Es war einmal ein kleiner Otter, der an einem großen Tech lebte. In seiner Nachbarschaft gab es noch mehr Otterfamilien, Bieber, Seerobben, Pinguine und Wildkatzen. Der kleine Otter lief gerne herum, um rauszufinden was die anderen Tiere so taten. Etwas abseits des Sees gab es noch viele weitere, wie Dachse, Hasen und Rehe. Im entfernteren Gebirge und dem großen Wald lebten Sphinxe, Drachen, Bergziegen und Leoparden. Manchmal musste der kleine Otter aufpassen, dass er nicht auf irgend wessen Speiseplan als Abendessen auftauchte. Eines angenehm wolkigen Tages lief er weiter vom See fort als üblich und hörte mehr Tieren zu als sonst. Es war ihm als suche er etwas.
„Kleiner Otter, was hast du heute?“ fragte der Bieber.
„Ich suche etwas.“
„Wenn du die leckeren Bäume suchst, die stehen in Richtung des Hains dort drüben“ sagte er und ging eilig weiter.
Der kleine Otter wandte sich Richtung des Heins, um zu schauen ob er dort fand was er suchte. Doch nur die Wildkatze fand ihn.
„Kleiner Otter, wohin gehst du?“
„Weiß nicht, ich suche etwas.“
„Nun ich suche auch etwas; mein Abendessen…“
Eiligst huschte der Otter von dannen. Er lief geradewegs in den alten Dachs hinein, der am Waldrand nach Pilzen suchte.
„Kleiner Otter, warum so eilig?“
„Ich bin auf der Suche nach etwas.“
„Falls du die großen Pilze finden willst, musst du zur großen Lichtung gehen.“
Der Dachs beugte sich zu einem großen Steinpilz und wirkte sehr beschäftigt, also ging der kleine Otter weiter. Er ging, bis er zur großen Lichtung kam, auf der viele Pilze wuchsen.
„Kleiner Otter, wohin des Weges?“ fragte ihn eine Sphinx die im Dickicht der Lichtung ruhte.
„Ich bin auf der Suche, etwas zu finden.“
„Wenn du die Lösung für all deine Probleme suchst, wirst du sie nirgends finden.“
Frustriert verließ der kleine Otter die Lichtung. Die Sphinx sprach stets in Rätseln ohne jemals auf den Punkt zu kommen.
Als es Abend wurde, stand er am Rande des großen Gebirges. Es kam ihm wie ein absurd großer Stein vor.
„Kleiner Otter, was tust du hier?“ fragte eine tiefe Stimme aus dem Berg heraus.
„Ich versuche etwas zu finden.“
Eine Weile herrschte Stille.
„Was suchst du denn, kleiner Otter?“ fragte die Stimme nach geraumer Zeit. Hinter einem der Felsen kam ein großer, schuppiger Drache hervor, der sich ganz still vor dem kleinen Otter auf den Boden legte und ihn fragend ansah.
„Eine Idee.“
„Welcher Art?“
„Eine Idee, was man mit der Zeit anfangen kann, wenn sie einem wertvoll vorkommt.“
Der Drache blickte ihn unverwandt und lange an. Seine Augen waren endlos tief und still wie ein glatter See.
„Du kannst die Zeit nicht anhalten, noch kannst du sie zurückbekommen, wenn sie einmal verstrichen ist oder ihr sagen, das sie sich beeilen soll, wenn dir etwas nicht schnell genug vorübergeht.“
„Ja.“
„Warum also, kleiner Otter, versuchst du nicht den Moment zu leben, der gerade ist? Denn wenn du darüber nachdenkst, ist er bereits verstrichen. Lass dir die Zeit, dich nicht von jedem hetzen zu lassen, der dir ein kurzweiliges Ziel nennt. Finde deinen eigenen Weg, so, das jedes bisschen der Zeit für dich wertvoll ist.“
Der kleine Otter dachte sehr lange über die Worte des Drachen nach. So lange, dass er darüber einschlief, denn der Tag neigte sich seinem Ende zu.
Als er am nächsten Morgen erwachte, lag er auf einem Stein nahe des Teichs und neben ihm eine lila funkelnde Schuppe des Drachen, mit dem er gesprochen hatte. Er sah sie an, bewunderte ihre Schönheit und genoss den Moment.
