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Vocaloid Story

von

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IA

Wir sitzen jetzt schon eine ganze Weile in dem verschlossenen Raum. IA hat sich noch kein einziges mal bewegt, sondern beobachtet uns die ganze Zeit wie ein Tiger auf der Jagd. Len und mir hingegen wird langsam langweilig.

"MEIKO würde jetzt sicher irgendeinen lustigen Einfall haben..." murmel ich vor mich hin."Wir könnten doch irgendwas spielen... meinte dieser Typ nicht, dass sie Schachmeisterin ist?", fragt Len und deutet mit dem Daumen auf IA. "Hey!",rufe ich ihr zu:"willst du uns nicht beibringen, wie man Schach spielt?" "Nein, nein! Ich möchte lieber Karate lernen!",ruft Len dazwischen.

Es ist zwar kaum merkbar, aber langsam wird IA unsicher. Sie schaut uns irritiert an und errötet sogar ein bisschen. Irgendwie ist sie ja ganz niedlich, wenn sie einen nicht gerade eiskalt mustert.

"Wir können ja schlecht weglaufen, solange du im Raum bist, also sollte es doch kein Problem geben, oder?", versuche ich ihr etwas Mut zu machen. Vorsichtig läuft sie zum Schrank, der fast das einzige Möbelstück im Zimmer ist und holt ein altes Schachspiel. Ihre Augen glänzen begeistert, während ihr Gesicht sich nicht verändert. Behutsam baut sie das Brett auf.

"Bauer, Springer, Läufer, Turm, Königin, König", stellt sie uns die Figuren mit leiser Stimme vor. Anschließend beginnt sie die Regeln zu erklären, bei denen ich irgendwann den Faden verliere. Darf der Läufer nun diagonal oder gerade gehen? Oder beides?...ne, das war die Königin!...oder?

Len scheint jedoch alles verstanden zu haben und spielt nur etwas später seine erste Partie gegen IA. Leider endet sie nach nur einpaar Zügen, mit Len als Verlierer.

"IA, wohnst du hier gemeinsam mit Kazuya?" Sie nickt und beginnt die Schachfiguren wieder einzuräumen, nachdem Len keine Lust mehr hat. "Und, was ist dein Lieblingsessen?" sie zuckt mit den Schultern. "Ähm, okay... deine Lieblingsfarbe?" sie zuckt mit den Schultern. "Dann...deine Lieblingsmusikrichtung?!" Sie zuckt schon wieder mit den Schultern. "Hast du denn gar keine Meinung zu etwas?", frage ich etwas verzweifelt.

"Ich mag Schach.", erwidert sie kurz angebunden. "Aha..." Ich gebe es erstmal auf und probiere es anders:"Spielst du mit Kazuya immer Schach?" Sie schüttelt langsam den Kopf. Erstaunt blicke Len und ich uns an"Mit wem denn dann?", fragen wir wie aus einem Munde. "Alleine",antwortet IA fast flüsternd. "Hast du denn keine Freunde, die etwas mit dir machen?" Sie schüttelt abermals ihre zerzausten Haare. "Was?! Wirklich niemanden?" Ich werde ein bisschen traurig bei dem Gedanken daran, dass dieses Mädchen so einsam ist, dass sie immer mit sich selbst Schach spielen muss.

"Weißt du, Len und ich wohnen in einem Wohnheim mit ganz vielen anderen Vocaloids. Wenn du willst kannst du uns ruhig besuchen und dann können wir ganz viele Spiele zusammen spielen. Alles, was du magst." Ich lächle ihr aufmunternd zu. Langsam beginnt das Eis zu schmelzen, denn es kehrt wieder dieser verräterische Glanz in ihre Augen zurück. Vorsichtig nickt sie und ich meine sogar ein kleines Lächeln über ihre Lippe huschen zu sehen.

Die Zeit vergeht, in der wir versuchen irgendwie aus IA ihre Interessen heraus zubekommen. Aber sie ist sehr eigen. Sie mag nicht lesen, sie kann nicht essen und ist auch sonst ziemlich verschwiegen.

"Wie hältst du es nur aus, nie Musik zu hören?", frage ich sie ungläubig, worauf hin sie nur zur Seite guckt. "Weißt du denn überhaupt, was es alles für Musikstile gibt?!" Len beginnt einpaar aufzuzählen:"Jazz, Rock, Pop..." "Das klingt ungefähr so...",füge ich hinzu und beginne zu jeden Stil eine kleine Melodie zu summen. Len steigt bald mit ein. IA schaut uns erst neugierig zu, beginnt dann sogar ein wenig mit dem Kopf zum Takt zu nicken.

Len und ich greifen jeweils nach einer ihrer Hände und ziehen sie hoch, um mit uns im Kreis zu tanzen. Sie ist sichtlich überfordert von uns. "Und jetzt du IA!",rufe ich ihr zu. Sie holt tief Luft und singt eine sehr hohe Note so laut und perfekt, dass Len und ich die Augen aufreißen. "Wow! Das war ja der Hammer!", ruft Len. "Sie scheint wohl wirklich in allem gut zu sein!", stimme ich ihm zu.

Wir haben gar nicht gemerkt, dass es immer später und später wurde. Nun ist es schon fast Nacht und Len und mir geht langsam der Akku aus. IA scheint davon nicht betroffen zu sein.

Müde lehne ich meinen Kopf an Lens Schulter, der sich wieder hingesetzt hat. Ich würde so gerne noch weiter mit IA reden, vielleicht wäre sie sogar bereit uns mehr über Kazuya und den Hersteller zu erzählen, aber ich versinke schon in Dunkelheit.

Am nächsten morgen schrecke ich hoch. Heute ist das Konzert! Ich stehe auf und versuche zur Tür zu laufen, bleibe aber an einem Kabel, das aus meinem Arm kommt hängen. IA wollte uns wohl etwas gutes tun und hat für uns beide einen neuen Stromanschluss gebastelt. Nun ist sie aber verschwunden. Ich reiße den Stecker heraus und rüttle an der Türklinke herum. Sie lässt sich aber nicht öffnen.

Len wacht ebenfalls auf und versucht mich zu beruhigen.

Plötzlich öffnet sich die Tür und IA kommt herein. "Du musst uns raus lassen, bitte! Heute ist doch das Konzert.", flehe ich sie traurig an, aber sie schüttelt bedauernd den Kopf. "Wieso hilfst du ihm alles zu ruinieren? Wir können dich doch bei uns aufnehmen und dich vor ihm beschützen...",versucht Len sie ebenfalls zu überzeugen.

Sie schaut uns kurz unentschlossen an und umarmt uns dann stürmisch. "Ihr seid meine einzigen Freunde", sagt ihre zarte Stimme. "...deshalb habe ich mich entschieden, euch zu erzählen, warum ich das tun muss."



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