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Der Chat ihres Lebens

von

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Die Hoffnung stirbt zuletzt


 

M

iroku betrachtete das mayoke und den Schrein des verstorbenen Mönchs etwas frustriert. War dieser Kerl zauberkundig gewesen! Das konnte doch niemand brechen!

Im nächsten Moment begriff er und hätte sich am liebsten selbst einen Tritt verpasst.

Ja, der Bann war überaus mächtig – aber er schützte nur das Grab, nur diese Höhle, diese Grotte. Das mayoke wirkte schlicht als Verstärker, so dass der eigentlich kleine, aber wahrlich undurchdringliche, Zauber um den gesamten Berggipfel lag. Das mayoke war der Transistor, oder wie auch immer das ein Techniker nennen würde. Er musste nicht den ursprünglichen Bann bezwingen, statt dessen nur das Amulett. Das musste doch zu knacken sein, denn es war sicher nicht von dem alten Ordensbruder gelegt worden, sondern, wie das Aluminium bewies, war neumodischen Datums.

Der junge Mönch atmete tief durch, ehe er sich nochmals konzentrierte.

 

Inu Yasha lag nach Luft ringend auf dem Höhlenboden. Vor seinen Augen tanzten Flecken in blutrot und schwarz. Alles, was er dazwischen noch erkennen konnte, waren die Füße in Sandalen dieses Sicherheitstypen. Verdammt, dachte er nur. Vater hatte ihm mal vertraut und er hatte es nicht einmal geschafft, die Menschen heil ins Schloss zu bringen. Was würde wohl Sesshoumaru dazu sagen? Vater … Ob der jetzt erst recht überzeugt war, dass er ihm nie hätte vertrauen dürfen? Er wollte doch so gern auch einmal Vater stolz machen, dem zeigen, dass er ein loyaler, wertvoller Sohn war – vor allem, nach dem Abenteuer der letzten Nacht. Kagome, Juwel … ihr sollte doch nichts passieren. Sie war unschuldig in diese ganze Affäre rein gerutscht. Naraku, ja, der war schuld. Miroku, Sango, wo steckten die nur?

Etwas wie Vibrieren, ja, ein Pochen. Er war so erschöpft, dass er fast eine Minute benötigte, um es als das zu erkennen, was es war. Dämonische Energie. Er begriff es erst, als er die vertrauten Veränderungen an seinen Händen spürte, seine Ohren seitlich am Kopf verschwanden, um oben wieder zu erscheinen. Seine Kraft kehrte zurück. Mochten die Verletzungen, der Blutverlust, für einen Menschen erschöpfend wirken – bei einem Dämon, sei er auch nur ein halber, sah es anders aus. Kämpfen lag ihnen im Blut, im wahrsten Sinne des Wortes.

Ohne ein weiteres Wort hechtete er förmlich beiseite, schnappte sich Tessaiga und stand auf. Sein Schwert verbreiterte sich unter seiner Energie – und er war erleichtert, bedeutete das doch Zugriff auf alle Fähigkeiten, sogar die Windnarbe, die er allerdings hier im Berg besser nicht einsetzen sollte.

Das konnte nur bedeuten, dass der Bann um den Berg Hakurei zerstört war – und er kannte nur eine Person im weiten Umkreis, der er das zutraute. Miroku. Der und Sango lebten also, waren aktionsfähig … Ha. Er war unaussprechlich erleichtert.

„Mann,“ brachte er hervor. „Du bist echt ein Idiot. Dass du mich nicht gleich umgelegt hast, bringt dich jetzt ins Grab.“

„Oh, wieder Halbdämon. Nette Überraschung.“ Der Söldner klang fast entschuldigend, als er fortfuhr: „Weißt du, es macht mir eben keinen Spaß jemanden schnell zu töten.“ Aber er hob seine Schlangenklinge. Er würde nur noch wenige Möglichkeiten haben den kleinen Fürstensohn umzubringen und die entzückenden Ohren mit nach Hause zu nehmen. Aber er würde die Gelegenheit haben. Halbdämon oder nicht – so viele Verletzungen schwächten, machten langsamer.

Inu Yasha bemerkte die Angriffshaltung. Ihm war klar, dass er keine Zeit mehr hatte. Er war schlechter als gewohnt und sollte wieder ans Tageslicht. Er musste sein Vorzimmer suchen, nach der armen Kagome gucken … und sie alle heil ins Schloss bringen. Da hatte er wirklich keine Zeit sich mit diesem Kerl auf einen direkten Kampf einzulassen.

Was sollte es. Ging er eben ein Risiko ein. Er schwang Tessaiga und suchte die Linien in der Luft, die er erst einmal gefunden hatte. „Windnarbe!“

Zu der unausgesprochenen Erleichterung des Fürstensohnes stand die Höhle soweit noch, als sich der Staub senkte, einzig der Sicherheitsexperte lag am Boden zwischen einzelnen Steinen, die bestimmt von der Decke hinuntergestürzt waren.

So, wo steckten seine Leute und wie konnte er sich möglichst schnell regenerieren, falls hier noch so ein Typ herumlungerte? Es waren doch sieben gewesen? Er musste sie beschützen, er war der Einzige, der das vermochte.

Inu Yasha lief aus dem Berg, ohne realisiert zu haben, das er zum ersten Mal in seinem Leben getötet hatte.

 

Naraku hatte naturgemäß bemerkt, dass sein Bann verschwunden war. War etwas mit dem mayoke passiert? Oder hatte sich ausgerechnet Ryuukossusei an dem Bann gestört und den beseitigen können? Der Drachenprinz sollte doch jeden Moment hier am Berg auftauchen.

Gleich. Irgendetwas lief nicht nach Plan. Er dachte kurz nach, ehe er seine Schreibtischschublade öffnete und ein Notizbuch herausnahm, eine Nummer suchte. Er wählte rasch, wenngleich sichtlich ruhig. „Guten Morgen, ich möchte auf den Namen Onigumo ein Kleinflugzeug für heute Nachmittag für einen Rundflug mieten. - Ja, natürlich habe ich einen Flugschein. Moment, ich gebe Ihnen die Daten durch. - Vielen Dank.“ Vielleicht war es nutzlos, aber es war besser sich die Fluchtoption offen zu halten. Unten in einer Höhle stand der Jeep, der ihn hergebracht hatte – natürlich in einer anderen als die Wägen der Sicherheitsleute. Verhaftet zu werden, nur weil man versehentlich zugeparkt wurde, wäre ihm doch peinlich gewesen. Aber Vorsorge war stets besser. Er öffnete seinen Safe und nahm eine Tasche heraus, die er griffbereit auf den Schreibtisch legte. Darin befanden sich Papiere und das Rauschgift, das er von Tsubaki in gewohnter Qualität erhalten hatte. Dann nahm er ein Fernglas und trat an das Fenster. Einen ausgewachsenen Drachen sollte er so entdecken können, wenn der von Norden kam.

Allerdings führte das Fenster nach Westen und so fiel sein erster Blick auf einen großen, weißen Hund, der sich rasch näherte.

Naraku hätte fast das Fernglas fallen lassen. Der Taishou oder höchstens noch Sesshoumaru. Was machte der denn hier?

Es war äußerst unangenehm sich zu erinnern. Schon einmal hatte er den Herrn der Hunde so auf sich zukommen sehen. Damals, als er noch Onigumo gewesen war. Er hatte alle seine Männer hinaus befohlen – durchaus mit dem Argument, gegen so viele Menschen würde sich auch ein Dämon schwer tun. Er selbst war hinten hinaus gelaufen, ohne auch nur noch etwas mitzunehmen. Das war sein Glück gewesen. Etwas, das er nur als höllisches Feuer bezeichnen konnte, war durch die Luft hinter ihm gefegt. Als er wieder wach wurde, hatte er Schmerzen gehabt, von denen er bislang nicht einmal gewusst hatte, dass sie so existieren konnte. Erst nach einer Weile hatte er mitbekommen, dass er zwar schwer verletzt, verbrannt, war, aber noch Glück gehabt hatte. Sein Haus, seine Männer waren buchstäblich verschwunden. Nur die Tatsache, dass er sich unbewusst in eine kleine Grotte geflüchtet hatte, hatte ihn soweit gerettet. Aber dennoch wäre er gestorben, hätte er nicht mit einfachen Dämonen paktiert, die sich aus gutem Grund ebenfalls in der Höhlung eingefunden hatten. Der Taishou besaß schon damals eine gewisse Macht. Aber er hatte überlebt und bislang hatte der Gute ihn nicht wieder erkannt.

 

Gleich. Er sollte nüchtern bleiben. In jedem Fall würde dem Fürsten der Drachenprinz nicht entgehen – und umgekehrt. Das würde kaum ein nettes Zusammentreffen mit Teetrinken hier direkt vor seiner Haustür werden. Gut, dass er das Flugzeug schon gebucht hatte. Es mochte wichtig sein.

Aber noch gab es keinen Grund zur Eile. Er konnte abwarten, wer von den Beiden das Treffen überlebte, und seine neue Strategie entsprechend aufbauen. Keiner der Zwei konnte etwas von dem Bannkreis mitbekommen haben, und wenn doch, so lag der eben immer noch um die alte Gruft im Berg und derjenige war wohl hypersensibel. Nein, noch war nichts verloren. Alles, was er tun musste war, an das Juwel oder das Höllenschwert zu gelangen, je nach dem, was der Fürst dabei hatte. Am Liebsten natürlich alles beide, denn Ryuukossusei konnte weder mit dem Einen noch mit dem Anderen etwas anfangen, war jedoch für Schmeichelei empfänglich. Etwas, was man vom guten alten Hundi nicht behaupten konnte.

 

Kagome hatte in vollkommener Panik bemerkt, dass der Unbekannte sie wirklich umbringen wollte. In ihrem Entsetzen, ihrer Todesangst, reagierte sie vollkommen unbewusst. Sie begann wie wild zu schreien und ihre Finger umklammerten etwas, ehe sie einfach damit zuschlug.

Es waren die Pfeile gewesen, die sie in ihrer blinden Aktion in die Kehle des Kriegers gerammt hatte.

Suikotsu taumelte zurück, verwirrt durch den Schmerz und der Tatsache, dass er ausgerechnet bei dem kleinen Mädchen doch nie mit einem Gegenangriff gerechnet hatte. Er stürzte nach Luft ringend rücklings zu Boden.

Kagome schlug entsetzt die Hände vor ihren noch immer offenen Mund, ehe sie hervorbrachte: „Oh, Verzeihung, das … das wollte ich nicht ...“ Irgendwann hatte sich ihr Verstand verabschiedet, spätestens, als das Blut aus der Wunde auch auf sie gespritzt war. Oder warum kam ihr der Mann plötzlich kleiner und jünger vor? Netter?

Suikosu sah zu ihr. „Es ist gut, Mädchen ...“ würgte er irgendwie mit einem Lächeln hervor. „Ich bin... ich. Nicht mehr ER. Gut gemacht.“

Sie konnte ihn nur anstarren, als er die Augen schloss und sich nicht mehr bewegte.

„Kagome?!“ Ihr Name von einer weiblichen Stimme ließ das geschockte Mädchen zusammenfahren. Da war auch Sango schon bei ihr und umarmte sie. „Ach du liebe Zeit! Was war denn hier los?“

Miroku stand ebenfalls neben ihr. „Das ist doch Kouga? Kagome? Was ist hier passiert?“ Das sah jedenfalls weitaus schlimmer aus als einen Bann in einer Höhle zu brechen und in völliger Finsternis wieder hinaus zu tappen. Immerhin hatte er dabei mit der Dämonenjägerin Händchen halten können.

Die so Angesprochene musste ihren Würgereiz unterdrücken, ehe sie das Gesicht an die Schulter ihrer Freundin legte. „Ich kam mit ... Inu Yasha … her. Kouga war schwer verletzt. Und der Mann hier … er wollte uns umbringen!“

„Inu Yasha?“ Sango sah sich um. „Und wo ist er?“

„Er wollte euch suchen....“

„Schön.“ Sango sah von dem Toten zu Miroku. „Unser Verdacht stimmt also, dass die doggies was wissen, was von uns keiner weiß. Hoffentlich steckt er jetzt nicht in der Klemme. Hier scheinen einige Leute herumzugeistern. - He, Kagome, komm schon, weine ein bisschen. Das soll helfen.“ Trotz allem war die Jägerin dank ihrer Ausbildung etwas weniger emotional. Das misslungene Attentat auf sie selbst hatte sie für einige Zeit aus der Bahn gebracht, aber bei Weitem nicht so wie der erste Tote ihres Lebens Kagome, zumal nach allem, was dieser in den letzten Stunden und Wochen widerfahren war.

 

Der Inu no Taishou gab sich zu froh zu sein, dass das Juwel schon seit geraumer Zeit schwieg und seinen Geist nicht mit seinen törichten Einflüsterungen nach mehr Macht und Stärke belästigte. Er hatte so schon genug um die Ohren. Dieser Bannkreis dort vorne – kein Wunder, dass Sesshoumaru den nicht nur bemerkt hatte, sondern auch ihn informieren wollte. Das war uralte Magie, Jahrhunderte alt. Wer konnte das, wenn kein Dämon? Und, je näher er kam, desto mehr fühlte er auch die Präsenz eines Anderen, der sie jedoch zu unterdrücken versuchte. Das zuvor war wohl nur ein Aufflackern gewesen, unbeabsichtigt. Und er kannte herzlich wenig Drachen, die so etwas vermochten. Den alten König konnte er praktisch ausschließen. Soweit er sagen konnte, lebte der zumeist schlafend in seinem Schloss. Wobei, das gab er zu, er da durchaus Ryuukossusei als liebenden Sohn im Verdacht hatte, an der Tatenlosigkeit seines Vaters Schuld zu sein. Der Drachenkönig war erkrankt, sein Sohn war Regent geworden – und die Lage blieb stets gleich, obwohl sich solch ein mächtiges, altes, Wesen keine Krankheit einfing, geschweige denn nicht ausheilen konnte. Gleich. Das ließ leider nur die Schlussfolgerung zu, dass sich eben der Drachenerbe dort vorne dem Hakurei näherte – und damit seinem Jungen und den anderen Menschen! Wo steckte eigentlich Kouga?

 

Inu Yasha war noch nie so froh gewesen ein Halbdämon zu sein. Noch während er mehr taumelnd aus der Höhle lief und sich zu orientieren versuchte, spürte er, wie seine dämonischen Selbstheilungskräfte zurückgekehrt waren. Es war für ihn letztlich ein Glück gewesen, dass dieser Krieger so langsam vorgegangen war. Blut und Schmerzen lähmten Menschen, aber keine Dämonen, zumindest nicht lang. Es handelte sich um Kratzer, im Endeffekt, und in keiner Stunde wäre er wieder fast der Alte. Mit neuem Mut suchte er die Witterungen.

Sango, Miroku …? Ja, sie waren da gewesen und eine frische Spur wies vom Berg weg. Puh! Sein Vorzimmer schien aus dem kleinen Abenteuer heil herausgekommen zu sein. So folgte er der Fährte erleichtert, die in Richtung auf das abgestellte Motorrad führte. Nur, um zu erstarren.

Dort konnte er das alte Dämonenblut riechen, das von Kouga stammte. Aber da war auch Menschenblut dabei, frisch und eine gehörige Menge! Verdammt! Da war doch Kagome, dorthin waren auch Miroku und Sango unterwegs! Was war denn jetzt schon wieder los?

Der jüngste Fürstensohn brach förmlich durch das Dickicht und war erst einmal froh keinen Kampf zu sehen. Aber war war hier geschehen? Wer war der Kerl, der da tot herumlag? Wieso guckte das Wölfchen nur auf Kagome? Und warum hielt Sango die im Arm? Sie sah blutig aus.

„Kagome!“ brachte er hervor, um dann doch unter dem Blick des Wolfsdämons korrekt zu ergänzen: „Sango, Miroku, Kouga! Was ist hier passiert?“

„Reddemon! Ich meine, Inu Yasha!“ Kagome war schlicht erleichtert, dass auch er heil zurück war, ehe ihr bei einem auch nur flüchtigen Blick auf den Fürstensohn klar wurde, dass von „heil“ wohl keine Rede sein konnte. Blutflecken zierten fast überall sein rotes Gewand. Sie richtete sich entsetzt etwas auf. „Du bist verletzt? Was war mit dir?!“

„Keh! Da gab es einen Typen, der glaubte mich herumschubsen zu können. Ist erledigt. - Was war hier los?“

Das klang betonter und ihr wurde wieder bewusst, mit wem sie sprach. „Äh, Entschuldigung. Ich meine, Kouga wollte sich erholen und ich bin wohl auch eingeschlafen. Da stand plötzlich dieser Mann da und wollte mich umbringen. Ich habe … naja ... irgendetwas gemacht, und dann spritzte Blut und....“ Sie brach erneut in Tränen aus.

Miroku übernahm das weitere Reden, da Sango ihre Freundin fest an sich drückte. „Mit dieser kaum gesteuerten Aktion gelang es Kagome wohl ihre Pfeile in die Kehle des Fremden zu stoßen, der daraufhin verstarb.“ Das war eine freundliche Umschreibung, aber auch aber auch der junge Mönch versuchte sich gegen die Geschehnisse der vergangenen Stunden irgendwie abzuschirmen, eine verständliche, menschliche Reaktion auf Überforderung. Keiner der Jugendlichen hatte außer im Fernsehen etwas von Kämpfen gesehen – und das waren Schauspieler gewesen. Einzig Kouga hatte im Großen Krieg als Botenjunge mitgemacht und war dort ausgebildet wurden, Inu Yasha immerhin das dämonische Kampftraining am Fürstenhof durchlaufen, nicht zuletzt gegen seine männliche Verwandtschaft.

Aber, dachte der junge Halbdämon jetzt in gewisser Sorge: wie sollte er diesen Trupp ermüdeter, verletzter Menschen und Dämonen heil in das Schloss schaffen, wie er es doch seinem Vater versprochen hatte? Wer hatte den Bannkreis gelegt und aus welchem Grund wollten diese Krieger alle Leute umbringen, die sie sahen? Wäre es womöglich besser sie nach Norden zu bringen, zum Heer und Sesshoumaru, der doch immerhin gewusst hatte, dass auch am Hakurei etwas lief? Etwas näherte sich rasch, dämonische Energie, und er sprang eilig vor, die Rechte bereits am Schwertgriff. Was für ein Tag!

 

Der riesige, weiße Hund, brach im Lauf ab, als er die Situation erkannte. Zur gewissen Verblüffung der Menschen, die das noch nie zuvor gesehen hatten, verschwamm die Figur unter Magie und nur Sekundenbruchteile später stand der nur scheinbar menschliche Fürst vor ihnen und musterte mit einer raschen Wendung seines Kopfes die Lage.

Inu Yasha entspannte sich und verneigte sich eilig. „Mein Herr und Vater!“ Jetzt war er wenigstens die Verantwortung los. Papa würde ihm doch sicher anweisen können, würde alles gut machen … Auch, wenn natürlich es nicht sonderlich schmeichelhaft war, dass der ihm prompt gefolgt war. Traute der ihm nichts zu oder war schon wieder etwas anderes passiert?

„Mein Herr und Fürst!“ Kouga versuchte wenigstens in die formelle, kniende, Haltung zu gelangen.

Der Taishou atmete auf. Sie lebten alle, sein Welpe, der junge Dämon, die Menschen. Er war nicht zu spät gekommen, er konnte sie noch beschützen. Allerdings: Inu Yasha und Kouga zeigten deutliche Spuren von Verletzungen, eines Kampfes, die Menschen wirkten erschöpft, ja, Kagome vollkommen verstört. Und, wer war der fremde Mensch, der hier tot herumlag? Gleich. Er konnte die Welpen noch beschützen.

Vor lauter Erleichterung beging er einen gravierenden Fehler und ließ in seiner geistigen Konzentration nach.

Das Juwel schlug unverzüglich zu.

Noch ehe der Taishou realisieren konnte, in welcher Gefahr er schwebte, oder gar seine geistigen Barrieren wieder errichten konnte, leuchtete das Juwel der vier Seelen an seiner Brust auf. Vor den Augen von Mensch und Dämon drang es durch den Panzer und verschwand.

 

Der Fürst brach in die Knie, die Hand an seiner Rüstung, unfähig, dem jähen Angriff ohne Weiteres stand zu halten. Er stürzte.

„Verdammt, was ist los?“ brüllte Inu Yasha entsetzt und ging neben den offenbar Bewusstlosen auf die Knie. „Vater? Vater!“

„Das Juwel versucht ihn zu übernehmen, denke ich.“ Miroku kam heran. „Da ist ungemein hohe Magie. Beider Seiten.“

„Vater?“ Inu Yasha wandte den Kopf und fauchte nur: „Kagome, was macht dein dämliches Juwel da mit meinem Vater?“

Das Mädchen begriff trotz ihres Schocks, ihrer Müdigkeit, dass ihr soeben die Schuld dafür gegeben würde, würde der Fürst sterben oder sonst etwas mit ihm passieren. Aber Kagome sah auch noch etwas anderes. In den Augen Reddemons, nein des Fürstensohnes, standen Tränen. Sie musste ihm doch helfen, er hatte so viel für sie getan … Irgendwie befreite sie sich von Sango und krabbelte hinüber. „Ich weiß es doch nicht, Reddemon,“ brachte sie hervor. „Ich weiß ja nicht einmal, was ich machen soll. Soll ich was läutern?“

„NEIN!“

Die vierstimmige Verneinung ließ sie in sich zusammensacken.

So erklärte Miroku: „Kagome, du bist eine Priesterin, und eine recht gute. Der Fürst ist ein Dämon. Womöglich bringst du ihn damit eher um, als dass du ihm hilfst.“

„Aber, das Juwel gehört dir doch,“ ergänzte Inu Yasha etwas hoffnungsvoll. „Ich meine, versuche dem Teil doch klar zu machen, dass es schief gewickelt ist. Vater ist ein Dämon, kein Mitglied deiner Familie, oder so.“

„Ja, genau.“ Sango atmete durch. „Du ist müde, klar, und auch geschockt, es war kein leichter Tag für dich. Aber du bist vermutlich die Einzige, die dieses wild gewordene Schmuckstück zur Raison bringen kann. Konzentriere dich darauf, so, wie du es mit Miroku geübt hast.“ Sie warf einen Blick zu dem jungen Mönch. Der schluckte trocken. So teilte er ihre Ansicht. Wenn Sesshoumaru hier wieder aufkreuzte, oder auch später – er würde keinerlei Hemmungen haben sie alle einzusammeln und wegen Hochverrates auf die schlimmste Art, die er sich vorstellen konnte, hinrichten zu lassen, wäre seinem Vater etwas zugestoßen.

„Ich versuche es ...“ Kagome konnte kaum mehr sprechen und legte nur zögernd die Hand auf den Brustpanzer des mächtigen Hundedämons. Da irgendwo sollte sie das Juwel des vier Seelen spüren, oder? Ja, da war etwas, aber auch ganz etwas anderes. Egal. Sie sah auf, ehe sie die Augen schloss – Inu Yasha oder Reddemon war kurz vor den Tränen. Er liebte doch seinen Vater, hatte seine Mutter schon verloren – für ihn musste sie sich zusammen nehmen. So atmete sie ruhig und gleichmäßig, vergaß dann ihre Umfeld völlig.

 

Der jüngste Fürstensohn wollte schon tief abspannen, als er sah, dass Kouga, der es noch immer kaum in die Knie geschafft hatte, zum Schwert griff, seine menschlichen Freunde herumfuhren, verteidigungsbereit. Erst jetzt bemerkte auch er die ungeheure Energie hinter ihnen.

 

Deren Urheber schwenkte sichtlich amüsiert den Kopf, ehe er sagte: „Na so etwas. Ich hätte diesem Naraku gar nicht den Humor zugetraut, mir gleich den Fürsten der westlichen Länder als Überraschung zu servieren, dazu noch mit Nachtisch. Er wäre vielleicht doch ein guter Kanzler.“

 

 

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Naraku sollte schon mal Popcorn holen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-01-29T07:18:04+00:00 29.01.2019 08:18
Ach du schieße lieber 1000 Jahre nix zu Weinachten Geburtstag Ostern Pfingsten und was weiß ich.

Als diese scheiß Situation in der sie alle jetzt stecken .
Na Mahlzeit kann ich da nur sagen.

Hoffentlich geht das gut aus.
Von:  Kerstin-san
2018-02-04T14:43:06+00:00 04.02.2018 15:43
Hallo,
 
puh, Mirokus Timing war gerade noch rechtezitig, sonst wäre es Inuyasha wohl an den Kragen gegangen. Hmm, woher weiß Inuyasha eigentlich von den sieben Kriegern? Ich glaube nicht, dass der Taishou die ihm gegenüber schon mal erwähnt hat.
 
Na, dass ist ja mal eine Überraschung. Der Taishou hat Onigumo also dazu getrieben mit Dämonen zu paktieren und hat damit quasi Naraku geschaffen. Irgendwie ironisch.
 
Also Kagome ist schon ziemlich naiv, oder? Da will sie einer umbringen, sie verteidigt sich nur instinktiv und entschuldigt sich dann anschließend bei dem Kerl? Sachen gibts. Das sie aber völlig durch den Wind ist, weil sie ihn umgebracht hat, verstehe ich aber vollkommen.
 
Hm, was das Juwel jetzt eigentlich bezweckt hab ich in den Kapiteln davor schon nicht so ganz verstanden, aber vielleicht fällt bei mir ja im nächsten der Groschen.
 
Und jetzt auch noch der Drache. Owei! Wo ist Sesshoumaru, wenn man ihn dringend braucht?
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Lady_Ocean
2017-08-28T05:39:01+00:00 28.08.2017 07:39
Was für ein Auf und Ab mit der Spannung in diesem Kapitel! Erst endlos erleichtert, dass Miroku den Bann (bzw. das Mayoke) rechtzeitig lösen und sowohl Inu Yasha als auch Kagome irgendwie den Söldnern entkommen sind, gleichzeitig war Naraku schon mit einem Fuß auf der Flucht, und dann taucht im ungünstigsten aller Momente Ryuukossusei auf. x_x Und alle sind bereits angeknackst und wären höchstwahrscheinlich auch im gesunden Zustand keine großen Gegner für den Drachenprinzen gewesen. Kagome wird kaum Zeit haben, das Juwel zu besänftigen und wieder an sich zu bringen. Sesshomaru ist ja wieder im Norden und wird auch kaum eingreifen können.
Von:  _Momo-chan_
2017-08-27T08:07:35+00:00 27.08.2017 10:07
Schön zu sehen, dass du noch ein wenig tippen darfst. :)
Was für ein Cliffhanger schon wieder. Die Situation reißt nicht nur an den Gemütern, sondern auch an den Beziehungen zueinander.
Ich glaube die Menschen in Ryokosseis Gebiet haben nichts zu lachen. Und der Inu-Papa wird ihn töten müssen, allein schon, weil er ihn in diesem Zustand gesehen hat.
Von:  SUCy
2017-08-26T11:11:49+00:00 26.08.2017 13:11
Ach du großer Kackhaufen O.O Nein nein nein!
Kagome reis dich zusammen , hold das doofe Juwel wieder aus dem Fürsten +.+
Und an so einer stelle kannst du doch nicht aufhören <.< Oh Gott das wird hart bis nächsten Samstag +.+
Hoffentlich taucht Sesshoumaru noch auf
Antwort von:  Hotepneith
26.08.2017 17:12
Dank. Ich weiss, kein netter Cliffhanger:) Aber das nächste Kapitel heisst eben: Kampf. In mehreren Varianten, übrigens.

hotep


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