Die Vereinigung
Müde und ausgelaugt tauchte das Hochzeitspaar am nächsten Morgen im Hotel auf. Matt war überrascht als er sah, dass noch keiner seiner Freunde anwesend war. Von Taichi hatte er jetzt nichts Anderes erwartet, aber wo war sein Bruder? Er war doch immer recht pünktlich. „Hmm... es ist ja noch gar keiner da“, merkte auch Sora an.
„Na ja... bleibt umso mehr essen für uns und vor allem können wir in Ruhe frühstücken“, grinste der Blonde seine frisch angetraute Frau an. Sora nickte und lächelte ebenfalls.
Sie bedienten sich am reichlich gedeckten Buffet und ließen sich auf zwei Stühlen gegenüber voneinander nieder. „Guten Morgen“, trällerte Miyako drei Minutenspäter fröhlich und zog Ken mit sich. „Na nu... ist denn sonst noch keiner da?“, fragte sie verwundert nach.
„Nein, bisher nicht. Schlafen wohl noch alle“, versuchte die Rothaarige zu erklären.
„Hmm...nicht mal Kari, schon seltsam wo sie doch sonst immer so pünktlich ist...“, murmelte die Brillenträgerin. Sie sah kurz zu ihrem Freund, ehe auch die Beiden sich auf dem Weg zum Frühstücksbuffet machten. Kurz darauf tauchte auch Koushiro mit seiner Freundin auf. Alle wirkten ziemlich verschlafen, da die Hochzeitsparty doch länger ging als sie gedacht hätten. „Hmm... also das Taichi noch nicht hier ist, wundert mich nicht, aber so langsam könnte mein Bruder mal aufkreuzen, immerhin fliegt er morgen schon wieder nach Hause“, brummte der Blonde etwas verärgert. „Er taucht sicher jeden Moment auf“, beruhigte Sora ihren Ehemann und legte einfühlsam ihre Hand auf seiner Schulter ab. Wieder traten einige Leute in den Speiseraum, gespannte sahen die Freunde in die Richtung und erblickten Taichi und Mimi. Händchenhaltend gingen auch sie zu ihren Freunden. „Ich weiß, wir sind viel zu spät. Bedankt euch bei dem da...“, seufzte Mimi und rollte mit den Augen zu Taichi. „Hey, du hast dich noch dreimal umgezogen bis du zufrieden mit deinem Outfit warst“, rechtfertigte sich der Brünette.
„Ja und als ich das Outfit fertig hatte, hast du dich erst vom Sofa erhoben um duschen zu gehen“, winkte Mimi gleich ab. „Ja, wenn du solange das Bad blockierst...“
„Hey, ist ja nicht schlimm und ihr seid noch nicht mal die Letzten“, erwiderte Sora und wollte die Wogen lieber gleich glätten. Die gerade Angekommenen sahen sich um. „Wo ist denn meine Schwester?“, fragte Taichi nach. Sora zuckte mit den Schultern. „Ich habe noch nichts von ihr gehört... sehr untypisch für sie.“
„Takeru ist auch noch nicht da“, fügte Matt hinzu. Mimi bekam sofort große Augen.
„Moment verstehe ich das richtig, Kari und Takeru sind beide noch nicht da?“, erkundigte sie sich langsam und sprach die Worte bedeutsam. „Hmm...vielleicht ist ja was passiert, ob sie zu viel getrunken hat? Ich hätte sie doch besser nach Hause gebracht“, grübelte Taichi noch immer besorgt. „Takeru hat sie nach Hause gebracht“, erklärte Matt.
„Der auch noch nicht da ist...“ erwiderte Mimi erneut grinsend.
„Genau... Moment... ob?... nein...“, schlussfolgerte Matt, brach seine Gedanken jedoch schnell wieder ab. „Warum? Was ist denn los?“, fragte der Braunhaarige bei den Beiden nach.
„Ich bin sicher die beiden tauchen bald hier auf“, lächelte Mimi und ging ebenfalls zum Buffet. Taichi folgte ihr, auch wenn er immer noch nichts verstand.
Nachdem beide sich etwas vom Frühstücksbuffet genommen hatten, wobei Taichi mit gleich zwei Tellern ankam, wurde es erneut unruhig am mittlerweile gut gefüllten Tisch. „Oh mein Gott!!!“
„Was ist los Sora?“, fragte Miyako bei der Älteren nach. Die deutete mit offenem Mund und ihrem Zeigefinger zur Türe des Speisesaals. Alle Freunde drehten sich in die Richtung um und staunten ebenfalls nichts schlecht. Arm in Arm kamen Takeru und Kari herein, während sie immer noch nur Augen für sich hatten und dementsprechend die Reaktion ihrer Freunde nicht mitbekamen.
„Kneif mich mal einer...“, murmelte Taichi, Mimi tat dies sofort, während dieser genervt mit der anderen Hand an seinem Unterarm entlangfuhr, die Mimi mit einer roten Stelle zurückgelassen hatte. „Was sollte das denn?“, murmelte er verärgert.
„Du hast es dir doch gewünscht“, rechtfertigte sich die Brünette. „Und weil ich so eine tolle Frau bin, erfülle ich dir natürlich deine Wünsche. Na ja zumindest die meisten...“ kicherte die Brünette, die weniger überrascht über das Auftreten der Jüngeren war.
„Guten Morgen“, begrüße Kari die ganze Truppe und lächelte schüchtern.
„Hat es das zu bedeuten, was ich denke was es zu bedeuten hat?“, fragte Matt grinsend nach, sah zu seinem Bruder und erkannte gleich das breite Grinsen seines jüngeren Bruders. „Ich weiß nicht was du denkst, aber falls ihr wissen wollt, ob Kari und ich zusammen sind. Lautet die Antwort ´Ja`.“
„Ahh...“ kreischten die Mädels hysterisch und erhoben sich von ihren Stühlen um die beiden Jüngeren zu beglückwünschen, während die Jungs ebenfalls grinsten. Selbst Taichi freute sich, da er sich nicht daran zurückerinnern konnte, wann er seine Schwester das letzte Mal so glücklich gesehen hatte. „Okay, was ist denn bitte gestern noch passiert?“, erkundigte sich Sora. Kari und Takeru sahen sich an und dann zurück zu ihren Freunden.
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Am nächsten Morgen kuschelte sich Kari an die Brust von Jemanden an. Es fühlte sich so vertraut an, so gewohnt, als hätte sie es schon Hundertmal gemacht. Etwas Wehmut machte sich in ihrer Brust breit. Wie oft sie diesen Moment geträumt und herbeigesehnt hatte, die sich jedoch nie erfüllt hatten. Schwerfällig öffnete sie ihre Augen und erstarrte gleich in ihrer Bewegung als sie feststellte, dass es kein Traum war. Sie lag wirklich mit Takeru im Bett und kuschelte mit diesem. Sie hob die Decke an – okay, auch das war kein Traum. Sie hatte wirklich wieder mit Takeru geschlafen. Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, zaghaft nahm sie ihre Hand und streichelte Takerus Wange. Sie war so warm und er schlief so friedlich, doch was würde passieren, wenn er seine Augen öffnen würde? War es wieder nur die Sehnsucht und die Gewissheit das er morgen schon das Land verlassen würde, das sie so handeln ließ oder hatte es dieses Mal eine andere Bedeutung? Damals tat Kari so, als hätten sie es einfach nur gemacht, um mitreden zu können. Ihr erstes Mal hinter sich zu bringen und sie vertraute ihm schon damals, daher kam auch nur er für sie in Frage. Doch sie machte sich selbst nur etwas vor, es war nicht einfach nur Sex mit dem besten Freund der nichts bedeutet hatte. Es bedeutete ihr die Welt, doch als sie dies endlich erkannt hatte, war Takeru weg. Niemals hätte sie mit so einem Ausgang gerechnet. War das jetzt ihr Muster? Sex und dann verlässt er das Land? Immer wieder? Das würde sie nicht verkraften. Sie konnte ihm doch nicht immer wieder so nah sein, nur um ihn dann wieder zu verlieren. Tränen sammelten sich in ihren Augen, schnell setzte sie sich aufrecht hin und wischte mit ihrem Handrücken über ihre feuchte Augenpartie. Takeru sollte sie nicht so sehen. Die junge Frau rief sich zur Ruhe und atmete erst mal tief ein und aus. Sie bemerkte gar nicht, das auch Takeru langsam wach wurde. Kari schreckte etwas auf, als sie plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter spürte.
„Guten Morgen“, murmelte er fröhlich, doch erstarrte gleich als er ihre Tränen erkannte, die sie versuchte schnell wegzublinzeln. „Morgen“, nuschelte sie und zog die Bettdecke schützend über ihren Oberkörper. „Alles okay?“, fragte Takeru gleich nach. Kari nickte lächelnd, auch wenn das Lächeln nicht ihre Augen erreichte.
„Komm schon, du kannst mir alles sagen, ich sehe doch, das irgendwas nicht stimmt.“
„Ich... die Nacht... und morgen... ach egal... es ist alles okay...“, schluchzte die Braunhaarige und ärgerte sich über sich und ihre Gefühle nicht besser im Griff zu haben. „Du meinst, weil wir wieder miteinander geschlafen haben und ich morgen schon wieder nach Amerika fliege?“, mutmaßte der Blonde und da Kari erneut schluchzte war ihm klar, dass er richtig lag. „Ich wusste es ja vorher, also es ist alles gut“, spielte Kari die Situation runter und wollte gerade das Bett verlassen, doch Takeru hielt sie am Arm zurück, sodass sie nicht einher kam ihn wieder anzusehen. „Was wäre, wenn...“
„Was wäre, wenn was?“, bohrte Kari nach und versuchte seinen Meeresblauen Augen irgendwie standzuhalten. „Wenn ich nur noch die laufende Saison beende und danach nach Japan zurückkehre? Für immer?“ Kari stockte und wusste nicht was sie auf seine Worte erwidern sollte. Er wollte seine Basketballprofikarriere ihretwegen hinter sich lassen? Das konnte sie niemals von ihm verlangen, egal wie sehr sie ihn liebte und vermissen würden. Das konnte sie einfach nicht erwarten. „Nein, Keru das musst du nicht. Basketball ist dein Traum und...“
„Basketball ist immer mein Hobby gewesen und ich hatte das Glück mein Hobby zum Beruf zu machen und ja es macht mir Spaß, aber wusstest du eigentlich, dass man auch in Japan Basketball spielen kann?“, scherzte der Blonde und zog eine Augenbraue hoch.
„Schon, aber... das ist doch etwas ganz Anderes...“, winkte Kari ab.
„Stimmt... es ist besser. Hika... ich...als wir wieder miteinander geschlafen hatten konnte ich nicht glücklicher sein und mir ist klargeworden wo ich hingehöre um wirklich glücklich zu sein. Basketballspielen ist natürlich etwas das mir Spaß macht, aber wirklich glücklich bin ich nur hier, bei dir!“ Noch immer sprachlos sah Kari den Blonden an. Konnte das wirklich sein? Würde er das wirklich ernst meinen und es niemals bereuen? „Die Saison geht sowieso nicht mehr lange nur noch drei Monate. Ich habe die ganze Zeit keinen Folgevertrag unterschrieben, obwohl mir einer angeboten wurde, aber die ganze Zeit sagte mir mein Gefühl, das es besser wäre zu warten. Es war als hätte ich nur darauf gewartet, das wir vielleicht doch nochmal eine Chance bekommen würden und diese werde ich dieses Mal auch nutzen. Ich kann nicht einfach wieder gehen und es so zwischen uns belassen. Ich würde durchdrehen, also warum sollte ich dir und mir das antun, wenn wir doch eigentlich das Gleiche wollen?“, stellte Takeru die entscheidende Frage. Noch immer kam Kari alles wie in einem Traum vor und wusste noch immer nicht was sie darauf erwidern sollte. „Ich deute dein Schweigen jetzt einfach mal als Zustimmung“, schmunzelte Takeru und bekam nur ein leichtes nicken als Antwort. Er lachte laut auf und zog die Jüngere zu sich, nur um sich darauf über sie zu beugen. Er sah ihr tief in die Augen und lächelte sie sanft an. „Ich liebe dich Hika, habe ich immer und werde ich immer.“ Langsam wurde auch Kari wieder Herr ihrer Sinne und erwiderte das Lächeln des Blonden. „Ich liebe dich auch Keru, daran bestand auch niemals ein Zweifel und es tut mir so leid, dass ich es damals nicht gleich erkannt habe.“ Takeru beugte sich zu ihr herunter „Alles im Leben hat seinen Grund, auch das wir damals nicht zusammengekommen sind. Vielleicht war damals nicht unserer Zeit, aber jetzt ist sie da und eines hat mir die letzten Jahre klar gezeigt, meine Liebe zu dir ist stärker als alles andere und ich werde dich nie wieder hergeben.“
Kari lächelte, während sie erneut ihre Tränen versuchte zurück zu halten, doch dieses Mal waren es keine Tränen der Trauer, sondern pure Glückstränen. Takeru drückte seine Lippen auf ihre um sie schnell in einen leidenschaftlichen Kuss zu verwickeln. Kari drückte ihn sanft von sich und überrascht hielt der Blonde inne. „Müssen wir nicht langsam los, zum Frühstück?“, schmunzelte Kari. „Du glaubst gar nicht wie egal mir das Frühstück gerade ist, es gibt wichtigeres“, erwiderte Takeru kess und drückte die Jüngere erneut auf die Matratze, während Kari nichts mehr genoss, als seine Lippen, seine Berührungen und vor allem seine Nähe. Frühstück? Das konnte wirklich warten.
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„Das heißt, du fliegst morgen zurück und kommst dann schon in drei Monaten zurück und bleibst für immer?“, fragte Matt noch etwas ungläubig nach. Takeru nickte und lächelte Kari weiter an.
„Kari, du hast echt was gut bei mir“, grinste der Musiker und stand ebenfalls auf um seinen Bruder zu beglückwünschen. „Merke ich mir“, lachte sie während sie sich neben Tai setzte, der sie die ganze Zeit beobachtet hatte. „Was ist?“, brummte sie mehr gespielt als wirklich genervt.
„Nichts, aber ich freue mich für euch. Wirklich...“, flüsterte er in ihr Ohr und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Danke“, lächelte sie zufrieden. Gemeinsam saßen die Freunde zusammen und genossen das reichliche Frühstücksbuffet und obwohl Kari wusste, dass sie Takeru morgen erst mal Auf Wiedersehen sagen musste und ihn schrecklich vermissen würde, so wusste sie auch, dass es nur eine gewisse Zeit sein würde. Was waren schon drei Monate? Sie hatte vier Jahre auf eine neue Chance gewartet, da würde sie auch noch drei Monate schaffen. Sie gemeinsam als Paar. Sie konnte nicht aufhören zu lächeln, denn sie fürchtete sich nicht vor den nächsten drei Monaten, denn sie wusste, dass sich nichts ändern würde. Außer das er zu ihr zurückkommen würde um gemeinsam mit ihr das Leben zu führen, das sie sich immer gewünscht hatten. Sie hielt kurz in ihrer Bewegung inne und sah zum Blonden der den Blick erwiderte. Er drückte seine Lippen auf ihre und als er sich entfernte, lächelte er sie erneut breit an. „Ich hoffe, dass ich in drei Monaten zu dir ziehen kann, sonst bin ich Obdachlos“, schmunzelte Takeru.
Kari kichterte „es wird alles fertig sein, wenn du nach Hause kommst.“
„Nach Hause...“ widerholte Takeru ihre Worte.
„Nach Hause...“, stimmte Kari zu. Sie küssten sich erneut, während sie das Gerede ihrer Freunde um sich herum gar nicht mehr mitbekamen.