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Kapitel 4

 

 

Die Tage vergingen und mit der Zeit konnte man sehen, dass Isaac zumindest körperlich wieder zu Kräften kam. Schrammen, Platzwunden und Prellungen heilten ab, doch von dem feurigen Temperament, das Trevor von dem Teufelsschmiedemeister einst kannte, fehlte jede Spur. Er aß zwar, jedoch sprach er kaum etwas und schien mit seinen Gedanken meist weit entfernt.

 

Isaac war zwar nicht mehr auf Dauerpflege angewiesen, doch Trevor befürchtete dass der junge Mann wohl einfach verhungern würde wenn er ihn allein lassen würde, weil ihm sämtliche Lebenslust fehlte.

Zwar kümmerte er sich um die tierischen bzw. dämonischen Mitbewohner – doch selbst hier regte sich seltenst eine Emotion.

So lebten die beiden Männer mehr oder weniger nebeneinander her – und der Vampirjäger kam zu der Überzeugung dass sein einstiger Todfeind keine Bedrohung mehr war. Zumindest nicht für andere. Er war nur noch ein Schatten seiner Selbst – zerfressen von Schuldgefühlen, Enttäuschungen und seiner Vergangenheit.

 

„Ich werde für ein paar Stunden weg sein.“

Isaac drehte desinteressiert seinen Kopf zu Belmont.

„...Aha...“ Trevor seufzte und schüttelte nur den Kopf „Ich habe in den südlichen Wäldern eine Menge böser Energien wahrgenommen – ich werde dem nachgehen. Ich befürchte dass es wieder Angriffe auf die nahen Dörfer geben könnte.“

Isaac legte seinen Kopf schräg, grübelte kurz und entlockte dem Vampirjäger eine erstaunte Mimik, als er seine Frage ausgesprochen hatte „Schaffst du das alleine? Ich kann helfen...“

 

Trevor, noch immer sichtlich erstaunt, blickte ihn nur irritiert an „Du bleibst schön hier… und mach keine Dummheiten - ich bin bald wieder zurück...“ mit diesen Worten drehte er sich um und lies die knarrende Holztür der Hütte hinter sich ins Schloss fallen.

 

 

*

 

 

Isaac blickte noch einige Zeit auf die Tür und wand sich dann seinem Kätzchen zu. Der Kleine sprang verspielt auf dem Bett herum und kniff ihn immer wieder in seine schlanken Finger, kämpfte spielerisch mit Isaac's Hand.

„Hm… er hat mich nicht ernst genommen. Aber ich spüre es doch auch... All diese Dunkelheit...“

Die Stunden vergingen. Zumindest kam es Isaac wie eine Ewigkeit vor, dass Trevor gegangen war. Die Sonne wanderte immer tiefer und bereitete sich vor, im Horizont zu versinken. Langsam machte sich ein unangenehmes Gefühl in der Brust des Teufelsschmiedemeisters breit.

 

In ein paar Stunden würde es dämmern. Die Dunkelheit der Nacht würde ihre Klauen ausstrecken – und wehe dem, der sich dann noch in die dunklen Wälder und Höhlen wagte. Die aufkeimende Nacht war die Zeit der Kinder der Finsternis. Es war ihr Element. Und sie würden alles vernichten, was ihnen in den Weg stellte.

 

Es war mehr ein Seufzen welches Isaacs Lippen entglitt „...Belmont...“

 

Er konnte es selbst nicht recht glauben – aber er machte sich... Sorgen… ernsthaft Sorgen. Denn selbst er hatte bemerkt dass die Wunde, die er Trevor damals zugefügt hatte, noch nicht vollständig verheilt war.

Zugleich war es einfach lächerlich – er machte sich Sorgen um einen dieser verdammten Belmonts! Vor nicht allzu langer Zeit hatte es ihm tiefe Befriedigung bereitet ihn tot zu glauben – aber jetzt? Er war ihm trotz allem etwas schuldig. Genauer gesagt würde er seine Schuld dem Vampirjäger gegenüber nie begleichen können.

 

Und so erhob sich Isaac von dem Bett, legte seiner Rüstung an – zumindest das, was davon noch übrig war. Er sammelte seine Gedanken und atmete tief durch. Ja, er wusste was er zu tun hatte. Was er tun WOLLTE. Und so streckte er seine Hand aus während in der kleinen Hütte seine feste, tiefe Stimme widerhallte „Komm zu mir, Deimos!“ Ein energisches, dämonisch grollendes Krächzen durchdrang den Raum.

 

 

*

 

 

„Einfach nur phantastisch. Ganz toll...“

Trevor hielt sich seine blutende Seite - der Axthieb einer der Kreaturen hatte ihn gestreift und hatte seinen Harnisch zerschlitzt. Langsam quoll die rote Flüssigkeit aus der Wunde, er konnte froh sein, dass sie nicht besonders tief war. Im Schatten kauerte er, während er hörte wie seine Feinde näher kamen.

 

Er hatte die Meute gefunden – und es waren größere und gefährlichere Kreaturen als er angenommen hatte. Sogar ein paar Oger und Fischmänner waren dabei, welche ihn nun in den Schatten der Ruinen suchten.

Zwar war der Überraschungsmoment auf seiner Seite gewesen, doch war er nicht darauf vorbereitet, dass diese Monster so organisiert zusammen arbeiteten. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit, und schon hatte ihn ein Hieb in seine Seite getroffen.

 

Er atmete tief durch und versuchte die Schmerzen zu verdrängen - selbst wenn er seine Augen schloss - er konnte er genau fühlen wo die Monster waren. Deren Boshaftigkeit spürte er in seinem Geist so, als würde er die Bestien mit seinen Augen sehen.

 

Und sie kamen näher – Zu seinem Glück hatte er in den Wäldern längst vergessene Ruinen entdeckt, die ihm nun Schutz boten. Seine Gegner hatten ihn aus den Augen verloren und durchsuchten nun die Umgebung, doch bisher war es ihm gelungen sich ihren teuflischen Blicken zu entziehen.
 

Trevor wollte es sich zwar nicht eingestehen – aber er musste sich zurückziehen. Er war verwundet, die Monster in der Überzahl und in ein paar Stunden würde es so finster sein, dass er seine eigenen Füße nicht mehr erkennen würde. Es dämmerte bereits.

Er sammelte seine Kräfte und sprang aus seiner Deckung hervor – mit meisterhaften Peitschenhieben zerfetzte er zwei der Kreaturen, die vor ihm in seinem Weg standen.

Er rannte so schnell es ihm möglich war durch den Wald, doch seine Wunde behinderte ihn mehr, als er geahnt hatte. Seine Feinde hatten bereits sein Blut gerochen und die Verfolgung aufgenommen.

 

Er erreichte gerade den Rand des Waldes und wollte weiter durch die zerklüftete Landschaft hetzen, als hinter einem Felsen ein Skelettkrieger vor ihm hochsprang und zum Schlag ansetzte.

 

Trevor bremste scharf und rollte sich seitlich ab, dem Schlag ausweichend. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn und lähmte ihn regelrecht.

Inzwischen hatten ihn auch die anderen Monster eingeholt und umzingelt.

Keuchend blickte er nach oben und sah, dass das Skelett erneut zu einem Sprunghieb ansetzte.

'Verdammt… das wars dann wohl…'

Trevor riss die Arme nach oben um sich zu schützen doch der erwartete Hieb blieb aus.

 

Stattdessen durchfuhr ein schriller Schrei das Szenario.

 

Etwas rauschte an Ihm vorbei, zerschmetterte das Skelett samt Beil in feinste Splitter, schwarze Federn stoben umher.

Trevor riss den Kopf nach oben – und dann sah er ihn.

 

Isaac schwebte elegant zu Boden, sich an Deimos' Bein haltend. Graziös wie eine Raubkatze schritt er auf Trevor zu, die Monster um sie herum waren wie erstarrt.

Isaac flüsterte einige magische Worte und lies einen magischen Zirkel erscheinen – aus dem er eine Trevor altbekannte Waffe zog – Chauve-souris, Isaacs unverkennbarer, mächtiger Speer.

 

Trevor richtete sich auf und festigte den Griff am Vampirkiller. Falls Isaac ihn nun angreifen würde, hätte er keine Chance gegen den Teufelsschmiedemeister. Doch Isaac schritt zielstrebig um ihn herum, so dass sie nun Rücken an Rücken standen.

 

„Ich dachte mir, du könntest etwas Hilfe gebrauchen Belmont.“ und der Anflug eines Lächelns lag auf den Lippen des Schmiedemeisters.

„Hmm… vielleicht kann etwas Unterstützung zu Abwechslung nicht schaden...“

Der Vampirjäger musste schmunzeln, als er sich dies eingestehen musste.

Der unerwartete Beistand gab Trevor einen Kraftschub und auch Isaac schien deutlich zufrieden.

„Ich werde diesen niederen Kreaturen zeigen, dass dies der größte Fehler ihres armseligen Daseins war...“ spöttelte Isaac „Deimos!“

Der Kampfschrei des Teufels durchdrang die Ruine und als er zum Sturzflug ansetzte, war das Gemetzel schon im vollen Gange.

 

 

*

 

 

Es war kurz nach Ende des Kampfes gewesen. Gerade als sie die letzten Kreaturen zurückgeschlagen und eine Spur der Verwüstung hinterlassen hatten, kippte der Vampirjäger vornüber. Isaac bekam gerade noch einen Arm zu packen, sonst wäre der Andere ungebremst mit dem Gesicht auf dem Boden aufgeschlagen. Erst jetzt merkte der Teufelsschmiedemeister, dass Trevors Mantel blutgetränkt war. Es sickerte noch immer aus einer Wunde an seiner Seite, und auch die ältere Wunde über der Brust schien aufgebrochen.

 

„Hey, Belmont!“ Isaac lies seinen Speer fallen, welcher metallisch klappernd aufschlug während er halb in der Hocke den Verwundeten zu sich drehte. Der Rotschopf schluckte als er das schmerzverzerrte Gesicht des Anderen sah. Trevor schien vom Blutverlust ohnmächtig zu sein. Er atmete schwer und wirkte unnatürlich blass.

 

Isaac schob vorsichtig die braunen Haarsträhnen aus dem Gesicht des Belmonts „Mach jetzt keine Dummheiten Belmont...“ er musste etwas tun – er konnte ihn jetzt nicht einfach so sterben lassen. Die Schatten der Vergangenheit holten Isaac qualvoll ein – es war nicht das erste Mal, dass er den Mann vor sich blutend am Boden liegen sah.

Doch der Schrei der Krähe holte den rothaarigen, jungen Mann wieder zurück in die Gegenwart - „Du hast Recht Deimos… wir dürfen keine Zeit verlieren!“

 

Und mit einer Kraft, die man dem schmächtigen Krieger nie zutrauen würde, hievte er den Verwundeten in dem hellen Ledermantel über die Schulter. Der Wind frischte auf – und die beklämmende Kälte war wohl der Vorbote des bald nahenden Wintereinbruchs.

Ein pink leuchtendes Pentagramm erschien unter den Füßen des Schmiedemeisters und die fremdartige Magie brachte die Krieger fort von diesem Ort.

 

Dieses Mal waren die Plätze vertauscht. Nun lag Trevor in dem knarrenden Holzbett, während Isaac notdürftig Verbände wechselte. Leider war sein Wissen über Heilkunde bei weitem nicht so ausgebildet wie die des Vampirjägers, doch zumindest hatten sich dessen Wunden wieder geschlossen und schien über den Berg zu sein. Isaac seufzte.

Er ging zum Feuer um etwas abgekochtes Wasser für einen Tee aus dem Kessel zu schöpfen, als etwas seinen Blick auf sich zog. Vor dem einzigen Fenster der rustikalen, kleinen Hütte tanzten die ersten Schneeflocken auf und ab. Allein von diesem Anblick durchzog ihn ein kalter Schauer und er warf noch einen Holzscheit ins Feuer. Früher hatte ihm die Kälte nichts ausgemacht. Aber nun?

 

Deimos und der Kater lagen auf einem Fell vor dem Feuer und schliefen. Isaac strich sanft über die Federn und Fell der Beiden, welche ihn nur kurz verschlafen anblickten, nur um dann wieder wichtigeren Dingen hinzugeben. Schlafen zum Beispiel.

Er goss gerade den aufgebrühten Tee ab, als Trevor sich unruhig hin und her wälzte.

 

Isaac setzte sich neben seinen Patienten und hielt seine Hand auf die verschwitzte Stirn des Anderen um dessen Temperatur zu fühlen. Er atmete erleichtert durch, dass Trevor kein Fieber zu haben schien.

 

Irgendwie überkam es ihn, dass er begann sanft über die braunen, langen Haare des Anderen zu streichen. Trevor selbst schien es anscheinend zu beruhigen – er schlief nun deutlich ruhiger als zuvor und sein verkrampftes Gesicht schien sich langsam zu entspannen.

 

Isaac beobachtete zufrieden, wie ruhig er atmete und inzwischen so friedlich wirkte. Das feingliedrige und doch markante Gesicht, die große Narbe sie sich über sein linkes Auge zog. Bei näherem Betrachten musste Isaac zugeben, das Trevor... durchaus attraktiv war.

 

„Wenn man auf naive, dumme und selbstlose Volltrottel steht….“

Isaac saß einige Minuten so da, weiter beobachtend.

 

Und nach einer Weile kam es einfach über ihn – er beugte sich über Trevor, strich erst mit den Fingerspitzen über dessen leicht geöffneten Lippen. Sie waren so weich und Isaac konnte seinen Blick einfach nicht abwenden.

Trevor schlief so fest, dass er es nicht zu merken schien. Und Isaac gab diesem seltsamen Verlangen in seiner Brust nach – sanft setzte er seine Lippen auf die des Vampirjägers – er küsste ihn sanft.

Isaac schreckte zurück als ihm klar wurde, was er hier gerade tat. eR eilte hektisch aus der Hütte und lies sich entlang der Tür in den frisch gefallenen Schnee rutschten. Vielleicht konnte ihn die eisige Kälte wieder zur Vernunft bringen.

 

Trevor öffnete seine Augen als er hörte wie die Tür in den Rahmen knallte. Er blickte etwas ungläubig umher, denn er hatte nicht erwartet in der Hütte zu erwachen. Geschweige denn überhaupt noch am Leben zu sein.

 

Schon gar nicht mit einer dampfenden Tasse Tee neben sich und etwas unbeholfen versorgten Wunden. War das Isaac's Werk? Trevor versuchte sich aufzurichten und suchte den dürren Rotschopf, doch Isaac war nirgends zu sehen. Deimos und der Kater lagen auf einem Schaffell vor dem Feuer und dösten.

 

Doch seine Brust schnürte sich immer mehr zusammen. Lag es etwa an diesem… seltsamen Traum, den er eben gehabt hatte?

Es war schon lange her, dass er mit einer Frau zusammen gewesen war – aber dass er nun schon von Isaac träumte? Wahrscheinlich ging es mit seinem Verstand wirklich zu Ende.

 



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