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Bin ich wertlos in deinen Augen ...?

von

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Kapitel 54

~ 2 Tage zuvor, Laws Sicht ~
 

Angespannt streifte Law sich die Untersuchungshandschuhe von den Händen und beförderte sie in den Mülleimer. Er war überhaupt nicht zufrieden mit Minas Vitalwerten. Und ihre Wunde schien auch nicht zu verheilen. Auch ihr Arm stellte ein Problem dar. Seit sie damals mit dieser Coniin-Ibogain-Mixtur vergiftet worden war, war er gelähmt.
 

Entgegen seiner ursprünglichen Annahme hatte sich dieser Zustand seitdem aber nicht verbessert. Alles deutete im Moment auf eine periphere Lähmung hin. Das bedeutete, dass durch eine Schädigung der Nervenzellen im Rückenmark die Reizübertragung zum Muskel gestört war. Das erklärte auch, weshalb der Arm bläulich verfärbt war, denn eine Durchblutungsstörung war eines der Symptome einer peripheren Lähmung. Die ausschlaggebende Frage war nun, ob die Nerven “nur“ beschädigt, irreversibel durchtrennt, oder sogar beides waren.
 

Bei einer Beschädigung der Nervenzellen konnte er versuchen, die Funktionalität des betreffenden Muskels durch Medikamente und einen operativen Eingriff wiederherzustellen, bei einer kompletten Durchtrennung dieser wären die Erfolgsaussichten nochmals um einiges geringer. Wäre hingegen letzteres der Fall, würde sie den Arm nie wieder bewegen können. Auch die Durchblutungsstörung im Arm nahm er nicht auf die leichte Schulter. Sollten die Medikamente gegen diese nicht anschlagen, könnte das zu einer Gewebsnekrose, also einem Absterben des Gewebes, führen. Diese könnte wiederum eine sich zur Sepsis hin entwickelnde Infektion nach sich ziehen. In diesem Fall wäre eine Amputation unumgänglich. Natürlich würde er als Arzt alles darangeben, dass es nicht so weit kommen würde.
 

Das Gift hatte ganze Arbeit geleistet, dafür, dass er es damals so schnell hatte neutralisieren können. Es hätte sie beinahe umgebracht. Bis heute fragte er sich, wo Saburo dieses hergehabt hatte, denn diese Substanzen waren nicht grade leicht zu beschaffen.
 

Er wusste, dass innerhalb der Crew das Gerücht kursierte, dass Mina und Saburo das mit dem Gift nur vorgetäuscht hatten, um von Mina als Mittäter abzulenken. Aber so ganz glauben konnte Law das nicht. Nicht, wenn er sich ansah, was Mina dadurch für gesundheitliche Schäden davongetragen hatte. Nein, hier lief irgendetwas anderes ab.
 

Ein Gähnen unterdrückend, griff er nach seiner Kaffeetasse und leerte sie in einem Zug. Das Zeug war bereits eiskalt und schmeckte dementsprechend. Aber er brauchte grade dringend das Koffein, um einen einigermaßen klaren Kopf zu behalten. Die letzte Nacht hatte er nicht geschlafen, sondern beinahe komplett hier im Krankenzimmer verbracht. In den ersten Stunden nach einer Reanimation bestand das größte Risiko dafür, dass Komplikationen auftraten. Was auch geschehen war, der hohe Blutverlust setzte ihr nach wie vor zu. Er hatte sich bereits einmal Blut abgenommen, und es sah so aus, als würde Mina eine weitere Transfusion benötigen. Natürlich war er sich als Arzt darüber im Klaren, dass zwischen zwei Blutspenden eigentlich mehrere Wochen liegen sollten. Andererseits konnte er als Erwachsener den Verlust von bis zu 30% seines Blutvolumens kompensieren, solange er sich dieses nicht auf einmal abzapfte.
 

Als sich ihre Vitalwerte auch einen Tag nach der Wiederbelebung noch weiter verschlechtert hatten, hatte er Mina nach langem Abwägen ins künstliche Koma versetzt. Auch wenn ein künstliches Koma besonders in der Aufwachphase immer gewisse Risiken mit sich brachte, würden so ihre Verletzungen um einiges besser verheilen können.
 

Mit einem Seitenblick auf die Uhr bemerkte er, dass es bereits später Nachmittag war. Wie er seine Crew kannte, machte diese nach dem langen, ununterbrochenen Aufenthalt auf dem U-Boot der letzten Wochen, sicherlich grade die Insel unsicher. Hoffentlich hielten sie sich dabei an seine Anweisung, dass sie nicht zu sehr auffallen sollten.
 

Es wurde langsam Zeit, dass er sich Mītobōru vorknöpfte. Er hatte ihn absichtlich erst einmal einen Tag lang eingesperrt gelassen, ehe er mit ihm sprach. Vielleicht merkte dieser dann ja mal, dass er es überhaupt nicht lustig fand, angelogen zu werden. Hatte dieser Idiot eigentlich im Entferntesten eine Ahnung, was für Folgen seine Aktion gehabt hatte? Es konnte doch nicht sein, dass beinahe ein zweites Crewmitglied auf seinem Schiff gestorben wäre!
 

Und dass das der Fall gewesen wäre, wenn Penguin Mina nicht oder erst später gefunden hätte, war unanfechtbar. Sie wäre irreversibel tot gewesen. Egal, was im Moment zwischen ihnen stand, tot sehen wollte er seine Tochter nicht.
 

Er warf einen letzten, prüfenden Blick auf die medizinischen Messgeräte, ehe er das Krankenzimmer verließ. Mit jedem Schritt, den er näher an die Zellen herantrat, verschlechterte sich seine Stimmung zusätzlich. Er fragte sich langsam ernsthaft, was mit seiner Crew los war. Die ganzen letzten Jahre hatten sie die Arrestzellen so gut wie nie gebrauchen müssen. Und jetzt waren sie beinahe dauerhaft besetzt.
 

Reichte es noch nicht, dass er mit Kōri und Saburo zwei Crewmitglieder unwiderruflich verloren hatte? Musste jetzt auch noch Mītobōru so einen Mist bauen? Was hatte er sich dabei bitte gedacht? Selbst er müsste wissen, was eine dreitägige Nichtversorgung mit Wasser bei einem Menschen auslöste.
 

Zähneknirschend kam er schließlich an seinem Ziel an. Glücklicherweise war ihm unterwegs keines seiner Crewmitglieder begegnet, denn seine Laune war wirklich unterirdisch miserabel. Da musste er es nun wirklich nicht auch noch haben, dass er zum einhundertsten Mal gefragt wurde, wo Mītobōru steckte oder wie lange sie an der Insel vor Anker liegen würden.
 

Sogleich wurde er von einem allen Anschein nach nicht minder wütenden Mītobōru empfangen, welcher am Zellengitter stand und bereits seit längerer Zeit auf ihn gewartet zu haben schien, denn dieser begann sofort herumzukeifen.
 

„Captain, was soll der Mist? Warum lässt du mich einsperren!? Weißt du eigentlich, wie verdammt kalt es des Nachts hier drinnen ist? Das ist nicht lustig oder so!“
 

Erst, als sein Gegenüber fertig gemotzt hatte, sah er Law an. Und schien dabei unter seinem Blick regelrecht zusammenzuschrumpfen. Law konnte es partout nicht ab, wenn man so respektlos mit ihm sprach. Und grade in seiner jetzigen Gemütslage, schoss sich Mītobōru durch sein Verhalten ein Eigentor. Innerlich war Law auf hundertachtzig. Trotzdem tat er nach außen hin so, als sei er die Ruhe selbst.
 

„Ja, Mītobōru. Es ist keineswegs lustig, was hier abgeht. Das habe ich nie behauptet. Warum ich dich hier habe einsperren lassen, solltest du jedoch wissen.“
 

Für einige Sekunden zeichnete sich eine Spur von Überraschung und Entsetzen auf dessen Gesicht ab, ehe diesem wieder Wut wich.
 

„Ich- Ich habe keine Ahnung, wovon du redest, Captain!“ Seine Stimme klang eindeutig ängstlich.
 

Mītobōrus Reaktion auf seine Worte bestätigten seine Annahme.
 

„Mītobōru. Wir wissen beide, worum es hier geht. Also zieh das hier nicht künstlich in die Länge.“
 

„Nein weiß ich nicht, lass mich sofort wieder hier raus!“
 

Wenn Law sich nicht täuschte, konnte er einen Anflug von Panik in seiner Stimme ausmachen. Aber er hatte schon damit gerechnet, dass Mītobōru nicht einfach so mit der Sprache rausrücken würde. Es hätte ihn vielmehr verwundert, wenn dieser das getan hätte. Deshalb glaubte er auch bereits zu wissen, wie er ihn aus der Reserve würde locken können.
 

„Hör auf mit dem Theater, und vor allem, erteil mir keine Befehle. Mina hat mir alles erzählt.“
 

Mit kühlem Blick fixierte er den Zelleninsassen. Ob dieser auf seinen Bluff hereinfallen würde? Das wäre ja fast schon zu leicht.
 

„Das kann überhaupt nicht sein, ich hab ihr den Kiefer gebrochen! Sie kann überhaupt nicht reden!“, begann er sich zu verteidigen.
 

Nur Sekundenbruchteile später schien ihm bewusst zu werden, was er da grade gesagt hatte. Man konnte förmlich sehen, wie das letzte bisschen Farbe aus seinem Gesicht verschwand, während er langsam zurücktrat, um größtmöglichen Abstand zwischen sich und seinen Captain zu bringen.
 

„Du hast ihr den Kiefer gebrochen? Das werte ich jetzt mal als Geständnis.“ flüsterte Law bedrohlich. Es war schwer zu sagen, ob er in diesem Moment eher Wut oder Verachtung fühlte.
 

Mītobōru schien vor Schreck erstarrt zu sein, denn er rührte sich keinen Millimeter.
 

„Tatsächlich hat mir Mina nichts erzählen können. Weißt du, wieso? Weil sie wegen dir einen Herzstillstand erlitten hat und jetzt im künstlichen Koma liegt!“
 

„A-Aber ich habe doch gar nichts get-“
 

„Nichts getan? Du hast sie zusammengeschlagen und sie dann, entgegen meiner Befehle, ohne Nahrung sich selbst überlassen, in dem vollen Bewusstsein, dass sie das eventuell nicht überleben würde.“
 

„Ich- Aber Captain, sie hat doch auch nichts dagegen unternommen, dass Saburo ungehindert Kōri töten konnte!“
 

„Ich weiß, was sie getan hat, ich bin nicht dement. Aber ich dulde keinerlei Selbstjustiz auf meinem Schiff. Dafür werde ich dich zur Rechenschaft ziehen. Oder glaubst du allen Ernstes, das, was du getan hast, wäre gerechtfertigt gewesen?“
 

Es schien, als ob Mītobōru ihm für einen Moment lang tatsächlich wiedersprechen wollte, ehe er mit verbissenem Gesichtsausdruck seinen Kopf sinken ließ.
 

„Es ist echt nicht an grenzenloser Feigheit zu überbieten, was du getan hast. Mal davon abgesehen, dass sie sich in ihrem Zustand wohl kaum gegen dich hat wehren können, sie ist um einiges schwächer als du“, knurrte er.
 

„Nein, hat sie auch nicht! Sie hat es auch nicht versucht! Das zeigt doch nur, dass sie sich schuldig fühlt und das Ganze deswegen als gerechtfertigt angesehen hat!“
 

„Mītobōru. Ich an deiner Stelle würde jetzt besser die Klappe halten.“ Es kostete ihn grade all seine Selbstbeherrschung und Disziplin, diesem keine reinzuhauen.
 

Insgeheim musste er zugeben, dass es ihn verwunderte, dass Mina nicht einmal versucht haben sollte, sich zu wehren. Normalerweise rebellierte sie doch gegen alles und jeden- sogar, wenn es nur darum ging, dass er ihr ein Medikament spritzen wollte oder ihr Bettruhe verordnete.
 

„Um direkt zum nächsten Thema zu kommen: Mītobōru, ich frage dich jetzt zum letzten Mal: Bleibst du bei deiner Aussage, dass du gesehen hast, wie Mina die Marine kontaktiert hat?“
 

„J-Ja, Captain.“
 

„Und du bist dir der Folgen bewusst, die das hätte, wenn ich herausfinden würde, dass du mich angelogen hast?“
 

Einige Sekunden lang reagierte Mītobōru gar nicht, sondern sah ihn nur mit verengten Augen an. Dann nickte er.
 

„Du solltest wissen, dass ich das überprüfen kann und werde. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die hiesige Marinebasis das Gespräch protokolliert haben wird.“
 

„Nur zu, dann wirst du ja sehen, dass ich die Wahrheit gesagt habe.“
 

Entgegen seiner Erwartungen klang Mītobōru sehr überzeugt von dem, was er sagte.
 

Law warf ihm einen düsteren Blick zu. Alleine die Sache mit Minas Hand zeigte ihm, dass Mītobōru ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte. Er hatte ein komisches Gefühl bei ihm. Eigentlich wollte Law nun zurück ins Krankenzimmer gehen.
 

„Warte, Captain! W-Was wird nun aus mir?“
 

„Das werde ich entscheiden, wenn das mit dem Marinevorfall geklärt ist.“
 

„Aber ich habe seit gestern nichts mehr zu essen oder trinken bekommen, willst du mich etwa verhungern lassen, Captain?!“
 

„Verdient hättest du es. Ich sollte dich, genauso wie du es mit Mina getan hast, ein paar Tage darin ohne Essen und Trinken dir selbst überlassen.“
 

Law wusste, dass alleine diese Androhung bei Mītobōru schon die Nerven würden blank liegen lassen. Er entfernte sich einige Schritte von der Zelle, ehe er weitersprach:
 

„Glaub nicht, dass ich dich so davonkommen lasse. Dass du ein Crewmitglied bewusst hättest sterben lassen, lässt dich im Grunde genommen kaum einen Deut besser sein als Saburo. Sollte sich herausstellen, dass du das mit der Marine warst, kannst du dich gleich zu ihm gesellen.“
 

Es war kein Geheimnis an Bord, wie er mit Saburo umging. Und, dass Law ihn, sobald er die gewünschten Informationen haben würde, beseitigen würde. Für Verräter wie ihn hatte er absolut keinen Platz an Bord.
 

„A-Aber Captain, das kannst du nicht machen!“
 

Doch er schenkte dem Zelleninsassen keinerlei Beachtung mehr. Ohne einen Blick zurück, entfernte er sich von diesem. Jetzt war der unwiderrufliche Beweis erbracht, dass ein weiteres seiner Crewmitglieder Hand gegen einen seiner Nakama erhoben hatte – in diesem Fall mit beinahe tödlichem Ausgang.
 

Beim Krankenzimmer angekommen, war er grade dabei, die Tür hinter sich zu schließen, als er hörte, dass er von jemandem gerufen wurde. Genervt atmete er einmal tief durch.
 

„Captain, warte!“
 

Mit einem Blick zurück erkannte Law seinen Vizen, der den Flur entlang auf ihn zulief. Er wies ihn mit einer Handbewegung an, ihm in den Raum zu folgen. Dann verschloss er diesen.
 

„Was gibt’s, Bepo?“ Er machte keinen Hehl daraus, dass er genervt war.
 

„Ich habe dir was zu essen mitgebracht, falls du es wieder nicht zum Abendessen schaffst.“
 

„Danke, Bepo.“
 

Tatsächlich hatte er nicht vorgehabt, gleich zum Abendessen zu gehen. Er hatte noch viel zu viel anderes Zeugs zu tun, wie beispielsweise den Überfall auf die Marinebasis zu planen. Er besaß noch zu wenige Informationen über den Grundriss des Gebäudes und die Anzahl der dort diensthabenden Marinesoldaten. Er war niemand, der solche Vorhaben ohne Planung in die Tat umsetzte. Außerdem musste er noch den Schichtplan für die kommende Woche fertigstellen, und Penguins Arbeit, da dieser krank war, auf andere Crewmitglieder verteilen.
 

Hastig stellte sein Gegenüber eine blaue Schüssel mit irgendeinem dampfendem Inhalt, von dem Law hoffte, dass es sich dabei nicht um denselben Inhalt wie beim Mittagessen handelte, auf einem Stuhl in der Ecke ab.
 

„Aber da ist noch was Wichtiges was ich dir sagen muss.“
 

Law zog fragend eine Augenbraue hoch. Das hätte er sich schon fast denken können, denn Bepo verhielt sich immer so hibbelig, wenn er etwas Dringendes loswerden wollte.
 

„Penguin hat mich eben darüber ausgefragt, was ich damals mit dir besprochen hab, nachdem Mina mich in die Zelle gesperrt hat. ´Tschuldigung Captain, ich weiß nicht, woher er davon weiß. Er hat scheinbar gemerkt, dass es etwas Ernstes war.“
 

„Du hast ihm aber nicht gesagt, worum es ging, oder?“
 

„N-Nein, natürlich nicht! Du hast mir ja strikt untersagt, mit irgendwem darüber zu sprechen.“
 

Das hatte auch seine guten Gründe. So ungern er Dinge vor seiner Crew geheim hielt – Sollte diese erfahren, was Mina im Begriff zu tun gewesen war, würde das die ganze Sache nur unnötig verkomplizieren. Zumal noch überhaupt nicht sicher war, ob sie wirklich Bepo hatte verletzen wollen.
 

„Gut. Kannst du Saburo und Mītobōru nachher noch Nahrung vorbeibringen?“
 

„Aye, Captain.“
 

Law hätte Saburo im Grunde genommen am liebsten dort, wo er jetzt war, vor sich dahinvegetieren lassen. Wenn er ihn nicht noch so dringend benötigen würde, hätte er ihn schon längst ihn seine Einzelteile zerlegt und an Akamatsu zurückgeschickt. Er tat wirklich alles, um ihm Informationen zu entlocken, aber Saburo war hartnäckig und leider auch ziemlich willensstark.
 

Nachdenklich durchquerte er den Raum, um, wie bereits so oft in den letzten Stunden, Minas Vitalwerte zu überprüfen. Er konnte keinerlei Veränderung feststellen.
 

„Ähm ... Bist du etwa noch sauer auf mich wegen gestern? Entschuldigung“, vernahm er die Stimme seines Vizen hinter sich.
 

„Ich bin nicht wütend. Ich frage mich lediglich, wieso du mir so etwas zutraust.“
 

„Aber das tue ich nicht, ich habe bloß Mina gesehen und war im ersten Moment erschrocken darüber, wie sie aussah. Ich weiß doch, dass du so etwas nicht tun würdest …“
 

„Es ist ja nicht einmal so, als ob du mit deiner Aussage komplett Unrecht gehabt hättest, ich bin schließlich mitverantwortlich für den Zustand, indem sie sich jetzt befindet …“, murmelte Law mehr zu sich selbst als zu Bepo.
 

Dieser kratzte sich verlegen am Kopf, ehe er fortfuhr: „Captain, gibst du dir etwa die Schuld an dem Vorfall?“
 

„Bepo. Reden wir nicht mehr über diese Angelegenheit.“
 

„Oh okay …“
 

Tatsächlich war er als Captain dieser Mannschaft für sämtliche Crewmitglieder verantwortlich. Auch für Mina. Er hatte zwar gemerkt, dass an Mītobōrus Aussage etwas nicht stimmte, aber Mina hatte die Vorwürfe gegen sie nicht abgestritten, und Bepo hatte ihm darüber hinaus berichtet, dass sie ihn zu verletzen versucht hatte. Deswegen hatte er sie erst einmal weiterhin in der Zelle gelassen, um, wenn sie wieder bei klarem Verstand wäre, mit ihr zu reden. Fast drei Tage lang hatte er nicht nach ihr gesehen, sondern darauf vertraut, dass Mītobōru seinen Befehl, nach ihr zu schauen, auch befolgte. Das, was er stattdessen getan hatte, hätte Law diesem niemals zugetraut. Denn Law vertraute seiner Crew.
 

Denn auch wenn ihm diese eine Sache komisch vorgekommen war, daraus alleine hätte er nicht geschlossen, dass Mītobōru direkt versuchte, Mina zu töten. Oder sie überhaupt zu verletzen. Es war strengstens untersagt, so die Hand gegen einen Nakama zu erheben. Er hätte selber einmal nach ihr sehen sollen, er trug immerhin die Verantwortung für sie … Genau genommen hatte er an dem Abend, an dem Penguin sie gefunden hatte, mit ihr sprechen wollen. Es wäre wahrscheinlich für sie bereits zu spät gewesen.
 

„Gibt es sonst noch irgendetwas, was du mir sagen wolltest?“ Law zeigte nach außen hin nicht, was ihn grade beschäftigt hatte.
 

„Nun, also … Soll ich hier bei Mina bleiben und aufpassen?“ Bepos Stimme klang so, als würde er diese Aufgabe nur ungerne ausführen wollen.
 

Dieser Vorschlag überraschte ihn tatsächlich. Nachdem Bepo bereits zweimal mit Mina in Konflikt geraten war, hatte er ihm gegenüber mehr als deutlich durchblicken lassen, dass er nicht mehr mit Mina alleingelassen werden wollte.
 

„Darf ich fragen, wieso du das möchtest?“
 

„N-Naja Captain. Du siehst aus, als hättest du schon wieder zu lange nicht geschlafen. Eigentlich siehst du eher so aus wie ne wandelnde Leiche … Ich dachte, dann kannst du dich etwas ausruhen.“
 

„Bepo, mal davon abgesehen, dass ich Arzt bin, glaube ich, dass ich erwachsen genug bin, um zu wissen, wie viel Schlaf ich benö-“ Er hielt inne, als er Bepos eingeschüchtertes Gesicht sah.
 

„Entschuldige Captain, ich mach mir nur Sorgen.“
 

Law wusste, dass es sein Vize nur gut meinte, was auf dessen fürsorgliche Ader zurückzuführen war.
 

„Mina geht es auch nicht gut, oder?“
 

Wortlos schüttelte er seinen Kopf.
 

„Aber ihr wird es doch wieder bessergehen, oder?“
 

„Ich weiß es nicht, Bepo. Es ist noch zu früh, um darüber zu urteilen.“
 

Müde lehnte er sich gegen die Wand. Bepo hatte recht, er hatte zu wenig geschlafen. Aber das würde er niemals offen zugeben. Zumal er grade eh überhaupt keine Zeit zum Schlafen hatte. Obwohl, wenn Bepo hier eine Zeit lang die Stellung halten würde, könnte er sich um die ganzen anderen noch zu erledigenden Dinge kümmern. Bei Bepo konnte er sich wenigstens sicher sein, dass er diese Aufgabe gewissenhaft und nach bestem Können ausführte.
 

„Bepo, vielleicht könntest du tatsächlich eine Weile hierbleiben. Aber komm mich sofort holen, wenn irgendwas ist, okay? Vor allem, wenn sich ihre Werte verschlechtern sollten.“
 

„Ja Captain, mache ich!“, nickte dieser ungewöhnlich eifrig. Dachte Bepo etwa wirklich, er würde sich jetzt hinlegen und schlafen?
 

Law hatte sich eigentlich bereits zum Gehen gewendet, als Bepo noch eine Frage an ihn richtete, die er in ähnlicher Form in der letzten Zeit schon einmal gehört hatte:
 

„Weißt du eigentlich schon, wie du weiter mit ihr verfahren wirst, wenn sie aufwacht?“
 

„Ich werde ihr deutlich vor Augen führen, was sie durch ihr Fehlverhalten angerichtet hat.“
 

Bepo schien sich unter seinen Worten nicht besonders viel vorstellen zu können, denn er nickte bloß. Law hingegen wusste schon ziemlich genau, was er machen würde. Oder vielmehr, was er Mina machen lassen würde.
 

Schlimm genug, dass er sich überhaupt von seiner 17-jährigen Tochter so auf der Nase herumtanzen lassen musste.
 

Sie war ja schon immer ein Sturkopf gewesen, aber ihre letzten Aktionen … gingen weit über das hinaus, was er als Captain, der für das Wohl einer Crew verantwortlich war, dulden konnte. Warum musste ausgerechnet sie sich so gegen ihn auflehnen? Auch wenn er sie nicht von Bord werfen würde, musste er ihrem Verhalten ein für alle Mal Einhalt gebieten, denn so konnte es wirklich nicht weitergehen. Er würde Mina nur noch diese eine Chance geben.
 

Da von seinem Vizen keine weiteren Nachfragen kamen, begab er sich zur Tür.
 

„In Ordnung, ich komme dann später nochmal vorbei. Bis dann.“
 

Auf dem menschenleeren Flur verharrte er einen Moment vor der Tür des Krankenzimmers.
 

Er machte sich keinerlei Illusionen darüber, dass Mina ihm, sollte sie aufwachen, noch immer kein Sterbenswörtchen darüber verraten würde, was in den letzten Wochen passiert war. Es sah ganz so aus, als ob er versuchen müsste, über eine dritte Person etwas aus Mina herauszubekommen. Für diese Aufgabe hatte er Penguin ins Auge gefasst. Da dieser schon einmal mit dieser Aufgabe betraut gewesen war und beim Essen auch mit Mina an einem Tisch saß, konnte er sie im Auge behalten, ohne dass es Mina allzu sehr auffallen würde.
 

Außerdem hatte Penguin deutlich gemacht, dass er Mina noch nicht gänzlich aufgegeben hatte und an einer Aufklärung der Geschehnisse interessiert war. Penguin kannte Mina schon seit einigen Jahren, und er hatte bereits ein paar Mal Informationen aus ihr herausbekommen. Mehr jedenfalls als Law selber, wie dieser sehr zu seinem Missfallen feststellen musste.



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