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Lying is the most fun a girl can have...

without taking her clothes off
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Phew, was soll ich sagen?
Ich habe mich mal an Sasuke und Sakura gewagt! Das erste Mal überhaupt ... und ich kann nicht sagen, dass es sich schlecht angefühlt hat! ;D
Normalerweise schreibe ich ja Boys-Love, aber ich hatte da so ein bestimmtes Verlangen und dem habe ich nachgegeben. Das Ergebnis könnt ihr in Form dieses Oneshots lesen! :)
Die Tags verraten euch grob, um was es gehen wird, heh.
Über Kommentare würde ich mich freuen, aber jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Let's get these teen hearts beating faster

„Hast du ihre Schuhe gesehen?“

 

„Hmm?“

 

„Ihre Schuhe! Sie sind schrecklich! Viel zu hoch für die Schule. Und diese hässlichen Steine erst, urgh …“ Schmunzelnd blicke zu Ino, die neben mir sitzt und bereits jetzt über unsere Mitschüler lästert, obwohl wir erst seit zwei Stunden in der Schule sind.

 

Der erste Tag nach den Sommerferien …

 

„Kümmer dich lieber um den Stundenplan.“

 

„Sakura, du kannst mir nicht erzählen, dass du diese hässlichen Schuhe nicht gesehen hast!“ Gesehen habe ich sie schon, doch sind sie mir wichtig genug, um darüber nachzudenken? Nein, nicht wirklich.

 

„Außerdem ist sie damit größer als Sasuke!“ Ah … ich wusste, dass das noch nicht alles war, was sie dazu zu sagen hat. Die Schuhe waren vermutlich nur der Aufhänger, um auf das Thema Nr. 1 zu kommen.

 

Sasuke …

 

Schwarm aller Mädchen und unerreichbar für jemanden wie mich. Ich kenne ihn schon fünf Jahre und habe durch unseren gemeinsamen Freundeskreis auch schon den einen oder anderen Kontakt zu ihm gehabt, doch ich bin mir sicher, dass er mich gar nicht wahrnimmt. Geredet haben wir vielleicht, wenn es hochkommt, zehn Sätze …

 

„Das sieht so affig aus! Ich verstehe nicht, weshalb er immer noch mit ihr zusammen ist, urgh!“

 

„Vielleicht, weil er sie liebt?“ Ihr darauffolgendes Lachen drückt unangenehm in meinen Ohren. Übertönt beinahe das beklemmende Gefühl, das in meiner Brust entsteht.

 

„Liebe? Ich bitte dich. Sie ist einfach nur eine Schlampe, die immer die Beine breit macht.“

 

„Ino, sprich nicht so.“

 

„Aber es ist doch die Wahrheit!“

 

„Hallo Ladies.“ Welch willkommene Ablenkung …

 

„Hallo Kiba.“ Ich lächle, als er mir zuzwinkert.

 

„Na, alles schick bei euch? Worüber wird gerade gelästert?“, hakt er grinsend nach, während ich die Augen verdrehe und Inos folgende Worte erfolgreich ausblende, um mich auf meinen neuen Stundenplan zu konzentrieren. Die roten Kreuze hinter den einzelnen Kursen sind alle die, die ich mit ihm teile.

 

„Haha. Die Beiden haben sich in den Ferien getrennt.“

 

„Was, ehrlich?“, haucht Ino fassungslos. Ich gebe zu, mein Herz ist ebenfalls geschockt. Schlägt schnell in meiner Brust. Habe ich gerade richtig gehört?

 

„Jap. War wohl ein ziemliches Drama. Sasuke hat wohl ein paar neue Freunde und ne neue Tussi gefunden."

 

„Ist nicht wahr!“ Kiba nickt.

 

„Doch, Naruto hat es mir erzählt. Allerdings ist die Neue wohl noch ätzender als Karin.“

 

„Ahhh, Sakura, hast du das gehört?!“ Gehört schon, aufgenommen noch nicht.

 

„Ja …“

 

„Sasuke ist wieder verfügbar!“ Eh, hat Kiba nicht gerade gesagt, dass-

 

„Ne, er hat ne neue Alte. Außerdem, was findet ihr an dem Penner? Er ist kriminell, raucht, kann nicht in ganzen Sätzen sprechen und ist generell total beschissen.“

 

„Sprich nicht so über Sasuke!“, zischt Ino Kiba entgegen.

 

Sasuke hat wirklich mit ihr schlussgemacht … wegen einer anderen?

 

„Ja ja. Sasuke hier, Sasuke da. Wie oft hat Sasuke schon Interesse an dir gezeigt?“

 

„An mir? Gar nicht, aber ich steh auch nicht auf ihn!“

 

„So? Dann kannst du ja mit mir ausgehen.“ Blinzelnd blicke ich zu Ino, deren Mund offensteht. Kiba hingegen grinst.

 

„Wa...was?“

 

„Wenn du nicht auf Sasuke stehst, dann kannst du ja mit mir ausgehen.“

 

„Ich … eh, was?“ Ino wird knallrot, und ich weiß nicht, ob es aus Scham oder Solidarität passiert, denn ich werde es ebenfalls.

 

„Ausgehen. Du und ich. Ein Date.“

 

„Okay“, haucht sie.

 

„Was?“ Diesmal sieht Kiba verwundert aus.

 

Wo sind diese blöden schwarzen Löcher eigentlich, wenn man sie braucht? Das hier ist Fremdschämen auf höchsten Niveau und ich weiß, dass dieser Kurs ganz sicher nicht auf meinem Plan steht.

 

„Ich muss mal auf die Toilette“, entschuldige ich mich kurzerhand und schnappe mir meine Tasche, ehe ich die beiden, die in diesem peinlichen Moment nur Augen für sich haben, zurücklasse und mich ins Innere der Schule flüchte.

 

„Sakura!!“ Ich kneife die Augen zusammen. Die ganzen Sommerferien über habe ich mich erfolgreich gedrückt … und jetzt hat er mich erwischt. „Ich weiß dass du weißt dass ich da bin, also mach die Augen auf.“ Mit einem erzwungenen Lächeln blicke ich zu Naruto auf, der die Arme vor der Brust verschränkt hat und scheinbar versucht, mich böse anzusehen.

 

„Naruto.“

 

„Du hast dich die ganzen Ferien gedrückt, wo warst du?! Was ist mit deinem Telefon?“

 

„Ist in die Toilette gefallen.“ Oh, diese dicke, fette Lüge, die er sofort durchschaut …

 

„Lüge!“, ruft er sofort heraus und zeigt mit dem Finger auf mich, als wäre ich ein Schwerverbrecher, der geradewegs aufgelaufen ist. Im Flur. Wo Menschen stehen. Menschen, die uns ansehen.

 

„Naruto“, brumme ich und greife nach seinem Finger, um ihn nach unten zu drücken. Seinem Gesichtsausdruck wahrscheinlich nicht so sanft, wie beabsichtigt, aber er ist selbst schuld. „Ich war mit meinen Eltern im Urlaub und da gab es Handyverbot.“ Eine kleinere, weniger schlimme Halblüge, denn im Urlaub war ich, nur nicht mit meinen Eltern und auch nicht ohne mein geliebtes Smartphone, das mich auf dem Laufenden gehalten hat.

 

„Ach ja? Und wieso warst du dann bei Facebook online?“

 

„Huh?“

 

„Du warst jeden Tag online, Sakura.“ Ich seufze. Dieser verdammte Stalker.

 

„Okay, ich hatte keine Lust auf Menschen“, gebe ich schließlich zu und er nickt.

 

„Auch nicht auf mich?“

 

„Es war kompliziert.“

 

„Häh?“

 

„Naja … ich hatte einige Dinge, die ich sortieren musste, und du hättest mich mit Sicherheit abgelenkt.“

 

„Dinge sortieren?“ Ja, meine Gefühle, die für immer unerwidert bleiben werden zum Beispiel. Ich weiß, dass Sasuke absolut kein Interesse an mir hat, weil ich offensichtlich nicht sein Typ bin, und trotzdem bin ich in ihn verknallt. Total schwachsinnig. Viel zu lange Zeit renne ich ihm hinterher, ohne ihm hinterherzurennen und … ja. Bescheuert. „Sakura?“ Ich schnaube.

 

„Baka.“ Naruto hingegen runzelt die Stirn und sieht besorgt aus.

 

„Ist alles okay bei dir?“ Bis auf das gewohnte Chaos und der Druck und die unerwiderten Gefühle? Natürlich. Alles peachy.

 

„Ja … ich hatte einfach nur kein Bedürfnis, mich mit irgendwem zu unterhalten. Okay? Es hatte nichts mit dir zu tun …“ Jedenfalls nicht direkt.

 

„Okay, aber falls du doch reden willst, dann bin ich für dich da, ja?“ Gegen meinen Willen legt sich ein melancholisches Lächeln auf meine Lippen. Natürlich ist er immer für mich da. Der einzige Junge, der bisher Interesse an mir gezeigt hat … mein insgeheimer bester Freund. Dessen Gefühle ich nicht erwidern kann.

 

„Danke.“

 

„Und jetzt gib Papa ein Küsschen.“

 

„Du spinnst wohl …“

 

„Naaaaw, Sakuraaaa, ich hab dich so lange nicht gesehen! Dann lass dich wenigstens umarmen.“ Ich lasse es zu, dass er mich in seine Arme zieht und umarmt. Er riecht gut, gewohnt und vertraut. Nicht dass man das falsch versteht, Naruto ist und bleibt wie ein Bruder für mich, auch wenn wir uns umarmen. Alles rein platonisch! „Hattest du wenigstens einen schönen Urlaub? Du hast viel verpasst.“

 

„Hmhm“, nuschle ich, ehe ich mich zurückziehe. „Geht so, und du?“ Seine blauen Augen leuchten, und sofort ist da wieder dieses Grinsen, das so typisch für ihn ist.

 

„Jap! Ich hab Hinata endlich gefragt, ob sie mit mir ausgeht und sie hat ja gesagt!“ Was ist das für ein seltsames Gefühl?

 

„Oh.“

 

„Oh?“

 

„Ich freue mich für dich.“ Wieder schleicht sich ein unechtes Lächeln auf meine Lippen. Warum? Freue ich mich etwa nicht darüber, dass er endlich begriffen hat, dass Hinata auf ihn steht?

 

„Tust du?“ Ich nicke.

 

„Ich bin nur überrascht, dass du sie endlich gefragt hast.“

 

„Heh. Ich hätte sie wahrscheinlich nicht gefragt, wenn Sasuke mir nicht den Kopf gewaschen hätte.“ Da ist noch ein weiteres, undefinierbares Gefühl, das in mir aufkeimt. Flau … negativ. Unangenehm.

 

„Das ist wirklich schön, Naruto.“

 

„Sakura, hier bist du!“

 

„Ino.“

 

„Warum bist du abgehauen?!“

 

„Uhm, ich dachte ihr wolltet reden?“ Ihre Nägel, die in meinen Arm kneifen, können nicht von dem Empfinden ablenken, das sich in meinem Magen ausbreitet.

 

„Bist du wahnsinnig? Er hat mich nach einem Date gefragt!“

 

„Ja … das habe ich bemerkt.“

 

„Dann kannst du nicht so einfach-“

 

„Sasuke! Sasuke, hier drüben!“ Meine Augen weiten sich und Ino verstummt. Dann rast mein Herz. Da ist er. Sein ausdrucksloser Blick, der an mir vorbeigleitet, weil er Naruto ansieht. Er kommt direkt auf uns zu.

 

Verdammt … wieso kommt er her? Seit wann hört er auf Zurufe?!

 

„Hn.“

 

„Hallo Sasuke-kun.“ Oh Ino … du hinterlistige …

 

„Hallo.“ Und er sagt auch noch hallo zu ihr!

 

„Da ihr jetzt alle hier seid, am Wochenende schmeiß ich eine Party bei mir zu Hause, weil meine Eltern nicht da sind und …“ Ich höre Naruto schon gar nicht mehr zu, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt bin, Sasuke anzustarren. Diese langen Wimpern … seit wann hat er so lange Wimpern? Seine Züge sind absolut ebenmäßig und seine Haut reiner als die von einem photogeshoppten Model … Und seine Augen. So dunkel. Fast schwarz, vielleicht sogar dunkles Grau? Absolut einnehmend. Er sieht mich direkt an. Und ich blicke zurück. Drei … vier … fünf Sekunden. Warum schaue ich nicht weg?!

 

„Klar kommen wir!“ Inos Seitenhieb katapultiert mich zurück in die Realität, in der ich mich gerade zum größten Vollidioten der Welt gemacht habe. Ich habe Sasuke angestarrt. Und er hat es gesehen. Er hat mich angesehen.

 

Oh mein Gott … wo ist das schwarze Loch?!

 

„Sehr schön, genau das wollte ich hören. Sasuke, du kommst auch, oder?“

 

„Hn.“ Ich kann spüren, dass er mich noch immer anblickt. Mir wird warm, fast schon heiß – Blut, das mir geradewegs in die Wangen schießt. Denkt er, dass ich ein Creeper bin?

 

„Ich deute das mal als 'Ja'. Aber lass deine Tussi zu Hause.“

 

„Hn.“

 

„Hnnn. Hnnn, du und deine Sprachstörung“, äfft er Sasuke nach, der nur eine Augenbraue anhebt und zum Glück damit aufhört, mich anzusehen. „So Ladies, entschuldigt uns, wir müssen noch einiges planen. Außerdem steigt uns Ebisu aufs Dach, wenn wir wieder zu spät kommen und so, also bis später!“

 

 

 

„Was war das?“, höre ich Ino fragen, nachdem die beiden Jungs aus unserem Sichtfeld verschwunden sind.

 

„Hm?“

 

„Du bist knallrot und Sasuke hat dich angestarrt.“ Er hat mich angestarrt? Ich habe eher ihn angestarrt. Wenn, dann hat er nur gestarrt, weil ich gestarrt habe und gnah! Das ist eine Katastrophe. Warum muss ich gleich am ersten Schultag mit solchen Dingen konfrontiert werden?

 

„Hat er nicht …“

 

„Sakura, er hat dich ungefähr 30 Sekunden lang angestarrt. Hast du einen Pickel?“ Ich bin zu überrascht, um zu reagieren, als sie nach meinem Kinn greift, um mein Gesicht zu inspizieren. „Hmm, nein. Rein wie eh und je. Aber sag mal, hast du dich geschminkt?“

 

„Uhm, ja?“

 

„Das ist mir noch gar nicht so aufgefallen, aber es sieht gut aus! Sag, willst du jemandem schöne Augen machen?“

 

„Ino!“ Ihr Lachen lässt mich die Lippen aufeinander pressen.

 

„Ich ärger dich nur.“

 

„Ich weiß, und ich hasse dich.“

 

„Neee, du liebst mich, weil ich deine besteste Freundin bin.“ Ich verdrehe die Augen.

 

„Ja, meine besteste Freundin für immer … auch wenn ich mich manchmal frage warum.“

 

„Weil du mich liebst, du Dummerchen. Und jetzt komm, sonst kommen wir auch zu spät.“

 

 

Natürlich sind wir zu spät zum Unterricht gekommen. Aber da unserer Lehrer ebenfalls immer unpünktlich ist, ist es zum Glück niemandem aufgefallen.

 

 

 

 

 

 

 

„Wir müssen unbedingt ein neues Outfit besorgen! Lass uns am Donnerstag shoppen gehen!“

 

„Shoppen?“

 

„Ja, oder willst du, dass Sasuke dich in deinem Gammleroutfit sieht?“

 

„Gammleroutfit?“

 

„Ich wette du trägst gerade wieder deine schlabbrige rosa Hose und das übergroße, hässliche Entenshirt.“ Verdammt, sie kennt mich einfach zu gut.

 

„Denkst du wirklich, dass ich so auf eine Party gehen würde?“

 

„Sakuraaa, es ist die Party! Und ja, ehrlich gesagt weiß ich nicht, was dein Kleiderschrank sonst zu bieten hätte, das wenigstens ein bisschen auffällt.“ Ich verziehe die Lippen. Mit Ino zu shoppen ist ungefähr genauso schlimm, wie abends mit ihr zu telefonieren. Oder sie in der Schule zu sehen. Oder wie ein Zahnarztbesuch, bei dem man sich alle Zähne ziehen lassen muss.

 

Weshalb liebe ich sie gleich nochmal?

 

„Oder ich leihe dir was von mir, such es dir aus.“

 

„Inooo … wollen wir wirklich auf diese Party?“ Wenn ich Sasuke beobachten will, dann stalke ich einfach sein Facebook-Profil. Oder ich betrachte die Bilder auf meinem Smartphone, die ich heimlich von ihm geschossen habe. Ja, ich weiß, ziemlich erbärmlich und obendrein noch gruselig, aber was erwartet man von einem Mädchen, das ein Entenshirt trägt?

 

„Und ob! Und jetzt legen wir uns hin, meine Maske wird langsam fest.“

 

„Maske?“

 

„Na meine Schönheitsmaske.“

 

„Okay …“

 

„Schlaf gut, Breitstirn, und träum schön von Sasuke-kun!“ Bevor ich überhaupt etwas erwidern kann – sowas wie: ich verfluche dich du Hexe! - hat sie auch schon aufgelegt.

 

Ich werde ganz sicher nicht von ihm träumen! So viel Glück habe ich nämlich nicht …

 

 

 

 

 

 

„Ich hab meinem Dad gesagt, dass ich bei dir schlafen werde.“

 

„Du willst bei mir schlafen?“

 

„Nein, Sakura, wir werden beide bei Naruto schlafen.“

 

„Huh? Vergiss es, meine Mutter wird sowas nie erlauben.“ Es ist das gefühlt fünfzigste Kleid, das ich vom Bügel nehme, um es mir genauer anzusehen. Und auch dieses hier ist keines, das mir gefällt. Warum sind die meisten Kleider so unvorteilhaft geschnitten? Oder zu weiblich …

 

„Natürlich wird sie es nicht erlauben, deswegen musst du sagen, dass du bei mir schläfst.“ Ich blicke zu Ino herüber.

 

Donnerstag Nachmittag, Tatort: Die Mall von Konoha. Vergehen: Lug und Betrug gegenüber ahnungsloser Erziehungsberechtigter.

 

„Spinnst du? Wenn unsere Eltern das spitz kriegen, dann köpfen sie uns.“

 

„Deswegen müssen wir geschickt lügen. Beziehungsweise musst du geschickt lügen. Mein Dad hat es schon abgesegnet.“ Ihr Schmunzeln wirkt siegessicher.

 

„Ino, und was, wenn ich gar nicht bei Naruto schlafen will?“

 

„Aber Sasuke schläft da.“ Verdammt.

 

„Na und?“

 

„Und er ist alleine.“ Das Wackeln ihrer Augenbrauen lässt mich die Augen rollen.

 

„Er hat eine Freundin. Und außerdem ist er nicht an mir interessiert.“ Ist er nicht. Sasuke wird niemals an mir interessiert sein. Ich passe ja nicht einmal in weibliche Kleider, weil meine Figur der einer Kerze gleicht. Gerade. Keine Rundungen. Ich wette, ich könnte später als männliches Stunt-Double arbeiten …

 

„Und warum starrt er dich dann ständig an?“ Ich runzle die Stirn.

 

„Wann starrt er mich denn bitte an?“

 

„Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen … aber“, sie legt eine kunstvolle Pause ein, „naja, egal, es interessiert dich ja doch nicht.“ Und dann geht sie einfach so zu dem Regal mit den Skinny Jeans.

 

„Ino, ich schwöre bei Gott, wenn du mir nicht sofort erzählst, was du mir erzählen wolltest, dann werde ich Kiba anrufen und ihm sagen, dass du ihn liebst!“ Mit schockgeweiteten Augen dreht sie sich zu mir herum.

 

„Das würdest du nicht tun.“ Demonstrativ zücke ich mein Smartphone.

 

„Lass es uns herausfinden.“

 

„Sakura!“

 

„Ino?“ Sie stiefelt auf mich zu, so gut es mit ihren Pumps nur geht, doch bevor sie mein Handy erreicht hat, habe ich es schon zurück in meine Tasche befördert.

 

„Also?“, fordere ich sie auf, doch sie schmollt. Für gute zwei Sekunden, dann fängt sie endlich an zu erzählen.

 

Auch wenn es mir ziemlich schwerfällt, ihr das Gesagte zu glauben. Denn ich bin es, der Sasuke beobachtet, wo es nur geht. Mir wäre es doch aufgefallen. Von wegen die Augenblicke verpasst, die er mich angestarrt hat. Es klingt unglaubwürdig und wie ein billiger Köder, den ich allerdings leider Gottes fresse.

 

Ich Idiot.

 

„Es wäre also eine Verschwendung, wenn du die Chance nicht nutzen würdest.“

 

„Welche Chance? Die, mit Sasuke in Richtung Sonnenuntergang zu reiten und bis ans Ende meines Lebens glücklich und zufrieden an seiner Seite zu leben? Auf einem Bauernhof mit fünf Kindern? Davon zwei Jungs und drei Mädchen? Und wenn er das Feuerholz hackt, dann beobachte ich ihn? Und-“

 

„Sakura, das ist krank.“ Jap, das ist es. Aber das habe ich auch nie bestritten. Also zucke ich nur mit den Schultern.

 

„Ich weiß.“

 

„Ich rede eher davon, endlich flachgelegt zu werden.“

 

„Du hast nicht gerade das gesagt, was du gesagt hast, oder?“

 

„Und ob. Du bist viel zu jungfräulich. Und wer wäre perfekt, um das zu ändern? Genau, Sasuke.“

 

„Ist es dir egal, ob Kiba dich zu Mc Donalds einlädt? Ich schreibe ihm fix die SMS mit den Einzelheiten.“

 

„Sakura!“, schimpft sie mich. „Sei doch bitte einmal ernst.“

 

„Nur, wenn du damit anfängst.“ Es ist schon beinahe ein Grollen, das aus ihr herausbricht.

 

„Sakura, ich meine es ernst! Du bist siebzehn, wie lange willst du noch warten?“

 

„Solange, bis Sasuke um meine Hand anhält?“

 

„Ich geb es auf, du bist verloren. Und jetzt nimm endlich ein verdammtes Kleid, wir müssen uns noch um dein Make Up kümmern!“

 

 

Wie sie es geschafft hat, meine Mutter davon zu überzeugen, mir am Wochenende nächtlichen Ausgang zu gewähren, ist mir ein Rätsel, doch was ich mit Sicherheit weiß ist, dass Ino anstrengend ist. Der Rock und das Top, die sie vorsorglich mit zu sich genommen hat – damit ich nicht auf die Idee komme, die Sachen im Müll verschwinden zu lassen, dorthin, wo sie meiner Meinung nach auch hingehören – sehen schrecklich aus. Schrecklich nuttig und absolut nicht nach dem, was ich sonst so trage.

 

'Willst du lieber dein Entenshirt tragen? Sasuke-kun wäre sicher ganz angetan' Ich verziehe meine Lippen bei der Erinnerung an diesen Satz. Ich weiß ja, dass ich nicht unbedingt die nächste Carry Bradshaw bin, doch dass Ino immer wieder auf diesem blöden Shirt herumreiten muss, sobald ich es wage, dezente Kleidung auszuwählen, ist wirklich nervig. Was ist an einer Jeans und einem Shirt so verkehrt? Wir gehen schließlich nicht in die Disco!

 

Aber sei es drum. Sollte ich morgen Abend wie eine Bordsteinschwalbe aussehen, dann werde ich sie einfach zur Kasse bitten.

 

 

 

 

 

„Brauchst du noch etwas Geld für ein Taxi?“ Meine Stirn liegt in Falten.

 

„Wofür sollte ich ein Taxi brauchen?“

 

„Du bist nicht darauf reingefallen.“

 

„Worauf reingefallen?“

 

„Wärst du ein dummes Mädchen oder ein Lügner, hättest du ja gesagt und verraten, dass du doch nicht bei Ino schläfst, sondern um die Häuser ziehen willst.“

 

„Pa …“

 

„Aber du bist ein gutes Mädchen.“ Sicher … immer, nur heute nicht.

 

„Ich geb mir Mühe.“ Sein darauffolgendes Lachen lässt mich den Mund zu einer Grimasse verziehen, die wohl nur entfernt an ein Lächeln erinnert.

 

„Dann seid schön artig, ja? Und melde dich, sobald du morgen ausgeschlafen bist und abgeholt werden willst.“

 

„Pa, ich bin keine zwölf mehr.“

 

„Und doch ist die Erinnerung so frisch wie gestern. Weißt du noch, als du Heimweh hattest, weil du Mr. Kibbels nicht sehen konntest? Ino hat dich die ganze Zeit ausgelacht.“

 

„Ja“, antworte ich mit einem Zähneknirschen.

 

„Oder als du deinen Lieblingsteddy vergessen hast. Wie hieß er noch gleich?“

 

„Bubbels. Er hieß Bubbels.“ Und so heißt er auch heute noch. Er macht nur gerade Urlaub in meinem Schrank, weil ich es niemals übers Herz gebracht habe, ihn zu spenden, wovon meine Eltern bis zum heutigen Tag ausgehen. Wie war das, ich bin ein gutes Mädchen? Pah, wenn der nur wüsste!

 

„Ah ja, Bubbels!“ Ich nicke, ignoriere alle weiteren Worte, die mir folgen, selbst als ich mit meinem Rucksack schon fast das Haus verlassen habe.

 

Natürlich werde ich brav sein. Und nein, ich werde kein Heimweh bekommen. Und ich werde auch ganz früh ins Bett gehen und anrufen, falls ich doch Heimweh bekommen sollte …

 

Tzzz, Eltern sind wirklich nervig.

 

 

 

 

 

„Breitstiiiiirn, hereinspaziert!“ Warum bin ich gleich nochmal hier? Ah ja, weil Naruto mir sonst für den Rest des Schuljahres mit seinem Jammern in den Ohren liegen würde. Und wegen Sasuke. Aber das nur am Rande.

 

„Ino …“

 

„Los, mein Dad kommt in zwei Stunden, bis dahin müssen wir fertig sein.“

 

„Das reicht doch locker.“ Ungläubig fixieren mich ihre blauen Augen.

 

„Nie im Leben.“

 

„Dann müssen wir uns also keine Mühe geben?“ Ihre Antworte ist ein Ruck, der durch meine Glieder geht, weil sie mich am Arm packt und mit in ihr Zimmer zerrt, wo sie, wie ich feststelle, schon allerhand Kleidung auf ihrem Bett verstreut hat. Und ihr Beautycase steht auch offen. Wie kann man nur so viel Make Up besitzen?

 

Zwischen Gossip und fliegendem Wechsel von Kleidungsstücken, beginne ich langsam, diese Entscheidung zu bereuen. Ino ist ein schrecklicher Stilberater.

 

„Ich werde das nicht anziehen.“

 

„Und ob, du siehst großartig aus!“

 

„Ich kann in diesen Schuhen nicht mal stehen!“

 

„Perfekt!“

 

„Was soll daran perfekt sein?!“

 

„Dann nimm die verdammten Ballerinas und hör endlich auf, mit mir zu diskutieren.“

 

„Und was ist mit dem Rock?“

 

„Der Rock, was soll mit ihm sein?“

 

„Er ist viel zu kurz!“

 

„Willst du nicht lieber doch dein Entenshirt anziehen?“

 

„Ino, kann ich nicht einfach eine Jeans tragen?“

 

„Klar, aber nur mit dem Entenshirt.“

 

„Ich sehe aus wie eine Nutte!“

 

„Tust du nicht, du bist sexy. Und Männer stehen auf sexy.“ Schön für die Männer. Ich stehe leider nicht darauf.

 

 

 

Allerdings muss ich mich fünfzehn Minuten später geschlagen geben, sie hat gewonnen. Zwar fühle ich mich tierisch unwohl und unecht, doch ich bin zu müde, um noch weiter zu diskutieren. Spätestens, wenn in der Schule das Gerücht rumgeht, dass ich bei Harry als Hafennutte angeheuert habe, und sie sich mein Gejammer anhören muss, wird sie Reue zeigen. Ganz sicher.

 

„Ich hasse dich, Ino.“

 

„Du wirst mir noch dankbar sein.“

 

„Der Lippenstift wird in einer Stunde bestimmt an meinen Zähnen kleben.“

 

„Dummerchen, dafür hast du doch den Primer benutzt.“

 

„Aha …“ Was auch immer. Wenigstens sind wir aus dem Haus verschwunden, bevor ihr Vater uns erwischt hat. „Zur Strafe bezahlst du das Taxi.“

 

„Von mir aus“, winkt sie mit einem Grinsen ab. „Solange wir gut aussehen, bezahle ich gern.“ Sie wird noch bezahlen, nur weiß sie noch nicht, wie hoch der Preis dafür sein wird.

 

 

 

 

„Klingel schon.“

 

„Warum soll ich klingeln, klingel du doch.“

 

„Wie du siehst, habe ich keine Hand frei.“ Ich schnaube. Immer muss man alles selbst machen. Natürlich wissen wir beide, dass sie nicht klingeln will, weil sie eine verdammte Phobie vor Türklingeln hat – keine Ahnung weshalb, den Grund verschweigt sie bis heute eisern – aber ich will mal nicht so sein. Auch wenn ich mich noch immer unwohl fühle.

 

„Hast du die Klingel gehört?“

 

„Wie denn, wenn die Musik so laut ist?“

 

„Dann klingel nochmal.“

 

Ich komme mir richtig deplatziert vor. Vielleicht ist es auch ein Zeichen, wieder umzukehren und zurück nach Hause zu fahren, wo wir die braven Mädchen sein können, die wir vorgegeben haben zu sein?

 

„Wow.“ Ich blinzle. Ich habe gar nicht gemerkt, dass Naruto die Tür geöffnet hat. Und das, obwohl wir direkt davorstehen. „Sakura … du … wow.“ Blut schießt mir in die Wangen. Warum starrt er mich so dämlich an? Ich wusste es. Ich sehe schrecklich aus.

 

„Du siehst gut aus!“, sagt er – meiner Meinung nach viel zu laut – und grinst.

 

„Danke“, murmle ich verlegen. Eigentlich eher peinlich berührt, doch verlegen passt besser ins Buch.

 

„Du natürlich auch Ino!“

 

„Ja ja, damit hab ich schon gerechnet, willst du uns jetzt reinlassen?“

 

„Eh, klar! Kommt rein, Ladies, die Party hat schon angefangen!“ Das hört man. Und nachdem wir eingetreten sind, kann man es auch ganz gut sehen. Wie viele Leute hat er eingeladen?

 

„Ahh, Kiba ist auch hier?“

 

„Na klar ist er hier, warum auch nicht?“ Diesmal bin ich es, die grinst. Wohl das erste mal seit dieser ersten Horrorschulwoche.

 

„Egal. Ist Hinata auch hier?“

 

„Uhm, nein … sie konnte nicht, Familenzeugs und so.“

 

„Schade.“

 

„Ja, echt jetzt. Naja, wollt ihr was trinken?“

 

Während wir durch das Wohnzimmer laufen, kann ich einige Blicke auf mir spüren. Ja, ich weiß, mein Outfit sieht schrecklich aus, aber müssen die Leute so starren? Ich bin nicht gerade selbstsicher, und ich weißt genau, dass die Hyänen, die sich selbst Gossip-Girls schimpfen, das mit Sicherheit schon bemerkt haben.

 

„Sakura, was willst du trinken?“

 

„Wasser?“ War klar, dass Naruto und Ino darüber lachen. Dabei ist Wasser gesund! Und wichtig.

 

„Nix da, du hast die Wahl zwischen Vodka-Redbull oder Jacky-Cola. Notfalls auch Bier oder Sekt.“ Irgs … Das klingt alles schrecklich. Und nach Absturz.

 

„Ich nehm Vodka-Redbull und Sakura auch.“

 

„Ach ja?“

 

„Ja, und jetzt hör auf mir ständig zu widersprechen, ich mein es nur gut mit dir.“

 

„In dem du mich in Harrys Hafenschinderei abschiebst und mich mit verbotenen Substanzen fütterst?“

 

„Will ich wissen, wer Harry ist?“ Ich schüttle den Kopf. Niemand will wissen, wer Harry ist. Nicht einmal Harry will es wissen. Er lebt einfach damit.

 

„Sakura, entspann dich einfach mal. Denk nicht immer so viel nach.“ Tzz, als ob das so einfach wäre. Ich muss ständig denken. Und wenn ich an nichts Bestimmtes denke, dann denke ich darüber nach, an was ich denken könnte. „Sakura … ernsthaft jetzt.“

 

„Was denn?“

 

„Hör auf darüber nachzudenken, an was du denken könntest.“ Dieses Miststück kennt mich einfach zu gut. „Und jetzt trink den Gummibärensaft.“ Widerwillig lasse ich mir den Becher reichen und nehme einen Schluck davon. Gut, es ist nicht unbedingt widerlich, doch die chemische Keule schmeckt man eindeutig heraus.

 

„So, Ladies, und jetzt mischt die Party auf.“

 

 

Party aufmischen? Nie im Leben. Ino ist es, die mich dazu zwingt, ihr beim Sozialsein beizuwohnen und ich bin es, der sich lieber hinter dem Becher von süßem Gummibärensaft versteckt. Von Sasuke fehlt jegliche Spur. Nicht, dass ich bewusst nach ihm Ausschau gehalten hätte … gut, das ist eine Lüge, ich suche ständig nach ihm.

 

„Ahhh, ich brauch noch einen, los, trink endlich aus!“

 

„Ino, wie schnell hast du denn getrunken?“

 

„Das ist eine Party!“

 

„Wenn du so weiter machst, ist die Party ganz schnell vorbei.“

 

„Pah, du bist doch nur eifersüchtig, weil du den Becher nicht schaffst.“ Aha? Game on. In einem Zug leere ich den süßen Becher und drücke ihn ihr ohne Inhalt gegen ihr aufgepolstertes, glitzerndes Dekolletee.

 

„Bring mir noch einen“, brumme ich. Vielleicht ist es kindisch, sich auf dieses Spiel einzulassen, aber dann ist es vielleicht schneller vorbei.

 

„Aye Aye, Captain!“

 

 

Wie viel ich getrunken habe? Keine Ahnung. Wahrscheinlich viel zu viel, denn es passiert nicht oft, dass ich mit fremden Jungs tanze. Ich kann gar nicht tanzen. Auch, wenn der Vodka etwas anderes versprochen hat. Ich kann nur hoffen, dass niemand dieses Elend aufgezeichnet hat.

 

„Hey Sakura, hast du kurz Zeit?“

 

„Naruto?“ Er lächelt, kratzt sich über den Hinterkopf und sieht dabei ziemlich niedlich aus. Moment, habe ich gerade gesagt, dass er niedlich aussieht?

 

„Ja … können wir kurz rausgehen?“

 

„Wo ist Ino?“

 

„Uhm, bei Kiba?“ Ich nicke. War klar, dass sie mich im Stich lässt. Was, wenn einer dieser Grabbler noch mehr versucht hätte, als bloß zu tanzen? Zum Glück ist wenigstens Naruto hier … Naruto, der mich auf die Terrasse führt und nervös zu mir hinab blickt. War er eigentlich schon immer so groß?

 

„Was ist los?“, frage ich und sehe, wie er die Luft anhält. Ist es mein Atem? Stinke ich?

 

„Ich … ich …“, fängt er an, doch dann wird er still.

 

„Du?“

 

„Ich glaub, ich bin betrunken.“

 

„Bist du? Ich glaub ich auch.“ Als ich ihm in die Augen sehe, kann ich gar nicht anders, als zu lachen. Ein Glück, dass er mit einstimmt und nicht denkt, dass ich über ihn lache. Ich lache einfach nur, weil es lustig ist. Und ich muss zugeben, ich bin wirklich ein bisschen betrunken.

 

„Mann … das ist bescheuert“, haucht er, nachdem wir uns wieder beruhigt haben und ich weiß nicht wieso, doch irgendwie wirkt die Stimmung verändert. Ich bilde mir ein, dass er mir noch näher ist als zuvor und sein Blick …

 

„Hn.“ Ich zucke nur zusammen, weil Naruto es tut und spüre im nächsten Augenblick ein heftiges Klopfen in meiner Brust. „Hier bist du.“ Sasuke … Sasuke ist hier.

 

„Eh, ja?“

 

„Wolltest du nicht noch mit Hinata telefonieren?“ Ich blicke zu Naruto, weil ich nicht glaube die Kraft aufbringen zu können, zu ihm zu sehen, und stelle fest, dass sein Gesichtsausdruck in sich zusammenfällt. Als hätte jemand Fäden an seiner Mimik befestigt, die langsam nach unten gezogen werden.

 

„Stimmt … sorry Sakura-chan. Ich muss mal telefonieren.“ Ich kann gar nichts erwidern, da er so schnell verschwindet, dass ich nur noch den Wind spüren kann, den er hinterlässt.

 

„Du solltest das besser lassen.“ Meine Augen richten sich auf Sasuke, der nach wie vor mit mir hier draußen steht. Mit mir alleine. Ohne weitere Menschen. Und er hat sogar mit mir gesprochen. Moment, was hat er gesagt?

 

„Huh?“ Ich beobachte, wie er in seine Hostentasche greift, um ein Softpack Zigaretten hervorzuziehen. Er zündet sich eine davon an, und das Licht des Feuers, das seine Augen aufhellt, blendet mich kurzzeitig.

 

„Du solltest dich nicht an ihn ranmachen. Er hat eine Freundin, die auch deine Freundin ist. Sowas macht man nicht.“ Mooooooment. Hat er gerade wirklich das gesagt, was ich denke?

 

„Was?!“

 

„Bist du taub oder einfach nur schwer von Begriff?“ Mir klappt der Mund auf. Wie kann er nur so etwas sagen?!

 

„Bist du bescheuert? Naruto ist wie ein Bruder für mich! Wir haben nur geredet und gelacht!“

 

„Aha? Und ihr hättet euch nicht geküsst, wenn ich euch nicht unterbrochen hätte?“

 

„Nein!“ Nein, das hätten wir ganz sicher nicht, oder? Ich meine, ich würde Naruto nicht küssen, schließlich ist er mein Freund … aber … aber war das …

 

Ich gebe zu, ich bin verwirrt.

 

„Wie viel hast du getrunken?“

 

„Huh?“ Er verdreht die Augen – Gott, wie kann er dabei trotzdem so gut aussehen – und kommt dann einen Schritt auf mich zu.

 

„Du bist dir ganz sicher, dass du nichts von ihm willst?“

 

„Von Naruto? Nein! Also ja. Nein, nein, ich will nichts von ihm!“ Sasuke gluckst, dann schnippt er die nicht mal halb verrauchte Zigarette in den Garten. Ob das Narutos Eltern gefallen wird? Und warum denke ich überhaupt darüber nach? Gehirn, lass mich jetzt nicht im Stich!

 

„Und warum hältst du ihn dann hin?“

 

„Das tue ich gar nicht!“

 

„Die Umarmungen, die Streicheleinheiten … sieht für mich schon nach Hinhalten aus.“ Diesmal sieht mein Gesicht wohl so aus, als wäre ich ein Karpador. Ihr wisst schon, wie eines dieser Pokemon, die absolut gar nichts können. Genau so fühle ich mich auch.

 

„Ich will nichts von ihm und er weiß es auch. Ich hab es ihm bereits gesagt!“

 

„Und doch hättest du dich von ihm küssen lassen.“

 

„Hätte ich gar nicht! Ich hab noch niemanden geküsst und ich-“ Ich unterbreche mich selbst, als mir bewusst wird, was ich gerade preisgegeben habe.

 

Ich habe gerade wirklich gebeichtet, dass ich noch nie in meinem Leben geküsst habe – und das ausgerechnet vor dem Typen, den ich seit Jahren ungerechter Weise vergöttere!

 

Wenn es einen Gott gibt, könnte er dann bitte ein Loch für mich öffnen, das mich verschluckt und nie wieder hergibt?

 

„Noch nie geküsst?“ Genug … ich werde mich ganz sicher nicht von ihm bloßstellen lassen, denn das schaffe ich selbst ganz gut alleine! Ich will an ihm vorbei, zurück ins Innere, doch er hält mich am Arm fest.

 

Und diese Aktion sorgt für massives Herzrasen. Was aber den Muskel in meiner Brust fast dazu bringt, stehenzubleiben, ist seine nächste Aktion. Er drückt mich gegen die Mauer, blickt mir tief in die Augen … und sagt absolut gar nichts. Er starrt nur.

 

„Hn.“ Okay, da ist dieser Laut, den man nicht deuten kann … aber sonst? Was hat er vor? Will er mich auslachen? Mir weitere Dinge unterstellen? Mich-

 

Küsst er mich gerade wirklich? Sasuke Uchiha, der Schwarm meiner schlaflosen Nächte … küsst mich?

 

„Beweg die Lippen, Sakura.“ Meine Lippen öffnen sich durch den geschockten Laut, den ich von mir gebe. Er küsst mich. Und ich küsse nicht zurück, weil ich nicht weiß, wie man zurück küsst.

 

Sasuke Uchiha stiehlt mir gerade meinen ersten Kuss.

 

„Hn. Du weißt schon, wie das funktioniert, oder?“

 

Und dann katapultiert er mich mit diesem Satz so hart zurück in die Realität, dass ich gar nicht anders kann, als ihn von mir zu stoßen.

 

„Okay. Ich glaube dir.“ Mit geweiteten Augen blicke ich ihm entgegen. Dieser …

 

„Das war ein Test?“

 

„Hn.“ Beklemmende, heiße Wut steigt in mir auf. Er hat mich nur getestet? Das war alles?

 

„Du … du …“

 

„Ich?“

 

„Du Arschloch!“ Ohne zu überlegen, was ich tue, gehe ich auf ihn zu und schubse ihn, so fest ich kann. Blöd nur, dass er mich festhält und wir gemeinsam auf den weichen Rasen krachen. Ich bin so wütend! Wie kann er mir nur so etwas antun?! Ich versuche ihn zu schlagen, doch er fängt meine Hände fast mühelos ein und fixiert sie. „Du Bastard! Das war mein erster Kuss!“

 

„Das war kein Kuss, Sakura.“

 

„Ach nein? Was war es dann?“

 

„Das war ein Test.“

 

„Deine Lippen waren auf meinen!“

 

„Ein Lippen-auf-Lippen-Test.“ Ich blinzle verwirrt. Und dann japse ich geschockt auf, weil er unsere Position wechselt, so dass ich unter ihm liege. Diese halbe Drehung kurbelt den Schwindel vom Alkohol an und ich frage mich kurzzeitig, ob es noch peinlicher werden kann, wenn ich jetzt anfangen würde zu brechen. Verdient hätte er es ja.

 

„Lass mich los!“, zische ich, um mich zurück auf den Wut-Trip zu bringen, doch er hört nicht auf mich. „Sasuke!“

 

„Ja?“

 

„Du sollst mich loslassen!“

 

„Und wenn ich nicht will?“ Mein Atem stockt. Warum sagt er sowas? Ich will wütend sein! Nicht dieses flaue, flatternde Gefühl im Magen, als hätte ich tausend Ameisen verschluckt. Und ganz sicher nicht diese Hitze in meiner Brust. Dieses Kribbeln, das durch meinen gesamten Körper jagt. Nein, ganz sicher nicht.

 

Ich schließe meine Augen, als ich sehe, dass er mir näher kommt. Kurz darauf berühren seine Lippen meine. Diesmal folge ich seinen Bewegungen. Und Gott, es fühlt sich himmlisch an. Das ist mein zweiter erster Kuss. Mein zweiter, viel besserer Kuss mit Sasuke … der niemals enden soll.

 

Dass ich mit einem Minirock auf dem Rasen liege, womöglich auf der halben Zigarette, die er vorhin so achtlos weggeworfen hat? Egal. Alles egal. Stattdessen wandern meine Finger, die er freigegeben hat, in seinen Nacken, um Halt zu finden. Und er? Er berührt mich. Greift nach meiner Hüfte, fixiert mich.

 

Mir ist so heiß.

 

Er knabbert an meiner Unterlippe, ich spüre seine Zunge, die kurz darauf auf meine eigene trifft.

 

Dieses unbeschreibliche Gefühl. Dieses Empfinden, das meinen gesamten Körper mit Wärme füllt. Ein wunderschöner Moment, der nicht vorbeigehen soll.

 

Doch dieser Augenblick endet, als er sich zurückzieht.

 

„Hn, geht doch.“ Nur schwerfällig lassen sich meine Augen öffnen. Blicken durch einen Schleier geradewegs in seine, die damit drohen mich zu verschlingen. So voller Feuer, so tief und dunkel.

 

„Sasuke …“

 

„Sakura!“ Da ist sie wieder, die grausame Realität. Und als Sasuke sich erhebt, um mich mit sich nach oben zu ziehen, habe ich das Gefühl, dass meine Beine nicht richtig funktionieren. Sie sind weich. „Oh, Sasuke-kun.“ Ino kommt auf uns zu, ihr Gesichtsausdruck geschockt.

 

„Sie ist hingefallen“, sagt er, ohne den Blick von mir abzuwenden.

 

„Ach wirklich?“

 

„Ja“, lüge ich. Was soll ich auch sagen? Ihr erzählen, dass Sasuke mir gerade die Seele aus dem Leib geknutscht hat?

 

„Wohl zu viel getrunken, was?“ Als ich Ino ansehe, weiß ich sofort, dass sie die Wahrheit bereits kennt. Wenigstens hat sie so viel Taktgefühl, sie nicht auszusprechen.

 

„Hn. Bis später.“ Dass er einfach so verschwindet, ohne mit mir darüber reden zu wollen, was gerade zwischen uns passiert ist, kränkt mich. Andererseits ist der Moment wahnsinnig unpassend. Warum hat sie uns gestört?!

 

„So so, hingefallen, ja?“ Ihr Grinsen gefällt mir ganz und gar nicht.

 

„Ja.“

 

„Lüge.“ Ich seufze. Sasuke hat mich tatsächlich geküsst. Mich festgehalten. Gott, es hat sich so gut angefühlt. Ich will mehr!

 

„Ino …“

 

„Wie war es?“

 

„Das Hinfallen? Es ging. Der Rasen war zum Glück weich genug, sonst hätte ich mir sicher was gebrochen.“

 

„Sakura, wie war der Kuss?“

 

„Welcher Kuss?“

 

„Willst du mir sagen, dass ihr Mund-zu-Mund-Beatmung gespielt habt?“ Dass ich rot werde, ist ganz natürlich. Schon alleine die Vorstellung, dass Sasuke als Lebensretter ausgerechnet mein Leben retten könnte … „Sakura, Fokus! Erzähl mir alles.“

 

„Hmmmm?“

 

„Wie küsst er?“

 

„Gut.“

 

„Ha, also habt ihr euch doch geküsst!“ Sie hat nur geblufft. Verdammt, wieso bin ich nicht standhaft geblieben? Es tut mir leid, Lüge, ich habe dich enttäuscht.

 

„Au!“ Inos Nägel sind viel zu spitz!

 

„Du sollst aufhören, in deine Gedanken zu verschwinden. Sag mir lieber, wie es dazu gekommen ist!“

 

„Hmm. Ich weiß es nicht.“

 

„Noch eine weitere Lüge, und ich schwöre dir, dass ich dich an die Hyänen ausliefern werde!“ Ich verziehe die Lippen.

 

„Wir haben geredet … und ich habe gesagt, dass ich noch nie geküsst habe … und dann hat eins zum anderen geführt und dann waren wir hier … und dann …“ Das Quietschen aus ihrem Mund lässt mich die Augen zusammenkneifen.

 

„Sakura, das war dein erster Kuss!“ Ja, mein zweiter, erster Kuss. Mit Sasuke. „Oh Gott, wie aufregend! Siehst du, ich hab es dir gesagt!“

 

„Du hast es mir gesagt?“

 

„Ja! Das Outfit hat ihn überzeugt.“

 

„Das glaube ich kaum …“

 

„Oh doch! Und jetzt geh da rein und schnapp ihn dir! Wenn er bereits angebissen hat, dann wirst du heute noch flachgelegt!“

 

„Was?!“

 

„Los los! Naruto hat genügend freie Zimmer!“

 

„Ino!“ Dass sie mich ins Haus bugsiert, passt mir nicht im Geringsten. Meine Beine sind noch nicht soweit. Der Schock über die letzten fünfzehn Minuten ist einfach noch zu groß. „Hör auf“, zische ich ihr zu. „Ich werde nicht mit ihm schlafen. Nicht hier.“

 

„Wo dann? Er hat doch bereits angebissen!“

 

„Sakura-chan!“ Ahhh …

 

„Naruto, du störst!“

 

„Wieee?“

 

„Sakura und ich haben etwas Wichtiges zu besprechen.“

 

„Oh?“ So niedergeschlagen wie er aussieht, kann ich unmöglich zulassen, dass Ino ihren Willen bekommt.

 

„Nix da, wir waren gerade fertig. Hast du mit Hinata telefoniert?“ Irgendwie fühle ich mich viel zu nüchtern. Liegt es an dem Kuss? Und warum sieht Naruto noch niedergeschlagener aus als zuvor?

 

„Ja … ihr geht es gut.“

 

„Das freut mich.“

 

„Sakura, da hinten ist er.“

 

„Wer?“, hakt Naruto nach und dreht sich natürlich genau dahin, wo Ino hinsieht. Stimmt, da steht er. Der Traum meiner schlaflosen Nächte … und er redet mit Kiba. „Meinst du Kiba?“

 

„Ja, sie meint Kiba. Sie wollte sowieso noch mit ihm reden“, sage ich, und greife dann nach ihrem Arm, um sie ein Stückchen nach vorne zu ziehen. „Na los, Ino.“

 

„Sakura …“

 

„Wollt ihr noch was trinken?“

 

„So ein guter Gastgeber! Und ja, ich brauche noch was. Ino, du kannst ja schonmal mit Kiba reden, ich gehe mit Naruto trinken.“ Sein freudestrahlendes Lächeln motiviert mich, meine Freundin sich selbst zu überlassen, um mit ihm in Richtung Küche zu verschwinden. Vorbei an Sasuke, der mit hochgezogener Augenbraue zu uns sieht, als wir in seiner Nähe sind.

 

„Sag mal, hat Sasuke eigentlich was zu dir gesagt?“ Narutos Stimme klingt leise. Nicht so leise, um von der Musik übertönt zu werden, aber ziemlich nah dran.

 

„Was soll er denn gesagt haben?“ Er zuckt mit den Schultern, dann füllt er zwei Becher mit Vodka und Redbull.

 

„Dinge halt …“

 

„Hmmm, er hat gesagt, dass wir uns küssen wollten.“ Geschockt wirbelt er zu mir herum und sieht mich mit großen Augen an.

 

„Das hat er gesagt?“ Ich nicke.

 

„Aber ich hab ihm gesagt, dass wir einfach nur gelacht haben und Spaß hatten.“

 

„Hm.“

 

„Hatten wir doch, oder?“ Er seufzt, dreht sich seitlich, um die Becher in die Hand zu nehmen, ehe er mir einen davon in die Hand drückt.

 

„Ganz ehrlich? Ich glaube ich wollte dich küssen.“ Ich will geschockt sein, doch da kommt nichts. Vielleicht, weil ich es genau wusste? Oder zumindest begriffen habe, nachdem Sasuke es gesagt hat?

 

„Naruto … wir haben schon darüber geredet, richtig?“

 

„Ich weiß!“

 

„Und du bist mit Hinata zusammen.“

 

„Auch das weiß ich …“

 

„Aber?“

 

„Aber ich glaube, ich lieb dich immer noch.“ Ich ziehe scharf die Luft ein. Okay, das ist ein Schock.

 

„Du liebst mich?“ Dass er auf mich zukommt, nachdem er den Becher abgestellt hat, bringt mein Herz dazu, schneller zu schlagen.

 

„Ich liebe dich schon immer.“

 

„Naruto.“ Und als er mit seiner Hand unter mein Kinn greift, halte ich die Luft an. Sein Blick … dieses Blau. Sein Ausdruck. Er ist so anders als der von Sasuke. Ehrlicher. Sanfter. Ohne dieses Feuer. Nur so aufrichtig, dass ich es nicht übers Herz bringe, ihn aufzuhalten, als er sich tiefer beugt, um …

 

„Hn, du baust wirklich gerne Scheiße, oder?“ Um wie von der Tarantel gestochen zusammenzuzucken und einen großen Schritt nach hinten zu stolpern.

 

Verdammt, hätte ich mich wirklich gerade von ihm küssen lassen? Sakura, du bist ein wahnsinniger Idiot. Ein großer, wahnsinniger Vollidiot. Er ist mein bester Freund! Und seine Freundin … oh Gott.

 

„Es ist nicht so, wie es aussieht, echt jetzt! Ich wollte nur … ich wollte-“

 

„Du wolltest sie küssen.“

 

„Ja. Neiin! Neeein. Echt jetzt. Ich wollte nur …“

 

„Geh einfach und kühl dich ab.“ Narutos heftiges Kopfnicken verstärkt den wiederkehrenden Schwindel in meinem Kopf und nachdem er verschwunden ist, bleiben wieder nur Sasuke und ich zurück.

 

„Du wolltest dich nicht küssen lassen, hm?“

 

„Nein.“ Sein Glucksen zeigt mir, dass er mir nicht glaubt. Das Lustige ist, ich glaube mir ja selbst nicht. „Ich wollte mich nicht küssen lassen … aber …“

 

„Aber?“

 

„Aber er hat mir gesagt, dass er mich liebt … und dann war da sein Blick …“ Wann Sasuke zu mir herübergekommen ist, keine Ahnung, doch er steht direkt vor mir und sieht auf mich herab.

 

„Das reicht, um dich küssen zu können? Floskeln und ein Hundeblick?“ Ich atme tief ein und langsam wieder aus.

 

„Nein … aber.“

 

„Ich verstehe schon.“

 

„Du verstehst?“

 

„Du bist eines dieser Mädchen, die alles für Aufmerksamkeit geben.“

 

„Was?“ Meine Stirn runzelt sich. „Was hat das eine mit dem anderen zu tun?“

 

„Er schenkt dir Aufmerksamkeit, und du gehst mit. Unabhängig davon, dass du dich in eine Beziehung drängst.“

 

„Das ist nicht wahr“, wehre ich mich. „Und außerdem, du hast mich geküsst, obwohl du vergeben bist!“ Er sollte lieber vor seiner eigenen Tür kehren. Dieser gemeine Idiot.

 

„Ich bin vergeben?“

 

„Ja!“

 

„Seit wann?“

 

„Das ist zumindest das, was man erzählt.“ Wieder gluckst er.

 

„Dann wäre es noch schäbiger, weil du auf den Kuss eingegangen bist, oder, Sakura?“ Meine Augen weiten sich. Er hat recht. Ich habe zurückgeküsst, obwohl ich eigentlich daran hätte denken müssen, dass er vergeben ist. „Aber ich kann dich trösten, feste Beziehungen sind nichts für mich. Und demnach habe ich auch niemanden betrogen.“ Er hat keine Freundin? Ist das überhaupt wichtig? Nein …

 

„Ich bin nicht so“, hauche ich mit einen Anflug von verräterischen, heißen Tränen, die sich in meinen Augen zu sammeln drohen. „Ich will mich nirgends reindrängen. Und ich habe ihm gesagt, dass ich nichts für ihn empfinde … er hat mich überrumpelt.“

 

„Hn.“ Ich blicke zu ihm auf. Und er sieht zu mir hinab. Sein Ausdruck wirkt kritisch. Sucht er nach einer Lüge? „Halte dich am besten von ihm fern, solange er rumspinnt. Hinata ist gut für ihn. Besser als du.“ Ein zittriger Atemzug verlässt meine Lippen, während sich mein Herz zeitgleich zusammenzieht. Wieso sagt er so etwas? Was sagt es aus? Dass ich nicht gut genug bin? Dass ich wertlos bin? Dass ich nicht gut genug bin für niemanden?

 

 

 

 

 

„Sakura, ich weiß dass du da drinnen bist!“

 

„Geh weg.“

 

„Du blockierst das Bad und hier steht eine Schlange!“

 

„Mir egal.“

 

„Wenn du nicht aufmachst, dann breche ich die Tür auf!“

 

„...“

 

„Ich zähle bis drei! Eins, zwei …“ Widerwillig öffne ich Ino die Tür. Sie hat gelogen, hier steht niemand außer ihr. „Oh Gott, wie siehst du denn aus?!“

 

Ja, ich habe geflennt. Nachdem ich aus einem Impuls heraus meine Faust in Sasukes Bauch gerammt, und ihn zum Ächzen gebracht habe, bin ich ins Badezimmer geflüchtet, wo ich mir die Augen ausgeheult habe.

 

„Sakura, was ist passiert?“ Ich presse die Lippen aufeinander. „Hat Sasuke dir wehgetan?“ Und wie. Dieser Penner. Wieso bin ich überhaupt in so jemanden verliebt? Kiba hatte recht. Sasuke ist ein Arschloch. „Rede mit mir …“ Notgedrungen tue ich das. Aber auch nur, um meinem Ärger noch einmal verbal Luft machen zu können.

 

„Oh, dieser Bastard!“, zischt sie. „Wie kann er nur so etwas sagen? Und warum zum Teufel lässt du dich fast von Naruto küssen? Habe ich dir nichts beigebracht?!“

 

„Du hast mir gar nichts beigebracht“, murre ich. Höchstens, dass ich nicht so enden will wie manch anderer in diesem Raum. Oder wie ich. Aber das habe ich mir selbst beigebracht. Zu konfus? Ich hätte mich beinahe von Naruto küssen lassen. Wie schlimm kann es werden?

 

„Wir fahren nach Hause! Ich habe genug von dieser dummen Party! Sasuke ist ein mieser Penner, der dich gar nicht verdient hat!“ Das ist das erste Mal an diesem Abend, dass ich ihr wirklich dankbar bin. Das sind solche Momente, in denen ich mich daran erinnere, weshalb sie meine beste Freundin ist.

 

Nachdem ich mich halbwegs wieder hergerichtet habe, um das Badezimmer zu verlassen, bin ich so ziemlich nüchtern.

 

„Wir werden am besten zu mir fahren, mein Dad schläft fester als deine Eltern.“ Ich nicke. Und dann laufe ich gegen eine Wand. Eine Wand, die sich nach näherer Betrachtung als Brust herausstellt. Sasukes Brust.

 

„Wir müssen reden.“ Ich blinzle, blicke nach oben. Ist er wütend? „Jetzt.“

 

„Sie muss gar nichts!“

 

„Doch, das muss sie.“ Warum sieht er mich so an?! Und warum zieht er einfach an meinem Arm, um mich zu entführen?

 

„Hey!“

 

Ich bin zu geschockt, um mich aus seinem Griff zu befreien. Bin selbst dann noch reglos, als er mich in ein notdürftig beleuchtetes Zimmer schubst und hinter uns die Tür ins Schloss schmeißt, ehe er sie verriegelt. Was zum Henker? Ino ist sofort zur Stelle, um wie eine Furie gegen das Holz zu hämmern, doch Sasuke reagiert gar nicht. Er sieht mich nur an.

 

„Sag ihr, dass wir reden werden.“

 

„Reden? Worüber? Willst du mir wieder sagen, wie wertlos ich bin?“

 

„Das habe ich nie gesagt.“

 

„Doch, das hast du.“

 

„Sag ihr einfach, dass wir reden, danach kannst du gehen.“ Ich schnaube. Was bildet er sich eigentlich ein?

 

„Ino“, rufe ich. „Wir reden, und wenn ich ihm in die Eier getreten habe, komme ich raus.“

 

„Tzzz.“

 

„Gut so!“, höre ich ihre Antwort. „Sollte er auch nur irgendwas Krummes versuchen, breche ich ihm die Beine!“

 

„Weiber …“, höre ich ihn nuscheln. „Warum seid ihr immer so anstrengend?“

 

„Anstrengend? Wo sind wir denn anstrengend?“

 

„Ihr wollt mir in die Eier treten und mir die Beine brechen, weil ich mit dir reden möchte. Das ist anstrengend.“

 

„Weil du ein Arschloch bist.“

 

„Genug“, sagt er dunkel. „Ich glaube, du hast da etwas gewaltig missverstanden. Deine Faust in meinem Bauch war zumindest ein Indiz dafür.“ Ich verschränke die Arme vor der Brust und drehe den Kopf zur Seite. Ja, ich weiß, dass er auf mich zukommt, doch ich werde ihm ganz sicher nicht zeigen, dass ich nervös bin. „Ich lasse mich nicht gerne schlagen, Sakura.“

 

„Also geht es dir darum?“, funkle ich ihm entgegen. „Dass ich dein Ego verletzt habe? Ich hoffe du kriegst einen blauen Fleck!“ Er seufzt.

 

„Du bist wirklich anstrengend.“

 

„Und du wiederholst dich.“

 

„Und du missverstehst mich.“

 

„Dann klär mich auf!“

 

„Ich habe niemals gesagt, dass du wertlos bist.“

 

„Du hast gesagt, dass sie besser ist als ich!“

 

„Besser für Naruto.“ Mir klappt der Mund auf.

 

„Was?“

 

„Sie liebt ihn. Und wenn er nur ein bisschen mehr Hirn hätte, dann würde er auch begreifen, dass das mit dir keine Zukunft hat, weil du seine Gefühle offensichtlich nicht erwidern kannst.“ Ich nicke. Okay, das klingt einleuchtend.

 

„Deshalb ist sie besser für ihn … als ich?“

 

„Ja.“

 

„Hmmm … du meintest also nicht, dass sie generell besser ist als ich?“

 

„Wir bewegen uns gerade wieder am Rand des Anstrengendsein, Sakura.“ Ich schnaube.

 

„Ich bin nicht anstrengend … nur verunsichert. Du warst so gemein zu mir.“

 

„Das hast du dir eingeredet. Ich habe dir nur gesagt weshalb ich denke, dass sie besser zu ihm passt.“

 

„Du hast gesagt, dass sie besser ist als ich!“

 

„Besser für Naruto.“

 

„Dann hättest du das auch so sagen können!“

 

„Hab ich doch.“

 

„Hast du nicht!“

 

„Hab ich doch.“

 

„Hast du nicht!“

 

„Sakura, das ist der Inbegriff von anstrengend sein.“

 

„Und du bist der Inbegriff von gemeiner Arsch!“ Ich schnaufe, atme schneller. Und warm ist mir auch.

 

Allerdings ist das nichts im Vergleich zu der Hitze, die durch meinen Körper schießt, da Sasuke mich einfach nach hinten stößt. Auf ein Bett, wohlgemerkt.

 

Ich bin sprachlos.

 

„Du bist anstrengend, Sakura.“ Ich will erwidern, dass er etwas ganz anderes ist, doch ich komme nicht dazu, da mein Verstand sich binnen Sekunden verflüssigt, weil er mich küsst. Der dritte Kuss. Mit Sasuke. An einem Abend. Gott …

 

Ich keuche, da er zwischen meine Beine rutscht, lege automatisch den Kopf in den Nacken, als seine Lippen an meinem Hals saugen.

 

„So anstrengend, Sakura“, haucht er – und ich zittere.

 

„Sasuke.“ Es ist nicht mehr als ein Flüstern. Ich spüre seine Hände auf meiner Haut, er streift über meinen Schenkel, hoch zu meiner Hüfte, packt zu.

Unweigerlich stöhne ich in unseren nächsten Kuss.

 

Was passiert hier? Was tut er mit mir? Das alles geht so wahnsinnig schnell.

 

Ich fühle mich völlig ausgeliefert. Und das Schlimme ist, es stört mich nicht im Geringsten. Ich will mehr davon. Mehr von seinen Küssen, die er auf meiner Haut verteilt. Mehr von den Berührungen, die Hitze in meine Mitte treiben.

 

Wenn er jetzt … wenn er jetzt mit mir schlafen wollen würde, würde ich es tun.

 

„Sasuke!“ Ich zucke zusammen, als seine Hand zwischen meine Schenkel fährt und mich dort berührt, wo ich es niemals für möglich gehalten hätte. Nicht in der Realität. Nur in verborgenen, dreckigen Gedanken, die nur mir gehören. „Gott … Sasuke.“

 

„Shht. Genieß es.“ Ich drücke mich ihm entgegen, ohne mich dagegen wehren zu können. Es fühlt sich einfach so unbeschreiblich gut an. Sasuke berührt mich. Streichelt mich, massiert mich, küsst mich. Ich lasse zu, dass er mich auszieht, ohne darüber nachzudenken.

 

Ich kann nur noch fühlen. Seine Haut, die auf meine trifft. Seine Lippen, die an mir saugen und dafür sorgen, dass ich lauter stöhnen muss.

 

Ich will ihn. Ich will ihn ganz.

 

„Sasuke … ich.“

 

„Ja?“

 

„Schlaf mit mir.“ Habe ich das gerade wirklich gehaucht?

 

Als er sich aufrichtet, den Blick auf mich fixiert, beiße ich mir auf die Unterlippe. Er öffnet den Gürtel seiner Jeans … bedeutet das das, was ich denke?

 

„Nimmst du die Pille?“ Ich blinzle. Die Pille? Nein … verdammt.

 

„Nein …“ Er stoppt in seiner Bewegung und neigt den Kopf leicht zur Seite.

 

„Hn … du hast auch kein Kondom, oder?“ Gott, wie peinlich das ist. Ich liege hier nackt vor ihm – und langsam schaltet sich auch mein Komplex-Modus ein – und er fragt mich, ob ich Kondome habe?

 

Ich schüttle den Kopf und er seufzt.

 

War es das? Wird er sich jetzt umdrehen? Wird er gehen?

 

„Hn, dann ohne. Ich pass auf.“ Er tut was? Aufpassen?

 

„Okay?“ Sollte ich ihm vertrauen?

 

Jeder weitere Gedanke stirbt und meine Augen weiten sich, als ich sehe, wie seine Hose samt Shorts zu Boden gleitet.

 

Oh mein Gott. Er ist nackt. So nackt wie ich. Und er legt sich zwischen meine Beine. Ich kann ihn spüren … alles.

 

„Es ist dein erstes Mal?“ Ich schlucke.

 

„Ja.“ Wie unromantisch … will ich das wirklich? Denke ich gerade wirklich darüber nach, wenn Sasuke nackt zwischen meinen Schenkeln liegt? Irgendetwas stimmt nicht mit mir!

 

„Es wird wehtun.“ Wird es das? „Versuch dich zu entspannen, okay?“ Ich erwidere den tiefen Blick in seine Augen, die auf Halbmast sinken. Da ist es. Dieses Feuer. Diese unterdrückte Leidenschaft, die in diesem Moment so offen vor mir liegt. Zum Teufel mit Romantik. Es ist Sasuke. Ich hatte nie die Illusion, dass er so etwas wie romantisch sein könnte.

 

„Sakura …“ Meine Augen schließen sich wie von selbst, als unsere Lippen aufeinandertreffen. Da ist ein Stechen, bittersüßer Schmerz, die Realisation, die Hitze.

 

Sasuke. Sasuke ist in mir. Ich spüre ihn. Fühle alles.

 

Es tut nicht weh. Es ist überwältigend. Ihn leise stöhnen zu hören überrollt mich. So viele Emotionen, die durch mich hindurchziehen, die ich nicht auffangen kann. Er ist in mir. Eins mit mir. Mit jedem Stoß, der mir Laute entlockt, die ich niemals für möglich gehalten hätte. Seine Zunge auf meiner Haut, sein Atem, der auf meinen trifft, sich mit ihm vermischt.

 

„Sasuke!“ Sasuke. Sasuke. Sasuke. Wie ein Mantra wiederholt sich sein Name in meinen Gedanken. Mein Körper reagiert von selbst. Ich umklammere ihn, halte mich an ihm fest, gebe ihm all das, was ich bin. In diesem Augenblick, der nur uns gehört.

 

„Shit“, höre ich ihn keuchen. Diese Reibung. Diese Hitze. Überall ist dieses Kribbeln. Konzentriert sich. Treibt mich näher zu diesem Strudel, der damit droht, mich vollends zu verschlingen.

 

Ich lasse es zu. Lasse mich verschlingen.

 

„Fuck …“

 

„Sasuke …“ Meine Stimme erstickt. Verwandelt sich zu einem Stöhnen, das ich unmöglich unterdrücken kann. Ich habe das Gefühl, in Flammen zu stehen, als die Hitze in meiner Mitte explodiert.

 

Sasuke … Sasuke. Sasuke.

 

„Shit, ich …“ Und auch er stöhnt. Wird fahrig. Unkontrolliert. Und dann kann ich spüren, wie er sich in mir entlädt. Eine weitere Welle von Hitze, die durch mich hindurchdringt.

 

 

 

 

Mein Herzschlag beruhigt sich nur langsam. Ich liege auf seiner Brust, eine Decke über uns, Haut auf Haut.

Ich habe mit ihm geschlafen. Eine Tatsache, die ich noch immer fühlen kann. Aber begreifen? Begreifen kann ich sie nicht.

Das alles war so unvermittelt. Überraschend und überhaupt nicht absehbar. Durch einen Streit, der durch mich eskaliert wäre, doch von ihm unterdrückt wurde.

Noch gestern war ich nur Sakura, die Sasuke aus der Ferne angehimmelt hat … und heute? Heute liege ich auf seiner Brust, nachdem wir Sex hatten. Unglaublich.

 

„Sasuke?“

 

„Hn.“

 

„Wir haben miteinander geschlafen.“

 

„...“

 

„Wieso?“

 

„Wieso was?“

 

„Wieso hast du mit mir geschlafen?“

 

„Hn.“

 

„Das ist keine Antwort.“ Da ist sie wieder, die Unsicherheit, die mich Schwachsinn reden lässt. Wieso frage ich sowas?

 

„Weil wir es beide wollten?“

 

„Hmm.“

 

„Bereust du es?“ Meine Unschuld auf einer Party verloren zu haben? Ohne Kondom? Mit Sasuke?

 

„Nein.“

 

„Hn.“ Er bewegt sich, richtet sich auf, und schiebt mich damit automatisch von seiner Brust. „Dann ist alles okay, oder?“

 

„Ist es das?“

 

„Sakura …“

 

„Ja?“

 

„Das mit dem anstrengend sein hatten wir schon, oder?“

 

„Ja …“ Ich schweige, während ich ihm dabei zusehe, wie er sich anzieht. Weshalb er das tut, keine Ahnung, doch es fühlt sich nicht gut an. Ich will, dass er bei mir bleibt. Neben mir.

 

„Ich werde rauchen gehen. Soll ich Ino sagen, dass du gleich kommst … oder …?“ Er spricht nicht weiter. Und er sieht mich auch nicht an, sondern blickt zur Seite.

 

„Ich komme gleich …“

 

„Hn.“

 

 

Was für ein seltsames Gefühl in mir entsteht, nachdem er das Zimmer verlassen hat, lässt sich nicht mit Worten beschreiben. Ich kann gar nicht klar denken. Funktioniere mechanisch, während ich mich anziehe und den Raum verlasse.

 

„Sakura?“ Da ist sie. Mit ihrer besorgten Miene, die dafür sorgt, dass der Druck in meiner Brust weiter wächst. „Ist alles okay?“ Nein. Nein, nichts ist okay. Ich habe mit ihm geschlafen und er ist gegangen.

 

„Können wir gehen?“ Sie nickt, und ich blicke nach unten. Ich fühle mich benutzt. Zurückgelassen. Und er ist schuld. Wieso ist er einfach so gegangen? War ich ihm zu anstrengend?

 

 

„Lass uns lieber hinten raus, Naruto und Kiba sind im Wohnzimmer.“ Ich folge ihr schweigend, auch wenn ich am liebsten schreien möchte. Wieso hat er das getan? War es bedeutungslos? Etwas Schnelles, weil kein anderer verfügbar war? Weil wir es in dem Moment beide wollten? Hätte ich ihn stoppen sollen? „Habt ihr nur geredet?“ Die kühle Nachtluft lässt mich zittern.

 

„Nein.“

 

„Habt ihr ...“

 

„Ja.“ Die Tränen, die sich in meinen Augen sammeln, lassen sich nicht aufhalten. Sie fließen, verschleiern meine Sicht, während ich versuche genügend Kraft aufzubringen, um einen Fuß vor den anderen zu setzen.

 

„Oh … und ...“

 

„Ich will nicht darüber reden.“

 

„Okay.“

 

 

 

 

„Sakura, Liebling, ist alles okay bei dir?“

 

„Ja.“ Zumindest denke ich das. Nachdem ich in der Nacht noch in Inos Zimmer zusammengebrochen bin und mich trösten hab lassen, ging es mir tatsächlich ein bisschen besser. Durch den Zuspruch, der meine verworrenen Gedanken ausgehebelt hat. Vielleicht wollte er wirklich nur rauchen. Vielleicht ist er kein Kuscheltyp. Vielleicht habe ich emotional überreagiert.

 

Nichtsdestotrotz fühle ich mich immer noch benutzt. Für eine Sache, die ich selbst wollte. Ergibt das überhaupt Sinn?

 

„Du siehst so betrübt aus.“

 

„Mir geht es gut, Dad.“

 

„Hmmm, ist bei Ino irgendetwas vorgefallen?“ Nein. Nicht bei Ino. Ich habe nur meine Unschuld auf einer Party verloren. An den Typen, in den ich schon seit Jahren verliebt bin. Gleich nachdem mein bester Freund mir seine Liebe gestanden hat.

 

Gott, das ist eine schlechte, spanische Soap Opera.

 

„Nein, wir hatten uns nur ein bisschen in der Wolle, weil sie eine Zicke ist.“

 

„Aha, daher weht also der Wind. Um was ging es? Ging es um Jungs?“ Ich verziehe den Mund. Ich hasse Jungs. Von wegen wir Frauen sind kompliziert. Männer sind kompliziert.

 

„Nein.“ Mein Vater lacht, während meine Mutter grinst.

 

„Also ging es um Jungs.“

 

„Mum … müssen wir reden? Ich bin müde.“

 

„Wovon?“ Ich zucke mit den Schultern. Vom Nachdenken, vom Leben, von Sasuke, von Naruto, von Ino, und vor allem von meinen Eltern und ihren bescheuerten Fragen.

 

„Keine Ahnung, ich bin es einfach.“

 

„Du wirst doch nicht etwa krank?“ Hmmm, keine so schlechte Idee. Vielleicht kann ich das Schuljahr einfach als Kranker zu Hause verbringen? Ob meine Eltern mir das abkaufen?

 

„Weiß nicht“, nuschle ich. „Vielleicht.“

 

„Dann solltest du dich lieber hinlegen, nicht dass du morgen nicht zur Schule kannst.“ Ich seufze. Sie würden mich selbst mit Lepra zur Schule schicken.

 

 

Ist es lächerlich, weil ich mich nicht traue, Sasuke über Facebook anzuschreiben? Ich habe seine Nummer nicht … und das hier wäre die einzige Möglichkeit. Nur was dann? Was sollte ich ihm schreiben?

 

'Hey Sasuke, kennst du mich noch? Ich bin die, die du einfach zurückgelassen hast, nachdem du …' Selbst in Gedanken kann ich diesen Satz nicht zu Ende bringen.

 

Er hätte sich gemeldet, wenn ich ihn interessieren würde, oder? Er hätte Naruto nach meiner Nummer gefragt und sich erkundigt, wie es mir geht, richtig?

 

'„Weil wir es beide wollten.“' Das waren seine Worte. Und das war ein Moment, in dem wir mehr waren als gewöhnliche Bekannte. Keine Liebe, keine tiefgreifenden Gefühle. Nur Sex.

 

Ich atme tief ein und wieder aus. Das war es also. Mein erstes Mal. Mit einem Typen, der mich niemals so sehen wird, wie ich ihn sehe. Nicht denselben Blickwinkel teilt. Dem ich egal bin. Nur ein weiterer, warmer Körper, der ihm Gesellschaft geleistet hat.

 

Diese Erkenntnis tut wahnsinnig weh. Und doch ist sie auf gewisse Art und Weise heilend. Mit dem kleinen Schimmer der Hoffnung, dass er mich zumindest nicht abstoßend findet.

 

Nicht nachdem, was ich gespürt habe. Was ich gesehen und gehört habe.

 

Sasuke …

 

 

 

 

 

 

„Warum hast du nicht auf meine SMS reagiert!?“ Inos Augen funkeln mir entgegen, als sie mich Montagmorgen am Schultor abfängt. Ich verdrehe die Augen.

 

„Ich habe mein Handy zu Hause vergessen.“ Augenblicklich verändert sich ihr Gesichtsausdruck.

 

„Gott, Sakura, es ist so schrecklich.“ Und dieser veränderte Blick beunruhigt mich.

 

„Hm? Was meinst du?“

 

„Das von Sasuke.“

 

„Was ist mit ihm?!“ Mein Herz überschlägt sich beinahe.

 

„Er ist weg.“

 

„Was?“, hauche ich, weil ich absolut nicht verstehe, was sie damit meint.

 

„Er ist weggezogen, einfach so!“

 

„Was?“, wiederhole ich mich.

 

„Er ist gestern umgezogen, ohne uns Bescheid zu sagen! Nicht mal Naruto wusste davon.“ Ich kann das Blut in meinen Ohren rauschen hören.

 

Weg? Umgezogen?

 

„Was … wie?“

 

„Ich habe es gerade von Kin erfahren. Naruto springt im Dreieck.“

 

„Er ist umgezogen?“

 

„Ja! Sein Facebook-Profil ist auch weg!“ Dasselbe Profil, das ich gestern noch aufgesucht habe, versucht darum, eine Nachricht zu hinterlassen?

 

Sasuke ist … weg?

 

Meine Atmung beschleunigt sich. Er ist einfach so gegangen, ohne uns etwas zu sagen? Ohne es irgendwem zu erzählen?

 

Dieser … wieso? Weshalb?

 

Ich kann nichts gegen die Übelkeit tun, die in mir aufsteigt. Gepaart mit der Wut und der Trauer darüber, dass das alles ohne Bedeutung für ihn war.

 

Jetzt bin ich mir sicher. Er hat mich nur benutzt. Ich bin ihm egal. Das zwischen uns war ihm egal. Selbst sein bester Freund ist ihm egal. Unwichtig. Wir alle sind es.

 

Er hat uns verlassen, einfach so …

 

Und mit dieser Erkenntnis spüre ich den Sprung in meiner Brust. Fühle den Stich, der sich durch mein Herz bohrt und einen Riss hinterlässt.

 

Sasuke …



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  MissBlackBloodSakura
2022-08-06T11:58:57+00:00 06.08.2022 13:58
Ich lebe diesen OS 🥰
Ich hoffe auch immer noch auf eine Fortsetzung 🥰
Von:  Cosplay-Girl91
2016-11-23T23:12:31+00:00 24.11.2016 00:12
Tolles Kapitel :)
Sehr schön geschrieben.
Lg.
Antwort von:  Aoki
24.11.2016 05:55
Huhu!

Danke für deinen Kommentar und das Lob!
Freut mich, wenn dir die Geschichte gefallen hat :)

Liebe Grüße
Von:  xoxoSari
2016-09-03T19:32:57+00:00 03.09.2016 21:32
Hey :)

Wow, was für eine eine gute Geschichte. Ich mag deinen Humor, diese Mischung aus Ironie und Sarkasmus und dieses Talent für Fremdschämszenen- einfach herrlich.
Ich war so in der Geschichte- super Schreibstil, super Dialoge.
Es war alles sehr stimmig und vorallem perfekt aus der Perspektive einer 17 jährigen. Die Thematik passte sehr und der Spannungsbogen war klasse. Du beschreibst Gefühle sehr gut und auch das hadern eines Narutos und die Unbeholfenheit einer Sakura haben mir gut gefallen, genauso deine Darstellung des Sasukes. Ach es war einfach alles sehr stimmig und ich könnte, wie schon in Kommentaren zuvor erwähnt, mir auch eine Fortsetzung vorstellen. Wahrscheinlich ist Sakura dann schwanger- nach der Verhütungspanne :D
Ich werde diese Geschichte gerne weiterempfehlen, denn ich habe lange nicht mehr so einen guten OS gelesen.
Und im Hinblick, dass du noch nie über dieses Pair geschrieben hast- tolle Leistung!

Antwort von:  Aoki
01.10.2016 18:19
Hey! :)
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar und das ganze Lob! Es freut mich immer sehr, wenn das, was ich schreibe gut ankommt! :D
Ob Sakura schwanger ist? xD Hmmm, das könnte ich jetzt verraten, aber neee, ich tue es nicht xD... vielleicht in einer Fortsetzung? xD
Danke auch für deine Empfehlung! Vielleicht schreibe ich ja irgendwann noch mehr SasuSaku! :D

Ich wünsche dir noch ein schönes Wochenende!
Von:  Pandora-
2016-09-01T16:14:34+00:00 01.09.2016 18:14
Hallo war ein super Kapitel das sich gut gelesen hat :)

Antwort von:  Aoki
01.10.2016 18:17
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar, es freut mich, wenn dir die Geschichte gefallen hast!
Ich wünsch dir noch ein schönes Wochenende!
Von:  Scorbion1984
2016-08-31T12:15:42+00:00 31.08.2016 14:15
Warum ist er weg?
Arme Sakura ,das war gemein von Sasuke !
Gibt es eine Fortsetzung ?
Antwort von:  Aoki
01.10.2016 18:17
Huhu! Vielen lieben Dank für deinen Kommentar!
Tjaaa, das würde man in der Fortsetzung dann erfahren, weshalb der gute Herr abgehauen ist xD ... ob ich die jedoch schreibe, kann ich noch nicht versprechen, aber ich denke ganz fest darüber nach!
Ich wünsch dir noch ein schönes Wochenende!
Von:  blackholmes94
2016-08-31T00:21:50+00:00 31.08.2016 02:21
Wow weiß gar nicht was ich sagen soll...
Hatte die Ff zuerst nur angeklickt wegen des Titels (da ist wohl jemand auch Panic! -Fan ^^)
Bin aber froh das ich es getan habe!!!
Die Gefühle und die Stimmung sind wirklich gut rüber gekommen und dein Schreibstil zieht den Leser ins Geschehen, was ich sehr gut finde *Daumen hoch*
Hoffe du schreibst noch mehr :*
Antwort von:  Aoki
01.10.2016 18:16
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! :D
Heh, jap, ich liebe Panic! Ich hör sie ganz gerne zum Schreiben - der Titel hat sich bei mir irgendwie eingebrannt xD ... Es freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat! Und jap, ich schreibe, ich schreibe immer, allerdings weiß ich noch nicht, wie es mit einer Fortsetzung aussieht xD.
Ich wünsche dir vorerst ein schönes Wochenende!
Von:  Stevy
2016-08-29T23:27:04+00:00 30.08.2016 01:27
Heftig, das ist dir wirklich einmalig gut gelungen. Man leidet ja richtig mit sakura mit. 😭
Ich bin wirklich schwer beeindruckt von dir
Mach doch bitte noch einen zweiten Teil 😘
Antwort von:  Aoki
01.10.2016 18:15
Vielen lieben Dank auch dir für deinen Kommentar und das Lob!
Ich werde mal sehen, ob ich die Zeit finde, um eine Fortsetzung zu schreiben, versprechen will ich allerdings noch nichts xD!
Ich wünsche dir noch ein schönes Wochenende!
Von:  youjissi
2016-08-29T19:00:09+00:00 29.08.2016 21:00
Oh, wow. Ich muss sagen, du hast hier wirklich große Arbeit geleistet. Sehr gut geschrieben, beschrieben. Ich liebe SasuSaku so sehr. Die Story an sich war ganz gut durchdacht, super umgesetzt und es hatte ein Ende, welches ich niemals erwartet hätte.
Hast du vielleicht an eine Fortsetzung gedacht? Vielleicht, wo Sakura Sasuke wieder sieht, oder so etwas? Falls du dies jemals fortsetzen solltest, werde ich gerne die Fortsetzung lesen. ^-^

Hach, ich liebe es.

Liebe Grüße, Kazuha-chan
Antwort von:  Aoki
01.10.2016 18:14
Huhu!
Vielen lieben Dank auch für deinen Kommentar! Und für das Lob :)!
Ich habe schon an eine Fortsetzung gedacht, allerdings kann ich nichts versprechen xD. Vielleicht packt mich demnächst wieder mal die Muse, hehe.
Ich wünsche dir noch ein schönes Wochenende!
Von:  Chaosbande
2016-08-28T21:31:27+00:00 28.08.2016 23:31
Also dafür, dass es deine erste SasuSaku Story ist und ich dieses Pair eigentlich auch nicht mag, bildet dieser herzergreifende OS eine Ausnahme! Sehr gute Arbeit *Einer Lob über dir ausschütte*

Diese leicht zynische Sakura, KibaxIno, Naruto der auf Saku steht obwohl er mit Hinta zusammen ist und dann natürlich der Bad Boy-Oberarsch-Antiromantiker-Besitzergreifende Sasuke ...

Sehr gute Kombi und mit diesem Ende ... verdammt das Messer steckt tief in meiner Brust und ich würde das rosa Kaugummi tatsächlich tröstend in die Arme schließen. *schnief*

LG
Chaos
Antwort von:  Aoki
01.10.2016 18:13
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar zu meinem Oneshot! :) Heh. Normalerweise ist es nicht das, was ich schreibe, auch wenn ich das Pairing mag (Naruto und Sasuke mag ich leider mehr), und es freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat!
Ich wünsche dir noch ein schönes Wochenende! :)


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