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Photograph

von

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Prolog

„Mama!“

 

Ein Lächeln bildete sich auf Sakuras Lippen und sie trocknete sich mit einem Handtuch ihre Hände ab, als sie die schnellen Schritte ihres Sohnes hörte. Sie legte das Handtuch an Seite und drehte der Spüle den Rücken zu.

Die Rosahaarige beobachtete wie ihr Kind strahlend in die Küche gelaufen kam und ihr ein Bild unter die Nase hielt.

 

„Mama, Mama, Mama. Wer sind diese Männer?“

 

Der Blick der Angesprochenen wurde augenblicklich ein wenig betrübter. Ein Seufzen entwich Sakuras Kehle und sie strich durch das dunkelbraune Haar ihres Sohnes. Sie betrachtete das Foto nachdenklich und begutachtete jede einzelne Person darauf.

 

„Mama?“, die Haruno sah zu ihrem Sohn hinunter und lächelte ihm sanft zu. „Das ist unsere Familie“, beantwortete sie die Frage ihres Kindes. „Und warum leben wir nicht bei ihnen?“, fragend musterte er seine Mutter. „Als du noch ein Baby warst haben wir bei ihnen gelebt, aber du warst zu klein, um dich daran zu erinnern“, erzählte die Haruno. „Und wieso leben wir jetzt nicht mehr dort?“, Sakura dachte nach.

 

Sie wusste nicht so Recht was sie Akito darauf antworten sollte.

 

„Wir mussten gehen, aber, wenn du älter bist, werde ich dir die Geschichte von unserer Familie erzählen“, Sakura lächelte dem Kleinen zu. „Waren wir eine glückliche Familie?“, die Rosahaarige lächelte und hob den Braunhaarigen auf ihren Arm. „Wir waren eine sehr glückliche Familie und weißt du was?“, neugierig sah Akito ihr mit seinen Emerald grünen Augen entgegen. „Nein, was?“, hakte er brennend nach. „Dieser Mann…“, Sakura zeigte auf eine Person mit langen schwarzen Haaren und Augen, „…ist der Erfinder deiner berühmten Apfelpfannkuchen mit Speck und hat das Picknick eingeführt, welches ich einmal im Monat mit dir mache.“

 

Begeistert strahlte Akito seinem Gegenüber mit einem breiten Lächeln entgegen.

Sakura erwiderte sanftmütig dieses Lächeln und stupste mit Zeige- und Mittelfinger gegen die Stirn ihres Sohnes.

 

„Ey…“, der Brünette rieb sich die Stirn und kicherte. „Ich habe dich sehr lieb, Akito“, Sakura hauchte ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn. „Ich dich auch, Mama“, die Haruno ließ ihren Sohn wieder runter und widmete sich wieder dem Spül.

Akito wollte den Raum verlassen, doch im Türrahmen machte er kehrt und zupfte an dem Oberteil seiner Mutter.

„Du, Mama?“, die Angesprochen spülte weiter. „Ja, mein Schatz?“, sie sah zu ihm hinunter. „Wieso sind wir gegangen, wenn wir eine glückliche Familie waren?“, Akito klang ein wenig niedergeschlagen. „Weißt du Akito“, Sakura trocknete sich ihre Hände ab und hockte sich zu ihrem Sohn hinunter, „Erwachsene treffen manchmal schwierige Entscheidungen, um jemanden, den sie lieben zu beschützen.“ „Wen mussten wir denn beschützen?“, der Achtjährige klang ziemlich verwirrt. „Unsere Familie u-…“, von einem lauten Hämmern und Klingeln an der Tür wurde Sakura unterbrochen. „Ich mache auf!“, aufgeregt wollte Akito zur Haustür rennen, doch seine Mutter griff nach seiner Schulter.

 

Mit einem fragenden Blick drehte der Kleine sich zu seiner Mutter. Akito erschrak als er den ernsten, dennoch verängstigten Blick von Sakura sah.

Noch nie hatte er einen solchen Gesichtsausdruck seiner Mutter gesehen.

 

„M-Mama?“

 

Hastig schüttelte Sakura ihren Kopf und sah besorgt zu ihrem Sohn.

Dennoch ließ die Haruno sich nicht von einem sanften Lächeln abbringen. Sie wollte ihrem Sohn nicht noch mehr Angst einjagen.

Erneut hämmerte und klingelte es an der Tür, diesmal lauter. Durch das dumpfe Geräusch zuckte Sakura zusammen und instinktiv erhob sie sich.

 

„Akito, komm mit“, sie griff nach der Hand ihres Sohnes und verließ zügig mit ihm die Küche. „Mama, wer ist da an der Tür?“, Akitos Stimme bebte vor Angst. „Wir haben leider keine Zeit für Erklärungen mein Schatz“, die Rosahaarige öffnete die Tür zu ihrem Schlafzimmer und betrat einen weiteren angrenzenden Raum, welcher weitaus kleiner war.

 

In dem kleinen Raum befand sich nichts weiter als ein Wandschrank und eine kleine Kommode. Die Schublade der Kommode war ein Stück und vor ihr lag eine kleine Pappschachtel. In der Schachtel befanden sich einige Fotos und der Deckel aus Pappe und ein Gummiband lagen daneben.

 

Sakura ließ die Hand ihres Sohnes los und griff nach dem Foto in seiner Hand. Einen Moment lang betrachtete sie es, ehe sie es in die Schachtel legte und diese mit dem Deckel und dem Gummiband verschloss. Die Rosahaarige kramte noch einen Brief aus der geöffneten Schublade und befestigte diesen an der Schachtel.

 

„M-Mama?“, Akito bekam immer mehr Angst und bei jedem Mal, dass es an der Tür klopfte schlug sein kleines Herz schneller. „Hör mir gut zu Akito“, Sakura kramte aus einer anderen Schublade einen kleinen hellblauen Rucksack und legte die Pappschachtel in diesen, „Du musst jetzt ganz stark sein, okay?“

Unsicher nickte der Braunhaarige.

„Gut“, Sakura lächelte ihm zu und zog ein schwarzes Handy hervor, welches ebenfalls in dem Rucksack landete, „Du musst dich gleich verstecken und es ist wichtig, dass du ganz leise bist, wie beim Verstecken spielen, ja?“ „Ich will aber bei dir bleiben, Mama“, Tränen sammelten sich in den Augen ihres Sohnes. „Ich möchte auch bei dir bleiben, aber es ist wichtig, dass dir nichts passiert. Ich werde dich um jeden Preis beschützen, aber das geht nur, wenn du jetzt stark bist und tust was ich dir sage, hast du verstanden?“, der Kleine schluchzte auf, nickte aber. „Du bist so ein braver Junge“, Sakura strich durch Akitos Haar und zog aus einer weiteren Schublade einen schwarzen Pulli mit einem hellbraunen Teddy darauf, „Hast du das Handy gerade gesehen, das ich in deinen Rucksack geräumt habe?“ „Ja“, wimmerte ihr Gegenüber und wischte sich die Tränen weg. „Darin ist genau eine Nummer eingespeichert, die du anrufst, wenn zwanzig Minuten um sind, okay?“, der Brünette nickte und Sakura zog ihm schnell den Pulli über, „Nachdem du es dreimal klingeln gelassen hast, legst du auf und eine Frau namens Konan wird dich von einem anderen Handy aus zurückrufen, sie wird dich hier abholen kommen und nach Tokio bringen.“ „N-Nach Tokio?“, Akito bekam immer mehr Angst und er fing an zu zittern.

Sakura holte aus der Kommode noch eine dunkelblaue Jacke, einen grauen Schal und eine dazu passende Mütze mit einem weichen Bommel hervor.

„In Tokio wird Konan dich zu dem Mann mit den schwarzen langen Haaren bringen“, die Rosahaarige zog ihrem Sohn die restlichen Kleidungsstücke an, „Sein Name ist Itachi Uchiha. Ihm wirst du die Schachtel mit den Fotos und dem Brief geben“, Sakura stand auf und öffnete die Türen des Wandschranks.

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte gegen die Decke, wodurch sie eine Platte aus Holz nach oben drückte und an Seite schob.

„Es ist wichtig, dass niemand anderes außer ihm diese Schachtel bekommt“, Sakura drehte sich zu ihrem Sohn, „Nicht einmal Konan darf sie sehen, hast du verstanden?“ „Ja, Mama“, Sakura lächelte und hob ihren Sohn in die kleine Nische über dem Wandschrank, „Ich habe dich lieb, Mama.“

Sakura lächelte und drückte ihrem Sohn einen aller letzten Kuss auf die Stirn.

„Ich habe dich auch lieb, mein kleiner Teufel“, mit Tränen in den Augen lächelte sie ihrem Sohn zu und zog die Holzplatte wieder zu sich, um den kleinen Raum zu verschließen.

 

Wild hämmerte Akitos Herz gegen seine Brust. Er hatte Angst und wollte nicht alleine sein. Er wollte viel lieber bei seiner Mutter bleiben und nicht hier oben in diesem stickigen Raum sein.

Er wollte auch nicht mit dieser Frau namens Konan mitgehen. Und er wollte ebenfalls nicht zu diesem Itachi Uchiha.

 

Er wollte hierbleiben!

Er wollte zu Hause bleiben!

Er wollte bei seiner Mutter sein!

Sooner or later

Acht Jahre zuvor.

 

Dicke, bauschige Schneeflocken sanken tanzend zu Boden. Der Himmel hatte die Farbe eines kühlen, sehr hellen Graus angenommen und der kalte, nasse Schnee sammelte sich am Boden.

Auf den Straßen konnte man immer noch ein wenig von dem Streusalz erkennen und der Schnee dort war bereits braun und matschig. An den Rändern der Bürgersteige hatten sich riesige Haufen Schnee gebildet, da die Wege freigeschaufelt worden waren.

Die Autos waren langsamer als gewöhnlich unterwegs und ihr lautes Hupen war kaum zu überhören. Der Lärm im Winter war auf den Straßen einfach unerträglich.

Zügig stapften die Leute durch den Schnee, welcher sich immer wieder neu am Boden ansammelte. Ihre Hände hatten sie alle in den Jackentaschen vergraben und die Schultern hatten sie angezogen, wenn sie nicht gerade einen Schal trugen.

 

Plötzlich kam ein rauer Windstoß auf, welcher den Schnee ein wenig aufwirbelte und durch das lange Haar Sakuras wehte. Sie erschauderte ein wenig und drückte das kleine Paket aus Stoff an ihren Körper. Die Haruno nahm ein leichtes Zittern des Paketes wahr und warf einen Blick auf dieses.

 

„Alles wird gut, mein Schatz.“

 

Sie betrachtete das schlafende Baby in ihren Armen, welches sie in einige Schichten Stoff gewickelt hatte. Sakura hauchte ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn und legte einen Zahn zu. Sie wollte Akito nicht noch länger dieser Bitterlichen Kälte aussetzen.

 

Nach einigen weiteren Metern betrat Sakura schließlich ein kleines Geschäft.

Nachdem sie das Klingeln der kleinen Glocke über der Tür vernommen hatte und eben diese ins Schloss gefallen war, wurde die Haruno augenblicklich in eine angenehme Wärme gehüllt. Sie entspannte ein wenig und sah sich in dem kleinen Laden um.

 

Rechts von ihr hingen einige Strampler und Lätzchen in verschiedenen Farben. Links befand sich die Kasse und daneben war ein Regal mit Schnullern und anderem Zubehör für Babys.

In der hintersten Ecke des Geschäftes standen Kinderwagen und Babykindersitze.

 

Gezielt ging Sakura in den Gang nach rechts an einigen Regalen vorbei.

Nachdem sie das dritte Regal hinter sich gelassen hatte, bog sie nach links ab, um zwischen die Regalreihen zu gelangen. Die Rosahaarige ging mit Akito im Arm in die Hocke und durchsuchte den kleinen Kleiderständer.

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte Sakura endlich das gesuchte Teil in ihrer freien Hand. Lächelnd betrachtete sie den dunkelblauen Schneeanzug mit dem braunen, weichen Kunstfell an der Kapuze.

Sakura stellte sich wieder aufrecht hin und begab sich zur Kasse, damit sie das Kleidungsstück bezahlen konnte.

 

„4.671 Yen“, ertönte die freundliche Stimme der Verkäuferin, woraufhin Sakura ihr das Geld reichte, „Hier, der Kassenbong.“ „Danke“, Sakura nahm das Stück Papier an sich und verstaute es in ihrer grauen Fleecejacke. „Ich danke Ihnen“, die Frau ihr gegenüber lächelte. „Dürfte ich ihm den Schneeanzug hier schnell anziehen?“, fragte die Haruno nun. „Aber sicher doch, gleich da hinten ist ein freier Wickeltisch, den können Sie benutzen“, antwortete die Verkäuferin. „Vielen Dank“, Sakura lächelte ihr zu. „Gern geschehen“, dankbar lächelte die Rosahaarige ihrem Gegenüber zu, ehe sie sich zu dem Wickeltisch begab.

 

Vorsichtig legte Sakura ihren Sohn auf den Wickeltisch und befreite ihn aus den vielen Tüchern in die sie ihn gewickelt hatte. Sanft strich sie ihrem Sohn über die Wange, bevor sie den Reißverschluss des Schneeanzugs öffnete und Akito diesen anzog.

Den Reißverschluss zugezogen und die Kapuze über Akitos Kopf gestülpt lächelte der Braunhaarige ihr breit zu. Sanft erwiderte seine Mutter dieses strahlende Gesicht und begutachtete ihr Kind in dem neuen Kleidungsstück.

 

„Jetzt musst du nie wieder frieren.“

 

Die Haruno nahm ihren Sohn wieder auf ihren Arm und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, woraufhin ihm ein kleines Lachen entwich. Sakura liebte den Klang seines Lachens, weshalb sie sich nicht davon abhalten konnte noch breiter zu Lächeln und ihrem Kind einen weiteren Kuss auf die Wange zu hauchen. Sie schmiegte den kleinen Kopf ihres Sohnes an ihre Wange.

 

Nach einigen Minuten, die sie so mit ihrem Sohn dagestanden hatte, ging sie schließlich zu den Kinderwagen. Sakura traute sich gar nicht nach den Preisen zu sehen, doch sie musste, schließlich konnte sie Akito nicht ewig so herumtragen.

 

Nachdem Sakura sich schließlich alle Wägen angesehen hatte, konnte sie sich ein tiefes Seufzen nicht verkneifen. Der Günstigste von allen kostete immer noch 11.678 Yen, das konnte sie sich so schnell nicht leisten. Für den Schneeanzug musste sie schon ihre Winterjacke verkaufen, damit sie sich diesen endlich leisten konnte.

Sie wünschte sich, dass sie ihrem Sohn mehr Möglichkeiten bieten konnte, doch das war von Anfang an nicht möglich gewesen.

 

Sie hatte auf die Unterstützung ihres Vaters gehofft, doch was hatte er schon gemacht?

 

Er hatte sie rausgeworfen!

Er hatte eine schwangere Achtzehnjährige rausgeworfen!

Ohne jede Möglichkeit!

Sie hatte nichts!

Sie hatte niemanden!

Sie konnte nirgendwohin!

 

Die Rosahaarige wünschte sich, dass sie diese Erinnerungen löschen und vergessen konnte. Sie wollte sich nicht daran erinnern, doch jeden Tag verfolgte sie diese Szene als wäre sie gestern erst gewesen.

 

~°~°~Flashback~°~°~

 

„Vater.“

 

Sakuras Stimme klang ernst und noch immer ein wenig erstickt. Ihre Augen waren rot unterlaufen und jeder Blinde hätte sagen können, dass sie einige Minuten zuvor noch bitterlich geweint hatte.

 

Besorgt stürmte der Angesprochene auf seine Tochter zu. Er legte seine Hände auf ihre Schultern und musterte sie von Kopf bis Fuß. Dem Älteren entging nicht, dass Sakura jeglichen Blickkontakt mied, weshalb er ihr Kinn anhob, um ihr Gesicht anzusehen und sie schließlich mit seinen Augen zu fixieren.

 

„Was ist passiert?“, der Dunkelhaarige konnte einen Hauch von Wut in seiner Stimme nicht unterdrücken.

Wenn jemand seiner geliebten Tochter etwas angetan haben sollte, dann würde er denjenigen höchst persönlich in die Hölle befördern.

„I-Ich…“, Sakura wollte dem eindringlichen Blick ihres Vaters ausweichen, doch es gelang ihr nicht. Die Achtzehnjährige setzte erneut an: „I-Ich…ich wollte das nicht…“ „Was wolltest du nicht?“, die Stimme Kizashis klang noch bedrohlicher als zuvor. „Er war auf einmal da…ich kannte ihn nicht…i-ich…“, die Augen der Haruno brannten erneut und Tränen sammelten sich in ihren Augen, welche ihre Wangen hinunter kullerten, „E-Er…er hat…“, ihre Stimme ging in einem Meer aus Tränen unter. „Was hat er getan? Und von wem sprichst du? Wer ist er?“, sprudelte es wutentbrannt und besorgt aus ihrem Vater nur so heraus. „E-Er…er hat mich…ich wollte das wirklich nicht…“, die Rosahaarige versuchte sich wieder zu beruhigen. „Was denn? Wovon sprichst du, Sakura?“, Kizashis Stimme gewann immer mehr an Lautstärke. „Er hat…er hat mich…“, Sakura zögerte, „…vergewaltigt…“ „Was? Wer hat dir das angetan?“, der Zorn in Kizashis Augen funkelte und brodelte immer mehr in ihm auf.

Wer auch immer seinem kleinen Mädchen das angetan hatte, würde dafür büßen, so wahr er hier stand.

„Neji, er sagt sein Name sei Neji Hyuga“, nun stockte dem Lilahaarigen der Atem.

Kizashi wich jegliche Farbe aus dem Gesicht und sein zuvor angesammelter Zorn hatte sich in Luft aufgelöst.

„Was sagst du da?“, seine Stimme war ruhiger geworden, „Neji Hyuga?“ „D-Du kennst ihn?“, geschockt weiteten sich die Augen Sakuras. „Er ist einer der gefährlichsten Yakuza des Landes Sakura, bist du sicher, dass es dieser Name war, den der Mann dir genannt hatte?“, die Angesprochene nickte. „Er hatte langes, dunkles Haar und seine Augen…er hatte beinahe komplett weiße Augen“, erzählte die Achtzehnjährige wobei sich ihre Nackenhaare aufrichteten.

Schlapp fielen Kizashis Hände von Sakuras Schultern und er musterte seine Tochter von oben bis unten.

„Du bist ihm also tatsächlich begegnet“, stellte er fest, „Wann und wo war das?“ „Vor ungefähr einem Monat, als du beruflich weg warst“, erzählte Sakura. „Vor einem Monat!“, entfuhr es Kizashi gereizt, „Und du kommst erst jetzt damit zu mir? Warum bist du nicht sofort damit zu mir gekommen? Jetzt ist er vermutlich schon längst über alle Berge!“ „Weil ich nicht irgendeiner deiner Fälle, sondern deine Tochter bin!“, nun hatte auch Sakura ihre Stimme erhoben, „Und es geht hierbei nicht um Neji Hyuga, sondern um mich und das Kind!“ „Welches Kind?“, erschrocken sah die Jüngere ihren Vater an und wich einen Schritt zurück.

Bedrückt sank Sakuras Gesicht zu Boden.

„Sakura. Von welchem Kind sprichst du?“, Kizashi bemühte sich ruhig zu bleiben, dennoch spürte seine Tochter die in ihm aufkommende Wut.

Die Angesprochene klammerte sich am Saum ihres Pullis fest.

„ANTWORTE MIR!“, Sakura zuckte zusammen. „Seinem Kind“, die Stimme der Rosahaarigen war leise und verängstigt. „SEIN KIND? ER HAT DICH GESCHWÄNGERT?“, mehr als ein Nicken brachte Sakura aus lauter Angst nicht hervor.

 

Kizashi atmete einmal tief durch, ehe dann für einen kurzen Moment Stille herrschte in welcher er nachdachte.

Sakura traute sich nicht ihren eigenen Vater anzusehen. Stattdessen musterte sie weiterhin den Fußboden und nagte an ihrer Unterlippe.

 

Was würde ihr Vater jetzt tun?

 

Sie konnte diese Situation nicht einschätzen. Sakura wusste nur, dass ihr Vater sauer auf sie war.

 

Aber warum war er sauer auf sie?

Sollte er nicht eher sauer auf diesen Neji Hyuga sein?

Sollte er, als ihr Vater, ihr nicht versuchen beizustehen?

 

Doch stattdessen brüllte er sie für etwas an, wofür sie nichts konnte.

Sie hatte nie gewollte, dass man ihr das antat. Sie war diesem Hyuga nicht freiwillig begegnet und sie konnte auch nicht ahnen, was er damals vorgehabt hatte. Sie hätte mit nichts von all dem rechnen können.

 

Wer rechnete auch mit so etwas?

Wer rechnete bitte damit, dass um die nächste Ecke jemand auf einen wartete, um…

 

Sakura traute sich nicht einmal diesen Gedanken zu beenden. Sie wollte nicht daran denken, sie wollte es vergessen. Sie wollte vergessen was damals in dieser Gasse geschehen war. Sie wollte sich nicht mehr an diesen Mann und diese schrecklichen Bilder erinnern, doch sie ließen sie nicht los. Diese Szene verfolgte sie von morgens, wenn sie ihre Augen aufschlug, bis in die Nacht, wenn sie einschlief. Nicht einmal in ihrem Schlaf, konnte sie diesen Erinnerungen entkommen.

Immer und immer wieder spielten sich diese Bilder in ihrem Kopf ab und sorgten für eine unerträgliche Übelkeit, welche sich in ihr ausbreitete.

 

Sakura nagte weiter an ihrer Unterlippe, während sie weiterhin den Boden musterte. Sie wollte ihren Vater ansehen, doch die Angst vor dem, was sich in seinem Gesicht widerspiegeln würde war einfach zu groß.

Stattdessen bohrten sich ihre Finger weiter in den weichen Stoff ihres Oberteils und ihre Zähne in ihr Fleisch. Sie zitterte am ganzen Körper und ihr Herz pochte dröhnend gegen ihre Brust. Die Angst vor dem, was jeden Moment passieren könnte, jagte ihr eine Heidenangst ein und das Schweigen, welches aufgekommen war, war einfach unerträglich.

 

Warum geschah denn nicht endlich etwas?

Warum sagte ihr Vater nichts?

Warum stand er einfach nur da?

 

Die Haruno konnte dieser Situation kaum standhalten. Das alles hier war ihr gerade eindeutig zu viel. Der Druck, welcher sich in ihr breit machte wurde immer größer und presste ihr Blut laut rauchend durch ihre Adern, während ihre Hände bereits anfingen zu schmerzen. Sakura wartete nur noch darauf, dass ihre Lippe aufplatzen und sich der metallische Geschmack ihres Bluts auf ihrer Zunge breitmachte.

Angespannt hielt sie den Atem an, wodurch sich auch in ihrer Brust ein drückender Schmerz bemerkbar machte. Jeder Muskel ihres Körpers war angespannt. Ihre gesamte Haltung war so angespannt, dass sie sich nicht einmal bewegen konnte.

 

Oder war es nur die Angst, welche sie lähmte?

 

Bevor Sakura sich ihren Kopf über diese Frage auch nur ansatzweise zerbrechen konnte, löste sich schließlich ihr Vater aus seiner Starre und rauschte an ihr vorbei. Der Geruch seines strengen Rasierwassers befreite schließlich auch die Achtzehnjährige aus ihrer Starre und sie fasste ihren Mut zusammen, um sich umzudrehen.

 

„Vater?“

 

Doch statt einer Antwort erhielt Sakura weiteres Schweigen. Die Rosahaarige machte einen Schritt auf Kizashi zu und wollte nach seiner Schulter greifen, doch bevor es dazu kam, öffnete er die Zimmertür und verließ sein Arbeitszimmer. Verwirrt blickte Sakura einige Sekunden an die Wand des Flures, ehe sie ihrem Vater zügig folgte.

Kizashi schien zu ignorieren, dass seine Tochter ihm auf Schritt und Tritt verfolgte. Er ließ sie völlig außer Acht und öffnete eine Tür, durch welche er hindurchschritt. Er und Sakura befanden sich nun in ihrem Zimmer.

Der Lilahaarige zog unter dem Bett seiner Tochter einen Koffer und eine schwarze Tasche hervor und öffnete sie. Er begab sich an den Kleiderschrank seiner Tochter und riss all ihre Klamotten von den Bügeln, welche daraufhin in dem großen Koffer landeten.

 

„Vater? Was machst du da?“

 

Kizashi ignorierte seine Tochter weiterhin und räumte stattdessen weiterhin den Kleiderschrank von ihr aus.

Sakura wusste nicht was sie sagen sollte und stand tatenlos da. Sie verstand nicht warum ihr Vater das machte und sie wusste auch nicht, weshalb er sie mit Schweigen bestrafte, statt ihr sein Vorhaben zu erklären.

 

Als Kizashi den Kleiderschrank schließlich bis auf sein letztes Teil ausgeräumt hatte, verschloss er den Koffer und griff nach der bis dahin leeren Tasche. Sakuras Vater begab sich in das kleine Badezimmer, das an ihr Zimmer angrenzte und schmiss all ihre Pflegeprodukte willkürlich in das Handgepäck, bis auch dieser Raum schließlich kahl war – abgesehen von den Handtüchern.

Der Lilahaarige griff nach beiden Gepäckstücken und hielt sie ohne ein weiteres Wort seiner Tochter hin.

 

„Was soll ich damit?“, die Irritation stand Sakura förmlich ins Gesicht geschrieben. „Hast du es denn immer noch nicht begriffen?“, stellte er als Gegenfrage. „Was soll ich begriffen haben?“, Angst machte sich in der Haruno breit und spiegelte sich in ihren Augen wieder. „Du wirst ausziehen“, brachte Kizashi die Sache schließlich auf den Punkt, „Alleine.“ „Alleine? Aber was ist mit dir?“, Sakura verstand immer weniger.

 

„Ich werde hierbleiben.“

„Und warum kann ich nicht bleiben?“

„Weil du…“

„Weil ich was?“

„Weil du diesen Bastard eines Hyugas erwartest!“

 

Sakuras Augen weiteten sich ein Stück. Fassungslos musterte sie ihren Vater, während sich gleichzeitig Tränen in ihren Augen sammelten.

 

„Und deshalb willst du mich rauswerfen?“, entfuhr es ihr. „Ja!“, war die kurze Antwort. „Aber wo soll ich denn hin?“, die Achtzehnjährige schluchzte tief. „Das ist nicht mein Problem“, die Kälte in Kizashis Stimme jagte Sakura einen kalten Schauer über den Rücken. „Aber ich bin deine Tochter! Es ist also sehr wohl dein Problem!“, schrie sie nun. „Warst!“, korrigierte der Ältere sie. „Und was, wenn ich das Kind abtreibe?“, brauste die Rosahaarige nun auf. „Würdest du es denn?“, die Stimme des Lilahaarigen war etwas ruhiger geworden, dafür wurde sie aber von einem scharfen Unterton begleitet.

Sakura wollte zu einem Satz ansetzen, doch sie schloss ihren Mund sofort wieder und sah bedrückt zu Boden.

„Also…“, mit einem kühlen, distanzierten Blick reichte Kizashi seiner Tochter erneut das Gepäck, welches sie ohne ein weiteres Wort an sich nahm.

 

Mit gesenktem Blick begab Sakura sich in den Eingangsbereich des Hauses, gefolgt von ihrem Vater, wo sie sich ihre Schuhe und ihre Jacke anzog. Noch einmal sah sie zu ihrem Vormund, doch er blickte sie mit nichts als Verachtung an.

Voller Angst und Trauer griff sie nach der Türklinke und drückte diese schließlich langsam nach unten. Innerlich hoffte sie darauf, dass ihr Vater es sich vielleicht doch anders überlegen würde.

Aber als die Achtzehnjährige die Tür geöffnet und ihr ein kalter Windstoß ins Gesicht wehte, wusste sie, dass es nicht mehr dazu kommen würde. Sie hatte wahnsinnige Angst und verstand die Welt nicht mehr.

 

Warum tat ihr Vater das?

Warum ließ er sie so hilflos zurück?

Warum tat er nichts?

 

Sakura wollte noch einmal das Gesicht Kizashis erblicken, in der Hoffnung, dass sie vielleicht ein wenig Mitgefühl in seinen Augen sehen konnte.

Doch bevor es dazu kommen konnte, war die Tür hinter ihr schon ins Schloss gefallen und sie stand mittellos da.

 

~°~°~Flashback Ende~°~°~

 

Wut machte sich in Sakura breit.

 

Bis heute konnte sie nicht nachvollziehen wie man sein eigenes Kind mittellos vor die Tür setzen konnte. Schon gar nicht aus solch einem absurden Grund, falls man das überhaupt einen Grund nennen konnte.

Auch wenn ihr Vater der Vorsitzende des japanischen Geheimdienstes war, war das noch lange kein Grund seine Tochter vor die Tür zu setzen, weil sie das Kind eines Yakuza erwartet hatte. Kizashi hätte sie unterstützen und für sie da sein müssen, aber seine Arbeit war ihm schon immer wichtiger gewesen.

 

Angewidert rümpfte Sakura ihre Nase.

 

Sie hatte kein Verständnis für diese Entscheidung. Sie selbst würde nicht einmal eine Sekunde lang daran denken Akito vor die Tür zu setzen. Ihr war egal, dass Akito der Sohn eines Verbrechers war und auch wenn die Art und Weise wie er gezeugt worden war die Schrecklichste auf Erden war, war ihr das weitestgehend egal.

Akito war ihr Sohn. Er war ihr eigen Fleisch und Blut und sie würde Berge für ihn versetzen, um ihm die besten Möglichkeiten zu bieten. Es war ihr egal was es kosten und wie schwierig es sein würde, Akito war diese Mühe wert.

 

„Miss?“, erschrocken drehte Sakura sich um.

Die Verkäuferin von eben stand mit einem fragenden Blick hinter ihr.

„Verzeihung, ich werde jetzt gehen“, entschuldigend lächelte Sakura der Frau zu, „Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.“ „Danke, den wünsche ich Ihnen auch“, die Verkäuferin lächelte und Sakura verließ den Laden.

 

Wieder auf draußen angekommen wurde Sakura von einem kalten, unangenehmen Windstoß begrüßt. Einige Schneeflocken wurden ihr ins Gesicht geweht, weshalb sie für einen Augenblick die Augen zukniff. Das kalte Nass in ihrem Gesicht löste eine fiese Gänsehaut aus und ihre Fleecejacke hielt sie nicht sonderlich warm, weshalb sie sich zügigen Schrittes auf den Weg machte.

 

Nach einer guten halben Stunde stand Sakura schließlich völlig durchnässt vor einem ziemlich heruntergekommenen Hochhaus.

 

Die Farbe des Gebäudes war bereits dabei abzublättern und an einigen Stellen rankte sich Efeu vom Boden aus empor zum Dach. Die Tür aus Holz war schon ziemlich morsch und die Briefkästen fingen schon zu rosten an.

Mit Sicherheit war dies hier nicht das beste zu Hause für ein sechs Monate altes Kind, aber etwas Anderes blieb Sakura nicht übrig. So sehr Sakura es sich auch wünschte ihrem Sohn etwas Besseres bieten zu können, sie konnte es sich einfach nicht leisten.

 

Seufzend schritt Sakura die zwei kleinen Stufen zur Eingangstür hinauf und schloss diese auf. Quietschend öffnete sie die Pforte und ließ sie schließlich wieder ins Schloss fallen, nachdem sie in den verwahrlosten Hausflur getreten war.

Die Rosahaarige stieg die knarrenden Treppen empor, welche ebenfalls nicht im besten Zustand war. Sakura mochte die Treppen nicht und sie wollte sich nicht vorstellen was ihrem Sohn hier alles passieren könnte.

 

Als Sakura die Treppe zum vierten Stock bestieg, konnte sie die Stimme ihres Vermieters und einer weiteren Person hören.

Ihr Vermieter klang ziemlich zufrieden, was darauf schließen ließ, dass jemand Neues in diese Bruchbude hier einziehen würde und mal wieder im Voraus bezahlt hatte.

Vermutlich handelte es sich wieder über irgendeinen Kriminellen, der für einige Monate hier untertauchen wollen würde. So etwas war hier schon öfter passiert, seitdem Sakura vor einem Jahr hierhergezogen war. Und Menschen wie diese hatten schon oft für reichlich Ärger gesorgt.

 

Aber was konnte Sakura schon in einem Viertel wie diesem erwarten?

 

Es war ja schon ein Wunder, wenn der Krankenwagen oder die Polizei nur ein bis zweimal die Woche hier auftauchten.

Aber das geschah auch nur äußerst selten und nach diesen ruhigen Tagen kam es meistens zu noch viel größerem Trubel in der Gegend.

Sakura hoffte nur, dass Akito nicht so viel davon mitbekommen würde, wenn er älter wäre, jedoch machte sie sich nicht allzu große Hoffnungen. Sie konnte nur hoffen, dass Akito niemals in solche Machenschaften geriet und zu einem anständigen Jungen heranwachsen würde.

Aber darauf hatte sie ja genug Einfluss, sollte man meinen. Sie war schließlich die Mutter von Akito und würde alles daransetzen, dass ihr Sohn niemals etwas kriminelles anstellen würde.

 

„Ah…Ms. Haruno“, riss Sakuras Vermieter sie aus ihren Gedanken. „Guten Tag Mr. Nagase“, die Angesprochene lächelte dem älteren Mann freundlich zu. „Darf ich Ihnen ihren neuen Nachbarn Mr. Takahashi vorstellen?“, Nagase deutete auf die Person, welche vor ihm stand.
 

Es handelte sich bei der Person um einen groß gewachsenen, dunkelhaarigen Mann. Er hatte sein langes schwarzes Haar zu einem tiefen Pferdeschwanz gebunden. Lediglich zwei Haarsträhnen rahmten sein schmales blasses Gesicht hervor.

Die Augen des Mannes glichen einem unendlichen Meer in der Dunkelheit, welches alles und jeden zu verschlingen drohte. Seine Seelenspiegel strahlten eine unangenehme Kälte aus, welche Sakura einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
 

„Guten Tag“, distanziert nickte Sakura ihrem Gegenüber zu. „Hallo“, der Fremde lächelte flüchtig, „Und wer ist der kleine Mann?“ „Mein Sohn“, antwortete die Rosahaarige.

„Mit Ms. Haruno und ihrem Sohn haben Sie wirklich gute Nachbarin erwischt“, meldete sich der Vermieter zu Wort, „Sie ist äußerst zuverlässig und freundlich.“ „Mr. Nagase, sie schmeicheln mir“, Sakura setzte ein falsches Lächeln auf.

Sie traute Fremden nicht über den Weg, weshalb sie sich dazu zwingen musste freundlich zu sein.

„Dann kann ich ja beruhigt sein“, sprach Takahashi und fixierte die Rosahaarige.

 

Sakura gefiel es nicht wie ihr neuer Nachbar sie ansah. Es kam ihr so vor als würde er durch sie hindurchsehen und genau wissen was in ihr vorging – als würde er sie kennen.

Noch dazu kam, dass der Mann vor ihr etwas ausstrahlte, dass ihr nicht ganz geheuer war. Er passte nicht hierher. Er wirkte wie eine blühende Blume in ihrer vollsten Pracht in einem Strauß aus verwelkten Blumen.

 

„Wenn mich die Herren jetzt entschuldigen würden.“

 

Lächelnd nickte Sakura einmal ihrem Vermieter und ihrem neuen Nachbarn zu, ehe sie an ihre Tür ihre Wohnung trat, um in ihr zu verschwinden.

Die Tür geschlossen und verriegelt, betrat Sakura den Raum rechts von ihr, welcher Akitos und ihr Schlafzimmer war. Die Neunzehnjährige befreite ihren Sohn aus dem dicken Schneeanzug und wechselte als nächstes seine Windeln, ehe sie sich in die Küche begab, wo sie für ihn und für sich etwas zu Essen machte: Für Akito eine Schüssel mit Brei und für sich ein Brot mit Käse.

 

Nachdem Sakura Akito schließlich gefüttert und zu Bett gelegt hatte, ging sie schließlich ins Bad, wo sie sich ihrer nassen Kleidung entledigte.

Ihre Haut war feucht und klebte von der nassen Kleidung ein wenig. Es war ein unbeschreiblich unangenehmes Gefühl. Sakura fuhr sich durch ihre ein wenig nassen Haaren. Der Schnee, welcher dort zuvor war, war längst geschmolzen.

Als nächstes stieg Sakura unter die Dusche und drehte diese auf. Sofort prasselte kaltes Wasser auf sie hinab, welches eine Gänsehaut und einige Schauer auf ihrer Haut auslöste.

 

Seit über einem Jahr hatte die Haruno nun schon kein warmes Bad, geschweige denn eine warme Dusche mehr gehabt. Manchmal fragte sie sich wie sich warmes Wasser auf ihrer Haut anfühlen würde, sie erinnerte sich kaum daran. Es war so, als hätte sie ihr Leben lang nichts als kalte Duschen genommen. Alles was vor Akito geschehen war schien in so weite Ferne gerückt zu sein:

Verabredungen mit Freunden, das Besuchen einer Universität, warme Mahlzeiten, Filmabende und so viel mehr. All das verblasste in ihrer Erinnerung und war nichts weiter als ein einziger Traum. Ihre Vergangenheit kam ihr so unwirklich vor.

 

Sakura stellte das kalte Wasser ab, nachdem sie sich abgeseift hatte und stieg aus der Dusche.

Die Rosahaarige wollte ein Handtuch um ihren kalten, ein wenig zitternden Körper wickeln, doch als sie ihr Spiegelbild erblickte hielt sie inne. Für einen Moment sah sie sich selbst in die kalten Emerald grünen Augen, bevor ihr Blick schließlich über ihren Körper schweifte.

 

Wann war sie so dünn geworden?

 

Sakuras Schlüsselbeine stachen unter ihrer Haut hervor. Es war mittlerweile so extrem, dass es so schien, als ob man ihre Haut einfach einreißen und sie umschließen konnte.

Die Haruno strich über ihr Dekolleté und wanderte hinab zu ihren Rippen, welche mittlerweile auch zum Teil zählbar waren. Ihre scharfen Hüftknochen waren auch zu sehen und von ihrem inneren Beinfett war nichts mehr zu sehen.

 

Hatte sie überhaupt jemals mehr gewogen?

 

Sakura wusste nicht mehr wie sie damals ausgesehen hatte, dabei war doch gerade mal ein Jahr vergangen.

Aber alles was sie jetzt noch sah war ein Haufen Haut und Knochen, der von unzähligen Narben übersäht war. Über ihre kompletten Arme und Beine, über ihre Schultern, über ihre Hüften, über einige Stellen an ihrem Bauch…über all diese Stellen zogen sich tiefe Narben.

 

Sakura schämte sich für diesen Anblick.

Sie schämte sich für die Mahle ihrer Vergangenheit.

Sie schämte sich für ihre Verzweiflung.

 

Auch wenn diese Wunden dabei waren zu heilen und die Geburt Akitos sie aus diesem schwarzen Loch gezogen hatte, kam die Vergangenheit bei diesem Anblick immer wieder hoch.

Sakura erinnerte sich daran wie verzweifelt sie gewesen war, nachdem Kizashi sie rausgeworfen hatte. Sie erinnerte sich daran, wie sich das tiefrote Blut einen Weg über ihre blasse Haut gebahnt hatte.

Sie hatte solche Angst gehabt und war allein auf dieser Welt. Sie hatte kein Dach über dem Kopf, geschweige denn einen Ort zu dem sie hätte gehen können.

Ihr Vater hatte sie von der Universität abmelden lassen und ihre Freunde taten mit einem Mal so, als kannten sie sie gar nicht.

Es war so gewesen, als ob Sakura nie in ihren Leben existiert hätte. Sie war verleugnet worden und zu diesem Zeitpunkt hatte Sakura selbst geglaubt, dass sie fehl am Platz war, dass sie nicht in diese Welt gehörte.

Sie hatte das Baby in sich dafür gehasst, dass sie so leben musste. Sie hatte geglaubt alles durch dieses Kind verloren zu haben, weshalb es für sie der Teufel war.

Ein kleiner Teufel, den sie trotzdem nicht verlassen konnte. Ein Teufel, den sie so gehasst und dennoch geliebt hatte. Er war ein Teil von ihr, den sie loswerden wollte und dennoch nicht loslassen konnte.

 

Aber mit der Geburt Akitos hatte sich alles geändert.

 

Ein Lächeln bildete sich auf den Lippen der Rosahaarigen als sie an den Moment dachte, in dem Akito ihr in den Arm gelegt wurde. Sie erinnerte sich an sein ruhiges schlafendes Gesicht und seinen kleinen Körper, welcher sie mit seiner Wärme einhüllte. Sie erinnerte sich an den ruhigen Atem, welcher ihr Herz höherschlagen und den Hass verblassen ließ.

Akito hatte sie von der ersten Minute an in seinen Bann gezogen und an sich gebunden. Er hatte ihr ihre Hoffnung zurückgegeben.

 

Mit einem Mal war da jemand, der sie brauchte.

Jemand, der ihr die Welt bedeutete und dem sie auch etwas bedeutete.

Jemand, für den sie da sein wollte und den sie lieben und beschützen würde.

 

Sakura war es egal wie viele kalte Duschen sie nehmen musste und wie viele Mahlzeiten für sie ausfielen, so lange es ihrem Sohn gut ging. Sie konnte auf alles Nötige verzichten, so lange sie für ihn da sein konnte und er glücklich war.

 

Leicht schüttelte die Neunzehnjährige ihren Kopf. Sie hatte jetzt nicht die Zeit, um in Erinnerungen zu schwelgen. Sie musste sich noch abtrocknen, umziehen und die Haare föhnen, bevor die Babysitterin kam, damit sie zur Arbeit gehen konnte.

Schnell wickelte Sakura ihre Haare in ein Handtuch und trocknete ihren Körper ab, ehe sie sich eine schwarze Hose und ein schwarzes langärmliges Shirt anzog.

Ihre Klamotten waren ihr mit der Zeit ein wenig zu groß geworden, weshalb sie ziemlich locker saßen. Ihre Hosen rutschten immer ein wenig, egal wie eng sie den Gürtel auch stellte.

Sakura konnte sich ein Seufzen nicht verkneifen.

 

Was sollte sie nur machen, wenn der Gürtel gar nicht mehr half?

 

Bevor Sakura auch nur ansatzweise darüber nachdenken konnte, klingelte es bereits an der Tür.

Schnell trocknete die Haruno ihre Haare mit dem Handtuch ein wenig an und lief schließlich zur Gegensprechanlage, um auf den Knopf zu drücken, welcher die Haustür öffnete. In der Zeit, in der sie wartete kämmte Sakura ihre Haare, damit sie nicht ganz so verwahrlost aussah.

 

Als es schließlich an der Wohnungstür klopfte, öffnete Sakura diese so weit wie der Türriegel es ihr eben erlaubte, um sicherzugehen, dass es wirklich ihre Babysitterin war, die dort stand.

Lächelnd stand die ihr nur zu bekannte Blauhaarige im Hausflur und Sakura entriegelte die Tür, um sie eintreten zu lassen.

 

„Hallo, Konan“, Sakura verriegelte die Tür wieder. „Hallo, Sakura“, die Blauhaarige lächelte ihr zu. „Akito schläft gerade, du hast also noch ein wenig Ruhe“, sagte die Rosahaarige. „Okay, ich gehe dann so lange ins Wohnzimmer“, mit diesen Worten verschwand Konan.

 

Konan war bereits seit zwei Monaten die Babysitterin von Akito.

Viel konnte Sakura nicht über sie sagen, da sie nicht viel von sich Preis gab, was in einer Gegend wie dieser aber nicht ungewöhnlich war. Alles, was Sakura wusste war, dass die Blauhaarige um einiges günstiger als ihre letzte Babysitterin war und es wohl auch nicht gerade einfach hatte.

Zumindest gab Konan sich mit jeder Summe zufrieden und hatte gute Referenzen. Ursprünglich hatte sie mal in einem Kindergarten gearbeitet, aber aus familiären Gründen war dies wohl nicht mehr möglich.

Mehr konnte Sakura nicht wirklich über sie sagen, aber so lange sie ihren Job machte und ihr nicht verdächtig erschien, würde sie auch nicht weiter nachfragen. Es gab Sachen, die eine fremde Person einfach nichts angingen.

 

Nachdem Sakura ihre Haare geföhnt und zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden hatte, schlüpfte sie in ihre Schuhe und zog sich ihre Fleecejacke an, welche immer noch ein wenig nass war. Sie verstaute ihren Hausschlüssel und ihr Portmonee in ihren Jackentaschen und begab sich schließlich ins Wohnzimmer, wo Konan auf der Couch saß und ein Buch las, welches sie wohl selbst mitgebracht hatte.

 

„Ich gehe jetzt zur Arbeit, gib gut auf Akito acht.“

 

Die Blauhaarige blickte von ihrem Buch auf und nickte Sakura zu, ehe diese die Wohnung verließ.

Erst als Sakura das schleifende Geräusch des Türriegels gehört hatte, lief sie die Treppen nach unten und verließ das Gebäude.

 

Es fing bereits zu dämmern an und die Temperaturen waren weiter gesunken.

Sakura vergrub ihre Hände in ihren Jackentaschen und zog den Kopf an. Dann stapfte sie so schnell es ging zur Arbeit voran.

 

Nach gut zwanzig Minuten stand Sakura schließlich vor einem kleinen Restaurant. Sie stemmte die Tür zu dem Gebäude auf und ihr stieg ein herzhafter Duft in die Nase, welcher dafür sorgte, dass ihr Magen sich leerer als zuvor anfühlte.

 

„Hallo, Sakura“, die rosahaarige lächelte dem Mann hinter der Bar zu, an der einige Kunden saßen. „Guten Abend, Shikaku-San“, der Dunkelhaarige hatte wie immer ein warmes Lächeln auf den Lippen. „Wie geht es dem kleinen Akito?“, fragte er nach. „Hervorragend, er hat heute einen neuen Schneeanzug bekommen“, erzählte die Rosahaarige stolz. „Tatsächlich? Und wo ist die Winterjacke seiner Mutter?“, hakte er nun streng nach. „Die musste sie für den Anzug verkaufen“, verlegen kratzte sich die Haruno am Hinterkopf.

„Das muss wahre Mutterliebe sein“, ertönte eine Sakura nur zu vertraute Stimme hinter ihr. „Guten Abend, Ino“, die Neunzehnjährige drehte sich zu der Blondine. „Mensch, sei doch nicht immer so förmlich“, die Yamanaka schlug der Rosahaarigen sanft gegen die Schulter.

„Es ist halt nicht jeder so naiv wie du“, Shikamaru – der Sohn Shikakus – stellte sich zu den beiden. „Was hat das bitte mit naiv zu tun?“, fuhr Ino den Nara an. „Sakura würde niemals mit einem Fremden sprechen, wenn es sich vermeiden ließe und du würdest vermutlich direkt mit ihm mit gehen“, erklärte der Dunkelhaarige. „Wie bitte?“, brauste die Blondhaarige auf.

„Shikamaru! Ino!“, die beiden zuckten zusammen, „Nicht vor den Gästen.“

Shikaku war jemand, den hier niemand wütend machen wollte.

„Entschuldigung“, brummten beide im Chor. „Jetzt marsch. An die Arbeit mit euch ihr Faulpelze!“, rief Shikamarus Vater ihnen zu.

 

Ohne ein weiteres Wort bedienten Ino und Shikamaru weiter die Gäste, während Sakura sich in den Personalbereich begab, wo sie ihre Jacke mitsamt ihren Wertsachen in einem Spint verstaute. Sie zog sich schnell eine schwarze Schürze an und begab sich dann wieder nach vorne, um die Kunden zu bedienen.

 

Sakura verdiente zwar nur den Mindestlohn, wovon sie gerade so die Miete, einige Lebensmittel und etwas zurücklegen konnte, aber sie war dankbar für diesen Job. Sie war dankbar dafür, dass Shikaku sie hier arbeiten ließ.

In dem Jahr, in dem sie bereits alleine war, war Shikaku mehr Vater für sie gewesen, als Kizashi es jemals gewesen war.

Wäre Shikaku nicht gewesen, würde Sakura mit Sicherheit immer noch auf der Straße Leben. Er hatte sie damals bei sich aufgenommen und ihr durch die Schwangerschaft geholfen. Er war in ihren schwersten Zeiten zusammen mit Shikamaru und Ino für sie da gewesen. Er hatte ihr alles über den Job einer Kellnerin und was man über Babys wissen musste beigebracht.

 

Hoffentlich konnte sie ihm all das eines Tages irgendwann zurückgeben.

 

„Sakura-San!“, ein Lächeln bildete sich auf den Lippen der Angesprochenen. „Guten Abend Yahiko-San“, Sakura trat an den Tisch des Orangehaarigen, „Dasselbe wie immer?“ „Ja“, er lächelte ihr warm zu.

 

Vor zwei Monaten war Yahiko hier das erste Mal aufgetaucht und seitdem kam er täglich her, um auf den Anruf einer Frau zu warten, die er kürzlich kennengelernt hatte. Er kam jeden Tag und blieb bis der Laden zu machte.

Jedes Mal, wenn er von dieser Frau erzählte leuchteten seine Augen so warm und hell, dass Sakura nicht anders konnte als zu lächeln. Sie bewunderte Yahiko für seine Geduld.

Er kam einfach her, in der Hoffnung, dass eine Frau, die ihm viel bedeutete anrief. Er kam jeden Tag und gab die Hoffnung nicht auf, dass er eines Tages glücklich mit ihr werden würde.

 

„Stimmt etwas nicht, Sakura-San?“, riss Yahiko sie aus ihren Gedanken. „Was? Nein, es ist alles in Ordnung. Ich war nur in Gedanken“, entschuldigend lächelte die Neunzehnjährige. „Wie immer also“, amüsiert lächelte er. „Verzeihung“, Sakura verneigte sich leicht und verschwand schließlich in der Küche, wo sie Yahikos Bestellung weitergab.

 

Nachdem schließlich auch der letzte Gast – Yahiko – gegangen war, schloss Shikaku die Tür ab und drehte sich um. Er beobachtete Sakura, welche gerade dabei war die letzten Gläser an der zu polieren.

Shikamaru und Ino waren bereits gegangen.

 

„Du musst doch nicht immer bis zum Schluss bleiben, wenn du Spätschicht hast“, brach er das Schweigen. „Das ist das Mindeste, was ich machen kann“, lächelte die Rosahaarige. „Das schon wieder“, der Nara lächelte der Haruno zu und legte seine Hand auf ihren Kopf, „Du bist ein gutes Mädchen, Sakura. Ich hoffe, dass du niemals die Wärme in deinem Herzen verlierst.“ „Shikaku-San?“, verlegen blickte Sakura zu ihm hinauf. „Mach, dass du nach Hause kommst, dein Sohn wartet auf dich“, sprach er. „Aber…“ „Kein Aber, los jetzt“, Shikaku scheuchte Sakura in den Personalbereich, wo sie sich umziehen sollte.

 

Es war 22.30 Uhr, als Sakura die letzte Treppe zu ihrer Wohnung erklomm. Sie war ziemlich müde, doch als sie zwei Stimmen hörte wurde sie hellhörig. Die Rosahaarige beschleunigte ihren Schritt.

 

War das nicht Konans Stimme?

 

Oben angekommen erblickte Sakura Konan und vor ihr stand ihr neuer Nachbar Mr. Takahashi.

Misstrauen machte sich in Sakura breit. Sie hatte bei dem Schwarzhaarigen ein mulmiges Gefühl und es passte ihr nicht, dass er sich gerade mit ihrer Babysitterin unterhielt. Sie konnte diesen Mann nicht einschätzen und verstand nicht, was jemand mit seiner Ausstrahlung in einer Gegend wie dieser machte.

 

„Kann ich Ihnen helfen?“, unterbrach die Haruno schließlich das Gespräch zwischen Konan und Mr. Takahashi ein wenig barsch. „Guten Abend, Ms. Haruno. Ich wollte gerade mein Abendessen machen, aber mir ist das Salz ausgegangen, daher wollte ich Sie nach ein wenig fragen“, entgegnete der Dunkelhaarige. „Um diese Uhrzeit?“, Sakura hob eine Augenbraue und stellte sich schützend vor Konan.

Mit festem Blick sah die Rosahaarige ihrem Nachbarn in die Augen.

„Ich war bis gerade noch arbeiten, deshalb komme ich erst jetzt dazu mir Abendessen zu machen“, langsam nickte Sakura.

Sie wusste nicht, was sie von diesem Mann halten sollte.

„Konan, du kannst nach Hause gehen, ich kümmere mich um Mr. Takahashi“, die Angesprochene bekam ihr Geld und verschwand, „Warten Sie hier bitte.“

 

Sakura betrat ihre Wohnung und ging ins Schlafzimmer, wo sie nach Akito sah.

Der Kleine schlief tief und fest.

Die Neunzehnjährige strich durch sein braunes, weiches Haar, ehe sie sich in die Küche begab. Sie holte aus einem der Schränke Salz und ging schließlich wieder zu ihrem Nachbarn.

 

„Hier, bitte“, sie reichte dem Dunkelhaarigen die Packung Salz. „Danke, ich bringe es Ihnen gleich wieder zurück“, mit diesen Worten verschwand Mr. Takahashi und Sakura schloss die Tür.

 

Nachdem Sakura sich umgezogen und ihre Zähne geputzt hatte, klopfte es auch schon wieder an ihrer Wohnungstür.

Wieder kontrollierte sie durch den Türspalt, ob es sich auch um die erwartete Person handelte, die sie erwartete, bevor sie die Tür öffnete. Sie nahm das Salz an sich und verriegelte wieder alles.

Ein kalter Schauer lief der Haruno über den Rücken.

Dieser Mann löste etwas in ihr aus, das sie nicht beschreiben konnte. Sobald er vor ihr stand, war sie wie ausgewechselt und völlig angespannt.

 

War es mehr als nur Misstrauen?

 

Es fühlte sich so an, als ob sie auch Angst vor ihm hatte.

Aber sie konnte nicht verstehen wie es zu diesem Gefühl kam. Sie mochte die Präsenz, welcher der Schwarzhaarige ausstrahlte einfach nicht.

Hoffentlich verschwand der Mann so schnell wie nur möglich wieder und lief ihr nicht allzu oft über den Weg.

 

Sakura fuhr sich durch ihr langes Haar und seufzte leise. Sie ging ins Schlafzimmer und legte sich auf die Matratze, welche dort lag.

Sie deckte sich mit der dünnen Fleecedecke zu und bettete ihren Kopf auf das kleine Kissen, welches sich normalerweise zur Deko auf einer Couch befinden sollte.

Hoffentlich würde ihr neuer Nachbar nicht für zu viel Chaos in diesem Haus sorgen.

Sakura konnte an nichts anderes, als an diesen Mann denken. Sie konnte seine kalten schwarzen Augen nicht vergessen, welche ihr einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagten.

 

Was Takahashi wohl für ein Mann war?

Ein Dealer?

Ein Mörder?

Oder etwas viel Schlimmeres vielleicht?

Aber was konnte schlimmer als ein Mörder sein?

 

Bis Sakura eingeschlafen war, konnte sie an nichts anderes, als an diesen Mann denken.

Er ging ihr einfach nicht aus dem Kopf und plagte sie eine gefühlte Ewigkeit, warum auch immer.

 

Zwei Wochen waren vergangen und Sakura war Takahashi nur ein paar Mal im Hausflur über den Weg gelaufen, wofür sie sehr dankbar war.

Jedes Mal, wenn die Rosahaarige ihrem neuen Nachbarn begegnete, lief es ihr eiskalt den Rücken runter. Sie mochte seine Anwesenheit in diesem Haus nicht und obwohl sie nicht viel mit ihm gesprochen hatte, war er ihr gänzlich unsympathisch.

So etwas hatte Sakura noch nie erlebt. Sie war noch nie jemandem begegnet, der in ihr eine solche Abneigung auslöste, ohne dass sie ihn richtig kannte.

Und dennoch konnte sie nicht anders, als über diesen mysteriösen Mann nachzudenken, was ein Widersprich in sich selbst war.

 

Warum war das nur so?

 

Bevor Sakura auch nur weiter darüber nachdenken konnte, riss Akitos Weinen sie schließlich aus ihren Gedanken.

Zügig schritt die Rosahaarige an das Bett ihres Sohns. Sie hob den Kleinen auf ihren Arm und schaukelte ihn sanft,

 

„Ist ja gut mein Kleiner“, sie legte ihre Hand auf seinen kleinen Kopf, „Ich bin ja da.“

Sakura hauchte Akito einen Kuss auf die Wange und lauschte seinem leisen Weinen, welches langsam verebbte.

„Wo bleibt Konan nur?“, die Haruno warf einen Blick auf die Uhr.

Konan war bereits fünfzehn Minuten zu spät.

Plötzlich klingelte das Telefon und Sakura hob mit Akito im Arm ab: „Haruno.“ „Hallo, Sakura“, ertönte die heisere Stimme Konans.

Die Angesprochene konnte sich ein Seufzen nicht verkneifen.

„Erhol dich gut Konan und werde schnell wieder gesund“, sagte sie, bevor die Blauhaarige auch nur zu einem Satz ansetzen konnte. „Es tut mir wirklich leid“, Konan hustete heftig. „Das muss es nicht, gute Besserung“, entgegnete die Haruno. „Danke“, Konan legte auf und Sakura tat es ihr gleich.

 

Die Rosahaarige seufzte tief und warf einen Blick auf Akito, welcher grinsend mit ihren Haaren spielte. Sakura lächelte sanft und wählte eine Nummer.

 

„Nara.“

„Guten Abend, Shikaku-San.“

„Oh nein, nicht du auch noch.“

„Es tut mir wirklich leid, Shikaku-San, aber meine Babysitterin fällt aus.“

„Ich verstehe, da kann man wohl nichts machen.“

„Entschuldige.“

„Schon okay, kümmere dich gut um Akito.“

„Mache ich.“

 

Mit diesen Worten legte Sakura auf und stellte das Telefon zurück auf die Station. Wieder sah sie zu ihrem Sohn hinab, welcher sie aus seinen großen, grünen Augen ansah.

Sakura war froh darüber, dass Akito ihre Augen hatte und nicht die von ihm.

 

„So wie es aussieht haben wir zwei heute einen Abend für uns.“

 

Sakura lächelte dem Kleinen zu und als würde er sie verstehen lachte er begeistert. Seine Mutter hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn und setzte sich mit ihm auf die Couch, wo sie mit ihm etwas spielte.

 

Nach gut zwei Stunden klopfte es laut an Sakuras Tür.

Die Rosahaarige erhob sich von der Couch und brachte Akito ins Schlafzimmer. Sie schloss die Tür hinter sich und öffnete ihre Wohnungstür wieder mal einen Spalt.

Sie hatte mit ihrem neuen Nachbarn gerechnet, doch als sie durch den Spalt ihrer Tür blickte, stockte ihr der Atem.

 

„Hallo…Sakura.“

 

Ein unangenehmer Schauer jagte Sakura über den Rücken und in ihrer Magengegend zog sich alles zusammen. Ihr Herz pochte dröhnend gegen ihre Brust und ihre Augen waren weit aufgerissen. Ihr Atem wurde schneller und wie erstarrt betrachtete sie ihr Gegenüber.

 

Wie hatte er sie gefunden?

 

Bevor sie sich darüber Gedanken machen konnte, riss ein klackendes Geräusch sie aus ihren Gedanken.

Erschrocken blickte Sakura in den Lauf einer Waffe. Hastig wich sie einen Schritt zurück und wollte die Tür zuschlagen, doch im nächsten Moment ertönte schon der laute Knall eines Schusses, welcher Sakura kur aufschreien ließ.

Ehe sie auch nur erneut reagieren konnte, hatte er die Tür schon mit zwei weiteren Männern aufgebrochen. Sakura wollte zu ins Schlafzimmer hasten, doch sie wurde an der Schulter gepackt und zu Boden geschmissen.

Ängstlich sah die Neunzehnjährige zu den drei Männern hinauf. Sie zitterte am ganzen Leib und wagte es nicht sich zu begegnen. Sie war wie gelähmt und starrte unentwegt und seine beinahe weißen Augen.

Er hockte sich zu ihr hinunter und legte seine Waffe unter ihr Kinn.

 

„Ich habe dich vermisst, Sakura.“

 

Seine raue, tiefe Stimme ekelte die Angesprochene an. Sie erinnerte sie an damals, als sie ihm das erste Mal begegnet war.

Seine kalten, lüsternen Augen sorgten für ein ekelerregendes Gefühl in ihrer Kehle und sie hatte das Gefühl, dass sie sich gleich übergeben musste.

 

„Ruhig, Süße.“

„Halt still, dann tut es auch nicht so weh.“

„Alles wird gut.“

 

Immer mehr von seinen Sätzen hallten in ihrem Kopf. Sie dröhnten in ihren Ohren und ließen nicht nach. Es wurde immer mehr und Sakuras Kopf füllte sich mit ihnen.

 

„NEIN!“

 

Abrupt stand die Rosahaarige auf und lief ins Wohnzimmer.

Die drei Männer liefen ihr nach und im nächsten Moment hielten seine zwei Begleiter sie fest und er stellte sich vor sie. Lüstern grinste er sie an und strich mit seiner Waffe über ihren Hals.

Sakura kniff die Augen zusammen. Ihre Lippen bebten vor Angst, als die kalte Waffe ihre Haut berührte.

Plötzlich griff er nach ihrem Oberteil und riss es von ihrem Leib, wodurch sie zuckte und kurz aufschrie. Der Braunhaarige grinste und betrachtete das Mädchen vor sich. Grob strich er über ihren Vorbau und wanderte hinunter zum Saum ihrer Hose, welche er ihr als nächstes vom Leib riss.

Sakuras Körper verkrampfte und sie presste ihre Beine aneinander.

 

„Deine Angst…sie…“

 

Plötzlich wurde er von dem Weinen Akitos unterbrochen. Er drehte sich um und Sakuras Augen weiteten sich.

 

„Du! Geh nachsehen.“

 

Einer der Männer verließ das Wohnzimmer und Sakura sah ihm wie erstarrt hinterher.

 

Was sollte sie tun?

 

Er würde Akito finden!

Er würde ihn ihm bringen!

Er würde ihn diesem Neji Hyuga geben!

Das durfte Sakura nicht zulassen!

 

„NEIN!“, Sakura find an sich gegen den Mann hinter ihr zu wehren.

Sie zappelte unaufhörlich hin und her.

„Hey! Halt still, du Miststück!“, knirschte der Mann.

 

Sakura wehrte sich mit all ihrer Kraft. Sie durfte nicht zulassen, dass ihr Sohn in diese Sache mit hineingezogen wurde. Sie musste Akito um jeden Preis beschützen.

Plötzlich ertönte ein Knall aus dem Schlafzimmer und Sakura hielt abrupt inne, jedoch wurde sie im nächsten Moment von dem Mann hinter sich zu Boden geworfen, da dieser nicht mit dieser Reaktion gerechnet hatte. Durch den Schwung stürzte die Rosahaarige schließlich zu Boden und stieß sich den Kopf an der Kante des Wohnzimmertisches.

Die Neunzehnjährige vernahm nur noch den stechenden Schmerz in ihrem Kopf, während ihr Sichtfeld langsam verschwamm, bis es schließlich schwarz wurde und sie ihr Bewusstsein verlor.

Alone

Stechende Schmerzen.

Dunkelheit.

Wärme.

 

Das Pochen in ihrem Kopf hatte Sakura wieder in die Realität zurückgeholt. Sie war wieder bei Bewusstsein, hielt ihre Augen aber geschlossen. Sie wurde von einer angenehmen Wärme eingehüllt, welche sie nicht einordnen konnte.

 

Woher kam diese Wärme?

 

Die Rosahaarige wollte ihre Augen öffnen, doch bevor es dazu kam hielt sie inne. Sie wollte sie nicht öffnen. Nachdem was geschehen war wollte sie sie nie wieder öffnen.

 

Sie wollte wieder bewusstlos sein.

Sie wollte keine Schmerzen mehr fühlen.

Sie wollte diese Wärme nicht spüren.

 

Wie konnte ihr überhaupt warm sein, nachdem was geschehen war?

 

Ihr Sohn war tot!

Er war fort!

Für immer!

 

Sakura würde nie wieder von seinem Weinen in der Nacht geweckt werden. Sie würde nie wieder sein herzliches Lachen hören. Sie würde nie wieder sein strahlendes Lächeln sehen. Sie hatte Akito verloren und mit ihm, das letzte auf dieser Welt, dass ihr geblieben war.

 

Das letzte bisschen Liebe.

Das letzte bisschen Glück.

Das letzte bisschen Wärme.

 

Warum konnte sie nicht auch dort sein, wo er war?

Warum hatte er sie nicht einfach getötet?

Warum konnte all das nicht endlich vorbei sein?

 

In der Brust der Neunzehnjährigen zog sich alles zusammen. Der erstickende Schmerz verursachte ein Beben ihrer Lippen und im nächsten Moment liefen Sakura einzelne Tränen über ihre Wangen. Sie unterdrückte ein Schluchzen und presste ihre Lider feste aufeinander in der Hoffnung, dass sie aufhören würde zu weinen.

Doch es gelang ihr nicht. Stillschweigend nahm sie es hin. Sie nahm es hin, dass sie stumm weinte und der Schmerz in ihrer Brust unerträglich wurde. Er wurde so unerträglich, dass sogar das Atmen eine Qual wurde.

Sakuras Körper spannte sich an. Jedes einzelne Glied schmerzte. Mit all ihrer Kraft biss sie die Zähne zusammen, um nicht schluchzen zu müssen. Sie wollte nicht, dass sie irgendjemand weinen sah, falls überhaupt jemand in der Nähe war.

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit waren Sakura schließlich doch die Tränen ausgegangen. Verkrampft lag sie da.

 

Sie fühlte sich leer.

Sie fühlte sich einsam.

Sie fühlte sich wie ausgehüllt.

 

Als hätte man ihr ihr Herz herausgerissen und zurückgeblieben war nichts als ein schwarzes Loch.

Sakura presste ihre Lippen aufeinander und atmete einmal tief ein, ehe sie schließlich widerwillig ihre Augen öffnete.

Zunächst war alles nur verschwommen, doch letzten Endes wurde ihr Sichtfeld klar und deutlich. Sakura blickte direkt an eine weiße Decke. Eine weiße Decke, welche ihr völlig fremd erschien.

Langsam richtete sich die Neunzehnjährige auf und sah sich um.

Sie befand sich auf einem Bett und war in eine bordeauxrote Decke eingehüllt. Sakura blickte direkt geradeaus, auf eine Wand, welche ein einziges Fenster war. Sie blickte über viele Dächer hinweg in den Himmel, welcher die Farbe eines hellen graus angenommen hatte.

 

Wo war sie?

Etwa bei ihm?

Hatte er sie mitgenommen?

 

Angst machte sich in Sakura breit.

Wenn sie wirklich bei ihm war, musste sie hier weg. Sie würde es nicht eine Sekunde lang mit diesem Verbrecher unter einem Dach aushalten.

Panisch wandte die Haruno ihren Kopf nach rechts und blickte auf einen dunkelbraunen, beinahe schwarzen Nachttisch hinab. Außer einer kleinen Lampe befand sich nichts darauf.

Langsam griff Sakura nach dem Griff der Nachttischschublade und zog diese auf. Als hätte sie es geahnt schimmerte ein reich verziertes, silberfarbenes Messer sie an.

Die scharfe Klinge besaß einen elfenbeinfarbenen Griff, welcher von schwarzen Ornamenten geziert wurde. Im Zentrum der geschwungenen Linien befand sich ein kleiner rotweißer Fächer, welcher von ihnen verschlungen wurde.

Wie ein Magnet zog das Messer Sakura an. Mit festem Griff umschloss sie die Klinge und holte sie aus der Schublade hervor. Langsam strich sie über das kalte Silber, welches eine Gänsehaut auf ihrer blassen Haut verursachte.

Es war schon lange her gewesen, dass die Neunzehnjährige eine Klinge so angesehen hatte. Entschlossen hob sie ihren Arm vor ihre Brust und musterte ausdruckslos die tiefen Narben darauf. Sakura fackelte nicht lange und legte die Klinge des Messers auf ihren Unterarm.

 

Was hatte sie schon zu verlieren?

 

Nachdem ihr Vater sie verstoßen und ihr Sohn ermordet worden war, gab es nichts mehr, dass sie hier halten könnte. Sie war ganz alleine auf dieser Welt und hatte niemanden mehr.

 

Niemanden, der sie halten würde.

Niemanden, der ihr Wärme schenken würde.

Niemanden, an den sie sich wenden könnte.

 

Noch einmal schloss die Rosahaarige ihre Augen und atmete tief ein, wobei ihre Brust und ihre Lippen bebten. Dann öffnete sie ihre Augen wieder und drückte schließlich mit sanfter Gewalt zu.

Immer wieder strich sie mit dem kühlen Messer über ihren vernarbten Arm. Jedes Mal ein wenig fester.

Die ersten Tropfen Blut quollen aus ihrem Handgelenk hervor und rannen über ihre blasse Haut. Ihre Haut wurde durch die Reibung immer wärmer und glühte bereits. Je tiefer sich das kühle Metall bohrte, desto tauber wurde ihr Arm.

Doch all das war Sakura egal. Dieses Mal würde sie es beenden. Sie hatte nicht länger mehr die Kraft dazu hier zu bleiben.

 

Nicht ohne Akito.

Nicht an diesem Ort.

Nicht bei ihm.

 

Immer mehr Blut perlte über die Haut der Haruno. Ausdruckslos sah Sakura jeder tiefroten Perle hinterher, während sie tiefer und tiefer schnitt. Nicht eine Sekunde lang zögerte sie.

 

Ob sie Akito wohl wiedersehen würde?

Oder erwartete sie nichts als endlose Dunkelheit?

Das Nichts vielleicht?

 

Nicht mehr lange und sie würde es erfahren. Sie war nur noch ein paar Schnitte von der heiß ersehnten Erlösung entfernt.

Ein stumpfes Lächeln zeichnete sich auf Sakuras Lippen. Sie freute sich tatsächlich ein wenig darüber, dass es endlich vorbei sein würde.

Die letzten Monate waren alles andere als leicht gewesen und nun würde sie endlich entspannen können. Sie würde nicht mehr diesen ganzen Schwierigkeiten ausgesetzt sein und konnte nun all das hinter sich lassen.

 

Sie konnte entspannen.

Sie konnte erleichtert sein.

Sie konnte frei sein.

 

Die Bewegungen der Neunzehnjährigen wurden schneller und sie schnitt eifriger in ihre Haut. Die Klinge drang immer weiter in sie ein und Sakura wartete sehnlichst auf den Blackout, welcher sie bald einholen sollte.

 

Sie brannte auf den Verlust ihres Bewusstseins.

Sie brannte auf den Verlust ihres Atems.

Sie brannte auf den Verlust ihres Herzschlags.

 

Ihr Herz pochte wilder gegen ihre Brust vor lauter Aufregung. Die Haruno konnte es kaum noch aushalten.

Das Blut war bereits dabei auf die Bettdecke zu tropfen. Dicke, tiefrote Flüsse hatten sich ihren Weg über den Unterarm der Neunzehnjährigen bis hin zu ihrem Ellenbogen gebahnt. Die hervorstechende Flüssigkeit klebte bereits an ihrer blassen Haut und ließ nicht mehr von ihr ab.

 

Erleichterung.

 

Die Rosahaarige umschloss den Griff des Messers fester, sodass er anfing in ihrer Hand zu beben. Sie wollte endlich zum letzten Schnitt ansetzen und es beenden, doch gerade als sie die Kraft dazu aufbrachte, wurde sie von einem schwachen Ächzen unterbrochen.

 

Dieses Ächzen…

 

Sakuras Augen weiteten sich. Sofort hörte sie auf tiefer in ihre Haut zu schneiden und sah sich hastig um. Ruckartig schwang sie die Decke, welche sie einhüllte zur Seite und stand auf.

Ein leichter Schwindelanfall überkam die Rosahaarige, welcher ihren Kopf schwimmen ließ. Ihr war dieses Gefühl mehr als vertraut und dennoch fühlte es sich jedes Mal aufs Neue auf seine eigene Art und Weise merkwürdig an. Undefinierbar wie sie selber fand.

 

Nur wenige Sekunden vergingen, bis die Haruno sich an dieses unangenehme Gefühl gewöhnt hatte und die ersten paar Schritte wagte. Ihre Beine zitterten und sie hatte das Gefühl jeden Moment wie ein Kartenhaus zusammenzufallen. Anscheinend hatte sie doch schon tiefer geschnitten als gedacht.

Ein Gefühl der Taubheit machte sich in Sakura breit. Ihr Körper fühlte sich schwer wie Blei an und ihre Beine bebten immer mehr.

Dennoch ließ sie nicht einen Moment lang das Messer los, auch wenn sich der Griff ihrer Hand um einiges gelockert hatte. Sie wollte auf Nummer sicher zu gehen. Sie hatte zu viel Angst vor der bitteren Wahrheit und davor, dass sie sich täuschen könnte.

 

Erneut…

Erneut ein kleines Ächzen…

Dieses Mal lauter.

 

Sakura biss sich auf ihre Unterlippe und sog durch ihre Nase einmal tief die Luft ein, ehe sie ein wenig holprig um das Bett herum ging. Hastig wandte sie ihren Kopf umher, wodurch das schwimmende Gefühl ein wenig schlimmer wurde. Die Rosahaarige versuchte es zu ignorieren und erst jetzt fiel ihr die tieferliegende dunkle Trennwand auf, welche von einem reichverzierten Glas darüber verziert wurde. Auf dem Glas befanden sich die gleichen Ornamente wie auf dem Griff des Messers, jedoch war anstatt des kleinen Fächers eine Wolke in dessen Zentrum.

Noch nie hatte Sakura eine solch schöne Arbeit gesehen. Sie war von dieser feinen Arbeit sehr beeindruckt, weshalb sie es einige Sekunden lang betrachtete:

Mit Sicherheit war der Aufwand für dieses Glas ein Vermögen gewesen. Ein Vermögen, welches nur auf ihn schließen konnte; weshalb sie umso schneller von hier verschwinden sollte, egal was es kostete. Selbst wenn es sie ihr Leben kostete, alles war besser als dieser Ort, dessen war sich die Neunzehnjährige sicher.

Wenn das hier tatsächlich sein zu Hause war, dann war es ohne jeden Zweifel ihre persönliche Hölle. Sakura lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter, als sie daran dachte. Sie schüttelte sich und schaffte es so sich endlich aus ihrer Starre zu befreien.

 

Ein tiefes Einatmen.

Ein kleiner Funke Hoffnung.

Ein winziges bisschen Mut.

 

Langsam taumelte die Haruno auf die Trennwand zu und betete, dass sie sich nicht verhört hatte. Mit jedem weiteren Schritt schlug ihr Her schmerzhafter gegen ihre Brust. Die Aufregung in ihr stieg immer mehr an und als sie schließlich direkt zwischen Trennwand und Fenster stand, hatte sie ihren Höhepunkt erreicht.

Langsam machte sie einen weiteren Schritt nach vorne, um schließlich im andren Teil des Raumes zu stehen. Starr blickte die Neunzehnjährige nach vorne und begutachtete einen Kamin vor dem eine kleine schwarze Couch stand.

In dem Kamin brannte ein immer schwächer werdendes Feuer. Es sorgte nur noch für ein schwaches Licht, welches den Raum um einiges bedrohlicher erschienen ließ, als er wohlmöglich war.

Sakura konzentrierte sich auf die kleine Lichtquelle. Sie traute sich nicht nach links zu schauen. Sie hatte solche Angst.

Noch vor wenigen Sekunden hatte sie geglaubt, dass sie all ihren Mut gesammelt hatte, doch nun stand sie hier und war wie gelähmt. Sie wollte sich nicht weiter in diesem Raum umsehen.

 

Aber was, wenn sie ohnmächtig wurde?

Wenn sie diese letzte Chance verpasste?

Wenn sie einen Fehler machte?

 

Mit bebender Brust sog die Rosahaarige erneut die Luft ein, um dann endlich ihren Kopf nach links zu drehen.

Jedoch schaffte sie es immer noch nicht. Sie bewegte sich keinen Millimeter. Stattdessen starrte sie weiterhin vor sich her und ließ zu, dass das Gefühl des Schwindels immer stärker wurde und ihr Sichtfeld ein wenig schummrig wurde.

 

Sie wollte ja…

Sie wollte mutig sein.

Sie wollte sich bewegen.

 

Doch ihr Körper weigerte sich. Etwas in ihr sträubte sich dagegen sich zu bewegen und endlich nachzusehen.

Obwohl sie so sehr wissen wollte von wem dieses Ächzen kam, um endlich Gewissheit zu haben, schaffte sie es nicht. Sie konnte sich einfach nicht überwinden sich weiter in diesem Raum umzusehen.

 

Oder hatte sie es gar nicht gewollt?

Hatte sie vielleicht doch Angst zu sterben?

War es das, was sie in Wahrheit abhielt?

 

Sakura wusste es selber nicht. Sie war so durcheinander und konnte die ganzen Gefühle, welche in ihr tobten nicht einordnen. Sie konnte nicht sagen, was es war, dass sie sich wünschte. Sie wusste nicht, was sie machen sollte.

 

Wollte sie wirklich sterben?

 

Langsam sank der Blick der Haruno zu ihrer rechten Hand. Sie betrachtete erneut die funkelnde Klinge in ihrem Griff.

Sie sah zu ihrem linken Arm, welcher bereits von getrocknetem Blut geschmückt wurde. Über ihre Handfläche selbst lief frisches Blut, welches sich seinen Weg über ihre Finger bahnte, um schließlich zu Boden zu fallen. Auf dem Laminat hatte sich bereits eine tiefrote, kleine Pfütze gebildet.

 

Was war es?

Was wollte sie tatsächlich?

 

Sakuras Gedanken tobten wild in ihrem Kopf umher, doch bevor sie weiter nachdenken konnte, wurde sie von einem kleinen, begeisterten Lachen unterbrochen. Die Augen der Rosahaarigen weiteten sich ein Stück und als hätte dieses ihr nur zu vertraute Lachen sie aus ihrer Starre befreit, wandte sie sich nun endlich nach links.

Tränen sammelten sich in ihren Augen und das Messer in ihrer Hand fiel zu Boden.

 

„Gott!“

 

Sakura konnte sich ein erleichtertes Schluchzen nicht verkneifen. Auf ihren zitternden Lippen bildete sich ein Lächeln. Befreit atmete sie auf, während ihr gleichzeitig ein riesiger Stein vom Herzen fiel. Die Leere in der Neunzehnjährigen war wie weggeblasen und nichts als Freude hatte sich in ihr breitgemacht.

 

Akito.

 

Mit einem breiten Grinsen und strahlenden, grünen Augen saß er vor seiner Mutter in einem kleinen, beinahe schwarzen Gitterbett für Babys. Er blickte ihr direkt in die Augen, so als wäre nie etwas geschehen.

Sakura liefen die Tränen ununterbrochen über die Augen. Langsam ging sie um das Ende des Bettes herum, ohne auch nur eine Sekunde lang ihren Sohn dabei aus den Augen zu lassen.

Akito folgte mit großen Augen den Bewegungen seiner Mutter und im nächsten Moment streckte er seine Arme in die Luft. Erneut wich über seine Lippen ein begeistertes Lachen, welches bei Sakura ein wohliges Gefühl in der Magengegend auslöste.

Warm lächelte die Mutter ihrem Sohn zu und hob ihn mit wackeligen Armen aus dem Bett. Sie hatte zwar kaum noch Kraft, wollte sich aber nicht davon abhalten lassen ihren Sohn zu halten. Die Neunzehnjährigen schmiegte den kleinen, warmen Körpers ihres Kindes an ihren Körper und schmiegte ihre Wange an seinen kleinen Kopf.

 

„Mein kleiner Teufel.“

 

Die Haruno war überglücklich. Sie war so froh darüber, dass ihr Sohn am Leben war, sodass sie ihn am liebsten nie wieder loslassen wollte. Sie selbst konnte nicht fassen, dass sie noch einmal so viel Glück in ihrem Leben erfahren durfte. Niemals hätte sie damit gerechnet, dass Akito und sie doch noch eine Chance haben würden.

 

Aber wie konnte das sein?

Wie konnte sie so viel Glück haben?

Womit hatte sie das verdient?

 

Fragen über Fragen.

Doch Sakura waren all diese Fragen egal. Das einzige, dass für sie in diesem Moment zählte, war ihr kleiner Teufel, der noch lebte. Ihr Sohn, der sie glücklicher als alles andere auf der Welt machte.

Egal was es kostete, die Neunzehnjährige würde diese zweite Chance, die ihr gerade gegeben wurde nutzen. Sie würde nicht hierbleiben. Nicht an diesem Ort bei ihm.

 

Zügig taumelte sie an dem Kinderbett vorbei auf die dunkelbraune Tür an der Wand gegenüber des riesigen Fensters zu. Es fiel Sakura zunehmend schwerer sich auf den Beinen zu halten, doch sie musste hier weg. Sie streckte ihre Hand nach der Türklinke aus und drückte diese schließlich runter, ehe sie die Tür öffnete.

 

„Wie ich sehe bist du endlich wach.“

 

Augenblicklich machte die Angesprochene einen Satz zurück, wofür sie mit einem kleinen Schwindelanfall belohnt wurde. Sie geriet ein wenig aus dem Gleichgewicht, fing sich aber relativ schnell wieder. Die Neunzehnjährige zog ihre Augenbrauen zusammen und musterte misstrauisch ihr Gegenüber, wobei sie ihren Sohn ein wenig mehr an sich drängte.

 

„Sie?“

 

Was war hier los?

Wo war sie hier?

Und was hatte all das zu bedeuten?

 

Sakura verstand diese Situation nicht. Sie war verwirrt, versuchte sich davon aber nichts anmerken zu lassen.

Stattdessen versuchte sie die Starke zu spielen.

 

Wer war er?

Warum war sie hier?

Und warum war sie nicht bei ihm?

 

 Angestrengt dachte sie nach, während der Mann vor ihr sie von oben bis unten begutachtete. Die Rosahaarige empfand dies nicht gerade als angenehm, da sie immer noch in Unterwäsche war.

 

Arbeitete er etwa für diesen Hyuga?

Hatte er ihm gesagt wo sie war?

Hatte Neji sie so gefunden?

 

Angst machte sich in der Neunzehnjährigen breit. Sie musste von hier verschwinden und sich und Akito in Sicherheit bringen. Sie konnte nicht zulassen, dass ihrem Sohn etwas zustieß.

 

Aber wo sollte sie lang?

 

Der Mann vor ihr versperrte den einzigen Fluchtweg und er würde sie unter Garantie nicht einfach so gehen lassen.

Sakura fing an sich auf die Unterlippe zu beißen. Nervös schweifte ihr Blick durch den Raum und dann entdeckte sie sie.

 

Eine weitere Tür.

 

Sofort schritt die Rosahaarige auf die Pforte links von ihr zu und riss sie auf.

Doch hier war nichts als ein luxuriös eingerichtetes Bad. Panisch drehte sie sich um und bemerkte, dass der Fremde nun auch das Zimmer betreten hatte.

Er schloss die Tür hinter sich und trat auf die Neunzehnjährige zu, welche ihn ängstlich musterte. Ausdruckslos begutachtete er sie von oben bis unten. Dem Mann entging nicht das Blut an ihrem Arm, woraufhin er sich in dem Zimmer umsah. Sein Blick blieb an dem zu Boden gefallenen Messer und der kleinen Blutpfütze hängen.

Sakura folgte seinem Blick, woraufhin sie bedrückt zu ihrem Sohn hinabsah. Sie nagte an ihrer Unterlippe, während ihr Sohn sich in ihre Halsbeuge schmiegte.

Plötzlich griff ihr Gegenüber nach ihrem linken Arm und zog ihn zu sich. Er betrachtete die klaffende Wunde am Handgelenk der Neunzehnjährigen.

 

„Finger weg!“

 

Sakura wollte sich aus dem Griff des Mannes befreien, doch er ließ nicht von ihr ab.

Stattdessen fixierte er sie mit seinen tiefschwarzen Augen, in denen nichts als endlose Kälte zu sehen war. Er wollte nach Akito greifen, um ihn seiner Mutter abzunehmen, doch sie wich zurück.

 

„Fassen Sie ihn nicht an!“

 

Einen Moment lag sahen sich die beiden tief in die Augen. Keiner von ihnen schien nachgeben zu wollen, doch dann ließ er ihr Handgelenk los.

 

„Leg ihn ins Bett“, obwohl seine Stimme monoton und ausdruckslos blieb, schwang etwas Befehlshaberisches darin. „Nein!“, entfuhr es der Rosahaarigen.

Sakura wollte sich an dem Mann vorbei drängen, jedoch ergriff er mit sanfter Gewalt ihren Oberarm.

„Lassen Sie mich los!“, fauchte sie ihn ein wenig panisch an. „Leg ihn ins Bett, ich werde mich um deinen Arm kümmern“, es kam Sakura so vor, als würde er sie ignorieren.

 

„Ich kann mich um mich selber kümmern!“

„Leg ihn ins Bett.“

„Lassen Sie uns gehen!“

„Willst du etwa umkippen?“

 

Sakura wollte erneut etwas sagen, doch dann wanderte ihr Blick zu der tiefen Schnittwunde. Sie betrachtete das Blut, welches immer noch ununterbrochen ihren Arm hinunterlief und zu Boden fiel.

 

Was hatte sie nur getan?

Wie konnte sie nur so dumm gewesen sein?

Welche Mutter tat so etwas?

 

Akito hätte seine Mutter verlieren können. Er wäre zum Waise geworden und sie hätte ihn alleine in dieser gottverdammten Welt zurückgelassen.

Tränen benetzten die Augen der Rosahaarige. Sie schluchzte auf und eine Träne nach der anderen kullerte über ihre Wangen. Sie konnte nicht fassen, dass sie wieder so etwas getan hatte. Sie war wieder in alte Muster zurückgefallen.

 

Wie hatte sie das zulassen können?

Warum nur war sie so schwach?

Konnte sie sich denn nicht einmal zusammenreißen?

 

Die Neunzehnjährige betrachtete die großen, grünen Seelenspiegel ihres Kindes, doch lange hielt sie es nicht aus. Enttäuscht von sich selber wich sie dem Blick ihres Sohnes aus und musterte das Kinderbett rechts von sich.

Akito hatte etwas Besseres als das verdient. Er hatte eine bessere Mutter verdient. Er verdiente eine starke Mutter, die sich nicht unterkriegen ließ und nichts unversucht ließ, um ihr und sein Leben schöner zu gestalten.

 

Sie war eine furchtbare Mutter!

 

Der Fremde nahm Akito nun doch an sich. Er legte ihn an seine Brust und ließ zu, dass der kleine mit seinen langen schwarzen Haaren spielte.

Einige Sekunden lang betrachtete der großgewachsene Mann noch die junge Mutter, ehe er das Baby schließlich ins Bett legte.

Akito grinste ihn über beide Ohren an und schenkte ihm ein fröhliches Lachen. Furchtlos strahlte er einfach den Mann an. Es schien, als würde sich der Kleine in seiner Gegenwart wohlfühlen.

 

„Setz dich auf die Couch, ich komme gleich wieder.“

 

Als wäre sie eine willenlose Puppe tat Sakura, was der Dunkelhaarige ihr sagte. Sie stolperte schweren Schrittes auf das Möbelstück zu und ließ sich in dieses sinken. Mit rotunterlaufenen Augen betrachtete sie das beinahe erloschene Feuer. Sie beobachtete wie es um seine letzten Atemzüge kämpfte und wartete darauf, dass es jeden Moment erlosch.

Mit Sicherheit hätte die Rosahaarige das flackernde Licht noch bis zu seinem bitteren Ende beobachtet, wäre ihr der Fremde nicht ins Sichtfeld gelaufen.

Nun war er es, den sie beobachtete. Der Dunkelhaarige griff nach drei neuen Holzscheiten, die sich rechts von dem Kamin befanden und warf diese ins Feuer.

Erst jetzt fiel Sakura auf wie kalt ihr eigentlich war. Sie genoss die Wärme des Feuers, welche sie einhüllte und einen angenehmen Schauer über ihre Haut laufen ließ.

Ihr Gegenüber sah noch einen Augenblick in die Wärmequelle, ehe er sich umdrehte und einen Erste-Hilfe-Kasten auf den Glastisch, welcher zwischen Couch und Kamin stand, stellte. Er öffnete den kleinen, roten Kasten und holte einige Tupfer, Verband und weitere Utensilien daraus und legte sie sorgfältig auf den Tisch. Dann verschwand der Mann wieder und ließ Sakura zurück.

 

Nach wenigen Minuten wurde schließlich das Licht des Zimmers eingeschaltet und der Fremde setzte sich mit einem nassen Lappen in seiner Hand zu Sakura auf die Couch. Wortlos griff der Dunkelhaarige nach dem linken Arm der Haruno und zog ihn zu sich. Vorsichtig strich er mit dem nassen Lappen darüber und wischte das bereits getrocknete Blut weg.

Sakura sagte nicht ein Wort und beobachtete ihr Gegenüber lediglich bei seinem Tun. Sie sah zu wie ihr Arm gesäubert und die Wunde desinfiziert wurde.

 

Warum half er ihr?

 

Er könnte sie einfach verbluten lassen.

Doch stattdessen verarztete er ihre Wunder und machte sich unnötig Arbeit. Dabei müsste sie ihm doch egal sein. Er kannte sie nicht einmal.

Die Neunzehnjährige verstand nicht warum der Fremde seine Zeit mit ihr verschwendete. Sie verstand nicht was das Ganze hier zu bedeuten hatte.

 

Warum war sie hier?

Was hatte er mit all dem zutun?

Wer war er?

 

Immer mehr Fragen stauten sich in ihrem Kopf. Und je mehr Fragen zustande kamen, desto weniger verstand sie.

Diese Situation war so absurd. Als wäre sie aus einem schlechten Krimi entsprungen.

 

„Mr. Takahashi…“, brach Sakura schließlich die aufgekommene Stille, „Wer…“ „Uchiha“, unterbrach der Dunkelhaarige sie. „Wie bitte?“, die Rosahaarige war sichtlich verwirrt. „Mein richtiger Name ist Uchiha“, erklärte er.

Jedoch war Sakura dadurch nur noch verwirrter.

„Wer sind Sie wirklich?“, der Dunkelhaarige würdigte sein Gegenüber nicht eines Blickes. „Das wirst du noch früh genug erfahren“, antwortete er, während er anfing die Wunde der Neunzehnjährigen zuzunähen. „Was soll das bedeuten?“, ein misstrauischer Unterton begleitete ihre Stimme, „Was mache ich hier? Was wollen Sie von mir und meinem Sohn?“ „Alles mit der Zeit“, Sakura zog ihre Augenbrauen zusammen. „Mit der Zeit? Ich habe ein Recht darauf zu erfahren, was Sie von mir wollen! Arbeiten sie etwa für ihn?“, brauste sie auf. „Ich arbeite für niemanden“, der Uchiha griff nach dem Verband auf dem Tisch und wickelte diesen um ihren Arm. „Wenn Sie nicht für ihn arbeiten, was haben Sie dann mit ihm zu tun? Und wo ist er?“, bohrte sie weiter nach. „Du meinst Neji Hyuga“, es war eine Feststellung seinerseits, dennoch nickte Sakura.

Für einen kurzen Augenblick schimmerte ein Hauch von Verachtung in den Augen des Dunkelhaarigen auf.

„Woher kennen Sie ihn?“, hakte die Haruno nach. „Dir ist mit Sicherheit kalt“, der Uchiha stand auf und trat an einen Wandschrank, der sich hinter der Couch im Bereich des Bettes befand.

Er zog einige Klamotten hervor und trat schließlich wieder zu Sakura.

„Sie beantworten meine Fragen nicht“, stellte sie fest. „Zieh dir etwas an“, ein wenig genervt tat die Neunzehnjährige was ihr gesagt wurde.

Bei den Klamotten handelte es sich um einen schwarzen Pullover und eine Jogginghose, die ihr viel zu groß waren.

„Sind das Ihre?“, der Fremde nickte, „Warum tun Sie das?“

 

Statt ihr zu antworten trat der Dunkelhaarige auf das Messer zu, welches immer noch auf dem Boden lag. Langsam hob er es auf und betrachtete die beschmutzte Klinge einen Moment lang. Sachte strich er über die Ornamente, wobei sich etwas in seinem Gesichtsausdruck veränderte.

 

Aber was?

 

Sakura konnte es nicht genau erklären, doch dieser Ausdruck in seinem Gesicht bedrückte sie. Sie musterte den Dunkelhaarigen und versuchte zu sagen, was in ihm vorging, doch sie konnte nicht.

Plötzlich hob er wieder seinen Kopf und fixierte die Haruno mit seinen Onyxen. Beide sahen sich tief in die Augen, doch keiner schien etwas zu sagen.

Sakura wirkte in den Augen des Uchihas wie ein verschrecktes Ree.

 

„Fass das nie wieder an.“

 

Bevor sie auch nur ansatzweise darauf reagieren konnte, war der Dunkelhaarige schon verschwunden, kam kurz darauf aber wieder zurück.

Er hatte das Messer gesäubert und legte es wieder zurück in die Schublade aus der Sakura es zuvor herausgeholt hatte. Er säuberte auch den Boden, bevor er an die Tür trat, welche aus dem Zimmer herausführte.

 

„Komm mit“, er blickte über seine Schulter herüber zu Sakura. „Wohin bringen Sie mich?“, hakte sie nach. „Nirgendwohin“, antwortete er. „Und was haben Sie dann vor?“, die Haruno traute ihm nicht über den Weg. „Ich werde dich hier im Haus ein wenig herumführen“, erklärte er. „Wozu?“, sie verstand immer weniger. „Du wirst für längere Zeit hier bleiben“, ehe Sakura etwas dazu sagen konnte, öffnete der Schwarzhaarige die Tür und verließ den Raum. „Warten Sie!“, ein wenig schneller lief sie aus dem Zimmer, um sich dem Fremden anzuschließen.

Sie liefen durch einen hellerleuchteten Flur mit purpurfarbenem Teppich.

„Was meinen Sie damit?“, bohrte sie weiter nach. „Später“, antwortete er lediglich. „Warum nicht jetzt?“, gekonnt ignorierte der Dunkelhaarige sie und öffnete im nächsten Moment eine Tür.

 

„Das hier ist das Wohnzimmer.“

 

Sakura und der Fremde betraten einen Raum, welcher wie sein Zimmer in dunklen Rot- und Brauntönen gehalten wurde.

Ein großes, schwarzes Sofa mit vier weiteren thronartigen Sesseln und einer kleinen Couch standen hier um einen riesigen Flachbildschirm. Einige Regale mit Büchern und Filmen und ein kleines Sideboard waren an den Wänden verteilt aufgestellt.

 

„Hier halten sich die meisten von uns häufig auf“, brach der Uchiha die aufgekommene Stille. „Uns? Wer lebt hier denn noch?“, fragte Sakura nach. „Dazu kommen wir später“, genervt verschränkte die Neunzehnjährige ihre Arme vor der Brust.

„Itachi-Sama“, ertönte eine Stimme hinter den beiden, woraufhin sie sich umdrehten. „Kisame“, ein Mann mit komplett blau tätowierter Haut und dunkelblau gefärbten Haaren stand vor ihnen.

Sakura erschrak ein wenig und wich einen Schritt zurück.

„Wir haben im Obergeschoss ein Problem mit dem Schloss“, Itachi blickte hinunter zu der Neunzehnjährigen. „Warte hier und fass nichts an“, die beiden Männer verließen den Raum.

 

Sakura wich ein tiefes Seufzen über die Lippen. Sie fuhr sich durch ihr langes Haar und ließ ihren Blick noch einmal durch den Raum schweifen.

 

In was war sie hier nur hineingeraten?

 

Sie war irgendwo in Tokio bei fremden Menschen und hatte keinen blassen Schimmer wer diese Leute waren oder wo sie sich selbst befand. Das einzige, dass sie wusste war, dass sie sie hierbehalten wollten.

 

Aber warum?

War sie eine Gefangene?

Eine Geisel vielleicht?

 

Die Neunzehnjährige bekam es mit der Angst zu tun. Panisch fing sie an auf und ab zu laufen. Nervös spielte sie mit ihren Händen und sah sich in dem gemütlich, aber dunkel eingerichteten Wohnzimmer hin.

 

Sollte sie vielleicht abhauen?

 

Einen Versuch war es immerhin wert.

Sie konnte schließlich nicht hier bei diesen Fremden bleiben, schon gar nicht mit Akito. Sie wusste nicht, was für einer Gefahr sie ihren Sohn aussetzte.

 

Aber waren diese Leute wirklich gefährlich?

 

Immerhin hatte dieser Itachi sie vor Neji anscheinend gerettet.

Aber andererseits zwang er sie hier zu bleiben und sagte nicht, was seine wahren Absichten waren. Und nicht zu vergessen: Er hatte sich als jemand anderes ausgegeben.

 

War das etwa seine Absicht gewesen?

Hatte er es auf sie abgesehen?

Hatte er sie beobachtet?

 

Aufgeregt nagte die Haruno an ihrer Unterlippe. Sie wusste nicht, was sie von all dem halten sollte, geschweige denn, was sie tun sollte. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sie flüchten sollte.

 

Aber was war, wenn sie Akito dadurch in Gefahr brachte?

Wenn sie ihm irgendetwas antun würden?

Oder gar umbringen würden?

 

Nervös schlug das Herz der Neunzehnjährigen gegen ihre Brust. Sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, doch es gelang ihr nicht. Das alles hier war zu viel auf einmal und sie wusste nicht wie sie damit umgehen sollte. Sie wusste nicht, was sie von diesem Itachi Uchiha halten sollte und von dem, was er preisgab.

 

Aber gab er überhaupt etwas preis?

 

Das einzige, was die Neunzehnjährige über diesen Mann wusste, war sein Name und das war es auch schon.

Er hatte nicht eine ihrer Fragen beantwortet und sie bezweifelte stark, dass er das so schnell tun würde. Er ignorierte sie vollständig und erklärte nichts, was nicht gerade vertrauenerweckend auf Sakura wirkte.

Sie hatte ein mulmiges Gefühl bei der Sache und vermutlich wäre es das Beste zu fliehen.

 

Aber wo sollte sie hin?

 

Sie konnte nicht einmal sagen wo sie hier war. Sie wusste auch nicht wo der Ausgang dieses Gebäudes war und wo all die anderen waren von denen Itachi geredet hatte. Sie konnte auch nicht bestimmen wie viele es waren oder ob es nur diesen Uchiha und diesen Kisame war.

 

Sollte sie dieses Risiko wirklich eingehen?

 

Erneut fuhr die Haruno sich durch ihr rosa Haar. Ihre Hand zitterte vor lauter Aufregung. Sie war so durcheinander und war nicht in der Lage all das hier zu verarbeiten. Sie konnte nicht einmal diese Situation hier deuten.

 

War sie in Gefahr oder war sie in Sicherheit?

 

Sakura hatte das Gefühl, dass ihr der Kopf platzte. Sie wusste gar nicht wohin mit ihren ganzen Fragen. Sie brauchte Antworten.

 

Aber wollte sie die wirklich haben?

 

Eigentlich wollte sie viel lieber von hier verschwinden.

Vielleicht sollte sie sich auch darauf konzentrieren und alles andere um sie herum ignorieren.

 

Aber was, wenn sie sie verfolgen würden?

 

Immerhin hatten sie sie schon einmal gefunden und ein zweites Mal würde es ihnen bestimmt auch gelingen. Sie würde vermutlich ein Leben auf der Flucht führen, wenn sie von hier verschwand.

 

Was sollte sie nur tun?

 

Erneut seufzte sie und blieb schließlich stehen. Wieder sah sie sich in dem Wohnzimmer um und dann fiel es ihr auf.

 

Ein Telefon!

 

Ein kleiner Stein fiel der Rosahaarigen vom Herzen. Vorsichtig sah sie sich um und trat an die Tür zum Flur.

Sie sah einmal nach links und einmal nach rechts – niemand war zu sehen. Leise schlich sie zu dem Telefon auf dem Sideboard und griff danach. Hastig zog sie es von der Station und sah sich noch einmal um. Sie war immer noch ungestört.

Hoffentlich kam dieser Itachi nicht so schnell wieder.

Es war nur ein kleiner Anruf, den sie tätigen musste. Ein kurzer Anruf an…

 

…an wen denn Überhaupt?

Wen sollte sie anrufen?

Shikaku?

Shikamaru?

Ino?

Konan?

 

Nachdenklich betrachtete die Haruno das Nummernfeld. Sie musste eine kluge Entscheidung treffen. Sie hatte nur diesen einen Versuch jemanden zu erreichen und um Hilfe zu bitten.

 

Aber konnte sie das wirklich?

Konnte sie wirklich ihre Freunde mit in diese Sache hineinziehen?

Konnte sie sie wirklich in Gefahr bringen?

 

Sakura würde es sich niemals verzeihen, wenn auch nur einem von ihnen etwas zustoßen würde. Sie wäre schuld daran, wenn irgendjemand in diese Situation geriet und verletzt wurde.

 

Sollte sie wirklich die anderen mit hineinziehen?

Oder sollte sie lieber auf eigene Faust kämpfen?

Aber konnte sie das überhaupt?

 

Die Rosahaarige war alles andere als stark und hatte keine Chance alleine. Sie hatte noch nie etwas aus eigener Kraft geschafft.

Es waren immer andere da gewesen, die ihr geholfen hatten. Dank Shikaku hatte sie einen Job und schaffte es ihren Sohn zu ernähren.

Aber jetzt gerade war niemand hier. Sakura war auf sich alleine gestellt. Und wieder war sie auf andere angewiesen, nichts schaffte sie aus eigener Kraft.

 

Sie war allein.

Sie war hilflos.

Sie war schwach.

 

„Wen willst du denn da anrufen, Kleine?“



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Kommentare zu dieser Fanfic (18)
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Von:  XxGirlyxX
2016-12-09T19:38:06+00:00 09.12.2016 20:38
Toll geschrieben, zum Glück kam er ihr zu Hilfe 😱
Wer sie wohl gerade aufgehalten hat? Bin gespannt wie es weiter geht
LG XxGirlyxX
Von:  Sunshinera
2016-10-29T16:21:14+00:00 29.10.2016 18:21
Einfach nur Hammer. Klasse Kapitel. Ich freue mich schon wenn es weiter geht.
L.g Sunshinera
Von:  DarkBloodyKiss
2016-10-20T21:36:43+00:00 20.10.2016 23:36
Hi Nabend ^^
Mega Kappi !!!
Super geschrieben !!!!
Schließe mich solty004 an !!!!
bin gespannt wie es weiter geht !!!!
freue mich aufs nächste Kappi !!!!



gglg & einen ganz ganz tollen Donnerstag Abend DarkBloodyKiss ^^
Von:  solty004
2016-10-20T17:56:53+00:00 20.10.2016 19:56
Hei,
Hammer Kapitel.
Ich kann Sakuras Gefühle genau versteh die Angst um ihr Kind. Würde genau so Händen, was hat man schon zu verlieren wen man das wichtigste in Leben tot ist. Oder es glaubt es sei Tod da möchte man nur noch nach gehen, ohne darüber lange nach zu denken.
Doch wie dann Itachi auf Tauch wirft es so einge Fragen auf. Doch will er sie einfach noch nicht beantwortet warum bloß. Hoffe die Fragen von Sakura
Antwort von:  solty004
20.10.2016 19:57
Und mir Waden bald beantwortet.

Bin schon gespannt wie es weiter geht mit, Neugier halt durch bis zum nächsten Kapitel.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty
Von:  Anitasan
2016-10-20T17:36:36+00:00 20.10.2016 19:36
Wow was für ein Kapitel.
Mal sehen wie es weiter geht.
Schön mal wieder was von dir zu hören.
Wie geht es dir?
Meld dich mal, ich würde mich freuen.
Gruß Anitasan

Von:  solty004
2016-08-10T05:46:57+00:00 10.08.2016 07:46
Hei,
Das war super tolles und auch spannendes Kapitel.
Die arme Sakura wird einfach von dem Menschen der Sie beschützen solle rausgeworfen, so was nennt sich Vater. Der ist nicht mal den dreck unter den Nagel wert.
Dan der komische Nachbar.....
Doch wie sie von ihren größten Albtraum wider gefunden wurde und wie es scheint das selbe zu machen wie einst. Der dan nach dem Baby schauen will zumindest einer seiner Leute sol es machen. Darauf der Schuß, kommt mir der Verdacht auf das ihr Vater damit zu tunen hat. Das er einer seiner Leute beauftragt hat auf sein kleines Mädchen und Enkelkinder auf zu passen.

Bin schon gespannt wie es weiter geht mit, Neugier halt durch bis zum nächsten Kapitel.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty
Von:  DarkBloodyKiss
2016-08-09T22:13:28+00:00 10.08.2016 00:13
Hi Nabend ^^
Sehr tolles Kappi !!!!
Sehr gut geschrieben !!!!
Arme Sakura sie hatte es damals schon nicht wirklich leicht keine Unterstützung aus dem Elternhaus was wirklich sehr Traurig ist !!!!
Hoffentlich wird Sakura und ihrem kleinen geholfen werden !!!!
bin gespannt wie es weiter geht !!!!
freue mich sehr aufs nächste Kappi !!!!


gglg & einen ganz ganz tollen Dienstag Abend DarkBloodyKiss ^^
Von:  jillianZ
2016-08-08T15:34:00+00:00 08.08.2016 17:34
Gott wie spannend ich halts kaum aus. Hoffe es geht bald weiter lg ❤
Von:  Anitasan
2016-08-08T05:07:13+00:00 08.08.2016 07:07
Arme Sakura, Kizashi ist echt ein Rabenvater.
Hoffentlich passiert dem Baby nichts.
Diesem neuen Nachbarn trau ich auch nicht.
Ob sein Name überhaupt echt ist?
Ich weiß auch nicht.
Bin schon gespannt was noch so alles passiert.
Also bis zum nächsten Mal.
Gruss Anitasan
PS: hab gesehen dass du deinen Namen gewechselt hast. Soll ich die ENS an den neuen Namen schicken? Wäre lieb wenn du dich meldest.
Von:  XxGirlyxX
2016-06-25T21:41:39+00:00 25.06.2016 23:41
Klingt nach einem sehr interessanten Anfang
Dein schreibstil gefällt mir auch echt gut, bin schon gespannt, wie es weiter geht. ob Akito, Itachis und sakura Sohn ist? Aber er hat braune Haare? Hoffe sakura überlebt die ganze Sache 😱
Ich lass mich überraschen 😁



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