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Bittere Cola mit Milch und Zucker


Erstellt:
Letzte Änderung: 14.01.2017
abgeschlossen
Deutsch
4783 Wörter, 1 Kapitel
Genre: Darkfic

Fanfic lesen
Kapitel Datum Andere Formate Daten
Kapitel 1 Kapitel 1 E: 08.01.2017
U: 14.01.2017
Kommentare (1)
4783 Wörter
abgeschlossen
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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Blaetterklingen
2017-01-23T07:24:59+00:00 23.01.2017 08:24
Ah, mal wieder so ein Dreckstext, zu dem niemand was sagt, weil ihm niemand was sagt. Das ganze hättest du auch als altgrieschiche Tragödie schreiben können, vielleicht würde dann jemand reagieren.
Genug zum Text. Werden wir unsachlich:

Der Anfang „zwei Monate vorher“ gefällt mir gut, aber dann frage ich mich, warum so ein künstlericher Anfang um dann in so eine gewollt einfache Sprachmelodie zu verfallen. Warum „vorher“ und nicht „zuvor“? (ich würde artifiziell schreiben aber ich bin mir nicht sicher, ob das nicht beleidigend klingen kann) Es ist etwas kratzig, gewollt krazig, aber doch unangenehm. Das ganze paart sich mit den harten Fügungen von Inhaltlich nur noch assoziativ verbundenen Sätzen. Als ob man versuche würde den Denkmustern des eigenen Verstandes näher zu kommen, aber doch in konkreter Sprache zu bleiben.
Tatäschlich trifft sich das ganze mit der beschriebenden Übelkeit, das Lesen des Textes löst in mir körperliches Unbehagen aus. Das ist einerseits unangenhm, andererseits äußerst faszinierend.
Dann wird es etwas holprig im Stil. Mal schneller, mal langsamer, mal durchdacht, dann aufgesetzt naiv:

-hier beinah pathetisch:
„Das Gongen kam mir in diesem Moment unnatürlich laut vor. Es überdeckte fast alle anderen Geräusche, das stockende Atmen und leise Schluchzen. Der Takt der Zeit übertönt uns immer irgendwann.“

-hier im bruch dazu naiv:
„Lieber Weihnachtsmann, auch ich wünsche mir nichts mehr als das, so dachte ich an jenem Abend.“

-hier trifft dann beides aufeiander:
„Jetzt frage ich mich und verdränge den Gedanken zugleich, ob sie wohl allein in diesen Wunschtraum einziehen wird.“

Schwierig. An einigen Stellen denke ich, dass es etwas in mir auslöst, aber den größeren Teil des Textes denke ich, dass du da versucht hast zwei Stilhöhen zusammenzuwerfen und es einfach nicht funktioniert. Holzbalken und Zahnräder.
Es glättet sich alles zum Ende des Textes, aber da verschwinden auch die Stilmittel eher, als das sie ineinander übergehen, finde ich.

„Es erinnert mich daran, dass menschliche Reaktionen manchmal schrecklich sind.“

Schöne Reaktion auf umgängliches und das ungesagte und einst erlebte. Verweist gut und abgerundet auf Vergangenes.

„Es ist unangebracht, doch ich muss in diesem Moment schmunzeln, weil ich dachte, er würde ihren Namen noch einmal nennen, und gleichzeitig fühle ich mich elend.“

Da musste ich auch grinsen. Tragischkomisch. Sehr haha. Mit viel Strick. Und etwas Galgen.

„Nutzloses Selbstmitleid, sicherlich, doch viel schlimmer ist es, jemanden zu vermissen, etwas nicht mehr sagen, nicht mehr nachholen zu können.“
Viel schlimmer als Nutzloses Selbstmitleid ist am ende… Nutzloses Selbstmitleid, mit anderem Inhalt : D

„Am Ende bereut man selten, was man getan, sondern nur, was man nicht getan hat. Wir sind nicht traurig, weil jemand fort ist. Wir sind traurig, weil er vorher da war.“
Der erste Satz ist etwas flach und Thesenhaft. Ich bin mir nicht ganz sicher, in wie weit du die Figur bewusst in Stilisierungen denken und Sprechen lässt und wo das Vorführen anfängt. Es wirkt alles sehr seltsam auf mich.
Das Ende des Absatzes gefällt mir aber sehr gut.

„Ich schüttle den Kopf und öffne den Mund, um zu atmen, zu sprechen.“

Nein. Ich denke ich verstehe das Stilmittel, das unmittelbare gewahrwerden des altäglichen, die wichtigkeit des bekannten im Moment des vergehens erkennen, aber so wie es da steht, gefällt es mir nicht.

„Damals war er viel schwerer, doch das machte es diesmal nicht leichter.“

Treibgut und Böse!


Sowohl Josef als auch Christine finde ich als Namen zu wenig kantig. Sie sind glitschig, während der Text sich darin übt kantig zu sein. Zugegebenermaßen geht es auch darum Worte und Gefühle nicht zu Fassen zu bekommen, aber das bringt mich mit diesen Namen nicht ins Reine.

„Drei Tage vorher faltet meine Schwester Kraniche. Es sind winzige, bunte Kraniche, die sie in verschließbaren Gläsern sammelt. Tausend Kraniche sollen es werden.“

Wenigstens sie hat es mal durchgezogen ; )


Zum Ende hin hat es mir immer besser gefallen. Teilweise ist es mir etwas zu platt, selbst über den gewollten Stil hinaus, dann ist es wieder sehr gefühlvoll und lenkt die Emotionien, wie gute Texte es machen.

Nichtdestotrotz ist dass ganze natürlich einigermaßen verschrobelte Aufarbeitung. Das merkt man und die bewussten Verzerrungen und Maskierungen wirken eher wie Neonschilder, die auf die Wunde zeigen. Im Laufe der Jahre empfinde ich derlei Psychohygiene im Literaturgewand als immer unangenehmer. Ich hoffe dass es dir etwas bringt.

Antwort von:  halfJack
02.02.2018 15:21
Danke für deinen Kommentar!

Auf Animexx gibt es zwar keine weiteren öffentlichen Kommentare, aber keine Sorge, ich habe per privater Nachricht und über Review auf ff.de Rückmeldungen erhalten. Unabhängig von diesem Text hier ist es vermutlich eine Eigenheit insbesondere meiner Kurztexte, dass sie voraussetzungsvoll erscheinen, weil sie Bilder vermitteln, die ein Leser nur schwerlich oder gar nicht erschließen kann, die er somit entweder durch Informationen von mir entschlüsselt oder eben für sich selbst interpretiert. Beides entspricht meiner Intention, insofern glaube ich schon, dass dieser Text einigen Leuten etwas sagt. Solche Kurzgeschichten erfüllen zwar für mich noch verschiedene andere Funktionen, aber in ihrer Rolle als Informationsvermittlung beziehen sie sich auf Kenntnisse, die bei den Leuten, mit denen ich näher zu tun habe, vorhanden sind. Als Material zum Interpretieren wiederum richten sie sich an diejenigen, die mit dem Inhalt etwas anfangen können, eigene Erfahrungen und Assoziationen darin erkennen. Mit anderen Worten, der Text sagt nicht niemandem etwas, sondern er sagt nicht jedem etwas.

> Der Anfang „zwei Monate vorher“ gefällt mir gut, aber dann frage ich mich, warum so ein künstlericher
> Anfang um dann in so eine gewollt einfache Sprachmelodie zu verfallen. Warum „vorher“ und nicht
> „zuvor“? (ich würde artifiziell schreiben aber ich bin mir nicht sicher, ob das nicht beleidigend klingen
> kann)

Artifiziell träfe es allerdings recht gut, denn ich finde, dass „zuvor“ zu künstlerisch und gestelzt klingen würde. Außerdem sehe ich einen geringen Bedeutungsunterschied, der möglicherweise nur etwas mit meinem Empfinden zu tun hat, aber der mir doch zu schwerwiegend erscheint, um ihn zu ignorieren. An dieser Stelle geht es nicht allein um den Anfang, sondern um ein Motiv, das sich durch den ganzen Text zieht. Meine Grundidee war, dass in Fällen von Krankheit, selbst ohne ein genaues Datum, das Ende sich bereits ankündigt, sich in verschiedenen Zeichen verbirgt und wie ein schwarzer Schatten auftaucht. Das heißt, der Erzähler weiß um das Ende eigentlich schon Bescheid, obwohl er nicht rückblickend davon berichtet. Die Geschichte ist bewusst aus der Ich-Perspektive und im Präsens geschrieben; der Erzähler ist in keiner Weise allwissend, eigentlich kann er nicht wissen, was passiert, andererseits weiß er es doch. Das Wort „zuvor“ deutet für mich auf einen Rückblick hin, wohingegen „vorher“ nach einem festgelegten Ereignis klingt. Mag sein, dass die beiden Wörter sich inhaltlich nicht unterscheiden und es nur um den Klang geht, dann wäre mir „zuvor“ tatsächlich zu artifiziell. In erster Linie ging es mir aber um die Präzisierung dieses Gedankens. Ich wollte, dass man durch das Präsens und das „vorher“ aufmerksam wird und sich die Frage stellt: Zwei Monate wovor bzw. (sorry, schlechtes Deutsch) vor was?
Aus diesem Grund wiederholt und halbiert sich die Zeitangabe am Anfang jedes einzelnen Absatzes und verweist zudem auf einen Tagebuchcharakter. Es stimmt, dass ich zu Beginn überlegte, den Text zu bereinigen und daraus richtige Literatur zu machen, die Struktur und den Stil zu überarbeiten, die Bilder zu vereinheitlichen usw. Leider habe ich ihn nicht rechtzeitig fertigbekommen und wollte dann den tagebuchartigen Charakter erhalten, der letztlich auch die Eigenschaften von Gedanken und Gesprächen widerspiegelt. Wenn man Tagebuch schreibt, zumindest geht es mir so, dann wird manches je nach Stimmung lyrisch formuliert, mit Metaphern und Formulierungen, die eher zu einem Prosatext passen würden. Manchmal bringt man analytische Gedanken zu Papier, manchmal ist es eine nüchterne Berichterstattung, manchmal emotionales Selbstbemitleiden. Mir ging es daher am Ende nicht darum, Stilmittel konsequent einzusetzen, sondern den ersten Gedanken stehen zu lassen. Nicht die Rohfassung, aber doch die Assoziationsketten. Einen solchen Bruch in den Stilmitteln gab es bereits bei „Klatschmohn im Auge“ und generell sind sich diese beiden Texte in allem sehr ähnlich.
Bei deinen ersten drei Beispielen sehe ich das Problem jetzt nicht unbedingt. Der Satz mit dem Takt der Zeit ist einer meiner Lieblingssätze im Text. Die Sache mit dem Weihnachtsmann finde ich eher traurig als naiv. Und das mit dem Wunschtraum gefällt mir auch ganz gut. Ich erkenne leider nicht, wo sich das stilistisch widerspricht.

Einen Bruch sehe ich eher hier:
"Zerstreut blinzle ich, denn aus dem Augenwinkel wälzt der Schatten seinen fett gewordenen Leib hervor. Seit Wochen lauert er da in der Zimmerecke, verborgen von der riesigen Standuhr, die bis unter die Decke gewachsen ist. Das Ungetüm schert sich nicht darum, wer du bist, wer du warst und wer du sein wolltest. Schieb es weg, doch es hascht mit feuchtem Maul nach deinen schwachen Händen, schlingt und schmatzt, bis nichts mehr von deiner Persönlichkeit übrig bleibt."
Das ist eine der Passagen, die wirklich stilistisch völlig unpassend hineinbricht. Ähnlich geht es mir bei den Stellen, die plötzlich ganz andere Dinge thematisieren, zum Beispiel den Großvater mit den Bienen, die Flüchtlingsthematik, den Pfusch beim Hausbau. Diese Assoziationsketten haben mit dem eigentlichen Text gar nichts mehr zu tun.

> „Es erinnert mich daran, dass menschliche Reaktionen manchmal schrecklich sind.“
> Schöne Reaktion auf umgängliches und das ungesagte und einst erlebte. Verweist gut und
> abgerundet auf Vergangenes.

Bei dem Satz habe ich ein paar Mal überlegt, ob ich ihn streiche, weil er mir nichtssagend vorkommt. Das ist offenbar einfach dem persönlichen Empfinden zu verschulden.

> „Nutzloses Selbstmitleid, sicherlich, doch viel schlimmer ist es, jemanden zu vermissen, etwas nicht
> mehr sagen, nicht mehr nachholen zu können.“
> Viel schlimmer als Nutzloses Selbstmitleid ist am ende… Nutzloses Selbstmitleid, mit anderem Inhalt : D

Es geht darum, dass es nichts bringt, sich immer wieder vor Augen zu führen, man würde sich selbst bemitleiden. Das ändert an der Tatsache und dem Schmerz nichts. Dieser Satz ist demnach nicht wie eine bloße Umformulierung dessen gemeint, womit sich das Selbstmitleid befasst, sondern soll den Blick auf den eigentlichen Fakt schärfen.

> „Am Ende bereut man selten, was man getan, sondern nur, was man nicht getan hat. Wir sind nicht
> traurig, weil jemand fort ist. Wir sind traurig, weil er vorher da war.“
> Der erste Satz ist etwas flach und Thesenhaft. Ich bin mir nicht ganz sicher, in wie weit du die Figur
> bewusst in Stilisierungen denken und Sprechen lässt und wo das Vorführen anfängt. Es wirkt alles
> sehr seltsam auf mich.
> Das Ende des Absatzes gefällt mir aber sehr gut.

Den ersten Satz, diese These, hört und liest man sehr oft. Es ist viel Wahres dran und ich persönlich glaube auch, dass es zutrifft. Hier ist es jedoch bloß der Aufhänger bzw. Auslöser für den nachfolgenden, eigenen Gedanken, daher bin ich froh, dass du den Abschluss besser findest, sonst könnte ich mir nicht gerade was darauf einbilden. <_<

> „Ich schüttle den Kopf und öffne den Mund, um zu atmen, zu sprechen.“
> Nein. Ich denke ich verstehe das Stilmittel, das unmittelbare gewahrwerden des altäglichen, die
> wichtigkeit des bekannten im Moment des vergehens erkennen, aber so wie es da steht, gefällt es mir
> nicht.

Ist das ein Stilmittel? Für mich ist das, ehrlich gesagt, nur eine Aufeinanderfolge von Mund öffnen, Luft holen, zu sprechen versuchen. Ich habe mir dabei jetzt nichts gedacht, das ist bloß irgendein Satz. ^^;

> „Damals war er viel schwerer, doch das machte es diesmal nicht leichter.“
> Treibgut und Böse!

*lach* In Ordnung, wird gestrichen. ^^
Ich fand es lustig, aber lächerlich sollte es natürlich nicht werden.

> Sowohl Josef als auch Christine finde ich als Namen zu wenig kantig. Sie sind glitschig, während der Text
> sich darin übt kantig zu sein. Zugegebenermaßen geht es auch darum Worte und Gefühle nicht zu
> Fassen zu bekommen, aber das bringt mich mit diesen Namen nicht ins Reine.

Die Namen standen praktisch von Beginn an fest und haben für mich eine persönliche Bedeutung. Trotzdem danke für die Mitteilung, wie sie bei dir ankommen.

> „Drei Tage vorher faltet meine Schwester Kraniche. Es sind winzige, bunte Kraniche, die sie in
> verschließbaren Gläsern sammelt. Tausend Kraniche sollen es werden.“
> Wenigstens sie hat es mal durchgezogen ; )

Kennst du jemanden, der das auch mal machen wollte? oO Ich könnte das nie, das käme mir so sinnlos vor und ich wüsste nicht, wohin mit den ganzen Kranichen.

> Nichtdestotrotz ist dass ganze natürlich einigermaßen verschrobelte Aufarbeitung. Das merkt man und
> die bewussten Verzerrungen und Maskierungen wirken eher wie Neonschilder, die auf die Wunde zeigen.
> Im Laufe der Jahre empfinde ich derlei Psychohygiene im Literaturgewand als immer unangenehmer. Ich
> hoffe dass es dir etwas bringt.

Irgh, Psychohygiene klingt wie so ein veralteter Begriff von anno Zwieback. Ehrlich gesagt, nein. Auch wenn ich das schon oft gehört und gelesen habe, dass einige Leute das machen, aber solche Texte als Aufarbeitung und Hilfe zu schreiben, das erschließt sich mir so gut wie gar nicht. Wenn man etwas schreibt, muss man sich damit auseinandersetzen, Erinnerungen durchkauen, präzisieren, quasi noch einmal durchleben. Das macht es zumindest für mich nicht einfacher, sondern ganz im Gegenteil steigert man sich erst recht in negative Emotionen hinein. Ich empfinde das als kontraproduktiv. Wenn ich mit einer Sache umgehen lernen möchte, dann setze ich mich nicht auf so eine Art damit auseinander, das macht es nur schlimmer. Stattdessen sind Distanz und Logik nützlicher. Aber da tickt jeder anders. Ausstehen kann ich solche Texte auch nicht.