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Written in the Scars (of Our Hearts)

von

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Not His Greatest Strength

All die Dokumente waren genau dort, wo Byakuya sie vorfinden wollte. Offensichtlich hatte Renji der 4. Offizierin detaillierte Anweisungen hinterlassen. Auch wenn es so schien, während Byakuya die Arbeit durchsah und einige Dinge korrigierte, dass es Zeit benötigte, damit sie all die Komplexitäten der Divisionsgeschäfte auf einer höheren Ebene komplett begriff. Es war schwer, nicht enttäuscht zu sein.
 

Er zog den Pinsel durch einen weiteren einfachen Fehler, den Renji niemals gemacht hätte und musste inne halten und durchatmen. Geduld! Es war der erste Tag dieser Frau und sie hatte niemals erwartet, die Rolle des Adjutanten so schnell zu übernehmen. Sie war nur die Vierte, der Dritte sollte diesen Job machen.
 

Byakuya nahm die Papiere wieder auf, versuchte sich darauf zu fokussieren, was sie gut gemacht hatte.
 

Immerhin war es nicht ihre Schuld gewesen, dass er letzte Nacht furchtbar geschlafen hatte. Selbst in Renjis Yukata eingehüllt, hatte es Byakuya überraschend schwer gefunden, ohne die grunzenden Schnarcher in seinem Ohr und einem heißen, schweren Körper, der das Bett für sich einnahm. Als Byakuya endlich angefangen hatte wegzudösen, hatte sich sein Kopf mit Bildern des Kampfes in Karakura gefüllt und jedem Moment, an dem Renji getroffen oder verletzt worden war.
 

Byakuya glaubte nicht, dass er mehr als ein paar Stunden geschlafen hatte.
 

Aufzugeben und aus dem Bett aufzustehen, hatte nichts verbessert. Tatsächlich hatte der Ausblick alleine zu essen, ihn demoralisiert, sodass Byakuya sogar die Gesellschaft von Tante Masama gesucht hatte. Sie war munter und gesprächig gewesen. Doch bei der albernen Konversation am Ball zu bleiben hatte Byakuya ausgelaugt, erschöpft und genervt.
 

Und er vermisste Renji sogar noch mehr.
 

Es würde eine lange Trennung werden.
 

Da war ein leises Klopfen an der Tür. Byakuya blickte auf und trotz dass er es besser wusste, hoffte er immer noch, dass Renjis großer, hoch gewachsener Körper gegen den Türrahmen lehnte. Stattdessen war da eine doppelte Enttäuschung. Denn wer konnte es anders sein, als Miisho Ōta, der fehlgeleitete 3. Offizier, der an der Tür kniete. Die letzte Person, mit der Byakuya wünschte, zu interagieren.
 

„Einen Moment eurer Zeit, Kommandant?“
 

„Wenn es sein muss“, sagte er, was absolut unhöflich von ihm war, doch was wollte dieser Mann überhaupt? Kam angekrochen in dem Moment, in dem Renji weg war! Das war beschämend. Dennoch vermutete Byakuya, dass er ihm zuhören sollte. Er bedeutete Miisho, dass er eintreten konnteund stand auf, damit er herankommen und den Platz vor seinem Schreibtisch einnehmen konnte. Byakuya versuchte, etwas erfreuter zu klingen, als er fragte: „Was kann ich für dich tun, mein Cousin in spe?“
 

Miisho errötete dabei ein wenig.
 

Byakuya konnte immer noch nicht glauben, dass seine Tante eine solch reizende Cousine an eine Person gebunden hatte, die so geringe Verbindungen und kaum adliges Blut hatte. Alles für einen Spion. Es war eine armselige Abmachung, besonders wenn Masama dachte, Renji für so jemanden einzutauschen.
 

Er ließ Miisho sich setzen, bevor er sich selbst niederließ. „Wirst du meine Grüße an Nene-chan ausrichten, wenn du sie das nächste Mal siehst?“, sagte Byakuya, da er an den Namen von seiner Cousine während dem endlosen Geplapper seine Tante über dem Frühstück erinnert worden war. „Ich glaube nicht, dass ich seit meiner Hochzeit das Vergnügen hatte und sie war damals wirklich nur ein kleines Ding. Ich habe gehört, sie hat sich gut entwickelt?“
 

„Oh, sehr sogar, mein Herr“, sagte Missho, sein Gesicht hatte mittlerweile die Farbe von Roter Bete. „Ich werde ihr eure besten Wünsche übermitteln.“
 

Byakuya fragte sich, ob Miisho es tatsächlich erlaubt wurde, Nene zu sehen, von den Bildern einmal abgesehen. Zweifelsohne beharrt Masama auf die formalen Wandschirme bei der Brautwerbung. Vermutlich hatte das arme Pärchen auch Begleitpersonen bei jedem Treffen. All die Verschleierung und Zeremonie war dazu bestimmt, die beiden Versprochenen nervöser und aufgeregter zu machen, doch für Byakuya hatte es in keiner Weise funktioniert. Tatsächlich war es so sogar viel einfacher gewesen, dass Herz einer ‚Versprochenen‘ zu brechen, die er nur als eine distanzierte, scheue und gut bewachte Stimme kannte.
 

Die Stille streckte sich zwischen ihnen, während Byakuya darauf wartete, dass Miisho seine Courage für das sammelte, für was auch immer er gekommen war.
 

Schlussendlich räusperte sich der 3. Offizier und sagte: „Vizekommandant Abarai ist auf Mission.“
 

Das schien ziemlich offensichtlich. Sicher war Miisho nicht den ganzen Weg vom Anwesen gekommen, um ihn darüber zu informieren. „Das ist er.“
 

„Sie sind knapp an Personal. Ich möchte wiedereingesetzt werden.“
 

Ah. Natürlich.
 

„Ich bin mir sicher, dass du das willst“, sagte Byakuya einfach. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den Papieren auf seinem Tisch zu und runzelte über das ausgefüllte Anforderungsformular die Stirn. Ein 4. Offizier als stellvertretender Vizekommandant war weit hergeholt. Da gab es Vorteile, wenn er Miisho zurückholen würde, doch wie konnte er seine Rückkehr mit gutem Gewissen erlauben? „Und doch machst du das schwierig, Miisho. Dank dir ist meine Tante über meinen Haushalt hergefallen und droht mit dem Leben meines Liebhabers.“
 

„Sein Leben?“
 

Byakuya blickte aufgrund Miishos überraschter Stimme auf. Wusste er das nicht? Hatten sie das nicht gemeinsam ausgeheckt? Oder war das nur gespieltes Mitleid, um sich anzubiedern?
 

„Ja“, wiederholte Byakuya. „Sein Leben. Sie sagte mir, dass du ein Beweis aufgetrieben hast, der ihn belasten kann. Sie würde unsere Zuneigung in Tätlichkeit umwandeln.“
 

Miishos Augen wurden groß und er ließ seinen Blick fallen, um seine Daumen dabei zuzuschauen, wie sie nervös gegen seine Oberschenkel zwirbelten. „Oh ja, Tätlichkeit. Das könnte… ernst sein. Aber sein Leben?“
 

„Tätlichkeit würde sein Leben bedeuten. Renji ist von Inuzuri oder hast du das etwa vergessen?“, Byakuya versuchte seine Bissigkeit aus der Stimme zu halten, doch er bemerkte, dass sein Ton genauso scharf wie sein Blick war. „Wenn nachgewiesen wird, dass er in irgendeiner Weise an mich… herangetreten ist, ist sein Leben vollkommen verwirkt.“
 

„Sie würde ihn der Vergewaltigung bezichtigen?“
 

Byakuya schnaubte über die Unreife und dem fehlenden Verständnisses der adligen Denkweise des 3. Offiziers. Es würde einige Arbeit kosten, ihn auf das Niveau eines Kuchiki anzuheben. Tante Masa musste sich da einige Arbeit aufhalsen.
 

„Das müsste sie nicht“, erklärte Byakuya, klammerte sich an einem Strohhalm von Geduld, um seine Stimme ruhig zu halten. „Für jemanden wie Renji wäre es selbst genug, wenn er auch nur wagt meine Person in jeder vorstellbaren Weise zu berühren, weit mehr als genug, um zum Tode verurteilt zu werden.“ Byakuyas Stirnrunzeln wurde tiefer. „Aber sicherlich hast du das bereits bedacht, als du deine Allianz geschmiedet hattest, als du deine Anschuldigung gegenüber ihn gemacht hast.“
 

„Nein… ich… Meinen sie das ernst? Sie übertreiben nicht?“, Miisho blickte dabei auf und suchte in Byakuyas Gesicht. „Zu Tode verurteilt?“
 

„Meine Tante verhätschelt dich, aber bringt dir nichts bei. Du bist zu schlecht vorbereitet, um überhaupt Adlige meines Ranges am Ellbogen zu berühren. Du begehrst das Privileg, unantastbar zu sein, ohne zu verstehen, dass es bedeutet, dass du vielleicht niemals erlauben darfst, berührt zu werden?“
 

Byakuya ließ die Worte für einen Moment sickern. Miisho jedoch starrte weiter zurück, die Augen leer von echtem Begreifen. „Aber… er ist ein Shinigami, ein Vizekommandant. Und eure Frau war aus Inuzuri.“
 

Wie konnte der 3. Offizier immer noch daran scheitern, die Schwere von Renjis Situation zu begreifen? Was hatte Tante Masa zu Miisho gesagt? Hatte sie ihre Absichten beschönigt?“
 

„Da gibt es keinen Vergleich“, keifte Byakuya. „Lass mich dies in der einfachsten Weise, die mir möglich ist, sagen. Ich habe Hisana hinaufgebracht. Sie war eine Person ohne Bedeutung – fragil, krank, schmächtig und… unfruchtbar. Doch noch wichtiger für meine Familie, Hisana trug kein Zanpakutō. Aus ihr ging nicht die Bedrohung hervor, impliziert durch Bankai, im Rang eines Vizekommandanten. Die einzige Macht von Hisana kam durch mich.“
 

Nebenbei wurde angenommen, dass sie sich als Frau Byakuya unterwerfen würde. Sie würde auf die Knie für Byakuya gehen und niemals umgekehrt. Die Frage würde mit Renji immer offen sein und das… das war sein wirkliches Todesurteil.
 

Es war zumindest die eine Sache, über die Tante Masama seine Zusicherung benötigt hatte.
 

„Ich habe Hisana hinaufgebracht“, wiederholte Byakuya, um sicher zu stellen, dass er verstanden wurde. „Renji kann mich nur hinunterbringen. Daher ist er, bei weitem, die größere Gefahr für meine Familie. Für alle Adelsfamilien. Viele aus den noblen Häusern würden mit Freuden sehen, wie Renji herabgesetzt wird in der möglichst öffentlichen und demütigendsten Art und Weise, die möglich ist, nur um andere zu warnen, dass sie es niemals wagen sollen, nach oben zu greifen.“ Mit einem leisen seufzten fügte Byakuya hinzu: „Und als eine Bestrafung für mich, dass ich mich so erniedrigt habe.“
 

Miisho war wieder dazu übergegangen, auf seine Hände zu gucken. Sein Gesicht war blass und blutleer. Vielleicht hatte der 3. Offizier tatsächlich nicht gewusst, in welchem Ausmaß er Renji den Wölfen vorgeworfen hatte. Byakuya wollte Mitleid haben, doch er scheiterte.
 

„Ich habe nicht gemerkt, wie gewaltig Seelen vom Rukongai… gehasst werden. Ich dachte… ich meine… Wie kann mich eure Familie jemals akzeptieren?“
 

Byakuya war irritiert über den plötzlichen Wandel des Gesprächs. Nebenbei wusste Miisho, dass ‚Akzeptanz‘ immer bedingt von der Situation war, oder nicht? „Du wurdest innerhalb der Seireitei geboren, oder nicht?“
 

„Ähm… So etwas in der Art“, gestand Miisho. „Auf dem Papier.“
 

Oh?
 

Miisho hustete. „Niemand hatte es ausgesprochen, aber da gab es immer Gerüchte. Sagen wir einfach, dass ich immer sehr viel mehr dem Gärtner als meinem Vater ähnelte. Haben sie sich niemals gewundert, warum ich nicht geblieben bin, um das Land meiner Familie zu erben? Ich habe mein Geburtstrecht unter Druck abgegeben.“
 

Wie interessant.
 

Es schien, als würde eine plötzliche Plage von Bastarden sich wünschen, den Namen der Kuchiki für sich selbst zu stehlen. Doch zumindest war dieser relativ harmlos, wenn die Dinge so weiterliefen.
 

Byakuya winkte Miishos Sorgen ab. „Ich verstehe deine Besorgnis nicht. Du wurdest tot geboren, innerhalb dieser Mauern“, erinnerte Byakuya ihn. „Alleine das stellt dich Ligen über Renji. Aber wenn eines der Dinge, die meine Tante dir angeboten hat, ‚Akzeptanz‘ in der Familie war, dann war das ein falsches Versprechen.“
 

„Was?“, Miisho schien ehrlich geschockt.
 

„Lies deinen Vertrag sorgsam, 3. Offizier“, sagte Byakuya. „Ich habe das. Es ist offensichtlich für mich, anhand der Sprache, dass du eine Frau nehmen wirst und nicht in unsere Ränge aufgenommen wirst. Ihr Name wird zurückbleiben. Du hast Land und Lohn als Mitgift angeboten bekommen, aber du wirst kein Kuchiki sein. Sie wird eine Ōta werden.“
 

Das war der Grund, warum Byakuya niemals verstehen würde, dass Tante Masama gewillt gewesen war, diesen Handel abzuschließen. Was eine Verschwendung! Masa beklagte immer die Allianzen, die Byakuya weggeworfen hatte, doch er war zumindest nicht für den familiären Verlust von Name, Besitztümern oder Schicksal verantwortlich. Und er hatte es auch nicht für ein schlechtes Angebot, sondern für Liebe getan.
 

Arme Nene-chan war Pfand, wird hinausgehen in ein furchtbares Leben mit einem Mann, den sie unmöglich jetzt noch lieben konnte. In ein Leben, dass für sie nach Armut aussah, verglichen mit dem Reichtum der Kuchiki.
 

Ihre Mutter würde trauern.
 

Byakuyas Stirnrunzeln wurde immer tiefer. Warum hatte seine Cousine zugestimmt? Tante Masama war ein machtvoller Einfluss in dieser Familie, doch jeder hatte sein eigenes Schicksal, die eigenen Allianzen, ihre eigenen Interessen. Besonders die Nachkommenschaft vom Bruder seines Großvaters, die neben ihren Besitztümern auch den Namen Kuchiki besaßen.
 

Also musste die Familie mehr bekommen, als nur Renji loszuwerden. Wünschte sich Nene irgendwie das Leben einer Soldatenehefrau? Vielleicht hatte sie selbst irgendwelche Ambitionen? Sie war jung – so viel jünger als Miisho – hoffte sie, auf die Akademie gehen zu können oder etwas anderes Unerwartetes oder ‚Exzentrisches‘ zu tun? War das der einzige Weg gewesen, um sich von den Fesseln des Namens und Schicksals loszusagen?
 

Hmmmm, Byakuya machte sich mental eine Notiz, Nene zu schreiben und es herauszufinden. Vielleicht konnten sie auch irgendwie Miisho ausweichen, wenn es nötig war.
 

„Aber… meine Besitztümer wären wiederhergestellt“, sagte Miisho wie zu sich selbst. „Ich hätte Land und Verbindungen.“
 

Byakuya blickte auf. „Ja, du und Nene wären immer unter meiner Patronage. Doch erinnere dich, Miisho Ōta, deine Verbindung ist zu mir. Du solltest nicht überrascht sein, dass ich weniger zuvorkommend bin, sollte Renji aufgrund eines Beweises, den du besorgt hast, sterben. Und deine Ehefrau in spe? Wie würde sie sich fühlen, wenn sie erfahren würde, dass ihre Mitgift mit Blut bezahlt wurde?“ Byakuya konnte sehen, wie sich der Blick von Miisho verhärtete, als er seine Drohung andeutete, also hob er zum Zeichen des Friedens die Hände. „Ich habe gesehen, dass dein Vertrag unterzeichnet wurde, lange bevor du die Division verlassen hast. Es kann unmöglich beinhalten, Renji zu betrügen, oder? Warum nicht in meine Familie kommen ohne all die Hässlichkeiten zwischen uns?“
 

Miisho blickte Byakuya hart an. Seine Augen waren eng und die Stille zog sich für einen langen, unkomfortablen Moment hin. „Was ist ihr Gegenangebot, Kommandant?“, fragte er dann.
 

„Da gibt es einige Teehäuser, die ich gerne ausgliedern möchte“, sagte Byakuya ohne zu zögern. „Aktuell stehen sie für 20% des jährlichen Profits meiner Familie. Du wärst ein astronomisch reicher Mann.“
 

Nun war der Blick in Miishos Augen einfach zu lesen: Es war pure Gier.
 

Also fuhr Byakuya zuversichtlich fort. „Soweit es mich betrifft, meine Tante und Nene-chan weiterhin einverstanden sind, kannst du deinen Heiratsvertrag und die Mitgift behalten. Aber du musst mir den Beweis übergeben, den du gegen Renji hast und niemals auch nur ein Sterbenswörtchen über Unzucht gegenüber jemanden verlieren, egal ob oder ob nicht wir uns weiterhin sehen werden.“
 

„Und meine Position in den Hofgarden?“, fragte er.
 

„Ist dort, wie du sie verlassen hast. Dennoch würde ich dich gerne in den vorzeitigen Ruhestand versetzen“, sagte Byakuya ehrlich. Miisho und Renji sollten niemals wieder zusammen arbeiten müssen. Noch mehr sogar wollte Byakuya nicht mehr mit jemanden zusammenarbeiten, der offensichtlich so leicht käuflich war. „Doch ich kann dich wiedereinsetzen, bis du verheiratet bist und dich niedergelassen hast. Dann kannst du ehrenhaft entlassen werden.“
 

Miisho könnte auch weiterhin in den Hofgarden bleiben, wenn man ihn versetzen würde, doch Byakuya würde keine Empfehlung aussprechen, so lange Miisho diese nicht erzwang.
 

„Ich würde gerne die Zahlen des Teehauses sehen, aber… ich werde es überdenken.“
 

Überdenken? Ernsthaft? Was würde es ihm bringen, die Teehäuser nicht zu nehmen? Hmm, vielleicht hatte Byakuya unterschätzt, wonach Miisho verlangte… aber was war das? Miisho hatte ehrlich erschüttert bei der Idee von Renjis Tod gewirkt. Also was blieb an diesem Tisch unausgesprochen? Vielleicht die Chance, Byakuya gedemütigt zu sehen? Eine Hoffnung auf Erhöhung des Einsatzes, um zu sehen, wie viel genau ihm Renji wert war?
 

Byakuya würde mit Freuden alles zahlen, wenn Geld der entscheidende Punkt war, die Teehäuser repräsentierten Bereits ein Vermögen, das dem Lösegeld eines Königs wert war. Vielleicht konnte Miisho gar nicht erfassen, welches Ausmaß die Summe hatte, die Byakuya ihm zu Füßen gelegt hatte. Mit einem vagen Wink mit der Hand deutete Byakuya an, dass sie aufstehen sollten. „Exzellent. Ich werde dir die Zahlen zugänglich machen.“
 

Miisho verbeugte sich tief und ging hinaus.
 


 

Die nächste Person, die an seiner Türe klopfte, war die 4. Offizierin. Byakuya hatte mittlerweile ihre Unterschrift auf genug Papieren gesehen, um sagen zu können: „Komm herein, Nanako Imai.“
 

Sie schien erfreut darüber zu sein, beim Namen genannt zu werden, doch war dann plötzlich unsicher, wie sie vorgehen sollte. Sie blickte nervös zum Kenseikan und sah aus, als würde sie sich vor ihm auf den Boden werfen wollen. Byakuya lächelte innerlich über ihre Ängstlichkeit, wenn auch nur daher, weil ihre Haut- und Haarfarbe ihn so sehr an diese lästige Höllenkatze erinnerte und es ihn amüsierte, sich vorzustellen, dass sich Yoruichi derart benehmen würde. Eine Frage ihn ihm kam auf, als er die 4. Offizierin erneut ansah. Könnte sie eine entfernte Shihōin-Cousine sein? Es gab nur sehr weniger von diesem rätselhaften Clan, aber die brachten außergewöhnlich starke Frauen hervor.
 

„Setz dich“, sagte Byakuya. Er war aufgestanden und deutete nun auf den Platz ihm gegenüber am Tisch. „Wir haben Dinge, die wir besprechen sollten.
 

„Ja, Kommandant!“
 

Hmm, ihr Enthusiasmus erinnerte ihn an Renji, genauso wie der wilde Funke vom Reiatsu ihres Zanpakutō.
 

Sie setzte sich spielend leicht im Seiza hin. Byakuya tat es ihr gleich.
 

Doch bevor er herausgefunden hatte, wie er die Angelegenheit mit dem Papierkram ansprechen konnte, platzte heraus: „Die 2. Division hat das vor wenigen Minuten überbracht“, sagte sie und legte einen versiegelten Brief auf Byakuyas Schreibtisch. Sie drehte ihn so, dass er ihn lesen konnte. „Es ist als persönlich für Vizekommandant Abarai beschriftet, aber… nun ja, es wurde vom Gefängnis geschickt, oder nicht? Es muss etwas von seinem Bruder sein.“
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass Renjis Bruder ihm schreiben würde“, sagte Byakuya. „Doch vielleicht hat er es auch gelernt.“
 

Beide starten für einen Moment darauf, bevor sie fragte: „Glauben sie, dass wir es öffnen sollten, Kommandant?“
 

Die Handschrift, mit der Renjis Name darauf geschrieben war, sah sehr ernst, knapp und sauber aus, nicht wie etwas, das man von jemandem erwartete, der im Gefängnis gelernt hatte, zu schreiben.
 

Byakuya nahm den Brief entschlossen und brach das Siegel. „Wenn es Neuigkeiten von Seichi sind, würde Renji es wissen wollen.“
 

Er überflog den Brief und sah, dass es eine offizielle Korrespondenz von der Gefängniswache war. Es schien, dass Seichi in eine neue Barracke gebracht wurde. Der dafür angegebene Grund war sehr merkwürdig: ‚Erhöhte Sicherheit.‘ Sie fragten Renji, ob er in Erwägung ziehen würde, für Seichis Unterkunft und Verpflegung zu zahlen, um die Notwendigkeit von Einzelhaft zu vermeiden.
 

Byakuya übergab den Brief der 4. Offizierin, die ihn überrascht annahm, aber eifrig las.
 

„Was schließt du daraus?“, fragte Byakuya.
 

Nanako blickte am Brief vorbei und grinste Byakuya schief an. „Alle Abarais machen nur Ärger?“
 

Byakuya konnte ein leises Lachen nicht ganz unterdrücken. „Darüber hinaus“, forderte er auf. „Findest du die Anfrage nicht merkwürdig?“
 

Sie legte den Brief auf Byakuyas Tisch ab. „Nun ja, wenn Abarai in Kämpfe mit den anderen Häftlingen gerät, macht Einzelhaft Sinn.“
 

„Ja“, stimmte Byakuya zu. „Doch ich meinte ‚Unterkunft und Verpflegung‘. Sie haben vor, ihm Essen zu geben? Warum?“
 

„Oh!“, sie blickte noch einmal auf den Brief. Die Haut ihrer Wangen verdunkelte sich ein wenig und sie lächelte Byakuya entschuldigend an. „Ich habe einfach angenommen, dass das sei eine Umschreibung für Bestechungsgeld. Aber nein, natürlich, das sind Shinigami der 2. Division, keine gewöhnlichen Beamten! Also… glauben sie wirklich, dass sie ihm zu essen geben wollen, Kommandant? Ich meine, hat das einen praktischen Sinn? Würde ihn das nicht stärker machen?“
 

Byakuya wurde neugierig von Nanakos Vermutung bezüglich des Bestechungsgeldes, aber er fokussierte sich für den Moment auf die Angelegenheit vor ihnen. „Derzeit wird Seichis spiritueller Druck von kleinen Handfesseln unterdrückt. Vielleicht hilft Essen, Schwankungen auszugleichen?“ Byakuya seufzte. Vielleicht gerade weil sie ihn so sehr an die Menschen erinnerte, die er liebte, fand sich Byakuya in der Lage zuzugeben: „Aber ich bin da im Nachteil. Ich habe keine Ahnung, wie solche Dinge funktionieren.“
 

Sie nickte. „Ich auch nicht wirklich.“
 

Er hob neugierig die Augenbraue.
 

„Meine Eltern sind beide Shinigami. Ich wurde auf dem Gelände der 4. Division geboren“, lächelte sie. „Mein Vater hatte einen niedrigeren Rang, also hat er zugestimmt, sich zur Ruhe zu setzen, um mich großzuziehen. Wir haben ein Geschäft innerhalb der Seireitei nicht weit weg von seiner früheren Division. Ich bin mit Soldaten aller Ränge und Hintergründe um mich herum aufgewachsen. Doch… Ich habe keine Ahnung, wie es ist, hungrig zu sein. Papa und ich hatten einen Nudelladen.“
 

Neugierige überwältigte ihn und bevor er sich selbst zurückhalten konnte, fragte Byakuya: „Aber was ist mit deiner Mutter? War sie überhaupt nicht involviert?“
 

„Oh, ein wenig“, sagte sie und warf einen ihrer langen, dunklen Zöpfe nach hinten. „Ich sehe sie immer noch manchmal. Aber… nun ja“, sie hustete. „In ihrer Division geht es nur ums… ähm, kämpfen.“
 

Die Elfte? Byakuya hatte noch nicht einmal gemerkt, dass es überhaupt Frauen in der Elften gab. Wie konnte er daran gescheitert sein, einen weiblichen Rangoffizier in der Elften nicht zu bemerken? „Ist sie immer noch dort?“
 

„Nein, sie ist weitergezogen, aber… na ja, sie wissen, wie die Elfte an einer Person haften bleibt.“
 

Er dachte dabei an Renji und nickte. „Das tue ich durchaus.“
 


 

Byakuya und Nanako sprachen über die Formulare und er trug ihr auf, der zweiten Division in Renjis Namen zu antworten. Byakuya würde die finanzielle Verantwortung von Renjis Bruder übernehmen. Er würde es einrichten, ihn später zu besuchen und sicher zugehen, dass das Geld auch tatsächlich für Seichi ausgegeben wurde.
 

„Sie wissen, dass das der Vizekommandant hassen wird, ja?“, sagte Nanako, nahm die Antwort und ein Päckchen der ersten Rate.
 

Byakuya hatte das bereits vermutet, doch er war neugierig, gegen welchen Teil sie dabei dachte, den Renji am Meisten protestieren würde. „Denkst du? Seine leidenschaftliche Loyalität gegenüber der Familie ist… legendär.“
 

„Ja, aber ich meine die Wohltätigkeit“, sagte sie und blickte die Ken in dem Beutel an. „Er wird sich fühlen, als würde er ihnen etwas schulden, oder etwa nicht, Kommandant?“
 

„Vielleicht ist es langsam Zeit für Renji, sein Konzept der Familie auszuweiten“, sagte Byakuya zweideutig und lenkte seine Aufmerksam wieder auf der restlichen Arbeit der Division.
 

Nanako sog überrascht die Luft ein.
 

War es möglich, dass sie irgendwie von der Unzucht gehört hatte oder es vermutete? Byakuya blickte auf. „Die Division ist ebenso seine Familie, oder etwa nicht?“
 

Ihr errötetes Gestotter sagte Byakuya alles. „Oh, richtig. Genau, natürlich sind wir das! Ja, Kommandant!“
 


 

Wenn man gerade von Familie sprach, Byakuya überlegte, ob er seine komplett meiden sollte und den Abend in der Division verbringen sollte. Er wandte sich gerade um, um nach Aio zu klingeln, damit sie das Abendessen in die Division bringen würde, als ein lautes Klopfen erklang und eine kühne Hand die Tür aufschob.
 

„Ho, ho!“, bellte eine humorvolle Stimme, die nur zu Kommandant Kyōraku gehören konnte. Er kam ins Sichtfeld. Das Licht der Laternen von der Kolonnade warf seltsam dunkle, lange Schatten zu seinen Füßen, während es verspielt vom grellpinken Kimono, den er um die massiven Schultern geworfen hatte, reflektiert wurde. „Dein Hausverwalter sagte, dass du dich hier versteckst. Komm, komm, Herr Byakuya, beeil dich und sammel dein Zeug auf!“, er klatschte die großen Hände zusammen. „Mein Jūshirō und deine verehrte Tante warten im Anwesen auf uns!“
 

Byakuya stand auf. „Hatten wir Pläne, von denen ich nichts gewusst habe, Shunsui?“
 

Kyōraku lachte. „Warum, natürlich!“ Offensichtlich wusstest du nicht, dass Jūshirō und ich uns gefragt haben, wie es dir geht, wenn Herr Renji auf Mission ist! Du hattest offensichtlich keine Ahnung, dass wir einen Überraschungsbesuch geplant hatten, sonst hättest du uns gesagt, dass du bereits Gäste hast und uns daran erinnert, ein Geschenk für deine liebreizende, verwitwete Tante mitzubringen.“
 

Die weise, wie Kyōraku das Wort ‚verwitwete‘ aussprach, ließ Byakuya unbedacht murmeln: „Oh mein lieber Gott, werbe nicht um meine Tante.“ Um seine Unhöflichkeit zu überdecken, stapelte er schnell die übriggebliebene Arbeit und ging zu Kyōraku an die Tür. Dann fügte er hinzu: „Nicht, dass du keine feine Beigabe zu meiner Familie abgeben würdest, natürlich.“
 

Und zumindest war Kyōrakus Herkunft klar. Wäre er ein Bastard, wäre es etwas völlig anderes.
 

„Ha! Ich bin den Hofgarden beigetreten, um der Familienpolitik zu entgehen! Außerdem glaube ich, dass mein Cousin 4. Grades bereits ein Kuchiki ist. Das ist schon für uns beide eine familiäre Nähe, da bin ich mir sicher, Herr Byakuya“, sagte Kyōraku mit einem matten Lächeln und senkte seinen breitkrempigen Hut. Dann lachte er und schlug Byakuya mit einer Hand auf den Rücken. „Nun sollten wir uns beeilen, mein Junge. Mein Partner und deine Tante werden zwangsläufig reizbar, wenn wir nicht eingreifen!“
 

Der Raum, in den Eishirō Ukitake und Masama gebracht hatte war der, von dem Byakuya immer als ‚Kriegszimmer‘ dachte. Ein Lieblingsversteck, als er noch ein Kind war. Er hatte Stunden damit verbracht, die handbemalten Fusuma zu begutachten, die mit einer epischen Schlacht von vollausgerüsteten Samurai, die einer Armee von orange-gesichtigen Oni gegenüberstanden. Dunkles Gebälk aus Kirschbaumholz tauchte den Raum in eine dunkle, trübsinnige und ernste Atmosphäre.
 

In dem schweren, massiven Raum war der weißhaarige Ukitake wie eine aufblitzende Figur, die im Seiza kniete, mit dem Haori um ihn herum ausgebreitet. Tante Masama war gedämpfter, in Kuchikiblau mit dem Familienwappen darauf in Indigo und Gold. Ihre Haare waren auch offen – ein fließender, silberner Wasserfall.
 

Eine unberührte Flasche Sake stand zwischen ihnen. Ukitake blickte erwartungsvoll auf, als die Tür geöffnet wurde, die Erleichterung war offensichtlich in seiner Freude, Kyōraku und Byakuya zu sehen, wie sie den Raum betraten. Byakuya bemerkte, dass Ukitakes Mund verborgen zu Kyōraku ‚Gott sei Dank‘ formte, als sie sich kurz zur Begrüßung umarmten.
 

Tante Masama stand auf und akzeptierte eine ähnliche Begrüßung von Kyōraku. „Oh, Shunsui!“, sagte sie. „Und wie geht es deinem älteren Bruder?“
 

„Ich habe zum Glück keine Ahnung“, donnerte Kyōraku fröhlich. „Wie ich eben bereits Herrn Byakuya mitgeteilt habe, habe ich fröhlich Haus und Hof meiner Familie für Jahrhunderte gemieden. Ich kann nur hoffen, dass mein Glück mir treu bleibt und das noch für einige mehr anhält!“
 

Masama schien vom Ausbruch von Kyōrakus Fröhlichkeit irritiert zu sein. Sie blickte zu Byakuya, als suche sie nach Hilfe. Er schüttelte nur den Kopf. Da gab es keine Hilfe von dem Getöse, das Shunsui Kyōraku hieß. Also sagte Byakuya stattdessen: „Das war sehr nett von dir, meinem früheren Kommandanten Gesellschaft in unserer Abwesenheit zu leisten.“ Dann nickte er Ukitake kurz zu und fügte hinzu: „Meine Entschuldigung, Kommandant. Ich hätte hier sein sollen, um euch beide zu begrüßen.“
 

Ukitake wurde etwas unruhig, peinlich berührt. „Oh, wir sind es, die sich entschuldigen müssen, Byakuya. Shunsui und ich hatten keine Ahnung, dass du Familienbesuch hast. Wir dachten eigentlich, dass du vielleicht ein wenig einsam bist, mit Renji in der Welt der Lebenden. Wir haben etwas von Shunsuis Familienbrauerei zum Teilen mitgebracht und hofften, einen draufzumachen.“
 

Sie waren gekommen, um… ihm Gesellschaft während Renjis Abwesenheit zu leisten?
 

Byakuya war merkwürdig gerührt.
 

„Das ist sehr nett von euch“, sagte Byakuya über das Geräusch von Tante Masamas schnalzender Zunge hinweg, als Renji erwähnt wurde. „Es wäre mir eine Ehre, wenn ihr zum Abendessen bleiben würdet.“
 

Ukitake und Kyōraku tauschten Blicke aus. Dann öffnete Ukitake den Mund, als würde er die Flucht antreten wollen, doch Kyōraku Arm schoss hervor und griff Byakuya an die Schulter. „Liebend gerne.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 8:

Die Kommandanten Kyōraku und Ukitake hatten gehofft, Byakuya ein wenig aufzuheitern, während Renji in der Welt der Lebenden ist. Stattdessen endeten sie damit, zum Abendessen mit der gefürchteten Tante Masa eingeladen zu werden… Und Byakuya kommt der Tatsache näher, was für einen Beweis Masama gegen Renji hat. Komplett anzeigen

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