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Sein Wort, Mein Gesetz

von

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Thomas

„Herzlich willkommen auf meinem bescheidenen Anwesen." Nahm mich der Mann, der mich offensichtlich bereits erwartet hatte in Empfang. Er stieg die vier Stufen herab und betrat den schneebedeckten Grund. Ich hatte mich mittlerweile wieder aufgerichtet und blutete das unschuldige weiß unter mir voll. Sein Blick ruhte auf meiner Person, die kaum glauben konnte was hier geschehen war.
 

Hatte mich meine Flucht wirklich in die Arme des Irren getrieben? Steckte Valentin mit ihm unter einer Decke?
 

Bevor weitere Fragen mein Hirn fluten konnten stand Marcus nahe bei mir und beäugte mich von unten bis oben.
 

„Dir wird er hier gefallen. Eine Anstalt für kleine, verwirrte Mädchen und so eines bist du doch oder?"

„Ist das dein ernst?" knurrte ich leiser vor mir her.

„Bitte?"

„Ob das dein Ernst ist? Glaubst du nicht, dass Nicholas mich finden wird." Diese Aussage bereitete dem Mann vor mir nur Freude.

„Deine Hoffnung in allen Ehren aber er wird dich hier nicht finden! Dafür werde ich sorgen!" Er streckte seine Hand nach meinem Gesicht aus und ich fragte mich was alle mit meiner Wange hatten! Ich spürte seine warme Haut auf meiner und presste die Zähne zusammen.
 

„Du bist verletzt wir sollten uns um deine Wunde kümmern!" Er deutete auf den Biss, den ich langsam wieder zu spüren bekam. Danach drehte er mir den Rücken zu und stieg die Stufen wieder empor. Das Adrenalin verflüchtigte sich und eine schlagartige Müdigkeit überkam mich. Die Gewissheit, dass ich nur noch auf Nicholas hoffen konnte um dem Wahnsinn hier zu entrinnen bereitetet mir kein wohliges Gefühl. Der Fremde, der mich eingefangen hatte packte mich am Arm, ungewohnt vorsichtig. Von Ivan war ich mit ganz anderen Vorgehensweisen vertraut. Er führte mich hinter Marcus her, ins Innere des riesigen Hauses.
 

Es roch nach Lavendel und auf den ersten Blick erkannte man gar nicht, dass dies hier eine Psychiatrie war. Alles in einem rustikalen und warmen Stil gehalten. Ich senkte den Blick, ich wollte mir die Umgebung gar nicht genauer ansehen. Ich wollte sterben hier und jetzt! Ich fühlte mich so müde und ausgepowert, dass ich nicht mal genug Kraft mobilisieren konnte um mich zu befreien und einen weiteren Fluchtversucht zu starten. Lange liefen wir durch die endlos vielen Gänge, bis ich schließlich stehen blieb und mich an meinem Halter festkrallte. Mein Bein schmerzte und ich konnte keinen Schritt weitergehen. Ich ging auf die Knie und blieb einfach hocken. Der Mann, der mich hielt folgte meinem Sog und hockte sich vor mich.
 

„Es ist nicht mehr weit, wir sind gleich da!" sagte er und lächelte mich motivierend an.

„Können Sie mich nicht einfach hier lassen bis ich eventuell wegen meiner Wunde verblute oder einer Sepsis unterliege?" murmelte ich und hörte schwere Schritte, die auf mich zukamen. Marcus hat mein Zusammensacken bemerkt und stellte sich vor mich.

„Ich kann wirklich nicht mehr." Darauf gefasst, dass er mich schon irgendwie wieder in Bewegung setzen würde und wenn dies hieß mit Kraft und Gewalt, saß ich wenig später in einem Rollstuhl und wurde geschoben. Darüber war ich sogar in meinem müden Zustand überrascht. Es ging vorbei an weiteren Türen und außer zwei Krankenschwestern in weißen Hemdchen begegneten wir niemanden. Es war ja auch reichlich spät oder früh, wie auch immer man das halten wollte. Vor einer weißen Türe blieben wird stehen.
 

„Hier wird man um sich kümmern." Verkündete Marcus und eröffnete mir ein großzügiger Arztzimmer. An einer Kommode stand eine Frau, mit dem Rücken zu uns. Ihr langes pechschwarzes Haar ging ihr bis beinahe zur Hüfte.
 

„Isabella." machte Mister Lane sie auf uns aufmerksam. Die schlanke Frau drehte sich zu uns um und machte mich mit ihrer Schönheit sprachlos. Ein Lächeln lag auf ihren perfekt geformten Lippen als sie auf mich zu kam und ihre Gummihandschuhe auszog.

„Emily. Wie schön, dass du hier bist!" Begrüßte sie mich und ging vor mir in die Hocke. Sie hielt sich an meinen Knien fest und sah zu mir empor. „Marcus sagte du seist bildhübsch aber wie ich sehe hatte er untertrieben!" Aus welchem Grund auch immer fühlte ich mich trotz der bizarren Situation, geschmeichelt. Ihre giftgrünen Augen funkelten in dem Licht der Lampe auf, als sie sich wieder erhob. Sie wandte sich an den Leiter dieser Anstalt.

„Als erstes versorge ich die Wunde, dann entfernen wir den Chip!"

„Nein erst den Chip dann die Wunde." Kehrte Marcus die Reihenfolge um, ging zu einem Servierwagen und schüttete sich etwas Alkoholisches ein, dabei sah er mich nicht an und ich traute mich wieder zu atmen. Seine Blicke waren mit das Schlimmste. Isabella ging zu einem Schrank und kramte etwas hervor. Ich brauchte einige Momente um zu realisieren, dass sie etwas von einem Chip gesprochen hatte. Als diese Information letztlich doch meinen Verstand erreichte glitt ich mir direkt an den Nacken. Das war doch immer die perfekte Stelle für einen Chip. Hatte ich wirklich einen?

„Nicholas nimmt für das Implantieren lieber eine andere Stelle." Verkündete Isabella und drehte sich wieder zu mir um.

„Ich wusste gar nicht, dass ich so etwas habe..." murmelte ich und sah auf das, was sie in der Hand hielt. „Mit einem Skalpell?"

„Es wird nur ganz kurz weh tun." Warum glaubte ich ihr das auch noch? Sie wirkte beruhigend auf meine Person und machte selbst die Anwesenheit von Marcus erträglich. Dieser beobachtete das Geschehen von einem weinroten, englischen Sofa aus. Der Mann, der mich geschoben hatte stand an der Türe und hielt wache. Ich war wieder mal gefangen und schloss die Augen. Ich würde es über mich ergehen lassen und die Hoffnung, dass Nicholas mich doch fand aufgrund des Chips wuchs wieder. Ich zuckte zusammen als sich die scharfe Klinge in meine Haut bohrte. Es war nicht der Nacken es war direkt an meiner Wunde. Ich sah erschreckt auf.

„Die Hunde sind so abgerichtet, dass sie direkt in die Wade beißen und mit etwas Glück ist der Chip sofort freigelegt... und geht kaputt." Erklärte Marcus, als er meinen fragenden Blick auffing. „Ist eigentlich alles bis aufs letzte Detail durchdacht?" kam es ungläubig über meine Lippen. „Nicht alles aber wir geben unser Bestes." Mischte sich die Ärztin ein und richtete sich mit einem kleinen Metallteil zwischen den Fingern auf.

„Bring sie zur Liege." Wies sie den dritten im Bunde an. Der Fremde half mir, wie befohlen und erst jetzt erblickte ich das Schild mit seinem Namen drauf.

„Thomas..." las ich murmelnd vor mir her. Dieser nickte.

„Sehr erfreut." Ich sah ertappt auf und bekam nur ein Lächeln entgegen gebracht. Er setzte mich auf die Liege und half mir dabei mich auf den Bauch zu legen.

„Das kann nun etwas mehr weh tun. Ich muss die Wunde desinfizieren und nähen, der Biss ist sehr tief." Erklärte die Schwarzhaarige.
 

„Was auch immer gemacht werden muss um mich zu retten unterlassen sie es einfach!" seufzte ich und war dem Wunsch zu sterben immer noch näher als dem Wunsch zu leben. Wieder die Augen geschlossen lag ich nun da ließ mich einer schmerzhaften Tortur unterziehen und vergrub meine Zähne in unregelmäßigen Abständen in meine rechte Handfläche. Die Tränen, die mit vollem Einsatz rauswollten, versuchte ich mit aller Kraft daran zu hindern.
 

Sobald ich das hier überstanden hatte und etwas Schlaf bekam würde ich mir Gedanken darüber machen ab wann genau mein Leben so einen grausamen Weg eingeschlagen hatte und wie ich ihn wieder verlassen konnte um die langweilige Normalität zu erlangen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Cindy99a
2018-10-02T10:24:10+00:00 02.10.2018 12:24
Ich hatte gerade einen verrückten Gedanken.
Ort für verrückte Mädchen..
Es macht nicht so viel Sinn aber etwas bei mir hat Klick gemacht. Was wenn die anderen Mädchen garnicht tot waren sondern auch bei Lane? Was wenn sie alle auf ihren Versuchen abzuhauen in Marcus Hände gefielen waren? Es ist eine sehr vage vermutung da zb Kathleen ja angeblich in Nicholas Armen starb. Doch war es vielleicht garnicht so?

Wie auch immer, ich verstehe Emilys Hoffnungslosigkeit. Was ich mich frage, ist sie gebrochen? Vollends? Ich denke ich wär es noch nicht, aber vielleicht bald. Das so sanft mit ihr umgegangen wird bringt mir irgendwie ein mulmiges Gefühl. Es wirkt grotesk für den Umstand, dass Emily in die Psychiatrie gelotst wurde..

Gutes Kapitel, mach so weiter JuJu


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