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Yu-Gi-Oh! Gx - Angels and Shadows (Year 1)

von

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Runde 21: Ein ziemlich einsamer Schultag

Ich war sauer. Stinksauer! Mein Bruder, die untreue Tomate, hatte auf meine Mail geantwortet mit einem ‚Halt dich da raus! Du bist dort um zu lernen, nicht um Zeit zu vergeuden‘. Was sollte das?!? Auf meinen Anruf reagierte er nicht, genauso wenig, wie auf andere Mails. Was war los mit ihm? Dieser nette, soziale Mensch würde doch nicht so etwas schreiben! Ich hätte erwartet, dass er erst einmal wissen wollte, was los war. Doch nicht einmal das interessierte ihn. Anscheinend hatte ich Aniki falsch eingeschätzt. Er würde mich nur aus einer Patsche holen, wenn es darum ging, dass ich von der Duell Akademie fliegen würde, falls er nichts unternahm. Ihn interessierte es nicht, wie es mir ging. Hauptsache ich war weg von daheim; trat ihm nicht unter die Augen. Welcher Bruder tat so etwas? War ich ihm so unwichtig? Bedeutete ich ihm nichts? Er wusste doch, wie schwer es mir fiel, überhaupt Freunde zu finden, vor allem, wenn ich in Slifer war!

Niedergeschlagen und wütend zugleich sah ich auf meine Notizen. Besser gesagt auf das leere Blatt, auf das ich Kernelemente der heutigen Vorlesung schreiben wollte. Da Jay und Sy wegen der Regelmissachtung das Verbot bekommen hatten, am Unterricht teilzunehmen – und Chum deshalb auch den Unterricht nicht besuchte – saß ich alleine in unserer Reihe. Das Gefühl von Einsamkeit machte sich in mir breit. Wenn Jadens Plan nicht aufging, so würde ich mich wieder daran gewöhnen müssen.

Ich hoffte inständig, dass er sich mit Syrus‘ Bruder duellieren könnte – und nicht verlor. Ein Zweifler in einem Tag-Team war schon schlimm… aber zwei…? Dann könnten sie gleich die Koffer packen.

Was dachte ich denn da? Immerhin war Jaden der zweite Teil dieses Duos. Er würde sich auch nicht durch EIN einziges verlorenes Duell unterkriegen lassen.

Ich schwor mir, dass ich diesem Bruder von Syrus die Meinung sagen würde. So ein Verhalten war… falsch… unverantwortlich… grausam… genau wie das meines Bruders.

Eine plötzliche Unruhe machte sich im Hörsaal breit. Offensichtlich hatte Crowler den Unterricht beendet. Dies war das erste Mal, dass ich einem Dozenten ÜBERHAUPT NICHT zugehört hatte.

Leider war es nicht die letzte Stunde. Wir hatten noch Sport. Schweigend packte ich meine Sachen, stand auf und verließ den Saal. Ich schwor mir, würde es heute jemand wagen mich blöd anzulabern, ein Bein zu stellen oder einen Spruch über Jay und Sy zu reißen… der würde es bitter bereuen. Entweder in einem Duell, oder durch einen Faustschlag. Hoffentlich konnte ich mich mit Bewegung ein bisschen von meinem Zorn befreien. Doch er saß so tief… fast schon unergründlich. Als hätte er seit Jahren in meinem tiefsten Innern auf den Moment gewartet, in dem er unkontrolliert ausbrechen konnte.

Ohne überhaupt auf meine Umgebung oder die anderen Studenten zu achten, lief ich zur Damenumkleide neben dem Sportplatz, an meinen Spint am Eingang des Raumes und zog mich um. Es war noch niemand hier, doch das sollte mir gerade recht sein. Es gab schon in der einen oder anderen Sportstunde merkwürdige Beäugungen meiner Wunden am ganzen Körper. Da waren die Brandnarben an beiden Armen, der Verband am rechten Unterarm – der durch den Biss von Devans König der Zombies entstanden und immer noch nicht richtig verheilt war -, dann zahlreiche Narben an meinem Bauch – der ebenfalls in den letzten Wochen mit einem Verband verdeckt wurde, dem Lebensfresser sei Dank – und ein paar Schnitte an meinen Schienbeinen. Ich schwor bei Slifer, Ra und Obelisk, wenn ich irgendwann noch Wunden an meinen Oberschenkeln haben würde, würde ich den Rest meines Lebens in einem Ganzkörperanzug herumlaufen. Mein vernarbter Körper war wirklich kein schöner Anblick. Würde ich wenigstens wissen, woher das alles kam, dann wäre es mir vielleicht nicht so schrecklich unangenehm, wenn jemand eine Verunstaltung sah… aber so… ich könnte nicht mal eine Frage zu den alten Wunden beantworten.

Flink hatte ich schon meine Sportkleidung an, ein graues Kurzarm T-Shirt mit dem Logo der Duell Akademie auf der Brust, eine sehr kurze Sporthose, die von einem Tennisrock überdeckt wurde, ebenfalls grau und, wer wollte, Kniestrümpfe. Zwar waren hochgesteckte Haare keine Pflicht, aber ich empfand es als angenehmer, wenn meine Haare mir nicht ständig im Nacken oder am Rücken klebten. Ich band sie mir zu einem Pferdeschwanz, nachdem ich die Turnschuhe angezogen hatte und lief zum Sportfeld.

Hier war es, wie ausgestorben. Um meine Überschüssige Energie ein wenig loszuwerden, begann ich damit, ein paar Runden um das Feld zu joggen, um mich warm zu machen.
 

Es dauerte etwa zwanzig Minuten, bis sich Madame Fontaine – die Hauslehrerin des Blauen Mädchenschlafsaals – und die restlichen Studentinnen aus dem ersten Jahr hier eingefunden hatten. Ich war, ohne eine Pause durchgejoggt, aber immer noch nicht ruhiger, oder gelassener. Im Gegenteil: Je länger ich von daheim weg blieb, desto unruhiger und ungehaltener wurde ich.

„So, Mädels.“, begann die Lehrerin, „Wer sich noch nicht warm gemacht hat, tut dies, der Rest findet sich in zweier Teams zusammen. Heute werden wir mal ein wenig Selbstverteidigung erlernen.“, freudig klatschte sie in die Hände, „Hophop. Auf jetzt. In spätestens fünf Minuten will ich jeden in einem Team sehen.“

Meine Laune verschlechterte sich drastisch – mir war gar nicht bewusst, dass das überhaupt möglich war. Super. Ich würde wieder als einzige übrig bleiben, ohne Partner trainieren. Die Obelisken und Ras hatten sich ihre eigenen Grüppchen gebildet, in die natürlich kein Slifer passte. Wir Slifer passten sowieso fast nirgendwo hin… nur unter unseres Gleichen… und ich war das einzige Mädchen in Slifer Red.

Genervt seufzend, lief ich los. Eigentlich war ich schon warm, aber leider blieb mir nichts anderes übrig.

Da Jungen und Mädchen getrennt voneinander unterrichtet wurden, konnte ich hier schon einmal Erfahrung sammeln, wie es sein würde, falls Jay und Sy das Tag-Duell verlieren. Ich hätte eigentlich auch keinen Grund mehr, hier zu bleiben, da die einzigen Personen, die mein Leben hier auf der Akademie erträglich gemacht hatten, fort waren.

„Hey Jane.“, riss mich auf einmal jemand aus meinen Gedanken. Ein wenig verwundert sah ich zu der Person, die mich bei meinem Lauf eingeholt hatte. Es war Alexis. Mit einem Lächeln – wahrscheinlich wegen meiner Überraschung, das in Sport jemand mit mir sprach – sah sie mich an, während wir weiter liefen.

„Hey Alexis.“, grüßte ich zurück.

„Wollen wir ein Team bilden?“, fragte sie.

Ich war wahnsinnig überrascht. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet, „Gerne.“, lächelte ich zurück.

„Lex, was machst du da?“, plötzlich hatten ihre Freundinnen und Obelisk Blue Mitstudentinnen Jasmine und Mindy uns eingeholt. Beide schienen ein wenig verwirrt, „Ich dachte, wir machen ein Dreier Team.“, meinte Jasmine irritiert.

„Warum denn?“, wollte Alexis wissen.

„Lex… du weißt, dass die da ein Slifer ist?“, es war Mindy, die antwortete, „Wir geben uns doch mit so einem Pack nicht ab.“

„Die da kann dich hören, Mindy.“, antwortete ich gereizt, fuhr aber ruhig fort, „Alexis, es ist ok. Ich danke dir für deinen Vorschlag, aber scheinbar können die beiden ohne dich, dem Unterricht nicht folgen. Ich komm gut alleine klar.“

„Ach was“, winkte sie ab, „Wir sind doch Freunde.“

Wirklich? Dies war das erste Mal, dass wir einfach so Worte miteinander gewechselt hatten. Dennoch freute ich mich ein wenig. Dank ihr, würde der Sportunterricht mir vielleicht ein wenig mehr Freude bereiten.

„Genug warm gemacht!“, tönte die Stimme von Madame Fontaine, „Wir beginnen mit den Schlag und Block Übungen, die wir letztes Mal schon geübt hatten!“

Während Jasmine und Mindy sich mit einem argwöhnischen Blick von uns entfernten stellten wir uns einander gegenüber. Ich ließ ihr beim Schlagen den Vorrang. Während ich die Fäuste abblockte begann sie eine Unterhaltung, „Die Bestrafung von Sy und Jay sind echt übel, oder?“

„Finde ich auch. Ich hoffe, dass Jaden sich wirklich mit diesem Zane duellieren kann und somit Syrus ein wenig Selbstvertrauen schenkt. Das ist ihre einzige Hoffnung, dieses Tag-Duell zu gewinnen.“

Sie war ein wenig überrascht, „Jaden hatte dir davon erzählt?“

„Ja. Wahrscheinlich ist er just in diesem Moment bei Dorothy und füllt ein Duellantragsformular aus.“, ich seufzte wehmütig, „Wie kann man als Bruder so mit dem jüngeren umgehen? Das ist doch verantwortungslos. Große Brüder sind immer das Vorbild…“, als ich Alexis traurigen Blick sah, wechselte ich schnell das Thema, „Jaden und Syrus werden dieses Duell gewinnen. Irgendwie werden wir Sy schon aufbauen… wenn nicht… dann wird der Schulalltag wieder ziemlich einsam…“

„Ich verstehe gar nicht, warum sich jede hier über dich den Mund zerreißt.“, sie sprach wohl das aus, was sie mir scheinbar seit längerem sagen wollte.

Irritiert hatte ich fast vergessen, ihre Armbewegung abzuwehren, „Was meinst du?“

„Nunja… du weißt ja, wie Mädchen sind. Ist jemand anders, dann beginnen sie über diese Person Geschichten zu erzählen. Hast du noch keine davon gehört?“

„Nein“, leider wunderte es mich aber nicht. Natürlich bemerkte ich, wie sie hinter meinem Rücken tuschelten und mit den Fingern auf mich zeigten, „Was wären denn nennenswerte Gerüchte?“

„Kannst du dich an Battle City erinnern?“

„So halb, ja.“, worauf wollte sie hinaus? Ich wusste, was Battle City war, aber konnte – abgesehen vom Finale - keine anderen Duelle nennen.

„Es wird behauptet, dass du einer dieser Rare Hunter bist und das du dein Deck von jemandem gestohlen hast. Du sollst angeblich eine Diebin sein, das sei auch der Grund, warum du an deinem Körper überall Narben hast.“, erklärte sie bemitleidend.

„Bitte, was?“, schockiert sah ich sie nur an, bemerkte nicht einmal, dass sie schlug. Ihre Faust traf meine rechte Schulter.

Erschrocken sah sie mich an und zog die Hand zurück, „Entschuldigung, das war keine Absicht.“

„Wie kann jemand so dreist sein und behaupten, dass mir dieses Deck, ein Teil meiner Seele als Duellant, nicht gehört?“, ich war fassungslos. Zwar konnte ich mich nicht an meine Vergangenheit erinnern, aber ich war mir definitiv sicher, dass ich kein Rare Hunter oder Dieb war… dementsprechend gehörte das Deck mir – auch wenn ich mich nicht daran erinnern konnte, wie ich es bekam.

„Es gibt noch mehr…“, meinte sie zögernd.

„Wie zum Beispiel?“

„Du bist angeblich am Verschwinden von Devan Yard beteiligt.“, murmelte sie leise. Offenbar durfte kein anderer hören, was ich gesagt bekam.

„Ernsthaft?“, neuer Zorn flammte in mir auf. Ich musste nur an diesen Obelisken und an seine Taten denken…, „Dieser Devan hätte mich ertrinken lassen! Wäre Jaden nicht gewesen, wäre ich jetzt tot!“, nebenbei war mir gar nicht bewusst, dass er verschwunden war.

„Ich glaube dir. Jaden hatte mir davon erzählt. Wir haben alle gesehen, wie er dich mit deiner eigenen Karte erpresst hat…“

Außer mir vor Wut, brachte ich nur ein „Was wird noch über mich erzählt?“, in einem erstaunlich ruhigen Ton hervor.

„Du bist durch Kontakte auf die DA gekommen, musstest nicht einmal ein Testduell absolvieren. Manche behaupten sogar, dass du irgendetwas mit dunklen Mächten zu tun hast. Angeblich blutest du, nachdem du ein paar Lebenspunkte verloren hast. Du bist so still, hast dabei noch eine Dunkle Aura und – bis vor kurzem – keine Freunde. Leider ist dies alles ein gefundenes Fressen für die Hyänen.“

Meine Stimme versagte. In den letzten Punkten hatte sie leider recht. Durch meine Angst vor dem Duellieren hatte ich – dank meines Bruders – das Eignungsduell ausfallen lassen können… und nach diesem Schattenduell war mir auch klar, dass ich schon in meinem vorigen Leben mit der Finsternis Bekanntschaft geschlossen hatte – vielleicht war sogar ein Teil der Schatten in mir? Das würde vielleicht meine Wunden erklären, die mir bei einem Duell zugefügt wurde.

„Jane?“, hörte ich Alexis fragen. Unsicher, was sie jetzt tun sollte, sah sie mich an.

„Ja.“, irgendwie hatte ich meine Stimme wieder gefunden, „Glaubst du diesen Gerüchten?“

„Jein…“, ein wenig beschämt sah sie mich an, „Wenn man jemanden nicht kennt und er hat so viele Narben, ist so still und duelliert sich nicht… nach einer Weile beginnt man automatisch, diesen Quatsch zu glauben.“

Ich nickte.

„Aber jetzt nicht mehr.“, lachte sie, „Du bist so nett! Du hast alles getan, um eine Karte aus deinem Deck zu verteidigen… bist Jaden zur Hilfe geeilt… hast geholfen mich zu befreien… sorgst dich um unsere Freunde… wie könntest du nur eines von diesen Gerüchten erfüllen?“

„Mhm.“, antwortete ich nur, während wir unser Training weiter führten. Wie konnte nur eines dieser Gerüchte wahr sein…?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2016-03-10T13:58:37+00:00 10.03.2016 14:58
Ich Hasse Mobbing an Schulen.
Besonders von hochnäsigen Snobs.
Wenigstens gehört Alexis nicht zu solchen Snobs.
Mich würde aber Interessieren was die Schatten von Jane wollen.


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