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The little Christmas Elf

Es war einmal ein kleiner Wichtel namens Ryan. Ryan war einer der fleißigsten seiner Art, er hatte immer gute Laune, erschien jeden Tag pünktlich zur Arbeit und stand auch nie länger als notwendig unter dem Mistelzweig, der über der Eingangspforte der Wichtelwerkstatt angebracht war, im Gegensatz zu manchen anderen Wichteln, die gar nicht langsam genug hindurchschreiten konnten, um eventuell einen Kuss von einer liebgewonnenen Wichteline zu ergattern. Pah! Die hielten alle nur den morgendlichen Wichtelverkehr auf, Ryan würde dies niemals tun – er war gewissermaßen ein Workaholic. Das musste er aber auch sein, denn neben seiner Tätigkeit in der Wichtelwerkstatt, war er auch Augen und Ohren für den Weihnachtsmann in einer kleinen Stadt, die weitläufig unter dem Namen Churningham bekannt war. Er wurde erst in diesem Jahr als Jungwichtel im Außendienst eingesetzt, weswegen er sich natürlich erst einmal mit allen möglichen Anwohnern bekannt machen musste. Er hatte auch so manche Party mitgefeiert und einige gute Freunde bekommen, die er auf jeden Fall als ‚brave Kinder‘ auf Santas Liste setzte. Da gab es zum Beispiel Josy Flournoy, ein sehr schweigsames, aber auch herzensgutes Mädchen; ebenso wie ihr Freund Liam O’Neill, der eine witzige Affinität zu gelben Plüschkugeln auf Beinen hatte. Die Brylers waren auch ein tolles Beispiel dafür, wie sehr sich eine Familie lieben und unterstützen konnte – Ryan sah sie oft, denn er hatte vom Weihnachtsmann ein Haus direkt gegenüber von ihrem Haus gemietet bekommen, mitsamt einer falschen Familie. Auch ein Mädchen namens Deliah hatte sich sofort richtig gut mit dem Wichtel verstanden und ihm sehr bei seinen ersten Schritten in Churningham geholfen; ebenso wie Martin McFly, der auch neu in der Stadt war und dann gab es da noch Ryder Flynn. Ryan wusste nicht was er von ihm halten sollte. Mal wollte er mit ihm auf eine Party gehen, dann versetzte er ihn wieder, weil er wohl besseres zu tun hatte. Allgemein hatten sie aber immer richtig viel Spaß miteinander, wenn sie etwas zusammen unternahmen und Ryan hatte auch schon bei ihm übernachtet (bei Aaron Bryler übrigens auch! Die beiden hatten sich seit Ryans Einzug schon gut verstanden.) Aber mal weg von den artigen Kindern, denn auch ‚unartige Kinder‘ waren nicht selten in dem kleinen Städtchen anzutreffen (oder waren es nur wenige, die aber sehr oft auf sich aufmerksam machten?). Ryan würde ihre Namen niemals an dritte weitergeben, aber er konnte mit Bestimmtheit sagen, dass einer von ihnen keine große Leuchte, und ein weiterer schwarz wie die Nacht war; eine andere – ja, ein blondes Mädchen sogar! – ließ es sich nicht nehmen, andere auszubeuten und sich einen Spaß daraus zu machen mit ihren Gefühlen zu spielen. Ein weiterer Blondschopf tat nach außen hin immer sehr gemein, Ryan war sich aber nicht sicher, ob er das auch wirklich in seinem Inneren war, denn immerhin hatte dieser Junge einen Zwilling, der kein Wässerchen trüben könnte und mit dem verstand er sich blendend! Es kam scheinbar auf die Person an, mit der er zusammentraf – da brauchte Ryan wohl noch etwas Zeit für Recherchen.

Für dieses Jahr mussten jedoch bald die Listen für den Weihnachtsmann fertiggestellt werden und da gab es kein ‚vielleicht‘. Ryan saß also noch spät nachts auf dem Sofa im Wohnzimmer und grübelte gerade darüber, ob der Rosie Donnan jetzt für artig oder unartig hielt. Wie so oft, wenn er über die unartigen Kinder nachdachte, kam ihm ein sehr unartiger Gedanke, der sich darum drehte, wie er das naughty girl über sein Knie legte und – oh! Da rumpelte etwas auf dem Dach. Ryan schrieb das Mädchen aus Versehen in seiner Eile auf die Liste der unartigen Kinder (was ihr jetzt gleich wieder vergesst! Denn wer sollte euch das auch erzählt haben? Ryan war es mit Sicherheit nicht, der plauderte ja nie aus dem Nähkästchen, schon gar nicht, wenn es um die bösen Kinder ging!) und sprang auf, um vor dem Kamin Haltung anzunehmen. Es dauerte keine fünf Minuten, da rutschte ein fröhlich aussehender Opa mit weißem Rauschebart und rotem Mantel durch den Kamin direkt in Ryans Wohnzimmer und brachte eine große Rußwolke mit sich, da Ryan vergessen hatte den Schornsteinfeger vor dem Fest anzurufen.

„Oh, Entschuldigung!“, stieß er bestürzt aus und verließ seine Position, um dem alten Mann sofort aufzuhelfen. Dieser lachte aber nur herzlich und hielt sich seinen Bauch dabei, da er sonst vor Lachen immer auf und ab wackeln würde. Dabei fiel der ganze Ruß wie magisch von ihm ab, was Ryan mit großen Augen bewunderte. Er hatte sich schon lange gefragt, wie der Weihnachtsmann immer so saubere Sachen haben konnte, wenn er ständig durch Kaminschächte rutschte – es stellte sich heraus, dass der Weihnachtsmann einfach so stark wackelte beim Lachen, dass er alles abschüttelte. Ein bisschen Magie war aber sicher auch im Spiel!

„Ach Ryan, ich sehe, das Stadtleben bekommt dir gut! Du wirst langsam locker.“

Wohl eher komplett überarbeitet und deswegen schusselig, dachte der Wichtel. Aber er liebte seine neue Arbeit, vor allem, weil er dadurch so viele neue Freunde gefunden hatte. Darum würde es ihm nicht im Traum einfallen, sich über irgendwas hier zu beschweren. „Ja, Santa“, bestätigte er also nur kurz und fügte dann an: „Du bist wegen der Listen hier, oder?“

Wieder lachte der Opa herzlich „Stimmt genau! Bist du denn schon fertig, oder brauchst du noch ein paar-„

„Nein, nein!“, fiel Ryan ihm ins Wort, „Ich bin gerade fertig geworden!“ Stolz zog er die zwei Zettel hinter seinem Rücken hervor und präsentierte sie dem Weihnachtsmann, der sie entgegennahm und einen prüfenden Blick darauf warf.

„Hast du sie auch ordentlich ausgearbeitet?“

„Nach bestem Wissen und Gewissen!“ Jetzt salutierte der kleine Wichtel mit vor Stolz geschwollener Brust.

Diesmal gluckste der Alte vor Freude „Rühren, Kamerad!“ und Ryan stellte sich wieder bequem hin, ein wenig auf den Füßen hin und her wippend, fast so, als erwartete er eine Belohnung für seine Arbeit und Santa schien zu verstehen:

„Nun, Ryan, du hast deine Arbeit bisher immer sehr gewissenhaft ausgeführt und dich zu einem wirklich beachtlichen Wichtel im Außendienst gemausert. Das mit dem Kamin vergessen wir einfach ganz schnell.“ – der Wichtel lächelte entschuldigend, aber der Weihnachtsmann zwinkerte ihm einfach zu, fast ein bisschen so übertrieben wie Rosie das manchmal tat, wahrscheinlich mochte Ryan sie deshalb so gerne – „Außerdem hast du deine Listen so schnell wie kein anderer Wichtel fertiggestellt, darum erlaube ich dir dieses Jahr etwas ganz Besonderes: Du darfst deine Freunde mit zum Nordpol bringen und ihnen persönlich ihren sehnlichsten Wunsch erfüllen.“

Die Augen des Wichtels fingen an vor Freude zu leuchten, denn es gab nichts Schöneres für sie, als die sehnlichsten Wünsche der Menschen selbst erfüllen zu dürfen. Der Weihnachtsmann aber erhob seinen Zeigefinger und verschaffte sich damit noch einmal das Gehör des kleinen Wichtels. „Es gibt allerdings noch eine Bedingung:
 

Du darfst nur je einen einzigen seiner Abstammung mitbringen!

 

Sonst wird mir das zu viel Tohuwabohu.“

Ryan blinzelte. Das schränkte die Sache natürlich drastisch ein, aber trotzdem nickte er eifrig, dann verabschiedete er den Weihnachtsmann und ging endlich ins Bett. Doch so recht konnte er noch nicht schlafen, immerhin musste er darüber nachdenken, wen er mitnehmen konnte und was diese Bedingung wohl für Folgen hatte…
 

Als dann endlich der große Tag für Ryan gekommen war, die Geschenkverpackmaschinen noch die letzten Geschenke mit buntem Papier und Schleifen umhüllten und eifrige Innendienstwichtel sich die größte Mühe damit gaben, den Schlitten des Weihnachtsmannes vorsorglich mit Geschenken vollzustopfen, war Ryan noch immer in Churningham. Alles war vorbereitet für den großen Ausflug an den Nordpol: er hatte genau sieben Jugendliche – nur je einen einzigen seiner Abstammung – eingeladen zu einem kleinen Weihnachtsurlaub, der fünf Tage dauern sollte. Damit waren die Familien der Kinder aufgeklärt und niemand würde sie während ihrer Abwesenheit vermissen. Zum heiligen Abend würden sie auch alle wieder zurück sein… Vermutlich.

Die Gruppe war doch recht ungewöhnlich, sie bestand aus Aaron – natürlich! Immerhin war er einer der besten Freunde von Ryan; Josy und Liam, da er Josy kaum ohne ihren besten Freund zu einer solchen Aktivität kurz vor Weihnachten hätte überzeugen können; Brandon, der immer für gute Laune zu haben war, ebenso wie T.J, die sich prächtig mit ihm verstand. Zu guter Letzt war die Wahl des Wichtels noch auf Martin gefallen, da er ihn einfach mochte und sie gewissermaßen das Schicksal der ‚neuen‘ Jugendlichen in der Stadt teilten und wenn er mitkam, durfte seine Freundin Lilith natürlich auch nicht fehlen, immerhin war Weihnachtszeit und die sollte man mit geliebten Menschen verbringen. Klar hätte Ryan auch Ryder oder Deliah mitnehmen können, aber irgendetwas hatte ihm gesagt, dass es klüger wäre, stattdessen Aaron mitzunehmen. Sie alle hatten sich mit ihren Koffern und Taschen bei Ryan versammelt und sahen etwas ratlos in die Runde, da nicht unbedingt jeder nachvollziehen konnte, wieso Ryan gerade diese Mitschüler ausgewählt hatte. Wie geplant hatten sich schon die Zweiergrüppchen gebildet, die Ryan ohnehin vorgesehen hatte – nicht, dass das zwangsweise notwendig war, immerhin waren sie eine große Gruppe, aber zu zweit konnte man den Nordpol doch viel besser erkunden, als alleine und so würde niemand allein sein. Vorerst galt es allerdings zum Wohnort des bärtigen Mannes zu reisen und dafür hatte Ryan so einiges zu erklären. Er kam gerade mit einem Tablett voll Punschgläsern ins Wohnzimmer, als Martin seine Stimme erhob: „Willst du nicht langsam mal verraten wohin es geht? Es ist ja nett, dass dein Vater uns das alles sponsert aber du machst vielleicht ein riesen Geheimnis daraus!“

Ryans Lächeln im Gesicht wurde immer breiter vor Vorfreude. Er teilte die Gläser mit dem süßlich duftenden Getränk aus, noch während McFly sprach, dann stellte er sich vor die Runde und rieb seine Hände aneinander. „Gut, dass du fragst und ich bin wirklich froh, dass ihr es alle hier her geschafft habt. Aber bevor ich dieses Geheimnis lüfte, muss ich euch ein anderes Geheimnis anvertrauen, das ihr auf keinen Fall weitererzählen dürft.“ Das könnten sie im Übrigen auch gar nicht, dafür sorgte schon die Magie des Weihnachtsmannes. Skeptische Blicke, aber was hatte er auch anderes erwartet. Ein wenig nervös fuhr Ryan sich durch die Haare. So ein Outing als Weihnachtswichtel machte man eben nicht alle Tage und wenn überhaupt nur bei besonders auserwählten Personen. „Nun, also… Ich bin ein Wichtel“, brachte Ryan es ganz kurz und schmerzlos heraus.

Schweigen. Verwirrte Blicke.

„So ein Helfer vom Weihnachtsmann?“, fragte Josy mit zaghafter Stimme nach.

„Ja, genau so einer“, antwortete Ryan mit einem riesigen Grinsen im Gesicht und beiden Händen stolz in die Hüfte gestemmt, scheinbar fassten seine Freunde es ganz gut auf, aber warum sollten sie das auch nicht tun? War ja auch alles ganz logisch, zumindest für Ryan.

Wieder schwiegen alle…. Bis ein Prusten, sowie eine Punschfontäne aus Aarons Mund die Stille durchbrach. Der Junge schüttelte sich vor Lachen „I-Ist da-has dein E-hernst?!“ Er war sichtlich amüsiert darüber und langsam stimmten auch die anderen Gäste mit in sein Lachen ein, wenn auch leicht verwirrt.

„Ja, vollkommen Ernst!“, lachte nun auch Ryan, denn lachen war ja etwas Gutes und wenn ihre Reise schon so anfing, konnte das ja nur ein Riesenspaß werden. „Und ich nehme euch mit zum Nordpol, zum Weihnachtsmann!“

Jetzt war es für Aaron vollkommen vorbei. Er warf sich zur Seite auf das Sofa und lachte aus vollem Hals. Scheinbar ging es ihm wirklich gut! Nein, natürlich war Ryan nicht so extrem einfältig, er sah nur das Gute in den Menschen und natürlich merkte er, dass man ihm diese Geschichte nicht ganz abkaufte, aber das war egal, denn er konnte seinen Freunden ja gleich alles beweisen. Vorher jedoch stimmte auch Brandon in den Spott mit ein: „AHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA, DER WAR GUT, RYAN! Und wie kommen wir da hin? Fliegen wir durch den Kamin davon?!“

Jetzt lachte auch Ryan „Neiiiin, natürlich nicht! Durch einen Kamin kann man doch nicht fliegen! Und die Rentiere konnte ich mir auch nicht ausleihen, immerhin müssen die sich noch für ihren großen Einsatz schonen. Der Weihnachtsmann hat meine Magie für den Transport verstärkt!“ Damit war dann von Ryans Seite aus auch alles geklärt und sie konnten loslegen, oder? „Ich hoffe ihr habt alle eure warmen Sachen eingepackt, denn gleich könnte es ein wenig kühl werden“, kündigte er an, dann erhob er seine beiden Hände, schloss die Augen und schnipste im Takt zu seinen Worten: „Jing-le bells, jing-le bells, jing-le all the way.“

Schon waren die Jugendlichen samt Gepäck aus dem Wohnzimmer verschwunden und reisten, oder eher: rasten, im Eiltempo als winzig kleiner Sternenstaub in Richtung Nordpol. Genau vor der großen Eingangshalle zur Wichtelwerkstatt kamen sie an. Der weiche, weiße und vor allem kalte Pulverschnee, der am Nordpol eben lag, umspielte ihre Füße. Nur bei Aaron umhüllte er den halben Körper, denn er lag noch immer auf dem Rücken und kugelte sich vor Lachen. Das hieß, sobald er realisierte, dass er innerhalb eines Augenschlages am verdammten Nordpol gelandet war, hörte er sofort auf mit Lachen und sprang auf seine Füße. „Waaaaas zur Hölle?!?!“ Aber er war nicht der Einzige, der den Mund vor Staunen nicht wieder zu bekam, auch die anderen brauchten einen Moment, um nicht gleich durchzudrehen. Lil schien weiche Knie zu bekommen und drohte umzukippen, aber Martin war sofort zur Stelle um dies zu verhindern. Er lehnte sie gegen sich und schloss einen Arm um sie, um sie zu stützen. Staunend blickte die Gruppe das Gebäude vor ihnen an, niemand wusste so recht, was er jetzt sagen sollte, darum übernahm Ryan wieder die Leitung.

„Ihr könnt auch einfach reingehen, euch ist doch sicher kalt.“ Immerhin war es in Florida um diese Jahreszeit bei weitem nicht so kalt wie hier und dementsprechend war niemand von ihnen passend gekleidet. Das könnten sie dann in den nächsten Stunden nachholen, wenn sie ihre Zimmer bezogen hatten, aber vorher war natürlich eine kleine Führung durch die heiligen Hallen der Geschenke angesagt! Die großen Tore der Fabrik wurden geöffnet, sodass die Gruppe hineingehen und der Kälte entkommen konnte. In der kleinen Eingangshalle wuselten jede Menge Wichtel umher, die alle ihren eigenen Geschäften nachgingen. Einer von ihnen brachte der Gruppe warmen Kakao, damit sich die Jugendlichen aufwärmen konnten, während Ryan ein paar Worte verlor. „Ist es hier nicht obertoll?“ Er sah strahlend in die Gesichter der anderen, die es scheinbar noch immer nicht so ganz fassen konnten, Ryan jedoch war ganz aus dem Häuschen. „Also ihr habt fünf Tage Zeit um euch hier alllllles anzugucken und zum krönenden Abschluss gibt es noch eine kleine Überraschung für euch. Bis dahin könnt ihr hier wirklich alles machen! Die Tür hinter mir führt in die Produktionshalle, da wird jetzt aber ein heilloses Durcheinander herrschen, links geht es zu den Schlafräumen und rechts gibt es Essen und Trinken. Ihr könnt auch auf den Innenhof gehen, dort gibt es Schnee, aber die Temperaturen sind erträglicher. Im Gebäude nebenan ist ein Aussichtsturm und von dort aus könnt ihr noch einige andere Teile des Weihnachtslandes sehen. Ich will auch nicht zu viel verraten, ihr könnt euch frei bewegen.“

„Und wo ist der Weihnachtsmann?“, platzte es aus Brandon heraus.

„Und Mrs. Claus?“, fügte Martin mit einem gespielt verruchten Augenbrauenwackeln hinzu und bekam dafür sogleich den Ellenbogen seiner Freundin in die Rippen.

„Die sind auch hier überall unterwegs oder in ihrem Haus, hinten bei den Schneehöhlen“, erklärte Ryan, „Grüßt sie, wenn ihr sie seht.“

„Ich will die Rentiere sehen.“ Josy zupfte an Liams Ärmel, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Der Junge sah mit leuchtenden Augen zu ihr „Oh ja, lass uns herausfinden, ob sie wirklich sprechen können!“ und damit nahm er Josys Hand und zog sie mit sich mit „Wir sind bei den Ställen, den Weg finden wir schon!“ und die ersten zwei waren verschwunden, obwohl sie vorher echt ein paar wärmere Sachen hätten anziehen können.. Dabei sollte es aber nicht bleiben, denn Brandon und T.J. riefen wie aus einem Mund: „GAMESROOM!“ und stürmten davon. Das war dann wohl Auskunft genug, wo die beiden sich die nächste Zeit vergnügen würden. Da sich jetzt schon die ersten aus dem Staub gemacht hatten, bot Martin seiner Freundin seinen Arm an, welcher auch gleich von Lil ergriffen wurde. „Los, wir ziehen uns erst mal um“, schlug er ihr vor und wandte sich dann noch mal an die beiden verbliebenen: „Bis später ihr zwei. Wir können ja nachher zusammen Kekse essen oder so.“ Sie winkten, dann standen Ryan und Aaron allein da.

„Und was willst du sehen?“, fragte Ryan seinen Freund.

„Uh… Alles?! Alles auf einmal am besten!“ Dann rümpfte er allerdings die Nase „Dir ist aber schon bewusst, dass ich dich jetzt nie wieder ernst nehmen kann, weil ich mir dich in rot-grünen Strumpfhosen und Wichteloutfit vorstelle? Außerdem dachte ich immer Wichtel sind klein und niedlich!“, er lachte, dann klopfte er Ryan auf die Schulter, „Nichts für ungut, ich hoffe das beeinflusst jetzt nicht meine Geschenke.“

Auch Ryan fing an zu lachen über die Worte seines Freundes „Na das muss ich mir jetzt noch ganz stark überlegen. Aber wenn du willst, zieh ich nachher meine Arbeitssachen an.“ Die kamen Aarons Beschreibung nämlich schon echt nahe, zumindest was die Farbwahl betraf. „Übrigens sind wir klein und niedlich. Das fällt dir nur nicht aus, weil wir uns größer machen können und hier im Weihnachtsland ist alles geschrumpft, das ist ein Zauber von Santa, der auf der Gegend liegt. Also genau genommen bist du gerade winzig.“

„Und trotzdem noch größer als du, My-Ry! Na los, rumstehen kann ich auch wo anders!“ und schon waren auch die beiden aus der Eingangshalle verschwunden.

 

Die nächsten Tage verbrachten alle mit sehr viel Fröhlichkeit, Weihnachtsliedern, Süßigkeiten, Spielen, Schneeballschlachten und Nächten in denen der Himmel hell erleuchtet war von den Nordlichtern, die laut Ryan so ziemlich jede Nacht zu sehen waren. Anfangs hatten auch alle kräftig über Ryans Wichtelarbeitskleidung gelacht, inzwischen war es aber scheinbar ein gewohnter Anblick ihn in knallroten Thermohosen, grün-roter Jacke mit einer Zipfelmütze und Glöckchen an den Schuhen herumlaufen zu sehen. Abgesehen davon liefen hier alle Wichtel so rum. Liam und Josy hatten sich im Innenhof ein Schloss aus Schnee gebaut, welches kurz nach Fertigstellung von Don und T.J. attackiert und besetzt wurde, woraufhin ein riesen Schneekrieg ausbrach, in den auch Lil, Martin, Aaron und Ryan hineingezogen wurden. Alle hatten in dieser Woche den Spaß ihres Lebens, bis auf Aaron, der ab und an ein wenig leer in den Raum starrte und seufzte, als würde er sich über irgendetwas Gedanken machen. Gerade in der einen Nacht, als er zum ersten Mal die Nordlichter gesehen hatte, hatte er traurig aus dem Fenster in Richtung des Himmels gesehen. Als würde ihm etwas essentiell Wichtiges fehlen um vollkommen glücklich zu sein. Dabei hatte er hier doch alles, was sich ein Junge nur wünschen konnte! Natürlich hatte Ryan ihn am nächsten Tag darauf angesprochen, aber da hatte sich Aarons Miene sofort wieder aufgehellt und er lenkte ab, indem er freudig einen anderen Teil des Weihnachtslandes sehen wollte. Seltsam. Vor allem wurmte es Ryan schon sehr, da er nicht wusste an was es dem Jungen fehlte, auch wenn er eine Ahnung hatte, was es sein könnte – nur wusste er nicht wie er Aaron helfen konnte, denn es war für den Wichtel schlichtweg unmöglich.

Am frühen Abend des 24. Dezembers hatte Ryan alle Jugendlichen in dem großen Festsaal versammelt, in dem sich auch andere Wichtel und Wichtelinen tummelten und auch der Weihnachtsmann und seine Frau waren anwesend. Heute jedoch war Ryans großer Auftritt. Er sollte die Herzenswünsche seiner Freunde erkennen und erfüllen und das vor versammelter Mannschaft. Da war es nicht verwunderlich, dass er verdammt nervös war!

Als erstes trat Josy vor ihn und machte schon den Mund auf, um sich etwas zu wünschen, aber Ryan wedelte mit den Händen „Nicht sagen!“ Er rieb seine Hände zusammen, als würde ihm das beim Denken helfen, dann schloss er die Augen und durchforstete angestrengt Josys Gedanken. „Mhhh…..“ Er klatschte in die Hände und vor dem Mädchen erschien eine Geschenkbox. Sie hockte sich hin, dann öffnete sie die Schachtel, sah hinein und sprang dann auf, um Ryan um den Hals zu fallen „Oh danke, Ryan! Aber das ist doch viel zu teuer!!! Das geht noch nicht.“

Ein paar umstehende Wichtel fingen an zu kichern, aber Ryan drückte sie ganz vorsichtig zurück – immerhin hatte Josy ein Problem mit Körperkontakt, soweit Ryan wusste. „Hey, es ist ja nicht so, dass mir das hier vom Lohn abgezogen wird… Ich krieg ja nicht mal Lohn! Aber es freut mich, wenn es dir gefällt!“ Das Mädchen nickte eifrig, bekam aber rote Wangen, weil sie sich ein wenig für ihre Worte schämte. Trotzdem zog sie jetzt endlich das Geschenk – eine brandneue Kamera mit allem möglichen Schnickschnack in einer teddybärförmigen Kameratasche – aus dem Karton und machte sogleich Platz für den nächsten. Die Kamera wurde natürlich sofort ausprobiert und Josy machte so viele Fotos, wie sie konnte.

Als nächstes war Liam dran, er bekam nach einer kurzen Bedenkzeit einen Stapel Comichefte und qualitativ hochwertige Malutensilien. „Das sind ja die ersten Erscheinungen von meinen Lieblingscomichelden! Das ist wirklich toll!“ Ryan hatte also schon zwei von sieben Kindern richtig glücklich gemacht, das fing doch gut an.

Bei den nächsten lief es ähnlich ab. Brandon bekam eine brandneue Spielekonsole und ein paar Utensilien für Zaubertricks mit Feuer und Explosionen, die natürlich durch ein wenig Magie von Ryan aufpoliert worden waren, damit Don auch eine gute Show abliefern konnte. Bei T.J. musste Ryan schon echt grübeln, letztendlich zog er aber seine Augenbrauen erstaunt in die Höhe und meinte nur „Ich glaube Brandon hat etwas für dich!“ Dieser trat verwundert vor „Woher.. weißt du das? Ah, egal..“

Don machte einen Filmreifen Kniefall vor der Blauhaarigen „Theodora-Jane Haynes, willst du..“ T.J. schlug beide Hände vor dem Mund zusammen und gab einen aufgeregt quietschenden Laut von sich, als Brandon eine kleine Box hervorholte, die eine wirklich verdächtige Größe hatte. „Für immer meine Gamer-Freundin sein?“ Er öffnete die kleine Schachtel und in ihr befand sich der eine Ring… von Herr der Ringe. Der, den Frodo eigentlich in den Schicksalsberg schmeißen sollte. T.J. brach in Lachen aus „Natürlich du Knallkopf!!“ Sie bekam den Ring angesteckt, dann drückten sich die beiden Freunde und Ryan grinste sie an. Scheinbar gab es einfach Geschenke, die von anderen Menschen überreicht werden mussten. Aber immerhin hatte er es richtig vorausgesagt, also wertete er das jetzt mal als einen Punkt für sich.

Weiter ging es mit Lil, ein wirklich schwieriger Fall, aber auch dieser konnte gelöst werden mit ein wenig Hilfe von McFly, der ebenfalls nach Ryans Ansage an seine Freundin herantrat. „Irgendwie stielt Don mit seinem Ring mir gerade voll die Show, aber…“ Er zog ein Yoshi Plüschtier hinter seinem Rücken hervor „Ich wusste nicht, dass wir alles mitnehmen können, was wir wollen und so ein Plüschtier würde doch sicher nicht auffallen, wenn es weg ist und du hast das immer so lange angesehen. Da dachte ich… Es gefällt dir vielleicht.“ Er atmete tief durch und überreichte es ihr. Hatte Martin ernsthaft gedacht, er könnte den Weihnachtsmann bestehlen? Der alte Mann hatte alles auf der Welt, was man sich vorstellen konnte. Er sah es vermutlich nicht mal als Diebstahl, wenn ihm die halbe Bude ausgeräumt wurde, sondern als Geschenk für Bedürftige! Lil blinzelte einen Moment, dann drückte auch sie ihren Freund „Dass dir das aufgefallen ist! Oh man und ich dachte, du guckst nur anderen Röcken hinterher!“. Sie gab ihm einen Kuss, dann begutachtete sie das Kuscheltier und umklammerte es wie einen Schatz, den sie gerade gefunden hatte. Okaaaay… Das war ein wenig seltsam, aber gut. Lilith freute sich und das zählte Ryan auch als einen Punkt für sich.

Martin war an der Reihe. Er grinste verschmitzt, als Ryan versuchte herauszufinden, was er sich wünschte und dann bekam Ryan glühend rote Ohren, die prächtig zu seiner roten Mütze passten. Es schien fast so, als ob McFly sich seinen Wunsch selbst erfüllt hatte, das erklärte nämlich auch die Seitenblicke, die er hin und wieder zu der einen Wichteline geworfen hatte und die mit einem verliebten Lächeln erwidert wurden. Wah! Das konnte Ryan ja nun niemandem erzählen, also bekam Martin einfach eine Kiste Bücher! Und für das nächste Jahr musste der Wichtel sich echt überlegen, ob er den Jungen nicht vielleicht lieber auf die Liste für die unartigen Kinder schreiben sollte, also ehrlich!!

Als Aaron letztendlich vor Ryan stand, schluckte dieser nervös einen großen Kloß in seinem Hals runter. Das hier würde wirklich nicht einfach werden, vor allem, wenn Aaron wirklich das wollte, was Ryan schon länger vermutet hatte. Er schloss seine Augen und suchte… Als er sie wieder öffnete, waren sie wässrig und kein breites Grinsen zierte seinen Mund.

„Ich… Ich kann das nicht.“ Ryans Stimme war leise, entschuldigend, trotzdem hallten seine Worte von den Wänden des Raumes wieder und er war sich sicher, dass alle ihn gehört hatten. Wie stand er denn jetzt da vor dem Weihnachtsmann und all den anderen Wichteln? Und was noch viel schlimmer war: Es gab vermutlich nichts furchtbareres für einen Wichtel, als einen Wunsch nicht erfüllen zu können! Noch dazu schossen jetzt auch Aaron Tränen in die Augen.

„Wieso? Alle anderen haben doch auch bekommen, was sie wollten, wieso geht das bei mir nicht auch..?“ Er klang heiser. Als würde er jeden Moment losschluchzen. Ryan musste mitansehen, wie sich eine Träne den Weg über Aarons Wange bahnte und es bracht ihm förmlich das Herz, sodass er schnell nach Aarons Händen griff. Dieser zog sie allerdings weg, was Ryan nur noch einen weiteren Stich in sein kleines Wichtelherz versetzte, aber das war nebensächlich, immerhin war es Aaron, der seinen Herzenswunsch nicht erfüllt bekam.

„Es liegt an..“, Ryan sah hinüber zum Weihnachtsmann, dieser nickte, „Es liegt an den Bedingungen, damit ich euch hier her holen durfte. Ich konnte nur einen einzigen seine Abstammung hierher bringen und wenn ich Dan holen würde… Dann könnte ich nicht hier sein um euch eure Wünsche zu erfüllen.“

Aaron ballte seine Hände zu Fäusten. Jetzt wurde er langsam wütend „Und wie kommt es, dass ich der einzige bin, bei dem es egal ist, dass er seinen Wunsch nicht erfüllt bekommt?! Wieso bekommen die anderen nicht auch nichts? Warum ist mein Wunsch so viel weniger wert, als die der anderen, sodass mein Wunsch dafür geopfert werden kann?! Zumal ich keine Ahnung habe, was du und Dan für eine gemeinsame Abstammung haben solltet, er ist immerhin mein Bruder.“, herrschte er den Wichtel an, dem mittlerweile gar nicht mehr nach Lachen zu Mute war. Alle Augenpaare waren auf die beiden gerichtet und Ryan konnte es selbst nicht mal erklären, versuchte es aber dennoch irgendwie: „D-Du verstehst das falsch, damit ist nicht die Blutverwandtschaft gemeint, sondern-“

„Weihnachten ist scheiße!“, unterbrach Aaron den anderen bei seinen mickrigen Erklärungsversuchen. „Und diese Magie mit ihren Regeln, die kein Schwein versteht, ist genau so dumm!“, schrie Aaron verheult in den Raum hinein, damit es auch jeder verstand. Selbst der Weihnachtsmann war schockiert über diese Wortwahl in seinen Hallen und einige Wichtel schüttelten verständnislos den Kopf. Plötzlich hämmerte es gegen die riesigen Flügeltüren des Saales, sodass Aaron zusammenfuhr. Wäre er nicht gerade so wütend gewesen, wäre er sicher hinter den Weihnachtsmann gesprungen und hätte ihn angefleht, dass er ihn doch jetzt bitte nicht bestrafen lassen sollte von den Eisriesen, die da mit Sicherheit an die Pforte klopften und das ungezogene Kind verschleppen wollten. Da das in Aarons Rage aber keine mögliche Option war, richtete er nur trotzig seinen Blick hinüber zur Tür, mit verschränkten Armen und harrte der Dinge die da kamen. Es hämmerte noch einmal, dann gingen die Türen auf und davor stand…

„Danny?!“, rief Aaron verblüfft aus. Seine Arme lockerten sich, dann setzte er sich in Bewegung und lief auf seinen Bruder zu, der ihm mit einer rotgefrorenen Nase und weit geöffneten Armen ebenfalls entgegenkam. Als die beiden sich trafen, schlangen sie ihre Arme umeinander, als wollten sie sich nie wieder loslassen. Aaron liefen unaufhörlich Tränen über die Wangen, diesmal aber nicht aus Wut, sondern vor Freude. „Wie gut, dass wir keine dumme Magie mit Regeln, die kein Schwein versteht, brauchen, um zusammen zu sein“, lachte Dan, glücklich darüber, dass er seinen kleinen Bruder endlich gefunden hatte. „Aber wie… warum..? Dan, das hier ist der Nordpol! Woher wusstest du wo ich bin? Wie kommst du hier her?“ Aaron war völlig durch den Wind. Er vergrub seinen Kopf in Dans Halsbeuge, der ihn daraufhin nur noch enger an sich zog. „Gott, du bist so schön warm…“ Der Ältere genoss die Wärme, die von seinem Bruder ausging. „Ich hab dich so verdammt vermisst. Ohne dich ist Weihnachten nicht dasselbe.“ Jetzt löste er sich ein wenig von dem Größeren, damit er ihn ansehen konnte. „Unsere Beziehung ist märchenhaft genug für Wunder.“ Dan schniefte kräftig. Er war einfach überglücklich, dass er seinen Bruder gefunden hatte und ließ es sich jetzt nicht nehmen, mit seiner kühlen Hand über Aarons feuchte Wange zu wischen, um seine Tränen zu trocknen. „Außerdem weißt du doch: Way up high or down low, I'll go wherever you will go.“ Er lachte kurz auf, dann konnte er nicht mehr länger warten und versiegelte endlich Aarons Lippen mit seinen eigenen. Es war ihm egal, was die anderen davon hielten, immerhin war er hier gerade zum verkackten Nordpol gereist, um seinen kleinen Bruder wiederzufinden! Zwei Tage war er orientierungslos durch Schneelandschaften gefahren, das hätte ihn umbringen können, wenn er nicht stupid und reckless genug war, um genug Glück zu haben. Glück und vielleicht ein klein wenig Hilfe vom Weihnachtsmann, aber das würde sicherlich niemals jemand erfahren. Der bärtige Mann grinste übrigens nur so vor sich hin, als er sah, wie sehr sich die beiden Brüder liebten, dass sie ihre Hände gar nicht mehr voneinander lassen konnten.

„Ich liebe dich, Danny. Hab ich schon immer.“ Aaron klang überglücklich, genauso wie Dan, als er diese Liebesbekundung erwiderte: „Ich liebe dich auch, Aaron, jeden Tag unseres Lebens.“ Bei so viel Liebe in der Luft, konnten die anderen Anwesenden einfach nicht anders, als sich mit den beiden zu freuen. Selbst die, die anfangs noch sehr verwirrt von dieser Geschwisterliebe waren, zuckten jetzt lediglich mit den Schultern und wandten sich wieder ihren eigenen Dingen zu. Alle waren rundum zufrieden, als Ryan sich umschaute. Überall standen Paare, die sich in den Armen lagen und liebten, Dan und Aaron, Lilith und Martin, Josy und Liam umarmten sich gerade und Don bekam einen Kuss auf die Wange. Selbst die anderen Wichtel hatten alle einen Partner nur Ryan fühlte sich trotz dieser ganzen Heiterkeit plötzlich ganz schön einsam. Bisher hatte er seine Zeit ja größtenteils mit Aaron verbracht, da war es ihm gar nicht aufgefallen, dass er eigentlich ziemlich allein auf der Welt war. Er hatte einfach zu viel damit zu tun gehabt, seine Arbeit zu erledigen und dabei vollkommen vergessen, auf was es wirklich ankam in dieser Welt. Er seufzte leise, dann setzte er ein breites Lächeln auf und machte sich auf den Weg in Richtung Ausgang. Er würde sich die Zeit einfach wieder mit Arbeit vertreiben, die Rentiere striegeln oder etwas in der Art, als er kurz vor dem Ausgang aufgehalten wurde.

„Ryan!“

Der Wichtel drehte sich um, in die Richtung, aus der die gewohnt tiefe Stimme kam. „Ja, Weihnachtsmann?“

Der rot Gekleidete kam gemächlich zu ihm rüber gewackelt. „Das hier ist ein schöner Abschluss, aber du hast deine Arbeit noch nicht erledigt. Du wolltest die Wünsche von sieben Kindern erfüllen, den von Aaron hast du nicht geschafft.“

Auch das noch! Als ob Ryan sich gerade nicht schon deprimiert genug fühlte, jetzt musste Santa ihn auch noch an sein Versagen erinnern. „Ja, das stimmt wohl..“, gab der Wichtel mit hängendem Kopf zu.

„Du hast noch eine weitere Chance, Ryan.“

Der Angesprochene hob gerade den Kopf, als der Weihnachtsmann ihm einen kräftigen Schubs gab, indem er seine Hüfte mit Schwung gegen Ryan stieß. Dieser stolperte daraufhin in Richtung der Tür und landete geradewegs in den Armen eines im ziemlich vertrauten Jungen. „Ryder!“

„Heilige Scheiße, das ist doch ein Traum, oder?!“ Ryder hielt Ryan in seinen Armen und es war nicht ganz klar, was genau er jetzt meinte. Das Weihnachtsland oder den Wichtel in voller Montur. „Das ist der Weihnachtsmann.“ Okay, das war dann wohl auch eine Option gewesen. Ryan vergaß immer, dass es nicht alltäglich war, auf den Opa zu treffen.

„Uh, auch schön dich zu sehen..“, murmelte der Wichtel und richtete sich wieder auf.

„Oh, hi Ryan.“ Ryder musterte ihn erst jetzt, dann fing er an zu grinsen. „Nettes Outfit. Bin gerade mit Dan hier vorbeigekommen und dachte, ich schau mich erst mal um, bevor ich die Party sprenge.“

Etwas verunsichert sah Ryan zum Weihnachtsmann, der war aber schon wieder verschwunden und schunkelte mit seiner Frau zu der leisen Musik, die im Hintergrund lief. Er drehte sich wieder zu Ryder um. „Sprengen? Du kommst eigentlich genau richtig für mich.“ Jetzt grinste er wieder. „Ich brauche noch jemanden, dem ich einen Wunsch erfüllen kann.“

„So? Na wenn es weiter nichts ist.“ Jetzt grinste auch Ryder und weil er keine Ahnung hatte, wie dieses ganze Wünsche erfüllen Ding so ablief, sorgte er einfach selbst dafür, dass sein Wunsch in Erfüllung ging. Er trat näher an Ryan heran, der sich gerade bereitmachte, den Herzenswunsch von Ryder herauszufinden und dafür, wie auch die Male zuvor, seine Augen schloss. Er strengte sich an, ganz konzentriert auf Ryders Innerstes zu hören, als sich ein paar weiche Lippen auf seine legten und ihn komplett aus dem Konzept brachten. Er wehrte sich nicht, im Gegenteil, seine Mundwinkel zogen sich unweigerlich gen Himmel, auch wenn der Kuss nicht länger als ein paar Sekunden dauerte, bevor Ryder sich wieder löste und herausfordernd grinste.

„Also so läuft das eigentlich nicht“, klärte Ryan den anderen verlegen auf.

„Doch, genau so läuft das“, konterte Ryder und ließ seinen Blick nach oben wandern. Ryan folgte ihm und sah den Mistelzweig, der über den beiden hing. Er schnaubte, dann schüttelte er den Kopf „Du bist unmöglich, Ryder.“

„Und trotzdem bin ich da. Fröhliche Weihnachten, Ryan.“ – „Fröhliche Weihnachten.“

Tatsächlich hatte dieser kleine, unbedeutende Kuss etwas in dem Wichtel ausgelöst. Sein Herz klopfte so schnell wie damals, als er nach Churningham versetzt wurde und endlich im Außendienst gelandet war, nur fühlte es sich jetzt irgendwie anders an. Vermutlich lag es daran, dass dies eben sein erster Kuss war, den er jemals bekommen hatte und damit auch noch Ryders Wunsch erfüllen konnte. So beschwingt, entschloss sich Ryan dann doch noch dazu, weiter mit den anderen zu feiern, denn immerhin war er jetzt auch nicht mehr allein.

Am frühen Abend war es an der Zeit die Sachen zusammenzupacken, was durch ein simples Zwinkern des Weihnachtsmannes für die Jugendlichen übernommen wurde. Die Gepäckstücke wanderten wie von selbst in Santas Schlitten und Ryan war noch mal kurz verschwunden, um sich wieder seine normalen Sachen anzuziehen, denn auch für ihn hieß es Abschied nehmen vom Weihnachtsland und zurückkehren in seine neue Heimat. Natürlich war der krönende Abschluss für die Jugendlichen die Heimfahrt im Schlitten des Weihnachtsmannes höchst persönlich, auch wenn sie etwas enger zusammen rutschen mussten, dank der zwei Überraschungsgäste. Das war aber auch gar nicht schlimm, denn so fiel es wenigstens niemandem auf, dass Ryan in einer scharfen Kurve ganz zufällig seinen Arm um Ryders Schultern geschlichen hatte; während Dan und Aaron die Zeit nutzten, um ihrer frischen Liebe Ausdruck zu verleihen. Sie saßen ganz hinten, Arm in Arm und nichts auf der Welt konnte sie mehr beeindrucken als die Augen des jeweils anderen – nicht mal der Sternschnuppenschauer, den sie alle aus nächster Nähe bewundern konnten und auch nicht die Polarlichter oder die funkelnden Städte, die sie auf ihrer Reise passierten. Für sie war das Wichtigste, dass sie zusammen waren und das würden sie ab jetzt auch bis an ihr Lebensende sein – ohne Magie, denn die brauchten sie schlichtweg nicht um sich zu lieben.



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