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Fliegen

Alles für die Freiheit
von

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Schiffbewacherin – stark und passt nicht auf

Eustass Kid rannte in Windeseile nach oben an Deck. Rock und mich ließ er einfach stehen. Verwirrt sahen wir uns an und sahen ihm dann nach.

„Was habt ihr hier gemacht?“, fragte er mich, als er bemerkt hatte, wo wir uns befanden.

Mein Mund öffnete sich, doch ich wusste nicht wirklich eine Antwort darauf. Also schloss ich ihn wieder und grübelte. Wie konnte ich mich da raus reden?

„Sollten wir nicht mit hoch? Wer weiß, was auf der Insel ist?“

„Die Marine“, antwortete er gleichgültig.

Ich ging an ihm vorbei und betete, dass er nicht weiter nachfragte.

„Du weißt, dass du dich nicht rausreden kannst?“, rief er mir hinterher.

Verflucht! Ich kniff die Augen zusammen und gerade noch rechtzeitig öffnete ich sie wieder, denn Rock lief an mir vorbei. Die Narbe schmerzte etwas, wenn sich die Haut herum spannte – also lief ich langsam weiter. Als ich an Deck ankam, machten sich die Jungs bereit in einer Bucht anzulegen.
 

Wire sprang als erstes von Bord, während Heat der Anker ins Wasser warf. Gemütlich schlenderte ich zu ihnen.

„Was macht ihr?“

„Wir gehen an Land. In die Stadt.“

„Ok“, ich stellte mich neben Killer.

„Falsch“, der Vize schob mich zurück.

„Du bleibst hier“, wies mich der Käpt´n an.

„Wieso?“

„Hier auf der Insel ist eine Marinestation. Jemand muss das Schiff bewachen“, mit den Worten sprang auch Kid vom Schiff, ihm folgten die restlichen.

„Keine Sorge wir brauchen nicht lange“, winkte Heat.

Schon kurze Zeit später verschwanden sie hinter den paar Bäumen und liefen den Hügel runter in die Stadt. Immer noch irritiert sah ich ihnen nach. Da ließen die mich doch glatt alle stehen. Allein. Allein auf einem riesigen Piratenschiff. Ich konnte tun und lassen was ich wollte. Grinsend sah ich mich um. Seufzend senkte ich meinen Kopf, das würd ich doch eh nicht machen. Aber ich könnte den Rothaarigen trotzdem auf die Palme bringen können und ich sollte es langsam mal machen.
 

Gemütlich ging ich zu meinem Zimmer zurück. Die Sense stand immer noch an Ort und Stelle an die Wand gelehnt. Bisher noch völlig ungenutzt. Ich musste langsam damit umgehen können. Kid hat sie extra für mich gekauft. Ich darf ihn nicht enttäuschen. Bevor ich die Waffe in die Hand nahm streckte ich mich etwas.

Die Narbe dehnte sich schmerzhaft. Ich lief zum Schreibtisch, Kid hatte mir die Salbe da gelassen. Vor dem Spiegel schob ich mein Shirt etwas nach oben und löste den Verband. Die Salbe verteilte ich großzügig auf der freigelegten Haut. Sie war immer noch etwas gerötet. Danach legte ich den Stoffstreifen wieder um. Mein Shirt streifte ich wieder runter.

Gedankenverloren betrachtete ich mich. Meine beigen Stiefel, die knapp über meinen Knöchel gingen, umspielten meine Füße. Meine Beine hatten eine leichte bräune in den letzten Tagen angenommen. Meine Hotpants waren weiß. Der Saum war umgekrempelt und hatte an den Seiten je eine Niete. Mein Top war ebenfalls beige, nur etwas dunkler als die Schuhe. Es umspielte meine Kurven und endete in einem Rundhalsausschnitt und breiten Trägern.
 

Ich musste zugeben, ich gefiel mir in den Sachen. Früher hatte ich immer das gleiche getragen – jeden Tag. Jetzt hatte ich so viel Kleidung wie nie zuvor in meinem Leben. Grinsend wandte ich mich von meinem Spiegelbild ab und nahm die Sense in die Hand. Sie lag immer noch ungewohnt schwer in meiner Hand. Voller Tatendrang machte ich mich auf den Weg zurück an Deck.

Kid würde mich umbringen, wenn ich an Deck etwas zerstöre. Da der Anker ausgeworfen war, würde das Schiff nicht wegfahren – außerdem kann ich fliegen. Schulterzuckend ging ich von Bord und wiegte die Sense.
 

Killer würde mich jetzt rumscheuchen, also was mach ich ohne Killer? Ich traute mich nicht die Waffe zu drehen. Ein Schwert war etwas anderes als dieses Ding hier.

Ich streckte meinen rechten Arm weit nach vorn und achtete sorgfältig auf die Klinge.

‚Gut, dann ganz langsam‘, ermahnte ich mich, ‚will mich ja nicht schneiden.‘

Die Klinge war gerade auf der linken Seite, recht langsam drehte ich meine Hand um und die Klinge war auf der rechten Seite. Schneller wieder zurück und dann wieder in die andere Richtung. Als sie nach zwanzig Mal wieder auf der linken von meiner Hand war, holte ich etwas Schwung und ließ den Griff über meinen Handrücken gleiten. Ehe ich den Griff wieder in der Hand hatte, fiel sie runter. Erschrocken drehte ich mich um – aber konnte ja niemand sehen.

Kichernd hob ich die Sense wieder auf und versuchte es nochmal. Ein weiteres Mal fiel die Sense auf den Boden. Nun doch etwas erschrocken untersuchte ich die Klinge und den Griff, aber alles war ok. Erst beim siebten Mal gelang es mir die Sense zu fangen.
 

Skeptisch betrachtete ich meinen Arm. Ich hatte ein paar kleinere Schnitte abbekommen, als sich die Sense zu mir gedreht hatte. Ich hob meinen Kopf wieder und sah einen der Bäume an. Mit einem kleinen Grinsen im Mundwinkel holte ich aus und schlug drauf los. Total am Baum vorbei. Das Messer bohrte sich in den Boden und ich kippte nach vorn. Um ein Haar auf die Schneide. Erschrocken hatte ich die Augen aufgerissen. Mein Herz hörte ich in den Ohren hämmern. Mit zittrigen Händen setzte ich mich auf und versuchte mich zu beruhigen.

„Ach Gott, Mädchen, was machst du da nur?“, murmelte ich zu mir selbst.

Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte einen frischen Gedanken zu fassen. Frischen Gedanken? Bei meinem Gedachten musste ich selbst kichern. Mein Herz hatte wieder seinen normalen Rhythmus und ich stand mit Leichtigkeit auf. Etwas mehr Mühe machte mir meine Waffe. Sie steckte nicht tief im Boden, aber fest. Mit viel Kraft zog ich sie raus und stolperte zwei Schritte nach hinten.
 

„So, und jetzt konzentrier dich!“

Die Waffe nahm ich in meine rechte Hand und ließ sie rotieren. Das bekam ich mittlerweile ganz gut hin. Vorsichtig drehte ich sie vor meinen Körper und nahm sie in die Linke. Weiterhin drehend hob ich sie über den Kopf und übergab wieder in meine rechte Hand.

Während ich noch weiter mit der Sense in meiner Hand rumspielte, fixierte ich wieder den Baum. Da mir das ziemlich unwirklich erschien. Der Ast ist ein besseres Ziel. Wieder griff ich sie mit beiden Händen und holte aus. Sauber trennte ich ihn vom restlichen Baum ab. Krachend landete der Ast auf dem Boden.

Kichernd stellte ich die Sense auf und begutachtete mein Kunstwerk.
 

Etwas hustete neben mir, „bald hast du nichts mehr zu Lachen.“

Vor Schreck rutschte mir wieder das Herz in die Hose. Langsam drehte ich mich um und erblickte einen finster dreinblickenden Kid. Ich schnappte nach Luft und hätte fast die Sense losgelassen. Hinter ihm grinsten die anderen.

„W-was m-acht ihr d-denn schon wieder hier?“, lächelte ich schräg.

„Wir wollten dich nicht so lange alleine lassen“, verärgert verschränkte er die Arme, „hatte ich nicht gesagt, du sollst auf das Schiff aufpassen?“

„Hab ich doch“, ich versuchte das Lächeln aufrecht zu erhalten, doch ich konnte nicht mehr lange, „es ist noch da, oder etwa nicht?“

Ich sah zu dem Schiff – es war wirklich noch da, so wie zuvor. Mir fiel auch jetzt erst auf, dass es bereits dunkel wurde.

„Wieso bist du dann nicht AUF dem Schiff?“, er zog eine Augenbraue hoch.

„Ich steh doch direkt daneben oder etwa nicht?“

„Trainieren solltest du auch nicht“, zischte er.

Ich öffnete meinen Mund um etwas zu erwidern, doch irgendwie fiel mir darauf nichts ein.

„Los, geh auf dein Zimmer“, brummte er und starrte mich weiterhin finster an.

Verwirrt tat ich es. Wire grinste mir noch nach und Heat zuckte entschuldigend mit den Schultern.
 

Kopfschüttelnd und seufzend stand ich in meinem Zimmer und lehnte die Sense zurück an ihren Platz. Sie war etwas schmutzig geworden. Ein kleiner Kratzer war auf der Schneide. Enttäuscht über mich fuhr ich darüber.

Killer hatte einmal zu mir gesagt: „Du bist nur so gut wie deine Waffe und deine Waffe ist nur so gut wie deine Fertigkeit.“

Das war während des Trainings gewesen. Ich verstand es nicht.

„Das wirst du, wenn du kämpfst“, hatte er gelacht.

Ich tus immer noch nicht.
 

Ich biss mir auf die Unterlippe und merkte, dass ich dort blutete. Überrascht stellte ich mich vor den Spiegel. Mir fiel zum ersten Mal auf, dass meine Arme und Beine zerkratzt waren. Haut abgeschürft und meine Kleidung schmutzig waren. Ein bisschen Blut klebte in dem Dreck mit drin. Vielleicht hätte ich mehr darauf achten sollen, doch meine Narbe hatte auch nicht geschmerzt. Hätte sie was gesagt, hätte ich wahrscheinlich schon inne gehalten.

Skeptisch zog ich mir mein Oberteil aus. Der Verband war im Gegensatz zu der Hose strahlend weiß. Schnell wickelte ich ihn ab und legte die Narbe frei. Die Luft fühlte sich an der Haut unnatürlich kühl an. Ich drehte mich um, weil ich schon das schlimmste befürchtete. Aber der Vogel sah wieder einigermaßen normal aus – wie ein Brandmahl nun einmal aussah.

Seufzend strich ich darüber, ein leichter Schmerz durchzuckte mich. Ich griff zu der Salbe und hielt inne. Der Schmutz klebte an mir – eine Dusche wäre eine bessere Idee als zuerst die Salbe darauf zu verteilen.
 

Ich zog mir frische Sachen aus dem Schrank und schlich zur Tür. Ob das nun Zimmerarrest war oder nicht – keine Ahnung. Kid war schon sauer, daher wollte ich das nicht noch weiter auslasten. Vorsichtig öffnete ich die Tür. Die musste natürlich quietschen. Keiner in Sicht.

Obenrum immer noch im BH hastete ich zum Bad, schloss die Tür schnell hinter mir und sperrte ab. Meine eigene Tür fiel lauter ins Schloss.

Da ich dagegen sowieso nichts mehr machen konnte, zog ich mich aus und stellte mich gleich unter die Dusche. Das Wasser brannte etwas auf der aufgeschürften Haut. Ich schrubbte mir eilig den Schmutz und das wenige Blut ab und wusch meine Haare. Ich trocknete mich danach ab und rubbelte meine Haare annähernd trocken. Mit einer Bürste zähmte ich sie wieder und grinste mein Spiegel-Ich an.

Ich zog Shirt und Hose an und putzte die Schuhe. Meine schmutzige Kleidung tat ich zu den anderen Sachen. Das Fenster machte ich auf, nahm die sauberen, aber leicht feuchten Schuhe und ging zurück. Ich wollte mich nur noch ins Bett fallen lassen.
 

„Hab ich nicht gesagt, du sollst in dein Zimmer gehen?“, brummte ein zwei Meter großer Rotschopf auf einem Holzstuhl.

Vor Schreck ließ ich meine Schuhe fallen und meine Hand wanderte zu meinem Herz. Es pochte wie verrückt und drohte meine Brust zu zerbersten. Ich schnaubte.

„Ich war nur duschen“, brachte ich heraus.

„Ich hab gesagt, du sollst in dein Zimmer“, er stand von dem Stuhl auf.

„Aber…“

„NEIN! Auf dein Zimmer heißt auf dein Zimmer“, knurrte er.

Bedrohlich kam er näher. Also doch Zimmerarrest. Da konnt ich ja jetzt auch nichts mehr dagegen sagen. Egal was. Es hatte kein Gewicht.

„Du hast dich verletzt, weil du nicht das getan hast, was man dir sagt“, er blieb vor mir stehen, „ich kann es nicht verantworten, wenn dir was passiert.“

Verwirrt drehte ich den Kopf.

„Ich muss mich um meine Mannschaft kümmern“, erklärte er, „du bist nicht irgendwas besonderes.“

Mein Mund öffnete sich und blieb offen stehen.

„Vielleicht in der Hinsicht, dass du das einzige Mädel an Bord bist“, streckte er mir die Zunge raus.

Gut, was erwartete ich eigentlich. Ich war eine Sklavin. Ein Mensch, den man üblicherweise herum schubste und nichts anderes. Ein Niemand. Ein Nichts.

„Was geht schon wieder in deinem kleinen Köpfchen vor?“, fragte er neugierig.

„Soll ich jetzt hier bleiben bis ich schwarz bin?“, ich schlurfte an ihm vorbei und ließ mich auf das Bett fallen, „meinetwegen.“

„Nein, ich brauch dich morgen“, ich hörte etwas Verführerisches heraus, „du liegst da grad gut.“

Stöhnend drehte ich mich um und sah ihn an. Er musterte mich von oben bis unten. Seine Blicke zogen mich schon wieder aus.

„Ich bin müde. Darf ich noch schlafen, wenn ich schon hier bleiben muss?“

„Ich hab gesagt, ich brauch dich morgen.“

„Das hab ich überhört. Ich bin müde“, ich drehte mich auf die Seite und wickelte mich in die Decke, „keine Sorge ich bleib hier, ich renn heut nicht mehr weg.“„Wenn du dich verletzt mach ich mir sorgen. Wenn du dich ernsthaft verletzt hättest, wäre niemand da gewesen. Du bist noch kein Kämpfer, du bist eine Anfängerin und noch ungeübt.“

„Danke, das baut mich auf und hilft mir total“, murmelte ich.

Meine Augen hatte ich schon geschlossen und versuchte zu schlafen. Mir war gerade egal, dass er noch dort stand und eigentlich mein Käpt´n war. Autorität ade.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rinnava
2017-03-01T21:49:32+00:00 01.03.2017 22:49
gutes kapi :)
Lg Rin


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