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Yu-Gi-Oh! Gx - Angels and Shadows (Year 1)

von

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Runde 48: Plötzliche Wendung

„In welche denn?“, brach Zane auf einmal das Schweigen, nur Augenblicke, bevor ich die Türklinke in die Hand genommen gehabt hätte.

Irritiert blieb ich stehen, wandte mich wieder zu ihm. Er stand noch an derselben Stelle, doch irgendwie schien er anders zu sein… vor Augenblicken wirkte er abweisend… doch jetzt nicht mehr. Jetzt war er nur noch nachdenklich…

„Unter anderem meine ich die Gefahr, dass ich dich ins Schattenreich ziehen könnte…“, gab ich zögernd zurück.

„Wenn der Teil deiner Erinnerung wirklich mitten im Geschehen begonnen hatte, weißt du doch gar nicht, ob du für dieses Spiel verantwortlich warst.“, noch immer den Rücken zu mir gewandt, begann er seine Schlussfolgerungen zu äußern. War es das, worüber er die ganze Zeit nachgedacht hatte? „Auch wenn du es wirklich – und vor allem absichtlich – begonnen hattest, so bin ich mir sicher, dass du im Hier und Jetzt niemals freiwillig ein Schattenspiel anzettelst. Von deinen Verletzungen abzusehen, bist du nicht der Typ von Mensch, der zu solchen Taten fähig wäre.“

„A… aber…“, ich war sprachlos. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass Zane so reagieren würde. In meinen vorgestellten Szenarien hatte er mich sofort weggeschickt… oder mir eingeredet, dass ich einfach nur verrückt war. Nie hatte er versucht mich ‚aufzumuntern‘… mir Hoffnung zu machen, dass meine Vergangenheit nicht so schlimm war… und wenn doch, so gab er mir das Gefühl, dass ich mich verändert hatte… und nicht mehr in der Lage war, solch grausames zu tun. Zwar wusste er noch immer nichts von dem Dämon in mir, doch in diesem Moment machte sich das Gefühl in mir breit, dass dieser es niemals wieder schaffen würde, die Kontrolle zu übernehmen.

„Die Vergangenheit definiert zwar den Menschen, doch er lernt auch aus den Fehlern. Wenn es stimmt und du wirklich öfter in Spiele der Schatten verwickelt warst, wäre es auch möglich, dass wir hier die Ursache deines Komas gefunden haben. Lassen wir außer Betracht, ob du es freiwillig oder gezwungen bestritten hast, würde ein Aufenthalt im ‚Reich der Schatten‘ vielleicht sogar deine Gedächtnislücken erklären… Leider wissen wir heute noch viel zu wenig darüber… Die wahre Existenz der Spiele der Schatten wird noch immer bestritten… dementsprechend ist uns unbekannt, welche Folgen beide Beteiligten ertragen müssen…“

Unglaublich! Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Überrumpelt stand ich einfach nur vor der Tür und sah ihn an.

Langsam wandte er sich wieder zu mir um. Er wirkte zwar ernst, doch nicht im bösen Sinne… vielmehr schien er sich die ganze Zeit mit dem Rätsel meiner Vergangenheit befasst zu haben und nicht mit der Abwägung ob er den Kontakt abbrechen sollte.

Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen, als er meine Fassungslosigkeit bemerkte, „Würdest du dich bitte setzen? Anderenfalls fürchte ich, dass deine Beine wieder nachgeben.“

Peinlich berührt lief ich wieder zum Bett und ließ mich auf der Mitte der Seitenkante nieder. Sah er wirklich solch eine schwache Frau in mir? Ich hätte ohne Probleme noch länger dort stehen bleiben können… oder war er einfach wirklich nur in Sorge…?

Auf einmal spürte ich, wie Zane zu meiner Rechten Platz nahm. Dabei hatte ich nicht einmal realisiert, dass er somit vor mir vorbeigelaufen sein musste. Anscheinend war ich noch immer etwas ausgelaugt… um nicht zu sagen geistesabwesend.

„Wurdest du geschlagen?“, fragte er besorgt, während er mich offensichtlich gemustert hatte.

Verwundert sah ich ihn an, „Wie kommst du denn darauf? Ich habe mich nicht duelliert… und wenn ich besiegt worden wäre, würde ich wahrscheinlich um einiges schlimmer aussehen…“

„Ich meine kein Duell… Deine rechte Wange… ein leichter Bluterguss hat sich darauf abgezeichnet. Es sieht so aus, als wärst du geohrfeigt worden… genauso wie an deinem Hals… über der langen, feinen Narbe auf deinem Kehlkopf bist du blau… man kann sogar den Abdruck einer Hand erkennen…“

Oh… Mist… zwar wurde ich von diesem Unbekannten gewürgt, aber geschlagen hatte mich der Dämon mit meiner eigenen Hand… Moment einmal… Narbe an meinem Hals? Beim besten Willen war mir dort noch nie eine Narbe aufgefallen… doch auf der anderen Seite hatte ich so viele auffällige Verwachsungen meiner Haut am ganzen Körper… da fiel eine ausnahmsweise gut verwachsene Narbe wahrscheinlich so gut wie gar nicht auf…

„Jane?“, riss mich Zanes Stimme aus den Gedanken. Bei Slifer… warum driftete ich immer so schnell ab? War ich schon in meiner Vergangenheit so gewesen, oder waren die Gedächtnislücken und der Dämon ein Grund dafür?

„Ja… er hatte mich gewürgt…“, antwortete ich wahrheitsgemäß, „Als er dann verschwunden war und von mir abgelassen hatte, gaben meine Beine nach. Wahrscheinlich bin ich mit meiner Wange auf die Hand gefallen…“, verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. Wirklich gelogen hatte ich nicht… nur ein wenig die Wahrheit verdreht.

Scheinbar genügte Zane diese Antwort, „Du musst vorsichtiger sein. Eigentlich brauchst du einen Bodyguard, so oft, wie du in Schwierigkeiten gerätst, in denen du verletzt wirst.“, er lächelte, „Da ich offensichtlich der einzige bin, der so viel von dir weiß und dich jetzt schon mehrmals verwundet gefunden hatte, stelle ich mich freiwillig zur Verfügung.“, ohne den Blick von mir abzulassen - und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen - legte er etwas auf meinen Schoß, „Frohe Weihnachten.“

Unsicher blinzelte ich ihn an. Das waren zu viele Informationen auf einmal für mich… zumindest in meinem aktuellen Zustand… ein normales Gefühlschaos wäre leichter zu beseitigen gewesen … war das wirklich sein Ernst? Bodyguard… Zane…? Fühlte er sich so verantwortlich für mich? Offensichtlich schon… er war absichtlich früher auf die Akademie-Insel zurückgekehrt, als er befürchtete, etwas sei mit mir geschehen… hatte ein verbotenes Gebäude betreten… mich über die halbe Insel getragen…

Aber… Frohe Weihnachten? War es wirklich schon so weit? Oh nein… ich hatte nicht einmal ein Geschenk für ihn… oder für irgendjemanden… im allgemein hatte ich Weihnachten vollständig verdrängt, da dies bekanntlich das Fest der Liebe und der Familie war… aber weil mein Bruder nicht hier war, besser gesagt, er mich nicht sehen wollte, hatte ich diesen Feiertag einfach ad Acta gelegt und nicht weiter darüber nachgedacht…

Scheinbar hatte Zane meine Unsicherheit bemerkt, „Du hast mir schon das gegeben, was ich mir gewünscht hatte.“, dieses Mal war das Lächeln wirklich untypisch für ihn. Es war sehr herzlich. Solch einen immensen Gefühlsausbruch hatte ich bei meinem Freund noch nie erlebt…

„Und das wäre…?“, fragte ich verwirrt.

„Ein Teil der Wahrheit... Ich kann mir denken, warum es schlimm für dich war, mir davon zu erzählen. Du siehst dich selbst als eine Gefahr für die Allgemeinheit… hast nur wenige Freunde… eigentlich kannst du keinem vollständig vertrauen, aus Angst, sie würden sich daraufhin von dir distanzieren… Du hast mir ein Stück mehr von deinem Vertrauen geschenkt. Das war das einzige, was ich wollte.“, mit einem Nicken deutete er auf den Gegenstand, den er auf meinen Schoß gelegt hatte, „Und hier ist ein Zeichen meinerseits, dass ich dir vertraue.“

Er hatte mal wieder meine Gedanken gelesen. Woher kannte er mich so gut? Nur der Dämon wusste von meinen Selbstzweifeln… von der Angst, meine Freunde zu verlieren… oder ihnen wehzutun… und doch freute Zane sich darüber, dass er etwas von meiner dunklen, verborgenen Vergangenheit wusste? Ja… in diesem Sinne war es wirklich Freude. So sehr kannte ich ihn, um die Emotionen hinter der Fassade deuten zu können… vielleicht war ich auch wirklich die einzige…? Unsere freundschaftliche Beziehung war ein äquivalenter Tausch: Meine Vergangenheit und Gedanken für seine wahren Emotionen… umso mehr bedeutete es mir, dass er auf dem Festland scheinbar wirklich an mich gedacht hatte…

Zögernd sah ich auf meine Beine. Eine kleine, in rotes Papier eingepackte, Schachtel lag dort. Die Schleife in der Mitte war blau… Es waren die Farben des Hauses Slifer und Obelisk… in diesem Moment war mir egal, was sich darin verbarg. Allein schon das Wissen, dass sich Zane darüber Gedanken gemacht hatte, freute mich sehr.

Vorsichtig löste ich das Papier - ohne es zu zerreißen - und gab dadurch ein kleines, schlichtes, graues Kästchen preis.

„Öffne es.“, sagte Zane sanft.

Zaghaft hob ich den Deckel an. Auf einem roten Samtkissen lag ein silberner Kettenanhänger. Ein einzelner Flügel, der von einer Schlange zwei Mal umschlungen wurde. Der Kopf des Tieres bildete gleichzeitig, durch seinen nach oben geschwungenen Hals, die Öse, durch die eine feine Kette gezogen wurde. Erst bei genauerem Hinsehen bemerkte ich, dass dieses Wesen um den Engelsflügel eine kleine Version des Cyber Drachen war. Die Kette war wunderschön… sie symbolisierte das Zusammentreffen unserer Monster in unserem Duell und dadurch die Geburt unserer Freundschaft.

Unsicher sah ich zu Zane auf. Soweit ich mich erinnern konnte, wurde mir noch nie etwas geschenkt… und vor allem nicht so etwas Schönes.

„Gefällt sie dir?“, fragte er gespannt.

In diesem Moment war all das Drama aus meinem Gedächtnis verschwunden. Vor Freude schlug mein Herz schneller, „Wie könnte ich sie nicht mögen? Sie ist atemberaubend.“, ich spürte, wie ich wieder rot wurde, „Vielen Dank, Zane.“

„Das wichtigste ist: Sie ist nicht nur hübsch anzusehen.“, mit seinem linken Zeigefinger wies er auf den Kopf des Cyber Drachen, „Wenn du hier drauf drückst bekomme ich eine Nachricht auf meinen PDA, in der mir dein aktueller Aufenthaltsort mitgeteilt wird. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um dich aus den Schwierigkeiten, wie zum Beispiel einem ungewollten Duell oder einem erneuten Treffen mit diesem Unbekannten aus deiner Vergangenheit herauszuholen.“, er war ein Pragmatiker, durch und durch. Doch die Nachricht, die sich darin verbarg war eigentlich ganz süß. Er würde alles versuchen, um mich zu beschützen. Dabei war es ihm sogar egal, ob die anderen Studenten der Akademie dies mitbekommen würden, „Dann muss ich dich nicht auf der gesamten Akademie Insel zu suchen, sondern weiß genau, wo du bist.“

Ich schluckte. Nicht einmal in meinen kühnsten Träumen hätte ich damit gerechnet. Stolz nahm ich die Kette aus der kleinen Schachtel und legte sie mir um. Dabei bemerkte ich, dass ich meine roten Armstulpen gar nicht trug… sondern etwas… weißes?

„Ich habe dich nicht zu Madame Fontaine ins Krankenzimmer gebracht, weil ich dich nicht noch weiter in Schwierigkeiten stürzen wollte.“, wechselte er das Thema. Oder war das der Beginn einer Erklärung meiner unausgesprochenen Frage?, „Du hast mir erzählt, dass du wohl schon bald eine disziplinarische Maßnahme wegen des Betretens der Verlassenen Unterkunft am Hals haben wirst. Damit ich dir eine weitere erspare habe ich dich in die Obelisk Blue Unterkunft gebracht.“

„Und was ist, wenn dich jemand gesehen hätte?“, fragte ich verwundert. Moment… war ich wirklich in Zanes Zimmer? Ich hatte mich schon oft gefragt, wie die Obelisk Blues so lebten… doch dies übertraf alles. Große Räume, wahrscheinlich eigene Badezimmer, ein sehr schönes Dekor… der Erbauer dieser Akademie hatte wirklich alles daran gesetzt, dass das Erreichen des Obelisk Blue Ranges so erstrebenswert wie möglich war… auch wenn Zanes Schlafzimmer mit dem wenigen an persönlicher Einrichtung schon etwas rustikal und unpersönlich zu wirken schien…

„Unwahrscheinlich. In den Weihnachtsferien sind so gut wie alle Obelisk-Blues nach Hause gefahren. Ein oder zwei sind noch hier, aber das wars schon. Um diese Uhrzeit haben sowieso alle geschlafen.“

„Ist das nicht ein Regelverstoß? Sowohl die Tatsache, dass sich ein Slifer in der Jungenunterkunft befindet, als auch, dass ich weiblich bin?“, ich war verblüfft, wie gut Zane das alles durchdacht hatte… auch wenn mich dies eigentlich nicht mehr wundern sollte… er plante immer die Konsequenzen seines Handelns mit ein und suchte einen Weg, wie er diese weitestgehend verhindern konnte… genauso duellierte er sich ja auch. Dennoch konnte er für das, was er getan hatte, bestraft werden.

„In der Tat, aber bei uns Obelisken wird dies nicht zu eng genommen. Vor allem bei mir nicht. Dementsprechend habe ich noch nicht einmal eine Rüge bekommen, als ich dich nach unserem Duell und weit nach der Ausgangssperre zu Madame Fontaine gebracht hatte.“

Stimmt. Soweit hatte ich gar nicht gedacht. Die Obelisken konnten sich immer mehr herausnehmen, als wir Slifer… wir wurden bei jedem kleinen Fehltritt bestraft… aber Zane war noch eine Ausnahme der Ausnahme, „Du hast recht… Keiner würde sich freiwillig mit dem Kaiser der Akademie anlegen.“, scherzte ich.

Ein wenig verwundert über diesen Witz sah er mich an. Auch wenn ihn seit diesem Jahr scheinbar keiner mehr so nannte, wusste ich über seinem inoffiziellen Titel Bescheid.

Zane lachte kurz, „Stimmt. Abgesehen von Jaden und dir.“, bevor er mich wieder ein wenig ernster ansah, „Und genau deshalb trägst du diesen etwas älteren Mantel von mir. Ich trug ihn im ersten Jahr, dementsprechend sollte er dir auch in der Länge passen. Hier gilt das Gebot: besser zu lang, als zu kurz. Somit kannst du dir – zumindest wenn es dunkel ist – auch ein paar Rechte der Obelisken einverleiben. Vor allem, wenn du mit mir reden möchtest. Keiner wird Verdacht schöpfen, wenn er jemanden in diesem Mantel sieht, der durch die Dunkelheit läuft. Falls etwas passieren sollte und du mich hier aufsuchen willst, kannst du hiermit auch ganz einfach dieses Gelände betreten. Dennoch wäre es besser, wenn du den Baum vor meinem Balkon heraufklettern würdest, anstatt den Haupteingang zu benutzen.“

Ich nickte, fühlte mich zugleich geehrt, „Vielen Dank… Doch ich muss ihn gut verstecken… falls die falschen Personen davon Wind bekommen, könnte ich ganz schöne Probleme hineingeraten…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2016-04-23T23:07:43+00:00 24.04.2016 01:07
Oh da bahnt sich was an zwischen Zane und Jane.
Ich bin sehr gespannt wie es weiter gehen wird.


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