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Durch Aarsòns Augen

von

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Kapitel 3

 

 

Die Erde war wunderschön in ihrer grünen, satten Vegetation und den unglaublich blauen Wassermassen, die sie umgab. Es war das perfekte Paradies, der optimale Lebensraum für viele Spezies.

Neidvoll hatte man schon vom Universum aus die Erde in Betracht gezogen. Und so dauerte es nicht lange bis andere Wesen, magische Wesen sie ebenfalls nutzten und sich ansiedelten.

 

Die Dinosaurier befanden sich gerade in ihrer Entwicklung, wo andere Lebewesen hingegen in ihrer Evolution erst am Anfang standen, als uralte magische Wesen die Erde besiedelten. Gute wie Böse. Sie befanden sich im Gleichgewicht, das es einzuhalten galt.

Aarsòn war gerade von seinem Schöpfer Daoè, einer Gottheit, die die Dunkelheit und das Böse manifestierte, erschaffen worden. Sein Geschöpf Aarsòn, wie auch viele seiner Kinder sollten ihm dabei helfen, das umzusetzen, was für ihn die reine Macht der Bosheit bedeutete. Die Macht jedes Lebewesen zu beherrschen und ins Verderben mitzureißen. Sein Interesse galt schon immer seinem Bestreben, die Erde und auch das Weltall zu beherrschen. Aber er wusste zu genau, es gab die Gegenseite und - es gab Spielregeln und Widerstand.

Als er sah, wie ihm Aarsòn geglückt war, war er mit sich sehr zufrieden. Er hatte den besten, stärksten und schönsten Dämon kreiert und, er spürte Liebe zu ihm, was eigentlich untypisch für das Böse war.

Die Gegenseite schlief auch nicht.

Sandola, der Schöpfer des Guten und Reinen, der absolut sauberen Seele, blieb ebenso nicht untätig. Er erschuf unabhängig voneinander zeitgleich ein Geschöpf, welches er Laduè nannte. Ein ebenso männliches Geschöpf, der Liebe und Güte verkünden sollte. Er würde der Beschützer des Guten werden. Neben all seinen anderen, von ihm erschaffenen Kindern, fand auch er sein Meisterwerk in ihm.

 

Die Menschen waren in dieser Zeit primitive Geschöpfe, die man primär als eine Art Steinzeitmensch bezeichnete. Sie waren noch nicht so weit entwickelt, um zu begreifen, was um sie herum passierte. Für sie war es wichtig auf die Jagd zu gehen, um Nahrung zu suchen und sich fortzupflanzen. Ihr Gott wollte zudem, dass seine Lebewesen auf der Erde sich erst entwickelten, was viele andere Götter nicht verstanden. Anfänglich dachten die Menschen, sie hätten mehrere Götter, was der einzige Gott von ihnen traurig stimmte und darum Kriege zwischen den Völkern tobte. Seither tobten Kriege zwischen den Völkern.

Aber es gab nur den einen Gott, der die Erde erschaffen hatte. Er schaute zwar mit Sorge auf die Entwicklung der magischen Wesen aus anderen Welten, hielt sich aber an die Regel, nicht einzugreifen.

Er war neutral, ließ die Menschen und Tiere selbst entscheiden, ob sie Gut oder Böse wurden, oder neutral blieben. Er zeugte Millionen Jahre später mit einer Erdenfrau seinen Sohn Jesus - aber das ist eine andere Geschichte.

 

Die Nacht war hereingebrochen. Der Tag hatte sich verabschiedet, bis sie in 12 Stunden wieder an die Macht kam. Und alles, was nun in Dunkelheit getaucht wurde, würde am nächsten Tag in schillernden bunten Farben zurückkehren.

Aarsòn und die anderen Dämonen wurden in ihren unterirdischen Höhlen wach, traten an die Oberfläche. Die Luft war kühl und roch nach feuchter Erde. Er liebte hingegen den Schwefel und die Hitze, aber man konnte nicht alles haben.

Er und die anderen seiner Art gingen nun auf Jagd. Sie waren hungrig und mussten sich, wie alle hier, ebenso ernähren und zusätzlich Energie von sterblichen Wesen für ihre eigene Kraft absorbieren.

Aarsòn war sehr hungrig. Er hatte bereits seit zwei Tagen nicht mehr gejagt. Er schaute in den Himmel und nickte zufrieden. Die Sterne standen günstig, das nächtliche Wetter perfekt dafür. Doch eines störte ihn gewaltig. Die weiblichen Dämonen waren stets an seiner Seite, wollten als Gefährtinnen einen Platz an der Spitze ergattern. Doch interessierte er sich nicht für sie. Er war zwar von Macht besessen, angetrieben, der Stärkste unter ihnen zu sein und auch zu bleiben, seinen Thron weiter zu behaupten, aber ihn interessierten die weiblichen Dämonen nicht. Daher stieß er Syphlis unsanft von sich, als sie ihre Arme um ihn legen wollte. Sie war in letzter Zeit stets an seiner Seite nur um mit ihm einen Stammeshalter zu zeugen, wie es der Schöpfer vorgesehen hatte und natürlich einen Platz in der Hierarchie zu ergattern. Normalerweise spielte Aarsòn gerne mit ihr, zeugen jedoch wollte er keinen Abkömmling. Es war ihm nicht wichtig. Vielleicht wollte er auch keinen, der noch mächtiger werden sollte, als er.

Er war Aarsòn, das absolut Böse. Keiner sollte ihm das Wasser reichen können, nicht einmal eines seiner noch nicht vorhandenen Abkömmlinge. Doch heute störte ihn diese Anhänglichkeit der Dämonin so sehr, dass er sie anfuhr:

„Geh weg, lass mich alleine, Weibsbrut“, schimpfte er. „Lass dich von jemand anderen vögeln und schwängern. Geh zu Sklàvs, der ist fast so gut wie ich.“ Er lachte kurz, als er an den Nichtsnutz von Dämon dachte, der ihm nachzueifern versuchte. Dieser Armleuchter. „Nerv mich nicht mit so etwas.“

„Du bist aber der Beste von uns und der beste männliche Dämon, was will ich mit Sklàvs?“, fauchte sie böse und Erregung lag in ihrer Stimme.

Aarsòn schnaufte verächtlich, gab ihr aber keine Antwort. Er war noch jung. Zu jung um sich zu binden. Sein Interesse galt der Jagd nach etwas Neuem, nach etwas Aufregendem.

„Du bist sehr seltsam, weißt du das? Unser Schöpfer muss bei dir was falsch gemacht haben.“ Sie bleckte ihre spitzen Zähne und ging missmutig zu den Anderen. Sie wollte heute Spaß haben, dann eben mit einem Anderen.

Aarsòn schaute ihr hinterher. Sollte sie doch einen anderen Dämon belästigen. Er scherte sich nicht darum und war froh, sie wenigstens für diese schöne Nacht, losgeworden zu sein. Endlich!

Der Dämon machte sich auf den Weg, ging auf Lauerstellung hinter eines der Gebüsche und pirschte sich heran, als er auf eine Herde Tiere stieß.

Eine Gattung Pflanzenfresser, die Wuerhosaurus, grasten hier auf der Weide, fraßen die frischen Blätter, die in der Jahreszeit besonders saftig waren. Doch die Dunkelheit war längst hereingebrochen und die Meisten hatten sich einen Schlafplatz unter den Mammutbäumen gesucht, die ihnen nicht nur Schatten, sondern auch Unterschlupf gewährten. Nur wenige von ihnen besaßen den Mut, hier zu grasen, um ihren letzten Hunger zu stillen, bevor auch sie sich der nächtlichen Ruhe hingaben.

Wie töricht, dachte er und bleckte seine Reißzähne.

Der Himmel surrte und unterbrach die Stille der Nacht. Er sah in den Himmel, der nun voller Nachtschwärmer war. Die Wesen der Nacht waren nun zum größten Teil alle wach. Doch waren Flugosarius nicht seine Beute, die er nebenbei schnell fangen konnte. Er flog auch, doch meistens war er zu träge dafür. Zudem wollte er am Himmel nicht auffallen da er mit seiner Größe und der Spannweite seiner Flügel nicht gerade unsichtbar für seine Beute war. Sein Bestreben war, rasche Beute zu erlegen und nicht erst groß mit ihnen zu spielen. Darum liebte Aarsòn die Fleischfresser unter den Tieren mehr, die am Boden lebten und manchmal nach ihrem Fressen zu träge waren. Doch heute war er zu hungrig, um wählerisch zu sein. Er brauchte Nahrung in jeglicher Form, auch wenn es jetzt eben die vegane Gattung sein musste. Ihr Fleisch und ihre Essenz würden ihn trotzdem stärken, auch wenn sie nicht gerade schmeckten. Doch musste er sich sputen, denn nur noch wenige waren noch auf ihrem Platz. Die meisten traten ihren Rückweg an.

Er pirschte sich lautlos heran. Seine Flügel ließ er hinter seinem Rücken zusammengefaltet. Zuviel Aufmerksamkeit wollte er nicht auf sich ziehen. Seine Augen glühten in der Nacht noch röter als sonst. Er kontrollierte seine Atmung und versuchte flach Luft zu holen. Aarsòn wollte gerade bei einem der Tiere, das sich in seine Nähe wagte, zuschlagen, als er sah, dass sich ein anderes Wesen aus der Herde hervorhob. Es hatte seine Flügel ausgebreitet als wollte es das Tier damit schützen. Dank seiner weißen Flügel war Aarsòn schnell klar, das Wesen war die andere Seite, die Gute. Die Seite, die er verachtete und hasste. Besonders verstärkte sich seine Wut, als er mitbekam, dass dieses Wesen das Tier verscheuchte und es mit wenigen Sprüngen zu seinen Artgenossen sprintete.

Aarsòn trat aus seinem Versteck hervor, tat seinen Unmut kund.

Die restlichen Tiere witterten den Eindringling und flüchteten ebenfalls. Nur das Wesen, mit seinen langen weißen Haaren und seinen blauen Augen, blieb an seinem Platz und starrte zu dem Dämon. Auch wenn er einer der Guten war, so spürte Aarsòn ebenfalls seinen Zorn, was ihm wiederum gefiel.

Was ihn aber an dem Geschöpf irritierte, waren die Details, die er an ihm wahrnahm, wie sein Aussehen, seine Augen -  die blau wie das Meer und so rein schienen.

Er scherte sich doch niemals um ein Aussehen.

„Ich habe keine Angst vor Euch“, sprach ihn auf einmal das Wesen an, mit der Sprache der Weisen und Gebildeten.

„Das solltest du aber!“ Aarsòn bleckte seine spitzen Zähne. Er wollte ihn wissen lassen, dass er böse und Angst einflößend wirkte.

„Warum?“

„Warum? Ich bin das Böse, der Schrecken eben und ich will diese Welt erobern! Ich will alles töten, was gut und lebendig ist.“

„Warum? Ihr seid es doch auch!“

Aarsòn verstand die Situation nicht, denn Wesen dieser Art fürchteten sich meistens vor ihnen und außerdem waren sie sonst niemals in der Dunkelheit vorzufinden bis auf jetzt dieses Exemplar hier. Seltsam.

„Was machst du hier in meiner Dunkelheit? Du solltest bei deinem Volk weilen. Und vor allem bei Tageslicht.“

„Wieso Eure Dunkelheit? Habt Ihr sie erschaffen?“ Zynismus lag in seiner Stimme.

„Nein, das nicht gerade, und dennoch beanspruchen wir die Dunkelheit, den Mond.“

„Ich liebe den Mond, die Sterne. All das kann ich bei Tage nicht anschauen. Die Nacht gehört jedem von uns und nicht nur den Nachtvölkern.“

Aarsòn fing zu lachen an. Dann verstummte er aber, sah sich lauernd um. Er wollte auf keinen Fall auf sich aufmerksam machen. Seine Augen leuchteten in der Dunkelheit rötlich, sein Schweif schlug aufgeregt auf Gras auf.

Warum war er an dem Ding so interessiert? Er sollte ihn töten, aber etwas hielt ihn davon ab. Zudem durften sie sich untereinander nichts antun. Eine der Scheiß Regeln, die aufgestellt waren.

„Komm mit!“, fauchte er ihn an, aber so leise, dass nur das helle Wesen es hören konnte. Was er tat verstand er nicht wirklich, und als dieses Wesen sich sträubte, packte er ihn an der Schulter. Zu überrascht von der Aktion kam auch keine Gegenwehr.

Aarsòn faltete seine Flügel auseinander. Die mächtigen Schwingen surrten in der Luft. Er umschloss das Wesen mit seinen Armen und sie flogen zusammen in die Lüfte, bevor er überhaupt begriff, was er getan hatte, waren sie schon ein Stück weit geflogen. Weg von den Augen seiner Art.

Der Flugverkehr war jetzt nicht mehr ganz so stark, nur noch ein paar Nachtvögel durchquerten ihren Weg.

„Wohin nimmst du mich mit, hä?“, fragte auf einmal das Wesen und wollte seine Flügel ebenfalls zum Einsatz bringen als Aarsòn ihn davon abhielt.

„Lass das, sonst kollidieren wir in der Luft, außerdem will ich nicht, dass du mir dann davonfliegst!“, zischte er. „Du bist schon komisch. Auf einmal benutzt du auch meine Sprache, die Sprache der Einfachheit, die der Derbe, der Schlechtheit? Zudem reicht es, wenn einer fliegt, oder nicht?“ Er hielt das Wesen weiterhin in seiner Umarmung, spürte die Zartheit, die von ihm ausging.

Das Wesen antwortete ihm nicht. Aber Aarsòn fühlte zu seiner eigenen Überraschung, wie es sich an ihn klammerte. Er spürte die Präsenz und es irritierte ihn, denn er mochte es eigenartiger Weise, wie es sich an ihn klammerte.

Es gefiel ihm. Verdammt, warum gefiel es ihm? Seiner Männlichkeit gefiel es auch. Sie brauchten keine Kleidung, ihre Haut gab Schutz genug, hatte aber in diesem Moment auch den Nachteil, dass man alles erkennen konnte.  Auch das Wesen war, wie er, nackt und er konnte dessen Männlichkeit an seinem schuppigen Schenkel fühlen. Aarsòn drückte ihn noch fester an sich und ihre Hörner, die ihre Köpfe zierten, berührten sich dabei. Das brachte den Dämon in Aufruhr. Er fühlte den Körper des Taglers, so wie seine Art sie nannten, und spürte die Kühle des Wesens. Er wiederum war warm, spie Feuer, wenn er wollte.

Sie flogen eine Zeit lang Richtung Meer und kamen schließlich auf einer Insel mitten im Ozean an.

„Interessant.“ Der Tagler nahm seine Arme von dem Dämon und sah sich um, schmunzelte weiterhin.

„Was?“ Aarsòn wunderte es, dass er keinerlei Angst vor ihm zeigte, obwohl er größer und stärker war.

„Dass wir gerade hier sind, in einer Oase und für jedes Auge unsichtbar. Woher weißt du von dem Platz?“, fragte er sichtlich interessiert. Seine Neugierde für den Dämon schien geweckt.

„Gute Frage, das Selbige könnte ich dich fragen?“

Das Wesen schnaufte und wollte nicht preisgeben, dass dies sein Lieblingsplatz war. „Wie nennt man Euch?“, fragte er stattdessen. Er hatte von den Anderen nicht herausgebracht, wie man den Dämon nannte. Auch durfte man nicht über das Böse reden.

„Wie nennt man dich?“, korrigierte Aarsòn, ihm gefiel es nicht, dass das Wesen wieder diese hochnäsige Sprache anwendete.

„Wie nennt man dich?“ Der Tagler versuchte sich zu zügeln, aber auch er war in Aufruhr, nicht wegen der halb gewollten Entführung, sondern weil er sich zu diesem bösen Wesen hingezogen fühlte. Schon immer. Und jetzt mehr denn je. Er hatte dieses Wesen bereits längere Zeit beobachtet, aber nie seinen Namen herausgefunden, darum war er heute im Dunklen unterwegs. Nicht weil er die Nacht liebte, so wie er es zuerst erklärt hatte, sondern weil er Ihn sehen wollte. Er hatte all seinen Mut zusammengenommen und jetzt … Er konnte nicht glauben, dass es so einfach war, ihm nahe zu sein …

„Aarsòn – der Gefürchtete. Ich bin ein Dämon voller Hass und Wut und furchtbar böse.“

„Aha! Na ja, wenn du so böse wärst, wie du sagst, warum bin ich dann noch hier und du hast mich nicht bei den anderen angeschwärzt, oder gar verletzt?“

Gute Frage, darauf wusste Aarsòn nichts zu erwidern. Er ließ sich aber auch nichts anmerken. Vor allem nicht, dass ihn das Wesen erregte und er musste sich zügeln, dass man das von außen nicht sah. Er hielt seine Hand vor seinem Geschlecht, aber so als ob er mit Absicht in einer stattlichen Haltung stand.

„Also, du Geschöpf von Sandola, wie nennst du dich?“, fragte er rauer als beabsichtigt, als die Lichtgestalt zusammenzuckte, da er auf seine Leibesmitte gestarrt hatte. Hatte er seine Erregung etwa doch gesehen?

„Laduè.“

Seine blauen Augen gingen ihm durch Mark und Bein.

 

 

©Randy D. Avies Juli 2016

 

Betaleser: peonie

 



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