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Chakra

Das Wesen ohne Seele
von

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"Du schreibst mir gar nichts vor!" Rasend vor Wut rannte Roman aus der Haustür. Sein Vater konnte ihm schon lange nichts mehr vorschreiben. Immerhin war er erwachsen.
 

"Roman!" Hörte er seinen Vater rufen. War da etwa Sorge in seiner Stimme? Wieso sollte sein Vater sich sorgen? Roman würde nur irgendwo seine Wut abladen. Ein paar Biere trinken und dann betrunken wieder nachhause schwanken. So wie er es immer tat, wenn er sich mal wieder mit seinem Vater gestritten hatte. Es war nicht so das Roman seinen Vater nicht liebte. Im Gegenteil, sein Vater war die wichtigste Person in seinem Leben. Alle anderen waren tot oder verschwunden. Dennoch brachte der alte Mann Roman andauernd auf die Palme. So wie jetzt auch wieder.
 

Immer wieder wollte sein Vater ihm vor der grausamen Welt beschützen. Aber er wollte das nicht. Roman war alt genug. Außerdem wuchs er mit den Gefahren auf. Denn sein Vater gehörte zu der Polizeieinheit die die Menschen von den Chakras beschützten.
 

Die Chakras... Die Menschen die ihre Seele verloren haben. Für Roman waren diese Menschen immer Schwächlinge. Leute die es soweit kommen ließen, dass sie an ihrem Kummer zerbrachen und Seelenlos wurden. Roman würde sowas niemals passieren. Seine Seele war stark und würde immer ihm gehören. Mit diesem Gedanken rannte er weiter. Die Straßen waren nur teilweise beleuchtet, aber das kratzte Roman nicht. Er war damit groß geworden und kannte sich selbst im Dunklen bestens aus.
 

Er rannte so lange bis sein Herz drohte zu platzen. Stark außer Atem blieb er stehen und stützte sich für einen Moment auf seine Knie. Wobei seine Knochen schmerzlich pochten, tat es gut sich so zu fühlen. Schmerz machte ihn lebendig.
 

Plötzlich drangen Schritte an seinem Ohr. Jemand rannte auf ihm zu. Roman wirbelte herum und entspannte sich wieder als er das Gesicht seines Vaters erkannte. Seine Miene verfinsterte sich jedoch sofort wieder, denn erinnerte sich wieder wieso er weggerannt war.
 

"Roman!" Rief sein Vater ihm entgegen. "Bitte komm wieder nach Hause, es ist heute Nacht nicht sicher."
 

Roman runzelte ärgerlich die Stirn. "Was soll das denn bedeuten? Es ist doch nie sicher." Warf er seinen Vater ärgerlich entgegen. Sein Vater, der schon über 40 war, aber trotzdem immer noch sehr fit, schüttelte energisch mit dem Kopf. "Heute Nacht ist es anders." Sagte er und seine Stimme trug einen Hauch Angst mit sich. So langsam wurde Roman etwas unruhig. Sein Vater wusste etwas.
 

"Wenn du etwas weißt, sag es mir." Forderte Roman seinen Vater auf. Dieser schien mit sich zu ringen, ob er Roman die Wahrheit sagen sollte oder nicht. Irgendwann sagte er: "Chakras sind auf dem Weg hier her." Angst kroch in Romans Körper. Wobei er in dieser Welt mit den Chakras groß geworden war, hatte er noch nie eine Begegnung mit einem. In dem Viertel, in dem Roman mit seinem Vater lebte, war es immer sicher gewesen.
 

"Hör mir zu Junge, die Chakras wissen das sie hier viel Nahrung finden, die anscheinend in den anderen Bezirken knapper wird." Erklärte Romans Vater und blickte dabei nervös umher. Seinen Vater so nervös zu sehen, war irgendwie abnormal. Normalerweise war dieser Mann standhaft, mutig und ernst. Jetzt sah Roman Angst in seinen Augen. Sein Vater hatte niemals Angst.
 

Er hatte es nun begriffen, sein Vater wollte ihn wirklich beschützen und nicht wie alle anderen Nächte davor nur bemuttern. Roman nickte und setzte sich in Richtung seines Vaters in Bewegung. Gerade wollte er etwas beschwichtigtes sagen, als die Augen seines Vaters sich schrecklich weiteten. Aus einem Reflex hinaus, drehte Roman sich um. Blutrote Augen starten ihn hungrig an.
 

Sie waren schon da...
 

Der Chakra vor Roman war nur der ihm am nächsten. Hundert weitere scharrten sich weiter hinten zusammen. Roman fühlte in diesem Moment nur noch Panik. Der Drang los zu rennen war schrecklich stark. Aber er war nicht dumm. Er konnte so vielen Seelenfresser nicht entkommen. Der Chakra der vor Roman stand leckte sich die Lippen und grinste breit. Das Grinsen lies Roman erschauern, denn es erinnerte mehr an eine Bestie als an einen Menschen.
 

"Lass in sofort in Ruhe!" Schrie Romans Vater und schubste Roman zur Seite. Wie betäubt rappelte sich Roman etwas weiter weg wieder auf. Sein Vater stand nun genau vor dem Chakra, der vorhin noch vor Roman stand. Das Wesen lachte leise oder vielleicht war es doch eher ein Knurren. Roman sah von seine Position nicht das Gesicht seines Vaters aber er war sich sicher, dass sein Vater entschlossen war seinen Sohn zu beschützen. Ab da an ging alles furchtbar schnell. Mit bloßen Händen schnitt der Chakra die Kehle seines Vaters durch. Er konnte nicht schreien, so schnell starb er. Doch Roman könnte schreien. Aber er war zu sehr gelähmt. Heiße Tränen rollten ihn geräuschlos über sein Gesicht. Der Mörder seines Vaters kam auf Roman zu. Das breite Grinsen wurde unerträglich breit. Er packte Roman am Kopf und riß ihn hoch, so dass seine Füße nicht mehr den Boden berührten. Mit roher Gewalt drückte er Romans Mund auf. Noch einmal wurde das Grinsen breiter. Dann öffnete er seinen Mund und fing an Romans Seele durch seinen Mund abzusaugen. Bläulich lilafarbener Nebel kroch aus Romans Mund und verschwand in dem Mund des Chakras. Danach wurde alles schwarz vor Romans Augen. Das Letzte was er spürte war, das er unsanft auf den Boden fallengelassen wurde.
 

~
 

Voller Panik wachte Roman in seinem Bett auf. Klitschnass geschwitzt. Seine Atmung war schwer. Als hätte er einen Marathon gelaufen. Er hatte schon wieder von jener Nacht geträumt. Jedesmal fühlte es sich wie das erste Mal an, wobei er fast jede Nacht davon träumte. Seit dieser Nacht waren nun 6 Monate vergangen und trotzdem fühlte es sich wie gestern an. Roman setzte sich in seinem Bett auf. Das es sich für ihn wie gestern anfühlte, lag wohl auch daran das er erst vor zwei Wochen aufgewacht war. Die ganzen restlichen 6 Monate war er bewusstlos gewesen.
 

Als er aufgewacht war und die Ärzte gefragt hatten, was denn geschehen sei. Erzählten diese ihm, das er bewusstlos von einer Polizeieinheit gefunden wurde. Die Ärzte fanden schnell heraus das er der Seele beraubt wurde. Dennoch haben sie Roman nicht aufgegeben. Sie pflanzten ihm eine künstliche Seele ein um ihn zu retten. Doch weiß niemand der Ärzte wie lange die künstliche Seele halten würde. Da es ein Prototyp war. 6 Monate hatte die künstliche Seele jedenfalls nun schon gehalten und die Ärzte entschlossen Roman zu entlassen. Aber auch wenn Romans äußere Narben geheilt waren, war da eine klaffende Dunkelheit in seinem Herzen. Jeden Tag seitdem er wach war spürte er diese. Er fuhr sich erschöpft durch sein Gesicht und über die schwarzen Haare. Seine Haaren waren lang geworden und hingen ihm störend im Gesicht wie Fetzen von vergangenen Tagen. Er müsste wohl erstmal zum Friseur gehen. Wie seltsam sich ganz alltägliche Gedanken anfühlten. Es war einfach alles noch so taub. Roman schob die Decke beiseite und betrachtete die Narbe über seiner Brust, genau neben dem Herzen. Dort hatten sie die Seele eingepflanzt. Die Ärzte hatten ihm gesagt, dass er diese Narbe für immer haben wird. Aber sie würde blasser werden. Anscheinend hatten die Ärzte auch die inneren Narben gemeint, denn sie schauten Roman immer so mitfühlend an.
 

Roman schwang seine Beine aus dem Bett und mit einem Ruck stand er endlich auf. Wobei er schon auf den Beinen gestanden hatte, fühlte es sich immer noch schwer an. Dennoch klappte es bei jedem weiteren Schritt besser. Er bewegte sich ins Bad. Das Licht der Neonleuchten brannte in seinen Augen aber nach kurzer Zeit gewöhnte er sich an das künstliche Licht. Roman stützte sich auf das Waschbecken ab und schaute den Jungen im Spiegel an. Als er ins Koma gefallen war, war er noch Achtzehn gewesen. Nun war Neunzehn. Wobei... Altern Chakras eigentlich oder war er nun für immer Achtzehn Jahre alt? Wie es auch war, für Roman würden andere Regeln gelten, denn er hatte, im Gegensatz zu allen anderen Chakras, eine Seele. Zwar eine Künstliche aber trotzdem hatte er eine. Roman betrachtete weiterhin sein Spiegelbild. Seine Haare waren wirklich lang geworden. Bis kurz über die Schultern reichten sie. Seine grünen Augen sahen matt und müde aus. Früher hatten sie mal geleuchtet. Hatte das auch was mit der Seele zu tun? Ein Bart war ihm auch gewachsen und wobei Roman 6 Monate geschlafen hatte, sah er aus als hätte er keine Sekunde Schlaf bekommen. Wenn er endlich zu Hause sein würde, würde es ihm hoffentlich besser gehen.
 

~
 

Die Schiebetüren des Krankenhaus schlossen sich mit einem kleinen "Klack" automatisch hinter ihm. Nun war Roman wieder ein freier Mann. Die Sonne die im Winter ziemlich tief stand blendete ihn scharf und er kniff die Augen zusammen. Als er ins Krankenhaus gekommen war, war es noch Sommer gewesen. Fröstelnd machte er seine Jacke zu. Es war kalt. Was für Dezember auch nicht ungewöhnlich war aber wie gesagt, Roman ist ins Krankenhaus gekommen als es noch Sommer war. Langsam aber sicher gewöhnten sich Romans Augen an das tief stehende Sonnenlicht.
 

"Roman!" Eine männliche Stimme riß ihn aus seinen Gedanken und verfrachtete ihn nun endgültig zurück in die reale Welt. Die männliche Stimme gehörte zu seinem besten Freund. Blue Morgan kam auf ihm zugelaufen und drückte seinen Freund aus Kindheitstagen fest an sich. Blue drückte ihn herzlich und voller Erleichterung das sein Freund nun endlich aus dem Krankenhaus gekommen war. Diese Herzlichkeit brachte Roman zum Lächeln. Das erste Mal seitdem er aufgewacht war. Erst in diesem Moment merkte er, wie sehr er Blue vermisst hatte. Sein bester Freund hatte ihn zwar schon öfters besucht aber das war nicht das selbe gewesen. Roman löste sich aus der Umarmung. Blue, der wuscheliges braunes Haar hatte und blaue Augen, lächelte ihn freudestrahlend an. "Endlich bist du wieder unter den Lebenden." Sagte er. Roman nickte, wobei er fand das "unter den Lebenden." Nicht wirklich zu traf. Trotzdem war er froh das Blue ihm nicht komisch behandelte, obwohl er eigentlich Seelenlos war. Die beiden Freunde setzten sich in Bewegung. Roman schulterte seine Tasche, in der ein paar Klamotten und sowas waren, auf seine Schulter. "Wie wärs wenn wir heute Abend die Stadt unsicher machen?" Fragte Blue mit einem vielsagend Lächeln und lief neben Roman her. Er verstand das sein bester Freund da weiter machen wollte wo sie aufgehört hatten aber das konnte Roman leider nicht. Für Blue waren die 6 Monate normal vergangen, er ist zwar auch älter geworden aber sonst war er immer noch der selbe. Im Gegensatz zu Roman. Er war nunmal jetzt anders. Ob das Blue einsehen würde? Aber jetzt musste er Blue erstmal antworten. Roman schüttelte entschuldigend den Kopf. "Ich will mich erstmal noch etwas ausruhen." Blue sah Roman nicht sehr begeistert an aber akzeptierte die Entscheidung seines besten Freundes.
 

~
 

Die beiden Jungs redeten noch über dies und das. Roman kam Stück für Stück zurück ins Leben und für ein paar Minuten vergaß er tatsächlich was vorgefallen war.
 

Blue erzählte gerade irgendwas belangloses als Roman merkte das sie nicht den Weg zu seinem Zuhause einschlugen. Verwundert runzelte er die Stirn und hielt seinen Freund am Arm fest. "Wo gehen wir hin?" Fragte Roman. Der braunhaarige Junge drehte sich zu ihm um. Er sah bedrückt und ertappt aus. "Es ist so, dass Haus von deinem Vater... Naja..."
 

"Bitte sag nicht, es wurde zerstört!" Unterbrach Roman seinen Freund mit Schrecken in der Stimme. Klar, es war nur ein Haus aber es war das einzige was von seinem Vater übrig geblieben war. Blue schüttelte energisch den Kopf. Gott sei dank.
 

"Es wurde nicht zerstört, Roman. Aber deine Krankenhauskosten waren schrecklich hoch und..." Blue brach ab, anscheinend schaffte er es nicht die Worte über seine Lippen zubringen und Roman wurde klar was er sagen wollte. Das Haus seines Vaters wurde verkauft um seine Krankenhauskosten zu bezahlen. Roman hätte ausrasten können. Er ballte seine Hände zu Fäusten aber schluckte die Wut hinunter, da Blue nichts dafür konnte. Um sich zu beruhigen fuhr er sich durch sein zerzaustes Haar.
 

"Wo soll ich denn jetzt wohnen?" Blues Blick erhellte sich etwas, da er wahrscheinlich froh darüber war das Roman nicht ausrastete. "Ich hab dir eine Wohnung im Ostviertel besorgt und bevor du was sagst, lass mich erst die Vorteile aufzählen." Auf die Vorteile war Roman wirklich gespannt, immerhin war das Ostviertel dafür bekannt, das es viele Chakra Angriffe hatte. Andererseits wurde Roman von Chakras angegriffen wobei er im sichersten Viertel gelebt hatte. Was hatte das also schon für eine Bedeutung, wo man wohnte.
 

"Also.." Fing Blue an und lief den Bürgersteig weiter entlang. Roman folgte ihm bereitwillig. Immerhin hatte sein Freund sich darum gekümmert, wo er wohnen könnte.
 

"Die Wohnung ist wirklich günstig und man kommt von da aus schnell zur Schule kommen." Erzählte sein bester Freund. "Außerdem ist es dort in letzter Zeit viel sicherer geworden." Fügte Blue hinzu. Die Straßen wurden langsam immer breiter und der Verkehr dichter. Im Ostviertel lebten viele mit nicht so viel Geld. Roman würde wohl jetzt auch dazu gehören. Dadurch das sein Vater bei der Sondereinheit für Chakras der Polizei gearbeitet hatte, hatten sie ein gutes Einkommen gehabt und Roman musste sich um nichts sorgen. Wahrscheinlich müsste er sich nun einen Job suchen. Blue und Roman überquerten eine dichtbefahrene Straße, sie war so dichtbefahrene das man ohne eine Ampel gar nicht drüber kommen würde.
 

"Ähm..." Machte sich Blue bemerkbar und Roman wurde klar das er wohl noch nicht fertig war über die Wohnung zu berichten. "Es gibt leider doch einen kleinen Hacken an der Wohnung." Sagte Blue. "Der wäre?" Fragte Roman mit einem Stirnrunzeln. Schlimmer könnte es ja schon nicht mehr werden, fand Roman. "Du hast einen Mitbewohner." Platzte es seinen Freund raus, als würde es besser sein wenn er es schnell sagen würde. Quasi wie ein Pflaster was man schnell abzieht, damit es nicht so weh tat. Romans sowie so schon schlechtere Laune sank in die absoluten Tiefe. Einen Mitbewohner? Darauf hatte er echt überhaupt keine Lust. Blue schaute ihn ängstlich von der Seite an, er erwartete wahrscheinlich schon einen Ausraster von Roman. Aber er hatte keine Energie dafür. Stattdessen seufzte Roman tief und ermüdend. "Erstmal wird das wohl gehen." Sagte er. "Danke das du dich um eine Wohnung für mich gekümmert hast, Blue." Schob er noch hinter her und nickte seinem Freund dankend zu. Blue lächelte. "Gerne. Ach übrigens, du wohnst jetzt auch näher bei mir." Verkündete er freudig. Stimmt, Blue wohnte im Nordostviertel, was die bessere Variante des Ostviertels war. Vorher war es immer schwer sich zu treffen, weil Romans Zuhause im Westviertel lag. Wobei der Schwarzhaarige gerade nicht das Bedürfnis verspürte sich zu treffen, war er dennoch froh darüber.
 

~
 

Blue verabschiedete sich schweren Herzens von seinem besten Freund. Er fragte sogar nochmal ob Roman und er nicht doch noch was unternehmen sollten aber Roman lehnte dankend ab. Nun stand Roman alleine vor seiner neuen Behausung. Ein Hochhaus mit sieben Stockwerke. Blue hatte gesagt er würde in der fünften Etage wohnen. Roman richtete sein Blick noch oben und suchte die fünfte Etage. Da war sie. Ein leuchtendes Fenster zeigte ihm das sein Mitbewohner wohl da war. Wie er wohl sein wird? Hoffentlich nicht zu aufdringlich... Dachte Roman im Stillen. Eine andere Frage flog ihm in den Kopf: Hatte Blue ihm von seiner künstlichen Seele erzählt? Nein, sowas würde Blue nicht ohne seiner Erlaubnis tun. Ein kalter Wind huschte durch die Wohngegend. Die Wind pfiff durch die vielen Hochhauswände die hier im Ostviertel nicht selten waren. Roman sollte nicht länger hier draußen rumstehen, denn es wurde langsam dunkel und immer kälter. Also schritt er entschlossen dem Eingang des Hauses entgegen. Der Schlüssel klackte im Schloss und Roman trat in sein neues Zuhause ein. Das automatische Licht begrüßte ihn schon hellstrahlend. Nachdem seine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, irgendwie war er total lichtempfindlich geworden, ging er zu dem großen Aufzug. Die Tür des Lift öffnete sich zischend und Roman trat ein. Der Aufzug schoss nach oben, nachdem er die 5 gedrückt hatte. Oben angekommen stieg er wieder aus dem Aufzug aus und ging auf die Wohnung zu die ab nun ihm gehören würde. Jedenfalls zur Hälfte. Auch hier passte der Schlüssel ins Schloss, wobei Roman ja irgendwie gehofft hatte das Blue ihn nur ein Streich gespielt hätte. Aber nein, dies war wirklich sein neues Zuhause. Er öffnete die Tür und betrat die Wohnung. Drinnen war es wie eine typische Studentenwohnung eingerichtet. Nichts besonderes aber trotzdem ganz gemütlich. Ein langer Flur mit Abzweigungen erstreckte sich vor Roman. Sein Blick schweifte eine ganze Weile über die Dinge die in dem Flur standen. Ein Schuhregal, eine Garderobe und Fotos an den Wänden. Jemand summte ein Lied vor sich hin. "Hallo?" Rief Roman, er wollte seinen Mitbewohner nicht zu tote erschrecken. Als keine Antwort kam entschied er sich in die Richtung zu gehen, aus der das gesummte Lied kam und wo auch ein Licht brannte. Auf dem Weg dorthin blickte er auf die Bilder an den Wänden. Das eine zeigte eine Gruppe von Freunden beim feiern, das andere ein Pärchen aber auf keinem Bild war nur eine Person zu sehen. So konnte Roman sich noch kein Bild von seinem Mitbewohner machen. Wahrscheinlich war er der Kerl mit dem Mädchen. Es konnten aber genau so gut ein Freund von seinem Mitbewohner sein. Das Summen wurde lauter. Irgendwie klang die Stimme weiblich. Und tatsächlich musste Roman überrascht feststellen, das ein Mädchen mit langen dunkelbraunen Haaren in der Küche mit dem Rücken zu Roman stand. Sie hatte Kopfhörer im Ohr und schnitt Gemüse zurecht. Deswegen hatte sie Roman also nicht gehört. Er ging weiter und tippte das Mädchen von hinten an. Diese fuhr erschrocken herum und hätte Roman beinah mit dem Messer getroffen. Zum Glück war Roman rechtzeitig zur Seite gesprungen. "Ich bin der neue Mitbewohner!" Rief er schnell und wedelte energisch mit den Armen und Händen, weil das Mädchen Anstalten machte das Messer zur Verteidigung zu benutzen. Ihre Miene entspannte sich langsam. Roman lächelte sie freundlich an. "Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken." Sagte er etwas aufgelöst.
 

Als das Mädchen immer noch nichts sagte, da sie wahrscheinlich immer noch einen Schock hatte, stellte sich Roman vor: "Mein Name ist Ramon Whitehill, mein Freund Blue Morgan hat mir die Wohnung besorgt." Dennoch schaute die Braunhaarige immer noch skeptisch aber kam wohl zu dem Entschluss das Roman die Wahrheit gesagt hatte, nachdem er ihr den Haustürschlüssel vor die Nase hielt.
 

"Ich heiße Elizabeth Storm." Sagte sie mit klangvoller Stimme. Erst jetzt merkte Roman das sie unterschiedliche Augenfarben hatte. Das rechte Auge war eisblau und das Linke grün. Dadurch wirkte sie leicht unmenschlich und bedrohlich. Aber das verschwand sofort nachdem sie ein Lächeln aufsetzte und Roman ihre rechte Hand hin hielt. Der Schwarzhaarige nahm Elizabeth Hand lächelnd an. "Freut mich die kennen zu lernen." Schob er noch hinter her. "Ja, ähm sorry wegen dem Messer." Gab sie als Antwort und zeigte entschuldigend auf das Messer was sie nun auf die Küchenplatte zu den Gemüse gelegt hatte.
 

"Kein Problem." Beschwichtigte Roman lachend. "Wäre ich ein Einbrecher, wäre ich schon über alle Berge." Das brachte seine neue Mitbewohnerin zum Lachen. "Danke." Sagte sie übertrieben freundlich und verbeugte sich als hätte sie ein Theaterstück vorgeführt. Danach herrschte kurze Stille zwischen den Beiden. Roman nutzte sie Zeit um Elizabeth genauer zu betrachten. Ihre braunen Haare lagen ihr wie ein langer Mantel um den Schultern und ihre zwei Augenfarben gaben ihr dieses gewisse Etwas, das man nicht seinen Blick von ihrem Gesicht lassen wollte. Sie strahlte Freundlichkeit aber auch gleichzeitig Gefahr aus. Die Figur von ihr war schmal aber man merkte auch das sie nicht schwach wach. Unterm Strich war Romans Mitbewohnerin eine attraktive junge Frau. Das hätte sein bester Freund wirklich mal erwähnen können. Nicht das es ihm was ausmachte mit einer Frau zusammen zu wohnen aber er wäre doch gerne vorgewarnt gewesen. Dann würde er vielleicht jetzt nicht so merkwürdig gucken und Elizabeth würde sich nicht beobachtet fühlen, denn nach ihrem Blick zu urteilen hat sie seine Blicke bemerkt. Roman entschied sich die Wahrheit zu sagen.
 

"Sorry, ich wusste nur nicht das mein Mitbewohner eine Frau ist." Elizabeth Miene verfinsterte sich. Das hätte sich der Schwarzhaarige schon denken können. "Es ist nur, ich bin etwas überrascht weil Blue nicht mit einem Wort erwähnt hat das du eine Frau bist." Erklärte er schnell beschwichtigend weil er befürchtete, das Elizabeth das Messer wieder ergreifen könnte.
 

Ihm fiel eine andere Frage in dem Kopf. "Sag mal, woher kennst du Blue überhaupt?" Irgendwie hatte Roman die Befürchtung das Elizabeth eine von Blues Frauengeschichten war. "Ich kenne ihn aus der Schule." Antwortete sie ganz ungezwungen. Roman war erleichtert, dann war die Braunhaarige wenigstens nicht schlecht auf Blue zu sprechen.
 

"Blue und ich gehen in die selbe Klasse und wir somit auch." Verkündete Elizabeth. Roman war erst etwas überrascht aber dann fiel ihm wieder ein das er ein halbes Jahr im Koma gelegen hatte. In der Zeit musste Elizabeth zur seiner Schule gewechselt haben. Also nickte Roman. Elizabeth lächelte freundlich zurück. Wieder herrschte kurze Stille zwischen Ihnen. "Ähm. Soll ich dir mal die Wohnung zeigen?" Fragte Elizabeth in die Stille rein. "Gerne." Antwortete er und Elizabeth gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen das er aus der Küche wieder rausgehen sollte. Er befolgte den Befehl und trat wieder in den Flur. Die Wohnung hatte zwei Schlafzimmer, ein Badezimmer, ein Wohnzimmer und die Küche. Alles sah wirklich ordentlich aus und Roman fragte sich ob Elizabeth das vorher alles alleine bezahlt hatte oder ob es einen Mitbewohner vor ihm gab? Und wenn ja, was ist mit dem davor passiert. Okay Stopp, dass könnte ja alles mögliche sein. Weggezogen wegen einer neuen Arbeitsstelle zum Beispiel. Aber es starben auch viele Menschen wegen Chakras und Roman fragte sich ob der alte Mitbewohner so umgekommen war. Aber vielleicht machte sein Kopf ihm da auch nur Streiche. Doch wer war dann der Kerl neben Elizabeth auf dem Bild gewesen? Roman musste sich ein zweites Mal stoppen. Er musste ja nicht tot sein und auch nicht ihr Mitbewohner gewesen sein. Und trotzdem waren die Gedanken in Romans Kopf.
 

Nachdem Elizabeth Roman alles gezeigt hatte, war er in sein Zimmer gegangen. Er stellte fest das Blue seine Sachen schon hier hergebracht hatte. Das Zimmer war nicht unbedingt klein, eigentlich ausreichend aber wenn man einen anderen Standart gewöhnt war, war das Zimmer doch etwas klein. Trotzdem war das Zimmer so groß, dass eine kleinere Couch, ein dazugehöriger Couchtisch und ein Schreibtisch Platz hatten. Wie gesagt, dass Zimmer war nicht klein aber Roman war was anderes gewöhnt. Sein Vater hatte zu den reichen Leuten gehört. Aber das war nun vorbei. Er musste kurz schlucken. Manchmal hasste er sich dafür, dass er nicht netter zu seinem Vater gewesen war. Roman war kein einfacher Sohn gewesen. Ständig hatte er sich in Schwierigkeiten gebracht und das mit der Gewissheit, dass sein Vater ihm schon da rausholen würde. Das würde nun nicht mehr so sein. Roman warf sich seufzend auf sein Bett und kramte aus seiner Tasche seine Kopfhörer und sein Handy heraus. Als er sich die Kopfhörer aufsetzte und die ersten Takte von irgendein Lied anhörte atmete er tief durch. Es tat gut die Welt abzuschalten. Das erste Lied ging zu Ende und das nächste fing an zu spielen. Ironischerweise handelte der Liedtext von einer apokalyptischen Welt. Na super... Er schaltete schnell ein Lied weiter. "Ach neee nicht das.." Murmelte er vor sich hin. Er schaltete weiter. Aber das nächste war auch nicht wirklich besser, also schaltete er wieder eins weiter. Und noch eines und noch eines. Das wurde ihm dann doch zu dumm. Er riss die Kopfhörer wieder aus seinen Ohren und warf sein Handy auf seine Tasche. Jedenfalls versuchte er das. Natürlich landete das blöde Ding so, das es von der Tasche runterrutschte und auf dem Boden scheppernd aufkam.
 

"Mist!" Entfuhr es Roman. Ärgerlich hievte er sich vom Bett hoch und grapschte blind nach seinem Telefon. Er bekam es zu fassen und legte es diesmal auf dem Nachtisch neben sich. Roman schmiss sich zurück aufs Bett. Er blieb auf dem Rücken liegen und starrte die weiße Decke an. Eine ganze Weile lag er da noch so. Eigentlich wollte er etwas schlafen und er fühlte sich auch müde aber sein Körper brauchte anscheinend kein Schlaf. Kein Wunder wenn man bedenkt das er sechs Monate geschlafen hatte. Dennoch schloss er die Augen, auch wenn es ziemlich krampfhaft war und es sich total falsch anfühlte die Augen zu zuhaben. Er drehte sich auf die Seite. Dann auf die andere. Roman seufzte. Er würde die Nacht wohl kein Schlaf bekommen. Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit schlug Roman seine Augen wieder auf und drehte sich zurück auf dem Rücken. Er tastete nach seinem Handy. Blue hatte ihm geschrieben: "Gut angekommen?" Und "Sehen wir uns dann morgen in der Schule oder hast du vielleicht doch noch Lust was zu machen?"
 

Roman legte sein Handy wieder zurück auf den Nachtisch ohne zu antworten. Er wusste das sein bester Freund sich nur sorgte aber er konnte das gerade einfach nicht. Würde er morgen wieder in die Schule gehen? Das kam ihm total unreal vor. Roman würde einfach wir vorher weiter machen und nichts würde sich ändern. Außer halt das sein Vater tot war, er eine künstliche Seele hatte und ab jetzt eine Mitbewohnerin.



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