Es klingelte an seiner Tür Sturm. „Nein…“, murmelte er verschlafen, drehte sich noch einmal um und legte das Kopfkissen auf seine Ohren. Vielleicht konnte er ja so das ohrenbetäubende Geräusch nicht mehr hören - Er schlief doch erst seit gefühlten wenigen Sekunden! Doch seine Hoffnung erstarb, als er immer noch den Krach hörte… Und derjenige, der auf „Teufel, komm raus!“ mit ihm reden wollte, gab nicht auf.
Leise knurrend erhob sich Rufus nun doch, warf sich seinen edlen Morgenmantel über und wanderte mehr schlafend als wach zur Haustür und öffnete diese. „Ja, bitte?“, knurrte er unwirsch und stockte, als er sein Gegenüber erkannte. „Tifa?!“
Die junge Frau stand vor der Wohnungstür und klingelte schon wie im Trance immer und immer wieder. Sie wusste niemanden, zu dem sie nun hin konnte. Tränen liefen ihr stetig über die Wangen. Es war ihr bewusst, dass es die Nacht um kurz nach drei Uhr war. Dennoch…
Da wurde plötzlich die Wohnungstür aufgerissen und sie machte fast schon erschrocken einen Satz zurück. Sie erkannte Rufus. „Ich weiß nicht mehr weiter…“, schluchzte sie auch schon und Rufus schlang sofort seine Arme um die junge Frau, um sie in die Wohnung zu führen.
Behutsam führte er sie in die Küche, rückte Gentleman-like ihr den Stuhl zurecht und nahm ihre Jacke, um sie im Flur aufzuhängen. Dann trat er an die Arbeitsfläche und warf Tifa einen fragenden Blick zu. „Tee?“, wollte er wissen. Sie nickte zaghaft. „Danke, Rufus.“
Zehn Minuten später stand eine dampfende Tasse Tee vor der jungen Frau und Rufus trat wieder an die Arbeitsfläche. „Was ist los, Tifa?“, wollte er wissen, während er in ruhigen, leisen Bewegungen seine Küchenschränke durchwühlte und nach und nach diverse Utensilien auf die Arbeitsfläche beförderte. Er setzte einen großen Topf mit Wasser an.
„Es geht um Cloud…“, begann Tifa und kämpfte wieder mit den Tränen, während Rufus innerlich die Augen verdrehte. „Erzähl.“, bat er leise, während er begann etwas zu zerkleinern.
„Seit er Sephiroth besiegt hat, zog er sich immer mehr zurück. Sehr oft verschwand er.“, erklärte Tifa. Rufus nickte. Er hatte es selber beobachten können. Es war eine merkwürdige Verbindung zwischen diesen beiden Kämpfern. „Auf jeden Fall begann Cloud eines Tages wieder mit dem Kampftraining. Immer öfter suchte er die Nähe Sephiroths auf. Er sagte, weil er mit diesem trainieren wollte, aber ich glaube nicht, dass es nur das Taining ist. Rufus, Cloud verändert sich immer mehr!“
Rufus lauschte gespannt den Worten seines schönen Gastes. Das Wasser kochte und er stellte einen zweiten, kleineren Topf in das kochende Wasser. Dann gab er das in den Topf, was er vorher zerstückelt hatte. Doch plötzlich hielt er inne und drehte sich stirnrunzelnd zu Tifa um.
„Sephiroth lebt? Ich denke Cloud hat ihn getötet!“ Und der junge Mann erbleichte leicht. Dieses Entsetzen entlockte Tifa ein leises, verschmitztes Kichern. „Ja, Sephiroth lebt… irgendwie. Ich habe erst gedacht, dass es ein Hirngespinst ist, als Cloud immer öfter von ihm sprach. Dann sah ich ihn eines Tages, als ich aus dem Fenster geschaut hatte. Er hat Cloud nach Hause gebracht. Ich zweifelte wirklich an meinem Verstand!“
Langsam drehte sich Rufus wieder zu seinem Topf und begann die Masse umzurühren. Sephiroth lebte also noch… Er atmete tief durch. „Erzähl weiter.“, bat er leise. Tifa nickte. Schon jetzt merkte sie, dass ihr die Anwesenheit des Anderen gut tat. Genauso wie die Tatsache, dass sie sich einfach mal alles von der Seele reden konnte.
„Er wird immer schweigsamer. Ja, er hat ja noch nie viel geredet. Aber nun würdigt er noch nicht mal die Kinder eines Blickes oder sagt gar "Hallo". Sehr oft kommt er ziemlich schwer verletzt nach Hause. Dann schließt er sich in sein Zimmer ein, bis alle Wunden verheilt sind…“ Tifa verstummte und nahm nun einen großen Schluck von dem Tee.
Rufus schwieg ebenfalls. Ließ der jungen frau Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen. Währenddessen goss er nun etwas Weißes in den Topf und rührte den Inhalt gleichmäßig um. Kurz schmeckte er ab und lächelte dann warm. Er blickte nun fragend wieder zu Tifa. Diese hatte sich gefangen.
„Cloud ist nie länger als zwei Wochen weg… Und nun ist er schon seit vier Wochen spurlos verschwunden. Er hat keine Nachricht hinterlassen. Die Kinder vermissen ihn. Fragen mich jeden Tag, wann Cloud denn wieder kommen würde. Ich weiß es nicht. – Ich mache mir so Sorgen, dass ihm was passiert ist. Dass er irgendwo schwer verletzt in einer Schlucht liegt und Hilfe braucht…“, begann Tifa wieder zu weinen. Rufus ließ die junge Dame weinen. Ihm selber fehlten die Worte. Was sollte er schon groß sagen? Cloud war alt genug. Er brauchte und wollte keinen Aufpasser. Wobei Rufus eh der Meinung war, wenn Cloud mit Sephiroth zu tun hatte, dann würde ihm nichts passieren – selbst wenn dieser so lebensmüde wäre, und versuchen würde gegen den Engel mit nur einem Flügel im Kampf zu bestehen. Wie schon erwähnt: die Verbindung zwischen Cloud und Sephiroth war merkwürdig und was Besonderes. Der Eine konnte ohne den Anderen nicht existieren.
Rufus nahm eine große schmale Tasse aus dem Hängeschrank und füllte sie mit dem Topfinhalt. Dann tat er noch etwas Sahne darauf und werkelte ein wenig an der Sahne rum. Dann nahm er die Tasse und drehte sich zu Tifa um.
„Tifa, lass den Kopf nicht hängen. Cloud ist groß genug, um selber auf sich aufzupassen. Und wenn er wirklich etwas mit Sephiroth unternimmt, kann es auch ganz gut sein, dass die Beiden fremde Planeten erforschen…“, erklärte Rufus und stellte die Tasse direkt vor Tifas Nase. Sie blickte leicht verblüfft auf die Tasse. Eigentlich wollte sie gar nichts mehr haben. Doch der Inhalt bestand aus heißer Schokolade. Und auf der Sahne war „Happy Valentine“ geschrieben und eine Rose „gemalt“. Die junge Frau blickte dankbar auf und dies nutzte Rufus, um ihr einen warmen, zärtlichen Kuss zu stehlen.
