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Das Konzept von Glück

Das Glück ist mit den Narren und Raumschiffen namens Enterprise
von

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Pon Farr II

Jims Faust kracht gegen den Sandsack. Ein Mal. Zwei Mal. Drei Mal. Schneller. Stärker. 85 Mal.

Der Schweiß trat ihm auf die Stirn. Der Schweiß brach auf seinem Körper aus und trotzdem Prügelte er weiter auf den Sandsack ein.
 

“Sie können jetzt nicht nach Neu-Vulkan.”, hatten sie gesagt.

“Durch den Ausfall des Antriebs können sie eine reibungslosen Verlauf nicht gewährleisten.”, war ihre Begründung.

“Der Asteroid hat vorrang. Auch wenn ich ihre Sorge um ihren ersten Offizier nachvollziehen kann”, begründeten sie weiter.

“Sollte er einen Weg zur Erde einschlagen, muss er rechtzeitig zerstört werden. Die Enterprise ist derzeit das einzige Schiff, welches dazu in der Lage ist. Alle anderen, die entsprechende Ausrüstung haben, können wir nicht von der Grenze zum klingonischen Reich zurückziehen.”, hieß es weiter.

“Die Wahrscheinlichkeit liegt unter 2%!”, hatte er dagegen argumentiert.

“Nein.”

“Mein erster Offizier braucht ….”

“Das ist uns bekannt, Captain Kirk. Aber sie können die Auswirkung der Gravitationsstörung nicht abschätzen. Eine Richtungsänderung könnte auch Getorn oder Malup gefährden. Dann müssen die dortigen Kolonien und Wissenschaftsstationen sofort von ihnen evakuiert werden.”

“Admiral …”

“Sie haben ihre Befehle.”
 

Zum 264. Mal schlug er den Sandsack und ließ sich dann gegen diesen fallen. Er rang nach Atem, wischte sich den Schweiß von der Stirn und schloss die Augen.
 

“Captain, ich bitte sie mir den beschlagnahmten Raumgleiter zur Verfügung zu stellen.”

“Damit kommen sie nie bis nach Neu-Vulkan.”

“Die Chance liegt bei 5,2 % und ist somit …”

“Spock!”

“Ich muss nach Neu-Vulkan”, hatte dieser seine Stimme erhoben und das Zittern war schlimmer geworden. “Sie können den direkten Befehl nicht missachten.”
 

Mit einem tiefen Atemzug löste sich Jim von dem Sandsack und griff zum Intercom.

“Mr. Scott. Wie weit sind sie?”

“Wir sind soweit. Ich kann zwar nichts garantieren, aber wir können auf Warp 6 erhöhen.”

“Mr. Sulu. Kurs auf Neu-Vulkan. Uhura … sagen sie dem Kommando, dass wir ihren Asteroiden schon nicht aus den Augen lassen. Und dann Vollgas.”, befahl er über das Intercom, bevor er sich kurz frisch machte und zurück auf die Brücke ging.

Zuvor jedoch wollte er nach dem Mann sehen, für den er gerade einen direkten Befehl missachtete. Für den alle hier diesen Befehl missachteten.

Sie wussten das. Wussten wofür sie es taten. Für Spock. Für ihren Freund.
 

Er straffte die Schultern und betätigte den Türsummer zu Spocks Quartier. Er wartete keine Antwort ab, sondern betrat es nach kurzem Zögern. Bei dem Anblick dessen was er vorfand zerriss es ihm das Herz.

“Spock.”, begann er sanft und der andere fuhr zu ihm herum. Er stand mitten im Chaos. Alles was nicht niet- und nagelfest gewesen war lag im Zimmer verteilt. Das Einzige was noch in Ordnung war, war die Meditationsstätte.

Als sich ihre Blicke kreuzten sank Spock zitternd auf dem Stuhl nieder, den er gerade aus der Halterung hatte reißen wollen.

“Ich kann nicht hier bleiben.”, sagte er mit rauer Stimme und Jim schluckte.

“Schon gut. Wir haben Kurs auf Neu-Vulkan.” Ein ungläubiger aber erleichterte Blick traf ihn, doch die Stimme des Vulkaniers bebte.

“Du kannst dich nicht einem direkten Befehl widersetzen.”

“Ich tu es bereits. Also sag mir wozu ich es tue, Spock. Ich bringe dich nach Neu-Vulkan. Und wenn du wieder auf dem Damm bist, fällt uns gemeinsam ein, wie wir rechtzeitig wieder bei dem Asteroiden sind.” Er trat näher zu seinem Freund und konnte dem Drang nicht widerstehen ihm seine Hand aufzulegen.

“Spock.”, flüsterte er fast wie eine Beschwörung. “Wir sind Freunde. Ich Vertraue dir. Bitte vertrau auch du mir.”

“Das tue ich.”, kam es zögernd von dem zitternden Vulkanier und Jim wusste, dass dieser Zustand niemandem unangenehmer war als Spock selbst.
 

“Das hier betrifft die Vulkanier. Ein wohl gehütetes Geheimnis unseres Volks. Es ist … so demütigend.” Jim ließ die Hand wo sie war, drückte sacht zu und versuchte seinem Freund Mut zuzusprechen.

“Kein Außenstehender soll davon erfahren. Doch du hast ein Anrecht darauf. Du bist mein Captain. Mein Freund und Bruder.” Er zögerte, doch die einsetzende Entspannung bei Jim schien sich auch auf Spock zu übertragen.

Dessen Worte hatten in dem Captain der Enterpris einen warmen Schauer ausgelöst, der sich langsam in alle Glieder ausbreitend, seine Muskeln und Gedanken beruhigte. Spock sah ihn als Vertrauten, als Freund und Bruder. Wie viel ihnen diese Freundschaft bedeutet, wurde in Momenten der Schwäche um so deutlicher.

“Du musst mir versprechen, dass was ich dir erzähle niemand erfährt.”

“Ich weiß nicht wie weit ich es versprechen kann, Spock. Zumindest Pille sollte wissen was vor sich geht. Vielleicht kann er helfen.”

Spock schwieg, doch der Drang jemanden ins Vertrauen zu ziehen schien Größer als jeder Zweifel.
 

“Das ist Akzeptabel.”, sprach er und zögerte erneut, als würde er um die richtigen Worte bangen.

“Meine derzeitig Situation resultiert aus einem Zustand, den wir Pon Farr nennen. Es bezeichnet einen Abschnitt eines siebenjährigen Zyklus dem Vulkanier unterworfen sind. Der Preis für unser Leben in Logik.”

Da Jim ihn nicht unterbrach fasste er Mut weiter zu sprechen. Man merkte ihm an, wie schwer es ihm fiel weitere Erklärungen vorzutragen. Jim wurde ein weiteres Mal bewusst, wie unterschiedlich ihre Kulturen waren und wie wichtig seinem ersten Offizier Kontrolle und Logik waren.

Dieser Kontrollverlust war für Spock die größte Demütigung und Jim versuchte sie ihm so erträglich wie möglich zu machen. Er trug ein neutrales Gesicht zur Schau, hielt seine Hand ruhig auf Spocks Schulter und versuchte die warme Ruhe in sich selbst auch dem anderen zukommen zu lassen. Er schöpfte sein Zutrauen aus den Worten und dem Vertrauen seines Gegenübers. Es war wie die Ruhe an einem idyllischen See. Kühles Wasser in warmen Sonnenlicht.

“Es hat mit unserer Biologie zu tun. Während des Pon Farrs verlieren wir die Kontrolle über uns. Wir fallen zurück in alte Muster und geben uns einem veralteten Ritual hin, dass der Paarung dient. Es gibt nur zwei möglichkeiten dem tödlichen Plak Tow zu entkommen. Leider habe ich hier nicht die Möglichkeit eine entsprechende Meditation durchzuführen.”

“Aber auf Neu-Vulkan?”

“Dort wartet T’Pring auf mich. Sie und ich sind seit unserer Kindheit für diesen Fall miteinander Verbunden. Die Festigung eines mentalen Bandes ist unabdingbar.”

“Ist es eine Eheschließung?”

“Tiefergehend. Diese Verbindung muss geschlossen werden. Andernfalls steht mir der Tot bevor.”

Paarungsverhalten? Sexualtrieb? Ein Schauer rann ihm über den Rücken und seine Lippen wurden etwas zu trocken. Ein Kribbeln, dass so schnell verschwand wie es gekommen war. Es verschwand hinter der Sorge um seinen Freund.

“Darum hast du Uhura nichts sagen wollen.”

Es war nur eine Feststellung, doch der Blick des Vulkaniers schoss in die Höhe und verhakte sich mit dem des Menschen.

Daran schien er bis eben nicht gedacht zu haben. Und dass ihm dies so offen im Gesicht geschrieben stand, machte Jim den Ernst der Lage noch deutlicher.

“Wir bringen dich rechtzeitig hin. Du musst nur noch ein paar Tage durchhalten, Spock.”, sprach er ihm Mut zu und als sein Freund nickte nahm er die Hand von dessen Schulter. “Wir schaffen das. Wie immer.”
 

Er verließ das Quartier und ging auf die Brücke. Sein Schritt war federnd, aufgrund des geschenkten Vertrauens, aber seine Schultern waren schwer. Schwer vor Sorge.
 

~*~
 

Als sie endlich Neu-Vulkan erreichten, drohte Jim bereits eine Anhörung. Der Termin leuchtete rot in seinem Kalender. Doch das war ihm egal. Er übernahm die Verantwortung für sein Handeln und wusste, dass jede andere schlimmere Konsequenzen gehabt hätte. Zumindest für ihn selbst. Für seine Seele.

So stand er nun mit McCoy vor Spocks Quartier, um diesen zum Transporterraum zu begleiten und mit großem Erstaunen und Freude die Einladung des Vulkaniers zu hören.
 

“Ich würde es begrüßen, wenn sie mich nach Neu-Vulkan begleiten. Da es mir gestattet ist, Freunde als Begleitung mitzubringen.”

Jim sah auf dem Gesicht von McCoy einen Ausdruck, der Unglaube und Überraschung ausdrückte. Offenkundig glaubte dieser sich gerade verhört zu haben.

“Natürlich kommen wir mit.”, gab Jim zur Antwort, wesentlich freundlicher als das ebenso liebenswert gemeinte: “Na wenns denn sein muss”, von Pille.

Gemeinsam gingen sie zum Transporterraum, wo bereits Uhura stand und auf sie wartete.

Jim wusste, dass sie mit hinunter beamen würde, aber wahrscheinlich wusste sie nicht um das gesamte Ausmaß der Situation.

Wenn er es richtig bedachte, war er womöglich der einzige anwesende Mensch, der genau wusste wobei es sich im Pon Farr drehte. Für Uhura und auch McCoy war die Erklärung eine zwingend notwendige Verbindung zweier Vulkanier auf mentaler Ebenen, um den Metabolismus der erkrankten Personen zu stabilisieren.

Dass diese Notwendigkeit jedoch einen solch primitiven Hintergrund hatte, schienen die beiden kaum zu erahnen.

Jim betrat die Transportplattform und sah mit großen Respekt zu seiner Kommunikationsoffizierin. Sie hatte in der letzten Woche alles gegeben um ihrem Freund bei zu stehen und nun beamte sie mit ihnen nach Neu-Vulkan, um ihn in die Hände einer anderen zu geben.

Wie viel wusste sie über diese eigentümliche Hochzeit? Könnte er einfach jemanden in fremde Hände geben? Machte es einen Unterschied, wenn man von Beginn an wusste, dass es diese Verlobte gab? War es leichter, wenn man bereits seit einiger Zeit getrennt war?

Sein Blick ging zu seinem ersten Offizier und verhakte sich kurz in dessen braunen Augen. Gerade in diesem Moment, erfasste ihn das Kribbeln des Beamstrahls.

Würde Spock dort unten eine Ehe mit T’Pring eingehen?

Ein Stich durchfuhr ihn, als er sich auf Neu-Vulkan materialisierte.
 

~*~
 

Seit seinem Gespräch mit Spock, hatte er sich durch die Aufzeichnungen über vulkanische Hochzeiten geforstet. Das Thema war so spannend gewesen, dass er in der Nacht nicht geschlafen hatte. Bis zum Alarmton seines Weckers hatte er sich durch die Themen Familie und Partner bis hin zum ersten Kontakt vorgearbeitet.

Natürlich wusste er, dass die Vulkanier die ersten außerirdischen Freunde der Menschen waren. Dieser Gedanke hatte sein Herz krampfen lassen. Die Verbindung zwischen Menschen und Vulkaniern bestand schon so lange und nun waren sie noch enger miteinander verwoben. Durch die Zerstörung Vulkans arbeiteten die Menschen eng mit ihnen am Aufbau der neuen Heimat und die Vulkanier waren ihnen dankbar.
 

Wie schwer musste es für die Überlebenden sein, den Verlust zu ertragen? Verborgen unter all ihrer Logik, waren so viele ihrer telepathischen Verbindungen einfach weggebrochen.

Jim konnte es sich nicht vorstellen. Auch nicht nachdem er alles mögliche über die mentalen Verbindungen gelesen hatte, was er finden konnte. Sei es nun im vulkanischen Volk oder bei anderen Telepathen.

Ein Band war stark. Das Band zur Familie und das Band zum Partner.

Zerris es, litten die Betroffenen unter Schmerzen. Wurde es nicht gepflegt, löste es Kummer aus.

Eine Verbindung unter Partnern war, wie er dank Spock wusste, sogar lebensnotwendig für die Vulkanier. Und das erschreckte ihn im gleichen Maße wie es ihm dieses Volk liebenswerter erscheinen ließ.

Wie glücklich konnte er sich schätzen, dass Spock zu seinen engsten Freunden gehörte? Wie sehr zerriss es ihn, wenn dieser lit? Und wie sehr würde es ihn schmerzen, nicht alles mögliche getan zu haben um seinem Freund zu helfen?
 

Er wand seinen Blick von Spock ab und sah sich auf dem Planeten um. Der Tempel zu dem man sie gebeamt hatte war noch nicht fertiggestellt, aber der Vorplatz erinnerte Jim an einen Bolzplatz. Staubig durch den Wüstensand des Planeten aber eckig begrenzt und durch Markierungen unterteilt.

Er stand hier gerade mal seit einer halben Minute und schon trat Schweiß auf seine Stirn. “Können wir vielleicht zu einem schattigen Plätzchen?”, fragte er und zog dabei die trockene und heiße Luft ein. Ein kurzes Nicken seines Offiziers und die vier Freunde gingen zu dem Tempel hinüber.

Danach sprach keiner mehr ein Wort. Sie alle sahen mit Spannung auf den Durchgang, aus dem eine sehr alte Vulkanierin heraus trat. Begleitet wurde sie von drei jungen Männern und einer unglaublich hübschen Frau.

Das war also T`Pring. Spock hatte wirklich Glück mit einer solchen Verlobten. Streng sah sie aus, aber dennoch ließen ihre weiblichen Rundungen sie weich und gutmütig wirken.

Doch Jim musste zugeben, dass ihn die alte Vulkanierin viel mehr interessiert und scharf zog er die Luft ein, als er sie erkannte.
 

“Das ist T`Pau.”, zischte er zu McCoy. “Ich wusste dass sie überlebt hat, aber was machst sie hier?”

“Spocks Familie ist hoch angesehen.”, antwortete Uhura, “Ich denke sie wird persönlich das Ritual durchführen.”

Der Betroffene war vorgetreten und begrüßte die ehrwürdige Vulkanierin, um mit kurzen Worten zu erklären:

“Dies sind meine Freunde. Ich bürge für sie.”

“Seid mir willkommen, Freunde von Spock.” Ihr Blick musterte jeden kurz und eingehend. Nur einen Augenblick lang länger sah sie Jim direkt an und dieser nahm sofort eine vorbildliche Haltung ein.

Wüsste er es nicht besser, hätte er gedacht sie lächelte ihn an. Ihm hingegen stand wahrscheinlich Ehrfurcht und Erstaunen ins Gesicht geschrieben und somit riss er sich schnell zusammen, um dem Ernst der Lage gerecht zu werden.

“Lasst es beginnen.”, sprach sie und alle sahen gespannt zu, wie Spock den Gong schlug, der in der Zwischenzeit aufgestellt worden war.

Als der tiefe melodische Klang durch die Luft waberte trat T`Pring auf ihren Verlobten zu. Doch gerade als sie ihr Haupt neigte, erklang der Gong erneut.

“Kal-If-Fee.”
 

Abrupt wanden sich alle Gesichter zu Uhura, die den Gong geschlagen und den Ausruf getätigt hatte. Pure Verwunderung legte sich über sie und nur allzu deutlich stand Entsetzen in Spocks Gesicht geschrieben. War er eben noch seinem Schicksal ergeben, so schlug nun die Panik in seine Glieder und ließ ihn das Ausmaß des ganzen gewahr werden.

“Das können Sie nicht verlangen.”, erhob sich die melodischen Stimme von T`Pring.

“Doch das kann ich”, konterte Uhura scharf, “Ich habe mich informiert. Und es gibt keine Regel die dagegen Spricht. Ich bin Spocks Gefährtin und habe somit ein Recht darauf ihn für mich zu beanspruchen.”

Pille und Jim warfen sich einen Blick zu. Wie stolz und stark Uhura diese Aussage auch tätigte, so sehr sah man den Schmerz aber auch die Sturheit in ihren Augen. Sie wollte Spock nicht beanspruchen. Sie wusste das niemand im Universum so ein Recht hatte. Aber diese veralteten Traditionen legten ihr solche herablassenden Worte in den Mund. Und um Spock zu beschützen, würde sie sich sogar mit T`Pau persönlich anlegen.

Letztere schien tief in Gedanken und nickte dann.

“Das ist korrekt.”, mit einer harschen Handbewegung gebot sie T`Pring Einheit, die dem widersprechen wollte.

“Ich hoffe sie wissen, was das kal-if-fee als Folge hat.”

“Ja.”

“T`Pring. Wähle einen Gegner für Spock. Gewinnt er ist er frei zu entscheiden, wen er zur Gefährtin wählt.”

Uhura stockte. In ihrem Blick lag Verwirrung und sie sah entschuldigend zu ihren Freunden. Sie hatte gedacht selber den Gegner wählen zu können. Wäre selbst der Gegner gewesen. Doch so … erstarrte sie vollends als sie sah wen T`Pring erwählte.

“Ich wähle ihn.”, sagte die schöne Vulkanierin und deutete auf James T. Kirk.

Dieser blieb wie angewurzelt stehen.
 

“Captain Kirk.”, riss T`Pau den Captain der Enterprise aus seiner Starrte. “Als Mensch müssen sie unseren Ritualen nicht folgen. Ich stelle es ihnen frei abzulehnen.”

“Jim. In Spocks Zustand …”

“Ich weiß Pille”, flüsterte er zurück und erhob dann seine Stimme, “Ich nehme an!”

Das hatte Uhura nicht gewollt. Sie hatte doch nur helfen wollen. Bei etwas von dem keiner der anderen Anwesenden wusste, dass es wichtig war. Für sie, aber vor allem für Spock. Uhura schlug sich die Hände vor den Mund und als man Jim die Ritualwaffe reicht erahnte er warum.

“Es ist ein Kampf um Leben und Tod.”

Pille wollte aufbegehren, doch Jim hielt ihn zurück.

“Mir fällt schon was ein. Lass nur.”

“Du bist verrückt. Die sind verrückt. Eine vom aussterben bedrohte Art und dann solche primitiven Traditionen.”, zischte sein Freund und Jim musste einfach lächeln. Lächeln über die ganze Situation. Lächeln über seinen Eifer. Lächeln … über seine Dummheit.

Mit gestrafften Schultern betrat er den Bolzplatz der sich als Kampffläche entpuppte.
 

Die Augen seines Gegners waren schwarz und nichts von dem warmen Braunton, der sonst in ihnen lag, ward mehr zu sehen.

Ein kalter Schauer lief Jim den Rücken hinunter und ließ seine Innereien krampfen. Spock war nicht mehr bei Sinnen. Er würde wirklich töten um das Ziel des Rituals zu erreichen.

So schwer wie nie, schluckte er den Kloß in seinem Hals herunter und versetzte seinen Körper unter Adrenalin als sein Freund ihn angriff.

Bilder schossen ihm durch den Kopf. Sein letzter und einziger Kampf mit Spock. Damals wäre er beinahe gestorben. Und hier und jetzt?

Spock war im Delirium. Im Blutrausch. Nein, im Blutfieber.

Er wehrte den Schlag der Waffe ab und ging zu Boden.

Würde er eine Chance haben? Aber was dann? Wenn er ihn besiegte? Er würde ihn nicht töten, ganz gewiss. Aber was dann?

Die Waffe traf ihn und er rollte sich weg um schlimmeren auszuweichen.

Japsend rang er nach Luft und griff Spock seinerseits an.

Er musste Gewinnen. Nur so konnte er ihrer beider Leben retten. Denn Töten würde er den anderen nicht. Aber müsste Spock dann eine Beziehung mit T`Pring eingehen? Bliebe er dann hier? Käme er zurück auf die Enterprise? Würde T’Pring mitkommen? Wollte Spock das so?

Als er ein weiteres Mal seinem Angreifer auswich, zerschellte dessen sperartige Waffe an dem harten Gestein.

Sofort hielten zwei jungen Vulkanier Spock auf und rangen ihn zur Ruhe.
 

Verwirrt blickte Jim zu T`Pau und versuchte angestrengt zu Atem zu kommen.

“Gebt ihnen neue Waffen!”

Jim ließ es geschehen. War in der Situation so hilflos, als würde er erneut am Fenster stehen und dem Zerfall Vulkans zusehen.

“Bitte, lassen sie mich vorher zu ihm. Ich hab hier ein Mittel das die Sauerstoffaufnahme fördert.”, hörte er Pille aufbegehren, “Er ist die Bedingungen hier nicht gewohnt. So hat er vielleicht eine Chance.”

Als die alte Frau nickte, rannte Pille zu ihm und Jim zuckte bei dem stechenden Schmerz in seinem Hals zusammen.

“Musst du mich noch extra quälen?”

“Was hast du Idiot auch ja gesagt.”, zischte sein Freund zurück und verließ das Feld.

Jim konnte nicht anders als Pille nachzusehen. Er spürte keine Verbesserung. Eher eine Verschlechterung. Und mit einem Mal wurde ihm klar, was sein Arzt des Vertrauens ihm gegeben hatte. Er musste …

Rums.
 

Spocks Schlag hatte ihn getroffen und zerriss ihm das Hemd und die darunter liegende Haut. Sofort biss er die Zähne zusammen, fegte alle Gedanken davon und griff seinerseits an.

Mit allem was er zu bieten hatte stürzte er sich in den Kampf. Die Waffen aus den Händen geschlagen, prügelten sie am Boden liegend aufeinander ein.

Doch der Mensch war dem Vulkanier unterlegen. Selbst in dessen Zustand.

Rasselnd sog Jim die Luft ein und sah in die schwarzen Augen seines Freundes.

Er ist nicht bei Sinnen. Er kann nichts dafür, kreiste es durch seinen Kopf.

Spock. Spock. Spock!

Doch die heißen Hände legten sich um seinen Hals und drückte unerlässlich auf seine Kehle. Sein Körper war betäubt, sandt nur noch Wellen des Schmerz durch seine Nervenbahnen. Jede Einzelheit seines ersten Offiziers prägte sich tief in ihn ein. Die Hitze, Stärke, rohe Gewalt. Der herbe Duft, der schnelle Atem und das tiefe leise Grollen.

Die Situation auf der Brücke, vor so vielen Jahren, erschien vor seinem inneren Auge, als sie die Welt langsam trübte.

“Ich habe mich nie entschuldigt. Es tut mir so leid.”, waren seine letzten Gedanken, als der Sauerstoffmangel ihn in die Bewusstlosigkeit trieb, sein Kreislauf versagte und sein Herz zu schlagen vergas.
 

~*~
 

Spock starrte entsetzt auf Kirk hinab.

Sein kompletter Metabolismus versagte. Das Blut rauschte laut in seinen Ohren und wurde langsam leiser.

Alle Hormone waren aus seinem Kreislauf verschwunden. Das Zittern welches ihn packte, war keine Begleiterscheinung seines Fiebers mehr. Er zitterte am ganzen Leib, wegen des Anblicks vor ihm.

Dort lag Jim. Blass. Leblos. Blutend. Tot.

Getötet durch seine eigenen Hände.

Er sah wie der Doktor und Uhura zu ihm auf den Boden sanken und ihren Captain untersuchten.

Jim. Jim. Jim!

“Er ist tot.”, sagte McCoy trocken und ein hasserfüllter Blick traf Spock, der kaum durch dessen Schock drang.

Selbst die Vulkanier schienen betroffen und somit widersprach niemand als der Arzt den Befehl zum Beamen gab.

“Er war ein mutiger Mann, ihr Captain.”, sprach T`Pau mit so viel Ehrfurcht, dass Spocks Augen begannen zu brennen und ihm schlecht wurde.

Jim. Jim war …

Jim verschwand. Wurde zurück auf die Enterpris gebeamt.

Auch McCoy und Uhura verschwanden.

Doch sie würde er wiedersehen. Lebend. Sicherlich wütend. Aber lebend.

Er straffte die Schultern, faltete seine mordenden Hände auf dem Rücken und trat seiner Verlobten gegenüber.

“Ich bin vom Blutfieber befreit.”, sagte er nach tiefen Atemzügen, “Doch … Ich habe meinen Captain getötet. Meinen Freund. Ihr werdet verstehen, dass ich gehen muss. Ich werde mich meiner Verantwortung stellen.”

Er wand sich direkt an seine Verlobte. “T`Pring ich gebe dich frei. Du bist nicht verpflichtet die Frau eines Mörders zu sein.”

Die schöne Vulkanierin starrte ihn an und nickte dann zustimmend.

Spock hob seine Hand zum Ta’al und zückte mit der anderen das Kommunikationsgerät.

“Lebt lang und in Frieden.”, sagte er monoton und fügte hinzu, “Für mich wird es keinen Frieden mehr geben.”

Er gab Scotty den Befehl zum beamen.
 

Auf der Enterpris angekommen wich er den Blicken der anderen aus und zog durch die Gänge. Er wollte sich McCoy und Uhura stellen und versuchte seine Gedanken darauf zu fixieren. Er musste klar bleiben. Durfte den Schmerz nicht zulassen. Dem Brennen hinter seinen Augen nicht erliegen.

Und gerade als alles abgestumpfte, das schneidende Gefühl nachließ und er alles in tiefe Abgründe schob, sah er McCoy und trat auf diesen zu.
 

“Doktor. Ich stelle mich ihnen. Ich werde mein Kommando an Mr. Scott abtreten und mich unter Arrest begeben. Bitte geben sie das zu Protokoll.”

“In Ordnung. Aber ...?”, fragte Doktor McCoy und sah ihn verwirrt aber mit einem auffallenden Funkeln in den Augen an. Uhura trat zu ihnen auf den Gang und wollte eine Hand sacht auf Spocks Schulter legen. Doch er schlug sie aus und unterbrach den Doktor.

“Ich habe den Captain getötet. Auch wenn ich nicht Herr meiner Sinne war, so trage ich die volle Verantwortung.”

“Nun … vielleicht …”, begann er Doktor und sah zu der Tür hinter Spock, aus welcher er und Uhura gekommen waren und die zur Krankenstation führte.

“Ich denke sie sollten erst Mal den Captain fragen.”

Spocks Augen weiteten sich und er drehte sich so abrupt um, dass seine Wirbel knackten.

Hinter ihm war ein leises Lachen erklungen und alles brach über ihn herein als er denjenigen sah, zu dem das Lachen gehörte. Gleißend helles Sonnenlicht flutete den tiefen Abgrund in ihm.

“Jim!”, rief er und stieß dabei alle die Freude aus, die seinen Geist überschwemmte.

Seine Hände legten sich an die Arm seines Freundes und drückten diesen kurz aber überschwänglich an sich. Wie sehr es ihn drängte den Mann zu halten, der immer wieder dem Tod von der Schippe sprang.
 

“Hallo, Spock”, kam es gepresst, aber mit einem erneuten Lachen, von Jim.

Erst ein Räuspern des Doktors ließ Spock wieder klar werden. Er schnellte von Jim zurück und betrachtete diesen von Oben bis Unten. Die Wunden waren verheilt. Die zerrissene Kleidung ersetzt. Das Gesicht voller Leben und die Augen so strahlend wie Sterne.

Verzweifelt versuchte er seine Emotionen unter Kontrolle zu bringen, seine vulkanische Gelassenheit zurück zu gewinnen. Doch sein Herz schlug voller Freude.

“Wie ist das möglich?”, fragte er und sah fragend in die Runde, nur langsam seine stoische Ruhe zurück gewinnend. Die Freude über seinen Freund tat so gut, dass er sie gar nicht verdrängen wollte. Doch die amüsierten Gesichter der anderen, ließen seine vulkanischer Erziehung zurückkehren.

“Ich hab ihm ein Mittelchen gespritzt, dass seine Körperfunktionen lahmgelegt hat. Ich glaubte, dass die Schocktherapie, die einfachste Lösung sei.”, sagte McCoy mit Stolz. Doch man hörte heraus, dass er selber sehr erleichtert war, wie gut sein Plan funktioniert hatte.

Noch immer lächelte Jim und musterte seinen ersten Offizier mit so viel Liebe und Vertrauen, wie es nicht mal Uhura vermochte.

Und Spock. Spock konnte es nicht fassen. Keiner der hier Anwesenden trug es ihm nach. Keiner machte ihm Vorwürfe. Nicht einmal der Doktor.

Und vor allem nicht - er sah zu seinem Captain - Jim. Er stand da und schien die Erleichterung persönlich zu sein. Er strahlte sie so sehr aus, dass sie sogar den Vulkanier beruhigten und ihn zu seinem eigenen Wesen zurückfinden ließ. Es war wie die Atmosphäre an einem ruhigen, kühlen See, auf den warmes Sonnenlicht fiel.

Jim war am Leben. Und Spock hatte sein Blutfieber überstanden.
 

“Captain zur Brücke.”, ertönte es durch die Lautsprecher. Die Erleichterung verflog und die hart Realität kehrte Zurück.

“Was gibts Mr. Sulu?”, fragte der Captain als er das Intercom betätigte.

“Man hat uns die Sanktionen gestrichen, Captain.”, platzte es aus Sulu heraus und man hörte die Freude in seiner Stimme, “Das Oberkommando gibt den Befehl zum Asteroiden zurück zu kehren. Eine gewisse T`Pau hat ein gutes Wort für uns eingelegt und Mr. Scott freut sich über Materialien für den Antrieb.”

Das Strahlen hielt sofort wieder Einzug in die Miene des Führungsoffizier und begeistert sagte er.

“Na dann wollen wir diesem Befehl mal Folge leisten. Lassen sie Kurs setzen und dann nichts wie hin.”



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