Zum Inhalt der Seite

Vielleicht.

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Mr. Lame

Carter zog die Knie an seinen Körper und legte seinen Kopf auf ihnen ab. Es war merkwürdig.

Er fühlte sich wie betäubt, obwohl er es war der die Sache zwischen ihnen beendet hatte.
 

Sache…
 

Vielleich weil Reuben ihn so unbeteiligt angesehen hatte. So als wäre es ihm egal, oder als hätte er das Ende schon lange kommen sehen und nur darauf gewartet.
 

Er selbst hatte es nicht kommen sehen.
 

Es waren Ferien und er hatte den Urlaub mit seiner Familie abgeblasen um so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen zu können und eigentlich war alles gut gewesen.
 

Er hatte nicht darüber nachgedacht schlusszumachen und hätte man ihn heute Morgen gefragt, als er neben Reuben aufgewacht war, hätte er vielleicht gesagt dass er ihn niemals verlassen würde.
 

Einfach weil es ihm so merkwürdig und unwahrscheinlich erschien und er verdammt nochmal froh sein sollte, dass Reuben mit ihm zusammen sein wollte und darüber hinwegsah dass er ihn in ihrer Anfangszeit betrogen hatte. Natürlich nur theoretisch. Sie waren erst danach wirklich ein Paar geworden und er hatte zu diesem Zeitpunkt mit offenen Karten gespielt, aber er konnte sich noch genau daran erinnern dass es sich wie tiefer Betrug angefühlt hatte.
 

Wenig später, als sie gemeinsam gefrühstückt hatten und Reuben wie jeden Tag einen Quarkmix mit Obst und Haferflocken gegessen hatte, während Carter sich Pancakes genehmigte, hatte er diesen dumpfen Druck der Langeweile verspürt. Am liebsten hätte er irgendwas dazu gesagt, aber er wusste nicht was, also schluckte er die Worte gemeinsam mit dem süßen Teig hinunter, der heute irgendwie einen bitteren Geschmack in seinem Mund hinterließ. Früher war er von Reubens Disziplin beeindruckt gewesen.
 

Mittags in einem Cafe in der Stadt, hatte Reuben ihm von seinem Training erzählt, während Carter ein Pärchen beobachtet hatte dass ein paar Tische weiter saß und sich angeregt unterhielt. Er hatte sich gefragt ob es normal war, dass es ihn langweilte mit Reuben alleine zu sein, wenn sie gerade nicht vögelten.
 

Mit Reuben fühlte sich alles an wie eine Ewigkeit und das erste Mal seit sie sich kannten, verband Carter damit nichts positives. Er wollte nicht sein Leben lang in einem Klassenzimmer sitzen, den Blick starr auf die Uhr gerichtet und darauf warten dass ENDLICH das Ende kam.
 

Eine Ewigkeit war nicht gut. Eine Ewigkeit fühlte sich an wie der Tod. Ein langsamer Tod.
 

Langweilig.
 

Also hatte er in dieses schöne Gesicht gesehen und es einfach beendet. Sie hatten lange geredet, aber Reuben hatte nicht versucht ihn umzustimmen. Das Gespräch war seltsam nüchtern gewesen. Vielleicht weil es so plötzlich war, dass sie in diesem Moment beide nicht wirklich begriffen hatten was es bedeutete.
 

Als Reuben tatsächlich gegangen war, hatte er ihn mit diesem dumpfen Gefühl der Trauer zurückgelassen, vermischt mit Erleichterung und einem verdammt schlechten Gewissen.
 

------------
 

Das Freizeichen ertönte und es dauerte nur Sekunden bis sein gewünschter Gesprächspartner abhob.
 

„Hey, Scottles. Kann ich vorbeikommen?“ Er gab sich keine Mühe gutgelaunt zu klingen und sparte sich weitere Begrüßungsfloskeln. Sie hatten sich gestern Abend getroffen und es war ihm schlicht egal, was der andere in den 15 Stunden in denen sie sich nicht gesehen hatten, getan hatte, oder ob es ihm gut ging.
 

„Ähm“, hörte er Scott etwas überrumpelt durch die Leitung stottern und konnte sich nur zu genau vorstellen wie rot sein Gesicht in dieser Sekunde aussah. Klar, er hatte nicht mit einem Anruf von ihm gerechnet. Die Ferien gingen nur noch zwei Wochen und er sollte jetzt vermutlich wie eine Klette an seinem Freund kleben.
 

Ex-Freund, flüsterte eine Stimme in seinem Hinterkopf und er presste unschlüssig die Lippen aufeinander.
 

„Du hast ein heißes Date?“, riet er in Blaue hinein und zog die Augenbrauen nach oben, als Scott tief einatmete.
 

„Nein! Also…naja…ich treffe mich eigentlich mit Thomas.“, er machte eine Pause „Was ist los? Ist etwas passiert? Ich kann es auch verschieben.“
 

„Quatsch. Triff dich mit dem kleinen Blondchen.“, flachste er und zwang sich zu einem Grinsen, auch wenn Scott das natürlich nicht sehen konnte.
 

„Carter, was-?“
 

„Alles gut. Bin frischer Single. Ich dachte nur wir können vielleicht um die Häuser ziehen, hast ja morgen frei.“ Er lachte verkrampft und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, „aber ist egal. Viel Spaß bei deinem Date!“
 

Er legte auf und warf das Handy neben sich auf die Couch, wo es nur Sekunden später zu vibrieren begann. Carter ignorierte es eine Weile, griff schließlich jedoch wieder danach, löschte die Anrufe in Abwesenheit und öffnete den Nachrichtenmanager weil er sich nicht benehmen wollte wie ein kleines Kind. Vielleicht auch weil er die Hoffnung hatte dass Scott immer noch alles für ihn stehen- und liegenlassen würde.
 

»Hab Thomas abgesagt. Komm her!«
 

Sein Herz machte einen Sprung und Carter hasste sich dafür, wie glücklich es ihn machte dass Scott ihn vorzog.
 

Vielleicht hatte er damals wirklich die falsche Wahl getroffen, aber er wusste nicht ob es richtig war Scott ein zweites Mal in dieses Chaos hineinzuziehen.
 

Vielleicht nicht.
 

»Kein Sex. Nur reden.«
 

Er hatte jetzt Zeit es herauszufinden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück