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The story of happiness

Manchmal muss man sein Glück selbst suchen, um es zu finden.
von

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Vertrauter Feind aus der Dunkelheit

„Das ist doch nicht euer Ernst!“, schrie es aus einem offen stehenden Fenster heraus. Wütend schlug die Faust eines groß gewachsenen jungen Mannes gegen die Wand. Das abstehende, braune Haar war sein markantestes Merkmal. Neben der aufbrausenden Art und dem hitzigen Gemüt. „Taichi!“, forderte ihn seine Exfreundin auf, die besorgt um mögliche Verletzungen des Yagamis war. „Nichts Taichi! Wie kann es sein, dass Mimi entführt wird, während ihr euch im Zimmer nebenan aufhaltet?!“, fragte der Yagami wütend und fixierte dabei den Rothaarigen, der sich selbst keine Erklärung bilden konnte. Dieser knirschte nur mit den Zähnen und hatte seine Hände zu Fäuste geballt. „Es bringt jetzt niemanden was, wenn wir uns streiten!“, versuchte Yamato die Situation zu klären. Es war jedoch ein Fehler, dass ausgerechnet er eine Hand auf die Schulter von Taichi legte. Denn Taichi war wütend. Mehr als das. Wenn sich Schmerz und Zorn vermischten, entwickelte sich schnell eine hochexplosive Formel.

 

„Hast du dich wieder beruhigt?!“, fragte Taichi mit ruhiger Stimme und hielt das Glas von Sora in der Hand. Diese nickte und wischte sich nochmal vereinzelnde Tränen weg. „Tut mir leid. Ich wollte nicht so einen Aufstand machen…“, flüsterte sie leise und traurig. Taichi hasste es, die junge Frau so zu sehen. Trotzdem war er nervös und befand sich in einer Zwickmühle. Hinter ihm lag eine atemberaubende Nacht, eine wundervolle Zeit mit einem ganz besonderen Menschen.  „Sora… ich…“ Die Angesprochene sah leicht zum Schlafzimmer des Yagamis. Sie wusste, dass er nicht allein gewesen war. Seine Klamotten verteilten sich im Raum und er selbst trug nur seine Sporthose. Zudem roch es verdächtig nach einem Frauenparfüm. Sie zuckte mit den Schultern. „Du warst letzte Nacht nicht alleine, oder?“, fragte sie daher gerad heraus. Im ersten Moment war Taichi zu perplex eine Antwort zu geben. „I-Ich… Sora also…“, versuchte er sich zu erklären.

 

„Es ist nicht schlimm… Manchmal braucht es solche Erfahrungen, um zu erkennen, was richtig ist…“, unterbrach sie ihn mit einem schwachen Lächeln. „Und… und du hast doch erkannt, was wichtig ist?“, fragte sie interessiert. „I-Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, Sora…“

 

Taichi erinnerte sich an die Nacht mit Mimi zurück. War es vielleicht doch nur ein Traum gewesen? Oder war es echt gewesen? Es hatte sich so verdammt gut angefühlt. Ihre weiche Haut, deren Farbe ihn an eine zierliche Porzellan-Puppe erinnerte, ihr zerbrechliches Wesen und ihre sanften Küsse auf seiner Haut. Alles hatte sich so gut angefühlt. Sora war ganz anders. Sie war ein starkes Mädchen, dass keinen Schutz benötigte. Sie wusste, wo sie stand und was sie wollte. Ehrgeizig und zielstrebig – das waren Charaktereigenschaften, die er an der Rothaarigen liebte. Aber war es die richtige Form von Liebe?

 

„Dieses Parfüm…“, murmelte Sora und stand nachdenklich auf. Taichi hob erschrocken den Blick. Die Ältere schritt wie hypnotisiert ins Schlafzimmer und sah sich nachdenklich um. „Du… Mimi war hier?!“, fragte sie nun fast schon wütend. Taichi sah sie zweifelnd an. Sora war Mimis beste Freundin. „Ist das dein Ernst? Mimi?!“, fragte sie ihn aufgebracht. „Wo ist das Problem?“, erwiderte er. „Sie ist meine beste Freundin! Hättest du nicht in fremdes Mädchen ficken können?!“, schrie sie ihn an. Der Yagami bekam ein schlechtes Gewissen, gleichzeitig wurde er aber auch wütend. Als ob er Mimi einfach nur ‚gefickt‘ hätte. Gerade wollte er sich erklären und Fakten um sich schmeißen, als ihre nächste Frage ihn völlig aus dem Konzept brachte. „Hast du mal an ihre Gefühle gedacht?!“, fragte Sora wiederholt und riss ihn damit aus den Gedanken. „Ihre Gefühle?“, fragte er.

 

Waren diese nicht offensichtlich gewesen?

 

„Was meinst du?!“ Ein verächtliches Schnauben. Eine Hand stemmte die Rothaarige in die Seite, bevor sie eine belehrende Miene aufsetzte. „Mimi verliebt sich wahnsinnig schnell. Weißt du von wie vielen Männern sie mir erzählt hat? Michael, Ben, Jones… Ich bekomme sie gar nicht alle beisammen. Sie alle haben sich nach Strich und Faden verarscht und nun kommst du?! Schon Mal drüber nachgedacht, dass sie morgen wieder fliegt?!“, bluffte sie ihn an. „A-Außerdem… was ist mit uns!?“ Taichi war gerade viel zu überfordert, um diese Frage beantworten zu können. Stattdessen schwirrten ihn tausend Fragen im Kopf umher. Michael, Ben… Jones… War er nur einer von vielen?

 

„Wir haben beide getrunken und waren einsam…“, huschte es über seine Lippen. „Willst du was von ihr?“, fragte Sora ganz direkt und ging auf ihn zu. Sie blieb vor ihm stehen und sah ihn tief in die Augen. Wieder lagen darin Tränen. Dieser schmerzliche Eindruck. Damit konnte er einfach nicht umgehen. Bei niemanden. Vor allem nicht bei Sora. „Was?“ „Ob du was von ihr willst?!“, fragte sie nochmal. Taichi lachte laut los. Noch nie hatte sich sein Lachen so falsch angefühlt. „Ha, ha, ha! Ich und Mimi. Ich und das Prinzesschen… Mach‘ dich nicht lächerlich Sora.“, lachte er.

 

Schon wieder war da dieser Zorn. Gemischt mit Schmerz. Wütend biss sich der Yagami auf die Unterlippe, während er starr auf die Wand gegenüber starrte. „Lass das, Yamato!“, knurrte der Braunhaarige und legte behutsam seine Hand auf die seines besten Freundes. Er schob diese beiseite und entfernte sich. Wenn er jetzt unüberlegt handelte, war niemanden geholfen. Vor allem nicht der Tachikawa. Besorgt sah Yamato zu dem Yagami. Seufzend wand sich der Ishida ab. Vielleicht war es besser, dem Yagami vorerst aus dem Weg zu gehen. Auch, wenn es nicht leicht war. Daher erzog er sich auf den Balkon und sah nach draußen, mit einer Zigarette im Mund und seufze.

Innerlich besann Taichi sich immer und immer wieder zur Ruhe, außer Stande, auch nur eine Sekunde lang klar zu denken. Noch immer konnte er es nicht fassen. Wie konnten sie einfach zulassen, dass Mimi von einem Digimon entführt worden war? Ein Digimon, welches förmlich vor Dunkelheit sprießte. „Verdammt!!“, schrie er aus und schlug einmal mehr gegen die Wand.

 

„Taichi…“, flüsterte Sora besorgt und legte eine Hand auf ihre Brust. Doch dabei bemerkten sie alle nicht, wie es im Inneren eines anderen Digiritters brodelte. Koushiro saß schon die gesamte Zeit am Computer, als in ihm die Bombe platzte. Wütend schob er den Stuhl nach hinten, der durch den Schwung beinahe nach hinten gefallen wäre und kam zur Gruppe. „Könntest du das bitte lassen?!“, fragte er wütend Taichi. Dieser fixierte den Rothaarigen gefährlich. „Was?! Ist es dir lieber, dass ich dir eine verpasse?!“, erwiderte er und griff gezielt den Kragen des Izumis, um ihn näher an sich zu ziehen. Doch blieb Koushiro ruhig. „Und was dann?! Geht es dir dann besser?! Du warst es doch, der sie alleine gelassen hast und nicht den Mut hatte, zu ihr ehrlich zu sein!“, kam es ebenso wütend von Koushiro zurück. Die Augen von Taichi weiteten sich. Sora sah schockiert zu dem Informatiker. „Was willst du damit sagen?!“, fragte der Yagami aufgebracht und spürte, wie seine Faust zu zittern begann. Keine Sekunde wich der Informatiker den stechenden Blick des Yagamis aus. „Was meinst du, wo Mimi war, nachdem du dich für Sora entschieden hast?!“, fragte er ihn provokant.

 

„Ich bin so dumm, Kou…“, weinte die verzweifelte Mimi und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Wie ein Häufchen Elend saß sie auf seinem Bett und weinte bittere Tränen. Koushiro hatte ihr ein Glas Wasser geholt und es ihr geben wollen, doch das stand unberührt auf dem Tisch. „Wie konnte ich glauben, dass ich mehr bin?! Dass ich mehr als sie sein könnte?!“, fragte sie immer und immer wieder. Ein Stechen ging durch sein Herz. Es schmerzte, doch versuchte er sich davon nichts anmerken zu lassen. In dieser Sekunde musste er stark sein. Seiner besten Freundin ging es nicht gut. Er musste für sie da sein, auch, wenn ihre Trauer ihn mehr traf, als sie eigentlich sollte. „Mimi, beruhige dich…“, flüstere er einfühlsam und hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt. Sanft zog er die Braunhaarige in seine Arme. Dabei konnte er spüren, wie sich ihre kleinen Finger in sein Hemd krallten. „Warum?! Warum bin ich nur so dumm und naiv…“, hauchte sie. „Aber das bist du doch gar nicht!“, kam es schnell von Koushiro, der sie etwas von sich wegdrückte, um ihr in die hellbraunen Augen sehen zu können. Sanft strich er ihr eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht.

 

„Taichi ist ein Idiot! Dass er nicht merkt, dass du ein absolut besonderer Mensch bist!“, versuchte er sie mit seinen Worten zu beruhigen. Mimi erwiderte nur zögerlich seinen Blick. „Ach, das sagst du doch nur so…“, murrte die Jüngere und wich seinem Blick aus. „Ganz bestimmt nicht!“, schnellte es aus Koushiro heraus. Dabei erhob sich seine Stimme sogar etwas deutlicher, so dass Mimi leicht zusammenzuckte. Erschrocken sah sie zu ihm auf. Sein Gesicht hatte etwas Warmes und Fürsorgliches. Auch mit Tränen in den Augen war sie für Koushiro das hübscheste Mädchen auf der Welt. Sie war für ihn das Wichtigste. Schmerz lag in ihrem Blick, doch der konnte nicht anders. „Mimi… i-ich… Taichi ist nicht gut genug für dich…“, sprach er, als sei er in einer Seifenblase gefangen. „K-Kou…“ Es war nur ein Hauchen, welches über ihre Lippen glitt, bevor sich ‚ihr bester Freund‘ vorbeugte und seine Lippen auf ihre legte.

 

Schockiert weiteten sich die Augen der Tachikawa, außer Stande irgendwie zu Handeln. Ihr Bauch fuhr Achterbahn und ihr Herz geriet ins Stocken. Was passierte hier? Lagen gerade tatsächlich die Lippen ihres besten Freundes auf ihren?! Wie ein Schlag wurde ihr bewusst, was er hier tat. Es tat weh. Es war wie eine Dorne, die sich unscheinbar an einer Rose versteckt hielt. Nein! Das ging nicht. Koushiro war ihr bester Freund. Das machte doch alles kaputt! „Nein!!“, rief sie aus und schupste Koushiro mit Schwung von sich und sah ihn mit Tränen in den Augen an. Der Schmerz der Zurückweisung lag in seinen Augen. Ein Schmerz, der sie auch mit voller Wucht traf. Schockiert sah sie ihn an. „Koushiro-kun, d-das… das geht nicht…“, stammelte sie. Seine Augen bewegten sich traurig zur Seite. „E-Es tut mir leid…“, hauchte er. Sichtlich überfordert sah die Tachikawa ihren vermeidlich besten Freund an. Das Letzte was in seinen Ohren klingelte war die Türe, die wenige Augenblicke später ins Schloss fiel. Damit hatte er wohl verloren!

 

„Nein!!!“, durchbrach der schrille Schrei Soras die Stille. Die Gefühle überschlugen sich und in seiner Wut hatte Taichi seine Faust im Gesicht seines langjährigen Freundes versenkt. Er fiel mit einem lauten Rumps zu Boden und rieb sich die blutende Nase. Vielleicht hatte er das sogar verdient. „Du kleiner Drecksack! Du bist doch ihr bester Freund! Hättest du nicht bei ihr sein müssen!?“, fragte ihn der Ältere aufgebracht. „Jetzt beruhige dich, Taichi!“, forderte ihn plötzlich Joe auf. „Warum sollte ich?! Er war genauso wenig für sie da, als ihre Mutter starb! Warum muss ich mir jetzt Vorwürfe anhören?!“, fragte der Yagami wütend und wollte sich erneut auf ihn stürzen. „Verdammt!“, schrie Koushiro. Sora sah ihn schockiert an. Tränen spiegelten sich in seinen Augen wider. Seine freie Hand hatte er zur Faust geballt. „Weil nicht ich es bin, den sie liebt, Taichi!!!“, warf er ihm entgegen. Die Augen von allen waren geweitet. Taichis Herz drohte aus seiner Brust zu springen. Nun presste Sora noch fester die flache Hand an ihre Lippen. Tränen rannen die Wangen des Izumis hinab. Die Hand des Yagamis senkte sich und sein Körper verlor an Anspannung. Koushiros Hand hämmerte auf den Boden. Verzweiflung lag in seinen dunklen Augen, die dunklen Onyxen glichen. „Ich bin nicht der, den sie liebt… zumindest nicht so…nicht, wie ich es mir wünschen würde…“, sprach er gebrochen. Sora kniete sich neben den Jüngeren und nahm ihn einfühlsam in den Arm. „Ich werde immer nur ihr bester Freund sein…“, gestand er sich letztlich selbst ein. So schmerzhaft es war – es ging nicht anders. Nicht er war es, den Mimi an ihrer Seite brauchte. Es war dieser Sturkopf von Taichi, der den Wald vor lauter Bäumen nicht sah. Doch scheinbar wurde ihm in dieser Sekunde bewusst, was er eigentlich getan hatte. Was sie alle getan hatten. Oder besser: Was sie verbockt hatten.

 

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Leere.

 

Einfach nur vollkommene Leer. Kein Schmerz, keine Trauer, keine Sehnsucht. Nichts.

 

„Nicht schlecht, Lilithmon…“ Anerkennend klatschte Lucemon in die Hände, als es das Mädchen betrachtete. Die braunen Haare der Tachikawa lagen matt auf ihren Schultern. Ihre sonst so rosige Haut glich einer Kalkwand und ihre Augen trugen einen schwarzen Schatten mit sich, waren nur halb geöffnet und im Ausdruck eher leer. In ihren Armen trug sie ihr Digimon. Mit der Hingabe absoluter Finsternis war auch das Digivice der Tachikawa in die Dunkelheit getaucht und ebenso ihr Digimon. Palmon starrte einfach nur vor sich her. Genau wie seine Partnerin. Ein hässliches Grinsen zeigte sich auf den Lippen Lilithmons. „Bring Palmon dahin…“ Das Digimon auf dem Megalevel deutete auf einen Punkt, an welchen Wurzeln und Äste des Aokigahara-Waldes zusammenkamen. Es war wie ein kleiner Sitz, in welchen Mimi ihr Digimon setzte. Sofort verbanden sich die Wurzeln der Äste mit dem Digimon. Es war wirklich so, als würden sie in das Digimon eindringen. Doch Palmon rührte sich nicht. Es gab den Wurzeln Macht. Dunkelheit floss durch Mimis Digimon und stärkte die Wurzeln.

 

Ausdruckslos betrachtete Mimi das Schauspiel. In ihrem schwarzen Kleid glich sie der Mimi auf dem Friedhof. Der Mimi, die ihre Mutter verabschiedet hatte. Voller Schmerz und Hoffnungslosigkeit.

 

Neue Ranken bildeten sich, der Wald wuchs und breitete sich aus. Mit der neuen Energie brach er förmlich heraus. Wurzen schossen aus den Böden der naheliegenden Ortschaften und beschädigten Straßen, Häuser und andere Einrichtungen. Sie verteilten sich und erreichten bald schon Tokyo. Sie schossen durch den Asphalt hindurch und schlangen sich um verschiedene Gebäude. Der Tokyo-Tower wurde umschlungen, wie andere besondere Sehenswürdigkeiten. Mit dem Auftauchen der Ranken veränderte sich auch das Wetter. Eine dichte Wolkendecke vergraulte die Sonne und lautes Donnergrölen war zu hören. Regen prasselte auf Tokyo nieder. Ein Regen, der eine dunkle Atmosphäre begünstigte. Aber nicht nur das. Auf den Ranken wuchsen Knospen, die zu Blüten heranreiften. Blüten, die ganz genau wie die Blüte auf Palmons Kopf aussahen.

 

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Ein schrilles Piepen drang an die Ohren der Digiritter. Erschrocken fuhr Koushiro zusammen, der sich nach einer Weile wieder beruhigt hatte. Noch alle waren sie sprachlos, würden aber auch nicht die Zeit bekommen, weiter zu streiten. Stattdessen eilte Yamato vom Balkon zu ihnen – die Zigarette war ihm aus dem Mund gefallen. „Leute!! Das müsst ihr euch ansehen!“, kam es aufgeregt von ihm, was man von dem sonst so ruhigen Digiritter eher weniger gewöhnt war. Bis auf Koushiro eilten sie dem Blonden auf den Balkon nach und konnten ihren Augen kaum glauben. „Was ist das?!“, fragte Sora schockiert. Joe rieb sich im ersten Moment die Augen. Er konnte nicht glauben, was er da sah. Überall schlängelten sich Ranken um die Häuser, schossen aus den Boden und verteilten sich schnell in der Stadt. „Ist das…?“ Taichi fiel es zuerst auf. Dann folgte Sora. „Das sind… Es sieht aus wie die Blume von Palmon…“, flüsterte sie schockiert.

 

Taichis Haltung verkrampfte sich. Er spürte ziemlich deutlich, wie ein schmerzendes Brennen durch seine Glieder schlich. Vielleicht hatte Koushiro Recht. Er war ein verdammter Feigling, der Mimi nicht helfen konnte. Jetzt nicht mehr. Vielleicht hätte er das alles verhindern können, wenn er damals seinem Wappen treu gewesen wäre. Um einen ihm wichtigen Menschen nicht zu verletzen hatte er einen anderen verletzt, ohne zu merken, wie es ihn in die Dunkelheit stieß. Damals hatte er Sora nicht verletzen wollen, nichts ahnend, dass Mimi alles live mitbekam. Er war so dumm. Und nun erkannten sie die eigentlich Tragödie dahinter. „Leute!!!“, rief es aus der Wohnung. Sofort sahen sie zurück. Durch das Balkonfenster war der Blick auf Koushiro gut möglich. „Es tauchen überall Digimon auf… Überall öffnen sich Digitore!“, meinte er fast schon panisch. Taichis Blick weitete sich, Yamato verging die Lust am Rauchen, Sora schluckte bitter und Joe sah nochmal zurück. Zurück zu den Ranken. Zurück zu den Blüten. Er dachte an Mimi und Palmon. Sie war immer ein aufrichtiges und liebes Mädchen. Doch nicht nur der Tod ihrer Mutter schupste sie in ein dunklen Loch. Sondern auch die Liebe zu zwei besonderen Menschen. Joe seufze. Auch ihm waren die Digiritter wichtig. Er hatte Angst. Angst um Mimi, Angst um die anderen. Sie mussten dem ein Ende setzen!

 

„Was sollen wir tun?!“, war es Yamato, der als Erstes die Stimme erhob und zu den anderen sah. Sie konnten nicht digitieren, aber handeln mussten sie trotzdem. „Wir müssen Mimi finden und herausfinden, ob sie etwas damit zu tun hat!“, sagte Sora gleich. Koushiro hob verwirrt den Blick. „Warum denkst du, dass Mimi etwas damit zu tun haben könnte?“ Schließlich war Koushiro nicht mir nach draußen gekommen. Sora griff nach seiner Hand und zog ihn auf die Beine. „Verdammt Sora, das ist jetzt nicht der richt…“ Doch er sprach nicht weiter. Als ihn Sora auf den Balkon zog, verstand er. Seine Augen weiteten sich und er stockte. Nein! Das konnte nicht sein. Nicht Mimi! Nicht seine beste Freundin. Dabei war sie immer so stark, rein und mutig… Warum musste das ihr passieren? „Nein… wie…“, flüsterte er verzweifelt. Schmerz spiegelte sich in seinen Augen wider. Aber auch Schuld. „Das ist meine…“, flüsterte er. „Nicht Koushiro… Wenn, dann sind wir alle daran schuld! Deswegen müssen wir auch alle was machen!“, erwiderte Sora. „Kommt ihr jetzt endlich Mal!?“, rief Taichi aufgebracht, der voller Tatendrang vor der Wohnungstüre stand. Die beiden folgten und sahen den Yagami verwirrt an. „Was hast du vor?!“, fragte der Jüngere. Taichi schnaubte. „Was wohl?! Wir bekämpfen die Digimon und holen Mimi da raus!!“ Wie nur sollten sie das anstellen? Wie immer ging Taichi völlig planlos vor. Aber was anderes waren sie nicht gewöhnt von ihm. Koushiro schmunzelte leicht. „Okay, dann lasst und gehen! Am Odaiba-Bahnhof ist das Signal besonders stark! Und er ist ganz nah von hier!“ „Wir sollten Hikari-chan und Takeru-kun noch Bescheid geben!“, bemerkte Sora. Yamato nickte und wählte die Nummer seines Bruders, bevor sie sich auf den Weg machten.

 

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„Angemon!!“, rief Takeru aufgebracht und rannte zu seinem Digimon, welches von Kimeramon zurückgeschleudert wurde. Schwerfällig richtete sich das Digimon auf, während Gatomon erneut zum Angriff ansetzte. „Verdammt! Warum ist das Digimon so stark!!“, fluchte das Digimon von Hikari. Diese stand hinter ihrem Partner und feuerte es an. In der Vergangenheit hatten sie schon Mal mit Kimeramon zu tun gehabt, hatten es aber besiegen können. Dass sie nun in einen Kampf mit dem Digimon verwickelt wurden, kam ziemlich überraschend. Dabei hatten sie nur ein Eis essen wollen, als die Wurzen aus den Boden schnellten und sich Blüten bildete. Schockiert hatten sie dabei feststellen müssen, dass die Blüten der von Palmon glichen. Dann kam Yamatos Anruf, der ihnen erklärte, was sie sie verpasst hatten. Takeru stand vor ihr und hob einen Arm vor sie. „Bleib zurück, Hikari!“, sagte er ernst. Kimeramon war auf dem Ultra-Level, was ein Problem darstellte. Damals hatten sie ihre Wappen aufgegeben, um die Digiwelt zu retten. Nun brauchten sie diese dringender denn je. Aber sie konnten dieses gefährliche Wesen nicht einfach frei rumlaufen lassen. Sie mussten etwas tun. „Ich beschütze dich, Hikari-chan!“, hörte die Angesprochene ihr Digimon. Gleich darauf stellten sie sich erneut den Kampf, doch sie waren dem Digimon hoffnungslos unterlegen.

 

„Hikari!!“, rief Taichi. „Nii-san!“, erwiderte die Jüngere, als Taichi und die anderen zum Bahnhof kamen. Schockiert sahen sie Kimeramon, welches lautstark durch die Gegend schrie und sich den Digirittern entgegenstellte. Yamato ging auf seinen Bruder zu. „Alles in Ordnung bei euch?!“, fragte er diesen. Der Angesprochene nickte, sah dabei aber immer wieder zu seinem Digimon, welches den Angriffen von Kimeramon auswich. „Alles okay?!“, fragte auch Taichi seine kleine Schwester. Diese nickte. Suchend sah sie sich um. „Wo ist Mimi?!“, fragte sie und sah erschüttert zu ihrem großen Bruder. „Nein Taichi… sag, dass das nicht wahr ist!“, hauchte sie atemlos und sah schockiert zu der Blüte, aus welcher Kimeramon gekommen war. „Oh Gott, Mimi…“, flüsterte sie. „Wir haben dafür jetzt keine Zeit! Gomamon!!“, rief Joe, der sich mit seinem Digimon dem Feind entgegenstellte. Sie nickten alle einander zu, als die Digivices der jungen Erwachsenen erstrahlten.

 

„Gomamon digitiert zuuuuu… Ikakkumon!“

„Tentomon digitiert zuuuuu… Kabuterimon!“

„Agumon digitiert zuuuu… GeoGreymon!!“

 

Mit einem Mal stand es Fünf gegen einen. Kimeramon wich den Angriffen der Digimon gekonnt aus und schleuderte stattdessen Angriffe zurück, die ins Schwarze trafen. Die Attacken waren ziemlich stark, so dass die Digimon mehr ausweichen konnten als eigene Angriffe zu starten. „Scherenkralle!“, rief das feindliche Digimon und schoss einen Energiestrahl auf die anderen. Staub wurde aufgewirbelt, Gebäudeteile fielen zu Boden und vereinzelnd war das Husten der Digiritter zu hören. Sie alle konnten für einen Moment nichts sehen, denn der Staub war wie eine Steinmauer. „Hikari!! Hikari!!“, schrie Taichi. „Hust… Ich bin… Mir geht’s gut!“ Auch die anderen versicherten sich, ob es ihnen einander gut ging. Leider sah das bei ihren Digimon anders aus.  

 

Allmählich verschwand der Staub um die Auserwählten herum. Mit Erschrecken mussten sie feststellen, dass ihre Digimon getroffen und zurückgeschleudert wurden. „Gatomon!“, hörte Taichi seine Schwester, die sofort zu ihrem Digimon eilte. „Tut mir leid, Hikari-chan…“, hauchte das katzenähnliche Digimon. Hikari biss sich auf die Unterlippe. „Tentomon!“ „Gomamon!“ Die Stimmen von Joe und Koushiro klangen verzweifelt an sein Ohr. Nur GeoGreymon schien sich aufrichten zu können. Auch Angemon hatte sich zu Patamon zurückverwandelt. Schwerfällig richtete sich Taichis Digimon auf. Schon immer waren die Digimon von ihm und Yamato am Hartnäckigsten gewesen. Doch diesmal stand er dem Feind alleine gegenüber. Er ballte die Hand zur Faust und sah dem Digimon mutig entgegen. Ein deutliches Knurren war dem digitalen Monster zu hören. Doch er würde nicht aufgeben. Wenn er das Digimon hier besiegen musste, um zu Mimi zu gelangen, dann würde er das schaffen! Darin bestand keinerlei Zweifel. „Verdammt!“, knurrte Yamato hinter ihm, der sein zusammengesetztes Digivice in der Hand hielt. Er konnte seinem besten Freund nicht zur Seite stehen, obwohl er ihn gerade am Dringendsten brauchten. Warum!? Warum waren sie diesen Weg gegangen?!

 

In seinem Selbsthass passte er einen Moment nicht auf. Er spürte das Zittern seiner Kameradin, die neben ihn kniete. „Sora, was…?!“, flüsterte er. Tränen schimmerten in ihren Augen auf. Yamato verstand nicht ganz, als er ihren Blick folgte. Augenblicklich sah er zu seinem besten Freund, der seine ganze Haltung verkrampfte. Koushiro war es, der es über die Lippen brachte. Voller Schmerz, voller Hass… Hass darüber, dass er es nicht geschafft hatte, sie zu beschützen und ihr zur Seite zu stehen. Genau der gleiche Hass, der auch bei Sora für die Tränen in ihren Augen sorgte. Die Verzweiflung darüber, nur auf sich geschaut zu haben, ohne die Gefühle anderer berücksichtigt zu haben. Wie gut Yamato dieses Gefühl doch kannte.

 

Seine blauen Augen gingen zu der jungen Frau, die neben Kimeramon aufgetaucht war. Auch, wenn sie nicht wirklich so aussah, erkannten sie alle Mimi in der Gestalt. Ihre Haare lagen glatt über ihren Schultern, ihr Blick war trüb und ihre Kleidung schwarz. Es wirkte fast so, als wolle sie zur nächsten Beerdigung gehen. Etwas, was sie in den letzten Wochen bereits durchgemacht hatte. Etwas, worauf sie sich monatelang vorbereitet hatte.

 

Ihre Augen waren leer. Keinerlei Reaktion. Es war mehr, als würde sie durch ihre Freunde hindurch blicken. „Mimi!!“, rief Koushiro, der sich aufrappelte und zu seiner besten Freundin rennen wollte. Doch das Grölen von Kimeramon brachte ihn zum Stehen. Schockiert sah der Rothaarige zu der Tachikawa. Ausdruckslos erwiderte sie seinen Blick. Doch sie sah durch ihn hindurch. Noch nie hatte er sie so gesehen. Ihm blieb das Herz stehen. Ameisen bahnten sich ihren Weg durch seinen Bauch, seine Haut zeigte eine Gänsehaut. „Mimi…“, flüsterte er. Nicht nur er, sondern sie alle waren sprachlos. Das war nicht Mimi! Nicht die Mimi, die sie kannten. Es war ein Geist von Mimi. Ihre Haut glich der einer Porzellanpuppe. Und genau so handelte sie. Ihre Augen gingen zu Taichi und GeoGreymon. Dem letzten Feind. Taichi konnte seinen Augen nicht trauen. „Das ist doch nicht dein Ernst… Das kann nur ein Alptraum sein…“ Doch das war es nicht. Es war kein Alptraum, sondern bittere Realität, die ihnen allen schmerzlich klar wurde, als Mimi den Arm hob…

 

„Vernichte sie…“

 

… und Kimeramon zum nächsten Schlag ausholte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Liebe Leserinnen und Leser,

es hat wieder Einiges an Zeit beansprucht, um das neue Kapitel zu schreiben und hochzuladen.
Doch ich freue mich wie immer über Feedback.
Zeitlich schaffe ich es leider nicht mehr, jedes Kommentar einzeln zu beantworten.
Aber ich danke Euch von Herzen für eure lieben Worte!!

Habt eine gute Zeit und bleibt bitte alle gesund!
Ich denke an Euch ♥

Alles Liebe
Janine Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  dattelpalme11
2021-01-03T09:47:13+00:00 03.01.2021 10:47
Hallo meine Liebe,
wie in meiner ENS angekündigt, wollte ich ja noch dein neues Kapitel lesen. Mir ist dann aufgefallen, dass ich das davor auch noch nicht gelesen hatte, weshalb ich auf beide versuche etwas einzugehen.

Mimi hat jedenfalls sehr viel durchgemacht und ich denke, wenn man viel Schlimmes hintereinander erlebt, man auch anfälliger für dunkele Gedanken ist.
Erst schläft sie mit Tai und dann bekommt sie das Gespräch zwischen ihm und Sora mit, was ihr das Herz gebrochen hat. An ihrer Stelle wäre ich auch nicht mehr zurückgegangen.
Aber dann kam auch noch das mit ihrer Mutter, was natürlich für einen jungen Menschen sehr viel sein kann, da spreche ich leider aus Erfahrung. Man möchte niemanden leiden sehen, den man liebt.
Aber Krebs bedeutet leider oftmals auch ein langer Leidensweg und viele Schmerzen...
Und diese Schmerzen verlagern sich meist auf die ganze Familie. Und ich denke, anfangs versucht man einfach weiter zu machen, aber man wird schnell wieder vom Verlust eingeholt. Dass Mimi diesen Schmerz nicht mehr fühlen will ist verständlich, allerdings wird sie auch so nie darüber hinweg kommen :(

Tai ist irgendwie generell sehr inkonsequent. Ich glaube, man hält gerne an dem Gewohnten fest, allerdings ist es schon sehr arschig mit der besten Freundin der vermeintlichen Ex zu schlafen, selbst wenn man Gefühle für sie hat. Aber dann wieder zur Ex zurückzugehen, ist irgendwie das Gegenteil von Mut o.O

Das Izzy Mimi getröstet und geküsst hat, fand ich sehr süß, auch wenn mir Tri Koumi ein bisschen versaut hat xD
Ich kann aber Mimi auch verstehen, dass sie den Kuss unterbunden hat. Gefühle kann man sich nicht aussuchen, aber Izzy zeigt hier wirklich wie sehr er hinter Mimi steht, obwohl sie ihn abgewiesen hat.
Ich hoffe Tai wird jetzt endlich mal wach.

Mimi scheint ja jetzt von der Dunkelheit besessen zu sein. Da bekommt man wirklich einen leichten Black Lady Vibe aus Sailor Moon :D
Aber so wie es aussieht wird jetzt der finale Kampf eingeleutet. Ich denke auch, dass nur die Liebe Mimi noch retten kann. Sie in diesem Zustand zu erreichen wird allerdings sehr schwierig :/

Ich bin jedenfalls gespannt, wie du das Ganze weitergeplant hast :) Ich weiß nicht, ob du aktuell an deiner Story arbeitest, aber ich freue mich jedenfalls auf mehr ;)
Wird deine andere Story auch noch fortgesetzt?

Liebe Grüße und einen guten Start ins neue Jahr :)
Tamara
Von:  Kirschbluetentiger
2020-07-25T22:32:21+00:00 26.07.2020 00:32
Huhu,
Lang ist es her und trotzdem war ich wieder sofort in der Geschichte drinn. Sehr schön geschrieben. Taichi hat sich mal wieder ein großes Eigentor geschossen.
Es bleibt auf jeden Fall spannend. Ich bin gespannt wie Taichi versuchen wird die Dunkeheit von Mimi zu vertreiben.
Liebe Grüße
Tigerchen
Von:  Ruby_Photography
2020-06-03T19:44:30+00:00 03.06.2020 21:44
Hallöchen :=

Schön das ein neues Kapitel erschienen ist, hab schon richtig drauf gefiebert ^^
und wurde auch nicht enttäuscht, mega spannend und super geschrieben :D
Freue mich schon auf das nächste, mach weiter so <3

Liebe Grüße, Ruby~


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