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TOXIC

von

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Kapitel 1:

 

Das Schicksal ereilt uns oft auf den Wegen,

die man eingeschlagen hat, um ihm zu entgehen
 

- Jean de La Fontaine

 

 

Der bepackte, junge Mann streckte sich in dem strahlenden Sonnenschein und genoss die Wärme auf seiner Haut. Ein leichter Wind wehte durch seine wuscheligen dunkelroten Haare, als er voller Abenteuerlust ein paar Schritte weiter auf den Vorsprung zuging, der relativ steil unter ihm abfiel.

Eine atemberaubende Landschaft tat sich vor ihm auf – viele kleine und größere Waldstückchen waren überall auf der großen Ebene vor ihm verteilt, einen kleinen Fluss gab es auch – und all diese unberührte Natur wurde von einem Gebirgspass umrahmt. Er blickte flüchtig hinunter und erblickte dort schon den Rand eines Waldstückes, welches sich bis in die Ebene zog.

 

„Woah Leute das ist hier einfach total super!“ platzte aus dem Teenager heraus als er mit leuchtenden Augen diese traumhafte Landschaft auf sich wirken lies.

 

„Öh... Leute?“ drehte er sich fragend herum, nachdem er bisher keine antwortende Stimme gehört hatte.

 

„Mensch Drake... renn... nicht so!“ es sollte wohl mahnender klingen, aber durch das unterbechende Schnappen nach Luft kam es eher etwas lächerlich rüber.

Vier ebenfalls High-Schooler kämpften sich ebenfalls schwer bepackt die Anhöhe hinauf, sichtbar angeschlagener als der Rotschopf vor ihnen.

 

„Echt Matt, du solltest mit dem Rauchen aufhören, du schnaufst ja wie ein Nashorn beim Sex“ spöttelte Drake seinem blonden Kumpel zu, der das Schlusslicht dieser seltsamen Karawane bildete, dieser keuchte nur ein liebevolles „...ach fick dich doch...“

Die Beiden Mädchen waren zwar auch sichtlich k.o. aber sie liesen es sich nicht so anmerken die beiden Jungs.

Als Tess ihren Rucksack auf der Anhöhe absetzte und einen Schluck aus ihrer Wasserflasche nahm, beäugte auch sie neugierig die Umgebung.

„Naja, das muss man dir lassen Dave, du hast echt ein tolles Plätzchen für unseren Camping-Ausflug gefunden. Echt schön hier – will noch wer?“ mit diesen Worten reichte sie Flasche weiter.

 

Dave nahm dankend eine Schluck bevor die Flasche weiterwandern lies und begann sich seine vom Wind zerzausten Haare zu richten. Nachdem er scheinbar nicht mehr ganz so wirkte, als würde er an Luftmangel sterben, kam auch er wieder zu Wort.

 

„Ja, die Gegend hier ist echt toll! Mein Dad kam schon immer mit meinem Großvater her zum Campen, irgendwann bin ich dann auch mitgekommen. Leider haben wir es schon einige Jahre nicht mehr geschafft. Aber hier hat sich fast nichts verändert.

Ich würde vorschlagen dass wir irgendwo da unten bei dem Fluss unser Lager aufschlagen.“

„Klingt gut!“ erwiderte Lynn, deren Motivation fast so groß war wie die von Drake – aber nur fast - denn das zierlich gebaute, blonde Mädchen hatte deutlich weniger Ausdauer als das braungebrannte Energiebündel vor ihr, das immer noch aufgeregt vor sich hin zappelte.

 

Um seine Lungen zu pflegen, zündete sich Matt erst einmal eine Zigarette an.

„Dave, hast du nicht gesagt hier in den Wäldern wäre irgendwo so ein verlassenes, uraltes Herrenhaus?“ Drake spitzte die Ohren – das roch doch nach einem Abenteuer!

Lynn schauderte und auch Tess sah nicht begeistert aus „Jungs! Hört auf – sonst bekomm ich heute nacht kein Auge zu! Brrrrr.... wie in so nem schlechten Horrorfilm!“

Quiekend hüpften sich die Damen in die Arme, während die Jungs sich anscheinend überlegten welche Horrorgeschichten sie heute Abend beim Lagerfeuer zum Besten geben würden.

 

„Hm dann sollten wir langsam mal weitermachen oder?“ hakte Drake nun nach „Wir müssen ja noch die Zelte aufbauen und Feuerholz sammeln und- WAHHHHHHHHH“

Drake, der immer noch die ganze Zeit am Rand des Abhangs gestanden oder besser gezappelt hatte, blieb an einer alten Wurzel hängen und verlor das Gleichgewicht, und rollte geradewegs den Abhang hinunter.

 

„DRAKE!!!“ seine Freunde hetzten erschrocken zum Rande des Abhangs, blickten auf die aufgewirbelte Staubwolke unter sich und suchten verzweifelt nach einem Lebenszeichen.

Erst als sie etwas wie „Oww....auauaua...... keine Sorge ich leb noch!.... Oh... meine armen Gräten.....“ von der Ebene unter sich hörten schnauften die vier Freunde erleichtert durch. Der aufgewirbelte Staub begann sich wieder zu legen und gab den Blick auf ihren abgestürzten Kameraden frei.

 

Matt schrie nur ein „Bist du bescheuert du Volltrottel?“ nach unten, folgend von einem besorgten „Hast du dich verletzt???“

 

Drake konnte schon wieder lachen und rief seinen Freunden nur zurück „Nein, nur ein paar Kratzer, sonst geht’s mir gut!“ während er sich den Staub von der Kleidung und Rucksack klopfte und sich die Blätter aus den Haaren zog, die sich bei seiner Rutschpartie in seinen Haaren verfangen hatten.

 

Nach einem kurzen sondieren der Lage kam er zu folgenden Entschluss

„Hey, ich komm hier unmöglich wieder hoch! Ich glaube es ist das Beste wenn ihr euch erst mal eine sichere Abstiegsmöglichkeit sucht! Am besten Treffen wir uns dann dort bei dem kleinen Wald am Fluss!“

Dave suchte den Wald, auf den Drake zeigte und nickte „Ok, aber pass auf dich auf! Ich will deiner Mutter nicht sagen müssen dass du dir beim rumhüpfen das Genick gebrochen hast! Wir beeilen uns und treffen uns dann dort!“ gefolgt von einem mahnenden „Und mach keinen Scheiß!“

Lynn warf noch lachend hinterher „Sprich mit keinem Fremden! Und wenn du einen Psychopathen mit einem Messer siehst, RENN!“

 

Dann brach der Rest der munteren Herde auch schon auf, damit sie wieder mit ihrem verlorenen Schaf aufschließen konnten.

Drake atmete nochmal tief durch, und setzte sich auch schmunzelnd wieder in Bewegung – doch diesmal deutlich vorsichtiger. Er beschloss das es das Beste wäre, erst einmal am Rand des kleinen Wäldchens entlangzugehen, in den er fast hinein gekugelt wäre.

 

Er war nicht lange unterwegs, als etwas seinen Blick auf sich zog. Ein schlanker, schwarzhaariger Mann kauerte einfach am Rand des Waldes und blickte auf die Ebene vor ihm. Drake lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Das Auffälligste an der Erscheinung vor ihm war, dass er einen dünnen, weißen, flatternden Mantel trug, der eher an einen Arztkittel erinnerte. Erst auf den zweiten Blick sah er, dass der Kragen blutverschmiert war.

 

'Warum muss ich jetzt an Lynns 'Ratschlag' denken??'

 

Drake stand nur noch einige Meter entfernt, als der junge Mann ihn scheinbar auch endlich bemerkt hatte. Als er sich zu Drake drehte, zuckte der Teenie kurz zusammen. Der Fremde wirkte wie ein Geist aus einem schlechten Horrorfilm – Haut blass wie Schnee, Augenringe, die dem Marianengraben in Tiefe und Farbe Konkurrenz machen könnten. Und an der linken Wange die Ursache des blutigen Kragens - ein tiefer Kratzer, der sich fast über die komplette Backe zog – und noch sehr frisch aussah. Am meisten irritierte ihn aber dass getrocknete Blut, dass sich über das komplette Gesicht des Fremden verwischt war. Und die eisblauen Augen, die ihn durchdringend musterten.

 

Das einzige was Drake heraus stottern konnte, während er sich weiterhin vorsichtig näherte, war ein „..Äh... Hi?“

 

*

 

Das war nun doch komisch. Jetzt lies ihn sein Verstand schon völlig fremde Menschen sehen. Aber da stand er – ein Junge, höchstens 17, 18... leicht dreckig, stotterte er ihm ein unbeholfenes 'Hi' entgegen. Jetzt war es also so weit – der letzte Funke seines Verstandes hatte sich soeben verabschiedet.

Der Junge setzte seinen Rucksack ab, behielt aber Blickkontakt. Er kam langsam auf ihn zu.

„... Du bist verletzt – kann... ich dir irgendwie helfen?“

Ein seltsames Gefühl machte sich in ihm breit. Das war anders als sonst. Normalerweise verschwanden 'Sie' gleich wieder, geschweige denn dass sie ihn ansprachen oder gar... Besorgnis zeigten?

Er fühlte sich nicht wohl. Irgendetwas stimmte hier nicht. Wenn der Junge kein Ergebnis seiner Einbildung war, war er etwa... echt?

Panik stieg ihn seinem erschöpften Körper, ihn zur Flucht treibend. Er war gerade dabei aufzuspringen um wieder in den Wald zu stürzen, als ihn ein starker Griff an seinem Handgelenk davon abhielt.

 

Es hielt ihn fest. Er schrie panisch auf „NEIN! LASS MICH LOS! NEINNEINEIN!!!!!“ und versuchte sich aus dem Griff zu lösen

 

*

 

„WARTE! ICH WILL DIR DOCH NICHTS TUN!!! BERUHIG DICH BITTE!!!“

Drake erschrak als der Fremde verstört davon stürmen wollte – er wollte ihn nur aufhalten, griff nach seinem Handgelenk – als der blasse Typ auf einmal wie am Spieß zu schreien anfing und nun noch wild um sich schlug. Drake versuchte ihn zu beruhigen, doch seine Stimme schien bei dem Fremden gar nicht anzukommen.

Drake hielt nun die beiden dünnen Arme des Anderen fest, damit er nicht noch einen Schlag ins Gesicht abbekommen würde. Das Gerangel dauerte jedoch nicht lange an. Entweder schien der Schwarzhaarige am Ende seiner Kräfte zu sein, oder er beruhigte sich einfach langsam. Auf jeden Fall war es nur noch ein Zerren, als er versuchte sich aus Drakes Griff zu lösen.

 

„Hey, ganz ruhig! Ich tu dir nichts! Und ich lass dich los – wenn du versprichst nicht wieder nach mir zu schlagen.“ sprach Drake ganz ruhig dem Fremden zu.

Als würden seine Worte endlich zu ihm durch dringen, sah dieser ihm tief in die Augen, nickte ihm kaum merkbar zu und stellte sämtlichen Widerstand ein.

 

Erst jetzt bemerkte Drake dass über dem linken Auge des Fremden eine große Narbe prankte. 'Was zum... ist er auf dem Auge... blind?' Er lies ganz langsam die Arme des Fremden los. „Keine Angst, ok? Ich tu dir nichts – ich will dir nur helfen... ich bin Drake – wie... heißt du?“

 

*

 

„Ich?... ich... bin Victor....“

Victor blickte in die grünen Augen des rothaarigen Jungen, der sich als Drake vorgestellt hatte. Und als er merkte wie dessen Blick ihn fixierte, wich er eben diesem Blick aus.

Er schlang schützend seine Arme um sich, als er versuchte seine Gedanken zu ordnen und zu realisieren was hier im Moment eigentlich geschah.

Der Rotschopf horchte überrascht auf, als Victor sich leise entschuldigte.

„Tut mir leid... ich wollte dich nicht schlagen. Ich hab dich für etwas anderes gehalten.“ dabei lag ihm fast ein sanftes, schuldbewusstes Lächeln auf den Lippen.

 

Sein Gegenüber grinste ihn an „Etwas? Ich wurde ja schon als vieles bezeichnet, aber als ein Etwas? Ich hab doch keine zwei Köpfe!“ lachte er.

 

Jaaaa... er hatte es mal wieder geschafft sich lächerlich zu machen – 'Argghh... Victor du bist ein Idiot – der hält dich doch jetzt für vollkommen verrückt. Toll, toll, toll!' Schamesröte stieg in ihm hoch, verlegen sah er zu Boden und zupfte sichtlich nervös an einer seiner Haarsträhnen als er an seine verletzte Wange kam.

 

„Argh!“ zuckte er zusammen. Der junge Mann vor ihm stellte die Ohren auf und fing an in seinem Rucksack zu wühlen „Warte, ich hab irgendwo ein Erste-Hilfe-Set dabei, wir sollten das versorgen, bevor es sich entzündet!“

 

*

 

So, da saß er nun auf dem Gras – mit der geisterhaften Erscheinung, die doch keinen so übernatürlichen Ursprung hatte, wie er auf den ersten Blick gedacht hatte. Der verstörte Mann, dem er gerade erst einmal das Gesicht von dem trockenen Blut reinigte, damit er die Wunde richtig versorgen konnte, saß wie ein begossener Pudel vor ihm, und blickte ihn mit großen Augen an.

'….Victor... naja immerhin was... aber … was macht er hier draußen – er schaut ja total mitgenommen aus. Und diese Kratzer und Schrammen überall... und... sind das blaue Flecken....?'

Victor wippte nervös hin und her, sichtbar verlegen über Drake's haargenaue Musterung.

Drake konzentrierte sich wieder auf seine eigentliche Absicht. „So … schaut sauber aus.... mhhh... Verband geht an der Stelle nicht... aber moment da ist ein großes Pflaster“ murmelte der Möchtegern-Sanitäter, als er in der kleinen Tasche mit Verbandsmaterial wühlte.

 

Da klebte es nun – ein großes, buntes Pflaster auf dem in einer spielerischen Schrift stand 'Hat gar nicht wehgetan!' quer über Victors Backe. Dieser hatte einen so glücklichen Ausdruck im Gesicht als hätte er kein Pflaster bekommen sondern eine Goldmedaille. Im Gesamtbild gab es jetzt durchaus einen witzig, irritierenden Anblick ab. Drake versuchte so ernst wie möglich zu bleiben, als er nachhakte „Victor? Magst... du mir vielleicht sagen was du hier eigentlich machst?“

Doch das war anscheinend genau das, was sämtliches Postives aus dem jungen Mann schwinden lies, und Drake biss sich auf die Zunge als er sah wie die Panik wieder in Victors eisblauen Augen stieg.

 

*

 

'VICTOR, BIST DU BESCHEUERT?!?!' scholt er sich selbst innerlich 'Du sitzt hier rum, dabei bist du bei weitem nicht in Sicherheit – und jetzt?! Jetzt ziehst du auch noch diesen netten Jungen mit rein! Er muss sofort verschwinden, solange es noch geht! Er.... kann dir nicht helfen! Niemand kann dir helfen!'

In seinem inneren Monolog versunken starrte Victor ins Leere, Drake stand die Sorge in sein jugendliches Gesicht geschrieben.

„Ich danke dir... aber du musst gehen. JETZT.“

Drake schien aus allen Wolken zu fallen. „VERSCHWINDE! DAS IST FÜR UNS BEIDE DAS BESTE! HAU AB!!“

Victor legte mit Absicht einen Zorn in seine Stimme, den er bei weitem nicht hegte. Aber Drake musste von hier verschwinden - JETZT! Jede Minute die er weiterhin bei ihm war, brachte ihn in Lebensgefahr! Und sein Gefühl sagte ihm, dass sie nicht mehr viel Zeit hatten.

 

Der Jüngere stand sichtbar gekränkt auf „Aber-“ „NICHTS ABER! VERSCHWINDE EINFACH – ICH.... ICH WILL DICH NIE WIEDER HIER SEHEN!“

Da wurde es Drake zu viel „Ach, mach doch was du willst du Arsch – da will man helfen und dann AARRRGGGHHH! Ich hab bei Gott Besseres zu tun!“

Schwungvoll riss er seinen Rucksack vom Boden und lies ihn auf seinen Schultern landen. Er blickte sichtbar erzürnt nicht einmal mehr in seine Richtung.

„Na dann – Tschüss...“

Und mit diesen kalten Worten stapfte er vor sich hin fluchend in Richtung Tal.

 

Victor kauerte sich zusammen, kämpfte wieder mit den Tränen.

'Es tut mir so leid. Aber es ist besser so. Vergiss dass du mich getroffen hast. Danke für... diesen kleinen Lichtblick... Drake... ja,geh bevor ER dich gefunden hätte'

 

Drake war schon lange nicht mehr zu sehen doch Victor konnte nicht anders, als in seiner Starre zu verharren. Geistesabwesend starrte er noch immer die Stelle an, an der Drake aus seinem Sichtfeld verschwunden war. Er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, es interessierte ihn auch nicht. Es war egal – Alles war egal.

 

Er merkte auch nicht, wie geradezu lautlos eine große Gestalt aus dem Blätterdickicht auf ihn zukam. Elegant wie eine Raubkatze bewegte er sich geschmeidig durch den Wald, als wäre er ein Teil von ihm. Nicht eine einzige Dorne versuchte den langen schwarzen Ledermantel fest zu halten und keine Wurzel und kein Stein wagte es sich vor seinen Fuß zu legen. Ein sichtlich zufriedenes Grinsen umspielte die Lippen des leicht gebräunten Mannes, während sein kurzes, fransiges schneeweißes Haar wie ein Leuchtsignal aus den gedeckten Farben des Waldes stach. Die roten Augen blitzten regelrecht auf, als er sich dem kauernden Victor vor ihm näherte. Behutsam streckte er seine starke Hand aus.

 

Victor schrie mehr vor Schreck als vor Schmerz auf, als er auf einmal an den Haaren nach oben gerissen wurde. Immer noch am Haar festgehalten, griff er nach den Händen seines Angreifers – als er den Kopf drehte und ihm dann ins Gesicht blickte, war sein Körper wie gelähmt. „...An..gel...“ war das einzige Wort dass seine zitternde Stimme bilden konnte.

 

Angel löste seinen Griff, nur um ihn von hinten zu umarmen.

„Was? Hat dir dein kleiner Auslauf nicht gefallen? Dabei hab ich mir extra Zeit gelassen.“ flüsterte Angel ihm ins Ohr.

„..Warum? Warum tust du mir das an? Wieso... tötest du mich nicht einfach....“ Victors Stimme war schwach. Ja - er fürchtete den Mann, der ihn so innig umarmte und begann seinen Nacken zu küssen. Der Weißhaarige lächelte. „Dich töten?“

mit einem gezielten Griff wurde Victor herumgewirbelt, sodass er Angel nun ins Gesicht blicken musste.

„Wieso sollte ich das tun?“ Seine roten Augen blickten ihn leicht irritiert an und ein tiefes Lachen entfuhr ihm „Warum sollte ich dich töten?“ ein unheimliches Lächeln verzerrte sein Gesicht. Sein Blick ruhte nun auf dem bunten Pflaster auf Victors Wange. „Aber wir gehen jetzt besser zurück.“ Sanft stricht er über die Oberfläche des Pflasters, während Victors blindes Auge nervös zuckte.

 

Victor schreckte aus seiner Starre auf „Nein! Ich will nicht!!! Lass mich einfach gehen!!“ Er versuchte ich aus Angels Griff zu lösen. Angel jedoch war sichtlich erheitert über seine Gegenwehr – Er packte ihn an seinem Kopf und zog ihn zu sich – und küsste ihn. In Victor stieg die Übelkeit hoch, aber er konnte sich nicht wehren.

 

Auf einmal ging es ihm schlecht. Erst jetzt bemerkte er die kleine Spritze, die in seinem Arm steckte. Seine Sicht begann zu verschwimmen und seine Beine, nein sämtliche seiner Muskeln begannen zu zittern und gaben nach. Er konnte seinen Kopf nicht mehr halten, er fiel Angel regelrecht in die Arme. Danach war alles schwarz.

 

*

 

Victor war bereits nicht mehr bei Bewusstsein, als Angel ihn immer noch mit einem Arm hielt und mit der freien Hand über seine Wange strich.

„Niemand bekommt dich - du gehörst mir...“

Mit einer überraschenden Leichtigkeit hob Angel den bewusstlosen Victor hoch, trug ihn fast wie eine Prinzessin auf den Armen. Er ging einige Schritte zurück in den Wald, als er plötzlich innehielt. Er drehte sich noch einmal um, sein Blick ruhte auf dem kleinen Wald nahe des Flusses in der Ebene. Ein dämonisches Lächeln verzerrte sein Gesicht, als er schließlich in den Schatten der Bäume verschwand.

 

*

 

„Mensch Drake... deine scheiß Laune hält ja keiner aus – entweder du beruhigst dich langsam wieder, oder du lebst dich da aus, wo wir dich nicht ertragen müssen!“ Tess war es langsam zu viel geworden – seit sie Drake wieder gefunden hatten, hatte er schlechte Laune – und das war noch freundlich ausgedrückt. Zwischendurch fluchte er immer vor sich hin, wobei er keinem verraten hatte, was denn passiert war als sie getrennt waren.

 

Nachdem sein Zeltaufbau durch einen Tobsuchtsanfall fast einen in einem Totalschaden geendet war, hatte ihn Matt am Kragen gepackt und ihn mit den Worten „Wir gehen Holz suchen, da kannst du nichts kaputt machen.“ hinter sich hergezogen.
 

Als die Beiden mit Feuerholz beladen wiederkamen, war auch das restliche Lager aufgebaut.

Da es bereits dämmerte war das Lagerfeuer schon geschürt und die Mädels hatten beschlossen zu kochen. Drake saß etwas abseits auf einem großen Stein, sein Blick lag auf dem ruhigen Fluss. Aber seine Laune hatte sich nicht wirklich gebessert, nur seine Aggression hatte ich etwas gelegt.

 

*

 

Victor schwirrte ihm immer wieder im Kopf herum. Dieser Freak. 'Ich wollte doch nur freundlich sein und helfen und dann tickt dieser Arsch auf einmal voll aus! ARRRGGGHHH!'

 

Aber seltsam war es schon – zuvor hatte er so freundlich gewirkt, sogar gelächelt – da hatte er sogar richtig süß ausgesehen – etwas fertig, aber süß!

Drake schüttelte den Kopf 'Man, hab ich was Verdorbenes gegessen? Jetzt fang ich schon an vollkommen fremde MÄNNER niedlich zu finden!'

Trotzdem fragte er sich erneut , wo Victor eigentlich herkam – er sah ganz sicher nicht aus, als wäre er auf einer Wandertour, hier in der Gegend lebte auch keiner mehr soweit er wusste - Anwohner also ausgeschlossen. Und warum war er so verletzt? Viele der Wunden die er flüchtig gesehen hatte waren älter, aber einige waren auch frisch… verdammt frisch.

 

'Ja klar, wahrscheinlich war er eine verzauberte Prinzessin, die von einem bösen Drachen entführt wurde.'

Drake wusste nicht wie er auf diesen Gedanken kam, aber dank ihm hatte er jetzt ein noch verstörenderes Bild im Kopf. Der seltsame, schlanke Kerl in einem Kleid, farblich passend zu seinen Augenringen, wie er hauchte „Danke für meine Rettung mein edler Held~“

 

„WAHHHH!“ Drake versuchte dieses Bild aus seinem Kopf zu kriegen, zog sich an den Haaren aber das alles brachte nichts. Und dann war da noch der Name. Victor. Irgendwie kam er ihm so bekannt vor, als hätte er ihn erst vor kurzem schon einmal gehört. Er konnte ihn jedoch nicht zuordnen und so verfiel der Rotschopf wieder in tiefes Grübeln.

 

Plötzlich traf ihn ein schneller, harter Schlag auf den Hinterkopf woraufhin er nur noch Sterne tanzen sah.

Er fiel vornüber, wurde aber von einem starken Arm aufgefangen. Er spürte nur noch als würde er von irgendjemanden hochgehoben und über die Schulter geworfen werden. Danach verlor er das Bewusstsein.

 

*

 

Tess schrie auf, als sie den Mann sah, der Drake niedergeschlagen hatte. Die anderen Freunde schreckten aus ihren Beschäftigungen auf. Dave und Matt wollten auf den Fremden zustürmen um Drake zu helfen, schreckten aber zurück als sie die gezogene Pistole sahen, die in ihre Richtung zeigte.

„SCHEißE! WAS WILLST DU?!“ schrie Matt während er sich schützend vor Lynn stellte. Doch der Fremde im Ledermantel schritt langsam aus sie zu bis er vom Licht des Lagerfeuers erfasst wurde.

 

Er lachte. Er klopfte sanft Drake's schlaffen Körper, der bewusstlos über seiner Schulter hing und dem etwas Blut über das Gesicht tropfte.

„Von EUCH will ich gar nichts – ich brauch nur den hier.... also nehmt's nicht persönlich.“

 

Kurze, erstickte Schreie gefolgt von vier Pistolenschüssen zerrissen die Stille dieser mondlosen Nacht. Das Einzige Geräusch, dass noch zu hören war, war das schwächer werdende Knistern des Lagerfeuers.

 

*

 

Als er eine kühle Hand auf seiner Schulter spürte schrak Victor regelrecht hoch, nur um von einem kurzen Schwindelanfall wieder halb in das Bett zurück zu fallen.

'Verdammt... mein Kopf... was hat er mir da gespritzt?' noch während er versuchte einen klaren Kopf zu bekommen, sprach direkt neben ihm eine ihm wohl bekannte Stimme.

 

„Oh, entschuldige – meine Hände sind sicher kalt – ich war noch eben was erledigen~“

Angel saß neben ihm seelenruhig auf einem Stuhl. Erst jetzt konnte Victor erkennen wo er war. Er war wieder 'dort'. Ein eiskalter Schauer lief seinen Rücken hinunter.

Angel blickte ihn etwas mitleidig an „Geht es dir nicht gut? Du schaust so erschrocken, hast du etwa schlecht geschlafen?“

 

'Schlecht geschlafen?! Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glaube du willst mich verarschen!' Victor biss sich auf die Lippe um seine Gedanken nicht laut Angel an den Kopf zu werfen. 'Er... ist einfach komplett wahnsinnig... seine Laune dreht sich wie eine Fahne im Wind...nur in einem wird er nicht seine Meinung ändern..'

Resignation schlich sich in Victors Herz und auch sein Gesicht nahm wieder die ausdruckslosen Züge an.

 

'Er wird mich nie gehen lassen. Niemals. Vielleicht sollte ich mich endlich damit abfinden, dass ich das Spielzeug eines Wahnsinnigen bin.“

 

„Hey, nun schau doch nicht so traurig – ich hab dir doch extra was mitgebracht!“

 

Victor sah seinen Gegenüber misstrauisch an „...Du hast mir etwas... mitgebracht?“

Ein Lächeln schlich sich in Angel's Gesicht als er erwiderte „Ja, komm ich zeig es dir – aber vielleicht solltest du die Decke mitnehmen, sonst erkältest du dich noch.“

Erst als Victor irritiert nach unten sah, merkte er dass er komplett nackt war – und nur in ein sauberes Laken gewickelt war. Hastig wickelte er sich dick darin ein.

 

„Ich musste dich doch waschen, du warst so schmutzig – und da wäre nichts, was ich nicht schon gesehen hätte.“

Victor hüllte sich auf diese Aussage nur in Schweigen, bis Angel nach seinem Arm Griff und ihn aus dem Bett zog.

 

Sie verliesen Victors Zimmer und Angel führte ihn am Arm die Gänge des alten Herrenhauses entlang, eine seltsame Melodie summend. Victor tappste nur mit dem Laken um den Körper über die Holzfußböden und Teppiche, welche jeden Laut schluckten. Ihm war schon länger aufgefallen, dass das Gebäude und die Kelleranlagen überraschend modern und neu hergerichtet waren. Als er bei seinem teilweise geglückten Fluchtversuch einen Blick zurück auf die Fassade des Anwesens erhascht hatte, sah diese wirklich heruntergekommen aus.

„Eine gute Tarnung,huh? Da würde nie jemand darauf kommen, dass es bewohnt wäre – falls sich jemand in diese scheinbar menschenleere Gegend verläuft...'

 

Als er mehr oder weniger hinter Angel hergezogen wurde, schlichen seine Gedanken wieder zu dem Jungen, dem er am Nachmittag begegnet war. Sie hielten vor der Tür eines Kellerraumes. 'Er ist sicher längst über alle Ber-' Victors Gedankengang wurde jäh unterbrochen als Angel quietschend die Tür aufschwang und Licht auf den Inhalt des Zimmers geworfen wurde.

 

„...Drake?“ Es sah fast aus wie eine Kerkerzelle, ein dickes Eisengitter trennte Victor von dem Jungen der gekrümmt und gefesselt auf dem harten Betonboden lag. In seinem Gesicht waren Spuren von getrocknetem Blut - und er schien nicht bei Bewusstsein zu sein. Er atmete unnatürlich schwer und schien Schmerzen zu haben während Schweiß auf seiner Stirn lag.

 

Victor fiel vor dem Gitter auf die Knie, klammerte sich an die kalten Metallstäbe – er drehte sich zu Angel und fuhr in scharf an „WAS SOLL DAS?! Lass ihn gehen! Er hat damit nichts zu tun!“

„Happy Birthday – ich dachte du würdest dich über ein kleines Hündchen freuen.“

In Angels Gesicht spiegelte sich die pure Schadenfreude, während er noch immer entspannt im Türrahmen gelehnt stand.

Victor blickte nur kalt zurück „...wie großzügig – und was... erwartest du als Gegenleistung damit ihm nichts geschieht?“

Angel hob sichtbar amüsiert eine Augenbraue „Du wirst bei mir bleiben – und weiter an unserem kleinen 'Projekt' arbeiten – dann darfst du das Hündchen behalten. Aber DU gehörst mir.“

 

Victor schluckte schwer und warf einen schmerzerfüllten Blick zu Drake.

Er schlug mit seiner Faust voller Wut so hart auf den Boden, dass die Haut von seinen Knöcheln schrammte. „Ja Verdammt! Ich tu ja was du willst du Mistkerl! Aber halte dein Wort!“

 

Mit einem hellen Klirren landete ein kleiner Metallschlüssel vor Victors Füßen.

 

„Genau das wollte ich hören mein kleines Vögelchen – bis auf das Mistkerl~“ mit diesen Worten verschwand Angel summend aus Victors Sichtfeld.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ravenchild
2021-01-29T21:52:28+00:00 29.01.2021 22:52
und direkt baut das erste Kapitel richtig Spannung auf und man ist weiterhin recht offen davor was alles los ist. Man will direkt genauer erfahren was für einen hintergrund das ganze hat, und trotz der Düsteren stimmung ist auch durchaus Witz dabei in der genau richtigen Priese. ^^ Nicht zu viel das es die 'grund Stimmung' Zerstört. Ich musste Bei Matts "erstma ne Kippe" ehrlilchgesagt an mich selbst denken xD wäre wohl bei mir die selbe reaktion nach nem March durch die gegend. Zu viel frische luft da muss man mal gegen halten xD Und auch die vorstellung mit Victor als Prinzessin war Herrlich xD Ein gelungenes Kapitel.


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