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Im fremden Körper

Auf dem Weg ins richtige Leben
von

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Kapitel 62 - Narus Sicht


 

× Narus Sicht - einige Zeit später ×

 

„Sag mal“, begann ich, als ich mich an ihn kuschelte und die Augen schloss. „Was meinst du… Wird das Gutachten positiv oder negativ ausfallen? Und was denkst du, wird passieren, wenn die Gutachten beim Amtsgericht eingehen?“

„Was?“, fragte Sasuke nach und ich zog verwirrt eine Augenbraue nach oben.

Hatte er etwa schon geschlafen?

„Ich hab gefragt, was du über die Gutachten denkst…“, wiederholte ich noch einmal.

„Ja… Also… Ich denke, sie werden gut ausfallen“, begann er, stoppte allerdings zwischendrin und gähnte ausgiebig. „Du hast alles getan, was in deiner Macht steht, um sie von dir zu überzeugen. Du hast sogar diese merkwürdigen Tests gemacht, die die eine Psychologin wollte. Ich meine, wer würde sonst einen Test machen, um zu sehen, ob du einen psychischen Knacks weg hast?“

Er lachte, ehe ich mit einstimmte und mich zu ihm drehte.

„Ich weiß, dass ich nicht normal bin. Aber… Normal kann jeder. Ich bin halt etwas Besonderes!“, warf ich in das Gespräch ein und rollte mich auf ihn. „Außerdem bin ich zufrieden, so wie es ist. Lieber anders und besonders, als normal und langweilig.“

Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und schmiegte mich an ihn.

„Gut, dann bist du mein besonderer, anderer Freund“, erwiderte Sasuke, ehe er mich küsste und mich enger an sich zog. „Du bist eh sonderbar, aber nicht im negativen Sinne. Eher … im Positiven. Du bist für mich so, wie du bist, vollkommen perfekt. Perfekt chaotisch, eben perfekt unperfekt. Du bist einfach du. Du lässt dich nicht verbiegen. Du bist einfach so, wie du bist, genau richtig.“

Meine Augen wurden groß, als ich hörte, was er sagte. Auf der einen Seite fand ich es äußerst amüsant, aber auf der anderen Seite war es furchtbar niedlich, was er von sich gab. Er begann sich um Kopf und Kragen zu reden. Und diese Tatsache, dass es ihm peinlich wurde, weil ich ihn einfach nur anstarrte, machte die ganze Sache nur noch lustiger.

„Ach man, jetzt sag doch etwas!“, schob er mich ein Stück von sich herunter. „Und sieh mich nicht einfach nur an!“

„Was soll ich denn großartig dazu sagen?“, zog ich erneut eine Augenbraue nach oben. „Soll ich sagen, dass ich gerne anders bin? Ich bin so wie ich bin.“

„Es hat ja auch niemand gesagt, dass du dich verändern sollst. Ich liebe dich“, hauchte er, bevor wir uns erneut küssten und ich die ganze Welt um uns vergaß.

Er schaffte es, mit wenigen Worten, meinen Kopf auszuschalten und mich einfach nur noch fallen zu lassen.

 

Am nächsten Morgen öffnete ich meine Augen, als ich bemerkte, dass es bereits Mittag war. Meine Lider öffneten sich augenblicklich noch ein Stück mehr und ich war schlagartig hellwach.

„Verdammt“, stieß ich hervor, richtete mich auf und stolperte über die Decke, als ich versuchte, aufzustehen.

Doch es gelang mir nicht, denn ich fiel mit einem lauten Knall auf den Boden. Schmerzerfüllt rieb ich mir mein Gesicht, als ich mich aufsetze und nachsah, ob ich mich irgendwo verletzt hatte. Es war aber alles gut und ich war unverletzt.

Als ich erneut versuchte, aufzustehen, schaffte ich es dieses Mal und ging schnell ins Bad. Seitdem ich die beiden Gespräche bei den Gutachtern hinter mich gebracht hatte, sah ich jeden Tag in den Briefkasten. Inzwischen kannte ich die Zeiten, wann die Postausfahrer ankamen und ich wusste sogar, wann die Fahrer frei oder Urlaub hatten.

Ich seufzte, als ich das gelbe Auto gerade wegfahren sah und rannte in meinen Hausschuhen zum Briefkasten, um ihn augenblicklich zu öffnen. Wie durch ein Wunder flogen mir förmlich zwei große Umschläge entgegen. Und ehe ich mich versah, las ich, woher sie waren und auf meinem Gesicht spiegelte sich ein breites Grinsen wider.

 

Als ich wieder ins Haus kam, zog ich mich ins Wohnzimmer zurück und vergrub mich auf dem Sofa unter einer Decke. Ich öffnete einen der beiden Umschläge und begann zu lesen, was auf den Zetteln stand, die ich herausholte. Es war eins der beiden Gutachten. Auch das Zweite war heute angekommen.

 

 

„Gemäß dem Beschluss vom 09.07. soll ein Gutachten zu folgenden Fragen eingeholt werden:

1. Liegt bei der Antragstellerin Transsexualität vor?

2. Besteht diese bereits länger als drei Jahre?

3. Ist zu erwarten, dass sich hieran auch zukünftig nichts ändern wird?

Das Gutachten stützt sich auf Untersuchungen von Naruko alias Naruto Uzumaki, die am 23.09. und 07.10. im Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums durchgeführt wurden.

Des Weiteren wurden schriftliche Unterlagen für die Begutachtung herangezogen. Die Untersuchte brachte auch einige Fotografien aus unterschiedlichen Lebensabschnitten mit, die sie im Laufe des ersten Untersuchungstermins vorlegte.

Beim zweiten Gespräch ergab sich die Möglichkeit einer Fremdanamnese durch ein Gespräch mit dem jetzigen Partner der Untersuchten, Sasuke Uchiha.“

 

 

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich diese ersten Worte las und ich musste immer wieder pausieren, um nicht gleich zu vergessen, dass ich noch atmen sollte.

 

 

„Im Verlauf des zweiten Gesprächs berichtete die Untersuchte, dass sie mittlerweile bei der Co-Gutachterin untersucht worden sei und das Gutachten bald vorliege. Sie schilderte noch einmal, dass sie sich ihrer Entscheidung sehr sicher sei und sich darauf freue, dass nun mit der Änderung des Personenstands und des Vornamens ein erster wichtiger Schritt zur Geschlechtskorrektur erfolgt sei.“

 

 

Ich las mir den Inhalt der Zusammenfassung der Gespräche noch einmal durch und musste immer wieder schmunzeln, was der Professor aus seinen Stichpunkten formuliert hatte. Als ich dann zur Beurteilung kam, atmete ich noch einmal tief durch, bevor ich mich daran machte, auch diesen Abschnitt zu lesen.

 

 

„Beurteilung:

Die 18-Jährige Naruko Uzumaki, die derzeit vor dem Gesetz noch als biologische Frau gelten muss, nun aber die Änderung des Personenstands und des Vornamens in Naruto beantragt hat, kam zu beiden Untersuchungsterminen pünktlich und war in beiden Gesprächen auskunftsbereit.

Im zweiten Gespräch kam sie in Begleitung ihres Freundes, der aus seiner Sicht auch noch einmal bestätigte, dass er sich schon bei der ersten Begegnung eigentlich sicher war, dass es sich bei der Untersuchten um einen Mann handelte. Er habe mit der Untersuchten eine Freundschaft aufgebaut, die dann in eine intime Partnerschaft überging und von der er hoffte, dass sie noch weiter Bestand hat, nachdem nun die Hormonbehandlung begonnen hat und weitere geschlechtskorrigierende Maßnahmen geplant seien.

Die Untersuchte zeigte in den Gesprächen keinerlei Hinweise schwerwiegender psychopathologischer Symptome, so dass mit großer Sicherheit ausgeschlossen werden kann, dass die ausgeprägte Absicht, künftig als Mann Leben zu wollen, Folge einer psychiatrischen Erkrankung ist, sondern tatsächlich die Konsequenzen einer transsexuellen Entwicklung darstellt.

Diese Entwicklung lässt sich bis in die Kindheit der Untersuchten zurückverfolgen, wo die Untersuchte bereits früh das Gefühl hatte, nicht zur Gruppe ihrer gleichgeschlechtlichen Altersgenossen dazu zu gehören, sondern sich schon früh für Jungenspielzeug und Jungenspiele interessierte. Dies war bis zur Pubertät ganz gut kompensierbar.

Von diesem Zeitpunkt an scheint die Untersuchte dann auch unter ihrer Weiblichkeit gelitten zu haben, insbesondere wenn sie durch biologische Vorgänge daran erinnert wurde. Dadurch scheinen tatsächlich dann auch psychische Krisen entstanden zu sein, die sie aber weitgehend bewältigen konnte. Sie hat trotz aller Unzufriedenheit und trotz der Tatsache, dass sie eher ein Einzelgänger-Dasein fristete, sich bis zum Abitur durch die Schule manövriert.

Über Kontakte zu Internetforen und durch die Beschaffung von Informationen über Transsexualität ist der Untersuchten seit geraumer Zeit deutlich, dass sie sich selbst als transsexuell klassifizieren muss. Sie lebt in einer Beziehung zu einem Mann, die sie aber ganz bewusst nicht als heterosexuell bezeichnet, sondern als homosexuell, insbesondere deshalb, weil sie sich selbst in der sexuellen Beziehung nicht als Frau erleben kann.

Die Tatsache, dass das Umfeld der Untersuchten auf ihr Outing als transsexuell beziehungsweise Transmann relativ Positiv reagierte, sie in einer mittlerweile längeren Beziehung gut etabliert ist und auch von Seiten der Freunde unterstützt wird, ist die Prognose für die weitere Entwicklung sicher gut, wobei die Untersuchte selbst davon ausgeht, dass möglichst bald nun geschlechtskorrigierende medizinische Maßnahmen anstehen sollten, die dann auch zu einer erhöhten Zufriedenheit und Lebensqualität beitragen.

Vor dem Hintergrund der Untersuchungen beantworte ich die dem Gutachten vorgestellten Fragen wie folgt:

1. Bei der Antragstellerin liegt Transsexualität vor.

2. Die Transsexualität besteht bereits länger als drei Jahre.

3. Nach dem heutigen Stand der medizinischen Forschung ist nicht davon auszugehen, dass sich an dem Wunsch, als Mann leben zu wollen, noch einmal etwas ändert.“

 

 

Als ich diese Worte las, als mir die Bedeutung davon bewusst wurde, stiegen mir die Tränen in die Augen und ich versuchte sie zu unterdrücken. Es gelang mir allerdings nicht und so liefen mir die kleinen Tropfen über die Wange und landeten am Ende auf dem Papier, welches ich noch immer in den Händen hielt.

Lautlos trat Sasuke zu mir und schloss mich in seine Arme, nachdem er sich neben mich gesetzt hatte.

Er überflog ebenfalls die Worte, die geschrieben waren und hauchte mir einen sanften Kuss auf die Schläfe.

„Das Gutachten ist also positiv ausgefallen. Das freut mich für dich. Also muss nur noch das Amtsgericht zustimmen und dann bist du auch offiziell ein Mann. Also rechtlich und auf dem Papier und nicht nur … gefühlt.“

Ich konnte deutlich spüren, dass er lächelte und ich nickte als Erwiderung zu seinen Worten.

„Ja, ich denke, du hast recht. Es wird alles gut werden.“

 

 

Mein Herz setzte immer noch aus, als ich daran dachte, wie ich einige Tage später den Brief für ein persönliches Gespräch beim Amtsgericht, aus dem Briefkasten holte. Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass es so … schnell geht.

 

 

„Sehr geehrte Frau Uzumaki,

in obiger Sache ist der Termin zu Ihrer Anhörung bestimmt auf:

Donnerstag, den 17.12., 10 Uhr, Raum 2.53.

Sie werden hiermit zu diesem Termin geladen.

Williams, Direktorin des Amtsgerichts“

 

 

Erst hatte ich eine gefühlte Ewigkeit auf die Reaktionen der beiden Gutachter gewartet, dass ich dachte, die Briefe wären auf dem Postweg verschwunden… Dann hatte ich gedacht, die Gespräche würden negativ ausfallen, warum auch immer ich das dachte… Dann hatte ich gefühlt eine weitere Ewigkeit auf die Kopien der Gutachten gewartet… Und jetzt… Jetzt hatte ich die Einladung zu einem persönlichen Gespräch bekommen! Hilfe! Ich konnte es immer noch nicht fassen! Und wenn dies auch noch positiv ausfiel, dann würde meiner Vornamens- und Personenstandsänderung nichts mehr im Wege stehen!

 

Als ich an diesem Morgen den Wecker hörte, drückte ich ihn weg und drehte mich von Sasuke weg. Er schlief noch und es war sein gutes Recht. Ich hatte ihn die halbe Nacht in den Ohren gelegen, wie nervös ich war und wie groß meine Aufregung diesbezüglich war.

Irgendwann war er eingeschlafen und ich lag noch immer wach. In dieser Nacht hatte ich vielleicht ein oder zwei Stunden geschlafen. Dennoch war ich nicht müde. Zumindest fühlte ich mich nicht so.

Ich stand auf, hörte es hinter mir brummen und lächelte deswegen. Sasuke konnte noch ein paar Minuten schlafen, denn ich brauchte noch einige Minuten im Bad. Schnell sprang ich unter die Dusche, wusch mich und band mir dann das Handtuch um den Körper, um zurück in das Zimmer von mir und Sasuke zu gehen.

Aus halb geöffneten Augen sah er mir entgegen, als ich zu ihm ging und mich neben ihm auf das Bett setzte.

„Guten Morgen”, sagte ich und lächelte ihn an. „Es ist Zeit, aufzustehen.”

Ich beugte mich zu ihm herunter, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und er öffnete die Lider vollständig, um mich anzusehen.

„Hast du überhaupt geschlafen?”, entgegnete er nur, bevor er sich aufrichtete.

„Ein paar Stunden, ja”, antwortete ich.

Er stand auf, verließ das Zimmer und dann war ich alleine. Alleine mit meinen Gedanken, mit meiner Aufregung und der immer weiter wachsenden Nervosität.

Unschlüssig, was ich gleich anziehen sollte, stand ich vor dem Kleiderschrank und starrte den Inhalt an. Nichts sprach mich an und dann trat auch schon Sasuke wieder ins Zimmer.

Er sah einfach blendend aus. Sein schwarzes Haar war perfekt gestylt, seine Kleidung, die er scheinbar vorhin mitgenommen hatte, umschmeichelte seinen Körper und seine Augen, seine rabenschwarzen Augen, sahen mich direkt an.

„Na, Schwierigkeiten das Richtige auszusuchen?”, fragte er und seine Stimme klang dabei rau.

Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken. Ob es daran lag, was diese Stimme in mir auslöste oder daran, dass ein kühler Luftzug über meinen Körper strich, wusste ich nicht.

„Ja, ich denke schon…”, gab ich zu und sah ihm dabei zu, wie er mich etwas zur Seite schob, mich weiter zum Bett dirigierte.

Ich ließ mich darauf fallen und sah ihm dabei zu, wie er mir einige Kleidungsstücke herausholte und sie mir am Ende reichte.

„Hier”, sagte er und lächelte mich an. „Darin fühlst du dich wohl und ich weiß, dass du zumindest das T-Shirt sehr gerne anziehst.”

Er zwinkerte mir entgegen und dann ließ er mich erneut alleine.

„Ich bereite das Frühstück vor. Du kannst dich also in Ruhe anziehen”, meinte er, bevor er endgültig aus dem Zimmer verschwunden war.

 

Nachdem ich tief durchgeatmet hatte, sah ich mir an, was Sasuke mir gegeben hatte und lächelte. Ja, das T-Shirt zog ich gerne an. Es war eins meiner Lieblingskleidungsstücke. Wenn es nach mir ging, dann würde ich es sehr selten in die Wäsche geben, weil ich wusste, dass ich es dann einige Zeit nicht anziehen konnte.

Ich schlüpfte in die schwarze Hose, nachdem ich mir die Unterhose über die noch immer leicht feuchten Beine zog. Dann folgten der Binder, das T-Shirt und ein schwarz-rot-kariertes langärmliges Hemd.

Als mein Blick sich noch einmal über einen Spiegel auf mich legte, lächelte ich mir entgegen, zupfte an meinen blonden Haaren, die sich quer über meinen Kopf verteilten und versuchte, sie noch einmal zu bändigen, bevor ich mich auf den Weg machte, in die Küche zu gehen und zusammen mit Sasuke zu frühstücken.

 

Als alles wieder aufgeräumt war, sah ich zu Sasuke, der gerade in den Flur gegangen war, um sich die Schuhe anzuziehen.

„Du musst wirklich nicht mitkommen, wenn du nicht willst“, sagte ich, folgte ihm und zog mir ebenfalls die Schuhe an.

Es war Anfang Dezember, mittlerweile war ich 19 und lebte mittlerweile komplett bei Sasuke und Itachi. Am Anfang war es für mich fremd gewesen, dies als mein Zuhause zu bezeichnen, doch jetzt… Jetzt war es für mich vollkommen normal. Es war, als wäre es nie anders gewesen.

„Ich möchte dich aber begleiten. Ich möchte, dass du weißt, dass ich für dich da bin“, antwortete er mir und riss mich damit aus meinen Gedanken.

Zur Antwort nickte ich und sah ihm in die dunklen Augen.

 

Das Gespräch bei der Direktorin vom Amtsgericht war eine Art Gutachtergespräch. Es kamen ähnliche Fragen von der Frau Williams, allerdings nicht so umfangreich wie von den beiden Gutachtern.

Ich war dennoch froh, als ich dieses Gebäude wieder verlassen konnte und wieder ungehindert atmen konnte. Zeitweise hatte ich das Gefühl, dass mir die Luft abgeschnürt wurde. Immer wieder spürte ich Sasukes Hand auf meinem Oberschenkel, seine Finger, die über den Stoff der Hose strichen und mich für einen kurzen Moment wieder ins Hier und Jetzt zogen.

„Nun muss die Direktorin nur noch zustimmen und dann bist du auch auf dem Papier ein Mann“, riss mich Sasuke aus den Gedanken.

Er stellte sich vor mich und sorgte somit dafür, dass ich genau in seine Arme lief und gegen ihn prallte.

„Ähm… Ja…“, sagte ich etwas unschlüssig. „Ich bin aber nicht sehr geduldig…“

„Du müsstest doch bereits gelernt haben, dass dein halbes Leben aktuell daraus besteht, dass du warten musst. Also lerne, weiterhin Geduld zu haben“, meinte er grinsend. „Ich denke, wenn ich dich ablenke, dann wird die Zeit schneller vergehen.“

Er zwinkerte mir entgegen und es hatte den Anschein, als wüsste er genau, was er vorhätte und wie er mich ablenken wollte.

 

Einige Zeit später war erneut Post für mich im Briefkasten. Doch dieses Mal wusste ich nicht, dass ein Schreiben kommen sollte.

Allerdings… wenn ich mich richtig informiert hatte, dann würde es einen vorläufigen Beschluss des Amtsgerichts geben, bevor nach einiger Zeit der rechtskräftigen Beschluss folgte. Itachi reichte mir den Briefumschlag, ich sah ihn mir an und öffnete diesen eilig, weil ich dennoch wusste, was das Amtsgericht mir schrieb. Ich erhielt tatsächlich einen vorläufigen Beschluss des Amtsgerichts. Außerdem war eine Abschrift des Gesprächs dabei. Rasch überflog ich, was auf dem Papier stand.

 

 

„Abschrift - Protokoll des Anhörungstermins zum Aktenzeichen ...

Anwesend:

Direktorin des Amtsgerichts Williams

Naruko Uzumaki (Antragstellerin)

Sasuke Uchiha (im Einverständnis der Antragstellerin)

Die Antragstellerin erläutert, anhand einzelner Beispiele aus der Kindheit und frühen Jungend, die aufkommenden Zweifel an ihrer weiblichen Identität.

Mädchenkleidung habe sie sehr früh abgelehnt, Spielsachen für Mädchen hatte sie nie interessiert, die Veränderungen des Körpers während er Pubertät habe sie als ‚falsch‘ empfunden und im Sport- und insbesondere Schwimmunterricht habe sie regelmäßig ihre Sport- bzw. Schwimmkleidung ‚vergessen‘, um der Situation des Umziehens zu entgehen.

Der heute auch anwesende Freund unterstütze sie und akzeptiere ihren Weg, auch mit anderen Freunden (soweit diese informiert sei) gebe es keine Akzeptanzprobleme, nachdem sie sich geoutet habe.

Die Antragstellerin bekräftigt ihren Wunsch, als Mann leben zu wollen. Sie kann sich nicht vorstellen, in die weibliche Rolle zurückzukehren. Die im Juni begonnene Hormonbehandlung zeige Wirkung - insbesondere die Stimme habe sich deutlich verändert. Eine operative Angleichung an das männliche Geschlecht sei geplant, erste Gespräche mit einem Arzt seien diesbezüglich in Planung.“

 

 

Ich atmete tief durch, bevor ich die letzten Zeilen des Protokolls las. Ich wusste, wie das Gespräch abgelaufen war, aber dennoch war es interessant zu lesen, was andere hinein interpretierten und aufschrieben.

 

 

„Die Antragstellerin wird darauf hingewiesen, dass nach der Rechtssprechung des BVerfG die Feststellung der Änderung der Geschlechtszugehörigkeit nicht mehr an das Vorliegen der Voraussetzung des §8 Abs. 1 Nr. 3 und 4 TSG gebunden ist, d.h. die Feststellung getroffen werden kann, ohne das dauernde Fortpflanzungsunfähigkeit vorliegen oder ein die äußeren Geschlechtsmerkmale verändernder operativer Eingriff stattgefunden haben muss.

Die Antragstellerin erklärt: Ich beantrage die Änderung meines Vornamens in „Naruto“ und die Feststellung der Änderung meiner Geschlechtszugehörigkeit. Für den Fall einer positiven Entscheidung erkläre ich bereits jetzt, meinen Verzicht auf Rechtsmittel.

Gez. Williams, Direktorin des Amtsgerichts“

 

 

Die Zeit war reif, dass ich nur noch abwarten musste, bis der Beschluss kam, damit ich all meine Unterlagen ändern konnte. Meinen Ausweis, meine Geburtsurkunde und zum Beispiel meine Akten in der Schule mussten geändert werden. Auch die Versicherungen und Daten bei der Krankenkasse und der Rentenstelle müssten die Information erhalten. Hätte ich zum Beispiel ein Auto, dann müsste ich auch meine Fahrerlaubnis und die Fahrzeugpapiere ändern.

Ich hatte jetzt schon keine Lust darauf, diese ganzen Wege in Angriff zu nehmen, aber das war der Nachteil der Vornamens- und Personenstandsänderung.

 

Es dauerte knapp zwei Monate, bis ich endlich den rechtskräftigen Beschluss in den Händen hielt. Als ich durchlas, was ich jetzt in den Händen hielt, stiegen mir die Tränen in die Augen und ich war froh, dass ich endlich einen großen Schritt nach vorne gegangen war und meinem Ziel einen Schritt näher war.

Jetzt musste ich nur noch alle Dokumente umschreiben lassen und dann würde ich endlich als Naruto Uzumaki leben können. Als nächstes standen die Operationen auf dem Plan und dafür musste ich mich informieren, wo diese alles durchgeführt wurden, welche Operateure gut waren und welche empfohlen wurden…
 



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