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Der Chat ihres Lebens

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Wenn etwas schief gehen kann


 

M

iroku und Sango schlichen bemüht lautlos den Höhlengang im Berg Hakurei entlang. Noch brannte das matte Licht des Pulvers, das die Dämonenjägerin auf der Hand trug, aber beiden war bewusst, dass sie plötzlich in vollkommener Finsternis stehen konnten. Und das, wo hier anscheinend Wachen patrouillierten. Es war mehr jugendliche Neugier als Pflichtbewusstsein, das sie vorantrieb.

„Warte!“ Der junge Mönch hauchte es nur. „Da rechts.“

Sango drehte sofort zu diesem Gang. In den letzten Stunden hatte sie gelernt, dass ihr Zimmerkollege ein wirklich gut ausgebildeter Mönch war, aufmerksam – und die Rolle des Weiberhelden wohl nur aufgesetzt war. Er konnte Bannkreise, und wohl auch hier den Mittelpunkt, deutlich besser spüren als sie selbst, und sie hatte durchaus das Gefühl bekommen, sich in dem, was sich langsam als Abenteuer ihres bisherigen Lebens entpuppte, auf ihn verlassen zu können. Sie erstarrte auch, als sich nach wenigen Schritten der Gang zu einer Grotte öffnete. Kleine Öllämpchen an den Wänden spendeten ein vages Licht – und bewiesen, dass die beiden Jugendlichen bei Weitem nicht die Ersten waren, die hierher kamen. In der Mitte des Raumes befand sich etwas, das Sango fast als Himmelbett eingeordnet hätte, ehe sie erkannte, dass es sich um einen Schrein handelt. „Ein Grab ...“ flüsterte sie.

„Eines Heiligen.“ Miroku machte behutsam die Schritte an seiner Gefährtin vorbei. „Und da – das Amulett.auf dem Holz. Das ist sicher der Mittelpunkt des Bannkreises. Ja, klar.“

„Was meinst du? Der Heilige hat einen Bann gegen Dämonen gelegt?“

„Vermutlich. Keine Ahnung, wie alt das schon ist. Vielleicht ist es schon vor dem Großen Krieg entstanden. Aber das Amulett, das Mayoke, ist neu. Das ist doch Aluminium oder so. Mist.“

„Jemand hat sich die Magie des Heiligen zunutze gemacht, um den Bann um den Berg zu legen“, schloss die Dämonenjägerin. „Und ich glaube kaum, dass der Fürst hiervon weiß.“

„Stimmt. Kein Wunder, dass Sessy … ich meine, der Erbprinz, das überprüft haben wollte.“

„Kannst du den Zauber lösen?“

Miroku seufzte, sah sich aber außerstande den vertrauensvollen Blick seiner Angebeteten zu enttäuschen. „Ich versuche es“, gab er daher zurück. „Aber passe du auf. Hier scheinen öfter Leute herzukommen.“

„Ja. Wenn ich draußen was höre, verstecken wir uns.“ Sango sah sich rasch um. Leider war die kleine Grotte überaus übersichtlich. „Naja, da hinter dem Schrein, wohl.“ Sie ging zu dem Eingang und lauschte. „Jetzt ist alles ruhig,“ flüsterte sie. „Aber den Mann zuvor habe ich auch nicht gehört.“

Der junge Mönch nickte, ohne die Augen von dem Schrein zu nehmen. „Leise jetzt“, mahnte er. Selbst das Flüstern schien förmlich widerzuhallen. Er betrachtete das Amulett. Doch, ja, das musste der Mittelpunkt des Bannkreises um den Berg sein. Unglaubliche Magie – die ursprüngliche des Mayoke, verstärkt durch die Macht des hier Begrabenen. Da hatte jemand genau gewusst, was er machte. Und Miroku verspürte nicht die mindeste Lust diesem Jemand zu begegnen. Der war ihm sicher haushoch überlegen. Andererseits konnte er ja auch schlecht dem Erbprinzen erzählen, dass er aus persönlicher Feigheit dessen Befehl missachtet hatte. Vermutlich konnte er dann von Glück reden, wenn der ihm nur den Kopf abriss. Überdies – wie stünde er vor Sango da. Sie hatte sich doch schon über die Überwachung der Dämonenjäger gewundert und der Sache nachgehen wollen. Jetzt sah sie ihn so an … Nein, er konnte sie doch nicht enttäuschen. Allerdings wurde der Fall hier eindeutig immer heißer. Nun gut. Versuchte er eben den Bann zu lösen. Aber er hoffte inständig, sie beide wären aus diesem Berg wieder heraus, ehe der Urheber dieses Zaubers aufkreuzte.

 

Inu Yasha hätte fast aufgeschrien, als er den Bannkreis berührte, der um den Berg Hakurei lag. Allerdings war er wild entschlossen sein Vorzimmer, seinen Freund Miroku, zu suchen und seinen Vater nicht zu enttäuschen, und kämpfte sich trotz der Schmerzen weiter durch etwas, was auf ihn wie Nebel wirkte. Jetzt wusste er, was Kouga gemeint hatte. Man sah nichts, roch nichts. Und er fühlte sich schwach. Plötzlich war er im Freien und taumelte zu einem Fels, bemüht, sich zu orientieren. Dann erst erkannte er, was die Schmerzen verursacht hatte. Diese Magie läuterte Dämonen. Auch ihm war seine komplette dämonische Energie entzogen worden. Nur die Tatsache, dass er auch als Mensch überleben konnte, dass er ein Halbdämon war, hatte ihm das Leben gerettet. Ach du je. Kagomes Warnung war nur zu berechtigt gewesen. Toll. Nach einer Nacht als Mensch hatte er das eigentlich nicht schon wieder gebraucht. Überdies war ihm klar, dass er jetzt Tessaiga nicht benutzen konnte. Es war nur ein rostiges Schwert. Wie sollte er denn so seine Vorzimmermannschaft finden und retten? Miroku war der einzige Freund, den er in all den Jahrhunderten gefunden hatte, Sango war Kagomes Freundin. Er musste sie einfach finden und retten.

Er zuckte instinktiv zusammen, als sich etwas Metallisches knapp vor seinen Augen bewegte, drehte sich aber in lang geübter militärischer, dämonischer, Manier um.

„Na so was. Ich dachte schon....“ Jakotsu ließ seine Schlangenklingen zurückschnappen und musterte den menschlichen Junge vor ihm nochmals. „Also, du scheinst ja ein Mensch zu sein, aber nach den Klamotten zu urteilen … die trägt doch nur der Halbdämon, Inu Yasha. Hm.“

„Keh! Was willst du von mir?“ fauchte der besagte Halbdämon prompt – und erkannte, dass er soeben wohl einen Fehler begangen hatte.

Der Sicherheitsexperte lächelte. „Ah, du bist also Inu Yasha, hm? Der Bannkreis hat dich zu einem Menschen gemacht? Naja, ich wusste, dass das was Gutes ist, aber dass dir jetzt deine Ohren fehlen macht es … weniger reizvoll. Obwohl, du siehst noch immer niedlich aus. Es wird mir auch ohne Öhrchen Spaß machen dich umzulegen.“

„Sonst noch Wünsche?“ fauchte der Fürstensohn unwillkürlich, obwohl ihm klar war, dass seine Chancen schlecht standen. Er war ein Mensch, spürte nur zu deutlich jetzt die durchwachte Nacht und die Aufregungen – und Tessaiga war schlicht ein rostiges Stück Metall. Miroku und Sango waren in Gefahr, Kouga schwer verletzt und die arme Kagome verstand weder etwas von kämpfen noch von Magie. Er musste sich wieder in einen Halbdämon verwandeln. Nur, wie? Der Bannkreis war das Problem. Nun ja, auch nicht mehr als der Typ vor ihm, der gerade sein Schwert wieder hob und sichtlich einen neuen Angriff vorbereitete. Er musste wieder hier raus. Nur wie?

 

Nein, auch als Mensch sah der niedlich aus. Jung, unerfahren, ja, geradezu unberührt. Jakotsu ließ die sich rasch verlängernde Klinge seines Schwertes erneut zuschlagen, diesmal allerdings bewusst knapp neben sein Opfer gezielt. Er liebte es langsam vorzugehen, fand in dem Hinauszögern stets seine höchste Befriedigung. Staub und Erde wirbelten auf, Steinchen. Als er wieder etwas erkennen konnte, musste er feststellen, dass der schwarzhaarige Junge vor ihm verschwunden war. Irritiert ließ er die Schlangenklinge wieder in sich zusammenfallen. Aber es gab nur eine Möglichkeit, wohin der Kerl sich so schnell verzogen haben könnte. Keine zwanzig Meter weiter befand sich eine Spalte, die in der Berg führte. Mit einem siegessicheren Lächeln folgte der Söldner.

 

Kouga hatte die Augen geschlossen und meditierte, um sich zu regenerieren, entzückt, dass sich Kagome neben ihn gesetzt hatte und an einen Baum gelehnt, offenbar auch eingeschlafen war. Es war auch ganz reizend von ihr gewesen sogar noch den Bogen und die Pfeile neben sich zu legen, gerade so, als ob ein Menschenmädchen einen Wolfsdämon beschützen könnte. Er musste sich rasch erholen, dann würde er auch auf sie aufpassen können. Der Halbhund konnte das ja kaum. So versank er immer tiefer in die Bewusstlosigkeit.

Kagome hatte eigentlich gar nicht mehr schlafen wollen, schließlich musste sie doch den Verletzten beaufsichtigen, aber die Aufregungen der durchwachten Nacht forderten ihren Tribut. So war sie eingeschlafen. Es war nur ein uralter, menschlicher, Instinkt, der sie aufschrecken ließ. Unbewusst packte sie noch im Aufsehen die Pfeile neben sich – der Bogen neben ihrer linken Hand blieb jedoch unbeachtet. Sie erkannte einen großen, blau gekleideten jungen Mann vor sich – und, dass Metall an dessen Rechter glitzerte. Noch, während sie entsetzt bemerkte, dass es sich um metallene Krallen handelte, wie sie so etwas nur aus dem Fernsehen oder von Dämonen kannte, wurde ihr bewusst, dass der Unbekannte ausholte. Und sie war sich ganz sicher, er wollte sie umbringen. Sie und den verletzten Wolf.

 

Sesshoumaru atmete tief ein. Leider bestätigte das nur seine erste Witterung. Ein Drache war hier vorbeigekommen – und ein recht starker, der es zudem verstanden hatte sich vor den Kundschaftern zu verbergen. Eindeutig wies die Spur nach Süden und er hätte wetten mögen, dass sie zum Berg Hakurei führte. Was war da nur los? Andererseits hatte er den Auftrag erhalten die Nordgrenze zu sichern und konnte kaum mit dem Heer nach Süden gehen.

War Vater selbst zum Hakurei gegangen oder hatte Leute geschickt? Gleich. Das Problem, das sich ihm stellte, war ein anderes. Es war noch dunkel, aber die Sonne würde bald aufgehen. Sollte er hier bleiben und die Grenze sichern oder dieser Fährte folgen? Es stand zu befürchten, dass sich an diesem Berg etwas abspielte, das Hochverrat war. Falls es sich bei dem Drachen, der hier entlang spaziert war, um Ryuukossusei handelte, wurde die Sache endgültig kritisch. Der Erbe des Nordens war ein sehr starker Drache, mit dem kaum einer mithalten konnte. Stark und skrupellos. Was sollte der hier wollen, außer dem Sturz des Fürsten? Nun gut. Er selbst würde wohl mit ihm fertig werden, wenngleich mühsam, aber … Ja, aber. Was sollte er jetzt machen? Wie würde sich Vater entscheiden? War der zum Hakurei gegangen, würde auch der Drache kein Problem darstellen, nicht mit dem Höllenschwert. Hatte der jedoch irgendwelche Dämonen geschickt, so waren die kaum ein Hindernis für Ryuukossusei. Was jetzt? Ihm war klar, dass er sich allein entscheiden musste. Ein, wenngleich künftiger, Dämonenfürst verlor sonst das Gesicht vor allen Untergebenen.

 

Naraku sah auf die Uhr. Bald würde der Drachenprinz auftauchen. Hoffentlich rief der ihn auch vorher noch einmal an, damit er die Söldner nett platzieren konnte. Damit war er gleich zwei Probleme los. Sein doch etwas unzuverlässig wirkendes Sicherheitspersonal und zugleich Zeugen waren damit beseitigt und es würde die Verhandlungen erleichtern. Ein satter Drache war ein einfacherer Gesprächspartner. Sein Telefon klingelte und er sah an der Nummer, das es sich um seine Sekretärin handelte. Hatte er Kagura nicht eingeschärft nur im äußersten Notfall anzurufen? Dass sie sich nicht daran halten würde, war nach einigen kleineren Disziplinarmaßnahmen auszuschließen. So hob er ab und hörte mit etwas zusammengepressten Kiefern, dass sich der fürstliche Sicherheitsdienst nach ihm erkundigt hatte, ob er krank wäre oder so. „Nun, ich hoffe, du hast dich an die Sache mit dem Urlaub gehalten.“

„Ja, natürlich,“ beteuerte Kagura eilig. „Allerdings rief mich heute Ihr Anwalt an. Er wurde nach einem Haus am Hakurei von Ihnen gefragt.“

Auch das noch! Zum Glück war heute das Treffen mit Ryuuukossusei. Absagen konnte er es nicht, nicht ohne einen wütenden Drachen auf den Fersen zu haben. Aber gleich danach würde auch dieses Haus eben niederbrennen. Er musste nur Tsubakis Rauschgift sichern, falls doch ein kleiner Flug über den Ozean notwendig werden sollte. „Wie überraschend.“ Schließlich lief das Anwesen noch unter Onigumo. Nun ja. Der Taishou hatte in der Tat keine Narren eingestellt. Was das Spiel um die Macht doch erschwerte. Natürlich nicht unmöglich machte. Er war klüger als jeder dumme Hund.

 

Der Fürst der westlichen Länder hatte sich das Juwel der vier Seelen um den noch scheinbar so menschlichen Hals, wenn gleich über seine Felle, gehängt, ehe er sich in seine wahre Gestalt verwandelt hatte und eilig nach Nordosten, Richtung der Berge von Hakurei, lief. Wie er es erwartet hatte, hörte er eine Stimme in seinem Kopf. Nun ja, das Verdrängen war er durch das Höllenschwert gewohnt, und, er konnte dieses Gerede nach: ich kann dir mehr Macht geben, schon gar nicht mehr hören. Macht bedeutete Verantwortung, bedeutete Schutz für alle Schwächeren – und er hatte wahrlich genug von den beiden letzteren Sachen um die Ohren.

Irritiert war er nur, als ob es ihm so vorkam, als ob es zwei oder gar drei Stimmen in seinem Kopf hören konnte. Ach du je. Natürlich. Juwel der vier Seelen. Es war eine brillante Idee gewesen, So´unga zu Hause zu lassen. Mit Naraku und dessen Söldnern würde er auch so fertig werden, zumal wenn doch Kouga, doch Inu Yasha mit Tessaiga, und dessen menschliche Anhänger mit gewissen magischen Fähigkeiten dabei waren. Nein, da gab es keinen Grund zur Panik. Schwieriger wurde die Lage dann erst im Norden, wenn er womöglich auf Drachen und sogar Ryuukossusei treffen würde. Aber da war eben auch das Heer und Sesshoumaru. Das würde schon alles gut gehen. Hauptsache, niemand konnte das Juwel bekommen. So´unga gegen das Juwel wäre vielleicht aus dämonischer Sicht ein interessanter Kampf – allerdings gäbe es seiner eigenen Meinung mehr danach weder die westlichen Länder noch irgendeine japanische Insel.

Schon bei einem Kampf zwischen ihm selbst und dem Drachenerben würde der Boden danach anders aussehen. Und das ohne das Höllenschwert. Dämonen seiner Macht – und Ryuukossusei spielte fast in seiner Klasse – vermochten auch ohne Metall in der Hand genug Zerstörung anzurichten.

Der große, weiße Hund hielt für einen Sekundenbruchteil im Laufe inne, als ihm eine schreckliche Idee kam. Was, wenn es dem Drachenprinzen gelungen war am Heer und Sesshoumaru vorbei zu gelangen? Sein jüngster Welpe, die anderen Jugendlichen – niemand könnte es doch mit dem und noch den Söldnern Narakus aufnehmen! Er sollte, musste, sich beeilen die Kinder zu beschützen. Auch ohne das Höllenschwert. Das musste einfach klappen. War am Berg Hakurei alles klar, konnte er erleichtert gen Norden, um dort seinem Ältesten zu helfen.

 

Ryyukossusei griff zu dem kleinen Handy, wie der Drachenprinz inständig hoffte, zum letzten Mal. Aber leider hatte dieser Naraku in diesem Fall Recht. Nur über zwei dieser, für einen Drachen zumal, winzigen Geräte, die direkt miteinander verbunden waren, konnte man eine einigermaßen vernünftige Verbindung aufrecht erhalten. Fliegende Drachen wären dem Sicherheitsdienst des Westens garantiert aufgefallen. Die schliefen nicht, das bewies das so plötzlich und unerwartet an der Nordgrenze stationierte Heer.

 

Im Juwel der vier Seelen herrschte eine geradezu unheimliche Stille. Das lag daran, dass die scheinbar endlosen und ewigen Kämpfe aufgehört hatten – aus einem dermaßen unglaublichen Grund, dass sich der Geist des Juwels höchstselbst bemüht hatte, Midoriko, die Priesterin, deren selbstloses Opfer es erst erschaffen hatte, und den Dämon, der damit mit hier hinein verbannt worden war, sozusagen an einen Tisch zu holen. Die drei Geister schwebten einander gegenüber, wobei Dämon und Priesterin sichtlich irritiert auf den Geist des Juwels starrten.

„Was ist passiert?“ erkundigte sich Midoriko schließlich. „Ich spürte, wie die Macht einer Priesterin das Juwel erfasste und aufleuchten ließ, es wurde weiß. Jetzt jedoch ist wieder alles dunkel, als besitze es ein Dämon. Doch ...“

„Ein überaus starker Dämon,“ bestätigte ihr ewiger Widersacher. „Ich spüre seine dämonische Energie. Wo ist das Problem, Juwel? Lasse ihm wie immer einen Wunsch, er will mehr Macht, und da es ein eigensüchtiger Wunsch ist, landet er hier. Mehr Gegner für Midoriko. Es war dumm von dir, Priesterin, zu glauben, dass niemand selbstsüchtig wäre. Dich natürlich ausgenommen.“

Sie hörte lieber nicht darauf. „Juwel, dich hatte doch eine Priesterin in der Hand? Hat er sie getötet, um dich zu bekommen? Wollte sie sich mit dir verteidigen? Aber, wo ist sie dann?“ Sich selbst zu schützen galt als eigensüchtig – und verbannte die Seele hier hinein. Eine der vielen Nebenwirkungen, von denen sie nichts hatte wissen können, als sie sich für die Menschen opferte. Magie hatte in der Tat ihre Tücken.

Der Geist des Juwels, unter diesen Beiden zur Neutralität verpflichtet, hätte fast geseufzt. „Was weiß ich denn. Er hat sich mich nicht freiwillig umgehängt, eher mit Widerwillen. Und er widerstrebte bislang jedem Angebot nach mehr Macht.“

Die Priesterin sah, dass ihr Gegner ebenso irritiert war wie sie selbst. „Er ist dein Träger.“

Das Juwel der vier Seelen nickte. „Ja, und wenn ich seinen Herzenswunsch kenne, werde ich ihm den erfüllen, so lautet meine Pflicht. Ist dieser Wunsch jedoch eigensüchtig, gleich, wie sehr, so landet eine Seele mehr hier. Und in diesem Fall, ein Gegner mehr für dich.“ So lautete die Bedingung. „Was diese Priesterin betrifft, die hier nicht ist, aber auch nicht mehr mich besitzt – ich weiß es nicht. Entweder, sie starb, ehe sie auch nur einen Wunsch an mich richten konnte, oder sie ist einfach weg.“

Der dämonische Geist zuckte fast die Schultern. „Biete ihm noch einmal Macht an. Er ist schon so ein mächtiger Dämon, der sicher bis zu den Knien in Blut waten will, was also hindert dich?“

„Er will offenbar keine. Und er hat sehr gut gelernt Einflüsterungen im Geiste zu widerstehen.“ Das Juwel sah zu seinen beiden unfreiwilligen Schöpfern. „Ich sehe nur eine Möglichkeit, zum Einen herauszufinden, was mit der Priesterin passiert ist, zum anderen, den Dämon ...äh...“ Der Blick, dem ihm Midoriko zuwarf, gefiel ihm nicht sonderlich. Mochte sie sich selbst hier auch eingesperrt haben – es war noch immer die einzige Seele hier, deren freie Entscheidung das gewesen war. „Ich meine, den innigsten Wunsch dieses mächtigen Dämons zu erfahren. Ist dieser selbstsüchtig, so landet die Seele hier und … nun ja. Falls nicht, allerdings, müsste ich ihm diesen Wunsch erfüllen und eure Macht dafür einsetzen.“

„Ein Dämon und nicht selbstsüchtig?“ Der Geist dieser Art lachte auf. „Gut, einverstanden. Was schlägst du vor?“

Die Verkörperung des Juwels zögerte ein wenig, ehe sie zugab: „Wir Drei vereinigen unsere magischen Kräfte und dringen in den Dämon ein. Das Juwel wird mit ihm verschmelzen und er wird keinen seiner Gedanken mehr vor uns zurückhalten können.“

Midoriko zögerte. „Das klingt nach dauernd. Er hat nur einen einzigen Wunsch frei.“

„Nicht für dauernd. Sobald er stirbt sind wir frei für einen neuen Träger.“

„Ich bin einverstanden.“ Der Dämon lächelte, sicher, bald Unterstützung in dem ewigen Kampf im Juwel zu bekommen. Und was für welche.

Midoriko dachte nach. Aber das Juwel hatte Recht. Wo war die Priesterin, die ganz sicher jemand aus ihrer eigenen Verwandtschaft gewesen war und sie aus jahrelangem Schlaf geweckt hatte? Was war in der Welt geschehen? Schlimmstenfalls hatte sie die Welt erneut von einem starken Dämon befreit und musste sich ihm hier im Nichts stellen. „Einverstanden.“
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Da könnte eine nette Überraschung auf alle zurollen ...


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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-01-29T06:07:07+00:00 29.01.2019 07:07
Wann bekommst naraku endlich eine drauf ?

Fast schon wie vor einer Schlacht erst alle Personen auf ihre Position stellen und dann Angriff.
Von:  Kerstin-san
2018-02-04T14:23:10+00:00 04.02.2018 15:23
Hallo,
 
na hoffentlich kriegt Miroku denn Bann gebrochen, damit Inuyasha seine dämonischen Kräfte schnell wieder zurückbekommt. Ohne die steht er gegen Jakotsu ziemlich auf verlorenem Posten. Und auch bei Kagome und Koga wird er gerade richtig brenzlig.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  SUCy
2017-08-12T13:54:30+00:00 12.08.2017 15:54
Ach du großer Gott ... na das kann was werden. <-<
Sesshoumaru ist dabei sich auch befehlstechnisch von seinem Vater abzukoppeln und den Fürsten dringt gleich das Juwel ins Herz. Und die Einzige die mit dem Ding umgehen kann, hat davon noch keine Ahnung und schwebt gerade in Lebensgefahr. InuYasha ist ein Mensch und wird verfolgt und Miroku und Sango sind irgendwo im Berg. Oh je... hoffen wir mal dass das gut ausgeht <.<
Antwort von:  Hotepneith
12.08.2017 16:28
Ich hoffe doch, ich habe niemandem beim Schiefgehen vergessen:)
Das wird ein trautes Stelldichein am Berg Hakurei, wenn das so weiter geht. Und es geht so weiter, das kann ich ja verraten.

hotep
Von:  Lady_Ocean
2017-08-12T13:14:57+00:00 12.08.2017 15:14
Es ist lange her, seit ich Inu Yasha zu Ende gelesen habe, aber die Beschreibung der Grotte in dem Berg klang mir sehr nach dem Berg, der auch gegen Ende des Manga eine Rolle spielte, oder?
Interessant, dass du hier auch dem Juwel eine so aktive Rolle gibst. Vielleicht klärst du es noch auf, aber falls nicht: Was ist denn die vierte Seele im Juwel? Bisher sind der Geist des Juwels selbst, Midoriko und der Dämon aufgetaucht. Aber einen weiteren müsste es doch noch geben, oder? Auf den Inu no Taishou wird jedenfalls noch einiges drauf zu kommen, wenn die Seelen des Juwels sich verbinden wollen, um uneingeschränkten Zugang zu seinem Geist zu haben.
Antwort von:  Hotepneith
12.08.2017 16:13
Danke für den Kommentar.
Der Berg Hakurei kommt am Ende des Arc mit den 7 Kriegern vor. Der Bannkreis wurde dort auch von einem Mönch gelegt, der (unfreiwillig) von seinem Dorf zum Heiligen gemacht wurde. Kikyou hat ihn dann erlöst.

Das mit den vier Seelen des Juwels sind die vier buddhistischen Tugenden eines perfekten Wesens: Tapferkeit, Liebe, Freundschaft und Weisheit.
Aber, soweit ich weiß, sind nur MIdoriko und ihr damaliger gegner verschmolzen, also steuert wohl immer die jeweils dominate Seite mehr Anteile zu. Aber die meiste zeit bekämpfen sie sich ja im Juwel.


hotep
Antwort von:  Lady_Ocean
15.08.2017 22:11
Ah, danke für die ganzen Zusatz-Infos! An den Großteil der Krieger konnte ich mich noch erinnern. Aber auch nicht mehr an alle, muss ich zugeben. Und auch der Heilige war mir noch ein Stück weit im Gedächtnis geblieben. Das war doch der, den sie lebendig in so 'nem Fass vergraben haben, damit er zu Tode hungert und das Dorf so vor Dämonen beschützt. Oder so ähnlich, oder?
Und auch über die Hintergründe, warum das Juwel der vier Seelen diesen Namen trägt, wusste ich nicht bescheid. Kam das im Manga mal vor?


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