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Primrose ~ Blooming Doubts

von

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Von Frau zu Frau

„Ist das dein Ernst?!“

Der Schreck stand Hikari mitten ins Gesicht geschrieben. Nachdem sie ihre Portion Naschwerk wie geplant im Schrein verstauten, hatten es sich die Freundinnen auf einer Bank vor der leer stehenden Kirche gemütlich gemacht, um ihre Unterhaltung von vorhin fortzuführen. Selbst die Bakemon, die interessiert zuhörten und sich im Kreis um die beiden versammelten, flogen entsetzt zurück, rechneten sie doch nicht mit einer so heftigen Reaktion der Brünetten.
 

„Sssshhht, nicht so laut!“, ermahnte Miyako sie, „Das muss ja nicht jeder mitkriegen.“

Man erlebte sie selten so schüchtern und beschämt. Wobei es einen bei diesem heiklen Thema auch nicht weiter verwunderte.

Kari schluckte. „Also hab ich das jetzt richtig verstanden? Ihr habt euch geküsst? Du und Ken?“ Ein zaghaftes Nicken war die Antwort darauf.

„Ein-zwei Tage, bevor wir hergekommen sind. Wir sind zusammen unterwegs gewesen, waren im Kino und anschließend noch ein wenig spazieren. Und als er mich dann nach Hause gebracht hat…“
 

Sie musste gar nicht weiterreden. Es war jetzt schon absolut klar, worauf das hinauslief. Diese typische Szene, die einem aus jedem schnulzigen Liebesfilm bestens bekannt war. Der Moment, in dem man sich vor der Haustür von seinem Date verabschiedete und dieser sich mit einem Kuss revanchierte.

Wobei die zwei wohl nie daran geglaubt hätten, dass sich Ken so etwas trauen würde, so zurückhaltend, wie er sich sonst gab.
 

„Wow… das überrascht mich jetzt schon ein wenig. Und was jetzt? Habt ihr schon darüber gesprochen?“, fragte die Yagami-Tochter weiter, auch wenn ihr das Thema ebenfalls etwas unangenehm vorkam. In so etwas mischte sie sich nur höchst ungern ein. Doch sie spürte auch, dass Miyako nun jemanden brauchte, mit dem sie darüber reden konnte.
 

Ein schwerer Seufzer entwich der Lilahaarigen, die sich zurücklehnte und einen Blick in den bewölkten Himmel warf.

„Nein, bis jetzt noch nicht. Er versucht sich zwar vor euch anderen nichts anmerken zu lassen, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass er mir aus dem Weg geht. Ich weiß nicht so recht, was ich machen soll. Was, wenn dadurch unsere Freundschaft zerstört ist?“

In der Tat eine komplizierte Angelegenheit. Hikari war verblüfft, in wie vielerlei Hinsicht sie vor exakt demselben Problem stand. Eine Freundschaft setzte man nicht so leichtfertig aufs Spiel, das wussten sie wohl beide. Aber wenn einem das Herz nun mal einen Streich spielte und Armors Pfeil eben genau so einen guten Freund traf? Dagegen konnte man sich einfach nicht wehren.
 

Auch sie ließ sich nach hinten fallen und stützte sich gegen die Lehne, die sie weiter aufrecht hielt. Mit welchen Worten würde sie ihr etwas Trost spenden können? Was würde sie in so einer Situation hören wollen?

„Weißt du, Yolei…“, begann sie vorsichtig und suchte den Blickkontakt zu ihr, „Wir kennen uns jetzt schon so viele Jahre und ich denke, dass Ken sich genau so viele Gedanken darüber machen wird wie du. Er mag dich, daran besteht kein Zweifel. Sonst hätte er dich ja wohl kaum geküsst. Ganz davon abgesehen, ist er eher verlegen, was solche Dinge betrifft. Wahrscheinlich traut er sich nicht, das Gespräch mit dir zu suchen, weil er auch Angst vor der Resonanz hat.“
 

Hinter den Brillengläsern kam ein überraschtes Augenpaar zum Vorschein. Daran hatte das verwirrte Mädchen noch überhaupt nicht gedacht. Dabei klang diese Überlegung alles andere als abwegig. So eine Reaktion würde durchaus zu Ken passen. „Und du glaubst nicht, er meidet mich, weil er das für einen Fehler gehalten hat?“, zweifelte Miyako nach wie vor, ihrer Stimme hörte man aber bereits die aufkeimende Hoffnung an.

Hikari zuckte mit den Schultern und spielte an ihrem Zopf herum. „Ist auch möglich, das lässt sich gerade schwer sagen. Aber in erster Linie solltest du dich nicht die ganze Zeit verrückt machen, das bringt gar nichts außer noch mehr dicker Luft.“
 

„Genau!“, meldete sich Hawkmon zu Wort, das hochflatterte, um auf dem Schoß seiner Partnerin zu landen und ihr aufmunternd zuzulächeln. „Wir Digimon mögen uns da nicht sonderlich gut auskennen, aber wenn ich mir das so anhöre, gibt es da nur einen Weg!“ Seine Worte unterstreichend, hob es seinen Flügel in die Höhe. „Ihr müsst darüber reden. Wenn ihr euch anschweigt, findet ihr nie heraus, was der jeweils andere denkt.“

Nun mischte sich auch Gatomon ein, das einen Schritt auf die hölzerne Sitzgelegenheit zumachte. „Ihr seid noch jung und unerfahren. Was habt ihr also zu verlieren? Außerdem wäre Ken nicht der Typ, der einfach eine gute Freundschaft wegwirft. Selbst wenn es nicht klappt, würdet ihr sicher trotzdem Freunde bleiben.“
 

Bestätigend nickte Kari, was ihr die Bakemon im Hintergrund gleichtaten.

„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. So heißt es doch. Ich bin überzeugt, dass Ken dir zuhört, wenn du ihm von deinen Gefühlen erzählst. Nur Mut, Yolei.“

Jetzt konnte sich Miyako auch nicht mehr gegen das Lächeln zur Wehr setzen, das sich auf ihre Lippen schlich. Obwohl ihr niemand vorhersagen konnte, wie das klärende Gespräch mit ihrem Freund ausgehen würde, gaben die lieben Tipps und Aufmunterungen der anderen ihr wieder Kraft. Für genau solche Momente war sie jedes Mal wieder dankbar für ihre tiefe Verbundenheit zu Hikari, die ihr einfach immer zuhörte.
 

„Danke. Tut ganz gut, das alles mal rauszulassen. Wahrscheinlich wäre ich früher oder später einfach durchgedreht, hätte ich das weiter in mich hineingefressen“, lachte sie und versuchte die Vorstellung daran zu verdrängen. Da fiel ihr gleichzeitig ein, was der eigentliche Grund für diese Unterredung gewesen war. Schließlich stand da noch eine Frage im Raum, die ihre Gefährtin ihr nicht beantwortet hatte.
 

So fragte Miyako gerade heraus: „Und was ist mit dir? Du sagtest vorhin, du wärst verunsichert.“

Augenblicklich kehrte das Gefühl wieder in Kari zurück, das ihr das Herz so schwer werden ließ. Ihre eben noch vorhandene Begeisterung wandelte sich schnell in Trübsinn. Zuerst wollte sie ohne Umschweife auf den Punkt kommen, merkte dann aber, dass ihr selbst wohl nicht ganz klar war, wo das Problem überhaupt lag. Eigentlich gab es keins. Denn im Gegensatz zu der Geschichte von Yolei war bei ihr noch überhaupt nichts passiert, was sie in eine so prekäre Lage brachte. Alles lief wie immer, in seinen gewohnten Bahnen.
 

„Lass mich raten… Es geht um T.K, stimmt’s?“

Wie versteinert starrte Kari sie an. Stand es ihr etwa so offen ins Gesicht geschrieben, dass er der vermeintliche Grund für ihre Verwirrung war? „Wusste ich es doch. Davis sieht ja nicht ohne Grund schon seit Jahren einen Rivalen in ihm. Willst du mir sagen, was los ist?“ Mitfühlend ergriff Miyako ihre Hand und drückte sie ganz fest. Anscheinend fiel Kari diese Offenherzigkeit nämlich genau so schwer wie ihr zuvor das Geständnis über den Kuss.
 

„Na ja… Keru und ich kennen uns jetzt schon seit unserer Kindheit. Wir sind Sandkastenfreunde und durch unsere Erlebnisse hier in der Digiwelt scheint sich das nur verstärkt zu haben. Er ist immer für mich da, wenn ich Sorgen hab und ich kann immer mit ihm reden, genau wie bei uns. Seit wieder Frieden herrscht, ist unsere Beziehung zueinander immer besser geworden. Wir sehen uns ständig und unternehmen viel zusammen, was unsere Freizeit halt so hergibt. Das Haus der Takaishis ist so was wie mein zweiter Wohnsitz geworden“, erzählte sie und hielt inne. Worauf wollte sie eigentlich hinaus?
 

„Immer wenn Daisuke angefangen hat, uns eine heimliche Liebe zu unterstellen, hab ich sofort abgewinkt und ihm gesagt, dem wäre nicht so. Keru auch. Ich habe mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht, ob da echt was dran sein könnte, weil ich diese Behauptungen immer als so haltlos und zweifelhaft empfand. Wir sind schließlich noch Kinder gewesen. Aber jetzt, wo wir in ein gewisses Alter kommen und wir uns von Tag zu Tag besser verstehen, frage ich mich langsam, wie wir wirklich zueinander stehen.“
 

Nachdenklich legte Miyako den Kopf schief. Hikari hatte also nie einen Gedanken daran verschwendet, weil sie es für Albereien und Quatsch hielt? Sie wusste gleich, wie das gemeint war.

Während die Jahre so ins Land zogen, veränderten sie sich ohne Unterbrechung. Und dass daraus manchmal etwas resultierte, was man sich selbst nicht ganz erklären konnte, war wohl einfach der Lauf der Dinge. Hätte ihr vor drei Jahren jemand gesagt, dass sie sich in Ken verliebte, wäre sie wahrscheinlich mit einem Lachanfall der übleren Sorte in die Knie gegangen. Heute sah das aber schon ganz anders aus.

„Und wie lautet deine Antwort auf meine Frage?“, befreite sich Yolei aus ihrem Gedankenkarussell, „Ich wollte vorhin von dir wissen, ob es jemanden gibt, den du magst.“
 

„Das ist es, was mir Kopfzerbrechen bereitet. Takeru ist eine sehr wichtige Person in meinem Leben und es würde etwas fehlen, wäre er nicht mehr an meiner Seite. Ich spüre, dass da etwas zwischen uns ist, aber ich weiß nicht, ob ich verliebt bin. Es ist ein bisschen so wie bei dir und Ken. Er ist nicht der Typ, der seine Gefühle so zeigt wie Daisuke zum Beispiel. Mich kann er lesen wie ein offenes Buch, aber er ist für mich so unergründlich. Immer wenn ich glaube, ich würde ihn gut kennen, präsentiert er mir eine völlig neue Seite, die ich noch nie zuvor gesehen hab.“

Nun war Hikari diejenige, die einen lautstarken Seufzer von sich gab. Bei ihr war es wohl noch eine Ecke komplizierter und die Lösung nicht halb so ersichtlich.
 

„Bingo!“

Nachdem Ruhe zwischen ihnen eingekehrt war, sprang die Kopftuchträgerin mit einem Mal auf und stemmte siegessicher die Hände in die Hüften. „Dann liegt es doch klar auf der Hand, was zu tun ist.“

Den irritierten Blick Karis erwiderte sie, indem sie ihren Zeigefinger auf der Nase des Mädchens parkte.

„Ich muss Ken zur Rede stellen und du musst herausfinden, was Takeru dir bedeutet!“, sagte sie, als wäre es das leichteste Unterfangen der Welt.

„Und wie soll ich das anstellen? Ich weiß ja nicht mal, wie es sich anfühlt, wenn man verliebt ist…“

Diesen Widerspruch ließ Miyako gar nicht erst gelten und verstärkte den Druck auf das Riechorgan vor ihr. „Ihr seid doch so gute Freunde. Dann musst du ihn einfach besser kennen lernen. Und das geht am besten, indem man Fragen stellt. Willst du etwas über ihn wissen, dann frag ihn!“
 

Stirnrunzelnd legte Kari die Hand in den Nacken und massierte ihre verspannte Schulter. So klar wie ihrer Kameradin war ihr dieser Lösungsansatz nämlich nicht. „Meinst du, das bringt mich weiter? Wenn ich ihn besser kennen lerne, finde ich heraus, ob ich in ihn verliebt bin?“

„Bingo!“

Wie vorhin musste sie sich nur von diesem fröhlichen Lächeln anstecken lassen, um die Welt wieder aus einem anderen Winkel zu betrachten. So falsch klang es im Endeffekt auch nicht. Jedenfalls würden ihre Gefühle ihr nicht klarer werden, wenn sie weiter nur herumsaß und die Dinge auf sich zukommen ließ. Sie musste lediglich den Vorschlag annehmen, den sie vorhin selbst erteilte. Initiative ergreifen und das Gespräch suchen.
 

„Danke, Yolei. Ich fühl mich schon viel besser“, strahlte Kari ihr entgegen und erhob sich von ihrem Platz. Die beiden umarmten sich herzlich, nebenher die tanzenden Bakemon und ihre schmunzelnden Digimon um sich herum.

Ab jetzt hieß es: Auf in den Kampf!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kaninchensklave
2016-03-21T15:49:38+00:00 21.03.2016 16:49
ach ja junge leibe und zwei Blinde die es nciht wahr haben wollen oder sehen woillen das dort mehr ist als sie wahr ahben möchten und nicht zuvergessen die kleinen grünen Eifersuchts Männchen die auch immer eine Rolle spielen

GVLG


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