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Der Chat ihres Lebens

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Zeit für ein Duell


 

S

ango, die noch immer unwillkürlich die Hand am Schwert hielt, sah zu dem jungen Wolfsdämon hinter sich. Der hatte es zwar auf beide Füße geschafft, wirkte aber immer noch deutlich unsicher. Auch hatte er das Schwert nicht gezogen. „Kouga?“ flüsterte sie, Höflichkeit gegenüber einem Angestellten der Konzernleitung hin oder her. „Wir müssen Inu Yasha helfen....“

„Nein.“ Dem militärisch erzogenen Dämon war das klar. „Mein Schwur lautet auf meinen Taishou. Ich muss meinen Fürsten schützen, gleich, was sonst passiert. Aber ehrlich, Menschenmädchen, wir hätten keine Chance. Das ist der Drachenprinz, Ryuukossusei.“

Das sagte ihr nur, dass der Kerl ab und an in der Klatschpresse auftauchte. Aber dank ihrer Ausbildung war ihr bewusst, dass Drachen nicht gerade unter „leicht zu besiegen“ fielen. Warum nur wachte der Fürst nicht auf? Wo steckte der Erbprinz? Und, wie lange hielt Inu Yasha noch durch? Der wurde soeben von einer Explosion förmlich zu Boden geschleudert und blieb mit dem Gesicht voran auf dem verbrannten Gras liegen. Irrte sie sich oder stieg Rauch von seiner Kleidung auf? Sie musste doch etwas tun! Was machte denn eigentlich dieser Mönch? Sie suchte seinen Blick.

Miroku bemerkte es und schüttelte den Kopf, ehe er ihn zu ihr drehte, da sich Inu Yasha aufrichtete, mühsam, und sichtlich erschöpft. „Er opfert sich für seinen Vater,“ flüsterte er. „Machen wir das nicht vergebens. Der Fürst … oder, genauer, Kagome, sind wohl die Einzigen, die hier was ausrichten können.“

Kagome! Sango fuhr förmlich herum. Ihre Freundin lag offenbar nicht bei Bewusstsein auf dem regungslosen Fürsten, den Kopf an dessen Brustpanzer. Ein fast idyllisches Bild, aber, wenn so die einzige Hoffnung aussah … Hilfe! Genau, wo zum Henker steckte eigentlich ihr eigener Erbprinz, um dem Drachen mal selbst Feuer unter dem Schwanz zu machen? War etwa auch Sesshoumaru in eine Falle geraten? Was lief hier? Ein fataler Drachenplan? Und zwei Bewusstlose sollten die Rettung sein? Oh ihr Götter!

 

Sesshoumaru hatte sich den Bericht des letzten Boten angehört: Wieder eine gut verborgene Drachenspur nach Süden. Jetzt musste er sich entscheiden. Für Gehorsam oder Meuterei, für die Rettung des Fürstentums oder Hochverrat. Hoffentlich würde Vater ihn verstehen. Er sah eigentlich nur eine Möglichkeit allem gerecht zu werden. Die Krieger mussten die Nordgrenze schützen – und er selbst zum Berg Hakurei um dort die Lage zu überprüfen. In knapp drei Stunden konnte er wieder hier sein, wenn da nichts Weiteres passiert war. Würde er allerdings dort auf Ryuukossusei treffen, würde mit Sicherheit auf ihn ein harter Kampf warten. Und die Krieger stünden allein einer möglichen Invasion gegenüber. Nun, es half nichts, er musste sich entscheiden. So winkte er den Adjutanten zu sich.

„Ich werde selbst der Spur folgen, nach Süden, um bis zum Berge Hakurei alles zu überprüfen. Wenn ich in drei Stunden nicht zurück bin, schickt unverzüglich einen Boten an den Fürsten mit dieser Nachricht: Krieger und, wenn möglich, mein Herr und Vater selbst, sollten zum Berg Hakurei, weitere Truppen hier an die Grenze. - Während meiner Abwesenheit hast du das Kommando. Und lasse alle in Alarmbereitschaft.“

„Ja, Sesshoumaru-sama.“ Was sollte man dazu schon sagen? Wenn der Erbprinz tatsächlich auf Drachen am Hakurei stieß, nun, so war er wohl der Einzige, der einen Kampf zumindest durchstehen konnte, bis der Fürst samt Höllenschwert eintraf. Wenn nicht, wäre er eben in drei Stunden wieder hier, und so lange sollte eine so große Truppe eines kampferprobten Heeres doch auch gegen Drachen überleben.

Im nächsten Moment wich der Hundedämon zurück, da er die aufwallende Energie verspürte, die nur scheinbar menschliche Gestalt vor sich größer und verschwommener werden sah. Ja, das war der Sohn seiner Eltern – da war mehr Macht in einer Hand als in seinem eigenen, gesamten, Körper. So sah er nur dem riesigen, weißen Hund nach, noch immer etwas kleiner als der Fürst in seiner wahren Gestalt, der nach Südost galoppierte. Was half es. Der Adjutant gab die Anweisungen weiter.

 

Inu Yasha blieb länger auf dem Boden als es notwendig gewesen war, aber er wollte einen Moment Pause vor diesen stetigen Energieattacken erhalten. Tot stellen war peinlich, aber nur eine Sekunde durchzuschnaufen das wert. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass sein Vater noch immer regungslos auf dem Boden lag – und Kagome irgendwie über den drüber gefallen war. Es sah ja fast rührend aus, aber hoffentlich bekam die arme Juwel nicht gleich wieder Ärger. Sie war bestimmt auch schon wieder ohnmächtig geworden. Verdammt, er musste sie doch beschützen!

Mit gewisser Dankbarkeit realisierte er, dass sich Kouga, Sango und Miroku vor die Zwei postiert hatten, aber ihm war nach den letzten, so lange erscheinenden, Minuten nur zu klar, dass keiner der Drei auch nur eine Chance gegen diesen Drachenprinzen hatte. Niemand außer Vater, der bestimmt. Und solange musste er selbst eben durchhalten. Irgendwie.

Die Windnarbe schien diesem dämlichen Ryuukossusei ja nichts anhaben zu können, aber sie beschäftigte den Idioten immerhin. Das musste erst einmal reichen, bis er entweder einen ganz brillanten Plan hatte oder Kagome das Juwel beruhigt hatte oder Papa eingreifen konnte. Am Besten alles zusammen. Denn allzu lange würde er selber hier auch nicht mehr durchhalten, das verrieten ihm die dunklen Flecken, die immer öfter vor seinen Augen tanzten, die scheinbar immer stärker werdenden Schmerzen überall.

Als er sich aufraffte, dachte er, dass er wohl tatsächlich seinem Halbbruder dankbar ein sollte, ihn in den letzten Monaten so hart im Training ran genommen zu haben. Noch vor einem Jahr wäre er mit einem derartigen Kampf, mit Blut, Schweiß und Tränen, hoffnungslos überfordert worden. Hatten Vater und Bruder gewusst, dass solche Kämpfe kommen würden und ihn darauf vorbereiten wollen? Gleich. Er musste hier weiter machen, egal wie. Nur noch ein bisschen …

 

Ryuukossusei richtete sich etwas auf und betrachtete den sichtlich erschöpften Halbdämon. „Ach ja. Halber Dämon, halbe Kraft,“ spottete er. „Aber stur bist du ja. Nun gut. Spielen wir also weiter.“

„Keh! Ich schwöre dir, du wirst dich noch wundern!“ Aber Inu Yasha wusste selbst, dass er nicht so sicher klang, wie er es gern noch gehabt hätte. Vater, Kagome, Miroku, Sango, Kouga ...Er durfte nicht aufgeben. Und er würde nicht aufgeben. So hob er Tessaiga. Noch eine Runde einstecken, noch eine Runde mehr Verletzungen, aber mehr Zeit geschunden.

 

Naraku konnte den ungleichen Kampf inzwischen gut mit seinem Fernglas verfolgen. Die meisten Bäume des Wäldchens existierten nicht mehr und hinter dem Drachenprinzen hatten sich tiefe Scharten in den Boden gefressen. Dieser Angriff des Halbdämons war anscheinend nicht von schlechten Eltern, nun ja, schlechtem Papa. Es war allerdings deutlich zu sehen, dass der Kleine müde war, und keine Chance besaß, die Schuppen Ryuukossuseis zu durchdringen. Das bedeutete, er musste fast ein wenig schmunzeln, dass der Fürst, der anscheinend aus irgendeinem Grund bewusstlos geworden war, nur zu bald im Maul eines Drachen enden würde. Wie wunderbar stillos.

Das wiederum hieß, dass Sesshoumaru dann sein einziger Gegner wäre, ehe er den Westen für sich reklamieren konnte. Und der sollte für den Drachen hier doch erst recht kein Problem sein. Er selbst musste dem nur zureden, dass der wieder in sein eigenes Fürstentum nach Norden ging, natürlich vorgeblich, um keine Rachegefühle aufkommen zu lassen, sobald der mit dem Erbprinzen fertig geworden war. Wunderbar. Dann konnte er selbst hingehen, das Höllenschwert nehmen, mit dem Juwel gleich dazu, und er war unangefochten der Herr der westlichen Länder. Was wiederum bedeutete, dass sich Ryuukossusei als entbehrlich erwies. Sollte der es wagen in den Westen einfallen, müsste er ihm eben dann das Heer entgegen schicken, im äußersten Notall selbst mitgehen. Er persönlich verabscheute zwar Kampf und das damit verbundene Risiko für sich, aber, was konnte ihm dann mit dem Höllenschwert schon passieren. Jetzt sollte er lieber noch dem so genannten Kampf des Kleinen gegen den Drachen zusehen – fast so schön wie im Fernsehen. Hm. Hatte er nicht irgend wo noch eine Tüte Wasabi-Erdnüsse?

 

Kagome war dem hellen Punkt irgendwo in der Seele des Taishou nahe genug gekommen, um zu erkennen, dass es sich um eine dunkle Kugel mit hellem Kern handelte. Das musste das Juwel sein, auch, wenn es jetzt irgendwie anders aussah als in der Kammer. Lebendiger, hätte sie fast gesagt, denn es schien im Dunkel zu leuchten. Die Energien des Fürsten zuckten hier förmlich herum, als wolle er sich dagegen wehren. Ein Blitz fuhr knapp an ihr vorbei. Au weia. Sie wäre gern verschwunden, aber Inu Yasha würde sehr traurig sein, wenn er seinen Papa verlor, sie wusste noch, wie sie geweint hatte, als der ihre starb. „Midoriko!“ schrie sie erneut. Was sollte sie auch sonst tun.

 

Zu ihrer grenzenlosen Überraschung zog etwas an ihr. Als sie sich erschreckt umsah, schwebte sie in einer schwarzen, aber ruhigen, Welt vor drei anderen Personen, von denen sie zwei anstarrten. Kagome war das völlig gleich, sie hielt sich an die einzige Seele, die sie ihrer Meinung nach unterstützen konnte. „Midoriko, ehrwürdige Ahnin! Bin ich froh, dich gefunden zu haben. Du musst mir helfen!“

Kagome entging der amüsierte Ausdruck, der über das Gesicht des Dämons huschte, ebenso wie der fast genüssliche des Geistes des Juwels.

Midoriko stutzte dagegen. „Vorfahrin?“ Sie hatte doch keine Kinder, als Schreinjungfrau.

„Nun ja, nicht direkt. Aber dein Bruder ist mein Vorfahre. - Bitte, das Juwel muss wieder raus aus dem Fürsten, damit er wieder zu Bewusstsein kommt.“

„Sekunde,“ unterbrach das Juwel, das schon eine zweite Priesterin in sich gesehen hatte, trotz der alles andere als passenden Kleidung. „Du hast einen Wunsch, aber nicht für dich?“

„Äh, ja. Darf man das nicht?“ Kagome wurde verlegen. Hatten diese anderen Beiden auch was zu sagen? Oh, es hieß ja Juwel der vier Seelen. Gab es dann irgendwo noch jemanden? Sie blickte sich zögernd um, aber da war nichts.

„Dürfen, nun ja,“ erklärte Midoriko doch. „Es wundert mich nur, sagen wir, es ist sehr ungewöhnlich, dass jemand mit weißer Magie, denn die hast du eindeutig, Kind, für einen Dämon bittet.“

„Ach, es ist ja wegen Reddemon, er wäre doch so traurig, wenn mit seinem Papa was passiert.“ Kagome wäre gern rot geworden, aber das konnte sie hier wohl nicht. Was musste sie damit auch raus platzen. Aber diese Drei sahen sie so eigenartig an. Was war nur los?

„Ist dieser Reddemon der Junge, der Halbdämon, der da gerade gegen einen Drachen kämpft?“ erkundigte sich der Geist des Juwels.

Kagome erschrak. „Wieso macht er denn das? Ach, Inu Yasha!“ Er wollte bestimmt seinem Papa helfen. Aber, wo kam denn nur der Drache her? Und der Fürst wachte nicht auf!

„Ja, wie heißt er denn jetzt? Reddemon oder Inu Yasha?“ erkundigte sich der Dämon. „Er ist jedenfalls ein Bastard.“

Kagome schnaufte empört über diese Bezeichnung. „Er ist der jüngere Sohn unseres Fürsten. Bitte, lasst seinen Vater aufwachen, damit er ihm helfen kann!“ Der arme Reddemon! Er hatte ihr nur helfen wollen mit diesem dämlichen Juwel, dem noch dämlicheren Naraku – und war jetzt in Gefahr für Leib und Leben, Gefahr seinen Vater zu verlieren … Sie sah, dass die drei Geister sie anstarrten. Konnten sie etwa ihre Gedanken lesen oder hatte sie laut gesprochen?

„Naraku, ja?“ Der Geist des Juwels dachte nach. „Der hat dich bedroht und der Halbhund wollte dir helfen. Sein Vater wollte ihn und dich und die anderen Welpen beschützen, das war sein Wunsch an mich. Deiner ist ungewöhnlich, aber ich kann nicht behaupten eigennützig. Was ist nur aus dieser Welt geworden?“

„Das frage ich mich auch,“ murrte der Dämon, war jedoch andererseits froh, dass keine zweite Priesterin hier eingesperrt wurde.

„Es gibt nur einen Weg,“ meinte Midoriko. „Du, Juwel, musst den Fürsten aufwachen lassen, seinen Wunsch erfüllen, so will es die Magie. Andererseits hat dieses Kind sein Gutes. Für mich, natürlich.“ Sie mochte sich für die Menschen geopfert haben, aber sie war keine Närrin und wusste wohl besser als sonst wer, was sie getan hatte. Der Geist des Juwels, der des Dämons und Kagome sahen sie auch überrascht an. So ergänzte sie: „Du bist mit deiner Seele im Juwel der vier Seelen. Auch, wenn der Fürst aufwacht, und es dir gelingt wieder in deinen Körper zu gelangen – wenn, sage ich -, so bleibt ein Teil deiner Selbst immer hier. Und das bedeutet, das Juwel, zumal wenn der Fürst, wie du ihn nennst, schützen will, bleibt rein, solange es mit ihm vereint ist. Und unser Kampf wird solange schweigen, bis er stirbt.“

„Ein Teil von mir bleibt immer hier?“ fragte Kagome erschüttert. Und es war gar nicht so einfach wieder zurück in ihren eigenen Körper zu kehren?

„Du hast keine Ausbildung oder Ahnung von Magie, nicht wahr? Du bist einfach eine Higurashi und damit sehr talentiert. Wieso nur hat dich niemand ausgebildet?“

„Das, äh, ist sehr ungewöhnlich heutzutage. Ich meine, ich wusste bis vor Kurzem ja nicht einmal, dass ich talentiert wäre,“ erklärte Kagome verlegen. „Ich lerne Arbeit im Büro.“

„Was für eine Verschwendung!“ tadelte Midoriko sofort. „Aber, ich verstehe. Es ist nicht notwendig, Menschen vor Dämonen zu schützen, da der Fürst das tut?“

„Ja, seit die Dämonen den Großen Krieg gewonnen haben, herrscht er über den Westen. Andere im Osten und Süden, Drachen im Norden.“

„Dann ist der Hundejunge gerade dabei einen Krieg vom Zaun zu brechen,“ deutete der Geist des Dämons fast vergnügt an. „Das gibt Blut!“

„Unsinn!“ Das Juwel bewies sofort, dass es umgeschwenkt war und merklich heller geworden war. „Geh jetzt, Mädchen, und versuche dich wieder auf deinen Körper zu besinnen. Du kannst hier weg. Und ich werde wohl den Fürsten sich aus meinem Griff befreien lassen, sobald du aus ihm bist. Hat er eigentlich auch einen Namen?“

„Inu no Taishou.“ Kagome verneigt sich höflich. „Vielen Dank, euch allen.“ Sie sollte sich auf ihren Körper konzentrieren? Ja, aber wie machte man das? Das konnte dauern. Aber offenbar sollte der Fürst erst aufwachen, wenn sie aus ihm draußen war, nicht mehr mit ihrer Seele in der seinen steckte. Das war wohl gefährlich. Oh, gefährlich! Der arme Inu Yasha gegen einen Drachen! Sie sollt sich wirklich beeilen. Wie fühlte sich ihr Körper denn nur an? Wie war das? Sie erinnerte sich fast nicht mehr. Geschah das etwa, wenn man zu lange in diesem Juwel steckte? Dann war es wohl wirklich höchste Eisenbahn. Magie, nein, danke. Wenn sie hier heil herauskam, würde sie das nie wieder machen!

 

Inu Yasha blieb wieder auf dem Boden liegen. Jedes Mal, wenn diese überdimensionierte Eidechse ihn erwischte, tat es mehr weh, wurde es schwieriger noch einmal aufzustehen, Tessaiga zu erheben. Aber Aufgeben – nie!

Als er sich mühsam erhob, stellte er fest, dass er fast am Ende war. Seine Klinge war groß, schwer und er konnte sie mit beiden Händen kaum mehr halten. Die Flecken, die vor seinen Augen tanzten, waren blutrot geworden, und ihm wurde bewusst, dass er keine Zeit mehr herausholen konnte. Alles, was ihm noch blieb, wäre ein einziger Schlag, eine einzige Abwehr. Dann war alles aus. Er hatte seine Freunde, seinen Vater nicht beschützen können, der Drache würde sie fressen. Ihn und sie. Er hatte versagt.

Nein, das sollte nicht passieren. Wenn Sesshoumaru hiervon erfuhr, er der neue Fürst war, sollte er wenigstens erfahren, dass sein kleiner Bruder zwar versagt hatte, aber sich eine Lektion von ihm tatsächlich angehört hatte – in einem Kampf auf Leben und Tod sei alles erlaubt.

Nein. Er würde seine letzte Kraft nicht in eine Abwehr setzen, er würde angreifen. Irgendwie. Mit der Windnarbe kam er nicht durch, das wusste er, aber er würde eben einfach dreinschlagen, irgendwie. Und er würde kämpfend untergehen.

Der Junge fasste Tessaiga fester und richtete sich auf.

 

Ryuukossusei musterte ihn spöttisch. „Naja, war nett mit dir zu spielen, aber jetzt habe ich wirklich keine Lust mehr. Du kannst ja kaum mehr stehen. - Und, wie ich sehe, wacht dein Papi langsam auf. Wunderbar, da kann er sogar merken, dass er gefressen wird. Macht mehr Spaß, so von unten nach oben, bei vollem Bewusstsein. Mir natürlich, nur.“

 

Papa? Aber das dämonische Kampftraining des Fürstensohnes verhinderte, dass er den Kopf wandte. Es konnte eine Lüge sein um ihn abzulenken, ja, würde es. Er hatte ja auch von Kagome nichts mehr gehört. Und hinzugucken, die Augen vom Gegner abzuwenden, hatte er längst nicht gewagt. Ehrlich gesagt, er sah kaum mehr etwas. „Keh!“ gab er dennoch zurück, seine letzten Kräfte und dämonische Energie sammelnd. „Ich habe dir doch gesagt, dass hier niemand gefressen wird, du Vollidiot!“ Tessaiga! Es pulsierte, als wolle es ihm etwas zeigen. Hatte er etwas übersehen? Die Windnarbe hatte er ja auch nur gefunden, weil er buchstäblich blind seinem Schwert vertraut hatte, die dämonische Energie Sesshoumarus und deren Reibung mit der Luft gewittert hatte. Was konnte es nur hier sein? Ja, klar. Dämonische Energie besaß dieses Reptil auch, daraufhin hatte er es ja die ganze Zeit mit der Windnarbe versucht, aber diese Schuppen waren einfach zu dick. Er hatte nur noch eine Chance, nur einen einzigen Angriff. Und das musste einfach klappen. Dämonische Energie des Drachen, ja. Die musste er zerschlagen, das war es. Das hatte er noch nicht versucht. Und er hatte nur noch diesen einen Versuch. Ryuukossusei öffnete wieder das Maul – es würde gleich wieder einen Angriff mit dieser heißen Kugel geben. Das reichte ja leider auch. Egal. Ein letzter Schlag, ein letztes Mal, in diesem Kampf …

 

Als Kagome bewusst geworden war, dass sie sich wieder in der festen Umhüllung ihres Körpers befand, allerdings sicher kaum protokollgerecht auf dem Fürsten lag, hatte sie sich wenigstens hinunter rollen lassen, zu schwach, um aufzustehen. So konnte sie nur hilflos zusehen, wie der arme Reddemon gegen einen riesigen Drachen kämpfte. Wie es das Juwel gesagt hatte, versuchte er seine Freunde und seinen Vater zu schützen. Er war doch so ein netter Kerl!

 

Der Inu no Taishou öffnete mühsam die Augen und fasste unwillkürlich nach seiner Brust. Das Juwel! Es war mit ihm verschmolzen, hatte ihn förmlich übernehmen wollen, aber das hatte nicht funktioniert. Allerdings hatte dieser seelische Kampf seine Energiereserven massiv eingeschränkt. So schwach hatte er sich schon lange nicht gefühlt …

Ihr Götter! Irgendwie gelang es ihm sich aufzurichten, in die Knie zu kommen. Sein Welpe! Ryuukossusei! Und, wie sah der Junge aus! Er kämpfte wohl schon länger gegen den übermächtigen Gegner. Tessaiga hin oder her, das war doch nicht zu schaffen! Und, er selbst hatte das Höllenschwert nicht dabei! Überdies war er momentan einfach mit einem zu niedrigen Energiepegel ausgestattet, um sich auch nur verwandeln zu können und einen Kampf Hund gegen Drache zu beginnen. Inu Yasha!

Er musste ihn doch beschützen!

Was machte der Kleine denn? War er schon so erschöpft, dass er die einfachsten Kampfregeln nicht mehr kannte? Der Vater sah ebenso entsetzt wie Kouga und die Menschen zu, dass der Halbdämon diesmal die Energiekugel nicht erwartete, sondern ihr förmlich entgegensprang.

 

Dämonische Energie, dachte Inu Yasha nur. Die musste er zerstören, das schien Tessaiga angedeutet zu haben, denn das Pulsieren wurde stärker, als er sich der massiven, heißen Drachenenergie näherte. Mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte, schlug er dorthin.

Seine Klinge zitterte und seine Arme schmerzten, als ob er förmlich festen Boden getroffen hätte. Ohne weiter Nachzudenken riss er seine Waffe hoch und warf die Macht Ryuukossuseis gegen diesen zurück, allerdings wie bei der Windnarbe mit all der eigenen, die er irgendwie noch besaß.

Es entstand ein förmlicher Wirbelsturm aus dämonischer Energie, der sich rasch aufteilte und als viele, kleinere, Tornados auf den Drachenprinzen zuraste, der erst viel zu spät begriff, dass seine Panzerung gegen seine eigene Macht plus der des Gegners keinen Bestand haben würde.

 

Inu Yasha starrte für einen langen Moment auf die Überreste dessen, was eben noch ein mächtiges Reptil gewesen war, ehe er langsam den Griff um sein Schwert losließ, ebenso langsam in die Knie brach und zu Boden fiel, vollkommen am Ende seiner Kräfte.

Dämonische Energie und eine Bewegung aus den Augenwinkeln ließ ihn jedoch den Kopf drehen.

 

 
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-01-29T11:16:02+00:00 29.01.2019 12:16
Na endlich nr. 1 währe erledigt.

Aber nr. 2 naraku ist noch da.

Ich hoffe Sess kommt bald .
Sonnst nützt der 💩KERL das alles noch zu seinen Vorteil AUS.
Von:  Kerstin-san
2018-02-04T15:02:57+00:00 04.02.2018 16:02
Hallo,
 
ich hab das dumpfe Gefühl, dass Naraku sich wohl besser aus dem Staub hätte machen sollen, aber die Versuchung sich das Spektakel anzusehen, war wohl zu groß. Eine gewisse Risikobereitschaft liegt ihm natürlich im Blut, aber in dem Fall hätte er wohl lieber auf seinen Fluchtinstinkt hören sollen.
 
Witzig, dass Kagome der Magie ihrer Ahnen so ablehnend gegenüber steht. Ich bin schon neugierig darauf, was für Konsequenzen es für sie haben wird, dass ein Teil ihrer Seele im Juwel zurück bleibt.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Andra
2017-09-10T07:35:23+00:00 10.09.2017 09:35
Checkliste: Ruykosei -> erledigt, Juwel der vier Seelen -> erstmal ruhig gestellt, Naraku -> ...wird sich wohl Sohnemann drum kümmern müssen. Papi um das Nesthäkchen müssen sich erst erholen.
Jetzt wird's wieder interessant, weil unbekannte Komponenten auftauchen. Aber unsere nette Hundefamilie wird das schon schaukeln.
Von:  SUCy
2017-09-10T07:03:59+00:00 10.09.2017 09:03
Ahhhh ich dreh durch, ist das Aufregen +.+ der Kampf mit der Psyche und Inu VS Ryo oh je <.<

Und jetzt hat er es tatsächlich geschafft der Jungspund? das wir ihn eine menge Respekt einbringen :)
Ja Juwel hier hat sich so einiges Geändert in der Neuzeit ;)

Ich bin so gespannt wie es weiter geht. Ob Kagome jetzt ihre Ausbildung zur Miko bekommt? Sicherlich. was macht einen Youkai im Kampf wohl nicht wenig überlegener? Wenn er als einziger eine starke Miko auf seiner Seite hat. damit rechnet doch keiner :)
Oh ich will das wieder Samstag ist, wobei ich es da gar nicht lesen kann. Bin nächstes Wochenende in Österreich und starte mit meiner Hündin beim IronDog. Hab also meinen eigenen Kampf zu kämpfen :D aber Sonntag Abend kannst du mit mir rechen :)
kanns kaum erwarten :D
Antwort von:  Hotepneith
10.09.2017 09:29
Es geht ja noch weiter - und ich denke, es gibt noch ein bisschen Plottwist...


Irondog? Ist das nicht schon etwas sehr kalt zum Schwimmen durch einen See in Österreich? Laufen udn Radfahren , okay, aber Schwimmen?
Antwort von:  SUCy
10.09.2017 20:24
Deswegen starte ich nur beim Duathlon XD
Von:  Lady_Ocean
2017-09-10T06:20:44+00:00 10.09.2017 08:20
Das ist natürlich auch eine (naheliegende) mögliche Entwicklung. Dass der Inu no Taisho rechtzeitig zum großen Finale wieder zu sich kommt. Spätestens jetzt muss Inu Yasha sich ganz sicher keine Sorgen mehr machen, sein Vater könne seine Fähigkeiten und Nützlichkeit für das Fürstentum unterschätzen. Und ich hoffe, Naraku bleiben seine Wasabi-Erdnüsse im Hals stecken (der Satz hat mich übrigens zum Lachen gebracht, wie er die gesucht hat.
Und ein Teil von Kagomes Seele ist nun im Juwel zurückgeblieben, ja? Hoffentlich wird das für ihr Leben nicht irgendwie nachteilig. Aber dass man ganz problemlos einen Teil seiner Seele zurücklassen kann, kann ich mir auch nicht so recht vorstellen. Ich vermute aber, das wird in den späteren Kapiteln noch thematisiert. Ich lasse mich überraschen. :)
Antwort von:  Hotepneith
10.09.2017 09:27
Danke für den KOmmentar.

Ja, das mit Kagomes Seele zu einem Stück im Juwel kann noch ...äh..interessant werden. Weiteres dazu schon mal im nächsten Kapitel.

hotep
Von:  Teilchenzoo
2017-09-09T21:40:13+00:00 09.09.2017 23:40
Und jetzt ist Papa stolzer als je zuvor! Und sollte der große Bruder gerade ankommen, kann der den nicht eben harmlosen Rest namens Naraku übernehmen, denn weder Papa noch ototo-chan scheinen noch zu irgendwas imstande zu sein.
Gut gemacht, Kagome, gut gemacht, Reddemon! Hoffentlich könnt ihr dann bald eure wundervolle zarte erste Liebe genießen :).
Antwort von:  Hotepneith
10.09.2017 09:26
Dak für den KOmmentar.

Ach, wenn das mit der jungen Liebe immer so einfach wäre...
Natürlich geht schon wieder was schief:)
Antwort von:  suslovska
10.09.2017 20:08
wie das geht wieder was schief?! wann kommt denn nun der herzschmerz auf den ich sehnlichts warte?! :D
ich steh doch so auch schnulzige liebesstories... :3
Antwort von:  Hotepneith
10.09.2017 20:26
Dann warte mal auf das Ende des nächsten Kapitels....
hotep
Antwort von:  suslovska
10.09.2017 21:55
ich nehm dich beim wort! ;)
Antwort von:  Hotepneith
10.09.2017 21:59
ich hoffe, es ist überraschend - und emotional- genug für dich...
Antwort von:  suslovska
10.09.2017 21:59
ich werde es dich wissen lassen :)


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