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Written in the Scars (of Our Hearts)

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen!

Da mein Wochenendprogramm erst heute Mittag nach mir schreit (Plätzchenbacken mit Neffe und Nichte), bin ich heute mal wieder - wie gewohnt - früh mit dem neuen Kapitel unterwegs.

Neue Entwicklungen erwarten euch in diesem Kapitel. Mich würde dazu mal eure Meinung interessieren ^^

Ich wünsche euch schon einmal einen schönen 2. Advent!

LG
yezz Komplett anzeigen

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Late Night Ambushes

Die tatsächliche Verabschiedung war eine eilige Sache. Da sich Byakuya und Eishirō mit Möbelstücken und zwei kichernde Mädchen herumschlagen mussten, stand Renji am Ende in einiger Entfernung von ihrem geschäftigen Treiben außerhalb vom Onsen und tröstete die weinende Mod-Soul in Byakuyas Gigai.
 

Die Tür glitt auf und alles war endlich bereit. Rukia und Orihime kamen angerannt, um Renji fest zu umarmen. Orihime gab der Mod-Soul ein Taschentuch und tätschelte ein wenig unangenehm, wenn auch aufrichtig die Schulter. Die Mod-Soul akzeptierte das ohne jegliche Erhabenheit und jammerte stattdessen nur noch lauter.
 

Byakuya selbst schaute Renji nicht viel an, außer einmal, im allerletzten Moment, als er sich umdrehte und Renjis Blick kurz traf, während er durch die Tore des Senkaimons trat. Selbst aus der Entfernung konnte Renji die Emotionen spüren, die dieser einfache Blick beinhaltete: Byakuya wollte nicht gehen und vermisste ihn bereits.
 

Renji lächelte und winkte zur Verabschiedung. „Wir sehen uns dann.“
 

Byakuya nickte. „Ich schreibe dir.“
 

Die Mod-Soul brach in einer weiteren Reihe aus Schluchzern aus.
 


 

Die Taxi-Fahrt zurück war unangenehm. Byakuyas Mod-Soul rollte sich gegen Renjis Seite auf dem Rücksitz zusammen und weinte weiter. Renji schlang einen Arm um Byakuyas Körper, rieb ihm den Rücken, während der warme, feuchte Fleck auf seiner Schulter größer wurde. Der Fahrer blickte immer wieder in den Rückspiegel, bis Renji endlich sagte: „Schlechter Tag.“
 

Der Taxifahrer nickte, doch er presste die Lippen aufeinander, als würde er überlegen, ob ihm die ganze Sache etwas angeht.
 

Währenddessen war die Verschmustheit der Mod-Soul befremdlich. Die Muskeln unter Renjis Hand fühlten sich richtig an, genauso die Weise, wie seine schwieligen Handflächen hier und da an der glatten Seide hängen blieb. Doch der Geruch war… weg. Irgendwie rochen die Haare, die gegen Renjis Nase gepresst waren befremdlich, zwar war noch der Duft nach Jasmin und Moschus von dem Richtigen da, aber darunter lag ein rauchiger Ton, der vage Geruch von Magie.
 

Es war der Körper, mit dem er das Wochenende verbracht hatte, aber nicht die Seele.
 

Und, natürlich, war die ganze Weinerei jenseits von seltsam.
 

Doch selbst mit all den klaren Hinweisen, dass das Ding, was sich an ihn presste, nicht Byakuya war, war der körperliche Kontakt verdammt erregend für Renji… Denn es fühlte sich an wie Byakuya und sah auch wie Byakuya aus. Schlimmer noch, die Hand an seiner Brust, die verzweifelt in das T-Shirt griff, erinnerte Renji an die echten Berührungen von Byakuya und wie liebevoll er noch vor weniger als 20 Minuten gewesen war.
 

Gott, die Dusche! Byakuyas Hände, glitschig mit Seife, überall auf ihm? Und Byakuya hatte immer wieder süße, liebevolle Worte gemurmelt… Gott sei Dank war das Wasser des Sentō heiß genug gewesen, um jeden Eifer zu unterdrücken, sonst hätte er sich damit blamiert, nur von den Berührungen zu kommen.
 

Und nun hing dieser irgendwie, aber auch irgendwie so überhaupt nicht, Byakuya-Körper schon fast auf ihm. Die eine Hand presste sich gegen Renjis Brust, die andere hatte sich um seinen Oberschenkel gewickelt, verlockend nahe, fast richtig, aber so falsch.
 

Zählte es als Fremdgehen, wenn man mit dem Gigai seines Liebhabers rumspielte? Renji ließ die Finger durch das seidene Haar des Gigais gleiten und die Mod-Soul blickte mit einem Schniefen zu ihm auf. So unnatürlich ausdrucksvoll waren diese Augen, die ihn anblickten… und auch so unschuldig.
 

Ja, tat es.
 

Außerdem wäre es, als würde er ein Kind verführen.
 

Gerade in diesem Moment fuhr das Taxi auf den staubigen Parkplatz vor dem Urahara Shōten. Der Fahrer warf einen Arm um die Rückenlehne des Beifahrersitzes und blickte die beiden durch den Plastiktrenner an. „Einen Süßigkeitenladen?“, fragte er, ganz klar skeptisch wegen dem ganzen Szenario vom Anfang bis zum Ende. „Er sieht geschlossen oder verlassen aus. Seid ihr Jungs sicher, dass ihr hier raus wollt?“

„Ja“, sagte Renji, fühlte sich besonders unangenehm, dass er in der Tasche vom Mod-Soul nach Geldscheinen fischen musste. „Ähm, du weißt doch, was sie über Schokolade sagen, ja? Es muntert ihn auf.“
 

„Sicher“, sagte der Fahrer. Ihm war scheinbar bewusst, dass ihm ein großer Haufen Schwachsinn aufgetischt wurde und er hatte sich offenbar dazu entschieden, sich nicht einzumischen.
 

Renji bezahlte und hatte Probleme, die immer noch schluchzende Mod-Soul aus dem Taxi zu bekommen. In dem Moment, als sie beide standen und die Tür geschlossen war, fuhr das Taxi los. Mit durchdrehenden Rädern, als würde es vor einem Verbrechen fliehen.
 

Was auch immer der Fahrer dachte, was er da tat… Renji konnte es ihm nicht wirklich übel nehmen. Sie waren schon ein merkwürdiges Pärchen, wenn Byakuya in vollem Besitz des Gigais war. Renji war sich sicher, dass sie nun wirklich zweifelhaft aussahen: Er überall tätowiert und hielt an der Mod-Soul fest, die in Tränen aufgelöst war, als sei sie verletzt oder unter Drogen gesetzt oder vielleicht sogar beides. Und dann sollte er sich im schäbigen Teil der Stadt rauslassen, an einem Laden, der schon geschlossen hatte? Ja, Renji hatte Glück, wenn niemand die Bullen rief.
 

Es war definitiv an der Zeit, dass er sie beide nach drinnen verfrachtete. Schnell. Renji nahm seinen Handschuh aus der Gesäßtasche seiner Jeans und während er verzweifelt versuchte, die Mod-Soul davon abzuhalten, auf ihre Knie zu sinken und im Dreck weiter zu schluchzen, zog er ihn an.
 

Dann schlug er der Mod-Soul hart auf dem Rücken, die Pille wurde mit Schwung aus dem Mund gespuckt. Renji fing sie in der Luft auf. Als der Körper schlapp wurde, warf Renji sich den leeren Gigai über die Schulter.
 

Renji hätte normalerweise die Mod-Soul selbst gehen lassen, doch der Shōten war bereits so dunkel, dass Renji vermutete, dass bereits alle zu Bett gegangen waren, auch wenn es noch nicht wirklich spät war. Das Letzte, was er wollte war, dass das Weinen der Mod-Soul alle aufweckte. Morgen war immerhin Schule, dachte Renji mit einer Grimasse. Morgen würde fast jeder im Shōten früh aufstehen.
 

Renji würde vermutlich wieder die Schule schwänzen, doch vielleicht war es das wert, doch hinzugehen um zu schauen, ob Ichigo zurück war und wen Ikkaku dieser Tage auf dem Schulhof terrorisierte.
 

Schule.
 

Was für eine Farce. Urahara war durch all den Ärger mit den Schulwechselformularen gegangen und kaum einer von ihnen war, außer am ersten Schultag, überhaupt zur Schule gegangen. Yumichika ging vielleicht, da er und Ikkaku sich immer noch seltsam wegen Keigos Schwester benahmen, doch dann war es vielleicht auch so, dass Yumichika mit Matsumoto wegging, die ja nichts anderes tat als shoppen. Kommandant Hitsugaya schien seine Tage mit Fußball spielen zu verbringen und schmollend durch die Gegend zu laufen. Soweit es Renji gehört hatte, schien der Kommandant auch irgendeine alte Dame zu besuchen.
 

Rukia hatte Orihime zum Training mitgenommen. Ishida und Ichigo waren irgendwo im Geheimen ihr Ding am Durchziehen. Chad riss sich bei Renji den Arsch auf.
 

Tatsächlich, wenn er so darüber nachdachte, realisierte Renji, dass die Menschen ihrem ‚Scheißteam‘ die meiste Schande bereiteten. Er und Rukia waren die Einzigen von der Soul Society die etwas taten und ihre ganze Energie investierten, um den Menschen zu helfen, die eigenartigerweise entschlossener waren, diesen Kampf zu gewinnen.
 

Vielleicht, weil sie keine Ahnung hatten, wie unmöglich das war.
 

Renji setzte Byakuyas Gigai in den Schrank ab, der mit ‚Rückgabe‘ markiert war. Da war ein Tansu, der aus kleinen Schubladen bestand und Renji öffnete die, die mit dem Namen von der Mod-Soul beschriftet war und ließ die kleine, grüne Pille hineinfallen. Den Handschuh legte er auf die Kommode.
 

Es war seltsam, die Tür vor Byakuyas Gesicht zuzumachen. Der Gigai des Kommandanten lehnte gegen die Wand, die Augen offen und leer. Als er die Tür zuschob, musste er einen Schauder unterdrücken. Er schickte ein Stoßgebet in den Himmel, dass er niemals den echten Byakuya so sehen müsste.
 

So leise wie möglich, ging Renji in Richtung seines Bettes.
 

Natürlich rief, sobald er an Uraharas Tür vorbei ging, dessen Singsang-Stimme nach ihm. „Oh, bist du das, Vizekommandant Abarai?“
 

Als wüsste das Urahara nicht. „Ja, ich bins.“
 

Gerade als Renji dachte, dass er ohne weitere Interaktionen weitergehen könnte, glitt die Tür ein Stück auf. Auch wenn er fast komplett im Schatten lag, konnte Renji den blonden Schopf und das Funkeln von scharfen, grünen Augen ausmachen.
 

Und eine überraschende Fläche von nackter, blasser Haut.
 

„War es ein gutes Wochenende?“
 

„Ähm“, Renji realisierte, dass er auf die Gänze der entblößten Haut starrte und versuchte einzuordnen, was er alles dort sah. Dann blickte er schnell weg. Er rieb sich den Nacken, versuchte seine Neugierde zu verdecken. „Ja, gute Zeit. Wir waren im Vergnügungspark und im Museum und hatten einen Haufen Sex. Oh und wir haben Manga gekauft. Ah, scheiße. Meine sind vermutlich noch im Hotel.“
 

„Nein“, sagte Urahara mit einem kleinen, schnaubenden Lachen. „Byakuyas Diener hat sie vor ein paar Stunden vorbeigebracht. Sie sind alle in deinem Raum. Inklusive dem entzückenden Stofftiger.“
 

„Oh, gut“, sagte Renji mit Erleichterung. Er hatte den Tiger schon fast vergessen. „Hey, denkst du, Ishida ist gut genug ihm Nähen, dass er daraus ein Nue machen kann?“
 

Die Frage schien Urahara zu überraschen. Renji konnte sich schon fast den flatternden Fächer vorstellen und in diesem Moment fand er es komisch, ihn nicht zu sehen. Schlussendlich sagte Urahara: „Nun ja, du hättest Kon fragen sollen! Doch, wenn ich du wäre, würde ich mich darauf gefasst machen, dass, was auch immer du ihm gibst, mit einem Quincy-Kreuz irgendwo zurückkommt.“
 

Huh. Nun ja, das war ein Dämpfer für sein Vorhaben. Renji war nicht alt genug, um sich an den großen Quincy/Shinigami-Showdown zu erinnern, doch er vermutete, dass es nicht angemessen war, sich an etwas zu kuscheln, was das Emblem der Quincys trug. Der Generalkommandant könnte ihn vielleicht sogar zum Kriegsgericht schleppen.
 

„Oh nun ja, das war nur ein Gedanke“, sagte Renji und ging in Richtung seines Raumes weiter.
 

„Ich verstehe. Das ändert die Sache für dich, richtig?“
 

Renji blickte über seine Schulter zurück. Von seinem Winkel aus konnte er fast nichts von Urahara sehen, außer eine Strähne seiner Haare, die vom kärglichen Licht beschienen wurde. „Hast du das nicht gemerkt?“
 

Da war eine lange Stille. Dann verschwand die Strähne und die Tür wurde fest zugeschoben. „Gute Nacht, Vizekommandant Abarai.“
 

Renji stand eine Weile dort, fühlte sich, als hätte er irgendeinen Test nicht bestanden. Sollte er die Quincys jetzt mögen? Sie waren geschworene Feinde der Shinigami, oder? Natürlich war eigentlich keiner von ihnen übrig und Renji soweit ganz gut mit dem kratzbürstigen Bogenschützen ausgekommen. Nun ja, um ehrlich zu sein, hätte er Ishida beinahe umgebracht, als sie sich getroffen hatten, aber zum Teufel, das Gleiche hatte er auch mit Ichigo getan und sie waren nun Freunde, oder?
 

So nett wie Ishida war, es würde nicht für Renji reichen, deswegen mit einem Stofftier durch die Seireitei zu marschieren, das wie ein Quincy-Kriegsbanner dekoriert war. Würde wohl einigen der alten Fürze einen Herzinfarkt bescheren, wenn nicht noch mehr. Mit einem Symbol eines alten Feindes herumzulaufen schien einfach wie schlechtes Benehmen.
 

Aber warum ließ Uraharas Reaktion Renji nun fühlen, als sei er ein Fanatiker?
 

Scheiße. 5 Minuten in der Tür und schon wieder verunsichert. Willkommen zurück im Leben im Shōten, Renji Abarai, dachte er, als er in sein Zimmer ging.
 

Der Donner grummelte unheilvoll über seinem Kopf.
 


 

Byakuya und sein Gefolge kamen im strömenden Regen aus dem Senkaimon. Blitze zuckten durch schwere Wolken. Hagel begann zu fallen, kalte Stücke aus Eis klatschten gegen Haut. Byakuya zog den Kommandanten-Haori aus und gab ihn Rukia. „Schützt euch damit“, gab er zu verstehen. Zu den Dienern, die sofort angeeilt kamen, um ihn mit Schirmen zu schützen, sagte er: „Kümmert euch nicht um uns. Wir können Shunpō. Schützt die Arbeiter. Seht zu, dass alle schnellstmöglich ins Innere kommen. Lasst die Möbel dort.“
 

Eishirō sah hin und hergerissen aus, doch seine Stimme ging fast im heulenden Wind verloren, als er protestierte: „Aber mein Herr, die Oberflächen werden ruiniert sein.“
 

„Dinge können ersetzt werden“, sagte Byakuya scharf, die Statik in der Luft ließen seinen Nacken prickeln. Sie mussten sofort ins Innere. „Wenn es sein musst, lasst die Sachen im Dangai, aber geht! Jetzt!“
 

Der Blitz schlug in eine alte Weiß-Eiche ein, die fünf Jahrhunderte im Garten gestanden hatte. Bevor Byakuya reagieren konnte, erschien ein oranger Schild - Kidō? – und verhinderte, dass die herumfliegenden Trümmer jemanden treffen konnte. Als er weiterhin den Leuten befahl, ins Anwesen zu gehen, blickte Byakuya zu Rukia, neugierig, welchen Zauber sie so schnell benutzt hatte. Zu seiner Überraschung sah er das menschliche Mädchen, Orihime, unter seinem Haori, wie sie ihren Haarschmuck berührte und sich sehr konzentrierte.
 

Interessant.
 

Keine Zeit zum Nachdenken. Zumindest hatte der nahe Blitzeinschlag dafür gesorgt, was Byakuya nicht geschafft hatte: Die Arbeiter waren nun davon überzeugt, dass es besser war, ihr Gepäck abzuwerfen. Alle sprinteten ins Anwesen.
 

„Es tut mir leid, Nii-sama“, sagte Rukia. Als sie sich alle in der Haupthalle etwas ausschüttelten, gab sie ihm seinen nassen Haori wieder. „Er ist durchnässt.“
 

„Wir sind alle durchnässt“, sagte Byakuya freundlich, nahm ihn ihr ab und gab ihm Eishirō, der mit ausgestreckten Armen wartete. Wäre das Badehaus nicht ein Stückchen außerhalb, hätte er jedem ein Bad vorgeschlagen. Stattdessen sagte er: „Warum zeigst du deiner Freundin nicht die Indigo Suite? Ich bin mir sicher, dass sobald das Personal die Möglichkeit hatte, sich zu erholen, wir Tee im Wohnzimmer trinken können .“
 

„Ich werde die Feuerstelle aufrüsten lassen, mein Herr“, sagte Eishirō mit einer tiefen Verbeugung.
 

Doch bevor er davon huschen konnte, stoppte Byakuya ihn. „Ja, doch sobald du deine Anweisungen gegeben und das Personal organisiert hast, musst du deinem Vertreter erlauben, die Pflichten für den Abend zu übernehmen. Du hast das ganze Wochenende gearbeitet. Nimm dir daher die Nacht und auch morgen frei.“
 

Byakuya glaubte nicht, dass er etwas besonders Ungewöhnliches oder Tiefgründiges gesagt hatte, doch das gesamte Personal, inklusive Eishirō starrten ihn mit verblüfften Gesichtern an.
 

„Muss ich mich wiederholen?“, fragte Byakuya mit zunehmender Verärgerung.
 

„Ähm, nein, mein Herr. Es wird so sein, wie sie gesagt haben.“
 

„Hervorragend“, sagte Byakuya und wandte sich seinen eigenen Räumlichkeiten zu, damit er seine nasse Kleidung ablegen konnte. Zwanzig Minuten an kostbarer Zeit alleine, das war alles, was er brauchte. Dann konnte er den Gastgeber von Rukia und dieser rätselhaften Orihime spielen, die offensichtlich viel, viel mehr war, als sie schien.
 

Jedoch schaffte er es nur bis zur Treppe, bevor ihn seine Tante mit einem fröhlichen „Ah, Byakuya-chan, wie gut, dich zu sehen“ belästigte.
 

Er wünschte, er könnte dasselbe behaupten. „Meine Tante, ich habe gehört, du bist eingezogen.“
 

„Ja, in den Ostflügel. Die Räume waren so staubig. Ich habe mir die Freiheit genommen und sie säubern lassen.“
 

Sie hat sich viel zu viel Freiheit rausgenommen. Der Ostflügel gehörte Byakuyas Mutter. Alles in diesen Räumen war seit ihrem Tod unberührt geblieben. Niemand hatte etwas verschoben oder neu eingerichtet. Schon auf die Befehle von Byakuyas Vater vor Jahrhunderten hin nicht.
 

Byakuya hatte niemals wirklich den Befehl erneuert und ohne ihm oder Eishirō, die das Haus schützten, hatte das Personal komplett unter der Gnade von Tante Masama gestanden.

Sie schien seinen brodelnden Zorn als Kummer misszuverstehen. „Oh, mein lieber Junge. Ich kann verstehen, dass das schwierig ist, aber es wird Zeit, weiterzugehen.“
 

Grollender Donner rüttelte am Haus. Regen peitschte gegen die Wände.
 

„Vielleicht“, sagte Byakuya ruhig. „Doch das ist nicht deine Entscheidung. Es ist meine. Genauso wie das Haus mir gehört.“
 

Byakuya hatte das Wort ‚Haus‘ sehr absichtlich gewählt, da es ebenfalls einen Sinn des Familiennamens andeutete.“
 

Tante Masama war dreist genug, um verwirrt auszusehen.
 

Also drückte es Byakuya für sie klarer aus. Er drehte ihr den Rücken zu und ging die Treppe hinauf. Während er das tat, sagte er: „Du wirst dich heute Nacht noch selbst aus den Gemächern meiner Mutter entfernen oder ich werde dafür sorgen, dass dich morgen früh meine Soldaten der Division dazu zwingen. Wenn du erneut versuchst, derart auf meiner Autorität in diesem Haus herumzutrampeln, ist unser Abkommen nichtig. Dann wird es keinen Erben geben und der Name Kuchiki kann mit mir begraben werden.“
 

„Das kannst du nicht tun!“, zischte sie.
 

„Du siehst, dass ich das kann“, sagte Byakuya, doch er hielt an, um sie über die Schulter hinweg anzublicken. Ein Blitz erhellte kurz den Raum, gefolgt von dem schnellen Knall des Donners. „Ich scheitere daran, zu verstehen, warum du dich entschieden hast, uns wieder zu Feinden zu machen. Wir waren zu einer Übereinstimmung gekommen.“
 

Ihre Stimme war Schrill und echote durch den großen Raum. „Du hast das Wochenende in der Welt der Lebenden verbracht, Byakuya. Warum?“
 

War das eine Art fehlgeleiteter Versuch, ihn zu bestrafen, weil er weiterhin Renji traf? „Du weißt wieso: Um meinen Liebhaber zu sehen.“
 

„Du bist zu ihm gegangen, selbst nachdem du von deinem früheren Kommandanten gehört hast, was passiert, wenn du mit jemandem wie ihm, ohne Reinigung, bist?“
 

Sie war wie ein Instrument, welches nur einen Ton spielen konnte. „Deine Besessenheit von diesem einen besonderen Anliegen ist besorgniserregend, meine Tante. Du hast Einiges für die Nacht zu organisieren und ich muss aus meiner nassen Kleidung raus. Wir können das am Morgen bereden.“
 

„Es ist wichtig, Byakuya.“
 

Byakuya schüttelte den Kopf. Er war fertig mit ihrer Torheit. Er war am anderen Ende der Treppe angelangt und hatte vor, sie ihrem, was auch immer für verrückten, Fetisch bezüglich des Reinigungsrituals zu überlassen.
 

„Das war es, was deinen Vater umgebracht hat“, sagte sie.
 

Das ließ ihn inne halten. „Wagst du dich, anzudeuten, dass meine Mutter keine reinblütige Adlige war?“
 

„Nein“, sagte sie mit einem kleinen Lachen über die Groteskheit dieser Idee. „Gott, nein, natürlich nicht. Seine Liebhaberin war jedoch eine dreckige, kleine Rukongai-Schl—“
 

„Lass es“, donnerte Byakuyas Stimme. „Du wirst nicht dieses Wort benutzen.“ Er wandte sich scharf zu ihr herum. „Nebenbei weißt du ganz genau, dass die Liebhaberin meines Vaters nicht in dieser Gegend lebte. Der Skandal war, dass sie eine Soldatin war.“
 

„Wie deiner, was der Grund ist, warum er sich weigerte, sie reinigen zu lassen. Und schau dir den Preis an, den mein Bruder für seine Sturheit zahlen musste!“, sie war nahe der Tränen und ihre Stimme bebte.
 

Also das befeuerte den intensiven Fokus seiner Tante auf das Reinigungsritual. Masama hatte sich selbst davon überzeugt, dass sein Vater im Kampf gescheitert ist, nicht weil er nicht dorthin passte, sondern weil ihm seine Liebhaberin um sein Reiatsu beraubt hatte.
 

Das einzig problematische an der Sache war, dass diese Theorie Byakuya einleuchtete.
 

Sein leiser und ruhiger Vater war ein phänomenaler Krieger gewesen. Byakuya hatte lange seine soldatischen Fähigkeiten bewundert. Trotz dem Bild, welches die Leute bevorzugt von Sōjun Kuchiki malten, schloss es sich nicht unbedingt gegenseitig aus, ein Poet und ein eiskalter Krieger zu sein.
 

Es hatte immer an Byakuyas Ehre genagt, all das Getuschel nach dem Tode seines Vaters zu hören, dass solch ein angenehmer Mann keinen Platz auf dem Schlachtfeld inne hatte und dass Sōjun besser in der Bibliothek geblieben und sich geweigert hätte, dem Ruf der Waffe zu folgen.
 

Sich weigern, dem Ruf zu folgen? Verstanden die Leute nicht, wie unmöglich es ist, seine eigene Natur zurückzuweisen? Die Träume zu ignorieren, die vom Zanpakutō geschickt wurden? Und Sōjuns Zanpakutō war eine blutrünstige, mächtige Dämonenbestie.
 

Auf seiner eigenen Weise Zabimaru nicht ganz unähnlich.
 

Das zu wissen und zu sagen, dass Sōjun eine zu sanfte Seele für den Kampf war, war eine Beleidigung für Mann und Schwert.
 

„Dennoch“, sagte Byakuya. „Wo ist dein Beweis?“
 

Masama klopfte mit ihrer Faust gegen ihre Brust. „In meinem Herzen!“
 

Er nickte. Sie musste ebenso fühlen wie er. Dennoch, ohne Beweis, war es nicht mehr als Mutmaßungen, eine wilde Vermutung. Niemand konnte mit Sicherheit sagen, was an diesem Tag geschehen war. Große Männer wurden vom Schicksal nicht mehr beschützt, wie alle anderen Seelen auch. Doch dieses Gespräch über Beweise löste die Erinnerung an ein früheres Gespräch aus.
 

„Du hast ihren Namen in den weggeschlossenen Seelenaufzeichnungen nachgeschlagen“, erkannte er. „Doch dabei bist du über den Namen meines Liebhabers gestolpert.“
 

Von seinem höheren Aussichtspunkt an der Treppe konnte Byakuya nicht sehen, wie sie errötete, doch ihre Haltung änderte sich schlagartig. Sie beugte ihren Kopf. „Ja.“
 

„Und du fürchtest, dass ich dasselbe Schicksal erleide?“
 

„Das tue ich, Byakuya. Bitte verstehe, dass ich dich liebe. Ich höre immer wieder Gerüchte über den abtrünnigen Kommandanten Aizen und wie stark seine neue Armee sei. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du mit einem versteckten Schwachpunkt in die Schlacht ziehst und ein weiterer Kuchiki so sinnlos verschwendet wird, wenn eine einfache Sache es beheben kann. Dich retten kann!“
 

Byakuyas Mitgefühl wandte sich. Wie er, hatte Masama fast alle verloren, die sie liebte – ihren eigenen Vater und eigene Mutter, ihren Bruder, ihre Schwägerin und… ihren Mann, Kōga. Doch ihr Ehemann war in einer weitaus schmerzvolleren Weise verloren. Nicht tot, aber gebrandmarkt als Verräter und für immer in Gefangenschaft.
 

„Doch wonach du fragst, geht mit einem Preis für Renji einher“, sagte Byakuya. „Du willst, dass ich meine Stärke gegen seine eintausche.“
 

Ein kleines Schluchzen entfloh ihrer Kehler. „Das ist genau das, was dein Vater gesagt hat.“
 

Ihre Worte waren wie ein Stich in Byakuyas Herz.
 

„Ich kann nicht abstreiten, dass du einen triftigen Grund angegeben hast“, sagte er nach einem Moment. „Ich denke darüber nach. Doch für diesen Augenblick ist meine Kleidung nass und du hast Dinge zum Umziehen. Gute Nacht.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 26:
Nach dem Aufeinandertreffen mit seiner Tante will Byakuya Rukia über ihre Erfahrungen mit dem Reinigungsritual fragen. Doch er wird… von Orihime verwirrt. Zwischenzeitlich Komplett anzeigen

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