▷ Ohne dich
Kerzenlicht flackerte und der Wind klapperte leise mit den Fensterläden. Draußen war es bereits dunkel und im ganzem Haus war es still. Alle die hier lebten waren schon in ihren Betten und wahrscheinlich hatte selbst Papa Koch seine Arbeit in der Küche beendet und war auf seinem Zimmer verschwunden um sich zur Ruhe zu legen. Selbst Tsubasa sollte ihr Büro verlassen haben und sie war immerhin die letzte, die sich in diesem Hause zur Ruhe legte. Natürlich konnte keiner wissen, ob ein paar Mädchen sich nicht doch noch im Trainingsraum aufhielten.
Kanata selbst hatte auch zu eben diesen Mädchen gehört. Früher war sie auch nach dem Anbruch der Nachtruhe in den Trainingsraum geschlichen um da noch weiter zu üben und zu trainieren. Natürlich immer in Begleitung ihrer Zimmergenossin und Freundin Mimori, deren leeres Bett neben dem ihren stand.
Die Rothaarige schenkte dem Bett einen traurigen Blick und versuchte sich dann wieder dem Buch in ihren Händen zu widmen. Mimori war aufgestiegen und Mariko nachgefolgt, deswegen hat sie auch ein neues Zimmer im anderen Trakt des Gebäudes bekommen und Kanata war endgültig alleine. Nicht nur in ihrem Zimmer, sondern auch von ihrer Generation, der verfluchten 75..
Seufzend klappte sie das Buch zu und legte es auf ihrem Nachttisch ab. Es brachte nichts weiter zu lesen, denn wenn ihre Gedanken einmal zu Mariko abgedriftet waren, konnte sie sich eh auf nichts anderes mehr konzentrieren. Das galt für alles. Solch einfachen Sachen wie dem Essen, dem Training, ob für den Kampf, oder das Tanzen, oder gar das Singen. Dabei hatte sie beim Laufen immer den Kopf frei bekommen und klar denken können. Aber alles was sich um ihre Freundin drehte, war vollkommen unmöglich.
Mit einem lautem Ausruf des genervt seins, ließ sich Kanata rückwärts auf ihr Bett fallen, drehte sich auf den Bauch und drückte ihr Gesicht in ihr Kopfkissen. Sie seufzte gedämpft und murrte.
Es war nicht so, dass sie ihrer Freundin es nicht gönnte einem originalem Member nachzufolgen, jedoch hätte Mariko doch wenigstens bei ihr leben bleiben können, oder nicht? Sie hatte es nicht verstanden, egal wie oft Tsubasa es ihr erklärt hatte. Sie wusste noch nicht einmal mehr, was die Managerin überhaupt gesagt hatte und das alles nur wegen Mimori.
Nie hatte sie gedacht, dass sie sich so einsam fühlen würde, auch wenn Mariko immer noch mit ihnen auftrat und so viel Zeit mit ihnen verbrachte wie es nur möglich war. Hin und wieder schlief auch ihre Schwester Sonata mit in ihrem Zimmer, aber auch das war kein Ersatz für ihre langjährige Freundin.
Seufzend drehte sich Kanata auf den Rücken und schloss die Augen. Ihr Herz fing laut an zu klopfen und vor ihrem geistigen Auge sah sie Mariko lächeln, was Kanata die Schamesröte ins Gesicht trieb. Sie konnte es sich schon seit ein ein paar Tagen erklären warum sie sich so nach ihrer Freundin sehnte und wahrscheinlich war es ihren Mitstreiterinnen ebenfalls bewusst: Kanata hatte sich unsagbar in Mariko verliebt und sie würde es nicht einmal abstreiten, wenn man sie darauf ansprechen würde. Doch die anderen Mädchen hatten bisher nichts in diese Richtung gesagt.
Kanata setzte sich auf und seufzte und in genau diesem Moment wurde die Zimmertüre langsam geöffnet.
»Oh, du bist ja noch wach«, flüsterte Mariko überrascht und betrat ihr ehemaliges, gemeinsames Zimmer.
