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Die Nacht im Hotel (Arbeitstitel)

von

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Wenn man vom Teufel spricht

Bliss stand am Treppengeländer. Er trug wieder seinen schwarzen Anzug und darunter ein weißes Hemd. Gespannt verfolgte er das angeregte Gespräch in der Eingangshalle. Unten hatte sich eine wunderschöne Frau vor Anton Shudder aufgebaut. Ihr schlanker Körper war in ein bildhübsches grafitfarbenes Kleid eingehüllt und ihre rabenschwarz hingen locker von ihren Schultern.

Der Hotelbesitzer sah sie abschätzend an. Bliss kannte diesen Blick. Shudder versuchte sich am Riemen zu reißen, jedoch fiel es ihm von Minute zu Minute schwieriger.

„Ich frage Sie jetzt noch ein Mal.“, sagte China mit gereiztem Unterton in ihrer Stimme. „Ist Mr. Bliss anwesend?“

Shudder antwortete nicht weniger gereizt: „Die Antwort auf diese Frage hat sich in den letzten Minuten nicht geändert oder haben Sie ihn einchecken gesehen?“

„Natürlich nicht. Hören Sie, Shudder. Ich lasse mich nicht an der Nase herumführen. Mein Informant ist zuverlässig. Er hat ihn hier gesehen. Also wo ist er?“

„Er ist nicht hier.“

„Sagen Sie mir das und sehen Sie mir dabei in die Augen.“, verlangte die Frau.

Shudder zögerte. Er seufzte einmal tief. Dann hob er den Blick und sah direkt in ihre strahlend blauen Augen. Die Augen, die ihn früher beinahe um den Verstand gebracht hatten. Heute war es genauso, jedoch gehörten die hellblauen Augen jemand anderem. Er entspannte sich und atmete einmal tief durch. Es sah so aus als würde sich ein Lächeln auf ihr Gesicht stehlen.

Dann sagte er sanft: „Er ist nicht hier.“

„Und da sind Sie sich ganz sicher?“

„Ja.“

China kämpfte mit der Versuchung, irritiert zu gucken. Jedoch konnte sie es gerade noch unterdrücken und sagte: „Nun dann, informieren Sie mich umgehend, falls Mr. Bliss hier aufkreuzen sollte.“

„Warum sollte ich das machen? Ich weiß, dass Sie ihn schon öfter umbringen wollten.“

„Ich denke, dass Sie die Familienangelegenheiten anderer nichts angehen.“

„Da haben Sie Recht. Falls Mr. Bliss hier ein Zimmer nehmen wird, werde ich ihm Bescheid geben. Jedoch kann ich nicht garantieren, dass er kommt.“

Die Frau mit den hellblauen Augen machte auf dem Absatz kehrt und marschierte mit eleganten Schritten nach draußen.
 

Shudder setzte sich wieder an seine Arbeit, wurde jedoch kurz darauf unterbrochen. Denn Bliss gesellte sich mit einem verschmitzten Lächeln.

„Soso, du hast es doch tatsächlich geschafft.“, sagte er ruhig.

„Achja, was habe ich geschafft?“

„Du hast dein Wort gehalten und ich ziehe meinen imaginären Hut vor dir.“

„Haben die Tropfen dein Hirn aufgeweicht?“

„Ich denke nicht. Worauf ich hinaus wollte, war dein Gespräch mit meiner Schwester.“

„Du hast das mitbekommen?“, fragte der Alchemist überrascht.

„Ja, ich wollte eigentlich zu dir gehen und dich über meinen Gesundheitsstand aufklären. Da habe ich euch gesehen und war neugierig. Ich muss gestehen. Am Anfang dachte ich, du wärst ihr verfallen. Doch als du in ihre Augen gesehen hast, was normalerweise den Verstand der Meisten raubt und sie ihr Erstgeborenes für sie verkaufen würden, da hast du ihr gegenüber dicht gemacht. Wie hast du das geschafft, wenn ich fragen darf?“

„Du hast uns also belauscht.“

„Wie du schon gesagt hast, sie hat schon öfters versucht mich zu töten, da wollte ich das Risiko nicht eingehen und ich musste ja wissen, ob du mich ihr auslieferst oder nicht. Also wie hast du es geschafft?“

„Wieso sollte ich dir mein Geheimnis verraten?“

„Weil es mich interessiert.“

„Ich habe an jemanden anders gedacht, dann war es ganz einfach.“

„Darf ich fragen, an wen?“

Antons Antwort kam einen Tick zu spät: „An niemanden bestimmten.“

„Ich glaube dir nicht.“

„Wäre nicht das erste Mal, dass du im Irrtum bist.“

„Das mit meiner Schwester habe ich dir nicht geglaubt, da es bisher kaum jemanden gab, der ihr wiederstehen konnte. Jetzt ist es jedoch mein Bauchgefühl und dein Auftreten.“

„Mein Auftreten?“

„Du siehst mich nicht an. Dabei bin ich doch angezogen.“

„Das schon wieder.“, murrte Shudder und verdrehte die Augen. Als er damit fertig war, sah er seinem Gegenüber direkt ins Gesicht. „Zufrieden?“

„Och jetzt guck doch nicht so böse. Also, an wen hast du gedacht?“

„Ich gucke nicht anders als sonst auch. Ich glaub Dr. Nye soll sich mal deinen Bauch angucken. Soll ich ihn gleich fragen gehen?“

„Ich würde, wenn ich es nicht besser wüsste, dein Verhalten als etwas schüchtern beschreiben und das ist für dich sehr untypisch. Mach dir keine Sorgen, meinem Bauch geht es super.“

„Gut, dass du es besser weißt. Falls du deine Meinung ändern solltest kann ich ihn bis zum nächsten Sprung fragen. Wenn du nichts dagegen hast würde ich jetzt gerne weiter arbeiten.“

„Bei Bedarf werde ich auf dein Angebot zurückkommen. Ich hatte nie die Absicht dich abzulenken. Jedoch kommt hier ein gut gemeinter Ratschlag: Versuch nicht deinen Frust oder Missmut in Arbeit zu ertränken, das steht dir nicht gut zu Gesicht.“

Shudder verdrehte die Augen und antwortete: „Es bedarf einer gewissen Aufopferung, ein Hotel alleine zu führen.“

„Ich mein‘ ja nur, pass auf, dass du dich nicht überarbeitest. Wann hattest du das letzte Mal ein paar Tage frei?“

„Das ist echt nett, dass du dir Sorgen um mich machst, aber ich schaff das schon. Das ist schon eine ganze Weile her.“

„Mal sehen, vielleicht fällt mir etwas ein, damit es dir besser geht.“

„Mach dir keine Umstände.“

„Keine Sorge, das werde ich nicht machen.“ Mit diesen Worten machte der große Mann auf dem Absatz kehrt und ging nach draußen.



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