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Written in the Scars (of Our Hearts)

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo!

Ich hoffe, ihr freut euch alle schon auf ein bisschen Tantchen-Aktion ;)

Vielen Dank und Linaa93 und Luzie_ für die Kommis!

Beachtet auch die Bonusfrage am Ende des Kapitels! Wenn diese bis Dienstagabend 20:00 Uhr nicht korrekt beantwortet wurde (Ich nehme Lösungen per Facebook, PN und Kommi an), wird es am Mittwoch kein Kapitel geben. Also gebt Gas! :3

LG und viel Spaß beim Lesen!
yezz Komplett anzeigen

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Hang on Loosely (But Don't Let Go)

Zurück am Anwesen verabschiedeten sich Renji und Byakuya. Sie beide stimmten zu, dass sie furchtbar darin waren, also gaben sie sich nicht viel mehr als einen kurzen Kuss. Byakuya wusste es besser, als Renji versprechen zu lassen, heil zurückzukommen. Entweder hatte er die Stärke oder nicht. Es war nun in der Hand des Schicksals.
 

Renji schaffte es auch, ihn mit einem Lächeln zu verlassen. Er hatte sich zu Byakuyas Ohr vorgebeugt und gesagt: „Ich werde davon träumen, wie du es mir an dieser Wand gemacht hast. Wenn du mich jemals noch einmal so dominieren möchtest, bin ich dabei. Vollkommen dabei. Das war verdammt heiß. Und ich werde nie wieder in der Lage zu sein, Sahne zu essen, ohne dabei an den Geschmack von dir zu denken“, fügte Renji mit einem verruchten Grinsen und einem weiteren kurzen Kuss auf Byakuyas Mund zu.
 

Daher hatte Byakuya ein geheimes, liebevolles Lächeln auf seinen Lippen, als sie sich voneinander abwandten.
 

Welches sofort verschwand, als er sah, dass Tante Masama am Eingang auf ihn wartete. „Du hast auf mich gewartet“, bemerkte Byakuya trocken. „Wie… rücksichtsvoll.“
 

„Denke nicht, dass ich deinen Ton nicht lesen kann, junger Mann“, schnaubte sie. „Wo warst du?“
 

Byakuya konnte nicht widerstehen, die Augen zu rollen und sagte mürrisch und einfach: „Aus.“
 

Masama saß auf einer niedrigen Bank, die normalerweise dafür reserviert war, gepanzertes Schuhwerk abzulegen. Sie stellte den Tee auf die Seite, an dem sie genippt hatte und stand auf. Ihre langen, weißen Haare waren zu einem einzigen, langen Zopf geflochten, der ihr über eine Schulter hing und sie trug einen Yukata mit sich wiederholendem Muster von dunklen Nachtfalkenumrisse, der sich über die Arme und dem Rücken des mitternachtsblauen Stoff erstreckte. Sie sah missbilligend zu Byakuya hinüber. „Mit diesem Jungen.“
 

„Renji ist ein erwachsener Mann“, sagte Byakuya mit einem Seufzen. „Genauso, meine liebe Tante, wie ich auch.“
 

Er drehte sich um, bereit ihr eine gute Nacht zu wünschen, als sie sagte: „Dein Kimono ist unordentlich und du hast Efeu in deinen Haaren. Bitte sag mir, dass dein Benehmen dem eines Noblen deinem Status entsprechend war.“
 

Es war schwer, nicht nach oben zu greifen, schuldbewusst den betrügerischen Ast zu finden und zu entfernen, doch Byakuya unterdrückte den Impuls. „Auch wenn ich kein Bedarf darin sehe, mein Benehmen dir gegenüber zu erklären, kann ich dir mit äußerster Ehrlichkeit mitteilen, dass ich ein perfekter Gentleman war, während wir im Auge der Öffentlichkeit standen.“ Dann entschied er, dass sie beste Strategie ein aggressiver Konter war und bot seiner Tante seinen Arm an, um sie die Treppen hinaufzubegleiten. „Wir hatten Abendessen in dem Rykoan, das du empfohlen hast. Du wirst vielleicht erfreut sein, zu wissen, dass ich vorhabe, das Siegel zu verleihen. Der Koch hat ein ganz schönes Spektakel heute Abend abgeliefert. Er hat einen überraschenden Sinn für Humor demonstriert.“
 

Überrascht von Byakuyas sozialer Höflichkeit, nahm Masama seinen Arm an. „Oh, tatsächlich?“
 

„Ja“, nickte Byakuya, führte sie beide die Treppenstufen hinauf, die zu den Gästequartieren führten. „Selbst Renji war entzückt.“
 

„Du hast deinen… Mann zu solch einer feinen Einrichtung mitgenommen? Passt so jemand nicht besser in eine efeubedeckte Hinterhofgasse?“
 

„Ich darf wohl behaupten, dass Renji in beidem prächtige Leistungen vollbringt.“
 

Ihre Lippen drückten sich zu einer dünnen Linie zusammen, sie hatte ganz klar seine Doppeldeutigkeit verstanden. „Du beschmutzt dich selbst mit diesen Einen.“
 

„Ich widerspreche“, sagte Byakuya in einem ruhigen Ton, als sie das Ende der Treppe erreicht hatten. „Er macht mich glücklich.“
 

„Unser teurer Miisho sagte mir, da gibt es einen Bruder im Gefängnis? Eine Art gewalttätige Handlung, rücksichtslos die Patrouille unserer Division attackiert“, sie schüttelte ihren Kopf, als könnte sie sich so etwas fürchterliches nicht vorstellen.
 

Byakuya mochte ihre Besitzgier gegenüber der Sechsten nicht, doch er wollte diesen einen Kampf nicht starten. Die erbliche Annahme, dass die 6. Division zur Familie der Kuchiki gehörte, erinnerte ihn daran, dass er Vorkehrungen treffen musste, um sicherzugehen, dass wer auch immer zum Erben ernannt wurde, nicht automatisch den Rang des Kommandanten erhalten würde. Der nächste Kommandant der 6. Division würde Renji oder Rukia werden oder niemand.
 

Sollte es irgendwie anders laufen, würde Byakuya sich einfach weigern, zu sterben.
 

„Miisho sagte mir, dein Mann habe ähnliche Neigungen“, fuhr Masama scharf fort. „Er hat dich betrogen und attackiert, Byakuya-chan. Wie kannst du es aushalten, einen Verräter zu unterhalten?“
 

Sie kamen zu der Tür des Quartiers, dass für Familienmitglieder reserviert war. Byakuya hielt am Eingang inne und ließ ihren Arm fallen. „Dein ‚teurer Miisho‘ macht ganz schön viele unpassende Bemerkungen.“
 

„Doch es ist wahr, oder nicht? Dieser schmutzige Köter hat nicht nur die Dreistigkeit, dich zu berühren, sondern er wagt es auch, sein Schwert gegen seinen eigenen Kommandanten zu erheben.“ Sie begann, zu zischen, so erschrocken war sie. „Sag mir die Wahrheit, Byakuya.“
 

Was könnte er zu Renjis Verteidigung sagen? Die Umstände waren kompliziert, doch mit Sicherheit würde kein Kuchiki das jemals verstehen. Also straffte er die Schultern und fing Masamas Blick ein. In seiner eisigsten Stimme sagte er: „Du lässt es klingen, als könnte Renji nur bellen und an meinen Waden knabbern. Es ist die Natur von Hunden, zu knurren und an ihrer Leine zu ziehen.“
 

Sie nickte, als würde sie es verstehen. Byakuya wusste, dass sie diese Art von Sprache schätzte, selbst wenn es ihn selbst beschämte. Er hoffte, dass sie so nun endlich ‚Gute Nacht‘ sagen konnten und ihre Diskussion am Morgen wieder aufnehmen würden. Doch Masamas Augen glitten auf den Boden vor plötzlicher Schamesröte und sie fragte leise: „Und du bist der Meister, du hälst die Leine?“
 

Byakuya ließ ein dunkles, schnaubendes Lachen heraus. Darauf kam es an? Wer oben war?
 

Natürlich war das eine Angelegenheit. Byakuya konnte kaum so tun, als wäre es das nicht. Das Familienoberhaupt der adligen Kuchiki-Familie durfte sich nicht für irgendeinen Rukongai-Abschaum bücken. Das war einfach nicht möglich. Die kleine Anweisung, die er in dieser Angelegenheit bekommen hatte, konnte man einfach zusammenfassen: Bleib in Kontrolle, sei der Tachi, nie der Ukemi. Denn was würden sie denken, wenn sie dich, einen Adligen, in dieser Weise haben könnten? Wie können wir Unterschiede erwarten, wenn wir uns von Niederen unsere Würde nehmen lassen? Wie wollen sie vor uns niederknien, wenn sie uns einmal auf unseren Knien gesehen haben?
 

Aber nichts davon setzte Liebe voraus.
 

Es war Sex, und nur Sex. Niemand hat einen Rat angeboten, wie man einen Mann liebte, wie man Zuneigung zeigte und annahm, wie man Respekt innerhalb und außerhalb des Schlafzimmers zeigte. Vielleicht, wenn es jemand getan hätte, würde Renji jetzt nicht gehen mit so vielen ungelösten Dingen zwischen ihnen.
 

Tante Masama schaute Byakuya immer noch erwartungsvoll an, wartete auf eine Antwort auf ihre allesentscheidende Frage. „Ja“, sagte er reumütig. „Ja, ich halte die Leine.“
 

„Gott sei Dank“, wisperte sie erleichtert.
 

Er hatte sich von ihr abgewandt, doch hielt inne, um über die Schulter zu schauen. „Nein, es war ein Fehler. Ich habe die Leine so fest gegriffen, dass ich mir meine eigenen Hände gebrochen hätte, um die Kontrolle zu erhalten.“
 

Damit ging er weg, ließ Masama mit offenem Mund ihm hinterherstarren.
 


 

Renji konnte es nicht glauben. Jemand hatte sein Quartier sauber gemacht. Nein, es war mehr als ‚sauber‘. Der ganze Raum war poliert, geschrubbt und aufgeräumt. Irgendwie roch es… gut, wie Byakuyas Haare. Himmel, hatte das Kuchiki-Personal einen Zerstäuber, der mit ‚Byakuya-Duft‘ beschriftet war? Und wenn ja, wie zum Teufel könnte Renji da dran kommen?
 

Auf dem frisch gemachten Feldbett lagen 2 Paar Hakama, ordentlich gefaltet. Einer davon mit einem offensichtlich äußerst akribisch neu genähten Saum. Eine Notiz lag auf dem Stapel. Renji nahm sie auf, obwohl es kein Geheimnis war, wer all das arrangiert hatte. In Byakuyas sorgsamer Handschrift stand dort: „Bitte akzeptiere dieses kleine Geschenk. Ich möchte die Dinge zwischen uns nicht schlimmer machen, nur die Reparatur in der einzigen Weise anbieten, die ich kenne.“
 

Indem er seine Diener schickt? Dennoch war es rücksichtsvoll. Renji schätze den Sinn dahinter und die Mühe, besonders da ein klarer Vorteil darin bestand, in einen Raum zu schlafen, der nach Byakuya roch.
 

Und es tat nicht weh, saubere Hosen zu haben.
 

Tatsächlich könnte er auch einen Wechsel brauchen. Er zog vorsichtig den orangenen Origami-Zabimaru aus seiner Hose und setzte es auf seine Truhe. Es war ein bisschen gedrückt worden, doch Renji traute sich nicht, es selbst zu reparieren. Der kleine Papier-Zabimaru musste dann erst einmal damit leben, ein wenig Schlagseite zu haben. Renji musste bei dem Gedanken lächeln, wie Byakuya mit Kater versucht hatte, es anzufertigen. Das muss ein ziemlicher Anblick gewesen sein.
 

„Schau“, sagte er zu Zabimaru, als er die echte Version zu der aus Papier stellte und anfing, sich auszuziehen. „Er mag dich.“
 

Wir sind uns einig geworden, grummelte Zabimaru tief.
 

„Nah, es ist mehr als das“, sagte Renji und zog die Oberteile über den Kopf. „Er hat sich wirklich Mühe damit gegeben. Du hast gehört, was er gesagt hat. Er hat es selbst gemacht. In seinem Zustand hat es ihn womöglich Stunden gekostet. Wenn er nur hätte nett sein wollen, hätte er einen einfachen Schwan oder so gemacht. Er hat aber ein Abbild von dir geschaffen.“
 

Renji warf die dreckigen Klamotten in eine Ecke, die er normalerweise für Wäsche reserviert hatte. Nachdem er in eine frisch gewaschene Shitage und Kosode schlüpfte, probierte er den brandneuen Hakama an. Er passte perfekt. Heh. Jemand kannte seine Größe. Das schien nach einem weiteren großen Meilenstein in ihrer Beziehung.
 

Es sei denn natürlich, es war Eishirō. Dann war es einfach nur unangenehm.
 

Renji steckte die Kenseikan-Halskette in die Lagen seiner Oberteile. Das kühle, glatte, steinartige Ding ruhte gegen sein Brustbein. Zwischen dem und dem Origami fühlte sich Renji, als würde er eine ziemliche Ansammlung an Geschenken bekommen. Was zum Teufel sollte er überhaupt mit dieser Halskette anfangen? Er hatte niemals etwas besessen, das so unglaublich wertvoll war. Selbst die Kette sah aus, als wäre sie aus Silber gefertigt… doch tatsächlich hatte Renji keine Ahnung. Doch so viel weiße Jade, besonders wenn es auf magische Art mit Hollowfragmenten kombiniert war, musste es zumindest ein wenig Glück bedeuten.
 

Er warf sich für einen Moment auf sein Feldbett, lag flach auf dem Rücken und starrte zur Decke. Gerade als er überlegte, ob er aufstehen sollte und etwas mit seinen Haaren machen sollte oder versuchten sollte, ins Badehaus zu schleichen, hörte er feste Schritte auf der Veranda draußen, die auf ihn zukamen. Er war, mit Zabimaru in der Hand, an der Tür, als ein atemloser Rikichi seine Hand zum Klopfen hob. „Kommen sie schnell“, keuchte er. „Die 11. Division ist am Tor.“
 

Es stellte sich heraus, dass es nur Ikkaku und Yumichika mit einem kleinen Haufen ihrer Anhänger waren. „Oi!“, rief Ikkaku, als Renjis Gesicht über dem Tor erschien. „Beweg deinen Arsch hier runter, Abarai! Bring Kuchiki mit. Wir machen noch ein letztes Mal einen drauf!“
 

Kuchiki?
 

„Du möchtest, dass ich…“, Renji unterbrach sich noch rechtzeitig. Richtig. Natürlich, keine Chance, dass Ikkaku Byakuya meinte. Renji schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu verbannen, dass Byakuya mit diesen beiden ausgehen würde. „Oh, richtig, Rukia. Nein, Mann, tut mir leid. Ich gehe nirgendwo in die Nähe von dem Tantchen, wenn ich nicht muss.“
 

Ikkaku kratze seinen kahlen Kopf. „Tantchen? Hast du gerade ‚Tantchen‘ gesagt? Redest du von irgendeiner alten Frau?“
 

„Nah, ich rede vom Dämonen direkt aus der Hölle.“ Die Wachen unter Renji lachten leise bei der Beschreibung von Lady Kuchiki. Neben ihm zischte Rikichi schockiert, doch dann kicherte er in seinen Ärmel hinein.
 

„Ah, du feige Sau!“, Ikkaku legte Hōzukimaru über eine Schulter. „Sollte dieser Kuchiki-Pimpf nicht deine beste Freundin sein? Du sagst mir, dass du für sie gegen Aizen und die halbe Soul Society gekämpft hast, aber nicht gegen irgendeine alte Frau?“
 

Renji blickte in Richtung des Anwesens. Von seinem Aussichtspunkt aus auf Brüstung über dem Tor konnte er das schräge Dach des Hauptteils vom Anwesen sehen. Mit dem Mondlicht, das gelegentlich hinter den Wolken verschwand, sah es bedrohlich, fast schon wie ein Spukschloss aus. Dennoch konnte er immer noch den Hintereingang benutzen und Eishirō darum bitten, sie zu holen. „Ja, in Ordnung. Wo treffen wir uns, ihr Störenfriede?“
 

„Das Akachōchin am westlichen Tor, direkt auf der anderen Seite von der Mauer, im ersten Distrikt… uh, wie heißt das noch mal, Yumichika?“
 

„Die Kneipe, die uns noch kein Hausverbot erteilt hat“, kam es von Yumichika.
 

„Ja, genau die! Ich liebe diesen Ort!“, sagte Ikkaku glücklich. „Triff uns dort. Wenn wir dich nicht in einer halben Stunde sehen, werben wir Kenpachi an und stürmen das Anwesen.“
 

„Himmel… Scheiße, macht das ja nicht! Wir werden da sein!“, beharrte Renji drängend. Er war sich ziemlich sicher, dass er die Kneipe kannte, von denen sie sprachen und falls nicht, wäre es einfach die, mit der lautesten Party.
 

Als sie endlich gingen, wandte sich Rikichi an Renji und fragte: „Sie würden nicht wirklich das Anwesen überfallen, oder?“
 

„Verarschst du mich? Natürlich würden sie! Kenpachi wäre Feuer und Flamme. Er würde es nur tun, um den Kommandanten zu ärgern und ihn zu einem Kampf zu provozieren. Scheiße, ich sollte mich besser beeilen. Rukia könnte bereits fertig fürs Bett sein.“
 

Renji drehte sich um, wollte gerade in den Shunpō Richtung Anwesen übergehen, als Rikichi seinen Ärmel berührte. „Wir werden… ähm, wir werden sie vermissen, Vizekommandant. Sie wissen schon, wenn sie in der Welt der Lebenden sind. Kommen sie heil wieder, ja?“
 

Aw. Renji warf einen Arm um Rikichis Schulter und drückte ihn fest. „Weißt du, ich habs nie gesagt, aber du warst eine riesige Hilfe mit der Sache wegen Rukia. Danke.“
 

Im flackernden Licht der Fackeln, die am Tor hingen, konnte Renji sehen, wie Rikichi knallrot wurde. „Das war keine große Sache“, dabei trat er fast vor Schüchternheit mit seinem Zeh gegen die Wand. „Ich wollte nur, dass sie ihr Ding durchziehen. Sie wissen schon: Kämpfen.“
 

Er wandte sich um und winkte zum Abschied. „Das kann ich mit Sicherheit versprechen. Ich werde kämpfen. Ich werde wie der Teufel kämpfen."
 


 

Eishirō war überrascht, einen dümmlich grinsenden Vizekommandant Abarai an der Küchentür vorzufinden. Er hatte einen Arm an den Türrahmen gelehnt und der Ärmel glitt ein wenig hinunter, sodass er einige Tattoos zeigte. Außerdem schien der Vizekommandant vor Kurzem erst einen Schlag auf die Nase bekommen zu haben. Eishirō versuchte sich nicht vorzustellen, welche Art von rauen Spielereien mit einem zerschrammten Gesicht und Dreck hinter seinen Ohren und in seinen Haaren endete. Da war auch heute Abend Efeu in den Haaren des Herrn gewesen, als ihm Eishirō gedient hatte. Lieber Himmel, hatten sich die beiden gemeinsam im Schlamm gewälzt? Es war unmöglich für Eishirō, sich Byakuya-sama dabei vorzustellen, wie er etwas so Derbes tat... doch Eishirō Hirn wandte und drehte sich dabei, es zu versuchen.
 

„Ähm, tut mir leid, dich zu belästigen“, sagte Renji, missinterpretierte Eishirō eulengleiches Starren. "Aber Rukia übernachtet hier, oder? Ich und ein paar der Jungs wollen sie in die Stadt ausführen, du weißt schon, zu unserer letzten Nacht."
 

"Ich werde natürlich fragen, doch Lady Rukia wird vielleicht ein wenig verärgert über dich sein, Vizekommandant", sagte Eishirō und führte Renji ins Innere. "Du und der Herr haben sie zurückgelassen, sodass sie alleine mit Lady Masama zu Abend essen musste."
 

"Heilige Scheiße, ich habe noch nicht einmal daran gedacht", sagte Renji und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Herd, wärmte sich an den Kohlen des Kochfeuers. "Ich schulde ihr jetzt sicher ein paar Bier, eh?"
 

"Durchaus", stimmte Eishirō zu. Von den Berichten des Teejungen her, waren die Dinge sehr unangenehm gewesen. Es half nicht, dass die junge Dame, die als Byakuya-samas neuste Heiratskandidatin galt, mit ihrem Gefolge, dass ihre Mutter und Tante beinhaltete, angekommen war. Lady Rukia war überwältigt worden vom weiblichen Geschnatter über Hochzeitsvorbereitungen, von denen sie wusste, dass ihr herrschaftlicher Bruder nicht im Geringsten interessiert war.
 

Eishirō hätte sie gerne selbst bedient, wenn auch nur für die Gerüchte, doch er war damit beschäftigt gewesen, alle Vorbereitungen für das ungewöhnlich volle Haus zu treffen. Der ganze Abend wurde noch viel komplizierter durch den hartnäckigen 3. Offizier geworden, der sich über ein Leck in der Decke und einen entschiedenen Mangel an männlicher Gesellschaft beschwerte... Zumindest hatte es sich dahingehend gelohnt, dass er alles darüber gehört hatte, was Ōta-san darüber zu sagen hatte, dass der Herr zum Abendessen mit seinem Vizekommandanten ausgegangen war. Eishirō hatte das Gefühl, einen Schritt näher daran gemacht zu haben, die Natur dieses rätselhaften 'Beweises' zu verstehen, der angeblich gegen Vizekommandant Abarai gesammelt wurde.
 

Eishirō drehte sich um, damit er Lady Rukia holen konnte, doch hielt inne, als Renji sich räusperte.
 

„Ähm, hey, danke für die neue Hose und das Aufräumen meines Quartiers. Ich weiß nicht, wie deine Leute das gemacht haben, aber es hat endlich aufgehört, nach verdorbener Milch zu stinken.“
 

„Betriebsgeheimnis“, antwortete Eishirō mit einem kleinen Lächeln. „Doch das Geschenk kam vom Herrn.“
 

„Ja, aber sein Geschenk war eure Arbeit“, bemerkte Renji. „Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich beides zu schätzen weiß.“
 

Eishirō machte eine leichte, dankbare Verbeugung zur Bestätigung und ging dann in Richtung Lady Rukias Räumlichkeiten. Der Hausverwalter bildete sich darauf etwas ein, immer zu wissen, wo jeder aus dem Haushalt zu einer bestimmten Uhrzeit war, daher war er überrascht, als er die Stimmen von Lady Rukia und Lord Byakuya aus der Bibliothek kommen hörte. Als er näher kam, konnte er Fetzen ihres Gesprächs aufschnappen. Es schien, als würde Lady Rukia den Herrn über ihre Meinung bezüglich der Kandidatin aufklären.
 

„Dumm, dumm, dumm“, sagte sie, als Eishirō sich an die Tür kniete. „Aber wirklich hübsch. Ich meine hinreißend, wie... nun ja, eine Prinzessin.“
 

Byakuya-sama kicherte leise.
 

Eishirō erkannte die Möglichkeit, zu unterbrechen und klopfte daher leise an der Tür. „Bitte vergeben sie mir die Unterbrechung“, sagte er und presste seinen Kopf auf den Boden. „Vizekommandant Abarai ist in der Küche und fragt nach Lady Rukias Gesellschaft für den Abend in der Stadt mit ihm und... 'ein paar der Jungs'.“
 

Eishirō schaute auf und sah, wie zwiegespalten Lady Rukia von der Einladung war. Sie schielte zu ihrem Bruder und schüttelte dann den Kopf. „Sag Renji, dass es mir sehr leid tut, aber ich verbringe den letzten Abend mit Nii-sama.“
 

Eishirō nickte, bereit ihnen ihren gemeinsamen Abend zu lassen, als Byakuya ihn stoppte. „Rukia, du solltest mit deinen Freunden gehen.“
 

„Aber ich werde sie jeden Tag sehen!“, protestierte sie. „Ich kann nicht...“, doch dann flogen ihre Hände zu ihrem Mund und sie schluckte den Rest der Wörter hinunter. Nach einem Räuspern setzte sie wieder an: „Ich meine, ich möchte Zeit mit dir verbringen, bevor ich gehe.“ Dann, als wäre ihr der Gedanke nachträglich gekommen, fügte sie noch hinzu: „Außerdem, trinken mit Ikkaku? Gruselig.“
 

„Soll ich etwas Tee bringen?“, bot Eishirō an, hoffte, dass es die Diskussion beendete.
 

„Wie du wünschst“, sagte Byakuya-sama mit einem Seufzen, doch die Lippen waren zu einem kleinen Lächeln gebogen. „Frag Renji, ob er einen Moment oder zwei erübrigen kann.“
 

„Ja, mein Herr.“
 


 

Renji kratze sich den Nacken und dachte über Eishirōs Einladung nach. „Nun ja, ok. Ich meine, lass uns sie Wahrheit sagen. Ikkaku und diese Jungs sind wahrscheinlich gerade voll dabei. Sie werden also nicht merken, wenn die halbe Stunde sich auf 2 Stunden ausdehnt.“
 

„Eine exzellente Wahl, Vizekommandant“, sagte Eishirō und setzte alles auf ein Teetablett. Renji beobachtete ihn mit einem kleinen Grad an Faszination. Er hatte bisher nur Miki Essen und Getränke für Byakuya vorbereiten sehen.
 

„Miki schläft, vermute ich“, sagte Renji.
 

„Ja, ich habe ihr früher Feierabend gegeben“, sagte Eishirō. „Wir haben viele Gäste und einige davon sind sehr… besonders. Sie wird morgen von früh bis spät beschäftigt sein.“
 

Renji nickte. „Tantchen hat ein großes Gefolge mitgebracht, oder?“
 

„Wie immer“, Eishirō nahm ein wenig Konfekt aus einer Kühlbox und legte sie auf das Tablett. „Und jede der Damen hat eigene Lakaien, Kammerdiener, Mägde und mehr. Die Kandidatin hat selbst auch eine kleine Armee…“
 

„Kandidatin?“, fragte Renji. „Kandidatin für was?“
 

„Oh“, machte Eishirō und nahm geschickt das Tablett auf. Renji folgte ihm aus der Küche hinaus durch die Flure der Dienerschaft. „Ja, ich vermute, du hast es noch nicht gehört. Lady Masama ist überzeugt, dass sie dieses Mal die Überhand hat. Sie hat eine junge Dame mitgebracht, von der sie wünscht, dass Byakuya-sama sie heiratet.“
 

Renji war ein wenig überrascht. Tante Masama muss sich wirklich sicher sein, denn sonst schien es sehr riskant, ein Mädchen den ganzen Weg hierher reisen zu lassen. Es könnte peinlich für sie werden, wenn Byakuya sie von Angesicht zu Angesicht ablehnte. „Es geht um die Beweis-Sache, oder?“
 

„So habe ich es verstanden.“
 

„Irgendein Glück gehabt, herauszufinden, was es ist?“
 

Sie waren in der Nähe des Flurs, der zur Bibliothek führte. Eishirō blieb stehen. „Möglich“, sagte er verschwörerisch. „Dein 3. Offizier ist sehr offen in seiner Meinung. Zuerst war er sehr erzürnt darüber, dass er sich nicht in eine private Einladung zum Abendessen mit dem Herrn tyrannisieren konnte, doch als er herausgefunden hatte, dass ihr beide zusammen ausgegangen seid, sagte er etwas sehr seltsames. Nun ja, erst etwas sehr unhöfliches darüber, wo du und der Herr wohl hin gegangen seid, doch dann behauptete er, je mehr diese Art von Dingen passieren würde, desto eher ‚würde es entdeckt‘ werden.“
 

„Es?“, fragte Renji. „Was zum Teufel ist ‚es‘?“
 

„Ich bin mir nicht genau sicher“, sagte Eishirō und verlagerte das Tablett, sodass er es in einer Hand tragen konnte und blickte nach den Teeblättern in der Kanne. „Aber ich vermute, es bedeutet ‚Beschmutzung‘.“
 

Renji runzelte die Stirn. „Beschmutzung? Du sagst es wie etwas, das ich verstehen sollte. Doch ich weiß nicht, was das soll. Ich meine, ich kenne das Wort, doch was zum Geier hat es mit Sex zu tun?“
 

Eishirō blickte zwischen Renji und dem Tee einen Moment hin und her, ein Rotschimmer kroch seinen Hals hinauf. Dann ging er plötzlich weiter Richtung Bibliothek. „Wir müssen gehen oder der Tee verdirbt“, sagte er. „Frag Lady Rukia in einem privaten Moment danach“, bot er an, bevor Renji irgendetwas sagen konnte. „Sie wird sich sicher an die Reinigung während ihrer Adoptionszeremonie erinnern.“
 

Sie kamen an der Tür zur Bibliothek an und Eishirō kniete sich hin. Renji folgte ihm, kniete sich ebenfalls hin, um flüsternd zu fragen: „Warte, also ist es keine Sex-Sache sondern eine Adligen-Sache?“
 

„Es ist mehr eine Sache, die wir tun müssen, um mit ihnen zu interagieren“, zischte Eishirō.
 

„Ich habe niemals davon gehört. Worüber zur Hölle redest du?“
 

„Bitte, frag Lady Rukia“, sagte Eishirō und beendete alle Fragen von Renjis mit einem lauten Klopfen an der Tür. „Tee und der Vizekommandant“, sagte er nervös.
 

„Scheiße“, sagte Renji mit einem Glucksen, als er aufstand. „Warum liege ich nicht auf den Tablett? Du lässt es klingen, als wäre ich etwas, das serviert wird.“
 

„Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Vizekommandant“, murmelte Eishirō, als Rukia rief: „Hör auf, den Hausverwalter zu schikanieren, Renji!“
 

„Ich necke ihn doch nur“, sagte Renji und schob die Tür auf, auch wenn ihm niemand sagte, dass es in Ordnung sei. „Er weiß das. Er ist ein guter Kerl, nicht wahr Eishirō?“
 

Eishirō blickte Renji genervt an, was Renji nur lauter lachen ließ. Byakuya war aufgestanden, um Platz für Eishirō zu machen, damit er das Tablett in der Nähe des Stapels von Sitzkissen, direkt an der Tür zum Garten, aufstellen konnte. „Ich sehe, du hast dich entschieden, uns Gesellschaft zu leisten, Renji.“
 

„Eh, ich vermute, Ikkaku ist bereits ziemlich besoffen. Er wird nicht bemerken, wenn ich ein wenig später komme, als versprochen“, sagte Renji und kam herein, um den Platz einzunehmen, den Byakuya ihm andeutete. „Doch ich muss dahin, bevor es Nacht wird, sonst wird der Haufen besoffen genug sein, um sich daran zu erinnern, dass sie das Anwesen stürmen wollten.“
 

„Wahrhaftig!“, sagte Byakuya und setzte sich, um ihnen Tee auszuschenken.
 

Rukia schüttelte ihren Kopf. „Deine Freunde, Renji: Furchtbar.“
 

„Hey, sie sind auch deine Freunde“, protestierte Renji, akzeptierte die Schale, die Byakuya ihm anbot. Als sich ihre Finger leicht berührten, blickte er in Byakuyas Augen und wunderte sich über diese ‚Beschmutzungs‘-Sache. Verunreinigte er Byakuya irgendwie mit jeder Berührung? Er zog seine Hand scharf zurück, spürte, wie der Scham sein Gesicht erhitzte.
 

„Renji?“, Byakuya war sichtbar irritiert von Renjis Reaktion. „Ist alles in Ordnung?“
 

Er stellte die Teeschale ab und blickte auf seine Hände, rau und schwielig von über einem halben Jahrhundert Schwerttraining und hartem Leben. Der Gedanke daran, dass etwas an ihnen Byakuya in einer nachweisbaren, wahrnehmbaren Art wortwörtlich befleckte, ließ Renjis Magen umdrehen.
 

All die Jahre hatten die Leute ihn einen dreckigen Hund gerufen… Er hatte immer alle Anschuldigungen zur Seite geschoben, sie als hochnäsiges Verhalten und allgemeinen Schwachsinn abgetan.
 

Doch… was, wenn es wahr war?
 

Er blickte in Byakuyas geweiteten, verwirrten Augen, erinnerte sich daran, wie es am Anfang mit ihnen gewesen war – nein, wie es immer noch war. Wusste es Byakuya? War es der Grund, warum er immer beharrte, die Dinge nach einer gewissen Weise laufen zu lassen, warum er Renji lieber fesselte, als sich von seinen dreckigen Händen berühren zu lassen?
 

Renjis Eingeweide zogen sich zusammen und er bemerkte, dass er aufstand. In die überraschten Gesichter sagte er: „Ähm… weißt du, wenn ich es überdenke, sollte ich besser nicht zu spät sein. Ikkaku könnte durchdrehen und das bedeutet immer Ärger. Danke für die Einladung und alles, aber ich überlasse euch beide eurer…“ Er hätte beinahe ‚Adligkeit‘ gesagt, doch schaffte es, das Wort hinunterzuschlucken, ebenso wie der Kloß, der sich in seinem Hals formte. Er steckte seine Hände in seinen Hakama, damit er sie nicht mehr anblicken musste. „Ja, ich sollte einfach gehen.“
 

„Wenn du sicher bist?“ Byakuya sah… nun ja, wie sein gewöhnlich stoisches Selbst aus, doch Renji entdeckte einen Unterton von Enttäuschung.
 

Renji wollte sagen, dass er bleibt, doch plötzlich konnte er es nicht mehr ertragen. Er fühlte, als würde der Schmutz einfach von seinem Körper ausgehen, wie ein öliger, spiritueller Dampf. „Es ist das Beste“, sagte er, drehte sich dann um und ging.
 

Fest entschlossen, sich mit Rukongai-Kötern wie sich selbst besinnungslos zu saufen, nahm Renji Geschwindigkeit auf. Er musste einfach mit Leuten zusammen sein, die ihn nicht mit diesem Beschmutzungs-Mist runterziehen konnten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Bonuskapitelfrage:
Vielleicht erinnert ihr euch noch an Byakuyas Froschkimono?! Wie viele Frösche konnte man darauf finden?

Vorschau Kapitel 4:
Byakuya vermeidet es, sich von Renji zu verabschieden; Renji wacht mit einem Kater auf und stellt fest, dass er etwas WIRKLICH Dummes getan hat (selbst für ihn)… Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  linaa93
2016-07-05T09:19:50+00:00 05.07.2016 11:19
Huhu :)
Erstmal wieder ein Lob an dich für deine tolle Übersetzungsarbeit :D

Und nun mein Lösungsvorschlag zur Bonuskapitelfrage:
Bayakuya erzählt Renji, dass er 23 Frösch gefunden habe, seine Mutter sagte ihm damals aber es wären 28 Frösche.
Also ist die Antwort das es 28 Frösche auf dem Froschkimono zu finden gibt.


Antwort von:  yezz
06.07.2016 11:35
Huhu!

Vielen Dank :3

Keine weiteren Fragen, euer Ehren xD Das nächste Kapitel kommt im Laufe des Tages.

Liebe Grüße
yezz


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