Vaters auf das Wesen in der Mitte des Raumes. Seine Gestalt begann sich in den Spiel zurück zuziehen, löstet sich wie der Morgen Nebel auf und verbalste schlussendlich, als das Licht des Mondes vollständig hinter den Wolken verschwand. Der Bann war vollständig verschwunden.

Irgendwo in den Hallen, ertönte die Kinderstimme und die Stimme einer besorgten Mutter. Der alte Mann hatte verstanden und meinte: "EX UNGUE LEONEM"

Damit verstand auch der Gardist, dass sie dieses Kind nicht zum letzten Mal gesehen hatte.



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