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Miraculous - New York

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Jawohl, damit bin auch ich im Miraculous-Fandom gelandet...oder eher gelandet und liegen geblieben xD Böses Fandom, aber ganz derb. Ich wünsch euch viel Spass :) Komplett anzeigen

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Abschied?

Adrien war in seinem Zimmer und betrachtete den leergeräumten Raum. Er war inzwischen 16 Jahre alt und hatte vor einigen Monaten gemeinsam mit Ladybug die letzte Schlacht gegen Hawth Mowk geschlagen. Sie waren erfolgreich gewesen, hatten ihrem Gegner sein Miraculous abgenommen und es dem Meister zurück gebracht. Auf dass es sicher verwahrt werde. Aber dabei kam auch heraus, dass Adriens Vater derjenige war, welcher hinter ihren Miraculous her gewesen war. 
 

Warum?  Warum nur willst du diese Macht?!“,  hatte Cat Noir ihn voller Wut und Unverständnis angeschrien. 

Wegen Ihr. Gabriel öffnete das Amulett, welches neben ihm lag. Es war das Bild von Adriens Mutter, welches hervor kam. Cat Noir erstarrte wortwörtlich. Auch Ladybug staunte nicht schlecht, als Gabriel das Amulett betrachtete. Sie wusste, dass es sich bei dem Bild um die Mutter ihres Schwarmes handelte und dass jene vor nicht allzu langer Zeit verstorben war. 

Das war also dein Ziel. Du wolltest sie wiederbeleben und dachtest, die Miraculous würden dir die Macht dafür geben., stellte Cat Noir direkt klar.

Es wäre ein Versuch wert gewesen. Nur schon für mich und meinen Sohn., versuchte der Designer sich zu erklären. Adrien hielt es nicht mehr aus. Nur schon der Gedanke, dass seine Mutter wieder ins Leben zurückgeholt werden sollte, drehte ihm den Magen um. Er wandte sich ab. Am liebsten hätte er seinem Vater eine gescheuert. Aber wenn er dies als Cat Noir tat, dann flog seine Tarnung auf. Also beließ er es dabei. Er ging auf seine Partnerin zu. Jener fiel der traurige Blick des Blonden sofort auf.

Kriegst du das auch alleine geregelt? Ich kann nicht mehr. Es ist besser wenn ich mich eine Weile zurückziehe.“ Das Mädchen in dem schwarz gepunkteten Kostüm nickte. Sie akzeptierte die Entscheidung ihres Partners, wollte aber später nochmals mit ihm darüber sprechen. Denn das hier war nicht Cat Noir. Im Moment war er nur noch ein Teenager, welcher maßlos enttäuscht worden war.
 

Adrien dachte nur ungern an den Kampf zurück. Es hatte ihn alle Mühe gekostet, seinem Vater ins Gesicht zu sehen. Doch was er dort erblickt hatte war schon lange nicht mehr sein Vater gewesen. Nur noch ein Haufen Elend welcher die Vergangenheit zurück wollte. Sein Vater stellte sich schließlich den Behörden und erhielt seine gerechte Strafe. Bei den Verhandlungen waren weder Ladybug noch er anwesend. Er wollte keinen Kontakt mehr mit seinem Vater. So hatte er schweren Herzens entschlossen zu seinen Großeltern mütterlicherseits zu ziehen. Da gab es nur einen Haken. Sie lebten nicht in Frankreich, sondern in den USA. New York City. Oder zumindest irgendwo dort in der Gegend wie der Teenager wusste. Am liebsten wäre er innert kürzester Zeit dorthin gezogen. Aufgrund der Einreisegenehmigungen hatte der Teenager noch einige Wochen mit dem Umzug warten müssen. Aber das einzige, was ihn noch mit Paris Verband war Ladybug. Ob er sie jemals wieder treffen konnte? Denn die Kwamis waren wieder von ihrem Meister eingesammelt worden. Somit konnte er sich nicht mehr in Cat Noir verwandeln und seine über alles geliebte Ladybug ebenfalls nicht.

Der Blonde begab sich zur Schule. Heute war sein letzter Schultag in Paris. Er hatte sich so sehr dafür eingesetzt dass er in eine normale Schule gehen durfte, überhaupt in die Schule gehen durfte und musste sie jetzt verlassen. Er hatte Freunde gefunden. Gute Freunde, die ihm in jeder Situation beistanden. Aber in dieser Situation konnte ihm nur Eine beistehen. Doch war ihm bewusst, dass er Ladybug wohl nie wieder sehen würde. Der Teenager schmunzelte leicht. Ob das der Preis für ihren Sieg gegen seinen Vater war? Für den Frieden auf der Welt? Wahrscheinlich. Aber dafür hatte er Ladybug getroffen, was ihn innerlich mit Freude erfüllt hatte. Durch die Zeit mit ihr in all den Kämpfen hatte er die Gelegenheit gehabt, mehr sich selbst zu sein und sich selbst besser kennen zu lernen. Darüber war er doch sehr froh. Auch jetzt, dafür dass er in Zukunft nicht mehr unter der Fuchtel seines Vaters stehen würde. Etwas besser gelaunt als wenige Momente zuvor wollte er das Schulgebäude betreten, als er erblickte, wie Marinette im Schnellschritt um die Ecke gerauscht kam. Die Bäckerei ihrer Eltern war nur eine Strasse von der Schule entfernt, somit hatte sie einen sehr kurzen Schulweg. Aber irgendwie schaffte es dieses Mädchen trotz allem immer irgendwie zu spät zu kommen und flüchtete sich dann in irgendwelche irrsinnigen Erklärungen.
 

„Marinette?“, zog der Blonde die Aufmerksamkeit seiner Mitschülerin auf sich. Hektisch blickte die Schwarzhaarige zu ihm. „Adrien.“ Sie hatte nicht damit gerechnet ihn vor der Schule anzutreffen. Er kam häufig kurz nach ihr oder kurz vor ihr in die Schule. Das war immer ein wenig unterschiedlich. Die einzige Gemeinsamkeit: sie kamen beide andauernd zu spät. Kein Wunder, denn sie hatte bis vor wenigen Tagen einen Nebenjob gehabt von dem die Welt nichts erfahren durfte.

„Was machst du …denn hier?“, brachte sie mit einem Rotschimmer im Gesicht einen halbwegs brauchbaren Satz zusammen.

„Wir gehen doch in dieselbe Klasse.“, verwundert blickte er sie an. Ja, stimmte. War ja logisch.

„Ich meinte eher…wie kommt es dass du früh dran bist? Wir sind doch beide eher…“

„Die notorischen Zuspätkommer? Allerdings.“, grinste er. „Naja…mein Vater kann mir keine Termine mehr geben. Das hat sich ausgespielt.“, erklärte er beiläufig. Die Schwarzhaarige nickte. Sie selbst hatte ja gegen seinen Vater gekämpft, ohne es wirklich zu wissen. Es war hart zu sehen, dass jemanden, den sie für seine Arbeit als Designer so sehr bewunderte, so tief gefallen war. So tief dass er bereit war, Magie einzusetzen um einen Menschen der ihm wichtig war ins Leben zurück zu holen.

„Tut mir leid, das mit deinem Vater.“, meinte sie leise. Es musste schrecklich für ihn sein zu wissen, dass er einen solchen Vater hatte. Marinette ging davon aus, dass er sowie die anderen Leute nur die Version kannte, welche in den News-Medien veröffentlicht worden war. Sie hoffte, dass er nicht wusste, wofür sein Vater die Miracoulus haben wollte.

„Schon ok. Ist ja nicht deine Schuld.“, ein trauriges Lächeln bildet sich auf seinen Lippen. Sie sah, dass er mehr wusste, als er zugab. Der Blonde schüttelte kurz abwesend den Kopf, ehe er sich wieder ihr zuwandte.

„Da wir ja eh schon die Zuspätkommer schlechthin sind, wäre es da nicht besser wenn wir am letzten Schultag des Jahres rechtzeitig anwesend sind?“, schlug er ihr vor.

„Ja, du sagst es.“, nickte Marinette ihm zu, ehe die beiden gemeinsam in Richtung Klassenzimmer marschierten.

„Nun, wie ihr wisst begehen wir heute den letzten Schultag von diesem Schuljahr.“, begann Madame Bustier den Unterricht ihrer Klasse an jenem Morgen. Doch weder Marinette noch Adrien hörten ihr richtig zu. Während Adrien mit seinen Gedanken bereits bei seinem Flug in die Staaten am frühen Abend war, dachte die Schwarzhaarige, welche eine Reihe hinter ihm sass, über das letzte Gespräch nach, welches sie mit Cat Noir geführt hatte.
 

„Cat, so warte doch!“, rief Marinette ihm zu, als sie sich am Abend nach dem letzten Gefecht wieder begegneten. Sie hatten sich mithilfe ihrer Kommunikationsgeräte verabredet. Aber der Blonde mit den Kräften einer Katze hatte keine Lust zum Reden. Oder zumindest nicht über dieses Thema. Weswegen er im Moment einfach nur abhauen wollte. Es war einfach noch zu frisch, zu real, zu unfassbar. Nicht dass die Tatsache, dass er ein Superheld war ebenso unfassbar war, aber sie war realistischer. Eben weil er selbst diesen verkörperte. Doch was sein Vater da angerichtet hatte, war einfach nur schrecklich, wenn nicht sogar unmenschlich. Er konnte einfach kein Verständnis dafür aufbringen. Da gab es nur ein Problem: Ladybug. Sie wollte mit ihm reden, weshalb er am vorhergehenden Tag sie den Rest der Arbeit hatte erledigen lassen. Weswegen er am Vortag gegangen war.
 

„Tut mir Leid, Pünktchen. Aber ich kann nicht darüber reden.“, gestand er es sich selbst ein als er Begriff, dass er sie nicht loswerden würde. Heute zumindest nicht.

„Weil er der Vater von einem guten Freund ist?“, fühlte sie ihm auf den Zahn. Sie wusste, dass Cat Noir und Adrien sich kannten. Dass es sich bei den beiden jedoch um ein und dieselbe Person handelte, davon hatte sie keine Ahnung. Verwundert blickte er sie an.

„Woher…“

„Marinette hat es mir erzählt.“, gab die Schwarzhaarige mit einem traurigen Unterton von sich. Daher wusste sie es also.

„Zieht dich das so runter? Weil er etwas tun wollte, das eigentlich unmöglich ist?“, der Kater nickte auf ihre Aufzählung hin nur leicht. Sie hatte Recht. Es zog ihn nicht nur runter, es machte ihn fertig.

„Adrien hat vor etwas mehr als zwei Jahren seine Mutter verloren. Jetzt auch noch seinen Vater zu verlieren, weil jener sie mit allen Mitteln wiederbeleben wollte, das muss einfach schrecklich sein.“, packte er seine Gefühle in Worte. Das Mädchen in dem gepunkteten Kleid nickte.

„Du scheinst ihm näher zu stehen als ich dachte.“, gab Ladybug von sich. Adrien seufzte innerlich. Sie wusste nicht wie recht sie damit hatte.
 

„Naja…er ist sowas wie mein bester Freund.“, das Mädchen neben ihm nickte. Ein einfühlsames Lächeln auf ihren Lippen.

„Das kommt mir bekannt vor.“, diese Worte von ihr verführten auch seinen Mund zu einem sanften Lächeln. Sie verstand ihn auch ohne dass er ihr allzu viel erzählen musste. Sie beide lebten als Superhelden, als Beschützer von Paris. Aber dazu gehörte auch das andere Leben und diese beiden Leben unter einen Hut zu bringen, was besonders ihm im Augenblick sehr schwer fiel. Umso glücklicher war er darüber, in Ladybug eine absolut zuverlässige Partnerin zu haben. Bisher zumindest. Denn dies war der andere Punkt, welcher an seinem Herzen nagte. Sie mussten ihre Schmuckstücke zurückgeben. Ob es nur vorübergehend oder für immer sein würde, hatte Fu ihnen nicht sagen können. Aber er hatte sie gebeten, sich miteinander auszusprechen. Denn es bestand die Möglichkeit, dass sie sich nicht mehr sehen würden.

„Es wird mir merkwürdig vorkommen.“, neugierig blickte Cat Noir seine Partnerin an, als sie sich auf einem der Hochhäuser der Lichterstadt niedergelassen hatten.

„Ich meine, nicht mehr mit dir durch Paris zu patrouillieren oder einem Akuma hinterher zu jagen.“, meinte die Schwarzhaarige, während sie ihren Blick über das Lichtermeer der Millionenstadt gleiten liess.

„Immerhin haben wir mal offiziell Ruhe vor den Akumas.“, scherzte der Katzenjunge mit einem frechen Grinsen, wie sie es kannte.

„Verschrei es nicht!“, boxte sie ihn mit dem Ellenbogen in die Rippen.  

„Entschuldige.“, meinte Ladybug leise, als sie seinen schmerzhaften Gesichtsausdruck bemerkte. Da war sie wohl zu weit gegangen. Cat Noir war da aber anderer Ansicht.

„Schon ok. Ich habe da wohl ein wenig übertrieben.“, stellte er unnötigerweise fest, während er sich über die schmerzende Stelle rieb.

„Das machst du allerdings immer.“

„Nicht immer, aber immer öfter.“, gab er keck zur Antwort. Das Mädchen in dem roten Anzug mit den schwarzen Punkten schüttelte den Kopf. Konnte er seine Sprüche  nicht einfach sein lassen?

„Du bist wirklich unverbesserlich.“, seufzte die Schwarzhaarige, als sie sich schliesslich neben ihn setzte und sich an seine Schulter lehnte. Verwundert blickte Cat zu ihr. So etwas tat sie doch ansonsten nicht. Er überlegte für einen Moment, ob er seinen Arm um ihre Schulter legen und die Gelegenheit auskosten sollte. Für einen weiteren Augenblick überlegte der Blonde, ob er es wirklich wagen sollte. Sie konnte höchstens ablehnen, so wie sie es sonst immer tat. So legte er den Arm sanft um sie, zog sie ein Stück näher zu sich. Doch Ladybug schüttelte ihn nicht ab, nahm seinen Arm nicht weg. Nicht so wie sonst. Sie lehnte sich sogar noch mehr an ihn. Konnte das wahr sein? Gingen gerade seine geheimsten Wünsche in Erfüllung?

„Ich werde das vermissen.“, stellte das Mädchen traurig fest.

„Mich oder das alles?“, ein verärgerter Blick folgte. Cat Noir liess von ihr ab.

„Also deine Sprüche werde ich sicherlich nicht vermissen.“, gab sie hochnäsig von sich und zog sich zurück.

„Aber die Zusammenarbeit mit dir und ebenso dich als Partner.“, fügte sie leise flüsternd an. Dank seiner Fähigkeiten konnte Cat Noir sie bestens verstehen. Sogleich schlang er seine Arme um seine Partnerin. „Ich werde dich vermissen, Pünktchen.“, flüsterte er ebenso leise wie sie nur wenige Sekunden zuvor. „Ich werde dich auch vermissen.“, erwiderte sie seine Zuneigung und schmiegte sich an ihn. Dabei fanden einige Tränen den Weg über ihre Wangen. Cat Noir horchte auf, als er sie schniefen hörte. Weinte sie etwa? Er entfernte sich einige Zentimeter von ihr. Eine einzelne Träne rann ihre Wange hinunter. Sie sagte also die Wahrheit. Sie bereute den Schluss. Hätte noch viel lieber weiter mit ihm zusammen gearbeitet, Akumas gejagt, die Stadt beschützt. Aber sie mussten ihre Schmuckstücke zurückgeben. Damit nicht nochmals eines in die falschen Hände geriet. So wie einst jenes von Hawth Mowk.
 

„Nun, bevor wir mit der ersten Stunde beginnen. Adrien möchte euch etwas mitteilen.“, sie bat den blonden Jungen nach vorne ehe sie sich an ihr Pult setzte und ihm den Platz für einige Minuten überliess. Wie gebeten ging er nach vorne und stand vor die Klasse. Innerlich hatte er sich seit Tagen auf diesen Moment vorbereitet. Er wusste genau, was auf ihn zukam. Doch war er wirklich dafür bereit? Nein. Sicherlich nicht. Aber ihm blieb nichts anderes übrig.

Marinette schreckte aus ihrer Grübelei auf, als sie beobachtete, wie Adrien nach vorne ging und vor die Klasse trat. Fragend blickte sie zu Alya. Doch ihre beste Freundin zuckte nur mit den Schultern. Nino, welcher ab der Tat seines Sitznachbarn ebenso überrascht war wie seine Kameradinnen, schaute ratlos über seinen Rücken hinauf in die zweite Reihe.
 

„Ihr hab sicherlich alle die Geschichte mit meinem Vater erfahren.“, stille im Klassenzimmer. Alle hatten es irgendwie erfahren. Egal ob durch die Medien, die Zeitungen oder das Buschtelefon unter den Freunden. Sie alle wussten darüber Bescheid, dass sein Vater durchgedreht war.

„Aufgrund dieser ganzen Geschichte, werde ich in die Staaten umziehen.“ Ein Raunen ging durch die Klasse. Marinette blinzelte mehrmals ungläubig. Ihr war bewusst, dass sich aktuell Nathalie, die einst die Sekretärin von Adriens Vater war, um ihn kümmerte. Aber dass eine solche Veränderung in den Raum stand, damit hatte sie nicht gerechnet.

„In die Staaten?! Adri-Cherié! Das ist nicht dein Ernst!“, klammerte sich Chloé nach dem Morgenunterricht an ihren Schwarm.

„Chloé, lass das bitte.“, versuchte Adrien ziemlich genervt sie loszuwerden. Doch bei der Hartnäckigkeit der Blonden konnte das verdammt lange dauern.

„Was denn?“, liebäugelte sie hoffnungsvoll.

„Das weisst du genau!“, entriss sich der junge Mann ihrem Klammergriff.

„Aber…Adri-Cherié!“, verstört blickte sie ihn an. Sie verstand nicht, was hier von sich ging. Sie kannten sich doch von klein auf und waren immer befreundet gewesen.

„Ich ziehe zu meinen Grosseltern. Mütterlicherseits.“, die Blonde schluckte leer. Adrien hatte ihr vor vielen Jahren mal erzählt, dass ein Teil seiner Grosseltern auf der anderen Seite des Meeres lebte. Damals hatte sie es für einen dummen Scherz gehalten. Er hatte ihr die Wahrheit erzählt. Der bittere Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören. Sie wusste, dass er nicht weg wollte. Aber er musste und das hatte sie zu akzeptieren.
 

„Du ziehst zu deinen Grosseltern?“, Marinette war gemeinsam mit Alya zufällig an den beiden vorbeigelaufen und hatte das Gespräch belauscht. Durch den Schockzustand hatte sie es sogar fertig gebracht, Adrien gegenüber einen normalen Satz zu Sagen. Ohne Stottern, ohne Wörter zu vergessen, ohne rot zu werden. Nichts von alledem, was für Marinette ansonsten im Adriens Gegenwart normal war.

„Marinette.“, sprach er ihren Namen aus. Der Schock in ihren Augen war unübersehbar. Die Schwarzhaarige hatte schon von Natur aus einen sehr hellen Teint, doch jetzt wirkte sie kreidebleich auf ihn. Auch Alya und Nino, welche direkt bei ihr standen, waren nicht minder überrascht ab seinem Umzug. Sie hatten, wie der Rest der Klasse, nichts davon gewusst.

„Dude, wieso verschweigst du uns so etwas?“, nahm Nino seinen besten Freund in die Mangel und schüttelte den blonden dabei an den Schultern.

„Es ist einfach zu kompliziert. Ich hätte euch einweihen sollen. Tut mir leid.“, aufrichtig blickte er seine Freunde an. Marinette konnte sich vorstellen, war gerade in ihm vorgehen musste. Hatte sie selbst doch dafür gesorgt, dass sein Vater nun im Gefängnis sass.

„Du hast wirklich Glück, dass du Freunde wie uns hast.“, legte Nino im freundschaftlich den Arm um die Schulter.

„Das kannst du laut sagen.“, stimmte Alya ihrem Klassenkameraden zu, während Marinette ein einfaches Nicken von sich gab.

„Nächstes Mal informierst du uns gefälligst früher!“, drohte ihm die dunkelhäutige Bloggerin.

„Versprochen.“, rang der Blonde sich ein Lächeln ab. Auch wenn ihm mehr als bewusst war, dass es wahrscheinlich kein nächstes Mal geben würde.  
 

„Wie meinst du das? Ich soll ihm hinterher?“, perplex blickte Marinette ihre beste Freundin an, als die beiden einige Minuten nach Schulschluss am Mittag das Schulgebäude verliessen.

„Siehst du hier sonst noch jemanden der Hoffnungslos in den Sohn eines berühmten Designers, welcher zurzeit hinter Gittern sitzt, verschossen ist?“, hilflos blickte die Schwarzhaarige zu der Bloggerin. Die Brünette griff sich fassungslos an die Stirn.

„Hast du seinen traurigen Blick nicht bemerkt? Hast du bedacht, dass ihr euch vielleicht nicht mehr wieder seht?!“, stiess Alya sie wortwörtlich vor den Kopf.

„Was? Ich soll Adrien nicht mehr wieder sehen?“, dieser Satz legte einen Schalter in Marinettes Kopf um. Sie hatte sich doch schon von Cat Noir verabschieden müssen. Sie hatte geweint in den Tagen nach dem Abschied. Nun sollte es ihr mit Adrien gleich ergehen? Das durfte nicht geschehen. Stumm, mit Tränen in den Augen, schüttelte die Schwarzhaarige den Kopf.

„Komm. Ich bringe dich zum Flughafen.“, legte Alya ihr mitfühlend eine Hand auf die Schulter, worauf sich die Freundinnen in Richtung Metro begaben.

„Hey, wo wollt ihr hin?“, Nino, welcher gerade aus dem Schulgebäude lief, hielt sie unwissend auf.

„Zum Flughafen. Adrien verabschieden.“, erklärte die Bloggerin ihm die Situation. Marinette war gerade nicht in der richtigen Verfassung um überhaupt sprechen zu können. Sie war immer noch geschockt darüber, dass Adrien Frankreich verliess. Der Gedanke, dass sie ihn vielleicht nie mehr wieder sah, machte das ganze nur noch schlimmer.

„Seid ihr dafür nicht etwas zu knapp dran?“, bedachte der sympathische Brillenträger mit dem Cappy.

„Wie meinst du das?“

„Naja, die direkten Züge vom „Gare du Nord“ zum „Charles de Gaulle“ sind immer relativ schnell ausgebucht. In dem Fall müssen wir mit einer Reisezeit von mindestens 2 Stunden rechnen.“, gab der Technikfreak nachdenklich von sich, womit er sich automatisch selbst einlud.

„Wir haben mindestens 2 Stunden? Aber Adrien ist doch gerade vor ein paar Minuten mit seinen Bodyguars in Richtung Flughafen aufgebrochen.“

„Im Normalfall hat man höchstens 40 Minuten. Wie kommst du auf die Idee dass wir mit dem Zug an die Landesgrenze gehen nur um an den Flughafen zu kommen?“, tadelte Alya ihren Freund mit einem bösen Blick.

„Es war nur eine Idee.“

„Wie kommen wir jetzt an den Flughafen?“

„Ganz einfach: Wir nehmen den Bus. Für was haben wir denn den Flughafenanbringer?“, meinte die Bloggerin zuversichtlich, worauf sich die drei mit der Metro zu der Haltestelle Opera begaben und dort den Bus bestiegen. Während Nino und Alya sich während der rund 40-Minütigen Fahrt über die neuesten Techniken in Bloggs und Musik vertieft waren, beobachtete Marinette die Strassen Paris, welche langsam am Bus vorbei zogen und schliesslich aus der Stadt hinausführten. Die Gedanken der Schwarzhaarigen waren während dieser Zeit unabdinglich bei Adrien, welcher zu diesem Zeitpunkt sicherlich schon beim Flughafen angekommen war. Als sie wieder daran dachte, dass sie sich verabschieden mussten, kam ihr unwillkürlich Cat Noirs frech grinsendes Gesicht in den Sinn. Wie er sie trotz ihres Abschiedes mit seiner frechen und unverfrorenen Art aufgemuntert hatte. Verwirrt blinzelte die Halbasiatin. Weshalb musste sie denn jetzt bitte an diesen verdammten Kater denken? Sie war doch bis eben in Gedanken komplett bei Adrien gewesen. Wie ging das denn bitte? Unmerklich schüttelte die ehemalige Superheldin den Kopf um das Bild des Katzenjungen zu vertreiben, ehe ihr eine Idee kam. Sie schnappte sich ihre Schultasche und kramte darin nach einem Notizblock. Dass Nino und Alya ihr verzweifeltes Kopfschütteln genau gesehen hatten, bemerkte die Schülerin hingegen nicht. Die Freunde blickten sich ratlos an. Während Alya, welche quer hinter Marinette sass, eine gewisse Vermutung hatte, hob der Cappyträger neben ihr am Fenster ahnungslos die Schultern. Für einen Moment überlegte die Brillenträgerin ihre beste Freundin auf ihr Verhalten anzusprechen. Doch als sie sah, dass Marinette ihren Zeichenblock und Schreibzeug hervorgekramt hatte, liess sie davon ab und wandte sich wieder Nino zu.
 

Inzwischen war Adrien mit seinem Bodyguard und Nathalie beim Flughafen angekommen. Der Gorilla, wie der Blonde ihn gerne bezeichnete, lud gerade den Koffer und das Handgepäcks seines Schützlings aus. Stumm schnappte sich Adrien sein Handgepäck, während sein Chauffeur sich um den Koffer kümmerte. Für einen Moment blieb der 16jährige stehen, ehe er sich umdrehte.

„Wäre es möglich, dass ich alleine in den Flughafen hinein gehe?“, fragte er. Nathalie dachte kurz nach. „Ich möchte dich nur ungern hier alleine lassen. Auch wenn du mich noch so sehr bittest, so würde ich dich gerne bis zum Check-in begleiten.“, meinte die ehemalige Sekretärin ruhig aber dennoch bestimmt. Adrien war ihr über die Jahre hinweg ans Herz gewachsen. Sie wusste, dass er seine Mutter verloren hatte, worunter er litt. Doch jetzt auch noch seinen Vater zu verlieren, das war einfach schrecklich für den blonden Jungen. Dies war Nathalie mehr als bewusst, weshalb sie einfach eine Freundin für ihn sein wollte. Der Bodyguard hingegen verschwand nichtssagend wieder in den Wagen. Er würde also dort auf Nathalie warten.
 

Während Adrien seinen Koffer hinter sich her zog, setzte er langsam seinen Fuss vor den anderen. Nathalie blieb stets direkt neben ihm. Kurz rückte der Blonde sein Handgepäck, eine braune Sporttasche, zurecht, ehe er seinen Weg weiter ging. Er konnte es immer noch nicht fassen. Das hier markierte das Ende seiner bisherigen Schulzeit. Von nun an würde sich alles komplett ändern. Die Bilder seiner Freunde rückten in seine Gedankenwelt vor. Ob sie auch weiterhin befreundet bleiben würden? Er hatte ihnen nichts von seinem Wegzug erzählt. Adrien wusste nicht, ob sie wütend auf ihn waren und ob sie überhaupt noch mit ihm befreundet sein wollten. Ausser seinem Wegzug über die letzten Monate hatte er die Jahre hinüber nur die Tatsache geheim gehalten, dass er ein Doppelleben als Cat Noir geführt und Paris gerettet hatte. Ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht. Es war gut möglich, dass er seine Freunde nicht mehr wieder sah. Genauso wie Ladybug. Innerlich hätte sich Adrien gerne selbst verprügelt. Für seine Feigheit seinen Freunden die Wahrheit nicht zu erzählen, einfach zu gehen ohne sich richtig zu verabschieden. Er hatte schon so eine verdammte Mühe gehabt sich von Ladybug zu verabschieden und jetzt auch noch von seinen besten Freunden. Das war einfach nicht auszuhalten.
 

„Hast du alles?“, fragte Nathalie ihn schliesslich, als der Junge 20 Minuten später seinen Koffer beim Check-in abgegeben hatte und gerade seine Boardkarte in das Handgepäck steckte. Zögerlich nickte er. In wenigen Augenblicken würde er sich von Nathalie verabschieden und durch die Sicherheitsschleusen des Flughafens schreiten. Nur wenige Stunden später würde sein Flieger in die USA abheben.

„Adrien!“, hörte der Blonde den Schrei seines besten Freundes Nino hinter seinem Rücken. Verwundert drehte sich der Junge um. Hatte er sich gerade verhört? Nein. Es war tatsächlich Nino, mit Alya und Marinette im Schlepptau, welcher geradewegs auf ihn zu gerannt kam. Wobei man erwähnen musste, dass Alya eher ihre beste Freundin im Schlepptau hatte, so wie sie die Halbasiatin hinter sich her zog.

„Alya, ich kann nicht mehr.“, gab Marinette keuchend von sich, ehe die brünette Brillenträgerin los liess. Marinette stützte sich auf ihren Knien ab. Wann war sie das letzte Mal so gerannt? Vor gut 3 Monaten? Ja, das war möglich. Denn seit diesem Zeitpunkt war sie ja nicht mehr Ladybug. Da war es kein Wunder, dass ihre sportliche Kondition gleich Null war. Besonders solche Sprints wie eben fielen ihr schwerer als auch schon.

„Was macht ihr denn hier?“, verwundert blickte der einstige Katzenjunge seine Freunde an.

„Dich verabschieden, was denn sonst?!“, gab Alya von sich und schlug ihm spasseshalber gegen die Schulter.

„Entschuldige.“

„Wir lassen nicht zu, dass du uns schon wieder so hängen lässt.“, führte Nino die Erklärung seiner Freundin fort. Adrien wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Also lächelte er einfach. Es war einfach unglaublich. Er hatte solche Freunde wie die drei einfach nicht verdient. Und doch waren sie für ihn da, wollten ihm auf jeden Fall auf Wiedersehen sagen und sich von ihm verabschieden. So wie es Freunde nun einmal taten.

„Danke, Leute.“

„Keine Ursache.“
 

Der Blick des Blonden fiel auf Marinette, welche sich wieder aufgerichtet hatte und ihm direkt in die Augen schaute. Auf ihren Lippen prangte ein sanftmütiges Lächeln und doch erkannte Adrien die Trauer, welche sie dahinter zu verstecken versuchte. Sein Herz wurde schwer. Sie war traurig weil er ging. Weil er gehen musste. Das wurde ihm in diesem Augenblick erstmals richtig bewusst. Wie von selbst schritt Adrien auf Marinette zu und griff nach ihrem Handgelenk.

„Können wir reden? Nur fünf Minuten.“, sprach er die Worte sanft aber doch bestimmt aus. Er wollte nicht, dass sie traurig war wegen ihm. Er musste mit ihr reden. Hier und jetzt. Vielleicht hatte er keine andere Gelegenheit mehr. Genauso wie mit Ladybug. Ein letztes Gespräch, damit sie sich aussprechen konnten. Selbst wenn es nur wenige Minuten waren, waren diese Wertvoller als alles, was er je gehabt hatte. Marinette glaubte sich verhört zu haben. Adrien bat sie um ein Gespräch? Was war denn jetzt los? Sie glaubte, demnächst in Ohnmacht zu fallen, sah aber gerade noch das „X“, welches Alya ihr als Zeichen mit den Armen formte. Wenn sie jetzt das Bewusstsein verlor, dann würde ihr die Brillenträgerin die Hölle heiss machen. Da die Halbasiatin, wie so oft, Adrien gegenüber ihre Stimme wieder einmal nicht fand, nickte sie schüchtern. Reden war vielleicht gar keine so schlechte Idee. Nur schon weil sie nicht wusste, wann sie sich wieder sahen. Oder besser, ob sie sich überhaupt wieder treffen würden.

Keine Sekunde später zog Adrien die Halbasiatin hinter sich her zu einer Bank, ein wenig abseits von ihren besten Freunden und Nathalie. Sie mussten ja nicht wissen, was sie zu besprechen hatten. Bei Alya und ihrer Reporternase konnte man nie genug vorsichtig sein. Das hatten die Freunde in den letzten Jahren gelernt. Aber im Gegensatz zu Chloé wusste die Bloggerin, wann sie sich raushalten musste. So bekamen die beiden noch knapp mit, wie sie mit Nino im Schlepptau in Richtung Shopping ging. Nathalie folgte ihnen.
 

„Ist bei dir alles in Ordnung?“, sprach Adrien Marinette direkt an.

„Ja, alles in Ordnung.“, sie strich sich eine Haarsträhne hinter die Ohren. Ohne jedoch Adrien in die Augen zu sehen. Der Blonde kannte die Hobbydesignerin gut genug um zu wissen, dass sie ihn anlog. Sie strich sich doch ansonsten nicht die Haare hinter die Ohren.

„Lüg mich nicht an, bitte. Ich kann sehen, dass du geweint hast. Ist es etwa wegen mir?“ Marinette war sprachlos. Sie hatte einige wenige Tränen vergossen. Die Schwarzhaarige war natürlich sofort aufs Mädchenklo verschwunden, wo Alya sie gefunden und aufgemuntert hatte. Marinette nahm ihren ganzen Mut zusammen, um überhaupt ein vernünftiges Wort aus ihrem Mund heraus zu bringen. Doch ihre Nerven versagten, erneut, und das zum absolut blödesten Zeitpunkt überhaupt.

„Adri-Cherie! Ich dachte mir doch, dass dein Flieger noch nicht weg sein kann!“, kam Chloé Burgeois gemeinsam mit ihrer besten Freundin Sabrina um die Ecke geschlendert. Die Blonde war mehr als erfreut ihren Kindheitsfreund am Flughafen anzutreffen.

„Chloé? Was machst du hier?“, Adriens Stimmlage war mehr als eindeutig. Er hatte niemandem Bescheid gesagt, weil er Chloé nicht hatte nochmal sehen wollen bevor er abflog. Weil sie es so oder so irgendwie mitbekommen hätte.

„Dich verabschieden, was denn sonst, Cherie?“, lächelte die Blonde ihn allerliebst an.

Marinette glaubte, ihr Magen würde sich demnächst umdrehen. Da war sie einmal ein paar Minuten mit Adrien alleine und prompt musste sich wieder jemand einmischen. In diesem Moment wünschte sie sich, sich wieder in Ladybug verwandeln können und ihrer Erzfeindin die Leviten lesen zu können. Aber das brachte sie auch so fertig. Sie musste. Reichlich schlecht gelaunt erhob sich die Schwarzhaarige.

„Ist dir eigentlich überhaupt klar, weshalb er niemandem gesagt hat, wann sein Flug geht?“

„Nein, das ist mir aber auch egal.“, war ja logisch, dass es Miss Überkandidelt egal war.

„Weil er dich nicht sehen wollte!“, klatschte Marinette ihrer Klassenkollegin die Wahrheit mitten ins Gesicht. Verwirrt blinzelte die Tochter des Bürgermeisters.

„Ausserdem, was fällt dir überhaupt ein zwei Menschen bei einem Gespräch zu unterbrechen? Das ist das Letzte!“, liess Marinette sich schliesslich wieder neben Adrien auf die Bank fallen. Von der Trauer, welche er vorher in ihrem Gesicht sah, war nichts mehr übrig. Eher spiegelten sich Hass und Wut gegenüber Chloé darin wider.

„Es ist wie Marinette gesagt hat. Mir wäre es lieber gewesen euch allen die Abflugzeit mitzuteilen. Aber ich weiss auch, was für ein Theater du daraus gemacht hättest, Chloé. Genauso wie heute Morgen und du tust es auch jetzt wieder. Deshalb wollte ich dich nicht hier haben.“, bekräftigte der Blonde die Meinung der Halbasiatin. Marinette blinzelte. Chloé hingegen blickte die beiden verdattert, mit erstaunten Blicken, an. Damit hatte die Tochter des Bürgermeisters nicht gerechnet. Hochnäsig zog sie eine Schnute, schloss die Augen.

„Sag doch auch mal etwas zu der Situation, Sabrina!“, forderte sie ihre beste Freundin auf, um selbst nicht antworten zu müssen.

„Aber Chloé…“

„Na, los, ich will deine Meinung hören.“

„Nun ja, die beiden haben Recht.“

Fassungslos blickte Chloé das Mädchen mit der Brille an.

„Die beiden waren in ein Gespräch vertieft und wir haben nicht das Recht uns da einzumischen. Es wäre besser wenn wir gehen.“, Sabrina hatte sofort gemerkt, dass Adrien und Marinette sich durch Chloé und sie gestört fühlten, dies aber nicht direkt aussprachen. Chloé war leider für solche Situationen überhaupt nicht empfänglich. Wenn es um sie ging auf jeden Fall. Aber wenn es um jemand anderen ging, dann sah sie so etwas nicht. Sie kam zuerst, kein anderer. Manchmal ertappte sich Sabrina bei der Frage, ob ihre beste Freundin so etwas wie Mitgefühl überhaupt kannte. Wahrscheinlich eher nicht, wie es sich gerade wieder einmal herausstellte.
 

„Was?“, verwirrt schaute Chloé Sabrina an, welche nur Nickte um das eben gesagte erneut zu bestätigen.

„Entschuldigt bitte. Ich wünsch dir eine gute Reise, Adrien. Mach’s gut. Marinette, man sieht sich.“, sprach die Polizistentochter, ehe sie sich in die Richtung entfernte, aus der sie gekommen war. Chloé, welche immer noch wie versteinert da stand, mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen, schien langsam wieder zum Leben zu erwachen.

„Und sowas nennt sich beste Freundin.“, grummelte die Blonde hochnäsig. Nicht die Geschichte wieder. Sobald sie eine kleine Meinungsverschiedenheit hatten oder Sabrina nicht nach ihrer Nase tanzte, so waren sie laut Chloé nicht mehr befreundet. Sabrina tat Marinette leid. Mit Chloé wollte sie nun wirklich nicht befreundet sein. Wenn sie nur schon daran dachte, wie sehr sie gehasst hatte, als Ladybug regelrecht von der Blonden verehrt zu werden, dann wurde ihr schlecht. So wie es jetzt war, war es besser. Eindeutig.
 

„Nun denn, wo waren wir…?“, wollte die Bürgermeistertochter gut gelaunt weiterfahren. Adrien erhob sich. Dass er dabei Marinettes Hand in die Seine genommen hatte, war der Halbasiatin nicht aufgefallen. Das bemerkte sie erst, als er sie ansprach.

„Komm, lass uns gehen, Marinette.“, sprachlos blickte Marinette zu ihm hoch, ehe sie nickte und ebenfalls aufstand. Dass Adrien Marinette an die Hand genommen hatte, war Chloé nicht entgangen.

„Adrien! Kannst du mir das bitte erklären?“, deutete die Blonde streng auf die Hände von Adrien und Marinette, welche ineinander verflochten waren.

„Wir…“, fragend blickte er Marinette an. Sollte er das wirklich tun? Aber das war die einzige Möglichkeit, um Chloé vorübergehend los zu werden. Verwundert blickte Marinette ihn an. Was wollte er ihr mit diesem Blick sagen? Hatte das etwas mit Chloé zu tun? Adrien wies mit seinem Blick auf ihre blonde Klassenkollegin. Ja, es hatte etwas mit Chloé zu tun. Leicht verunsichert schaute Marinette Adrien an. Doch dieser vertrieb die Ungewissheit der Schwarzhaarigen mit einem leichten Händedruck und einem sanften Lächeln. Sie konnte ihm vertrauen. Marinette wusste nicht genau warum, aber sie tat es einfach. Irgendetwas sagte ihr, dass sie sich auf ihn verlassen konnte, egal was auch sein sollte.

„Wir sind zusammen.“, Marinette kam nicht umhin, für einen Moment puterrot anzulaufen. Natürlich wusste sie, dass es sich dabei um eine Lüge handelte. Eine glatte Notlüge, die Adrien, ohne einen Moment auch nur rot zu werden, über die Lippen brachte. Aber im Zusammenhang mit Chloé war das in diesem Moment die einzige Möglichkeit, um zu entkommen. Ein verständnisloser Blick Chloés folgte. Erneut erstarrte sie zur Salzsäule und konnte nur noch beobachten, wie Marinette und Adrien davon gingen. Dabei lösten sie ihre Hände voneinander und der Blonde legte einen Arm um die Schulter der Halbasiatin.

„Gehen wir, Mylady.“, schien der Blonde schon fast zu schnurren, als er Marinette einen Handkuss gab.

„Adrien, lass das.“, tat sie es mit einem sanften Lächeln ab. Aber dieses Mylady und dieser Handkuss…das erinnerte sie doch alles sehr stark an Cat Noir. Ob das von Adrien beabsichtigt war? Hoffentlich nicht. Denn so langsam bekam sie ein absolutes durcheinander was die beiden anging. Oder eher ihre Gefühle für die zwei. Auch wenn ihr bewusst war, dass sie Cat Noir wohl eher nicht mehr sehen würde. Bei Adrien sah sie das ein wenig anders. Sicherlich konnten sie sich eine Zeit lang nicht sehen, aber sie hatte nicht mehr das Gefühl, dass sie sich aus den Augen verlieren würden.

„Tut mir leid.“, entschuldigte sich der Blonde schliesslich und liess von Marinette ab, als Chloé einige Minuten später ausser Sichtweite war.

„Schon ok. Mir wäre ehrlich gesagt in dem Augenblick auch keine andere Lösung eingefallen, um Chloé loszuwerden.“, stimmte sie ihm unbewusst zu. „Ich meine, es hätte eventuell eine andere Lösung gegeben als sie anzulügen, aber…“, Marinette wusste nicht so recht was sie sagen wollte. Sie war zwar damit einverstanden, Chloé eins auszuwischen. Aber sie anzulügen, das passte nicht zu ihr. Auch wenn es nur eine Notlüge war. Doch wollte sie Chloé auch nicht verletzen. Nachdem die letzten Jahre über, die Menschen die in irgend einer Art und Weise verletzt worden waren, akumatisiert worden waren, dachte die Schwarzhaarige mehr über ihre Taten nach als früher. Einige Male waren auch sie und CatNoir die Auslöser für die Akumas gewesen, ohne dass sie es selbst richtig bemerkt hatten. Sie hatte sich eigentlich vorgenommen, niemanden mehr zu verletzen, damit nicht nochmals Akumas auftauchen. Aber manchmal hatte man keine andere Wahl.
 

„Stimmt etwas nicht?“, neugierig blickte Adrien Marinette an. Er hatte ihren nachdenklichen Blick sofort bemerkt.

„Nein, alles in Ordnung. Ich habe mich nur gerade gefragt, ob wir uns je wieder sehen werden.“, formulierte sie die Frage, welche schon den ganzen Tag in ihrem Kopf umherspukte. Ein schockierter Blick von der Seite des Blonden folgte. Wie kam sie denn bitte auf diese Idee? Er hatte sich vorgenommen, höchstens einige Jahre in den Staaten zu leben. Oder zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem der dort als Erwachsen galt. Also 21. Aber er hatte bereits recherchiert ob es eventuell eine Möglichkeit gab, vor seinem 21ten Geburtstag nach Frankreich zurück zu kehren. Doch da seine Grosseltern nun sein Vormund waren, war dies nicht so einfach. Sie wollten, dass er die Schule abschloss, eine Uni besuchte und eine gute Bildung bekam. Das konnte gut dauern bis er 21 war oder sogar älter. Aber sie meinten auch, dass er seine Ausbildung in Frankreich abschliessen könne, sofern dies seinen Wünschen entspräche. Da dies doch noch ein wenig weit weg war, beschloss er sich dieses Gespräch im Hinterkopf zu behalten und es wieder anzusprechen, sobald es an der Zeit war. Seinen Freunden hatte er noch nichts davon erzählt. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war, dann würde er es ihnen erzählen. Sicherlich.
 

„Du weisst genauso gut wie ich, dass ich nicht freiwillig gehe. Ich würde lieber hier bleiben. Ich werde mich drüben ziemlich umgewöhnen müssen.“

„Allerdings.“

„Französisch wird nicht mehr die Hauptsprache sein. Das wird mir ziemlich zu schaffen machen.“

„Aber du bist ziemlich gut im Englisch.“, versuchte Marinette ihn aufzumuntern, was jedoch nur ein müdes Lächeln auf seine Lippen zauberte.

„Dann wirst du dir drüben wohl neue Freunde suchen müssen.“, schlussfolgerte Marinette. Adrien nickte stumm. Die Zeitverschiebung und die Entfernung zu überbrücken nur um sich zu treffen, das würde doch etwas schwierig werden.

„Wir können doch trotzdem in Kontakt bleiben, denkst du nicht auch?“, überrascht blickte sie ihn an.

„Ich musste erst kürzlich Abschied von einem guten Freund nehmen und mit ihm gibt es leider keine Möglichkeit, in Kontakt zu bleiben oder besser in Kontakt zu treten.“, Marinettes Herz schmerzte, als er das erzählte. Ihr ging es mit Tikki genau gleich. Sie konnte sie nicht mehr kontaktieren, ebenso wenig wie Cat Noir. Marinette hätte sich schiessen können dafür, dass sie Cat Noir die Wahrheit verschwiegen hatte. Aber es war nun einmal beschlossene Sache gewesen, dass sie die andere Identität des jeweils anderen nicht kannten. Ansonsten stünden sie sicher noch in Kontakt, dessen war Marinette sich sicher.

„Ich verstehe dich sehr gut. Mir geht es ähnlich.“, fasste sie den Abschied Tikkis endlich in Worte.

„Du hast ja meine Nummer.“, lächelte er ihr aufmunternd entgegen. Die Schwarzhaarige nickte. Ja, sie würden in Kontakt bleiben. Adrien wollte sich bereits von ihr abwenden, als er Alya und Nino unweit von ihnen erblickte.
 

„Warte bitte, Adrien.“, zwang sie ihn sich ihr zuzuwenden. Der Blonde drehte sich zu ihr um und blickte ihr aufmerksam entgegen. Er beobachtete, wie sie fieberhaft in ihrer Schultasche nach etwas suchte.

„Was suchst du denn?“, hilfsbereit wie Adrien war, wollte er ihr zur Hand gehen. Doch hielt die Halbasiatin ihn davon ab.

„Hab ihn.“, lächelte sie, ehe sie ihm einen selbst gebastelten Umschlag entgegenhielt. Sein Name war darauf mit grossen, fein säuberlich geschriebenen Buchstaben vermerkt. Aus dem „A“ hatte sie sogar einen kunstvollen Letter gezaubert. Der Blonde war erstaunt. Wann sie das wohl gemacht hatte?

Verwundert nahm er den Brief entgegen, wollte ihn öffnen. Doch die Schwarzhaarige hielt ihn auf, indem sie ihre Hand auf seine legte.

„Öffne ihn bitte erst, wenn du im Flugzeug bist, ja?“, bat sie ihn mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Eine Bitte, welche Adrien ihr nicht abschlagen konnte.

„Sicher.“, antwortete er ihr.

„Hey, da seid ihr zwei ja!“, waren sie nun von Alya und Nino entdeckt worden.

„Habt ihr Miss Hochnäsig abgeschüttelt?“, fragte die Bloggerin eher beiläufig, da sie beobachtet hatte, wie Chloé sich den beiden genähert hatten.

„Ich würde ja mal auf Ja tippen, da sie nicht mehr da ist.“, gab Nino anstelle von Marinette und Adrien die Antwort, welche Alya hören wollte.

„Dann ist ja gut. Die Ertrag ich heute keine Sekunde mehr.“, erklärte sie sich den Freunden.

„Aber wie seid ihr sie losgeworden?“, neugierig blickte Alya ihre beste Freund in. Diese wandte sich hilfesuchend an den Blonden neben ihr. Alya wusste nur zu gut, dass Chloé jemand war, der sich nicht so leicht abschütteln liess. Also mussten ihr die zwei einen regelrechten Todesstoss verpasst haben.

„Naja…“, fing Adrien an, bevor er rot um die Nase wurde und verlegen Löcher in die Lüfte starrte. Marinette selbst war noch röter angelaufen als Adrien, richtete ihre Blicke im Gegensatz zu ihm auf den blank geputzten Fliesenboden.

„Was habt ihr angestellt?“, wie Nino die Gesichtsausdrücke seiner Freunde beobachtete, wurde auch er neugierig. Er konnte es sich schon beinahe Denken, weswegen sich ein Grinsen auf seine Lippen schlich, während er diese Frage stellte.

„Wir haben ihr erzählt, dass wir zusammen sind?“, schilderte Adrien schliesslich das Geschehnis von vor wenigen Minuten. Alya und Nino brachen in Gelächter aus. Marinette und Adrien schenken ihnen verwirrte Blicke, ehe sie sich fragend ansahen. Was war denn jetzt in die beiden gefahren?

„Das hat sie euch abgekauft? Entschuldige Mari, aber das klingt einfach gerade so unglaubwürdig.“, erklärte Alya ihr Gelächter. Sie wusste nur zu gut, dass Marinette in Adriens Gegenwart extrem schüchtern wurde und dann kaum ein Wort aus ihrem Mund hervor brachte. Dass sie es fertig gebracht hatten, Chloé reinzulegen, kam für die Bloggerin einem Wunder gleich. Aber sie hatten es geschafft. Auch wenn sie niemals gedacht hätte, dass sich die Tochter des Bürgermeisters so leicht austricksen liess. Auch Nino stimmte ihr zu. Nun stimmten auch Adrien und Marinette in das Lachen ihrer Freunde ein. Ja, da hatten sie Chloé wortwörtlich einen Bären aufgebunden.
 

„Solltest du nicht langsam auf den Flug?“, Marinettes Blick war auf die Anzeigetafel mit den Abflugzeiten gefallen, wo Adriens Flieger nach New York angezeigt wurde. „Stimmt.“, stellte der Blonde unnötigerweise fest. Die Freunde verabschiedeten sich einer nach dem anderen von Adrien. Zuerst Nino, dann Alya, am Schluss Marinette. Der Blonde hatte freundschaftlich seine Arme um sie gelegt.

„Ich werde dich vermissen.“, flüsterte er ihr ins Ohr. Doch anstatt zu antworten, nickte sie nur. Sie wusste, dass er verstand, was sie ihm damit sagen wollte.

Auch Nathalie gesellte sich gerade rechtzeitig wieder zu der Gruppe als sie sah.

„Adrien, ich wünsche dir alles Gute. Pass auf dich auf.“, verabschiedete sich auch Nathalie von ihm, ehe der Blonde den Sicherheitscheck passierte und schliesslich nicht mehr von den Freunden zu sehen war.

„Er…ist weg…“, murmelte Marinette, während einzelne Tränen die Wangen runter liefen.

„Hey Süsse! Du wirst ihn wiedersehen. Da bin ich mir sicher.“, munterte Alya ihre beste Freundin auf. Nathalie hielt der Schwarzhaarigen ein Taschentuch hin.

„So wie ich ihn kenne wird er wieder zurück nach Paris kommen, sobald er einen Weg gefunden hat. Er lässt seine Freunde nicht im Stich. Ich kenne ihn ziemlich gut.“, versuchte auch Nathalie die Freunde des Blonden aufzubauen, welche einstimmig nickten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  -KruemelKekschen-
2017-03-12T02:29:01+00:00 12.03.2017 03:29
Wie immer Har man wenn Bloonaa vor einem geantwortet hat kaum noch was zusagen.
ich schließe mich ihr komplett an
schoner realistischer schreibstiel
die idee finde ich schön und traurig einfach toll umgesetzt.

eine kleinigkeit hab ich gefunden.
nach dem rückblick von ladybugs und cat noirs letztem treffen. spricht nochmal die lehrerin (vermute ich)
„Nun, bevor wir mit der ersten Stunde beginnen. Adrien möchte euch etwas mitteilen.“, sie bat den blonden Jungen nach vorne ehe sie sich an ihr Pult setzte und ihm den Platz für einige Minuten überliess.
es besser du würdest Madame Bustier oder die Lehrerin schreiben :)
Von:  Bloonaa
2017-03-07T23:09:23+00:00 08.03.2017 00:09
Jay, noch jemand der dem Miraculouswahn verfallen ist xD Da ist doch bei weitem nichts schlimmes dran.
Herzlich Willkommen im Club der Ü20iger Fans ^^ Ich dacht schon ich bin da so ziemlich allein drin.
Ups ich schweife ab. Kommen wir zu deiner FF.

Ohje... So traurig, so viele Abschiede >.<
Mir gefällt der Ansatz bisher sehr gut. Es ist alles schlüssig und fließend. :) Ich liebe es ja sehr wenn die Charaktere im Canon bleiben und sich entsprechend verhalten. So schreib ich selbst und so lese ich auch furchtbar gern. :)
Oh man, Chloé wie sie leibt und lebt, dass war ja keine Überraschung, dass sie es mal wieder schafft jeden Moment kaputt zu machen. :P
Ich bin gespannt was Marinette in den Brief geschrieben hat! Bisher war alles schon sehr emotional und ich sehe kommen, dass es so weiter geht ^^

Dein Schreibstil gefällt mir gut und lässt sich auch angenehm lesen. Ein paar winzige Fehler sind mir über den Weg gelaufen, aber weitestgehend Kleinigkeiten.

Ziemlich am Anfang hast du ein paar Buchstanbendreher: "Hawth Mowk" -> Hawk Moth

Dann gibt es zwei Sätze, die klingen etwas komisch:
"Nur schon für mich und meinen Sohn."
"Besonders solche Sprints wie eben fielen ihr schwerer als auch schon."

Dann sagt Ladbug bei dem Abschiedsgespräch:
"Verschrei es nicht." Heist es nicht "Beschreien" ?

Und last but not least: "Bodyguars"

xD Viel Krümelkackerei, tut mir Leid

Trotzdem alles in allem, ein schönes Kapitel ^^


Antwort von:  Yumi-san_89
09.03.2017 21:31
Danke für die konstruktive Kritik :D werd's verbessern sobald ich Zeit finde. Schreib dir noch ne ENS ^^
Von:  Atenia
2017-03-07T19:26:22+00:00 07.03.2017 20:26
so schön udn traurig.
ich weine gelich
was stand nur im brief?
Von:  Nami88
2017-03-07T10:26:34+00:00 07.03.2017 11:26
Schön und auch traurig 😊
Für Adrien war es sicher nicht leicht nach New York zu gehen, aber er sah sicher keine andere Möglichkeit 😕
Aber die Freunde werden sich sicher wieder sehen und ich hoffe das Ladybug und Cat Noir wieder auftauchen 😉
Immerhin hieß es ja das Meister Fu nicht weiß ob er sie wieder mal besucht ^^
Ich bin auch gespannt was Marinette in den Brief geschrieben hat, vielleicht ja ein Liebesgeständnis ^^
Das Chloe auftaucht hätte ich nicht gedacht aber genial wie beide die stehen lassen haben xD

Freue mich schon wenn das nächste Kapitel kommt 😄

LG


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