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Fall into the Sky

Soukoku Short Story Collection
von

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A fake sense of safety will ignite in you

Dazai hatte sich in seinem Leben noch niemals wirklich sicher gefühlt. Vor der Mafia nicht, danach nicht, und während seiner Zeit in den Schatten ohnehin nicht. Sein ganzes Dasein kam ihm vor wie eine endlose Jagd, auf der er vor einer Gefahr davonrennen musste, die er nicht identifizieren konnte, egal wie oft er auch atemlos versuchte, über seine Schulter zu blicken. Irgendetwas verfolgte ihn seit seiner Geburt und würde erst dann damit aufhören, sobald er seinen letzten Atemzug getan hatte.

Zumindest wollte Dazai das hoffen, denn der Gedanke, diesen unbekannten Verfolger auch dann noch hinter sich zu spüren, wenn er eigentlich längst tot war, ließ Übelkeit in ihm aufsteigen.
 

Der einzige Ort, an dem er sich weniger gehetzt fühlte als sonst, war an Chuuyas Seite.

Als sie noch jünger gewesen waren, hatte noch geglaubt, dass er sich neben ihm vollständig sicher fühlen konnte, denn so war es am Anfang gewesen. Wenn er neben Chuuya schlief, konnten seine Albträume ihn nicht mehr erreichen, und auch sein Verfolger wagte es nicht, sich ihm zu nähern.

So war es in den ersten Jahren gewesen. Und dann, langsam und stetig, kamen seine Ängste ihm wieder näher und die Albträume begannen erneut, wenn auch weniger heftig als früher.

Chuuya mochte für ihn das Licht sein, das die Schatten um ihn herum erträglich machte, aber auch er leuchtete nicht hell genug, um ihm die Sicherheit zu vermitteln, die Dazai noch nie gespürt hatte. Dennoch gab es keinen Ort, an dem er sich zumindest so gut vorgaukeln konnte, dass er sicher war.
 

Und genau deshalb machte er sich Sorgen, dass Chuuya sterben könnte; an jedem Tag, auf jeder Mission, die antraten, und mit jedem Schritt, den er durch die Schatten lief, die sie beide umgaben. Dass der Tod für ihn selbst so ein unerreichbares Ziel zu sein schien, bedeutete nicht, dass so etwas wie Unsterblichkeit existieren konnte.

Es war leicht, ein Leben oder zwei in den Schatten zu verlieren, und jedes Mal, wenn er seinen Verfolger im Rücken spürte, musste er daran denken, dass Chuuya nicht ewig an seiner Seite bleiben würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  halfJack
2020-12-30T10:19:51+00:00 30.12.2020 11:19
Beim ersten Lesen habe ich dieses Kapitel anders empfunden als jetzt im Kontext der restlichen Fragmente. Es klang für mich, als wäre das alles eine Perspektive, aus der Dazai auf eine noch etwas in der Ferne liegende Zukunft blickt, die er erwartet. Mittlerweile jedoch erscheint es mir fast so, als wäre es eine Momentaufnahme von seiner Flucht. Ein Augenblick, in dem er noch an die Vergangenheit denkt und sich besinnt, dass ihm immer bewusst gewesen sei, Chuuya irgendwann zurückzulassen. Tatsächlich "zurückzulassen" und nicht etwa "zu verlieren", denn am Anfang kam es mir vor, als sei der Verlust von Chuuya etwas, das Dazai ungewollt ereilen würde. Als sei die Tatsache, dass dieser "nicht ewig an seiner Seite bleiben würde", wie eine unheilvolle Ahnung, gegen die nichts ausgerichtet werden kann. Dabei hat Dazai diesen Weg selbst gewählt. In diesem letzten Satz steckt keine Wertung, darum empfinde ich die Wortwahl mittlerweile eher so, als würde Dazai an etwas Bedauerliches, aber Unvermeidliches denken.
Ich kann verstehen, dass Chuuya sauer auf ihn ist. Wieso war es für Dazai nicht genug, Chuuya an seiner Seite zu haben? Hat er sich von ihm losgesagt, um die Angst, ihn zu verlieren, nicht mehr spüren zu müssen? Oder erkannte Dazai, dass Chuuya ihm nicht genug war, weil er die Angst nicht lindern konnte und sich Dazai auch bei ihm nicht mehr sicher fühlte? Ich möchte mir nicht ausmalen, dass Chuuya für ihn an Bedeutung verlor oder er sich dachte, er käme auch gut ohne ihn klar. Sein Verhalten deutet allerdings darauf hin, wenn Dazai das permanente Gefühl der Unsicherheit nicht mehr aushielt und schließlich davor floh, obwohl es ihn danach offenbar genauso wenig in Ruhe ließ.
Eigentlich müsste er sich doch nur wirklich und ernsthaft umbringen, um dieser Furcht zu entkommen. Dass ihm der Gedanke, er könnte davon jedoch bis ins Grab verfolgt werden, Übelkeit beschert, erinnert mich an den Monolog von Hamlet: "Was im Todesschlaf für Träume kommen mögen, das muss uns zögern machen." Vielleicht ist das der Grund, warum es scheint, als hätte Dazai nie mit voller Absicht versucht sich umzubringen, weil er nicht weiß, was ihn danach erwartet. Und weil er sich genau davor fürchtet.
Antwort von:  Schangia
15.02.2021 14:59
(Mein erster Gedanke beim erneuten Lesen des Kapitels war buchstäblich: "Wow, viele Flüchtigkeitsfehler auf einem sehr kurzen Text, Hut ab.")
An Hamlets words of wisdom ist definitiv etwas dran. Wenn das Leben schon so furchteinflößend ist, wie schrecklich muss dann erst der Tod sein? Da bleibt man lieber in seinem halbwegs sicheren Leben gefangen, auch wenn man dort genauso wenig zur Ruhe kommt.
Ursprünglich sollte der Text gar nicht die Möglichkeit zur Doppeldeutigkeit zulassen, aber mir gefällt der Ansatz sehr, jetzt, wo du mich zum Nachdenken angeregt hast. Da ich die Kapitel nicht in der zeitlichen Reihenfolge schreibe, sondern immer so, wie mich die Muse gerade küsst, ist mir hier noch nicht aufgefallen, dass es im Kontext anders wirken kann. Ich bin gespannt, was für ein Eindruck entsteht, wenn die restlichen Kapitel dazukommen.


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