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Camembert und Kekse

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey,

ich hoffe ihr seid gut ins neue Jahr gekommen. Viel Spaß mit dem neuen Kapitel.


//Betaleser:Imaginis// Komplett anzeigen

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Ein wirklich großes Problem

Verwirrt und misstrauisch zog Ladybug die Stirn kraus und beobachtete Copycat intensiv. Plötzlich wurde er in eine Rauchwolke gehüllt, die ihn zur Gänze umschlang. In Sekundenschnelle dehnte sich die Wolke explosionsartig aus und als sie sich ebenso schnell verzog, wie sie gekommen war, stand an der Stelle, an der eben noch der verwandelte Théo gestanden hatte, ein gigantischer Elefant. Das Einzige, was ihn von einem wildlebenden Tier unterschied, war zum einen das für Ladybug altbekannte lederne Armband mit dem Tierzahn daran, den der Elefant am Bein trug und ihr die Verwandlung klar werden ließ, zum anderen entdeckte sie die für Cat Noir typische Glocke an seinem Hals. Letzeres allerdings erst, als das Tier den Kopf samt Rüssel hochgerissen hatte und laut trompetend auf sie zu getrampelt kam.
 

Die ungebändigte Wut von Copycat gemischt mit mehreren Tonnen Kampfgewicht schlugen gegen die steinerne Wand der Grundstücksmauer des Agresteanwesens. In der undurchdringlichen Staubwolke, die der Zerstörungsakt hinterlassen hatte, war erst für keine der beiden Parteien etwas zu erkennen. Doch Storyteller näherte sich misstrauisch dem Chaos. Obwohl es so ausgesehen hatte, dass die beiden Helden auf diese kurze Distanz nicht hatten ausweichen können, war sie auf alles gefasst.
 

Und sie sollte Recht behalten, denn Cat Noir hatte ohne zu zögern seine Partnerin um die Taille gepackt und sie beide mit seinem Kampfstab aus dem Weg katapultiert. Unweit des in die Mauer gerissenen Loches, nur wenige Meter neben dem Haupteingang, hockte der Held nun im Schutz der Dunkelheit und des Staubes auf einem Teil des Bauwerkes, der noch Stand, während er seine Lady auf den Armen trug. Sie hatte vertrauensvoll ihre Arme um seinen Nacken geschlungen. Den leichten Hauch der Röte auf ihren Wangen sah man zum Glück unter der Maske nicht.
 

„Ich denke, nur zu zweit können wir gegen sie ankommen. Du kannst alleine nichts gegen den Akuma ausrichten, selbst wenn es dir gelänge, einen von beiden zu befreien“, antwortete Ladybug leise flüsternd auf die von ihm vor einigen Augenblicken gestellte Frage. „Mal davon abgesehen, dass ich nicht weiß, wo sie ihre Akumas haben.“ Selbst jetzt schaffte sie nicht, ihn direkt anzusehen, und nahm erneut vorlieb mit der Glocke.
 

Cat Noir nickte bedächtig, bevor er sie langsam herabließ. Dabei streifte sie das goldene Schmuckstück an seinem Hals und es schwang mit dem vertrauten leisen Klingeln hin und her. Mit einem Mal durchzuckte sie ein Gedanke, dicht gefolgt von einem kribbeligen Gefühl der Aufregung, das ihren Körper durchströmte. Als sie Copycat vorhin auf dem Dach von sich gestoßen hatte, da war seine Glocke nur langsam hin und hergependelt, ohne ein einziges Geräusch. Konnte es sein, dass in ihr etwas verborgen war, das einen Laut verhinderte und das Gewicht beeinträchtigte, sodass sie sich kaum bewegen konnte?
 

Ihr Partner bemerkte ihre plötzliche Ablenkung. „Was ist los, Mylady?“, raunte er ihr perplex zu, konnte sich aber nicht vollkommen darauf konzentrieren. Mit leicht zusammengezogenen Augenbrauchen beobachtete er sie, während seine Gedanken nun doch begannen zu der Frage abzuweichen, die er sich seit Beginn des Kampfes selbst verboten hatte. Wenn nicht Marinette, wer war sie dann in Wirklichkeit?
 

„Es ist nur ein Verdacht.“ Sie hob ihre Hand und umschloss damit das goldene Kleinod, das den Reißverschlussanhänger an der Jacke des Helden bildete und drehte es nachdenklich hin und her.
 

Er rief sich selbst zur Konzentration und versuchte ihrem Blick zu folgen, dann sah er sie fragend an. Bevor sie ihre Theorie jedoch weiter erklären konnte, wurden sie von einem lauten Grollen abgelenkt. Das massige Tier erhob sich laut trompetend aus den Trümmern und ließ die Mauerreste vibrieren. Der sich langsam legende Staub gab schemenhaft die Sicht auf den Elefanten frei. Schneller, als einer der beiden es ihm zugetraut hätte, war er bei ihnen. Der kräftige Rüssel schoss vor und packte Cat Noir um die Körpermitte. Einen Moment schien Ladybug gelähmt vor Schreck, bevor sie Anstalten machte einzugreifen und ihren in der Luft zappelnden Partner zu retten.
 

Doch Storyteller kam ihr zuvor, so, als hätte sie nur darauf gewartet. Sie hielt ihr Buch aufgeklappt vor sich, die entsprechenden Worte bereits auf die blütenweißen Seiten geschrieben. „Oh nein!“, rief die Schurkin schadenfroh,  „Nicht so schnell!“
 

Ein Wirbel von Papier, herausgeblasen aus dem Buch, schwebte heran, umschwirrte die groben Steine und aus der Mauer erschienen dicke Ranken, bestückt mit riesigen Blättern. Die Pflanze wucherte in bahnbrechender Geschwindigkeit aus jeder Ritze des porösen Steins und wand sich in Spiralen auch weiter nach oben, als die Mauer selbst hoch war. An den Enden bildeten sich kürbisgroße Knospen und als diese aufrissen, erinnerten sie die Heldin an die Kelche der Venusfliegenfallen. Bei der leisesten Berührung schnappten sie zu. Außerdem schienen sie ein Gespür dafür zu haben, wo sie sich hinzurichten hatten. Gelenkig und flink sprang Ladybug davon, darum bemüht, die Lücken auszunutzen. Das wurde allerdings langsam unmöglich, da die zuschnappenden Knospen sie hartnäckig verfolgten. Sie zückte erneut ihr Jojo, um sich an einer Laterne davon zu schwingen und wieder auf der Straße zu landen.
 

Etwas außer Puste und schwer atmend, stellte sie fest, dass das Grollen immer leiser geworden war und schließlich verstummte. Sie blickte sich panisch um. Der Elefant, der vor wenigen Augenblicken noch da gewesen war, war verschwunden und mit ihm ihr Partner. Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass so ein gigantisches Tier derartig schnell war oder sich einfach  in Luft auflösen konnte. Dann fiel ihr ein, dass er sich auch problemlos in jedes andere Tier verwandeln haben konnte. Sie machte sich unheimliche Sorgen um Cat Noir. Sie war zu langsam gewesen und hätte gleich ihren Verdacht mit der Glocke mit ihm teilen sollen. Ob er es trotzdem schaffen konnte, Copycat zu besiegen? Sie musste schnellstmöglich mit Storyteller fertig werden, um ihm zu Hilfe eilen zu können. Schnell verdrängte sie das Horrorszenario, von einem sich vervielfältigenden Akuma, der die halbe statt in Copycat Doppelgänger verwandeln könnte, wenn er nicht gefasst würde.
 

„Ach herrje, ist die große Ladybug etwa schon müde?“ Schneidend wie ein glühendes Messer erklang Storytellers Stimme. Sie stand lässig neben der zerstörten Mauer, eine Hand in die Hüfte gestemmt, die andere hielt das aufgeklappte Buch.
 

Eine Spur mutiger, als sie sich gerade fühlte, antwortete Ladybug: „Ich bin noch lange nicht am Ende Lila, keine Sorge.“
 

„Wo wir einmal so nett plaudern, beantworte doch jetzt mir eine Frage, bevor ich dir dein Miraculous abnehme.“ Sie lächelte breit, aber ihre Augen sprühten beinahe Funken vor Zorn. „Bei unserer letzten Begegnung, hätte ich geschworen, dass du auf Adrien stehst. Anders war es für mich nicht zu erklären, dass du mich vor ihm so heruntermachen musstest und ihn so hartnäckig verfolgt hast. Aber dann erschien dieses Foto…“ Kurz drehte sich die Schurkin in die Richtung, in der der Elefant davon getrampelt war und ruckte kurz mit dem Kopf, bevor sie ihre dunklen Augen wieder auf ihre Gegenerin richtete. „Was für ein Spiel treibst du mit den beiden? Ich hatte selbst als Volpina den Eindruck, dass du Cat Noir mit niemandem teilen wolltest. Denkst du, nur weil du eine Superheldin bist, kannst du jeden haben?“
 

Ladybug schaute fassungslos zu dem Mädchen hinüber, was gerade dabei war, ihre gesamte angestaute Wut abzulassen. Was dachte sie bitte von ihr? Andererseits musste sie eingestehen, dass es für sie gar nicht anders aussehen konnte. Als sie gegen Volpina gekämpft hatte, war Adrien ihr ein und alles gewesen, das Zentrum ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit und ihrer Gefühle. Tja und Cat Noir… Er war erst vor kurzem immer näher in ihren persönlichen Mittelpunkt gerückt und teilte sich nun beinahe den Platz mit Adrien in ihrem Herzen. Das war es ja eben, was so schmerzte und ihre Gedanken und ihre Gefühlswelt Amok laufen ließ. Sie presste die Lippen zusammen und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Was sollte sie nur darauf antworten? Wenn sie noch nicht einmal selbst wusste, wie die Sache wirklich zu lösen war.
 

Bevor sie die Gelegenheit hatte in ihrem Kopf eine treffende Antwort zu formulieren, sprach Storyteller auch schon weiter. „Gern hätte ich ganz Paris gezeigt, was du wirklich für ein Biest bist, aber das hat leider nicht funktioniert.“
 

Ladybug wurde bei diesen Worten hellhörig. Wovon sprach sie da bitte? „Was mein…“ Doch erneut ließ Lila ihr keine Chance richtig zu antworten und sprach weiter, während sie schon wieder dabei war, ihr Buch zu zücken. „Nun, das ist egal geworden. Wenn ich dich hier besiege, wird jeder erfahren, was für eine Versagerin und Miststück du in Wirklichkeit bist.“

 
 

***
 

Cat Noir konnte nicht mehr sagen, wie lange der Elefant mit ihm durch das nächtliche Paris getrampelt war. In seiner ungemütlichen Position fühlte es sich wie eine Ewigkeit an, obwohl es in Wirklichkeit wohl nicht einmal eine Minute gewesen sein konnte, denn er sah vor sich, über den Dächern einiger Häuser, den weit in die Höhe aufragenden Eiffelturm. Sollte mal wieder das beliebteste Wahrzeichen von Paris der Schauplatz für ihre Kämpfe werden? Er hatte keine Zeit, länger darüber nachzudenken, denn plötzlich fiel er unsanft auf den Boden. Etwas erleichtert darüber, dass er nun frei war, rieb er sich das schmerzende und mit Dreck gepuderte Hinterteil, während er sich verwundert umschaute. Just in diesem Moment verwandelte sich das riesige, graue Tier wieder in Copycat zurück und das Armband an seiner Hand verpuffte, wie bereits Puppeteers Zauberstab und Stormy Weathers Schirm, vor ihm. Copycats Miene war aber unverändert angespannt und wutverzerrt.
 

„Wie lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet“, entfuhr es dem Doppelgänger mit einer gewissen Befriedigung in der Stimme. „Wenn ich dich diesmal erst endgültig aus dem Weg geräumt habe, steht meiner Zukunft mit Ladybug nichts mehr im Weg.“
 

Bevor Cat Noir zu Sprechen anheben konnte, um ihn über seinen Logikfehler aufzuklären, dass es keine Zukunft mit Ladybug geben konnte, wenn ihr ihr Miraculous abgenommen wurde, unterbrach er ihn auch schon. Offenbar hatte er bedingt durch die Verwandlung den ein oder anderen Bezug zur Realität verloren, vielleicht war daran aber auch die Kontrolle durch Hawk Moth schuld.
 

„Und diesmal bin ich eindeutig im Vorteil.“ Das siegessichere Lächeln immer noch im Gesicht, griff er wieder in seine Tasche und zog erneut einen kleinen Gegenstand heraus. In der Zeit machte sich Cat Noir bereit und zückte seinen Kampfstab. Es brachte nichts, sich unnötig Gedanken zu machen. Er ging leicht in die Knie und fokussierte seinen Gegner. Jetzt durfte er keinen Fehler machen, denn er musste irgendwie gegen ihn bestehen und ihm im besten Fall sogar den Akuma abnehmen. Dann trübten sich seine Hoffnung und seine Motivation. Ladybug hatte natürlich Recht. Ohne sie hatte er keine Möglichkeit, den Akuma zu reinigen.
 

Mit einem gewinnenden Lächeln im Gesicht betrachtete Copycat den Gegenstand in seiner Hand. „Das dürfte interessant werden.“ Er packte die kleine Gerätschaft mit beiden Händen und nun erkannte der Held, was es sein musste und schluckte schwer, als sein Gegner sich eine Schnur um den Hals legte, mit einer kleinen Pfeife daran. Ungern wurde er an diesen Tag erinnert, denn seine Federallergie hatte sich im Kampf gegen den taubenbeherrschenden Schurken als äußerst hinderlich erwiesen.

 
 

***
 

„Ach du meine Güte!“ Perplex blieb Alya stehen, die Gummischlange, die sie sich gerade aus einer Tüte gefischt hatte, welche Nino ihr hinhielt, fiel ihr vor Schreck aus der Hand. Sie starrte fassungslos ihr Handy an. Auch wenn sie sich vorgenommen hatte, es bei diesem Date nicht zu ziehen, konnte sie der Versuchung nicht wiederstehen, als der Klingelton erklang, welcher eine Neuigkeit auf der Nachrichtenseite der Stadt ankündigte. Das bedeutete mit allzu hoher Wahrscheinlichkeit, dass ein neuer Kampf im Gange war.
 

Nino der nur einen Schritt nach ihr zum Stehen gekommen war, drehte sich zu ihr um und erkannte sofort, was los war. Dafür war ihr Gesichtsausdruck viel zu eindeutig. Er nahm noch schnell einen Schluck Cola aus dem großen Pappbecher, den sie sich im Kino geteilt hatten. „Was ist diesmal los?“
 

„Es gibt wieder eine Akumatisierung. In der Stadt muss es gewaltig geknallt haben, eine riesige Staubwolke ist im Zentrum gesehen worden und ein… ein Elefant?“, rief sie ungläubig und hielt sich das Handy aufgeregt näher ans Gesicht.
 

Nino seufzte, wusste er doch schon, worauf die Sache jetzt hinauslief. Es war ihm auch glasklar, dass der Abend nicht so enden würde, wie er es sich vorgestellt hatte.



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