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The decisions we make

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Disclaimer: I do not own Naruto. All rights belong to Masashi Kishimoto! Komplett anzeigen

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dangerous knowledge

Der Abschied fiel ihr noch schwerer als letztes Mal, wollte sie doch weiterhin die kleinen Berührungen und gelegentlichen Worte Itachis empfangen, wann immer es ihr beliebte. Doch in demselben Moment entging ihr nicht die Tatsache, dass sie sich ihrem alltäglichen Leben widmen musste. So sehr sie sich auch danach sehnte, gänzlich ihre Zeit mit Itachi verbringen zu können, musste sie sich auch ihren Verpflichtungen gegenüber Konoha stellen. Es war ungerecht, aber sie hatte sich dieses Leben ausgesucht, als sie sich für den älteren Uchiha und gegen ein geregeltes Leben entschieden hatte. Denn in diesem Augenblick wurde ihr erst richtig bewusst, was es bedeute, ein solch zwiegespaltenes Leben zu führen. Niemals würde ihr Privatleben zu ihrer Arbeit als Untergebene Konohas passen. Zumindest nicht zur Zeit, wo alles so kompliziert war. Und niemals könnte sie mit ihrem Geliebten zusammen durch die Straßen Konohas schlendern, wie es so viele Paare taten. Es würde immer eine gewisse Distanz zwischen ihrer Liebe und ihrem Heimatdorf bestehen, wenn sich der derzeitige Zustand nicht ändern würde.

Es war nicht ihre Absicht, einen Groll gegen die Ältesten zu hegen. Und doch tat sie es. Mit solch einer Passion, dass es beinahe schaurig war. Danzou jedoch würde niemals in ihrem Ansehen steigen. Besonders seine Rolle verabscheute sie in dem Massaker von vor so vielen Jahren. Ihr war bewusst, dass alle nur zum Wohle des Dorfes gehandelt hatten – oder dies jedenfalls dachten, getan zu haben – und doch konnte die Rosahaarige nicht umhin daran festzuhalten, dass es noch einen anderen Weg gegeben haben musste.

Auch war es ihr unbegreiflich, wie diese alten Leute, ohne jeden Anflug von Reue oder Schuld, ihr genehmes Leben weiterführen konnten. Der Sandaime hatte wenigstens den Anstand besessen, Schuld zu empfinden. Sei es dem Uchiha-Clan gegenüber oder Itachi selbst, oder Sasuke. Dem kleinen Jungen, dem sie damals die Familie genommen hatten. Seine ganze Familie.

Noch ehe Sakura das große Tor Konohagakures erreicht hatte, hatte sich die Wut in ihrem Inneren zu einer hochexplosiven Mischung geschürt, die jeden Augenblick hochzugehen drohte. Hai, sie war wütend, mehr als wütend – fuchsteufelswild. Und sie konnte rein gar nichts gegen die Enttäuschung tun, die sich in ihrem Herzen einzunisten versuchte. Mit Erfolg, wie es schien, denn als sie ihr Heimatdorf betrat, hielt sie direkt auf den Hokage-Turm zu. Würdigte die Wachen nicht eines Blickes, als sie sie mit einem kurzen Kopfnicken begrüßten, ignorierte die Rufe ihres Namens, die durch die Straßen hallten, während sie über die Dächer hinwegsprang, als würde der Teufel höchstpersönlich hinter ihr her sein.

Erst, als sie vor dem Büro des Hokage angelangt war, erlaubte die Haruno es sich kurz durchzuschnaufen und ihre Gedanken ein letztes Mal zu sammeln. Auch, wenn das in ihrem derzeitigen Zustand eine äußerst schwierige Angelegenheit darstellte.

Als sie jedoch am Rande ihrer Wahrnehmung bemerkte, das außer der Godaime noch ihr ganzes ANBU-Team, sowie das ehemalige Team Kakashi und Jiraiya anwesend waren, ahnte die junge Frau bereits, was in dem Raum hinter den schweren Holztüren vor sich ging. Mal abgesehen davon, dass es alles Menschen waren, die ihr besonders am Herzen lagen, arbeitete sie auch oft, wenn nicht immer, mit ihnen zusammen. Es handelte sich bei den Anwesenden also um Leute, die ihr besonders nahe standen und die sich um sie sorgten. Dass sie nun alle an ein und demselben Ort versammelt waren, wenn sie das Dorf betrat, konnte kein Zufall sein. Zumindest nicht nach Sakuras Auffassung.

Mit einer kleinen Menge an Chakra, stieß die Rosahaarige die Türen zu Tsunades Büro auf, sodass diese sich knarzend zur Seite schwangen. Und sie hatte sich nicht geirrt. All ihre derzeitigen und ehemaligen Teammitglieder standen um den großen Schreibtisch herum verteilt, während Jiraiya hinter ihrer Shishou stand und dieser über die Schulter blickte.

Langsam schritt sie in den Raum hinein, wobei sie abschätzend von Shikamaru und Kakashi gemustert wurde. Naruto allerdings hieß sie mit einem mittel-breiten Grinsen willkommen. Doch was Sakura zu verwundern schien, war, dass Neji sich kein Stück bewegte, sich nicht zu ihr umdrehte und ihr einen seiner durchdringenden Blicke zuwarf, wie er es sonst zu tun pflegte.

Die Haruno nahm an, dass sie es entweder schon wussten, woher sie kam, oder sich hier versammelt hatten, um zu erfahren, was hier vor sich ging. Allerdings sprachen Shikamarus und Kakashis Blicke gegen die letzte Möglichkeit. Ihre Blicke waren forschend, suchten nach jeglichen Anzeichen von Verletzungen oder auch nur nach negativen Gefühlen, die sich auf ihrem Gesicht und in ihren Augen widerspiegeln könnten. Und die junge Kunoichi wusste, sie würden so etwas nicht finden.

»Schließ bitte die Tür hinter dir, Sakura«, vernahm sie die helle Stimme ihrer Mentorin. Mit einem Stirnrunzeln kam sie der Aufforderung nach, ließ die Türen jedoch unsanft ins Schloss fallen. Sie hatte im Moment nichts für Umsicht übrig.

Zufrieden mit der Ausführung ihrer Bitte, fragte die Blondine: »Wie ist deine Mission verlaufen? Irgendwelche Probleme?«

Bevor die Rosahaarige jedoch antwortete, fand ihr Blick den von Naruto und hielt ihn für ein paar Sekunden fest. »Iie.«

»Hast du neue Informationen sammeln können?«, fragte die Godaime nach.

Noch während die Blondine sprach, ließ die Haruno die Tasche von ihrer Schulter gleiten, die sie sich mitgenommen hatte, und legte die Schriftrollen, die jede gesammelte Information bezüglich Akatsuki und ihre Pläne beinhaltete, schweigend auf den Schreibtisch – vor den Hokage.

Der stechende Blick Tsunades schien die junge Frau vor ihr beinahe zu versengen, als sich ihre Stimmlage verdunkelte: »Hast du mir etwas zu sagen, Sakura?«

»Wusstest du es?« Ihr Gesicht verriet nichts von ihrem inneren Aufruhr, dafür aber hatte ihre Stimme einen solch beißenden Ton angenommen, dass es alle Anwesenden erschreckte. Noch nie hatten sie die junge Frau so wütend erlebt. Und noch nie hatte sie solch einen Ton in Gegenwart ihrer Shishou eingesetzt. Immer hatte sie sie als eine Respektsperson behandelt, wie es sich für eine brave Schülerin gehörte. Doch in diesem Augenblick war es ihr schlicht und ergreifend gleichgültig, wie irgendjemand von ihr dachte. Sie ließ ihren Gefühlen und Emotionen freien Lauf, und dies spiegelte sich auch in ihren so lebhaft funkelnden Iriden wider.

 

Tsunade konnte ebenfalls nicht umhin Zorn zu empfinden, dass ihre Schülerin und enge Vertraute ihr zutraute, wichtige Zusammenhänge bezüglich des Uchihas vorzuenthalten. Doch im nächsten Atemzug konnte sie Sakuras Gefühlslage auch verstehen, denn sie empfand im Moment all das, was Uchiha Itachi wohl all die Zeit empfunden hatte. Doch im Gegensatz zu dem Uchiha ließ die Rosahaarige es nicht einfach auf sich beharren und ließ den Dingen seinen Lauf.

Es war eine verzwickte Angelegenheit, in die sie sich dort alle einmischten. Dies war eigentlich eine Sache, die nur die Ältesten, Danzou und Itachi etwas anging. Und trotzdem konnte die Godaime nicht umhin Schuld und Reue zu empfinden, wenn sie an die Ungerechtigkeit dachte, die dem älteren der Uchiha-Brüder widerfahren war. Wie sollte sie ein Dorf führen, das seine eigenen Leute verriet und sie zum Sündenbock machte, während die Obrigkeiten, die dachten dieses Dorf führen zu dürfen, ihr tadellos makelloses Leben einfach so weiterführen durften? Mal davon abgesehen, dass Tsunade diese alten Blindschleichen von vornherein nicht leiden konnte – was, ganz offensichtlich, auf Gegenseitigkeit beruhte –, kam ihr das Aufdecken der Wahrheit über das Uchiha-Massaker ganz gelegen.

Mit einem müden Seufzen erklärte die Blondine: »Ich habe erst Nachforschungen angestellt, als du mir von deinen Zweifeln erzählt hast. Erst in den privaten Aufzeichnungen des Sandaime habe ich die Wahrheit gefunden. Andererseits gab es keine weiteren Aufzeichnungen, aber das ist verständlich, immerhin wollte niemand, dass es jemals ans Licht kommt.«

»Weißt du alles?«, fragte Sakura skeptisch nach.

»Was meinst du mit ›alles‹?«, erwiderte Tsunade mit leicht verengten Augen, während die Haruno sich vorbeugte, bis sie sich mit ihren schwieligen Händen an der Arbeitsfläche des Schreibtisches abstützen konnte. Normalerweise hätte jeder diese Position als Herausforderung aufgefasst, doch die Godaime hielt sich in ihrer Reaktion zurück. Sie wusste, dass die Rosahaarige wütend war, und verletzt, und enttäuscht. Und sie wusste auch, das all diese Emotionen nicht gegen sie gerichtet waren. Deswegen ließ sie es schweifen und lauschte den folgenden Worten gebannt.

»Ich meine: Weißt du, wer genau darin verstrickt ist? Wer ihm die Befehle erteilt hat? Wie es so weit kommen konnte? Weißt du, dass Shimura Danzou Uchiha Shisuis Sharingan gestohlen hat, bevor dieser Selbstmord begangen hat? Weißt du, dass es nicht nur Itachi war, der das Massaker durchgeführt hat? Weißt du das?« Sakuras Stimme triefte nur so vor unterdrückter Wut, und Tsunade bemerkte , dass sie sich allmählich nicht mehr zurückhalten konnte.

Selbst wenn sie es nicht hören oder sehen konnte, spürte die Blondine, dass alle Anwesenden nach Luft schnappten oder sie entsetzt anhielten. Nicht einmal Naruto äußerte sich in seiner sonst so offensichtlichen Verhaltensweise zu dem Gehörten.

Kakashi war der erste, der sich anmaß etwas zu sagen: »Hat er dir das gesagt?«

Mit einem Blick über die Schulter entgegnete Sakura: »Er hat es mir gezeigt.«

»Gezeigt? Wie?«, fragte Naruto mit großen Augen nach, »Oh, nicht schon wieder!«

»›Schon wieder‹? Was ›nicht schon wieder‹?«, mischte sich nun auch Shikamaru in das Gespräch ein.

Nun meldete sich die Godaime erneut zu Wort, um Narutos offensichtlich wenig schonende Antwort abzumildern: »Itachi hat wohl die Angewohnheit, Sakura in das Tsukuyomi zu entführen, wenn es nötig sein sollte. Oder wann immer es ihm beliebt.«

»Dieses Mal jedoch«, konkretisierte die Rosahaarige, »hat er es benutzt, um mir seine Erinnerungen zu zeigen. Kurz vor dem Putsch, während des Massakers und kurz danach, als er dem Sandaime das Versprechen abrang, dass Sasuke in Konoha in Sicherheit sein würde.«

Kakashi regte sich. »Ich erinnere mich. Uchiha Itachi und sein Partner, Hoshigaki Kisame, haben kurz nach dem Tod des dritten Hokages, dem Dorf ein Besuch abgestattet. Angeblich waren sie schon dort hinter Naruto her.«

»Es hätte sich aber auch um eine Art Abschreckungstechnik handeln können«, warf Jiraiya zum ersten Mal ein, »Wenn es so war, wie Sakura eben beschrieben hat und Itachi dieses Versprechen nur im Beisein des alten Mannes geäußert hat, könnte er hier gewesen sein, um die Ältesten und Danzou daran zu erinnern, dass er noch immer über Sasuke wacht.«

»Itachi hat auch Danzou gedroht, dass wenn er Sasuke auch nur ein Haar krümmen würde, würde er sich nicht nur an ihm, sondern an dem ganzen Dorf rächen«, erklärte die Haruno, »In diesem Punkt war er ziemlich deutlich.«

»Und nun ist Sasuke weg«, sagte Naruto niedergeschlagen, »Wieso hat er sich nicht gerächt, als er zu Orochimaru gegangen ist? Als wir ihn nicht aufhalten konnten?«

Shikamaru ließ ein müdes Seufzen verlauten. »Weil es Sasukes Entscheidung gewesen war zu Orochimaru zu gehen. Wir haben schließlich versucht, ihn zurückzubringen. Mehrmals.«

»Und wir haben es immer noch nicht geschafft, dattebayo!«, rief der Uzumaki aus, während er im Raum herumtigerte.

Tsunade wusste, dass es den Blonden noch immer schmerzte, dass Sasuke damals das Dorf verlassen hatte, doch wenn sie die ganzen Ereignisse richtig kalkulierte, konnten sie es vielleicht schaffen, dass sich die beiden Uchiha-Brüder aussprechen und es hinter sich lassen konnten. Die Blondine würde es sehr begrüßen, wenn sie beide Erben des Uchiha-Clans nach Hause bringen könnte. Fragte sich nur, was Itachi geplant hatte. Denn, dass er etwas vorhatte, das stand fest. Ein Mann wie Uchiha Itachi hatte immer einen Plan.

»Da ist noch etwas«, verkündete die Haruno, »Ich hab Itachis Augen geheilt.«

»Das war zu erwarten«, nickte die Godaime seufzend ab. Zu diesem Zeitpunkt machte ihr diese Tatsache nichts mehr aus, wusste sie nun, dass der ältere Uchiha mit ihnen zusammenarbeitete.

Einen jungen Mann schien es jedoch besonders zu kümmern, beachtete man, wie sich sein ganzer Körper versteifte und er beinahe zur Salzsäule erstarrte. Er hatte sich bis jetzt noch gar nicht zu diesem Thema geäußert, was normalerweise nicht unbedingt unüblich gewesen wäre. Doch da es sich dabei auch um Sakuras Zukunft drehte, sollte Itachi zurück ins Dorf aufgenommen werden, beobachtete ihn die Blondine ganz besonders genau. Denn sie ahnte, dass ihr der Hyuuga-Bengel noch so einigen Ärger bescheren würde.

Doch vorerst musste sich Tsunade um Sakuras Wohlbefinden sorgen. Ihre erste Untersuchung stand an, nun, da die Godaime davon ausgehen musste, dass die junge Frau und der Uchiha auch auf sexueller Ebene miteinander verkehrten. Sie wusste, dass ihre Schülerin immer gewissenhaft ihren Untersuchungen nachkam und regelmäßig im Krankenhaus auftauchte. Aber die Blondine wollte sich selbst davon überzeugen, das alles in Ordnung war. Sie hatte keinerlei Zweifel daran, dass Itachi sie gebührend behandeln würde, aber sie wusste auch, dass einige Shinobi auf recht ausgefallene Art und Weise ihr Liebesleben pflegten. Zwei solcher Exemplare befanden sich zudem gerade in ihrem Büro – nun ja, zwei, von denen sie wusste. Sie verurteilte niemanden, aufgrund seiner sexuellen Vorlieben, doch Shinobi neigten im Allgemeinen nicht dazu, besonders einfühlsam vorzugehen. Und da sie sich darüber bewusst war, dass die rosahaarige Kunoichi noch Jungfrau gewesen war, als sie zu diesem Kurztrip aufgebrochen war, wollte sie auf Nummer-sicher gehen.

Mit einem abschließenden Blick in die Runde erklärte Tsunade dann: »Gut, da das jetzt alles geklärt wäre, raus mit euch allen. Geht trainieren oder was auch immer. Sakura, ich erwarte dich in einer Stunde im Krankenhaus. Deine erste Untersuchung steht an.«

Der bedeutungsschwangere Blick, den sie der jungen Frau zuwarf, ließ außerdem verlauten, dass sie jedes noch so kleine Detail ihres kurzen Ausfluges erfahren wollte. Sei es noch so bedeutungslos, Tsunade wollte es in Erfahrung bringen. Sie wollte über alles den Überblick behalten, sollten sie sich in naher Zukunft dazu entscheiden, Schritte gegen die Obersten in Konoha einzuleiten. Aber wie zuvor, war sich der Hokage sicher, das sich alles fügen würde. Alles würde sich fügen.

 

Erst als bereits alle außer Sichtweite waren, die sich zuvor in dem geräumigen Büro des Hokage getummelt hatten, fiel ihr auf, dass der Dunkelhaarige neben den schweren Holztüren lehnte. Doch entgegen seiner sonst so entspannten, meditativen Haltung konnte sie deutlich erkennen, dass ihn etwas zu verärgern schien. Oder ihn zumindest kümmerte, denn die angespannten Arme, die er vor seiner breiten Brust verschränkt hatte, stachen deutlich hervor. Niemand hätte in solch einer Situation übersehen oder leugnen können, dass Etwas dem hoch-angepriesenen Hyuuga-Sprössling nicht in den Kram passte. Und die junge Frau arbeitete bereits seit zwei Jahren eng mit ihm zusammen. Wie hätte sie solch einem Verhalten entgehen sollen, wenn das Ärgernis offensichtlich etwas mit der Tatsache zu tun hatte, dass sie mit einem Nukenin verkehrte.

Sakura kannte Neji; er war einer ihrer engsten Vertrauten. Sie konnte sich ausnahmslos auf ihn verlassen, handelte es sich um eine professionelle oder private Angelegenheit, sie konnte immer zu ihm gehen und um Rat fragen. Sie konnte ihm alles anvertrauen, ohne befürchten zu müssen, dass es am nächsten Tag Thema des öffentlichen Klatsch und Tratsches in Konohagakure wurde. Er war eine wichtige Bezugsperson mit rationalem Denkvermögen, introvertiert und doch scheute er keine Menschenmassen. Er trug sein Herz nicht auf der Zunge wie Naruto, war allerdings auch nicht so verschlossen wie Kakashi, oder gar Sasuke.

Sie liebte diesen Mann, auf ihre ganz eigene Art und Weise. Wie sie all ihre Freunde und Familienmitglieder liebte. Und es schmerzte sie mitansehen zu müssen, wie er sich zunehmend vor ihr verschloss. Er hatte zuvor nicht ein Wort gesprochen, und die Haruno wusste, es war wegen ihr. Er war keinesfalls umsichtig, auch wenn Außenstehende es so auffassen könnten. Iie, Neji war enttäuscht. Schlimmer als je zuvor.

Hatte sie gedacht, ihr Gespräch auf dem Trainingsplatz vor ein paar Monaten war hart gewesen, so würde sie nun ihr blaues Wunder erleben, da bestand kein Zweifel.

Und sie verstand es.

Sie wäre genauso verletzt, wären ihr Rollen vertauscht. Aber das waren sie nun einmal nicht.

Dass er nun hier stand und darauf wartete mit ihr in Ruhe reden zu können, war verständlich. Und genau aus diesem Grund scheute Sakura auch nicht die Konfrontation mit dem jungen Mann.

»Kein Wort?«, fragte die Rosahaarige nach, als sie schon eine Weile schweigend im Flur standen. Noch nicht einmal ansehen konnte er sie.

Dann, endlich, konnte sie seine dunkle Stimme vernehmen: »Du scheinst nicht viel Wert auf meine Meinung zu legen.«

Die Wut, die sie zuvor noch allzu sehr in ihrem Inneren rumoren hatte spüren können, bahnte sich ob seiner Worte einen Weg an die Oberfläche. Sie waren so einschneidend und eindeutig, dass es Sakura nicht verhindern konnte, ihren wirbelnden Gefühlen mittels eines verärgerten Schnaubens Platz zu machen.

»Es ist nicht so, dass ich es dir nicht erzählen wollte«, verteidigte sich die junge Kunoichi, »Ich konnte es nur eben nicht.«

»Ich weiß, dass du niemandem etwas verraten durftest«, erwiderte er mit seltsam ruhiger Stimme, »Ich frage mich nur die ganze Zeit, wie man alle, die einem in irgendeiner Art und Weise nahestehen, so belügen kann. Ich wusste, dass etwas faul sein musste. Aber erst, als du diesen Kurzurlaub angetreten bist, habe ich mir Gedanken gemacht. Davor gab es nur diesen einen Wendepunkt, der mich an unserer Freundschaft hat zweifeln lassen.«

Sie war sich nicht sicher, aber sie glaubte, dies war das erste Mal, dass sie Neji so viel an einem Stück hatte reden hören. Sonst drückte er sich immer sehr direkt und bündig aus. Und sie hatte Recht gehabt, er fühlte sich verraten. Auch wenn er die Hintergründe hinter ihrem Handeln gehört und verstanden hatte, konnte er seine Gefühle nicht gänzlich unterdrücken. Das konnte niemand.

»Du weißt, warum ich so gehandelt habe«, erklärte sie mitfühlend, »Ich bin mir sicher, dass Shishou es euch bereits mitgeteilt hat. Ich habe mich verliebt, Neji. Und wenn ich den Befehl bekomme, den Mann zu schützen, und sehen zu dürfen, der mir all diese wundervollen Gefühle bereitet, dann ergreife ich die Möglichkeit. Sei er ein Zivilist, Shinobi oder Ausgestoßener. Du weißt, dass Itachi nur Befehle befolgt hat, als er seine Familie tötete. Was hättest du an seiner Stelle getan? Die Mission abgelehnt? Hättest du das in solch einer Situation tun können? Riskieren können, dass ein vierter Ninja-Weltkrieg ausbricht? Denk nach, Neji, auch du hättest so gehandelt, nicht wahr? Wenn du viele Leben damit hättest retten können?«

Als er sich abrupt von der Wand abstieß, an die er bis eben noch vermeintlich entspannt gelehnt hatte, spannte sich auch Sakuras Körper an und wappnete sich vor Nejis nächsten Worten. »Sakura, eines solltest du begreifen: Die Hyuuga sind keinesfalls wie die Uchiha. Sie waren korrupt und haben sich mutwillig vom Rest des Dorfes abgeschottet. Sie haben ihren Untergang selbst über sich gebracht!«

»Weißt du, wie du dich gerade anhörst, Neji? Wie ein verbitterter alter Mann. Genau genommen, klingst du wie dein Onkel. Denn wir wissen doch beide, dass der Uchiha-Clan in Kriegszeiten ein unverzichtbares Gut für Konohagakure darstellte, nicht wahr? Erst seit dieser Clan nicht mehr existiert, hat der Hyuuga-Clan an Macht gewonnen und wird als der stärkste in Konoha angesehen.« Sie wusste, dass ihre Aussage ein niederträchtiger Versuch gewesen war, Neji eins auszuwischen. Und sie wusste ebenfalls, dass es ihn verletzen würde, so etwas Einschneidendes von ihrer Person zu hören.

Normalerweise versuchte sie der Frage, welcher Clan der stärkste in Konoha sei, so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Allgemein hielt sie sich aus solchen Angelegenheiten heraus. Denn genau wie ihre Shishou verabscheute sie es, sich mit Clan-Angelegenheiten auseinanderzusetzen. Sie war mit der Politik der einzelnen großen Dörfer und Nation bestens vertraut – dank ihres Unterrichts bei Tsunade –, doch jede Partei reagierte meist empfindlich, wenn man etwas zu verändern versuchte. Sei es zum Guten oder zum Schlechten, sie sträubten sich immer dagegen. Und das machte es auch so anstrengend mit den einzelnen Oberhäuptern zu kommunizieren. Sie waren stur und kamen einem kaum, wenn überhaupt, entgegen. Hai, sie wollten nur das Beste für ihren Clan oder ihre Nation, aber man musste manchmal auch einstecken, um etwas zurückzubekommen. Das allerdings sahen nicht viele ein, weshalb es immer mal wieder zu Meinungsverschiedenheiten, wenn nicht Kämpfen, kam.

 

Nun hatte sie es vollends geschafft, ihn von sich zu stoßen, als wäre er nichts weiter als ein »verbitterter alter Mann«, der nichts als die Hyuuga allein in den Himmel lobte. Als würde er jeden außerhalb dieses Clans verachten, so wie er es mit den Uchiha tat.

Dabei machte er sich nur Sorgen um sie; was dieses Vorhaben mit ihr anstellen würde. Würde sie sich nun in eine ganz andere Person verwandeln? Eine Person, die an nichts weiter, als an einen Uchiha gebunden war? Ihm blind vertraute, als wäre er Kami selbst? Denn sie war auf einem guten Weg dorthin. Sie wollte ihm helfen, das war verständlich. Doch ohne zweite Meinung hatte sie ihm jedes einzelne Wort geglaubt, welches er ihr vorgesetzt hatte. Nach Nejis Meinung war sie längst zu einer seiner Marionetten geworden, die er lediglich mithilfe einer kleinen Bewegung des Handgelenks befehligen konnte. Was war aus der Frau geworden, die erst einmal alles hinterfragte, bevor sie sich eine eigene Meinung bildete?

Mit verengten Augen wandte sich der Dunkelhaarige letztendlich doch seiner Gesprächspartnerin zu. »Was ist nur mit deiner Loyalität zu Konoha geworden, Sakura?«

»Wie kann ich unter einer Führungsebene arbeiten, die einen Unschuldigen dazu verleitet hat, seine Familie zu töten?«, zischte sie gemeingefährlich.

»Diese Familie hat versucht, den Hokage zu stürzen«, wies Neji sie zurecht.

Abfällig schnaubend entgegnete die Rosahaarige: »Und was ist mit all den Kindern? Oder Shinobi und Mitgliedern des Clans, die nicht so dachten wie die Clan-Ältesten oder das Clan-Oberhaupt? Wer sagt denn, dass Itachi der Einzige war, der die Pläne des Clans ablehnte? Nicht jeder ist fähig zu solch einer Tat, Neji. Ist es nicht auch in deinem Clan so, dass das Haupthaus über das Nebenhaus bestimmt? Was wäre, wenn sich Hiashi-sama dazu entscheiden würde, den Hokage zu überwerfen?«

»Wir sind nicht die Uchiha!«, erklärte der Hyuuga röhrend.

»Aber ihr hättet in dieser Situation stecken können!«, hielt Sakura nicht minder wütend dagegen.

Um sich wieder zu beruhigen, holte der Dunkelhaarige einmal tief Luft, massierte seine Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger. »Es wurde damals vom dritten Hokage beschlossen, dass der Uchiha-Clan ausgelöscht werden musste.«

»Und genau da liegst du falsch! Du kanntest Sandaime-sama, er hätte freiwillig niemals solch einer drastischen Maßnahme zugestimmt, wäre er nicht unter Druck geraten und hätte auf die Schnelle keinen anderen Ausweg gesehen. Er hat Itachi darum gebeten, ihm Zeit zu verschaffen, damit er sich etwas überlegen konnte. Danzou und die Ältesten jedoch haben auf ihn eingeredet, sodass er letztlich doch eingeknickt ist. Sie wollten die Uchiha auslöschen, weil sie zu mächtig wurden. Anstatt eine Co-Existenz anzustreben, haben sie es sich leicht gemacht und einen dreizehn-jährigen Jungen, der mitten unter ihren Feinden aufgewachsen war, dazu getrieben jeden einzelnen von ihnen auszulöschen. Ist das vielleicht gerecht?«

Als sie auch nach einigen Augenblicken keine Antwort erhielt, fuhr sie aufgeregt fort: »Itachi hat die Bandbreite der Konsequenzen begriffen und abgewägt, welches Übel das Größere wäre. Er hat sich dazu entschieden gegen seine Familie vorzugehen, weil er Konoha liebt – noch immer. Er beschützt uns noch immer, indem er die ganzen Geheimnisse, die Konohagakure hütet, für sich behält. Denk nach, Neji! Er war auch ein ANBU-Mitglied. Denk nur daran, was es für einen Schaden anrichten würde, wenn wir gegen Konoha rebellieren würden. Es würde Konoha, und die ganzen Menschen, sowohl Shinobi, als auch Zivilisten, die hier leben, zerstören. Er tut es nicht, er hilft uns noch zusätzlich, indem er uns Informationen bezüglich Akatsuki zukommen lässt. Jedes Mal, wenn er sich mit mir trifft, stellt es ein enormes Risiko dar, erwischt zu werden. Würde jemand, der Konoha nicht gänzlich untergeben wäre, so etwas tun? Sein eigenes Leben aufs Spiel setzen, um teilweise wildfremde Menschen zu beschützen?«

»Vermutlich nicht, iie«, gab Neji sich letztendlich geschlagen. Der rationale Teil in seinem Inneren wusste, dass sie recht hatte – dass Tsunade recht hatte, dagegen vorzugehen –, doch sein emotionaler Teil, sein Herz, hatte sich an die Rosahaarige gebunden, konnte nicht so einfach von ihr ablassen. Nicht von jetzt auf gleich.

Müde seufzend sagte die junge Frau vor ihm: »Ich verstehe deine Differenzen mit dem Uchiha-Clan, aber ich bitte dich darum, meine Beziehung zu Itachi wenigstens zu akzeptieren. Du musst sie keinesfalls tolerieren, aber ich werde so schnell nicht von diesem Mann ablassen, weswegen deine Abneigung nur zunehmend belastend für unsere Freundschaft wäre.«

»Willst du mir damit sagen, dass du die Freundschaft zu mir für diesen Nukenin beenden würdest?«, fragte Neji verärgert nach.

»Iie«, verneinte Sakura sogleich kopfschüttelnd, »Demo du bist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben, Neji. Du bist mein Teamleiter, du bist mein Freund. Ich weiß, ich kann mich in jeder Situation auf dich verlassen. Aber wenn du jedes Mal feindlich gegen Itachi reagierst, werde ich nicht mehr über ihn sprechen können. Und ich möchte über jede Lebenslage mit dir sprechen können. Das ist mir wichtig. Ich lege sehr wohl Wert auf deine Meinung, Baka.«

Zu hören, dass sie sich nicht von ihm abwenden würde, ließ ihn ungewollt aufatmen. Er hatte gar nicht bemerkt, dass es ihm so schwer auf dem Herzen lastete, diese Versicherung von ihr zu bekommen. Und, ohne, dass er es großartig registrierte, hatte er die junge Frau schon in seine Arme gezogen und sie fest an sich gedrückt. All die Wut und Verärgerung fiel von ihm, wie eine untragbare Last auf seinen Schultern.

 

Die Zuneigung, die Neji ihr gerade entgegenbrachte, erstaunte die Haruno ein wenig, wurde allerdings schnell von Freude und Zufriedenheit übermannt. Endlich hatten sie diese Meinungsverschiedenheit aus der Welt geschafft. Es erleichterte sie zunehmend, dass sie nun ohne Geheimnisse voreinander zusammenarbeiten und leben konnten.

 

* * *

 

Durch das lange Gespräch, welches sie mit Neji geführt hatte, hatte sie nicht noch einmal die Zeit gefunden, ihre Sachen zuhause abzuladen. Dies ist auch der Grund, warum sie nun mit einer relativ großen Tasche ins Krankenhaus spazierte, um ihrem ersten Termin bei Tsunade nachzukommen.

Als sie sich jedoch am Empfangstresen danach erkundigen wollte, in welchem Untersuchungsraum die Godaime zur Zeit praktizierte, kam ihr schon ein nur allzu bekanntes Gesicht in weißem Kittel und hohen Schuhen entgegen, die die Beine der Frau nur noch mehr zur Geltung brachten als ohnehin schon. Zudem waren ihre langen, blonden Haare in einem komplizierten Knoten am Hinterkopf befestigt, was sie noch schöner aussehen ließ, als sie natura schon war. Mit ihren baby-blauen großen Augen und den zarten Gesichtszügen stellte Yamanaka Ino sowieso schon jede Frau, die auch nur neben ihr stand, in den Schatten. Mit Leichtigkeit.

»Breitstirn«, erkannte sie Sakura an, während sie irgendwelche Formulare auf einem Klemmbrett ausfüllte, »Wie ich höre, hast du dich unbemerkt aus dem Dorf geschlichen.«

Seufzend berichtigte Sakura sie: »Es war ein Kurzurlaub, Ino-Tussi. Es war von Tsunade abgesegnet.«

»Ein Kurzurlaub? Wozu? Du hast in letzter Zeit kaum im Krankenhaus gearbeitet«, hielt die Blondine dagegen. Noch immer erledigte sie nebenbei den Schreibkram, hatte noch nicht einmal aufgesehen.

»Vielleicht nicht im Krankenhaus, aber falls es dir entfallen sein sollte, Ino-Tussi, gehöre ich der ANBU an. Ich habe auch noch andere Verpflichtungen als das Krankenhaus.« Dies ließ ihre langjährige Freundin verstummen. »Im Grunde genommen ist es egal. Ich darf sowieso nicht mit dir über meine Missionen reden, denn wie du sicherlich weißt, sind die meisten davon S-Rank-Missionen – streng geheim also.«

Die Roshaarige wusste genau, wie sie Ino provozieren musste, um sie das Klemmbrett auf den Tresen scheppern zu lassen und funkelnd herumzuwirbeln. Und die Yamanaka enttäuschte sie auch dieses Mal nicht. Ihr Gesicht war immer das Beste an der ganzen Sache. Die großen, hellen Augen wütend verengt und die Stirn in Falten gelegt, die Augenbrauen verärgert zusammengezogen und der rot-bemalte Mund zu einer geraden Linie zusammengepresst. Einfach herrlich.

Es war so einfach, Ino zur Weißglut zu treiben, besonders, wenn sie schon einige Zeit im Krankenhaus verbracht hatte und sowieso schon etwas gestresst wirkte. Noch einfacher war es für Sakura, weil sie die Yamanaka schon den Großteil ihres Lebens kannte, wusste, welche Knöpfe sie bei ihr zu drücken hatte. Denn wie jeder wusste, war Sakura nicht dumm – ganz im Gegenteil. Sie war der Kopf, während Ino ihre weiblichen Reize zur Perfektion einzusetzen wusste. Allerdings war sich die Haruno nicht sicher, ob das gut oder schlecht war. Noch immer galt es, das herauszufinden.

»Du …«, setzte die Blondine zu einer – sicherlich – gemeinen Erwiderung an.

»Hai, hai«, winkte Sakura sie daraufhin nur ab, »Weißt du, ob Tsunade-shishou schon hier ist?«

Wütend schnaubend erklärte die Blauäugige mit verschränkten Armen: »Das werde ich dir sicherlich nicht sagen, Breitstirn.«

»Kein Problem«, sagte die Haruno schulterzuckend und wandte sich dann zu der Krankenschwester um, die hinter dem Tresen saß und neugierig die Lauscher aufgestellt hatte, »In welchem Zimmer behandelt die Godaime gerade?«

Aus ihren Gedanken gerissen, machte die Krankenschwester einen kleinen Satz auf dem Stuhl, auf dem sie saß und machte sich dann daran auf dem Schichtplan nachzugucken. »Äh, Haruno-sama, Sie haben gleich einen Termin bei Tsunade-sama im Behandlungszimmer 3.«

»Arigatou gozaimasu«, entgegnete die Rosahaarige daraufhin freundlich und lächelte der jungen Krankenschwester aufmunternd zu, »Und lassen Sie sich von dieser griesgrämigen Kuh nicht allzu sehr einschüchtern; sie mag es gern, Leute einzuschüchtern, seien es Männer oder Frauen.« Mit einem Nicken deutete sie auf die Yamanaka, welcher vermutlich schon der Rauch aus den Ohren schoss.

Dann wandte sie sich von den beiden Frauen ab und wollte bereits ins Behandlungszimmer gehen, als sie noch einmal Inos Stimme vernahm, triefend vor gemeinen Absichten: »Was ist? Hast du dir vielleicht irgendetwas eingefangen? Ach … warte, geht ja gar nicht, du bist ja noch immer Jungfrau.«

Dass vermutlich jeder im Erdgeschoss diese Aussage vernommen hatte, kümmerte Sakura in diesem Moment herzlich wenig. Sie wusste, dass es nicht stimmte. Nicht mehr. Also wandte sie sich ein letztes Mal der Blondine zu, die sie ihre beste Freundin nannte, und schmunzelte lediglich, als sie das triumphierende Lächeln langsam einem erschrockenen Gesichtsausdruck weichen sehen konnte. Ach, was für ein herrlicher Tag. Erst konnte sie ihre Ungereimtheiten mit Neji begleichen und nun war es ihr auch noch gelungen, Ino auf die Palme zu bringen. Einfach herrlich.

 

* * *

 

Als Tsunade endlich den Raum betrat, wartete Sakura bereits Oberkörper-frei auf der Liege, die in jedem Untersuchungszimmer zu finden war. Zudem konnte man auch einen gynäkologischen Stuhl erkennen, der auf der anderen Seite des Raumes gelegen war. Und Sakura wusste, warum Tsunade sich diesen Behandlungsraum ausgesucht hatte: Es war der einzige Raum im Erdgeschoss, der solch eine Vielfalt bot. Sonst hätten sie in den zweiten Stock hoch gemusst, der die Gynäkologie beinhaltete, und das wäre zu offensichtlich gewesen. Denn auch im Krankenhaus standen die Tratsch-Tanten nicht still und begnügten sich nur mit dem Gucken. Iie, hier brodelte die Gerüchteküche mindestens genauso sehr, wie im Rest von Konoha.

»Was macht ihr hier schon wieder für einen Aufstand?«, fragte die Godaime missbilligend, als sie die Kontrollliste für die Untersuchung durchging. Sakura kannte das Prozedere in- und auswendig, aber dadurch, dass Tsunade nicht mehr so oft die Zeit dazu fand Medizin zu praktizieren, musste sie immer öfter noch einmal hinsehen, damit sie keinen Fehler machte. Zudem kam das zunehmende Alter, der Hokage wurde auch nicht jünger. Auch wenn die Senju vielleicht so aussah.

Ruhig, aber amüsiert, antwortete die junge Frau: »Ino hat versucht, mich auszustechen. Dabei wissen wir doch alle, wer hier die eigentliche Granate ist, nicht wahr?«

»Tch, eingebildetes Gör«, grummelte die Blondine in ihren nicht vorhandenen Bart. »Man hat sie über den ganzen Flur kreischen hören. Ich wette, man hat sie bis in den ersten Stock gehört; hat aber auch ein Gerät, die Kleine.«

»Was du nicht sagst«, murmelte die Rosahaarige. Dann begann die Godaime mit der Untersuchung.

Während des Abhörens der Atem- und Herzgeräusche konnten die beiden Frauen nicht viel reden, sonst hätte das ihre Ergebnisse verfälscht, wenn nicht ganz zunichte gemacht. Doch als es zu den allgemein sehr persönlichen Fragen überging, holten sie das ganz schnell wieder nach. Es war ein ständiges Hin und Her. Tsunade fragte, Sakura antwortete. Wie ein Abfragetest. Und die Haruno war sich bewusst, dass Tsunade womöglich den Großteil der Fragen auf den Blättern sehr gut allein hätte ausfüllen können. Sakura ließ sich im Allgemeinen nur von drei Personen untersuchen, und die zählten gleichzeitig zu ihrem engsten Freundeskreis. Zum Einen war da ihre Shishou, Tsunade, der sie ausnahmslos vertraute. Dann war da Ino, die mittlerweile ihr Medizin-Jutsu sehr stark verbessert hatte. Sie war eine der Besten, worauf Sakura sogar ein wenig stolz war. Und dann war da noch Shizune, die, wie sie, direkt unter Tsunade studiert hatte, und der es an Erfahrung nicht mangelte. Im Gegensatz zu Shizune jedoch, hatte Sakura auch den Kampfstil Tsunades übernommen, was nicht einfach gewesen war, aber es hatte sich allemal gelohnt und ausgezahlt.

Auch dass sie selbst das Byakugou no In erweckt hatte, machte sie stolz. Es hatte sie an ihre eigenen Fähigkeiten glauben lassen. Und genau dieses Selbstvertrauen hatte sie gebraucht, um sich nicht wertlos zu fühlen.

»Gut, dann mach dich untenrum mal frei, damit wir auch das hinter uns bringen können«, orderte die Godaime professionell.

Sakura lächelte. »Was für eine charmante Art und Weise, mich danach zu fragen, mich nackt auszuziehen.«

»Hai, nicht wahr?«, spielte die Ältere der beiden amüsiert mit.

Die Haruno liebte diese Momente, in denen sie mit ihrer Shishou Späße machen konnte. Dazu gab es nicht viele Gelegenheiten, aber sie genoss sie vollends, wenn sie anstanden.

Als sie auf dem gynäkologischen Stuhl Platz genommen hatte, bemerkte sie Tsunades Blick. »Du bist ja wirklich nackt.«

Mit einem einfachen Schulterzucken erklärte sie: »Ich seh den Sinn dabei nicht, mir jetzt mein Oberteil anzuziehen, wenn ich gleich noch meine Unterwäsche und Hose wieder anziehen muss. Ist doch nur unnötiges Hin und Her.«

»Hai, hai. Wie du meinst«, entgegnete die Blondine kopfschüttelnd, »Du scheinst dich nackt sehr wohl zu fühlen.«

Wieder dieses Schulterzucken. »Ich habe nichts, wofür ich mich schämen müsste. Und da du auch eine Frau bist, ist es doch gleichgültig, oder?«

Zustimmend nickte der Hokage. »Natürlich.«

 

Tsunade bemerkte sofort die leicht bläulich-violetten Verfärbungen an Sakuras Hüften und Beinen – wie Fingerabdrücke. Sie waren kaum zu erwähnen, zumindest nicht bei Shinobi. Sie hielten viel mehr Schmerz aus. Diese kleinen Flecken jedoch waren noch nicht einmal eines zweiten Blickes würdig.

Zuallererst überprüfte die Braunäugige das Siegel, welches die Rosahaarige vor Schwangerschaften schützen würde. Dabei strich sie sanft, mit etwas Chakra in jeder ihrer Fingerspitzen, über ihren Unterleib. Das Siegel zeigte sich nach kurzer Zeit, verlöschte aber mindestens genauso schnell wieder, als Tsunade ihre Hand entfernte. Alles in Ordnung soweit.

Dann wandte sie sich dem eigentlichen Grund der Untersuchung zu. Geschlechtskrankheiten waren eine Plage, und Tsunade konnte es nicht leiden, sich um so etwas zu kümmern. Sie wollte darauf vertrauen, dass Itachi keine besaß, und hoffen, dass er sie nicht an die Haruno weitergegeben hatte. Manches konnte auch sie nicht heilen, und sie betete inständig, dass Sakura noch immer so gesund war, wie zuvor. Also nahm sie Abstriche, um sie später im Labor auf jegliche Krankheiten testen zu können.

»Möchtest du auch eine Urinprobe abgeben?«, fragte die Blondine nach, als sie mit der Untersuchung soweit fertig war.

Ohne zu zögern hielt Sakura ihr die ausgestreckte Hand entgegen. »Becher.«

Als sie diesen erhalten hatte, verließ sie den Raum, um auf die Toilette zu gehen. Schweigend sah Tsunade ihrer Schülerin hinterher, wie sie ohne Scheu oder Anzeichen von Scham im anliegenden Badezimmer verschwand. Anscheinend schien die Begegnung mit dem Uchiha sie doch mehr beeinflusst zu haben, als vorher angenommen. Allerdings ging die Godaime nicht davon aus, dass dies etwas Schlechtes darstellte. Er schien ihr Rückhalt zu geben und sie nicht nur mental zu stärken. Iie, er unterstützte auch ihr Selbstvertrauen; sie fühlte sich in ihrer Haut zunehmend wohl, das konnte die Senju deutlich wahrnehmen. Und es bestärkte sie in ihrem Beschluss, den Uchiha endlich nach Hause zu holen. Insofern er dies wollte. Doch auch in diesem Punkt machte sich die Blondine nicht allzu viele Sorgen. Immerhin hatte das Dorf, was er so sehr begehrte wie das eigene Leben: Haruno Sakura.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Inara
2017-02-15T20:42:36+00:00 15.02.2017 21:42
Beide brauchen und verdienen einander. Hoffentlich geht es gut. Sollte Saku die Wahrheit über das Massaker erfahren wird sie sicher für die Rehabilitierung kämpfen. Das könnte sehr gefährlich werden.
Neji ist momentan die größte Gefahr. Er wird nicht locker lassen. Vielleicht kann Naru ihn weiter ablenken.
Antwort von:  Victualia
16.02.2017 05:38
Es wird noch so einiges passieren, was sie möglicherweise in Gefahr bringt ...
Ja, Neji ist im Moment etwas (sehr) besorgt/eifersüchtig, aber ich verspreche, es wird sich wieder ein wenig bessern ;)
Liebe Grüße
Von:  jillianZ
2017-02-14T10:41:44+00:00 14.02.2017 11:41
Kann mich denn anderen nur anschließen. Einfach wundervoll. Lg ❤
Antwort von:  Victualia
14.02.2017 12:25
Freut mich, dass es dir gefallen hat :)
Liebe Grüße
Victualia
Von:  Anitasan
2017-02-14T07:05:44+00:00 14.02.2017 08:05
Wundervoll, einfach wundervoll.
Mir tut Itachi leid, er hat so viel erleiden und erdulden müssen.
Seine Vergangenheit lastet wie ein schwerer Stein auf ihm, den er allein schier nicht zu tragen vermag.
Wird Sakura ihm helfen können, diese Last zu mildern?
Mach weiter so, das Kapitel war einfach genial.
Gruss Anitasan
Antwort von:  Victualia
14.02.2017 08:56
Ich danke dir für deinen lieben Zuspruch. Schön, dass dir bis jetzt alles zu gefallen scheint :)
Ob sie es mildern wird, oder überhaupt kann, das werden wir noch sehen. Auf jeden Fall aber wird sie für die Gerechtigkeit einstehen und alles in ihrer Macht-stehende versuchen, dass sein Ruf wiederhergestellt wird. Das stand für mich, von Anfang an, fest.
Ich glaube, ich hab schon wieder ein wenig zu viel verraten :D
Liebe Grüße
Victualia
Antwort von:  Anitasan
14.02.2017 09:00
Mach dir keinen Kopf, ich kenne Itachis Vergangenheit sehr genau.
In meinen Geschichten versuchen ich ihn auch immer zu rehabilitieren.
Und selbst wenn du den Ausgang der Geschichte mir verraten würdest, ich würde sie dennoch bis zu Ende lesen.
Schon allein dessen weil mich die Spannung in jedem Kapitel wahsninnig mitreist und das ändert sich nicht, selbst wenn ich schon wissen würde was passiert.
Allein deine Ankündigung von ncoh ein paar Lemons macht mich neugierig und süchtig.
So jetzt kennst du mein Geheimnis.
Lg Anitasan
Antwort von:  Victualia
14.02.2017 09:22
Ich finde, es ist wichtig, dass jemand für Itachi kämpft, selbst wenn er schon vor langer Zeit aufgegeben hat.
Schön, dass die Spannung nicht abreißt - davor hab ich immer am meisten Angst :D
Sie sehen sich ja jetzt wie lange? Zwei, drei Tage? Und allein dafür hab ich schon drei Lemons geschrieben. Den einen ja jetzt schon veröffentlicht. Also kommen in den nächsten Tagen noch mindestens zwei.
Aber ich versuche trotzdem, das Merkmal auf die Handlung zu setzen, deswegen hat es auch 50000 Wörter gebraucht, ehe ich den ersten Lemon geschrieben habe. Es musste sich erst etwas entwickeln, und aus reiner Anziehungskraft wollte ich es nicht entstehen lassen ... das wäre zu einfach gewesen.
Man merkt vielleicht, ich bin absoluter Lemon-Fanatiker. Jede meiner Fanfiktions und Geschichten haben mindestens einen drin. Dennoch liegt bei mir der Schwerpunkt auf der Handlung ;)
Liebe Grüße
Victualia
Antwort von:  Anitasan
14.02.2017 09:30
Dann musst du mal unbedingt meine FF´s lesen.
In fast jedem ist ein Lemon enthalten und momentan schreieb ich noch an einem FF indem jedes Kapitel adult ist.
Du siehst, du bist nicht allein mit dem Fanatismus.
Lg Anitasan
Antwort von:  Victualia
14.02.2017 09:37
Ich werde auf jeden Fall vorbeischauen, wenn meine Prüfungsphase vorbei ist ;) Und natürlich auf fleißig kommentieren.
Liebe Grüße
Victualia
Antwort von:  Anitasan
14.02.2017 09:37
Wow, danke. ich freu mich jetzt schon. LG
Von:  Scorbion1984
2017-02-14T06:42:57+00:00 14.02.2017 07:42
Oh oh ,ich wünsche den Beiden so sehr das sie glücklich werden !
Neji interessiert für Sakura,na der könnte mit seiner Art auch als Uchia durchgehen !
Naruto hält also sein Wort ,er schützt Sakura mit jeder Faser seines seins !
Was bezweckt die Hokage mit Sakuras Mission ,eigentlich hätte sie voraussehen müssen was sich zwischen den Beiden entwickelt !
Antwort von:  Victualia
14.02.2017 08:52
Ich denke, das wünschen sich viele (, die dieses Pairing hypen) ;)
Ja, Neji ist meiner Meinung nach ein wenig OOC geraten. Ich hoffe, das kann ich im Laufe der Fanfiktion wieder ein wenig ausmerzen.
Ich liebe einfach den Vergleich, dass Naruto und Sakura im Laufe ihrer Zusammenarbeit, sich wie Bruder und Schwester ansehen. Also seitens Naruto keine romantischen Gefühle mehr bestehen ...
Hätte sie das wirklich voraussehen MÜSSEN? Immerhin war Sakura bis zu diesem Zeitpunkt immer überkorrekt. Wer hätte so etwas erwartet?
Liebe Grüße
Victualia


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